Bayern:
Wehrkundeerlass und Jugendoffiziere der Bundeswehr

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 27.8.2013

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Während der ursprüngliche Wehrkundeerlass bzw. die Richtlinien über die Behandlung der Bundeswehr im Unterricht (vgl. 2.7.1970), nach unserer beschränkten Quellenauswertung, noch zu keinen Reaktionen der Linken führen, ändert sich dies mit der Ankündigung des Kultusministers Maier (vgl. 25.6.1971) alsbald.

An zahlreichen Orten kommt es zu Protesten der linken Schüler, wie hier erschlossen werden kann aus:

- Aschaffenburg (vgl. März 1973);

- Coburg (vgl. Mai 1973);

- Erlangen (vgl. Okt. 1971, 1.2.1972, Nov. 1972, Juni 1973, Juli 1973);

- München (vgl. Jan. 1972, 14.2.1972, März 1972, 16.3.1972, Apr. 1972, Juli 1972, 19.2.1973, Juli 1973);

- Neustadt bei Coburg (vgl. 14.2.1972, 13.3.1972); und

- Schweinfurt (vgl. Okt. 1971, 17.1.1972, Apr. 1972, Mai 1972, Juni 1972, 14.6.1972, Okt. 1973, Feb. 1974);

aber auch aus dem gesamten nordbayrischen Raum, wo die MLSG des KAB/ML regional agitiert (vgl. Feb. 1972) sowie aus dem vorwiegend südbayrischen Raum, wo die Münchner Rote Schülerfront (RSF) und ihre Sympathisantengruppen sowie die Arbeiter-Basis-Gruppen (ABG) München und ihre Sympathisanten eine Kampagne gegen die Wehrkunde und zum Gedenken an Philipp Müller durchführen (vgl. 10.5.1972).

Neben den bereits in Baden-Württemberg maßgeblichen MLSG (vgl. Jan. 1973) des KAB/ML erlangt nun auch die Münchner Rote Schülerfront (RSF) (vgl. 19.2.1973, Juni 1973) der ABG in der Frage der Wehrkunde überregionale Bedeutung, wie hier aus Göttingen belegt werden kann (vgl. 5.7.1972).

Später berichten dann auch die Anhänger des KBW von Protesten gegen Wehrkunde und Jugendoffiziere der Bundeswehr, wie hier bisher aus Nürnberg (vgl. 26.11.1976), Augsburg (vgl. 5.12.1977) und Würzburg (vgl. 13.3.1978) erschlossen werden kann.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

02.07.1970:
Der Marxistische Schülerbund (MSB) Lübeck (vgl. März 1972) berichtet vom heutigen Wehrkundeerlass (WKE) aus Bayern. Laut MLSG Aschaffenburg (vgl. März 1973) handelt es sich um Richtlinien über die Behandlung der Bundeswehr im Unterricht.
Quellen: Marxistischer Schülerbund-Info Nr. 5, Lübeck März 1972, S. 2; Roter Fasan Nr. 1, Aschaffenburg März 1973, S. 5

25.06.1971:
Das 'Erlanger Tageblatt' meldet heute, laut AStA der FAU Erlangen-Nürnberg (vgl. 7.7.1971), dass der bayrische Kultusminister Maier in einer aktuellen Stunde die Einführung des Faches Wehrkunde angekündigt habe.
Q: Faust-Informationen Nr. 10, Erlangen 7.7.1971, S. 4

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November 1971:
Die MLSG des KAB/ML geben die Nr.10 ihres 'Roten Signals' (vgl. Okt. 1971, Dez. 1971) heraus. Berichtet wird auch aus Erlangen von der Wehrkunde am Fridericianum.
Q: Rotes Signal Nr. 10, Tübingen Nov. 1971, S. 6f

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November 1971:
In Schweinfurt gibt die RJ/ML des KAB/ML erstmals ihre Berufsschulzeitung 'Stimme der Arbeiterjugend' (vgl. 6.3.1972) heraus. Eingetreten wird gegen den WKE bzw. gegen "Kriegspropaganda im Unterricht".
Q: Stimme der Arbeiterjugend Nr. 1, Schweinfurt Nov. 1971, S. 4

