Berlin: Rote Garde 1968 - 1970

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder (†), ergänzt durchs MAO-Projekt, 28.12.2022

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Die Rote Garde Westberlin können hier leider nur wenige Dokumente erschlossen werden, wir bitten um Ergänzungen.

Die Gruppe, die sich später als marxistisch-leninistische Jugendorganisation bezeichnete, ging hervor aus der Westberliner Lehrlings- und Schülerbewegung und wurde vor allem durch ihre mehrfarbigen, mit Mao-Köpfen geschmückten, Flugblätter bekannt.

Nachdem die Rote Garde zunächst als unabhängige Jugendgruppe agierte, schloss sie sich der KPD/ML bei deren Gründung an (vgl. 31.12.1968), gab in der Folge die Zeitung 'Rote Garde' heraus (vgl. Jan. 1969, März 1969, Apr. 1969, Sept. 1969).

Nachdem zunächst im Frühjahr und Sommer 1969 die Antiautoritären hinausgedrängt wurden und eine Konzentration auf die Lehrlingsarbeit erfolgte (vgl. Mai 1969) und auf die Schulung, wird die Rote Garde Westberlin um die Jahreswende 1969 / 1970 herum zu einem der wichtigsten Punkte bei der Spaltung der KPD/ML, da die Rote Garde NRW sowohl gegen die Hauptseite Theorie aufbegehrte, als auch gegen die Aufhebung der organisatorischen Selbständigkeit der Jugendorganisation. Dieser Prozeß führte zur bundesweiten Spaltung der KPD/ML, bei der sich die KPD/ML-Zentralbüro (ZB) herausbildete, und auch der Roten Garde, aus der vielerorts der Kommunistische Jugendverband Deutschlands (KJVD) der KPD/ML-ZB entstand.

Diese Spaltung vollzog sich auch in Berlin, wo als Besonderheit noch die KPD/ML-Neue Einheit und ihr KJVD-Neue Einheit entstanden.

Liste der als Scans vorhandenen Zeitungen

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

April 1968:
In Berlin erscheint vermutlich im April ein anonymes Flugblatt mit dem Aufruf zum 1.Mai und dem Mailied von Klaus Schütz, welches von Farbe und Format her bereits an spätere Rote Garde Flugblätter erinnert.
Quelle: Heraus zur ersten oppositionellen Maikundgebung, O. O. O. J.

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Juli 1968:
Laut Schlomann/Friedlingstein konstituiert sich im Juli/August 1968 die Rote Garde (RG) Westberlin aus Teilen der Unabhängigen Schülergemeinschaft (USG). Führende Funktionäre sind Volker Magdalinski und Ezra Gerhardt (später Mitglieder des ZK der KPD/ML).

Laut OG Essen RF-O (ex-KPD/ML-ZB) und MLPD (2) entsteht die RG im August.

Laut MLHG - Gruppe Lehrer (vgl. 5.10.1971) ist die RG (vgl. Mai 1969) anfangs eine antiautoritäre Schülerorganisation (vgl. Okt. 1967, 11.8.1968).
Q: Klassenkampf und Programm Nr. 3, Dortmund Apr. 1973, S. 41; Schlomann, Friedrich-Wilhelm, Friedlingstein, Paulette: Die Maoisten, Frankfurt 1970, S. 255;MLPD-ZK: Geschichte der MLPD, I.Teil, Stuttgart 1985, S. 91

27.08.1968:
Auf der Berliner Schülerdemonstration gegen den CSSR-Einmarsch verteilt vermutlich die Rote Garde ihre Solidaritätsadresse an die Tschechoslowakische revolutionäre Jugend.

Ein gemeinsames Flugblatt wird von ASH, KSG und neuer roter turm (NRT) verteilt, welches auch auf den Vietnamkrieg hinweist.

Zum Ablauf der Veranstaltung gibt die Rote Garde Berlin später ein Flugblatt heraus, welches sich u.a. gegen die 'Bürokraten' richtet, die dort redeten.
Q: ASH, KSG, neuer roter turm: 'Wir wollen nicht, o. O., o. J. (1968); RG Berlin: Solidaritätsadresse an die Tschechoslowakische revolutionäre Jugend, Berlin O. J.;RG Berlin: Wollten wir die Veranstaltung…, Berlin o. J.

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September 1968:
Die Rote Garde Berlin gibt eventuell im September ein Flugblatt "Mit dem ganzen Gerede gegen die Schülervereinigungen muß rasch Schluß gemacht werden" heraus.
Q: Rote Garde Berlin: Mit dem ganzen Gerede gegen die Schülervereinigungen muß rasch Schluß gemacht werden, Berlin o. J.

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15.09.1968:
In Berlin-Kreuzberg gibt die Schülergruppe der Hermann-Hesse-Schule Mitte September zusammen mit der Roten Garde zwei differierende Flugblätter "Aufwachen" zu den Repressalien gegen Jan Kotschenreuther heraus.
Q: Schülergruppe der Hermann-Hesse-Schule, Rote Garde: Aufwachen, o. O., o. J.

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26.10.1968:
In Berlin tagt der dreiköpfige (2m, 1w) Gruppenrat des Neuen Roten Turms (NRT). In den SJD der SPD hat man einen revolutionären Flügel mit je 12 Mitgliedern in den Kreisverbänden Wedding und Neukölln ausmachen können. An anderen Berliner Schülergruppen werden in der Sitzung die ASH, die SSG und die Rote Garde (RG) besprochen und sich in diesem Zusammenhang an die Schülerdemonstration gegen die CSSR-Invasion am 21.8.1968 erinnert.
Q: Neuer Roter Turm-Gruppenrat: 26.10.68, Berlin 26.10.1968

November 1968:
Laut MLPD (2) ist Ezra Gerhard von der Roten Garde (RG) MLJO Berlin Mitautor des von Günter Amendt herausgegebenen Buches "Kinderkreuzzug oder beginnt die Revolution in den Schulen?", ro, ro, ro, November 1968.
Q: MLPD-ZK: Geschichte der MLPD, I.Teil, Stuttgart 1985, S. 91

01.11.1968:
In Berlin findet das erste Treffen der Roten Garde (RG) mit der Gruppe Neuer Roter Turm (NRT) statt, bei dem es um die Vietnamkampagne geht.
Q: Neuer Roter Turm-Gruppenrat: 13.11., Berlin 13.11.1968

06.11.1968:
In Berlin findet ein zweites Treffen zur Vorbereitung der Vietnamkampagne statt, an dem neben der Roten Garde (RG) und dem Neuen Roten Turm (NRT) auch die Aktion Schülerselbsthilfe (ASH) teilnimmt.
Q: Neuer Roter Turm-Gruppenrat: 13.11., Berlin 13.11.1968

08.11.1968:
Für diesen Tag plant die Rote Garde (RG) Berlin eine Vietnamveranstaltung.
Q: Neuer Roter Turm-Gruppenrat: 2.11., Berlin 2.11.1968

09.11.1968:
In Berlin findet eine Vietnamdemonstration statt, an der sich u.a. Rote Garde und Neuer Roter Turm beteiligen.
Q: Neuer Roter Turm-Gruppenrat: 13.11., Berlin 13.11.1968

19.11.1968:
Vermutlich in dieser Woche – das Schüler- und Lehrlingszentrum am Lehniner Platz hat offenbar noch kein Telefon - erscheint ein Flugblatt der Roten Garde Berlin. Es wird über die mehr als 800 Berliner Schüler berichtet, die sich mit Jan Kotschenreuther solidarisierten und über die "Studienkollektive, die im Moment überall wie Pilze aus dem Boden schießen".
Quellen: Rote Garde Berlin: Bei der letzten großen…, Berlin o. J. (1968)

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05.12.1968:
Die Rote Garde Berlin will sich heute im Schüler- und Lehrlingszentrum treffen, um dort die Aufrufe zur Bildung von Schulkollektiven, die sich zu Bezirksstudienkollektiven verbinden, an die Verteiler auszugeben, die am folgenden Tag an den Schulen verbreitet werden sollen. Bekanntgegeben werden die Termine und Treffpunkte der Schulkollektive in Charlottenburg, Neukölln, Reinickendorf / Wedding, Schöneberg / Kreuzberg / Tempelhof, Spandau, Wilmersdorf und Zehlendorf / Steglitz.
Q: Rote Garde: Aufruf, Berlin o. J. (1968)

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14.12.1968:
Auf der Berliner Demonstration gegen das Rehseurteil verteilt die Rote Garde Berlin ein Flugblatt, nachdem sie zuvor zu einem Block der Jungarbeiter, Lehrlinge und Schüler aufgerufen hatte.
Q: RG Berlin: Ein bürgerlicher Richter Oske…, Berlin O. J.

