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Landkreis Passau und Landkreis Rottal-Inn

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 1.12.2007

Aus den Landkreisen Passau und Rottal-Inn vorliegendes vereinzeltes örtliche Material und weitere Berichte über die Rote Schülerfront (RSF) Vilshofen wurden bisher nicht ausgewertet.

Der Landkreis Passau beherbergt den wohl bedeutendsten bundesdeutschen Graphitbergbau in Kropfmühl (vgl. Juli 1969, 1.3.1972), in Vilshofen hält Franz-Josef-Strauss von der CSU jährlich am Aschermittwoch seine Reden (vgl. 25.11.1970, 23.2.1972), die auch bei explizit Rechtsradikalen auf Zustimmung zu stoßen scheinen, so dass gar von einer 'Vilshofener Front' – analog zur Harzburger Front - die Rede ist. Die CSU scheint die Ausführungen ihres großen Vorsitzenden umgehend umzusetzen, eröffnet damit als erste Möglichkeiten des Privatrundfunks (vgl. 1.3.1972). Ein Jahr später kommt es in Vilshofen zum Protest der u. a. aus Passau und Regensburg angereisten Strauss-Gegner, nicht zuletzt vom Arbeiterbund und auch der Roten Schülerfront (vgl. Juni 1973).

Während von der Vietnamsolidarität in dieser, wie immer lückenhaften, Darstellung, nur aus dem Landkreis Passau über Komitees in Untergriesbach und Vilshofen berichtet werden kann (vgl. 14.8.1972), beeindruckt die VR China nicht nur Bürger des Landkreises Passau (vgl. Juni 1972), sondern auch im Landkreis Rottal-Inn bildet sich eine Initiative für eine Freundschaftsgesellschaft (vgl. 5.4.1974). Während es aus den beiden Landkreisen verschiedene Berichte über Bauern, Betriebe und gar Bauarbeiter-Streiks (vgl. Juni 1977) in der linken Presse gibt, wobei das AKW Simbach nur geplant wurde (vgl. 23.2.1977), bleibt Vilshofen vermutlich der einzige Ort, wo sich die von uns untersuchten Gruppen längere Zeit betätigten (vgl. 14.9.1973).



Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

Juli 1969:
Die IGBE (vgl. 3.10.1969) berichtet über von ihr abgeschlossene Tarifverträge aus dem Juli/August:"
Im Graphitbergbau Kropfmühl gibt es ab 1.Oktober 1969 5 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Eine weitere Einkommenssteigerung von 5 Prozent tritt ab 1.Januar 1970 in Kraft."
=Einheit Nr.19,Bochum 3.10.1969,S.1

25.11.1970:
Die Nr.53 des 'KND' der KPD/ML-ZB (vgl. 21.11.1970, 28.11.1970) erscheint. In "Faschistische Anschläge auf Gewerkschaftshaus" heißt es:"
Die Terroranschläge der faschistischen Organisation der Aktion Widerstand (AW,d.Vf.), der Europäischen Befreiungsfront (EBF,d.Vf.) und anderer sind Anschläge gegen die Arbeiterklasse und ihre Organisationen". Berichtet wird von solchen aus NRW aus Düsseldorf (vgl. 9.11.1970) und Krefeld (vgl. 9.11.1970):"
Die DKP setzt auch in Beantwortung dieser neuen Anschläge ihre falsche Theorie von der unmittelbaren Gefährdung der Demokratie in diesem Land fort: Als Antwort auf die Ereignisse von Würzburg und die faschistischen Drohungen von Strauß hat sie bei der Bundesanwaltschaft die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen Strauß wegen Hochverrats beantragt (Der Antrag wurde im übrigen inzwischen von der Bundesanwaltschaft abgelehnt) und wieder die SPD und die Gewerkschaftsführer aufgefordert, gemeinsam gegen die 'Vilshofener Front' vorzugehen."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.53,Bochum 25.11.1970

23.02.1972:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg gibt seinen 'Klassenkampf' Nr.18 (vgl. 18.2.1972, 2.3.1972) mit folgendem, aus Heidelberg (vgl. 24.1.1972) bezogenem, Leitartikel heraus:"
BRANTDS 'FRIEDENSPOLITIK' - WAFFE DES BRD-IMPERIALISMUS
...
Die CDU/CSU fürchtet, die Ostpolitik könne die innere ideologische Festigkeit der BRD gefährden, die vor allem auf dem Antikommunismus und der Verteufelung der Sowjetunion beruhte. Die CDU/CSU beschwört die 'Gefahr', daß durch die Ostpolitik der Kommunismus 'gesellschaftsfähig' wird, wie z.B. Strauß (FJS - vgl. S4.*.1972,d.Vf.) jetzt eben auf seiner Rede im bayrischen Vilshofen."
=Klassenkampf Nr.18,Freiburg 23.2.1972

