Konzentrationslager Dachau

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 4.1.2013

Am Konzentrationslager Dachau, im Konzentrationslager Dachau findet einleitend für diese wie immer unvollständige Darstellung eine der umstrittensten Aktionen der APO und des SDS München statt (vgl. 7.9.1968), versuchten diese doch das feierliche Gedenken an die Opfer des Hitlerfaschismus umzulenken auf den Kampf gegen aktuelle faschistische Regime, was zu handgreiflichen Auseinandersetzungen führt.

Zu weiteren Auseinandersetzungen kommt es 1972 im Rahmen der Aktivitäten der KPD/ML-Roter Morgen und der KPD/ML-Rote Fahne zum Roten Anti-Kriegstag (RAKT - vgl. 1.9.1972, 2.9.1972), worüber sich auch der konkurrierende Kommunistische Arbeiterbund Deutschlands (KABD) empört.

Weitere Hinweise rühren aus der überragenden Bedeutung des KZ Dachaus her (vgl. 16.3.1969, Juli 1973).

In den späteren Jahren kommt es dann offenbar zu fraktionsübergreifenden Gedenkaktionen (vgl. 24.4.1977, 9.11.1978), aber auch zum weitgehend gemeinsamen Widerstand gegen Provokationen der NPD (vgl. 7.5.1977).

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

07.09.1968:
Laut 'apo press' München findet wahrscheinlich heute eine Protestaktion der APO München gegen die Einweihung eines neuen Mahnmals auf dem Gelände des KZ Dachau statt. Den Veranstaltern wird vorgeworfen, "mit den Opfern der antifaschistischen Widerstandskämpfer" zu manipulieren. Anwesend bei dieser Aktion sind Mitglieder der Wohnbasisgruppe Nord, des SDS sowie der Projektgruppe Anti-Imperialistischer Kampf.
"Angesichts der Tatsache, daß sich die ehemaligen KZ-Häftlinge als Dekoration für das Vertreten dieser Politik gebrauchen ließen, versuchten wir, diese Zeremonie durch folgende Parolen auf ihren tatsächlichen politischen Inhalt zu bringen: KZ Dachau grüßt Hitlers Erben / Die Sprecher von heute - die Wärter von morgen / Heute gedenken sie - morgen henken sie / Heute Pogromhetze - morgen Endlösung / Hitler ist tot - der Faschismus lebt / Faschismus in Griechenland - die NATO machts möglich / Wir kämpfen gegen Faschismus, NATO und Imperialismus.
Die Aktion spaltete die Anwesenden in zwei Lager, wobei sich ein immer größerer Teil mit den politischen Inhalten der Aktion identifizierte, obwohl die Polizei diesen Prozess zu verhindern suchte, in dem sie die Demonstranten als NPD-Truppen ankündigte. Ein Teil der Anwesenden lud unszu einer anschließenden Diskussion ein, der sich militante NATO-Anhänger handgreiflich und mit Polizeigewalt in den Weg stellten. Unsere Aktion und die Reaktion darauf haben uns in der Überzeugung bestärkt, daß man der Opfer des Faschismus am ehesten gerecht wird, indem man gegen seine gesellschaftlichen Ursachen in allen Ländern und allen Fronten kämpft."
Quelle: apo press Nr. 15, München 9.9.1968, S. 8f

16.03.1969:
In Berlin verfaßt Rolf Ficker folgende Erklärung:"
ERKLÄRUNG

Ich, Rolf Ficker, hatte die Absicht, das 'Amerika-Haus' in West-Berlin, Hardenbergstr., in Brand zu setzen.

Wir befinden uns auf dem besten Wege zum Neofaschismus!
Denkt an Buchenwald und Dachau!!!"
Q: Agit 883 Nr.6,Berlin 20.3.1969

01.09.1972:
Laut KPD/ML-ZB findet nachmittags im ehemaligen KZ Dachau bei München eine Kundgebung der KPD/ML's ZB und ZK statt. Gedacht wird durch eine Kranzniederlegung den Opfern des Faschismus. Während der Kranzniederlegung kommt es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei.