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19.12.1968:
In Berlin erscheint das 'RC-Bulletin' Nr. 6 (vgl. 5.12.1968, 7.1.1969), in dem sich Horst Mahler und Solveig Ehrler "Zu einigen Aspekten der internen Auseinandersetzungen" äußern. Solveig Ehrler beginnt mit der Frage "Droht der Kampf der sozialistischen Opposition gegen den Kapitalismus in einen Kampf der dezentralisierten sozialistischen Gruppen gegeneinander umzuschlagen?", wobei sie u.a. warnt es drohe "ein neuer autoritärer Dogmatismus gegen den Revisionismus des etablierten Sozialismus, wie ihn zur Zeit die ROTE GARDE (RG, d.Vf.) dokumentiert."
Q: RC-Bulletin Nr. 6, Berlin 19.12.1968

30.12.1968:
In Berlin erscheint die 'NEUE Aktion ' Nr. 3 (vgl. Nov. 1968, März 1969) mit dem Artikel "APO-Kehraus unter Mitwirkung kirchlicher Institutionen / Europäische Wirtschaftsgemeinschaft und Schwarze Garde / Wie die Kommune 99 zum Handlanger des Systems geworden ist", denn diese habe als Antwort auf die Rote Garde die Schwarze Garde gegründet, die nun auf ein kirchliches Konto für die "Toten (!) in Biafra" Spenden sammele.
Q: NEUE Aktion Nr. 3, Berlin 30.12.1968, S. 5f

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31.12.1968:
In Hamburg beginnt, nach eigenen Angaben, die Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten (KPD/ML) in der Wohnung von Ernst Aust.

Die OG Essen RF-O (ex-KPD/ML-ZB) berichtet:"
Ezra Gerhard wurde von Aust nur deshalb ins ZK geholt, weil er noch vor der 'Gründung' in Westberlin eine Rote Garde (RG, d.Vf.) mit ca. 250 Mann aufgebaut hatte."

Laut KPD/ML-ZB ist Gerhard als Vertreter der Roten Garde - MLJO Westberlin an der Gründung beteiligt.

Laut MLPD (2) schließt sich auf dem Gründungsparteitag der KPD/ML in Hamburg die Rote Garde (RG) MLJO Westberlin als Jugendorganisation der neugegründeten KPD/ML an. Wahrscheinlich wird bereits auf dem Gründungsparteitag, spätestens jedoch einige Wochen später, Ezra Gerhard (Westberlin), Jugendbeauftragter des ZK der KPD/ML.
Q: MLPD-ZK: Geschichte der MLPD, I.Teil, Stuttgart 1985, S. 108; Der Parteiarbeiter Nr. 8, Bochum Okt. 1971;Klassenkampf und Programm Nr. 3, Dortmund Apr. 1973, S. 39, 41, 46 und 66ff

Januar 1969:
Vermutlich im Januar erscheint in Westberlin durch die RG Westberlin erstmals die Zeitung 'Rote Garde' - Marxistisch-leninistische Jugendorganisation (vgl. März 1969). Die angegebene Auflage beträgt 40 000.

Zur Herausgabe der ersten Nummer heißt es:"
Wir müssen uns heute auf der Grundlage der Theorien von Marx, Engels, Lenin und Mao Tsetung zusammenschließen, wenn wir uns mit den Massen verbinden und die herrschende Klasse vertreiben wollen. Nur so können auch für uns die nächsten rund 50 bis 100 Jahre ein großes Zeitalter der radikalen Veränderung des Gesellschaftssystems in der Welt sein. Nur so wird auch für uns das nächste Zeitalter ein weltumstürzendes Zeitalter sein, ein Zeitalter, mit dem sich keine der vergangenen Geschichtsepochen vergleichen kann."

Der weitere Inhalt, in dem u.a. von der Thomas Morusschule, der Buchhandlung Elwert und Meurer (120 Besch., 15 Lehrlinge) und AEG Ackerstraße berichtet wird, ist u.a.:
- Wer Flugblätter verteilt kriegt eins auf die Schnauze,
- Nixon,
- Wer diskutiert, fliegt raus,
- Aufruf: Lehrlinge und Schüler vereinigt euch in der Roten Garde.
Verantwortlich für den Inhalt sind: Rainer Loska und Rainer Hillner. Die Rote Garde ist über das Schüler und Lehrlingszentrum (SLZ) auf dem Kurfürstendamm zu erreichen.
Q: Rote Garde - Marxistisch-leninistische Jugendorganisation Nr. 1, Berlin 1969; Rote Briefe Nr. 14, Hamburg 1969

18.01.1969:
Laut KPD/ML demonstrieren in Berlin "anläßlich der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht" ca. 3 000 Menschen. Die Ortsgruppe Westberlin der KPD/ML verteilt während der Demonstration das Flugblatt 'Gegen den Revisionismus'. Die Rote Garde Berlin verteilt auf der Demonstration ein Flugblatt.
Aufgerufen wird auch vom IAferJO (vgl. 17.1.1969).

Laut Jörg Huffschmid finden zwei Demonstrationen zu den Themen Griechenland und 50 Jahre Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg statt, wobei die eine eher SEW-gesteuert, die andere vom SDS zum SPD-Haus in der Müllerstr. gelenkt worden sei.
Q: RC-Bulletin Nr. 2, Berlin 23.1.1969; IAferJO: Flugblatt, Berlin o.J. (1969);Roter Morgen, Hamburg Feb. 1969, S. 2;Rote Garde: Fest entschlossen sein…, Berlin o. J. (1969)

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30.01.1969:
In Berlin-Reinickendorf beteiligen sich, laut Spartacus - IAfeKJO, 200 bis 300 an einer Demonstration für das Jugendzentrum Prisma zum Rathaus.
Aufgerufen wurde auch durch die Rote Garde Berlin.
Q: Spartacus Nr. 3, Berlin März 1969; RG: Der Jugendclub Prisma…, Berlin o. J. (1969)

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20.02.1969:
Die 'Agit 883' veröffentlicht heute eine Tagungsliste des Schülerzentrums am Lehniner Platz. Dort tagen auch freitags um 19 Uhr die Aktivisten der Roten Garde (RG) und sonntags um 16 Uhr die Rote Garde (RG).
Q: Agit 883 Nr. 2, Berlin 20.2.1969, S. 2

22.02.1969:
Auf der 5.Plenarversammlung des Berliner IAferJO wird u.a. bekanntgegeben, daß die Rote Garde (RG) aus der Prismagruppe (Jugendclub im Berliner Norden) ausgetreten sei.
Q: IAferJO: 5.Plenarversammlung 22.2.69, Berlin 22.2.1969

26.02.1969:
In Berlin gibt das Schulstudienkollektiv der Roten Garde am Friedrich-Engels-Gymnasium vermutlich Mitte dieser Woche ein Flugblatt heraus, in dem vom besuch des Schuldirektors Holzbrecher in der 10a berichtet wird, bei dem nach Verteilern der Rote-Garde-Zeitung gesucht wurde.
Q: Rote Garde-Schulstudienkollektiv Friedrich-Engels-Gymnasium: Am Montag…, Berlin o. J. (1969)

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März 1969:
In der Märzausgabe des 'Roten Morgens' der KPD/ML (vgl. 8.2.1969, Apr. 1969) wird berichtet, dass in Westberlin die erste Ausgabe der marxistisch-leninistischen Jugendzeitschrift 'Rote Garde' erschien.
Q: Roter Morgen März 1969, Hamburg März 1969, S. 6

März 1969:
Vermutlich im März bringt die RG Westberlin die unnumerierte Nr. 2 ihres Organs 'Rote Garde' - Marxistisch-leninistische Jugendorganisation (vgl. Jan. 1969, Apr. 1969) heraus.
Enthalten sind u.a. die Artikel:
- Die Schläger der Heimann-Schule,
- Konzern und Senat verschaukeln die Arbeiter der AEG-Turbine (vgl. 24.1.1969),
- Hände weg von China. Zum sowjetisch-chinesischen Grenzkonflikt,
- Das Geschrei vom Personenkult - Ein mieser Trick der Feinde des Marxismus- Leninismus,
- Erklärung zur Gründung der Roten Garde Hamburg (vgl. Jan. 1969).

Berichtet wird auch von der Engelsschule (vgl. 6.3.1969), der Robert Bosch Schule in Charlottenburg, der Isergebirgsschule, dem Schulkomplex Carossa, Koeltze und Sprengel, dem OTZ Schwarzkopff im Wedding, dem Kant-Gymnasium, der Kurt Loewenstein Schule und der Gesamtschule Britz, Buckow, Rudow.
Q: Rote Garde - Marxistisch-leninistische Jugendorganisation Die Schläger der Heimann-Schule, Berlin o.J. (1969)

06.03.1969:
Das Schulstudienkollektiv der Roten Garde (RG) - MLJO Westberlin an der Engelsschule wollte heute im Jugendheim Fuchsbau tagen, was aber durch die Jugendstadträtin verboten wird.
Q: Rote Garde - Marxistisch-leninistische Jugendorganisation Die Schläger der Heimann-Schule, Berlin o.J. (1969), S. 11

April 1969:
Vermutlich im April bringt die Rote Garde (RG) - MLJO Westberlin die Nr. 3 ihrer Zeitung 'Rote Garde' - Marxistisch-leninistische Jugendorganisation (vgl. März 1969, Sept. 1969) heraus. Diese Nr. 3 erscheint in einer Ausgabe für Gymnasiasten und einer anderen für Lehrlinge, Haupt- und Realschüler.