01.03.1972:
Die Landes-SMV der allgemeinbildenden Schulen NRW (vgl. Juni 1972) berichtet unter der Überschrift "'Nicht nur schwarz, sondern tiefdunkelschwarz!' - Gefährdet das Bayerische Rundfunkgesetz die Pressefreiheit?" zunächst von den Wünschen Barzels nach Grundgesetzänderung, um DKP-Mitglieder aus dem öffentlichen Dienst entfernen zu können und fährt dann fort:"
In der gleichen Handlungsweise, wenn auch auf einem anderen Gebiet, verfuhr am 1.März die bayrische CSU, indem sie sich die am Aschermittwoch 1971 in Vilshofen ausgesprochenen Warnungen ihres Vorsitzenden Franz Josef Strauß 'vor einer roten Unterwanderung in Funk und Fernsehen' zu Herzen nahm, und in einem Schnellgesetzverfahren mit ihrer absoluten Mehrheit im bayrischen Landtag ein neues bayrisches Rundfunkgesetz verabschiedete."
=SMV-Press Nr.4,Münster Juni 1972,S.2

01.03.1972:
Die IGBE (vgl. 15.3.1972) berichtet:"
GRAPHIT

In der Geschäftstelle Südbayerns konnte nach schwierigen Verhandlungen für die Arbeitnehmer im Graphitbergbau Einkommenserhöhungen erreicht werden. Ab 1.März 1972 erhalten die Arbeiter eine Stundenlohnerhöhung von 30 Pfennig. Die Gehälter wurden um 65 DM pro Monat angehoben. Der Tarifvertrag läuft bis zum 31.Dezember 1972."
=Einheit Nr.6,Bochum 15.3.1972,S.4

Juni 1972:
Die Betriebsgruppe Druckindustrie der SBG Regensburg gibt ihren 'Roten Widerdruck' Nr.6 (vgl. Mai 1972, Juli 1972) heraus. Aus der 'Kelheimer Schülerzeitung' wird ein Artikel über die Reise von Ludwig Söldner aus Tittling in die VR China übernommen.
=Roter Widerdruck Nr.6,Regensburg Juni 1972

14.08.1972:
In Regensburg gibt die Betriebsgruppe AEG Sachsenwerk der SBG frühestens in dieser Woche ihren 'Roten Sachsenwerker' Nr.9 (vgl. 27.7.1972, Sept. 1972) heraus. Das eigene Vietnamkomitee für Frieden und Befreiungskampf (VKfFuB) übe seine Tätigkeit mittlerweile u.a. auch in Untergriesbach und Vilshofen aus.
=Roter Sachsenwerker Nr.9,Regensburg Aug. 1972

07.03.1973:
Heute tritt Franz-Josef Strauß (CSU) in Vilshofen auf.
Laut KHB/ML der ABG hören ihm 300 Personen, darunter 10 aus Vilshofen zu.

Zum Protest riefen u.a. die ABG in Regensburg und sowie die Anti-Strauß-Komitees (ASK) in München, Passau und Regensburg auf. An ihrer Demonstration bzw. Kundgebung beteiligen sich, nach eigenen Angaben, über 100 bis 150 Personen.

Die Siemens-Betriebsgruppe der SBG Regensburg der ABG (IGM-Bereich - vgl. 23.2.1973) rief auf:"
AUF NACH VILSHOFEN AM 7.MÄRZ ASCHERMITTWOCH GEGEN STRAUSS

Schon traditionell ist der Besuch von Strauß in Vilshofen am Aschermittwoch. Daß Strauß auch ja bequem und sicher mit einem Militärhubschrauber in Vilshofen landen kann, wurde extra ein Flughafen gebaut!

Aber die Oberen der Stadt Vilshofen, die bemüht sind, dem Volksfeind Nr.1 eine gesäuberte und straußfreundliche Stadt zu zeigen, werden sich diesmal täuschen!

Wo Strauß die Augen aller auf sich zu ziehen sucht, da werden auch die demokratischen Kräfte sein!

Das Anti-Strauß Komitee Regensburg organisiert extra eine Fahrt nach Vilshofen.

ABFAHRT: 7 UHR 30 BAHNHOF"

Gleichlautend rief in Regensburg die SBG der ABG im IGM-Bereich (vgl. 26.2.1973) auf, u.a. ohne Termin auch die 'Kämpfende Jugend' (KJ) der AEG Sachsenwerk Betriebsgruppe der SBG (vgl. 26.2.1973):"
GEGEN STRAUSS

Am 7.März organisiert das Anti-Strauß-Komitee eine Fahrt nach Vilshofen. Am Aschermittwoch in Vilshofen werden wir Strauß seine traditionelle Kundgebung in eine Kundgebung gegen diesen Faschisten umwandeln."
=Arbeitersache Nr.29 und 30,Regensburg Feb. 1973 bzw. März 1973,S.6 bzw. S.6;
Auf Draht Nr.2,Regensburg Feb. 1973,S.6

Der Konradssiedler Nr.4 und 5,Regensburg Feb. 1973 bzw. März 1973;
Roter Sachsenwerker Nr.14,Regensburg Feb. 1973,S.6;
Roter Schrittmacher Nr.9,Regensburg Mai 1973,S.*

