Bayern:
Deutsche Bundesbahn und Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (GdED)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 25.9.2010

Diese wie immer unvollständige Darstellung behandelt einleitend das Zugunglück von Aitrang (vgl. 22.2.1971, 12.5.1971) und in diesem Zusammenhang auch die Arbeitsbedingungen der Lokführer der Deutschen Bundesbahn (vgl. März 1971), auf die auch später wieder anlässlich von Eisenbahnunglücken eingegangen wird (vgl. 24.11.1973).

Während die Lokführer oft in der Gewerkschaft der Lokführer (GdL) organisiert waren, war die Masse der Beschäftigten der deutschen Bundesbahn in der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands (GdED), wobei derzeit eine separate Darstellung vorliegt für die GdED München und das Bundesbahnausbesserungswerk Freimann, wobei auch dort aus anderen teilen Bayerns von der bahn berichtet wird (vgl. Feb. 1973).

Von der GdED und ihren Mitgliedern können hier bisher Hinweise auf oppositionelle Aktivitäten erschlossen werden aus Alt-Ötting (vgl. 1.7.1972), Landshut (vgl. Okt. 1975, Dez. 1975), Nürnberg (vgl. 28.1.1974, 6.2.1974, 16.2.1974, 27.2.1974, 27.4.1977), Regensburg (vgl. 14.11.1972, 1.5.1973, 29.1.1974) und Weiden (vgl. Feb. 1974, 18.2.1974, März 1977, 1.5.1977), wobei aber vermutlich in keinem dieser Orte linke Betriebsgruppen bei der Deutschen Bundesbahn bestanden haben.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

02.09.1971:
In Aitrang sterben bei einem Zugunglück 28 Menschen, 35 werden verletzt.
Quelle: Roter Morgen Nr.8,Hamburg Aug. 1971,S.4

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22.02.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet vermutlich aus dieser Woche aus dem Ostallgäu (vgl. 9.2.1971):"
EISENBAHNUNGLÜCK AITRANG

Über die wahren Hintergründe des Eisenbahnunglücks in Aitrang, das 29 Menschenleben und viele Verletzte forderte (…) kommt jetzt immer mehr an's Tageslicht.

Die Bewohner von Aitrang und die Arbeiter und Angestellten der Bundesbahn berichten folgendes über die mangelnden Sicherheitsvorkehrungen bei der Bundesbahn:

Es besteht die Möglichkeit, bei gefährlichen Kurven eine Automatik einzubauen, die die Geschwindigkeit automatisch senkt. Diese Automatik gibt es auch schon in einigen Fällen. Ein Vertreter der Bundesbahn erklärte in 'Report' auf die Frage, warum dies im Fall Aitrang nicht geschehen sei: in Aitrang, das ist doch keine gefährliche Kurve.

Der stellvertretende Leiter des Sanitätszuges von Aitrang dagegen sagt: 'Wir haben früher immer wieder in dieser Kurve Katastrophenübungen durchgeführt und zusammen mit der Bundesbahn den Abtransport von Verletzten durchexerziert. Jetzt ist daraus traurige Wirklichkeit geworden. Ich hab's schon immer gewußt, daß hier noch einmal ein Schnellzug aus den Gleisen springen wird.' Andere Bewohner erklären: 'Die Bahn hat dort seit 20 Jahren laufend Messungen durchgeführt, ohne etwas zu ändern!' Auf die Frage, ob nicht schon an eine Begradigung dieses Streckenabschnitts gedacht worden sei, erklärt Bundesbahnvizepräsident Doll von der Bundesbahndirektion Augsburg: 'Leider fehlt uns dazu das Geld.'

Offenbar 'fehlt' der Bundesbahn, die ja in Händen der SPD-Regierung ist, auch das Geld für ausreichendes Personal. Die Gewerkschaft fordert seit einiger Zeit einen zweiten Mann auf der Lok. Die Bundesbahn wehrt sich dagegen, weil das 'zu teuer ist'. Daß dieser zweite Mann die Sicherheit der Kollegen und der Fahrgäste bei der Bundesbahn aber wesentlich erhöhen würde, zeigt folgende Schilderung eines Lokführers: 'Gelegentlich muß ich diesen Zug fahren, wenn ich schon 7, 8 oder 9 Stunden Dienst hinter mir habe. Wenn dann Nebel dazu kommt, schwimme ich. Dann kommt es vor, daß mich auf einer 100 km langen Strecke 15 - 20 mal die Sifa-Hupe (Sicherheitsfahrschaltung) wenige Sekunden vor einer Zwangsbremsung vor dem Einnicken bewahrt. Gegen diese Gefahr hilft nur ein zweiter Mann auf der Lok.'