Aufgerufen wird zu Veranstaltungen "Organisiert die Kapitalistenklasse bekämpfen" für Lehrlinge (vgl. 27.4.1969) und für Schüler (vgl. 30.4.1969).

In der Schülerausgabe finden sich Berichte über die Schulkollektive Lessing (im Artikel "Kommunistenhatz an der Lessingschule") und Erich Hoeppner sowie über die C.F. von Siemensschule. Enthalten sind auch die Artikel:
- "Verjagt die Kiesinger und Nixon";
- "Das Gerücht von den gleichen Chancen";
- "Schluß mit dem Gerede von der Antiautorität"; sowie
- "1. Mai. Macht die SEW bei der Senatsfeier mit?".

In der anderen Ausgabe wird in "Die große Schering-Familie" über ein Studienkollektiv der RG beim Chemiebetrieb Schering berichtet.

Enthalten sind auch die Artikel:
- "Brecht die Macht der Geldsäcke";
- "Karl Marx hat Recht";
- "Organisiert muß sich die Arbeiterklasse die Macht erkämpfen!" zur Forderung nach Mitbestimmung, die DGB und SEW am 1. Mai propagieren.

Im Artikel "Organisiert muß sich die Arbeiterklasse die Macht erkämpfen" wird auch gegen das Konzept der (Betriebs-) Basisgruppen polemisiert:"
Das Konzept der Basisgruppen lautet 'Arbeiterkontrolle'. Der erste Schritt dabei soll die 'öffentliche Entscheidung über alle den Betrieb betreffenden Fragen' sein. Zur Stärkung der Arbeiterposition sollen Vertretungen gewählt werden, die nur den Arbeitern verantwortlich sind. Dadurch, daß diese Vertreter nicht wie die Betriebsräte (BR, d.Vf.) an Gesetze (Betriebsverfassungsgesetz) (BVG, d.Vf.) gebunden sind, muß es ihnen gelingen, den Arbeitskampf nach dem Willen der Arbeiter voranzutreiben und Schritt für Schritt 'die Macht der Arbeitenden auszubauen' … Hieran zeigt sich, daß einige Vertreter der Basisgruppen nicht die richtige marxistisch-leninistische Theorie haben, die nämlich dem Klassenkampf revolutionären Inhalt und Perspektive gibt … Das dargestellte Konzept läuft eindeutig darauf hinaus, die Arbeiter ein weiteres mal vom politischen Kampf fernzuhalten, indem man sie nämlich auf betriebsinternen Kampf einzuschwören versucht. Daß das kein Rezept ist für den Kampf gegen den hochorganisierten Kapitalismus, haben inzwischen viele Kollegen und Genossen erkannt. Für sie stellt sich eine revolutionäre Perspektive nur so dar: Die Arbeiterklasse und alle anderen werktätigen Massen mit den revolutionären Theorien des Marxismus-Leninismus vertraut machen und in diesem Sinne schulen. Die Arbeiterklasse in ihrem wirtschaftlichen und politischen Kampf anleiten. Diese Aufgaben aber kann nur eine revolutionäre Organisation, eine kommunistische Partei wahrnehmen."
Q: Rote Garde - Marxistisch-leninistische Jugendorganisation Nr. 3 beide Ausgaben, Berlin o.J. (1969)

05.04.1969:
In der Roten Garde Berlin tagt das Aktivistenkollektiv und nimmt einstimmig einen Beschluß zum organisatorischen Aufbau an, der in einer Flugschrift veröffentlicht wird. Dabei stellt das Aktivistenkollektiv das Fundament der Kaderorganisation dar und die Massenorganisation wird aus den Studienkollektiven der Jungarbeiter, Lehrlinge, Schüler und Studenten gebildet.
Q: Rote Garde Berlin: Organisatorischer Aufbau, Berlin o. J. (1969)

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23.04.1969:
In Berlin tagt die Leitung von Spartacus - IAfeKJO und beschließt das Leitungsmitglied Günther W. auszuschließen. Er habe gesagt, daß die KPD/ML die Avantgardeorganisation Deutschlands sei. Es wird der Verdacht geäußert, daß er für eine Abspaltung der Roten Garde, die z.B. in der Anti-SEW Gruppe der Basisgruppe Zehlendorf arbeite, tätig sei.
Q: Spartacus - IAfeKJO: 6.5.69, Berlin 6.5.1969

27.04.1969:
Die RG Westberlin führt, nach eigenen Angaben, im Audimax der TU eine Maiveranstaltung für Lehrlinge unter dem Motto 'Organisiert die Kapitalistenklasse bekämpfen!' durch.

Laut Spartacus - IAfeKJO führen Basisgruppen und Infi eine Lehrlingsveranstaltung zum 1.Mai durch.

Aufgerufen wurde auch bei DWM (vgl. 21.4.1969).
Q: Spartacus - IAfeKJO: ***Flugblatt zum 1.5., Berlin 30.4.1969; Rote Garde - Marxistisch-leninistische Jugendorganisation Nr. 3 Ausgabe für Lehrlinge, Haupt- und Realschüler, Berlin o.j. (1969);N. N.: Widerstand der Lehrlinge, Berlin o. J. (1969)

30.04.1969:
In der 'RPK' heißt es zur Maikampagne u.a.:"
Wichtigstes Resultat der gemeinsamen Arbeit war die Vorbereitung und Durchführung der Großveranstaltung in der Hasenheide vom 30.4.1969, in deren Verlauf Sprecher fast aller Gruppen zum ersten Male ihre Vorstellungen zur Lösung der Organisationsfrage öffentlich erörterten."
U.a. ist an dem Treffen in der Hasenheide und am 1. Mai auch die Westberliner Rote Garde (RG) beteiligt.
Q: Rote Pressekorrespondenz Nr. 12, Berlin 1969

30.04.1969:
Die RG Westberlin führt für Schüler ebenfalls eine Veranstaltung durch, unter dem selben Motto und am selben Ort wie am 27.4.1969 .
Q: Rote Garde - Marxistisch-leninistische Jugendorganisation Nr. 3 beide Ausgaben, Berlin o.J. (1969); Spartacus - IAfeKJO: Protokoll der Plenumssitzung vom 12.4., Berlin 12.4.1969

Mai 1969:
Die Berliner MLHG -Gruppe Lehrer (vgl. 5.10.1971) berichtet vermutlich aus dem Mai über die Rote Garde (RG - vgl. Juli 1968), daß diese durch straffere Organisierung und intensive Schulung geschrumpft und im Frühjahr 1969 aus der Schülerarbeit ausgestiegen sei, um sich auf Lehrlingsarbeit ('das Proletariat') zu konzentrieren.
Q: MLHG Nr. 5, Berlin 5.10.1971

06.05.1969:
In einem Brief an einen Sympathisanten äußert sich ein Mitglied der Bolschewistischen Linken der deutschen Sektion des VS der 4. Internationale über die Berliner Rote Garde (RG). Diese habe nicht mehr als 60 Mitglieder. Weiter wird festgestellt:"
Der Schülersektor ist übrigens der einzige, wo sie über einen stabilen Einfluß verfügen … . … Allerdings TUN sie nichts an den Schulen, sondern beschränken sich auf Schülerzirkel, die die 'Gedanken' des Vorsitzenden studieren".
Q: Bolschewistische Linke der dt.Sektion der 4.Internationale-1 Mitglied: An… (1 Sympathisant), o.O. 6.5.1969

08.05.1969:
Die Rote Garde Berlin übergibt der Redaktion des 'Spiegel' einen Artikel zu dem 'Spiegel-Bericht über die Roten Garden. Dieser Text wird auch als Rote Garde Sonderdruck veröffentlicht.
Q: Rote Garde Sonderdruck Erklärung der Roten Garde Berlin, Berlin o. J. (1969)

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20.05.1969:
Auf der Leitungssitzung von Spartacus -IAfeKJO in Berlin wird der Austritt eines Schulkollektives mit 20 Mitgliedern aus der Roten Garde bekannt. Fünf davon wollten sich nun Spartacus - IAfeKJO anschließen.
Q: Spartacus - IAfeKJO: Protokoll der Leitungssitzung vom 20.5.69, Berlin 20.5.1969

24.05.1969:
Die Rote Garde Berlin verteilt vermutlich auf der heutigen Demonstration ein Flugblatt zum Streik an den Ingenieurakademien, in dem angesichts der Isolation der Ingenieurstudenten vom Rest der Studenten zum organisierten Rückzug geraten und der Aufbau eines ML-Studienkollektiv propagiert wird.
Q: Rote Garde Sonderdruck Erklärung der Roten Garde Berlin, Berlin o. J. (1969)

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16.06.1969:
Am Berliner Schadowgymnasium findet ein zweistündiger Streik statt, in den neben Spartacus - IAfeKJO ('Roter Wurm') auch die Rote Garde eingreift.
Q: Spartacus - IAfeKJO: Protokoll der Leitungssitzung vom 17.6.69, Berlin 17.6.1969