Juni 1973:
Innerhalb der bayrischen Roten Schülerfront (RSF) der ABG wird vermutlich im Juni vom Zentralkollektiv ein Text verfaßt:"
Rechenschaftsbericht des ZKolls (Gliederung)
...
Vilshofen wurde der OG Passau angeschlossen. Es war richtig und äußerst notwendig, unsere Arbeit dort, wo unsere UE die Vorhut der demokratischen Bewegung darstellt, nicht aufzugeben.)
...
Es gelang uns, die Demokraten zu eindrucksvollen Demonstrationen gegen die Ultrarechten und Faschisten zu mobilisieren. So beteiligten sich an der Passauer Demonstration (vgl. S35*1972,d.Vf.) trotz Verbotes etwa 1 000 Demokraten, unter ihnen viele Schüler, die Demonstrationsfreiheit wurde erfolgreich verteidigt. Auch in Regensburg (vgl. S35*1972,d.Vf.) gelang es nicht durch Verbot die Demonstration zu verhindern. Hier konnten wir besonders viele Schüler mobilisieren. Wie diese Aktionen zeigte auch die Vilshofener Anti-Strauß-Demo zum Aschermittwoch (vgl. S35*1972,d.Vf.), daß in den schwarzen Hochburgen und ländlichen Gebieten die demokratischen Kräfte erstarken. In den Aktionen gegen Strauß gelang es den Kommunisten ein einheitliches Vorgehen mit den Sozialdemokraten zustande zu bringen."
=RSF:Rechenschaftsbericht des Z-Kolls,o.O. o.J. (1973)

September 1973: In München gibt die BMW-Betriebsgruppe des AB (ex-ABG) ihren 'Motor' Nr.9 (vgl. 20.8.1973, 29.10.1973) heraus. Über die Unvereinbarkeitsbeschlüsse (UVB) wird u.a. berichtet aus Vilshofen, wo ein Lehrling sich bei der Aufnahme zuerst vom AB distanzieren sollte.
=Der Motor Nr.10,München Sept. 1973

20.05.1973:
Die Sympathisantengruppe Passau des AB berichtet bei der Zahnradfabrik (ZF, IGM-Bereich - vgl. 6.6.1973) berichtet aus Pfarrkirchen über die dortige heutige Äußerung von Landwirtschaftsminister Minister Ertl (FDP) zu den Preissteigerungen: "Es muß nicht immer Schnitzel sein."
=Roter Umschwung Extra Inflation ist Tagesgespräch!,Passau o.J. (Juni 1973),S.1

14.09.1973:
In Vilshofen will der AB heute eine Veranstaltung zur Diskussion des eigenen Programmentwurfs durchführen.
=Kommunistische Arbeiterzeitung Nr.39,München Sept. 1973

05.04.1974:
In Eggenfelden wird, laut AB, eine Initiativgruppe für eine Ortsgruppe Kreis Eggenfelden/Kreis Altötting der Deutsch-Chinesischen Freundschaftsgesellschaft bzw. der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft (GDCF) gegründet. Der Kontakt läuft über Alois Höger Junior in Eggenfelden.
=Der Rote Landbote Nr.13,Altötting/Neuötting Apr. 1974

06.04.1975:
Der AB gibt vermutlich heute die auf April datierte Nr.58 seiner 'Kommunistischen Arbeiter Zeitung' (KAZ) (vgl. März 1975, 20.4.1975) heraus. Berichte aus Bayern kommen u.a. aus Arnstorf (Kreis Rottal-Inn) über die Brauerei und die Ziegelei (30 bis 40 Besch.) und befassen sich mit den Bauern in Oberdattendorf bei Birnbach (Kreis Rottal-Inn).
=Kommunistische Arbeiterzeitung Nr.58,München Apr. 1975

21.09.1975:
Der AB gibt die Nr.70 seiner 'Kommunistischen Arbeiter Zeitung' (KAZ) (vgl. 6.9.1975, 5.10.1975) heraus und berichtet aus u.a. aus dem Landkreis Eggenfelden und vom Kreiskrankenhaus Simbach.
=Kommunistische Arbeiterzeitung Nr.70,München 21.9.1975

23.02.1977:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' (RF) Nr.8 (vgl. 16.2.1977, 2.3.1977) heraus und berichtet über geplante oder bestehende AKWs u.a. aus Simbach.
=Rote Fahne Nr.5,Köln 2.3.1977

25.01.1976:
Der AB gibt die Nr.79 seiner 'Kommunistischen Arbeiter Zeitung' (KAZ) (vgl. 11.1.1976, 8.2.1976) heraus. Ein Leserbrief berichtet von der Stillegung der Texa Teppichwerke (100 Besch.) in Eging (Landkreis Passau).
=Kommunistische Arbeiterzeitung Nr.79,München 25.1.1976

Juli 1977:
Vermutlich im Juli findet, laut AB, ein siebzehntägiger Bauarbeiterstreik u.a. in Fürstenstein statt.
=Kommunistische Arbeiterzeitung Nr.117/118,München 26.7.1977

Juli 1977:
Vermutlich im Juli findet, laut AB, ein siebzehntägiger Bauarbeiterstreik u.a. in Hauzenberg statt.
=Kommunistische Arbeiterzeitung Nr.117/118,München 26.7.1977

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