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Januar 1972:
In München geben KHB/ML und RSF die Nr. 4 ihrer 'Kommunistischen Schüler- und Studentenzeitung' (KSZ – vgl. Dez. 1971, März 1972) für Januar und Februar heraus mit dem Artikel "Militaristen raus aus Schulen und Hochschulen" zum Ellweinplan bzw. den Bundeswehrhochschulen (BWHS) und den Wehrkundeerlässen (WKE), wobei auch aus München vom Erasmus-Grasser-Gymnasium berichtet wird.
Q: Kommunistische Schüler- und Studentenzeitung Nr. 4, München Jan./Feb. 1972, S. 3ff

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17.01.1972:
Der Marxistisch-leninistische Schülerbund Schweinfurt gibt vermutlich in dieser Woche erstmals seine Schulzeitung 'Roter Alex' für das Alexander von Humboldt-Gymnasium (AvHG) Schweinfurt heraus. Berichtet wird vom eigenen Flugblatt am 12.10.1971 gegen einen Truppenbesuch in Hammelburg, dessen Verteiler vom Hausmeister fotografiert wurden, aber auch von der "Bundeswehrpropaganda am A-v-H-G" und der Kriegsgräbersammlung.
Q: Roter Alex Nr. 1, Schweinfurt Jan. 1972, S. 1f, 7 und 9ff

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Februar 1972:
Die MLSG des KAB/ML geben die Nr.1 ihres 'Roten Signals' (vgl. Dez. 1971, Feb. 1972) heraus. Berichtet wird vom WKE-Protest in Nordbayern, wo ein gemeinsames Flugblatt der MLSB Königshofen, Bad Windsheim, Neustadt und Schweinfurt sowie den Schülerbasisgruppen Bamberg und Erlangen dazu erschien.
Q: Rotes Signal Nr. 1, Tübingen Feb. 1972, S. 9

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01.02.1972:
In Erlangen führt die Kommunistische Jugend (Marxisten-Leninisten) - (KJ/ML) im Rahmen einer Flugblattkampagne eine Veranstaltung zum Wehrkundeerlass (WKE) zum Thema "Remilitarisierung der BRD" durch, auf der ein Mitglied des MLSB Schweinfurt das Referat hält.
Q: UK Nr. 3, Erlangen März 1972, S. 8

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14.02.1972:
In München geben die ABG in dieser Woche die Nr.6 des 'Roten Anzeigers' (vgl. 12.2.1972, 19.2.1972) heraus. Erstmals ist auch eine Jugendseite enthalten, die sich mit dem Wehrkundeerlass (WKE) und dem 'Military Look' befaßt.
Q: Roter Anzeiger Nr. 6, München Feb. 1972, S. 7

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14.02.1972:
In Neustadt bei Coburg gibt die Ortsgruppe der RJ/ML des KAB/ML vermutlich in dieser Woche erstmals ihre Berufsschulzeitung 'Der Rote Berufsschüler' (vgl. 13.3.1972) für Februar heraus. Berichtet wird auch vom Wehrkundeerlass (WKE).
Q: Der Rote Berufsschüler Nr. 1, Neustadt b. Coburg Feb. 1972, S. 1ff

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März 1972:
In München geben KHB/ML und RSF die Nr. 4 ihrer 'Kommunistischen Schüler- und Studentenzeitung' (KSZ – vgl. Jan. 1972, Apr. 1972) für März heraus mit dem Leitartikel zum Wehrkundeerlass (WKE): "Kampf dem Wehrkundeunterricht".
Q: Kommunistische Schüler- und Studentenzeitung Nr. 4, München März 1972, S. 1f und 11ff

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13.03.1972:
In Neustadt bei Coburg gibt die Ortsgruppe der RJ/ML des KAB/ML vermutlich in dieser Woche ihre Berufsschulzeitung 'Der Rote Berufsschüler' Nr. 2 für März (vgl. 14.2.1972) heraus. Berichtet wird auch vom Wehrkundeerlass (WKE).
Q: Der Rote Berufsschüler Nr. 2, Neustadt b. Coburg März 1972, S. 1ff

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16.03.1972:
Die Rote Schülerfront (RSF) München der ABG führt heute eine Veranstaltung zum Militarismus bzw. gegen die Wehrkunde (WKE) durch.
Q: Kommunistische Schüler und Studentenzeitung Nr. 6, München Apr. 1972, S. 5