16.06.1969:
Das Buchhändler- und Verlegerkollektiv der Roten Garde Berlin gibt vermutlich in dieser Woche ein Flugblatt an die "Kolleginnen und Kollegen in Buchhandlungen und Verlagen!" heraus zu den eigenen Interventionen auf den Dichterlesungen bei Elwert & Meurer und zu den dort gekündigten Lehrlingen.
Q: Rote Garde-Buchhändler- und Verlegerkollektiv: Kolleginnen und Kollegen in Buchhandlungen und Verlagen!, Berlin o. J. (1969)

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17.06.1969:
In Berlin wird auf der Leitungssitzung von Spartacus - IAfeKJO u.a. über die Rote Garde (RG) festgestellt, daß diese nun auch bei den Lehrlingen zum Abbröckeln neige, weswegen eine verschärfte Auseinandersetzung mit ihr, z.B. auf dem Falken-Zeltlager, in's Auge gefaßt wird.
Q: Spartacus - IAfeKJO: Protokoll der Leitungssitzung vom 17.6.69, Berlin 17.6.1969

12.07.1969:
Es beginnt die zweitägige erste 'Arbeiterkonferenz' in Berlin (vgl. 6.9.1969). Es nehmen ca. 50 Genossen aus 10 Betriebsgruppen der Basisgruppen teil. U.a. auch aus SALZ und Roter Garde (RG). Ein Referat mit dem Inhalt "Über die Situation der Arbeiter in der sozialistischen Bewegung" wird gehalten. Die Arbeiterkonferenz diskutiert auch die Organisationsfrage.

Laut MLHG Berlin (vgl. 5.7.1971) hatte die SDS-Projektgruppe Räte die Initiative zur Bildung von Betriebs- und Stadtteilgruppen übernommen, die aber studentisch dominiert blieben, so daß im Sommer 1969 die Arbeiterkonferenz gebildet wurde.

Die marxistisch-leninistische Fraktion der Arbeiterkonferenz (vgl. 26.11.1969) berichtet (vgl. Apr. 1969, 23.8.1969):"
Das Vorbereitende Komitee schätzte aus eigenen Erfahrungen die Probleme der Arbeiter ein und propagierte die erste Arbeiterkonferenz mit folgenden Tagungsordnungspunkten:
1. Austausch der bisherigen Erfahrungen
2. Klärung der eigenen Situation in der 'Bewegung'
3. Wie können sich die Arbeiter organisieren und einflußreich in der 'Bewegung' mitarbeiten?
4. Schaffung einer Betriebszeitung für Berlin
5. Schulung

An der ersten Arbeiterkonferenz nahmen fünfzig Arbeiter aus zwölf Gruppen teil. Die Diskussionen und Beiträge zeigten aber, daß die Genossen ohne bestimmte Vorstellungen gekommen waren. Auf dieser Grundlage konnte keine Klärung der obengenannten Fragen stattfinden, noch konnte es zu einer verbindlichen Arbeit kommen. Zwar wurde über das Problem einer gemeinsamen Schulung diskutiert, es wurde sogar ein, wenn auch prinzipienloses, Schulungsprogramm aufgestellt, die Verwirklichung der einheitlichen Schulung aber blieb aus. Es wurde beschlossen, die 2.Arbeiterkonferenz nach sechs Wochen wieder einzuberufen. Inzwischen sollte das Vorbereitende Komitee die Berichte der Betriebsgruppen unter bestimmten Fragestellungen sammeln."
Q: ML-Fraktion der Arbeiterkonferenz: Die Situation der Arbeiterkonferenz, o.O. (Berlin) o.J. (1969), S. 1; Rote Pressekorrespondenz Nr. 27/28, Berlin 1969, S. 11f;MLHG Nr. 4, Berlin 5.7.1971

13.07.1969:
Zur Vietnamdemonstration in Berlin rief auch die Rote Garde Berlin auf, die sich am 8.7.1969 zur Vorbereitung treffen will.
Q: Rote Garde-Zentralkollektiv: Genossen Rotgardisten, Berlin o. J. (1969)

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August 1969:
Der LV Süd-West (Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland) der KPD/ML-ZK berichtet (vgl. 11.10.1971):"
Dann, im August 1969, ereignete sich die sogenannte 'Dazibao-Geschichte'. Über den Inhalt dieser Auseinandersetzung erfuhr die Partei bis heute nichts, obwohl damit eine Säuberung verbunden war."

Laut MLPD (2) wurde ein Dazibao von Volker Magdalinski verfaßt und mit dem Titel "Das Hauptquartier bombardieren" versehen. Darin werde u.a. gesagt:"
Diese gewissen führenden Parteigenossen und Rotgardisten haben die festgelegten Ziele der Partei und der Roten Garde längst hinter sich gelassen, nämlich die sozialistische Revolution in Deutschland und die Errichtung der Diktatur des Proletariats. Sie haben völlig die gestellten Aufgaben vergessen, nämlich die Arbeiterklasse für den revolutionären Kampf zu organisieren und vorzubereiten."
Q: KPD/ML-ZK-LV Südwest: Analysen und Anträge des LV Süd-West, o.O. Okt. 1971; MLPD-ZK: Geschichte der MLPD, I.Teil, Stuttgart 1985, S. 80

20.08.1969:
Die Rote Garde (RG) West-Berlin veranstaltet ein Teach-in '1 Jahr CSSR-Invasion' in der TU, auf dem zu einer Demonstration für den 21. August vom Hermannplatz in Neukölln bis zum Alliierten Kontrollrat aufgerufen wird. Teach-in und Demonstration stehen unter folgenden Parolen: "Unterstützt den revolutionären Kampf des tschechoslowakischen Volkes! Gegen das Komplott des Sowjetimperialismus mit dem US-Imperialismus!". Spartacus-IAfeKJO verteilt dort ein Flugblatt 'CSSR 69 - Krise des Stalinismus'.
Q: Spartacus - IAfeKJO: CSSR 69 - Krise des Stalinismus, Berlin 20.8.1969; Rote Pressekorrespondenz Nr. 27/28, Berlin 21.8.1969

21.08.1969:
In Berlin findet, laut KPD/ML, "aus Protest gegen den sozial-imperialistischen Überfall durch die Truppen des Warschauer Paktes auf die CSSR" eine Demonstration statt, " die allein auf Initiative und unter Leitung der Roten Garde zustande kam und an der sich über 300 Genossen und Rotgardisten beteiligten" (vgl. 20.8.1969).

Neben einem Flugblatt zur Mobilisierung verteilt Spartacus - IAfeKJO dort allerdings auch ein Flugblatt 'CSSR 69 - Wen wir unterstützen', so daß wir annehmen, das auch Spartacus zugegen war. In einer Erklärung zur Demonstration der Roten Garde (RG) sprechen sich die Gruppen Rote Zelle Germanistik (Rotzeg), INFI im SDS, AStA-Kollektiv der FU, Sozialistisches Arbeiter- und Lehrlingszentrum (SALZ), Beirat und Redaktion der RPK gegen eine Teilnahme an der Demonstration aus.

Aufgerufen wurde auch durch die Basisgruppe Zehlendorf (vgl. 20.8.1969).
Q: Informationen für die Arbeiter und Angestellten in den Zehlendorfer Fabriken, Berlin 20.8.1969; Spartacus - IAfeKJO: 18.8.69, Berlin 18.8.1969;Spartacus - IAfeKJO: CSSR 69 - Wen wir unterstützen, Berlin 21.8.1969;Roter Morgen, Hamburg Sept. 1969, S. 4;Rote Pressekorrespondenz Nr. 27/28, Berlin 21.8.1969;H.Modau: Zur Geschichte der KPD/ML und des KABD, o.O. 1979, S. 52;Rote Garde: Solidarisiert Euch mit dem Befreiungskampf des tschechoslowakischen Volkes!, Berlin o. J. (1969)

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28.08.1969:
In Berlin sitzt wieder einmal die Leitung von Spartacus – IAfeKJO beisammen. Aus der Roten Garde seien drei Kritiker des Stalinismus ausgeschlossen worden. Auf dem Falkenzeltlager sei man selbst nur mit 10, die RG aber mit 50 Sympathisanten vertreten gewesen. Drei Arbeiter seien dort als Kandidaten gewonnen worden.
Q: Spartacus - IAfeKJO-Leitung: 28.8.69, Berlin 28.8.1969

September 1969:
In der Nr. 4 der 'Roten Garde' (vgl. Apr. 1969) ruft die RG Westberlin zu einer Diskussionsveranstaltung am 19.9. und einer Demonstration am 20.9. unter den Parolen 'Kampf dem neuen Berufsbildungsgesetz' (BBiG) und 'Kampf der Kapitalistenklasse' auf.
Q: Rote Garde - Marxistisch-leninistische Jugendorganisation Nr. 4, Berlin Sept. 1969