Zusätzlich treibt die Bundesbahn dann noch die Kollegen an, um ihren Zeitplan einzuhalten und ja keinen Profit zu verlieren. Selbst dichtester Nebel und heftigstes Schneetreiben sind keine ausreichenden Entschuldigungsgründe für 'Bummelei'. Ein Kollege erzählt: 'Die Bundesbahn steht auf dem Standpunkt: Ihre Signalanlagen, die technischen Sicherheitsvorkehrungen und die Dienstvorschriften für die Lokführer reichen aus, auch bei widrigsten Witterungsverhältnissen, in der Marschtabelle zu bleiben. Ich werde zum Teil sogar durch mein Lichtsignal 'Kürzeste Fahrzeit einhalten' zu überhöhter Geschwindigkeit angetrieben.' Und Vertreter der Gewerkschaft der Lokomotivbeamten (GDL): 'Man kann ruhig sagen, wir werden mit der Peitsche angetrieben. Niemand sagt etwas, wenn wir unsere Höchstgeschwindigkeit überschreiten, um Rückstände aufzuholen. Aber wenn etwas passiert, werden wir zur Verantwortung gezogen.'

Wie die Bundesbahn-Führung jedoch reagiert, wenn die Kollegen 'bummeln' zeigt der folgende Fall: Ein Lokführer wurde entlassen, weil sein Zug neun Minuten zu spät im Zielbahnhof einlief. Der Lokführer erklärte, er sei übermüdet gewesen und habe deshalb eine halbe Stunde Pause machen müssen. Die Bundesbahn nannte das ein Dienstvergehen und warf ihn raus.

Diese unzureichenden Sicherheitsvorkehrungen und die Arbeitshetze haben natürlich zur Folge, daß sich die Unfälle ständig häufen: im letzten Jahr brachten sie 516 Tote. Das sind 50% mehr als vor zwei Jahren!"
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.21 und 40,Bochum 17.3.1971 bzw. 26.5.1971,S.6f bzw. S.8; Rote Fahne Nr.4,Bochum 1.3.1971,S.*

März 1971:
Die Nr.9 der Münchner 'Kommunistischen Arbeiter Zeitung' (KAZ - vgl. Feb. 1971, Apr. 1971) der ABG berichtet u.a. vom Zugunglück in Aitrang und den Arbeitsbedingungen der Lokführer und Bus- und Taxifahrer.
Q: Kommunistische Arbeiter Zeitung Nr.9,München März 1971

12.05.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet vom Fluglotsenstreik (vgl. 6.5.1971, 13.5.1971):"
DIE FORDERUNGEN DER FLUGLOTSEN

Im Verein mit den Gewerkschaftsbonzen kriminalisiert und verhetzt die SPD-Regierung diesen Streik, der sich objektiv gegen die vom Staat aus Profitgründen aufrechterhaltenen Mißstände im Flugverkehr richtet.

Wie jeder Kapitalisten verfährt der monopolkapitalistische Staat unter der SPD-Regierung: er verschärft die Arbeitshetze und spart Geld ein, wo immer er das kann.

Diese Politik der SPD-Regierung hat vor wenigen Monaten beim Eisenbahnunglück in Aitrang (vgl. 22.2.1971,d.Vf.) 29 Menschen das Leben gekostet. Obwohl seit zwanzig Jahren bekannt war, wie groß das Unfallrisiko auf einem Teilstück der Gleise war, unternahm die Bundesbahn nichts, die Strecke zu sichern (…)."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.40,Bochum 26.5.1971,S.8