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April 1972:
Die Marxistisch-leninistische Schülergruppe (MLSG) Schweinfurt des KAB/ML gibt ihre Schulzeitung 'Roter Alex' für das Alexander von Humboldt-Gymnasium (AvHG) Schweinfurt Nr. 4( vgl. 17.1.1972, Mai 1972) heraus. Der Leitartikel fragt zur Wehrkunde (WKE) bzw. zu den KDV: "Kriegsdienstverweigerer – Alternative zu den Jugendoffizieren?", berichtet wird vom Besuch eines Jugendoffiziers. Aus Bergisch-Gladbach zeigt ein Bild den Einsatz von Feldjägern gegen einen Flugblattverteiler.
Q: Roter Alex Nr. 4, Schweinfurt Apr. 1972, S. 1ff

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April 1972:
Die Aktionseinheit antiimperialistischer Schüler München gibt die Nr. 9 ihrer 'Münchner Schüler Zeitung' (MSZ) (vgl. 13.3.1972, Mai 1972) heraus. Diese berichtet u.a. von Demonstrationen gegen den Wehrkundeerlaß (WKE) in Baden-Württemberg in Ludwigsburg (vgl. 23.2.1972) und Stuttgart (vgl. 22.3.1972).
Q: Münchner Schüler Zeitung Nr. 9, München Apr. 1972

Mai 1972:
Die Marxistisch-leninistische Schülergruppe (MLSG) Schweinfurt des KAB/ML gibt ihre Schulzeitung 'Roter Alex' für das Alexander von Humboldt-Gymnasium (AvHG) Schweinfurt Nr. 5 (vgl. Apr. 1972, 9.10.1972) heraus, gefordert wird ein unzensiertes Schwarzes Brett, welches zuvor bereits zum Protest gegen Jugendoffizier benutzt wurde.
Q: Roter Alex Nr. 5, Schweinfurt Mai 1972, S. 3

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Mai 1972:
Die Marxistisch-leninistische Schülergruppe (MLSG) Schweinfurt des KAB/ML gibt ihre Schulzeitung 'Die Linkskurve' für die Fachoberschule (FOS) Schweinfurt Nr. 2 (vgl. Apr. 1972, Juni 1972) heraus. Die Schulnachricht "Geködert" berichtet von der Verpflichtung einiger Schüler als Berufsoffiziere für die Bundeswehr.
Q: Die Linkskurve Nr. 2, Schweinfurt Mai 1972, S. 5

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10.05.1972:
Die ABG führen, nach eigenen Angaben, in insgesamt 8 bayrischen Städten Jugendveranstaltungen zum Gedenken an Philipp Müller und den 27.Jahrestag des Sieges über Hitler durch, u.a. in München und Regensburg.
Q: Rote Optik Nr. 8, München Mai 1972

10.05.1972:
In München führen das Jugendsekretariat der ABG, KHB/ML und RSF eine Philipp Müller Veranstaltung unter dem Motto "Kampf dem Militarismus" durch, die, nach eigenen Angaben, von über 200 Jugendlichen besucht wird.

Dies ist laut der RSF (vgl. Juni 1973) der Höhepunkt ihrer Kampagne gegen den Wehrkundeerlaß. Vermutlich auch auf dieser Veranstaltung wird auch eine RSF-Broschüre "Kampf dem Militarismus" verbreitete, die sich gegen den Wehrkundeerlass (WKE) richtet aber auch gegen die Bundeswehrhochschulen (BWHS) bzw. den Ellweinplan sowie gegen die Ostverträge.
Q: Roter Anzeiger Nr. 8, München Apr. 1972; Rote Optik Nr. 8, München Mai 1972;Roter Widerdruck Nr. 10, München Mai 1972;Auf Draht Nr. 13 und 14, München Apr. 1972 bzw. Mai 1972;Zündfunke Nr. 5, München Mai 1972;RSF: Kampf dem Militarismus, München o.J.;RSF: Rechenschaftsbericht des Z-Kolls,o.O. o.J. (1973), S. 32