September 1969:
In Berlin erscheint ein Extra der 'ß' (Schülerzeitung) im Magdalinski Verlag. Es berichtet u.a. über die "Besetzung der Berliner Innenstadt durch revolutionäre Schüler".
Volker Magdalinski ist bereits zu diesem Zeitpunkt mit der Roten Garde (RG) Berlin liiert, u.a. ist er Funktionär im Rote Garde Zentralkollektiv (ZKoll) und Mitglied der KPD/ML.
Q: ß Extra, Berlin Nov. 1969

02.09.1969:
In Berlin wird auf der Leitungssitzung von Spartacus - IAfeKJO über die Israel-Demonstration gegen den Besuch von Ascher Ben Nathan am 4.9.1969, die mit einem Teach-In in der TU enden soll, diskutiert. Hierbei müsse man vor allem die Rote Garde (RG) und das Infi im Auge behalten.
Q: Spartacus - IAfeKJO: Protokoll Leitungssitzung vom 2.9.69, Berlin 2.9.1969

04.09.1969:
In Berlin ist eine Demonstration gegen den Besuch von Ascher Ben Nathan (Israel) geplant, an der sich u.a. die Rote Garde (RG), das Infi und Spartacus - IAfeKJO beteiligen wollen. Enden soll das Ganze mit einem Teach-In in der TU.
Q: Spartacus - IAfeKJO: Protokoll Leitungssitzung vom 2.9.69, Berlin 2.9.1969

06.09.1969:
Auf einem heute beginnenden zweitägigen Plenum des ZK der KPD/ML (vgl. 11.10.1969) wird folgender Antrag W. Dickhuts einstimmig angenommen:"
1. Die Verhandlungen bezüglich der Fusion mit führenden SDS-Genossen sind einzustellen und in Zukunft nicht mehr zu führen.
2. Auf unbestimmte Zeit ist eine Kandidatensperre für Schüler, Studenten und Lehrkräfte die Regel. Ausnahmen beschließt jeweils das ZK.
3. Die systematische Werbung von Arbeitern und Betriebsangestellten ist die derzeitige Hauptaufgabe der Partei."
Diese Beschlüsse sollten in die Geschichte der KPD/ML unter dem Titel Septemberbeschlüsse eingehen.
Durch diese Beschlüsse soll, laut 'RW', eine "kleinbürgerliche Überwucherung" der KPD/ML verhindert werden. Ziel soll es sein, daß sich die "Partei auf die Arbeiterklasse orientiert". Die "Stärkung des Arbeiteranteils und (die) Durchsetzung der proletarischen Linie" soll erreicht werden. Diese Beschlüsse tragen mit zur kommenden Spaltung der KPD/ML bei. Dagegen hat, laut KAB/ML, nur Ezra Gerhard gestimmt. Dieser habe dann die Rhetoleute aufgenommen, um seine eigene Position zu stärken.

Dieser Beschluß stößt, laut KPD/ML-ZK, "nach seiner Veröffentlichung sofort auf Kritik in der Partei" (vgl. 8.11.1969).

Mit den Beschlüssen soll, laut MLPD (2), zweierlei erreicht werden, "ein Klärungs- und Säuberungsprozeß gegen kleinbürgerliche Elemente" zum einen, zum anderen "die Orientierung der Partei auf die Arbeiterklasse". Auf dem Plenum des ZK "wurde in der Diskussion klargestellt, daß durch den Beschluß 2 die überparteilichen Organisationen (insbesondere die Rote Garde) und das Bündnis mit Studenten und Schüler nicht berührt werden, sondern nur die Parteiorganisation. Diese Beschlüsse wurden in die Gruppen gegeben, ohne eine nähere Erläuterung und Begründung mitzugeben. Das war ein Fehler, besonders weil es sich hier um die Weiterentwicklung der Partei als proletarische Partei und die Ausrichtung der Parteimitglieder auf die proletarische Linie handelt, also grundsätzlich von großer Bedeutung war".
Q: Roter Morgen Nr. 7, Hamburg Aug. 1970; Rote Fahne Nr. 2, Tübingen Feb. 1972;MLPD-ZK: Geschichte der MLPD, I.Teil, Stuttgart 1985, S. 77f;Revolutionärer Weg Nr. 4/1970, 2.Aufl., Tübingen 1973, S. 6 und S.18ff;KPD/ML-NE: Die linkssektiererische Linie in der KPD/ML, Berlin 1971, S. IV

19.09.1969:
Die Berliner Rote Garde (RG) veranstaltet in der Technischen Universität (TU) ein Teach-in zum Berufsbildungsgesetz (BBiG) und zur Vorbereitung der morgigen Demonstration gegen dieses Gesetz. Am Teach-in nehmen auch Vertreter von SALZ und Spartacus - IAfeKJO teil. Zum Berufsbildungsgesetz verbreitet die RG in ihrer Zeitung 'Rote Garde' die Parolen "Kampf der Kapitalistenklasse", "Kampf dem neuen Berufsbildungsgesetz".
Q: Rote Pressekorrespondenz Nr. 32, Berlin 26.9.1969, S. 4f; Rote Garde - Marxistisch-leninistische Jugendorganisation Nr. 4, Berlin Sept. 1969;Spartacus Nr. 8, Berlin Nov. 1969;ML Westberlin: Info Nr. 1, Berlin Dez. 1969, S. 5

20.09.1969:
Die Berliner Rote Garde (RG) veranstaltet, nach eigenen Angaben, eine Demonstration gegen das Berufsbildungsgesetz (BBiG - vgl. 19.9.1969).

Laut Basisgruppe Spandau bei Orenstein und Koppel (vgl. Okt. 1969), die die Rote Garde nicht erwähnt, beteiligen sich ca. 400 Lehrlinge, die unterstützt werden von 40 Bauarbeitern.
Q: O&K Solidarität Nr. 3, Berlin Okt. 1969, S. 6; Rote Pressekorrespondenz Nr. 32, Berlin 26.9.1969, S. 4f;Rote Garde - Marxistisch-leninistische Jugendorganisation Nr. 4, Berlin Sept. 1969

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Oktober 1969:
Die Oktoberausgabe des 'Roten Morgens' der KPD/ML (vgl. Sept. 1969, 1.12.1969) erscheint.
In dem Artikel: "Schwerpunkt in den Betrieben. Erläuternde und korrigierende Mitteilung des ZK" heißt es:"
In der Organisations-Mitteilung unserer Partei vom 13. September 1969 heißt es: 'Die allgemeine politische Linie der KPD/ML wurde vom ZK mit den folgenden Beschlüssen festgelegt', dazu unter Punkt 3 'Die systematische Werbung von Arbeitern und Betriebsangestellten ist die derzeitige Hauptaufgabe der Partei'. Kurz, knapp, ohne Begründung … Was heißt hier Werbung? … Kommt es darauf an, möglichst viele Arbeiter und Angestellte zu umwerben, damit sie in die KPD/ML eintreten … Durch solche Werbeaktionen werden wir nicht die Avantgarde des Proletariats aus dem Proletariat herausbilden … Also, 'Werbung' geht nicht … Was ist unser Ziel, das Ziel jeder marxistisch-leninistischen Partei? Es ist die Organisierung des proletarischen Klassenkampfes mit dem Ziel, die politische Macht zu erobern, alle Produktionsmittel in die Hände der ganzen Gesellschaft zu übergeben, die kapitalistische Wirtschaft durch die sozialistische zu ersetzen, die Diktatur des Proletariats zu errichten … Die Einschätzung des ROTEN MORGEN, der angesichts der Streiks der letzten Wochen von einem 'bedeutenden Aufschwung des Klassenkampfes in der Bundesrepublik' sprach, ist falsch … Richtiger hätte man von einem bedeutsamen Anfang oder Ansatz im Klassenkampf sprechen können. Daß es zu solchen Fehleinschätzungen kommen kann, liegt daran, daß wir in der Bundesrepublik in dieser Hinsicht nicht verwöhnt sind … Wir sollten bei jeder Analyse hübsch fein auf dem Teppich bleiben und uns nicht im Überschwang der Gefühle zu Fehleinschätzungen hinreißen lassen … Unsere Aufgabe ist es, wenn wir den Namen Avantgarde des Proletariats zu recht tragen wollen, den Arbeitern, den Kollegen zu helfen, sich zu organisieren zur gesamten deutschen Arbeiterklasse, den ökonomischen Kampf der Arbeiter in einen bewußt geführten Klassenkampf zu verwandeln … Dabei kommen wir um eine Einschätzung der Rolle der Gewerkschaften nicht herum … Sind die Gewerkschaften, ist der DGB noch eine Vertretung der Klasseninteressen der Arbeiter? Er ist es schon lange nicht mehr. Sein Hauptzweck ist es, die Arbeiter vom politischen Kampf abzuhalten … Deshalb war die in einem Flugblatt der Partei zum 1. Mai aufgestellte Losung 'Macht die Gewerkschaften wieder zu Kampforganisationen der Arbeiterklasse' auch falsch und zeigt Tendenzen des Revisionismus … Auch die Behauptung, in den Gewerkschaften seien die klassenbewußtesten revolutionärsten Kollegen organisiert, stimmt heute nur noch zum Teil und ist örtlich und von Gewerkschaft zu Gewerkschaft verschieden … Was wir im DGB haben, ist nicht nur ein antisozialistischer, ein reaktionärer, sondern auch ein arbeiterfeindlicher Gewerkschaftsverband. … Doch wie organisieren? … Wie in der Jugendmassenorganisation der Partei, der Roten Garde, müssen wir jetzt vordringlich die Werktätigen in Arbeiterzirkeln, in Roten Betriebs- und Stadtteilgruppen in einer Arbeitermassenorganisation auf Bundesebene organisieren. Aufgabe dieser Arbeitermassenorganisation muß es sein, als Bindeglied zwischen der Partei und der breiten Masse der Werktätigen zu wirken."