01.07.1972:
In Alt-Ötting führt das Vietnamkomitee für Frieden und Befreiungskampf (VKfFuB) heute eine Demonstration durch:"
Insgesamt folgten etwa 300 Menschen dem Aufruf des Vietnamkomitees und demonstrierten am 1. Juli in Altötting gegen den verbrecherischen US-Krieg und für die gerechten Forderungen der Indochinesischen Völker mit dem vietnamesischen Volk an der Spitze. … Es gelang, eine Reihe von Gewerkschaftern aus der Gewerkschaft ÖTV, aus der Eisenbahnergewerkschaft, sowie die DKP, die SDAJ und die Sympathisantengruppe der Arbeiter-Basis-Gruppen für die Unterstützung der Demonstration zu gewinnen. Sie alle unterstützen aktiv die Vorbereitungen der Demonstration und die Aufklärung der Bevölkerung. … Weiterhin unterstützt wurde die Demonstration durch Freunde und Kollegen aus München, Regensburg und Passau."
Q: Roter Widerdruck Nr.11,München Juni 1972; Kommunistische Arbeiter Zeitung Nr.24 und 25/26,München Juni 1972 bzw. Juli/Aug.1972; Auf Draht Nr.16/17,München Juli/Aug. 1972; Arbeitersache Nr.21,Regensburg Juni 1972; Vietnam-Komitee für Frieden und Befreiungskampf:Amis raus aus Indochina,München 1972; Roter Landbote Nr.4,Altoetting Juni 1973,S.6

14.11.1972:
In Regensburg tritt Franz-Josef Strauß (CSU) auf.
Unter Beteiligung der ABG, Mitgliedern der DPG und GdED, Jungarbeitern aus DruPa und IGM, nicht aber von der DKP, wird auch hier wie in München (vgl. 13.10.1972) und Passau (vgl. 28.10.1972) dagegen protestiert.
Q: Kommunistische Arbeiter Zeitung Nr.30,München Dez. 1972; Münder,R.:Wer ist gegen Strauß?,Regensburg o.J. (1972); Roter Widerdruck Nr.16,München Nov. 1972; Der Konradsiedler Nr.2,Regensburg Dez. 1972; Arbeitersache Nr.26,Regensburg Nov. 1972

Februar 1973:
In München gibt die ABG-Betriebsgruppe beim Bundesbahn-Ausbesserungswerk Freimann die Nr.5 ihres 'Roten Weichenstellers' (vgl. Jan. 1973, März 1973) heraus. Berichtet wird auch vom Bahnhof in Neuburg an der Donau.
Q: Roter Weichensteller Nr.5,München Feb. 1973,S.3

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01.05.1973:
In Regensburg führen die ABG eine Maiveranstaltung in der Eisenbahnergaststätte in der Margarethenstraße durch. An der Demonstration beteiligen sich, laut ABG, 250 Personen.
Q: Kommunistische Arbeiterzeitung Nr.34,München Apr. 1973; Arbeitersache Nr.31,Regensburg Apr. 1973; Der Konradsiedler Nr.7,Regensburg Mai 1973; Roter Schrittmacher Nr.9,Regensburg Mai 1973

24.11.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr.46 (vgl. 17.11.1973, 1.12.1973) heraus. Aus Bayern wird auch berichtet über Lokführer.
Q: Roter Morgen Nr.46,Dortmund 24.11.1973,S.8

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28.01.1974:
Die Gruppe Arbeiterstimme (vgl. 18.5.1974) berichtet vermutlich aus dieser Woche, dass sich in Nürnberg fast 5 000 Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes im Rahmen der Tarifrunde (ÖDTR) an einer Demonstration der DPG (5 800 Mitglieder), der GdED (1 460 Mitglieder) und der ÖTV (17 000 Mitglieder) auf dem Kornmarkt beteiligen.
Q: Arbeiterstimme Nr.2,Nürnberg 18.5.1974

29.01.1974:
In Regensburg beteiligen sich, laut AB, ca. 400 Angehörige von ÖTV, GdED, DPG und DAG an einer Kundgebung vor dem DGB-Haus anläßlich der Tarifrunde im Öffentlichen Dienst.
Q: Der Konradsiedler Nr.16,Regensburg Feb. 1974; Rund um den Dom Nr.4,Regensburg Feb. 1974

Februar 1974:
Der AB OG Weiden (vgl. 18.2.1974) berichtet vermutlich u.a. aus dem Februar aus dem GdED-Bereich vom Bundesbahn-Ausbesserungswerk (DB-AW):"
AW: GEHT DOCH RÜBER!