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10.05.1972:
In Regensburg besuchen, laut SBG, über 60 Jungarbeiter, Schüler und Studenten die Phillipp Müller Veranstaltung von SBG, RSF und KHB/ML im Augustiner. Aufgerufen wurde u.a. mit einer 'Kämpfenden Jugend' - Organ des Jugendsekretariats der ABGs und der angeschlossenen m.-l. Organisationen, die herausgegeben wurde von der SBG und verantwortet wird von Klaus Grenzheuser.
Q: Arbeitersache Nr.20,Regensburg Mai 1972; Kämpfende Jugend, Regensburg o.J. (1972)

Juni 1972:
Die Marxistisch-leninistische Schülergruppe (MLSG) Schweinfurt des KAB/ML gibt ihre Schulzeitung 'Die Linkskurve' für die Fachoberschule (FOS) Schweinfurt Nr. 3 (vgl. Mai 1972, Okt. 1972) heraus. Angekündigt wird in "Sozialkunde in der Kaserne" ein Besuch bei der Bundeswehr.
Q: Die Linkskurve Nr. 3, Schweinfurt Juni 1972, S. 7f

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14.06.1972:
In Schweinfurt beginnt, laut RJ/ML, der dreitägige Besuch der Wanderausstellung 'Unser Heer', gegen den die RJ/ML protestiert.

Laut MLSG (vgl. Juli 1972), beginnt erst morgen die dreitägige Bundeswehrschau 'Unser Heer', wogegen die RJ/ML, die MLSG, der AStA der Fachhochschule und eine Ortsgruppe der SJD – Die Falken (vermutlich Schonungen) ein Aktionskomitee bilden, welches Flugblätter vor den Schulen verteilt.
An der Fachoberschule (FOS) wird ein Bericht von der Schau wiederholt zensiert.
Q: Die Linkskurve Nr.3,Schweinfurt Juni 1972, S. 4f; Rebell Nr. 7, Tübingen Juli 1972, S. 7;Rotes Signal Nr. 6, Erlangen Juli 1972, S. 13f

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Juli 1972:
Der KHB/ML der ABG gibt seine 'Kommunistische Studentenzeitung' (KSZ) Nr. 8 (vgl. 30.5.1972, Nov. 1972) heraus mit dem Artikel "Schulsprecherwahlen", wobei vom Arbeitskreis Münchner Schülersprecher und dessen Protest gegen den Wehrkundeerlass (WKE) sowie vom Bert Brecht-Gymnasium (BBG) berichtet wird.
Q: Kommunistische Studentenzeitung Nr. 8, München Juli 1972, S. 6

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05.07.1972:
An der Universität Göttingen gibt die Zelle Medizin des KSB die Nr. 3 ihrer Zeitung 'Rote Diagnose' (vgl. 15.6.1972, 25.10.1972) heraus. Der Leitartikel zur Militärmedizin ruft auf: "Kampf der Militarisierung der Hochschule", wobei auch, u.a. mit Hilfe der RSF München, gegen den Ellweinplan bzw. den Wehrkundeerlaß (WKE) eingetreten wird.
Q: Rote Diagnose Nr. 3, Göttingen 5.7.1972, S. 2

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November 1972:
In Erlangen gibt die MLSG-Schulzelle am Fridericianum - Humanistisches Gymnasium ihre Schulzeitung 'UK' (Unser Kreis) Nr. 7 (vgl. Juli 1972, März 1973) heraus. Im Artikel "SPD (das 'kleine Übel') - die 'friedliebende' 'Volks'partei" wird auf die Wehrkunde eingegangen.
Q: UK Nr. 7, Erlangen Nov. 1972, S. 6

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Januar 1973:
Die Nr. 1 des 'Roten Signal' (vgl. Nov. 1972, Feb. 1973) der MLSG des KABD erscheint. Berichtet wird aus Bayern auch über Jugendoffiziere der Bundeswehr.
Q: Rotes Signal Nr. 1, Erlangen Jan. 1973, S. 18

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19.02.1973:
Die Rote Schülerfront (RSF) der ABG gibt vermutlich Anfang dieser Woche die Nr. 4 ihrer Münchner Schülerzeitung 'Roter Weg' (vgl. 22.1.1973, 1973) heraus.
Eingegangen wird u.a. auf die Förderung der Wehrkunde.
Q: Roter Weg Ausgabe München Nr. 4, München Feb. 1973, S. 17