Laut MLPD (2) ist dieser Artikel u.a. eine Reaktion auf das 'Dazibao' von Magdalinski (vgl. Aug. 1969).
Q: MLPD-ZK: Geschichte der MLPD, I.Teil, Stuttgart 1985, S. 80 und 240; Roter Morgen, Hamburg Okt. 1969

06.10.1969:
In Berlin tagt die Leitung von Spartacus - IAfeKJO. Es wird u.a. festgestellt, daß eine Veranstaltung im DGB-Haus stattgefunden habe, deren 40 Besucher zur Hälfte organisiert gewesen seien, und zwar in Roter Garde, SALZ und dem Pichelsee-Arbeitskreis.
Q: Spartacus - IAfeKJO: Protokoll Leitungssitzung vom 6.10.69, Berlin 6.10.1969

November 1969:
Laut 'RW' wird ab ca. Nov. in der Roten Garde (RG) Westberlin der KPD/ML keine Praxis mehr durchgeführt. Aufgrund der Aufhebung der organisatorischen Selbständigkeit verliert sie ungefähr zur selben Zeit drei Viertel ihrer Mitglieder und auch die Lehrlingskollektive brachen zusammen.
Q: Revolutionärer Weg Nr. 4 (weiße Ausgabe), Solingen 1970, S. 43

04.11.1969:
Laut 'RW' erklärt der Jugendsekretär des Zentralkomitees der KPD/ML, Ezra Gerhard, in einer Z.-Koll. Sitzung der Roten Garde (RG) Westberlin:"
Der ideologische Kampf in der Jugendorganisation der Partei, die nicht irgendeine Massenorganisation ist, in der die Partei arbeitet, darum ihr Charakter nicht der Charakter irgendeiner Massenorganisation der Partei ist, bleibt ohne Konsequenz, wenn sich die Massen aufgrund bürgerlicher Ideen oder Demagogie nicht von der richtigen Linie überzeugen lassen. In diesem Fall muß die Partei in der Lage sein, die Konsequenzen des ideologischen Kampfes durch administrative Maßnahmen zu ziehen."

"Die Geschichte lehrt, daß besonders Massenorganisationen, insbesondere Jugendorganisationen Brutstätten des Fraktionismus sind."

Laut MLPD (2) vertreten Vertreter des Berliner Zentral-Kollektivs bzw. Ezra Gerhard im Verhältnis der Jugendorganisation (Rote Garde) zur Partei folgende Ansichten (aus: Gedächtnisprotokoll über zwei Ansichten zum Verhältnis der Jugendorganisation zur Partei in den vergangenen Zentral-Kollektiv-Sitzungen, erarbeitet am 4.11.1969 von Hans, Hajo, Günther):"
Er bezeichnete es als Farce, von der Führung der JO (Jugendorganisation) durch die Partei zu sprechen, wenn die Parteimitglieder der JO ausschließlich mit den Methoden des geduldigen Überzeugens vorgehen dürfen, weil der Führungsanspruch der Partei kein abstrakter, sondern ein konkreter sein muß … Der ideologische Kampf in der JO der Partei bleibt ohne Konsequenz, wenn sich die Massen aufgrund bürgerlicher Ideen oder Demagogie nicht von der richtigen Linie überzeugen lassen. In diesem Fall muß die Partei in der Lage sein, die Konsequenzen des ideologischen Kampfes durch administrative Maßnahmen zu ziehen."
Q: Revolutionärer Weg Nr. 4, Solingen 1970; MLPD-ZK: Geschichte der MLPD, I.Teil, Stuttgart 1985, S. 116

15.11.1969:
In Berlin findet, laut KPD/ML, eine Vietnamdemonstration mit 6 000 Teilnehmern statt, die von der Roten Garde initiiert und geführt worden sei. Laut 'RPK' war es so:
Über 10 000 Arbeiter, Schüler und Studenten demonstrieren in Berlin gegen den US-Imperialismus unter den Parolen: Es lebe das revolutionäre Vermächtnis Ho Chi Minhs! Es lebe der heroische Kampf des vietnamesischen Volkes! Es lebe der Sieg im Volkskrieg! Es lebe der Sieg der Weltrevolution!

Auch von Spartacus - IAfeKJO wird mit einem Flugblatt mobilisiert.

Aufgerufen wurde auch durch die Basisgruppe Zehlendorf (vgl. 10.11.1969) und im CPK-Bereich bei der Spinne Zehlendorf (vgl. 14.11.1969).

Vermutlich auf dieser Demonstration verteilt die Rote Garde Berlin das Flugblatt "Das vietnamesische Volk führt einen gerechten Krieg".
Q: Informationen aus der Spinne Nr. 8, Berlin "14.11.1969"; Spartacus - IAfeKJO: Flugblatt, Berlin o.J. (1969);Rote Pressekorrespondenz Nr. 40, Berlin 21.11.1969, S. 3;Roter Morgen Nov./1.Dez. 1969, Hamburg 1969;Informationen für die Arbeiter und Angestellten in den Zehlendorfer Fabriken, Berlin o. J. (1969);Rote Garde Berlin: Das vietnamesische Volk führt einen gerechten Krieg, Berlin o. J. (1969)

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24.11.1969:
In dieser Woche verfaßt die Berliner Gruppe der Internationalen Kommunisten Deutschlands (IKD) ihren Bericht für die Nationale Konferenz (NK) der IKD (vgl. 30.11.1969):"
Skizzierung der Berliner Linken und ihrer Gruppierungen

Die Orientierung der Berliner Linken ist kaum definierbar. Außer einer deutlich linksstalinistischen Strömung (KPD/ML, Rote Garde und studentische ML-Gruppen), zeichnet sich allenfalls noch die anarchosyndikalistische Tendenz der Basisgruppen ab.

Von der Roten Garde hört man seit ca. 2 Monaten kaum etwas. Da sie weder in den Gewerkschaften, noch in anderen Gruppen arbeitet, momentan weder eigene Aktionen macht, noch auf teach-ins auftritt, hat sie sich neben ihren lautstarken Auftritten bei Demonstrationen offensichtlich auf die reine Schulungsarbeit zurückgezogen."
Q: IKD-Gruppe Berlin: Bericht, Berlin o.J. (1969)

06.12.1969:
In Berlin beginnt die zweitägige RPK-Arbeitskonferenz, auf der von einer Reihe Berliner und bundesdeutscher Gruppen die Organisationsfrage diskutiert wird. Als Gäste waren anwesend Vertreter der Roten Garde (RG).
Q: Rote Pressekorespondenz Nr. 43/44/45, Berlin ****1969; SDS-Info Nr. 26/27, Frankfurt 22.12.1969

13.12.1969:
In Berlin soll eine Solidaritätsdemonstration für die Black Panther Party (BPP) in den USA stattfinden, wobei auf der Kundgebung auch BPP-Vertreter sprechen sollten.

Aufgerufen wurde mit einem Flugblatt "Für den vollständigen Sieg des vietnamesischen Volkes" von KPD/ML, Roter Garde, Kampffront der Auslandsgriechen (AMEE), ML Gruppe der Italiener in Berlin, Gruppe der KP Spaniens /ML in Berlin, GUPA und GUPS.

Die Rote Garde Berlin rief auf mit einem Flugblatt "Solidarität mit dem vietnamesischen Volk".
Q: Spartacus - IAfeKJO: 8.12.69, Berlin 8.12.1969; Solidaritätskomitee für die Black Panther Partei: Solidarität mit der Black Panther Partei, Frankfurt o. J. (1969), S. 3;Rote Garde: Solidarität mit dem vietnamesischen Volk, Berlin o. J. (1969);KPD/ML, RG, AMEE, et al.: Für den vollständigen Sieg des vietnamesischen Volkes, Hamburg o. J.