Der KABD (vgl. 11.9.1972) berichtet:"
PROVOKATEURE WIE BESTELLT

Anfang September, am 1., 2. und 3. 9. provozierten die Linkssektierer um Aust und Genger (KPD/ML) am Rande der Olympischen Spiele mehrfach wüste Schlägereien mit Passanten und der Polizei. Diese 'Aktionen' in München und Dachau waren eigenen Angaben zufolge nicht von der Polizei verursacht, sondern mit 'kühlem Kopf und klaren Plan' seit längerer Zeit vorbereitet worden. In einem Sonderdruck der Gengerfahne 18/72 heißt es:
'Das Demonstrationsverbot muß durchbrochen werden, das Karlstor (eine Begrenzung der Olympischen Bannmeile in München, die Red.) muß genommen werden, das war der Auftrag, den ein Redner der KPD/ML allen Demonstranten gab.'
Rückblickend verkünden die wildgewordenen Kleinbürger in maßloser Selbstüberschätzung: 'Mit unseren organisierten Kampftrupps an der Spitze, die mit Helmen bewehrt und mit Schlagstöcken bewaffnet waren', haben wir dem Bonner 'Polizeistaat' einen 'schweren Schlag versetzt und ihn aufgrund unserer Organisiertheit und Entschlossenheit in Angst und Schrecken versetzt'. In Wirklichkeit liefern die ultralinken Sektierer mit ihren wüsten Schlägereien der Bourgeoisie nur neue Munition zur antikommunistischen Hetze. Die Aust/Genger treten damit mehr und mehr in die Fußstapfen der anarchistischen Baader/Meinhof-Bande."
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr. 8, Bochum Sept. 1972, Beilage S. 2; Kommunistische Pressekorrespondenz Nr. 36, Tübingen 11.9.1972, S. 3;Rote Fahne Nr. 18, Bochum 2.9.1972, Beilage, S. 2

KJVD_KDAJ_1972_08_14


02.09.1972:
Es erscheint die Nr.18 der 'Roten Fahne' der KPD/ML-ZB (vgl. 21.8.1972, 18.9.1972). In der "Erklärung des Zentralbüros und der Provisorischen Bundesleitung des KJVD: Arbeiter! Werktätige! Für das Recht auf die freie Straße wurde die Bannmeile durchbrochen" heißt es u.a.:"
Im Juni wurden die neuen Notstandsgesetze (NSG - vgl. 22.6.1972,d.Vf.) und das 'Gesetz zum Schutz des olympischen Friedens' von Brandt, Genscher und Strauß durchgepeitscht. 25 000 Soldaten, 10 000 Polizisten und Bundesgrenzschutztruppen wurden nach München verlegt. Durch willkürliche Verhaftungen in München und bei einer antifaschistischen Kundgebung in Dachau sollten wir eingeschüchtert werden. Die Abschlußkundgebung am Samstag in der Innenstadt wurde verboten."
Q: Rote Fahne Nr. 18, Bochum 2.9.1972

Juli 1973:
Der AB OG Passau berichtet bei Kühbacher (HBV-Bereich - vgl. 20.8.1973) vermutlich aus dem Juli vom UVB der IGM (vgl. 16.4.1973). In einem dazugehörigen Artikel heißt es:"
1933:

Als 1933 die Gewerkschaften und die Kommunistische Partei und die SPD verboten wurden, waren sowohl die sozialdemokratischen wie die kommunistischen Gewerkschafter auf der Flucht. Und wenn man sie erwischte, dann trafen sie sich in Mauthausen, Dachau oder Buchenwald wieder. Nur weil sie sich für die Interessen der Arbeiter eingesetzt hatten!

Gegen Hitler haben die Werktätigen damals verloren, weil sie nicht einig waren."
Q: Roter Frischdienst Nr.13/14,Passau Juli/Aug. 1973,S.4

01.02.1977:
Die KPD gibt ihren 'Rote Fahne Pressedienst' (RFPD) Nr.2 (vgl. 18.1.1977, 15.2.1977) heraus. Eingegangen wird u.a. auf das KZ Dachau.
Q: Rote Fahne Pressedienst Nr. 2, Köln 1.2.1977

24.04.1977:
In Dachau führen, laut AB, die VVN und das Internationale Dachau Komitee eine Gedenkfeier durch.
Q: Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 111, München 3.5.1977

07.05.1977:
In Dachau wollte, laut AB, heute zunächst die NPD auftreten, die sich dann aber in Fürstenfeldbruck versammelte. In Dachau beteiligen sich an einer Demonstration vom Bahnhof zum Schloßplatz das Anti-Strauß-Komitee (ASK), AB, KHB, RSF, KABD und VVN, nicht aber die DKP, dafür aber das Antifaschistische Komitee Tübingen, das mit 50 Personen angereist ist. Aus Nürnberg mobilisierten die VVN und der AStA der FHS, AB und KSG des KABD organisierten einen Bus nach Dachau.
Q: Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 110, 111 und 112, München 17.4.1977, 3.5.1977 bzw. 14.5.1977

09.11.1978:
Zur Reichskristallnacht am 9.11.1938 versammeln sich in Dachau, laut KB, 5 000 AntifaschistInnen.
Q: Arbeiterkampf Nr. 143, Hamburg 27.11.1978,S.25

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