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März 1973:
Die Marxistisch-leninistische Schülergruppe (MLSG) Aschaffenburg des KABD gibt ihre Zeitung 'Roter Fasan' für das Kronberg-Gymnasium Nr. 1 heraus. Eingetreten wird gegen den Militarismus bzw. den Wehrkundeerlaß (WKE – vgl. 2.7.1970).
Q: Roter Fasan Nr. 1, Aschaffenburg März 1973, S. 5

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Mai 1973:
Die Fachoberschulzelle Coburg der MLSG Neustadt des KABD gibt ihre FOS-Zeitung 'Der rote Anspitzer' (vgl. März 1973, 5.6.1973) Nr. 2 für Mai heraus, vom Wehrkundeerlass (WKE) wird berichtet in "Wehrerzieher im Vormarsch".
Q: Der rote Anspitzer Nr. 2, Neustadt bei Coburg Mai 1973, S. 12ff

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Juni 1973:
Es erscheint das 'Rote Signal' der MLSG des KABD Nr. 6 (vgl. Apr. 1973, Sept. 1973) und wird berichtet auch aus Erlangen über den "Wanderzirkus der Luftwaffe".
Q: Rotes Signal Nr. 6, Erlangen Juni 1973, S. 19f

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Juni 1973:
Innerhalb der bayrischen Roten Schülerfront (RSF) der ABG wird vermutlich im Juni vom Zentralkollektiv ein Text verfaßt:"
Rechenschaftsbericht des ZKolls (Gliederung)

In Zukunft müssen wir noch viel klarer zeigen, daß Schikanen reaktionärer Lehrer nicht bloße Ausrutscher sind, sondern Teil militaristischer Erziehung (deshalb verteidigt ja auch das KuMi gerade solche Lehrer so entschlossen gegen unsere Angriffe). Nur so können wir das spontane Aufbegehren der Schüler gegen reaktionäre Lehrer auf eine politische Stufe heben.

Wir müssen dabei auch mehr darauf achten, wie im Unterricht offen und versteckt der Militarismus propagiert wird, wie z.B. Kriege verharmlost oder im Geschichtsunterricht als 'spannende Auflockerung' behandelt werden, ohne daß man sich einen Begriff davon macht, welche Leiden ein Krieg für das Volk bedeutet.

Der Imperialismus begnügt sich aber nicht mit diesen Formen der militaristischen Erziehung, denn er braucht gerade unter den Intellektuellen wesentlich mehr Anhänger des Militarismus. Zudem zieht auch bei immer weniger Schülern und Lehrern die alte Form der Erziehung. Der imperialistische Staat sieht sich deshalb zu einer militaristischen Offensive an den Schulen genötigt, die wir allgemein unter der Bezeichnung 'Wehrkunde' (WKE,d.Vf.) zusammenfassen: Militarisierung der Lehrerausbildung, Jugendoffiziere an den Schulen, verstärkte militaristische Werbung vor allem im Geschichts- und Sozialkundeunterricht. Die RSF hat von Anfang an auf die Gefahr dieser Entwicklung hingewiesen.

Mit der Durchführung der Antiwehrkundekampagne setzten wir zum ersten Mal unsere theoretischen Kenntnisse aus dem Studium in die Praxis um. Richtigerweise setzten wir den Schwerpunkt auf die Aufklärung der Schüler. Ihren Höhepunkt hatte die Kampagne mit der erfolgreichen Phillip-Müller-Veranstaltung 1972 (vgl. 10.5.1972,d.Vf.). Seit vielen Jahren wiesen die kommunistischen Jugendorganisationen unter Anleitung des Jugendsekretariats der Arbeiter-Basis-Gruppen der antimilitaristischen Bewegung in München wieder die korrekte Richtung im Kampf gegen die Kriegsgefahr.