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Januar 1970:
Die OG Essen RF-O (ex-KPD/ML-ZB) berichtet vermutlich von Anfang 1970 über die Rote Garde (RG) Berlin der KPD/ML:"
Die 'Reto'-Ezra-Leute eroberten … die Rote Garde Westberlin".
Q: Klassenkampf und Programm Nr. 3, Dortmund Apr. 1973, S. 45

01.01.1970:
Laut 'RW' fordert ein Teil der Mitgliedschaft der Roten Garde (RG) Westberlin Anfang Januar den Rücktritt des von der Landesleitung der KPD/ML-Westberlin eingesetzten Rote Garde Zentralkollektivs (ZKOLL), da vor allem "die falsche Anweisung 'erst Theorie, dann Praxis', die politische und organisatorische Arbeit lähmt".
Q: Revolutionärer Weg Nr. 4 (weiße Ausgabe), Solingen 1970, S. 43

04.01.1970:
In Berlin findet, laut RG NRW der KPD/ML ein Gespräch zwischen Ezra Gerhard und Oliver Thompkins sowie einem RG-Genossen aus Celle statt.
Q: Bolschewik Theoretisches Organ der Roten Garde Nr. 0, Essen o.J. (März 1970), S. *

16.01.1970:
Innerhalb von Spartacus-IAfeKJO Berlin berichtet die Projektgruppe Druck und Papier (vgl. 14.1.1970, 21.1.1970) über die Zentrale Schulungsgruppe (ZSG) der DruPa-Jugend (vgl. Nov. 1969, 13.3.1970):"
Die Zentrale Schulungsgruppe konstituierte sich am 16.1.1970. Sie hat die Geschichte der Arbeiterbewegung auf ihr Programm gesetzt. Sie setzt sich aus 10 ML-Leuten, 6 Rotgardisten (Rote Garde der KPD/ML, d.Vf.), 5 Spartacisten und ein paar politisch ungebundenen Leuten zusammen."
Q: Spartacus-IAfeKJO Berlin: Bericht der Projektgruppe Druck und Papier, o.O. o.J. (1970)

17.01.1970:
Auf einem heute beginnenden zweitägigen Plenum des ZK der KPD/ML (vgl. 8.11.1969, **.*.1970) werden die sog. Septemberbeschlüsse (vgl. 6.9.1969) aufgehoben. Das ZK diskutiert, laut 'RW' die Stellungnahmen der Ortsorganisationen und regionalen Leitungen und faßt folgenden Beschluß:"
Im Sommer 1969 ergaben sich in einer Ortsgruppe Schwierigkeiten durch fraktionistische Tätigkeit einiger Intellektueller, die sich bald aus eigenem Antrieb von der Partei lösten. Dieser Vorgang mußte die Partei zu Recht beunruhigen. Das ZK beschloß daher eine Ad-hoc Untersuchungskommission einzusetzen, um zu prüfen, ob hinter diesem Vorfall etwa eine im ganzen Lande tätige fraktionelle Gruppe steckte. Die Kommission glitt bei ihrer Arbeit unter dem Einfluß eines inzwischen ausgeschlossenen Genossen in einen detektivisch-kriminalistischen Arbeitsstil ab, der die Verwirrung nur vergrößerte. Die Kommission vermied absichtlich, sich mit allen betroffenen Genossen des Landesverbandes in Verbindung zu setzen, die Einsicht in die Gruppenprotokolle zu fordern, an Gruppensitzungen teilzunehmen usw. Stattdessen griff sie zu dem Mittel indirekter Informationen, die von nur einigen Genossen angefordert wurden. Die Zusammenarbeit der Kommission war schlecht, sie löste sich im Laufe ihrer Tätigkeit praktisch ganz auf. Besonders zu bemerken ist noch, daß über eines der Kommissionsmitglieder hinter seinem Rücken ebenfalls kriminalistische Informationen eingezogen wurden, die zu ernsten verleumderischen Gerüchten über den betreffenden Genossen führten. Obwohl es dem ZK bis heute nicht möglich war noch in Zukunft möglich sein dürfte, die Vorgänge im Zusammenhang mit der Kommission endgültig zu erhellen, mußten und konnten die damit gewonnenen Erfahrungen zusammengefaßt und kritisiert werden. Das wichtigste Ergebnis ist, daß durch die Kommission ein negatives Beispiel dafür geliefert wurde, wie die Verwirklichung des demokratischen Zentralismus in der Partei nicht nur nicht gefördert, sondern im Gegenteil schwer behindert wird. Das Prinzip, nur einige Genossen zu informieren und andere systematisch nicht, auf indirekte Informationen zu bauen und auf direkte zu verzichten, muß Mißtrauen und sogar Feindseligkeit unter Genossen stiften … Diese Vorgänge vom Sommer 1969 mußten vorausgeschickt werden, da ohne sie die September-Beschlüsse und die weitere Arbeit des ZK in dieser Frage nicht verstanden werden können (offensichtlich spielt das ZK hier auch auf die Auseinandersetzung mit Volker Magdalinski, Westberlin, an, der im August Partei und Rote Garde mit seinem Dazibao 'Das Hauptquartier bombardieren' aufschreckte, d.Vf.) Im Zusammenhang mit der fehlerhaften Arbeit der Kommission entstanden Gerüchte in der Partei über angebliche trotzkistische Versuche einer planmäßigen Unterwanderung.
Statt, wie wie es von einigen Genossen immer wieder gefordert wurde, eine klare Analyse trotzkistischer Gruppen in der BRD und ihrer Beziehungen zu konkreten Gruppen der APO zu erstellen, bestand bei einer anderen Gruppe von Genossen die Tendenz, weitgehend alle Intellektuellen als wirkliche oder potentielle Trotzkisten zu diffamieren. Das war ein ernstes politisches Problem, wobei es für die Partei darum ging, ob sie ihr Ziel, 'die führende Rolle der Arbeiterklasse durch die Herstellung des Bündnisses der Arbeiterklasse mit den werktätigen Bauern und der fortschrittlichen Intelligenz sowie den anderen Mittelschichten' zu verwirklichen, erfüllen könnte oder auf den Weg des Sektierertums abgleiten würde. In dieser Lage beschloß das ZK die Septemberbeschlüsse. Diese Beschlüsse wurden von einem Genossen des ZK fertig vorgelegt. Das war übrigens keine Besonderheit, da das ZK den demokratischen Zentralismus auch vorher noch nicht wirklich erprobt hatte. Gegen die Gefahr des Schematismus dieser Beschlüsse wurden Einwände erhoben. Es gelang, den Passus über mögliche Ausnahmeregelungen, der in der ursprünglichen Formulierung nicht enthalten gewesen war, einzufügen. In Abwesenheit eines wichtigen Genossen wurden diese Beschlüsse dann einstimmig angenommen. Das läßt sich vom heutigen Standpunkt aus nur erklären, keineswegs jedoch rechtfertigen. Keinem der ZK-Mitglieder waren damals die Meinungen der Ortsorganisation zu einer so schwerwiegenden Weichenstellung bekannt, auch eine genaue historische Analyse der Erfahrungen marxistisch-leninistischer Parteien mit Kandidatensperre ging nicht voraus, ebensowenig wie eine ernsthafte Analyse der Rolle revolutionärer Intellektueller im allgemeinen und in der BRD im besonderen. Das ZK faßte also einen schematischen und bürokratischen Entschluß, ohne eigehende Begründung und Anleitung zur Durchführung an die Basis zu leiten. Bereits auf der nächsten ZK-Sitzung lagen dann dem ZK aus drei Ortsorganisationen Kritiken an den Beschlüssen vor. Die Argumente, die in diesen Kritiken gebracht wurden, waren vorher zum großen Teil nicht bedacht wurden und schienen den meisten Mitgliedern sehr ernstzunehmender Art zu sein. Es entstanden nun zwei Standpunkte, die man kurz so zusammenfassen kann: auf der einen Seite die einmal gefaßten Beschlüsse wieder in Frage stellen oder gar aufheben, es stellte damit nur unter Beweis, daß es unfähig zu seiner Leitungsfunktion sei. Die Mehrheit des ZK war dagegen der Ansicht, daß auch und gerade das ZK zu Kritik und Selbstkritik verpflichtet sei und daß es keineswegs eine inzwischen als falsch erkannte taktische Politik weiter durchführen dürfe. Da diese Kontroverse auch in der Stellungnahme der Roten Garde des Bezirks Ruhr (RG in NRW, d.Vf.), die das ZK für eine der besten Stellungnahmen hält, auftaucht, müssen wir dieses Problem genau diskutieren … Eine andere Frage ist, ob das Beschlußgremium, in diesem Falle das ZK, einen einmal gefaßten Beschluß auch dann bis zum bitteren Ende aufrechterhalten soll, wenn es seine Gefährlichkeit und Schädlichkeit erkannt hat … Der schematische und bürokratische Beschluß vom September 1969 war ein Fehler, der den Seeleuten unter der Bezeichnung 'Kurs verlieren' wohlbekannt ist. Er hätte uns daran gehindert, marxistisch-leninistische Intellektuelle für die Partei zu gewinnen. Deshalb muß dieser Fehler korrigiert werden, damit die Partei auf dem alten, richtigen Kurs weiter vorwärts marschieren kann. Es hat daher die Septemberbeschlüsse aufgehoben."