Im AW gibt es nur einen sehr kleinen Teil von Kollegen, die jeden Monat die KOMMUNISTISCHE ARBEITERZEITUNG (KAZ,d.Vf.) kaufen und lesen oder die mit einem 'Grüß Gott und Dankeschön' den ROTEN SCHLÜSSEL von unseren Verteilern freundlich entgegennehmen. Diesen Kollegen gilt zunächst unser Dank, daß sie zum Teil seit Monaten treu unsere Leser geblieben sind und die Nachrichten unserer Zeitungen auch im Werk geduldig bei den weniger fortschrittlichen Kollegen weitererzählen.

An den großen Teil der anderen Kollegen wenden wir uns heute, an den Teil, der den Verteilern immer wieder und meist nicht sehr höflich, geschweige denn freundlich sagt: 'Geht doch rüber!' oder 'Schleicht euch!' usw.

Kollegen, Ihr meint wohl, weil Ihr so hoch (und darüber freun wir uns) in der GdED organisiert seid, daß Ihr deswegen schon Mords-Pfundskerle von klassenbewußten Arbeitern seid, daß Ihr allen Grund zur Zufriedenheit bei Euch im Betrieb haben könnt, daß Ihr den Sprüchen der Mehrzahl Eurer Personalräte blindes Vertrauen schenken könnt.

Zufrieden, stolz, eingebildet sein? Ja, worauf denn?

Ihr, die Ihr uns sagt: 'Geht doch rüber!', Euch sagen wir heut das gleiche: Geht doch rüber, aber zum Personalrat im AW! Oder haltet Ihr es etwa für richtig, wie bei uns der Großteil der Scheißhäuser (keinen andren Namen verdienen sie!) ausschaut, daß dort nur einmal die Woche gscheit sauber gemacht wird? Daß oft kein Papier da ist, so daß man sich irgendwo ein paar Fetzen zusammenklauben muß? Haltet Ihr es etwa für richtig, daß ein Betrieb, der so gut organisiert ist und kampfstark sein KÖNNTE, Hallen hat, durch die der Wind nur so reinpfeift, weil die Fensterscheiben draußen sind, oder weil die Türen nicht dichten? Ist es etwa normal, daß Kollegen, die jetzt im Freien arbeiten müssen, nur selten heißen Tee und zwar zweimal am Tag bekommen, so wie das in vielen Betrieben im Winter, zum Teil öfter als zweimal am Tag, zum Teil sogar Tee mit Rum, durchgesetzt worden?

Geht doch rüber! Aber mal zum CSU- … (eine Zeile unleserlich,d.Vf.) nung, wenn viele CSU-Mitglieder sich jetzt für ein allgemeines Streikverbot für Beschäftigte von Bahn, Post (DPG-Bereich,d.Vf.) und Öffentlichem Dienst (ÖD, ÖTV-Bereich,d.Vf.) stark machen wollen?

Geht doch rüber! Aber mal zum SPD-Büro! Haut doch mal dort auf den Tisch? Oder stimmt Ihr etwa damit überein, daß der Willy Brandt Euch vor der ganzen westdeutschen Bevölkerung für die Preissteigerungen verantwortlich machen will, weil Ihr jetzt angeblich so hohe Löhne bekommen werdet, nach den 11%?

Geht doch rüber! Aber mal zum Gewerkschaftshaus! Oder haltet Ihr es für richtig, daß die Gewerkschaftsspitze die meisten Bahner dazu verdonnert hatte, daß die andren Kollegen beim Streik für uns die Kastanien aus dem Feuer holen mußten? Daß wir uns von den Kollegen Angestellten was vormachen lassen mußten, von den Angestellten, auf die doch viele von Euch als die 'Federfuchser aus den Büros' verächtlich herabsehn? Daß der Kollege Trautner uns den 'Erfolg' der 11% jetzt im nachhinein schmackhaft machen will? Wo wart Ihr denn, als es darum ging, die Forderung auszuarbeiten?

Wir schließen uns auf gar keinen Fall dem saudummen Gewabel mancher Kollegen 'Wer nix kann, geht zur Bahn!' an. Denn Mut und Kampfkraft haben die Bahner schon immer gehabt, wie die Geschichte der Arbeiterbewegung zeigt, in der die GdED und die Eisenbahner einen ruhmreichen Platz haben.