Nach dieser Veranstaltung versandete aber die Antiwehrkundekampagne. Einerseits war es richtig, die Kampagne nicht mehr in dem Maß zentral weiterzuführen, da der Wehrkundeunterricht nicht auf einen schlag zentral eingeführt wird, etwa als eigenes Unterrichtsfach. Es wurde jedoch der Kampf gegen die militaristische Offensive zu wenig tatkräftig an den einzelnen Schulen angepackt, die jeweils vorhandenen Formen der Offensive untersucht und entsprechend die Arbeit weitergeführt. Zweifellos ist es dabei nicht leicht, die Schüler zu mobilisieren. Denn es gibt zwar wenige, die die Einführung der Wehrkunde billigen, aber auch wenige, die den Ernst dieser Maßnahme sehen, die unseren Warnungen vor der Kriegsgefahr glauben. Umso notwendiger ist es aber, die Schüler konkret über die Entwicklung des Militarismus aufzuklären, konkret ihre Illusionen über die 'Friedens'politik zu zerstören etc.

Bezeichnend für die jetzige Offensive der Militaristen ist, daß Besuch von Jugendoffizieren, Kasernenbesuche etc. heute mist auf dem Land durchgeführt werden, wo die Schülerbewegung noch schwach ist, daß dagegen gerade an den Schulen, wo die … (bei unserem Exemplar wurde hier mindestens eine Zeile nicht abgedruckt,d.Vf.) ein Verdienst zwar nicht unser antimilitaristischen Arbeit, die wir noch kaum geleistet haben, aber doch unserer allgemeinen revolutionären Politik unter den Schülern. Es zeigt, daß das KuMi durchaus Angst davor hat, daß die Schüler erfolgreich antimilitaristische Veranstaltungen verhindern oder sie boykottieren könnten. Das heißt aber gewiß nicht, daß wir uns auf unseren Lorbeeren ausruhen können. Denn die militaristische Offensive wird sich notwendigerweise auf alle Schulen ausdehnen und dann ist es entscheidend, wie wir die Schüler darauf vorbereitet haben. Und mit dem antimilitaristischen Kampf müssen wir auch nicht warten, bis ein Jugendoffizier kommt, den wir boykottieren können (s.o.).

Auf allen Ebenen wird die Kontrolle der SMV durch die Kultusreaktion verstärkt. Verschärft wurden die Informationen der SMV zensiert, führten die Direktorate einen Kleinkrieg um Anmeldungspflicht von Klassensprecherversammlungen und SMV-Arbeitskreisen, und um ihr 'Recht', dort herumzuschnüffeln. Die Bezirks-SMV, ein Zugeständnis, das durch die breite Bewegung für überschulischen Zusammenschluß erreicht wurde, soll von Anfang an an die Kandare genommen werden. Doch auch hier erhebt sich immer stärkerer Protest gegen die Rumschnüffelei und solche Maßnahmen wie die Pflicht, daß Protokolle der Bezirks-SMV gegengezeichnet werden müssen (Vor allem wird eingeschritten, wenn die BezirksSMV aufhört, mit Kumi-Vertretern zu palavern und beginnt, sich für ihre Interessen einzusetzen, wie im Fall Grytzyk, beim Verbot der Wehrkundeveranstaltung der Münchner BezirksSMV und bei der Einschüchterung Häfners und **obls nach Unterzeichnung eines Anti-BHG-Flugblatts."
Q: RSF:Rechenschaftsbericht des Z-Kolls, o.O. o.J. (1973)

Juli 1973:
In Erlangen gibt die MLSG-Schulzelle am Fridericianum - Humanistisches Gymnasium ihre Schulzeitung 'UK' (Unser Kreis) Nr. 9 (vgl. März 1973) heraus. In "Militarismus in neuem Gewand" wird berichtet von der Ausstellung 'Unsere Luftwaffe'.
Q: UK Nr. 9, Erlangen Juli 1973, S. 9f

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Juli 1973:
Die Rote Schülerfront (RSF) der ABG gibt vermutlich im Juli die Nr. 7 ihrer Münchner Schülerzeitung 'Roter Weg' für Juni / Juli (vgl. 26.3.1973, Nov. 1973) heraus. Berichtet wird u.a. von den Jugendoffizieren und der Wehrkunde.
Q: Roter Weg Ausgabe München Nr. 7, München Juni / Juli1973

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Oktober 1973:
Die Marxistisch-leninistische Schülergruppe (MLSG) Schweinfurt des KABD gibt ihre Schulzeitung 'Roter Alex' für das Alexander von Humboldt-Gymnasium (AvHG) Schweinfurt Nr. 3 (vgl. Mai 1973, Feb. 1974) heraus und berichtet in "Herr Jansen lädt ein" über den Jugendoffizier der Bundeswehr aus der Balthasar-Neumann-Kaserne in Veitshöchheim.
Q: Roter Alex Nr. 3, Schweinfurt Okt. 1973, S. 4

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02.10.1973:
Der RJVD des KABD (vgl. Jan. 1974) berichtet:"
WEG MIT DER ALLGEMEINEN SCHULORDNUNG

Hier wird das Berufsverbot (BV,d.Vf.) für Demokraten und Kommunisten im Öffentlichen Dienst (ÖD,d.Vf.) zum Ausbildungsverbot ausgedehnt.

Dies ist aber nur eine kleine Auswahl dessen, was uns das Kultusministerium beschert hat.

In Fürth und in anderen Städten wurde die Lernmittelfreiheit im Kampf durchgesetzt, viele Klassen haben sich erfolgreich gegen Jugendoffiziere der Bundeswehr (WKE,d.Vf.) gewehrt, in Frankfurt und in Nürnberg brachten die Lehrlinge und Jungarbeiter ihren Unwillen über den Platzmangel und ausgefallene Schulstunden in Demonstrationen zum Ausdruck.

Diesen Kampf müssen wir konsequent weiterführen. Nur so können wir die ASchO bekämpfen und diesen Erlaß zu einem wertlosen Fetzen Papier machen."
Q: Rebell Nr. 1, Tübingen Jan. 1974, S. 2

Februar 1974:
Die Marxistisch-leninistische Schülergruppe (MLSG) Schweinfurt des KABD gibt ihre Schulzeitung 'Roter Alex' für das Alexander von Humboldt-Gymnasium (AvHG) Schweinfurt Nr. 1 (vgl. Okt. 1973) heraus. Gewürdigt wird der ausgeschiedene Direktor Geißelmeier, der auch die Wehrkunde förderte.
Q: Roter Alex Nr. 1, Schweinfurt Feb. 1974, S. 8f

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26.11.1976:
Zur Veranstaltung "Was erwartet dich bei der Bundeswehr?" im KOMM Nürnberg um 19 Uhr 30, zu der die Bundeswehr keine Vertreter senden wollte, rief auch der KBW auf (vgl. 25.11.1976) und kündigte an: "Kein Wunder, daß es da der Offizier Pütz besonders frech empfindet, wenn wir einen Aufruf zur Veranstaltung vor der Kaserne verteilt haben.
Auf der Veranstaltung werden Soldaten anwesend sein und ein Werbefilm für Schüler über die Bundeswehr gezeigt werden."
Q: Kommunistische Volkszeitung - Bezirksbeilage Mittelfranken Nr. 47, Nürnberg 25.11.1976, S. 3f

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05.12.1977:
Der KBW Bezirksverband Schwaben gibt zur KVZ den 'Kommunistische Volkszeitung – Bezirksteil Schwaben' Nr. 49 (vgl. 28.11.1977, 12.12.1977) heraus. Aus Augsburg wird berichtet über die Wehrkunde bzw. das Verbot der Beschäftigung von ZDL in Kinder- und Jugendeinrichtungen, wovon auch das Jugendzentrum Schlößle betroffen ist, wo dem ZDL Arbeiten ohne Kontakt zu den Jugendlichen zugeteilt werden.
Q: Kommunistische Volkszeitung - Bezirksteil Schwaben Nr. 49, Augsburg 5.12.1977, S. 4

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13.03.1978:
Der Bezirk Unterfranken des KBW gibt eine Bezirksausgabe der 'KVZ' Nr. 11 (vgl. 27.2.1978) heraus, kritisiert wird das Schulbuch "Grundzüge der Geschichte", welches auch am Friedrich-König Gymnasium Würzburg verwandt werde, wobei auch auf die Jugendoffiziere der Bundeswehr Bezug genommen wird.
Q: Kommunistische Volkszeitung Bezirksausgabe Unterfranken Nr. 11, Würzburg 13.3.1978, S. 19

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