Aber Ihr, Kollegen, Ihr im AW macht Euch und der Geschichte Eurer Gewerkschaft so jedenfalls nicht allzu viel Ehre, solange Ihr aus Muffe vor der Werkleitung und den reaktionären Hetzern unter den Kollegen unsere Zeitungen wie des Teufels Gebetbuch betrachtet, und solange im Betrieb weiterhin Grabesstille ist. Oder meint Ihr etwa, wenn Ihr die zum Teil noch sehr jungen Genossinnen, die unsere Zeitungen verteilen, anstreitet, daß Ihr Euch damit als klassenbewußte Mannsbilder beweist?"
Q: Der Rote Schlüssel,Weiden Jan./Feb. 1974,S.10

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06.02.1974:
In der Nr.6 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 30.1.1974, 13.2.1974) befaßt sich die KPD u.a. mit der Tarifrunde im ÖD in Nürnberg, wo die eigene Sympathisantengruppe eingreift, bei Bahn, Post, der Müllabfuhr und den Städtischen Kliniken.
Q: Rote Fahne Nr.6,Dortmund 6.2.1974

16.02.1974:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' Nr.7 (vgl. 9.2.1974, 23.2.1974) heraus. Berichtet wird auch aus Nürnberg über Lehrlinge im Bahnhof.
Q: Roter Morgen Nr.7,Dortmund 16.2.1974

18.02.1974:
Die Ortsgruppe Weiden des AB gibt vermutlich in dieser Woche eine Ausgabe ihres 'Roten Schlüssels' - Stadt und Land gemeinsam gegen das Monopolkapital! -, die überbetriebliche Zeitung der Ortsgruppe mit dem folgenden Leitartikel zum Abschluß der ÖDTR (vgl. 14.2.1974) der ÖTV, DPG und GdED heraus:"
15% - NICHT RUNTERGEHN!

Der Streik bei ÖTV, Post und Eisenbahn wurde mit 11% und mindestens 170 Mark beendet.

Der 11%-Abschluß reicht nicht aus, um das Realeinkommen auch nur zu halten.

Die Mindesterhöhung von 170 Mark ist ein Erfolg des guten Kampfs der Kollegen, die auch bei uns in Weiden tapfer gestreikt haben. Das Zugeständnis von 11% und 170 Mark ist der Kapitalistenklasse und ihrer Regierung nicht sooo schwer gefallen. Es sieht nach viel aus, vor allem die 170 Mark. Für die allergrößte Mehrheit der Kollegen bedeutet das aber verdammt wenig. Denn die verdienen mehr als 1 500 Mark brutto. Rechnet doch mal selbst nach, wieviel durch die höhere Steuerprogression noch echt in Zukunft mehr unter dem letzten Strich auf dem Lohn- oder Gehaltszettel stehen wird!

Und unsere Löhne sind niedriger!

Wie bei der ÖTV, so gibt es auch in unseren Bereichen jetzt nur eine Möglichkeit: Kampfmaßnahmen für 15% und eine gescheite Mindestforderung in Mark und Pfennig. Die Diskussionen um die sehr notwendige Mindestforderung laufen in unseren Betrieben. Die Drucker-Kollegen (DruPa-Bereich,d.Vf.), die ihre Kampfbereitschaft und ihre Kampfstärke vom letzten Jahr noch in bester Erinnerung haben, fordern zum Beispiel als das Mindeste für die Absicherung des Lohns und des Lebensstandards 220 Mark.

Aber machen wir uns nichts vor: So notwendig diese Mindestforderung für uns ist, so hart wird es für uns werden, sie durchzusetzen. Denn die Kapitalisten in unseren Bereichen werden alles versuchen, sogar noch unter 11% abzuschließen. Wir werden noch härter kämpfen müssen, wenn wir uns nicht zum Gespött der Unternehmer machen lassen wollen., wenn wir zurückstecken oder stillhalten.

Lassen wir uns von unserem berechtigten Kampf nicht abhalten, durch Zauderer oder Radlfahrer oder auch Spalter in unseren eigenen Reihen! Lassen wir uns nicht abhalten durch die Versprechungen und Täuschungsmanöver der Regierung und ihrer sauberen Brüder innerhalb der Gewerkschaftsspitze! Lassen wir uns nicht einschüchtern durch Drohungen der Unternehmer, durch ihr Krisengejammer sogar von den Herren über Banken und Konzerne, die im Augenblick im allgemeinen noch nicht den mindesten Grund dazu haben!

Denken wir dran und ziehn wir die Lehre draus: Die Großkonzerne haben im letzten Jahr zum Teil nach eigenen Angaben bis zu 400% Umsatzsteigerung, bis zu 94% Profitsteigerung gemacht! Es gab bisher noch keine Tarifrunde, wo die Kapitalisten vorher nicht genauso gejammert hätten! Die Regierung hat bisher noch in jedem Jahr Stabilität versprochen. Aber sie hält ihr Versprechen nicht, und sie kann es nicht halten, weil es der ganze Kapitalismus nicht halten kann. Kapitalismus ist Krise. Da gibts nichts zum Rütteln. Die Regierung spricht von Maßhalten und Einschränken. Die Herrschaften selbst aber erhöhen sich ihre gehälter in manchen Posten um sage und schreibe 48%! Sie sagen Reform und Sozialstaat. Sie kürzen die Mittel für den sozialen Wohnungsbau, sie kündigen Erhöhungen für Gas (wie erst vor kurzem wieder bei uns in Weiden), für Strom, Wasser, Post, Fernsehen und Eisenbahn an. Sie spielen wieder mit dem Gedanken, die Mehrwertsteuer zu erhöhen, die Lohnsteuer auf dem Umweg über den Konjunkturzuschlag zu erhöhen usw.

Da KANN es für uns doch nur eine Antwort geben, und die heißt:
Nicht stillhalten!
Nicht zurückstecken!
Für eine richtige Mindesterhöhung!
Für die vollen 15%!"
Q: Der Rote Schlüssel o.Nr.,Weiden Jan./Feb. 1974

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27.02.1974:
Die Gruppe Arbeiterstimme gibt ihre 'Arbeiterstimme' (ARSTI - vgl. 3.12.1973, 18.5.1974) Nr.1 heraus. Aus Nürnberg wird auch berichtet von der GdED aus dem Ortsverein und vom DB-Ausbesserungswerk.
Q: Arbeiterstimme Nr.1,Nürnberg 27.2.1974

15.06.1975:
Der AB gibt die Nr.63 seiner 'Kommunistischen Arbeiter Zeitung' (KAZ) (vgl. 1.6.1975, 29.6.1975) heraus und berichtet auch von der Deutschen Bundesbahn in München, in Dachau, München-Riem, München-Allach, Bruckmühl und in Warngau.
Q: Kommunistische Arbeiterzeitung Nr.63,München 15.6.1975

Oktober 1975:
Die Nr.11 der trotzkistischen 'Voran' (vgl. Juni 1975, Dez. 1975) erscheint und berichtet auch aus der GdED Landshut.
Q: Voran Nr.11,Köln Okt. 1975

Dezember 1975:
Die Nr.12 der trotzkistischen 'Voran' (vgl. Dez. 1975, Feb. 1976) erscheint vermutlich im Dezember und berichtet auch aus der GdED Landshut.
Q: Voran Nr.12,Köln o.J. (1975)

11.02.1976:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' (RF) Nr.6 (vgl. 5.2.1976, 18.2.1976) heraus. Von der Deutschen Bundesbahn (DB) wird u.a. berichtet über den Streckenabbau in Bayern sowie die Modernisierung in München.
Q: Rote Fahne Nr.6,Köln 11.2.1976

März 1977:
In Weiden gibt die Ortsgruppe des AB vermutlich im März eine Ausgabe des 'Roten Schüssels' heraus, die sich u.a. mit dem Bundesbahn-Betriebswerk und der Bundesbahn in Schwandorf befaßt.
Q: Kommunistische Arbeiterzeitung Nr.108,München 20.3.1977

27.04.1977:
Die Gruppe Arbeiterstimme-Mehrheitsgruppe (vgl. 26.6.1977) berichtet, dass sich heute in Nürnberg ca. 1 000 Beschäftigte des Bundesbahn-Ausbesserungswerkes (DB-AW) an einer Kundgebung der GdED vor dem DGB-Haus unter dem Motto "Rettet die Bahn!" beteiligen.
Q: Arbeiterstimme Nr.3/4,Nürnberg 26.6.1977

01.05.1977:
In Weiden beteiligen sich, laut und mit AB (vgl. 30.4.1977), an der DGB-Maiveranstaltung u.a. Beschäftigte des Bundesbahn-Ausbesserungswerkes und Berufsschüler.
Q: Kommunistische Arbeiterzeitung Nr.110 und 111,München 17.4.1977 bzw. 3.5.1977

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