Von der KPD/ML-ZK heißt es:"
Das ZK diskutierte auf seiner Sitzung am 17./18. Januar 1970 die vorliegenden Stellungnahmen der Ortsorganisationen und regionalen Leitungen, die aufgrund des ZK-Beschlusses vom November 1969 angefertigt worden waren, faßte alle Erfahrungen, die sich aus den September-Beschlüssen und der anschließenden Auseinandersetzung in der Partei ergeben hatten, zusammen und hob die September-Beschlüsse auf. Gleichzeitig nahm es selbstkritisch Stellung: 'Die KPD/ML ist eine junge Partei. Sie muß in der Phase ihres Aufbaus erst lernen, die für eine marxistisch-leninistische Partei wesentlichen Kriterien in die Praxis umsetzen. Sie muß erst lernen, den demokratischen Zentralismus durch richtige Anwendung des Prinzips aus den Massen zu schöpfen und in die Massen hineinzutragen, konkret zu verwirklichen. Sie muß die Methode der Kritik und Selbstkritik erst lernen. Sie muß die richtige Verbindung von revolutionärer Theorie und konkreter Praxis der deutschen Revolution erst lernen. Kurz: um das Ziel zu treffen, müssen wir erst lernen, den Pfeil zu spitzen und abzuschießen, wir können auf keinen Fall so tun, als hätten wir schon einen spitzen Pfeil.'
Q: Revolutionärer Weg Nr. 4/1970, 2.Aufl. 1973, Tübingen 1973, S. 32; MLPD-ZK: Geschichte der MLPD, I.Teil, Stuttgart 1985, S. 87f und 101;Helmut Modau: Zur Geschichte der KPD/ML und des KABD, o. O. 1979, S. 21;Roter Morgen Nr. 7, Hamburg Aug. 1970

17.01.1970:
Laut MLPD (2) heißt es in einem Brief des Zentral-Kollektivs der Roten Garde (RG) Berlin bezüglich der Aufgaben der Jugendorganisation der KPD/ML:"
Die fähigen Kräfte in der Roten Garde nicht mit Massenarbeit versumpfen lassen, sondern zur Erarbeitung der revolutionären Theorie der Parteikommissionen zur Verfügung stellen … Den bisherigen Praxisbereich des Kollektivs auf diejenigen Teilbereiche einschränken, in denen nichtopportunistische Praxis ohne vorherige Analyse des Gesamtsystems möglich ist … Heute, in dieser konkreten Situation mit der marxistisch-leninistischen Methode, mit einem Ziel vor Augen, organisiert an die revolutionäre Theorie herangehen, ist revolutionäre Praxis."

Die späteren ML Duisburg (vgl. Feb. 1972) zitieren ebenfalls den letzten Satz und auch den folgenden:"
Die Praxis der Kollektive kann uns nur Material über die subjektive Seite der Bewegung liefern, die aber erst nach der Kenntnis der objektiven Seite ihren vollen Stellenwert erhalten kann".
"Revolutionäre Praxis definiert sich in den verschiedenen historischen Etappen der Entwicklung anders. Heute, in dieser konkreten Situation mit der ml Methode, mit einem Ziel vor Augen organisiert an die revolutionäre Theorie heranzugehen IST revolutionäre Praxis."
Q: N.N.: Beitrag zum ideologischen Kampf mit der Position des TKB/ML-Kiel, Duisburg Feb. 1972, S. 8; MLPD-ZK: Geschichte der MLPD, I.Teil, Stuttgart 1985, S. 100

28.01.1970:
Innerhalb von Spartacus-IAfeKJO Berlin berichtet die Projektgruppe Druck und Papier über die Zentrale Gruppe (ZG) der DruPa-Jugend (vgl. 21.1.1970, 11.2.1970) auf deren letzter Sitzung nur wenig Unorganisierte anwesend waren:"
Zwischen den Maoisten und uns wurde übereingekommen, die Diskussion über die Haltung zur Gewerkschaft und zum ersten Mai möglichst bald auf die Tagesordnung zu setzen, und vorher im internen Kreis mit uns darüber zu sprechen. das Verhältnis der Maoisten in der DruPa zu uns ist nicht von dem motzerischen Ton bestimmt wie im Apo-Milieu. Das liegt unter anderem sicher an der Ratlosigkeit, mit der sie ihrer gewerkschaftlichen Praxis gegenüberstehen. Sie scheinen zu allgemeiner Mitarbeit bereit zu sein. Doch nach allem, was von ML und Roter Garde (der KPD/ML, d.Vf.) bekannt ist, steht dies in krassem Widerspruch zu ihrer generellen, gewerkschaftsfeindlichen Linie. Über den ersten Mai haben sie in ihren Organisationen noch nicht gesprochen. Die letzte Neuigkeit von ML ist, daß sie ihre Stellung zu den Gewerkschaften und zum 1.Mai von einer grundlegenden Klassenanalyse abhängig machen werden. Zur Zeit stehen sie auf dem Standpunkt, daß die Gewerkschaftskundgebung am 1.Mai sich nicht von einer Freiheitskundgebung unterscheiden werde. Die ML-Leute erscheinen zu den Sitzungen nie mit einem Konzept. Sie scheinen ihre politische Linie nicht zu reflektieren. Es ist sicher, daß sie ihre Entscheidung über den 1.Mai nur als ML-Fraktion, nicht als Druckerkollektiv fällen werden. Für die Rote Garde ist die Gewerkschaft einzig und allein Rekrutierungsfeld.

Die Genossen von ML und RG scheinen entgegen unseren früheren Einschätzungen fest in ihren Organisationen verankert zu sein. Die Differenzierung in ML-RG vorantreiben zu wollen, würde das Fortbestehen der Zentralen Gruppen, diesen noch auf schwachen Füßen stehenden Vorposten des EGJS (Eigenständiger Gewerkschaftsjugendsektor, d.Vf.), aufs äußerste gefährden."
Q: Spartacus-IAfeKJO Berlin: Bericht der Projektgruppe Druck und Papier, o.O. o.J. (1970)

31.01.1970:
Laut 'RW' wird Ende Januar 1970 in Berlin von 9 Kollektiven der Roten Garde Kritik an einem neuen eingesetzten Z-Koll. (vier alte und drei neue Mitglieder) geübt, das erneut von der Landesleitung der Westberliner KPD/ML eingesetzt wurde. Dazu heisse es im "Aufruf an alle Rotgardisten Berlins" u.a.:"
Wir halten die Einsetzung des Z-Kolls und die Aufhebung des organisatorischen Aufbaus durch die Partei für einen groben Verstoß gegen den demokratischen Zentralismus. Damit wird der Jugend eine freie Entfaltung in der Jugendorganisation unmöglich gemacht und die Entwicklung von Kadern für die Partei verhindert".
Q: Revolutionärer Weg Nr. 4/1970, 2.Auflage 1973, Tübingen 1973, S. 56; Revolutionärer Weg Nr. 4 (weiße Ausgabe), Solingen S.43

03.02.1970:
Ein Mitglied der IKD berichtet über die Rote Garde (RG) Berlin:"
Die Berliner 'Rote Garde' ist seit einigen Wochen wie vom Erdboden verschluckt! Seit ihrer Gründung vor gut einem Jahr - etwa zur gleichen Zeit wie die Anfänge von SPARTACUS - haben wir alle vier, fünf Wochen den baldigen Zerfall der 'R.G.' prophezeit - aber nie hat es geklappt; immer wieder haben sie es durch ein unverschämtes Glück geschafft, sich über Wasser zu halten. Un nun, wo es endlich doch noch passiert ist - haben wir es nicht einmal richtig wahrgenommen! Das ist uns erst nachträglich aufgefallen, daß man ja von der 'R.G.' schon seit einiger Zeit nichts mehr gehört hat. Kann man sich einen schäbigeren Abgang vorstellen? Da ist übrigens nichts rätselhaftes dran, daß die 'R.G.' ausgerechnet in diesen Tagen von der Bildfläche verchwindet. Das Kapital, das sie das ganze Jahr lang monopolisiert hatte, war ihr folkloristischer Hurra-Maoismus, der alle Leute anzog, die auch gern ein bißchen revolutionär sein wollten, ohne sich dabei aber in geistige Unkosten stürzen zu müssen, und die vor allem einen Horror vor politischen Verbindlichkeiten hatten. Auf dem Gebiet ist der 'R.G.' indessen in den letzten Wochen eine großmächtige Konkurrenz erwachsen - INFI und 'ML' versuchen, sich gegenseitig in hysterischem Volkskriegs- und Maotsetung-Gekreisch zu überbieten. Das ganze unernste Volk, auf das die 'R.G.' bei Demonstrationen hatte zählen können, findet jetzt bei INFI und 'ML' vollen Ersatz. Der Entschluß, sich der 'KPD/ML' als deren 'Jugendorganisation' anzuschließen, dürfte ein beschleunigendes Moment im Niedergang der 'R.G.' gewesen sein."
Q: IKD-1 Mitglied: An …(1 GIM-Mitglied), o.O. 3.2.1970

11.02.1970:
Innerhalb von Spartacus-IAfeKJO Berlin wird vermutlich von der heutigen Sitzung der Zentralen Gruppe (ZG) der DruPa-Jugend (vgl. 28.1.1970, 11.3.1970) berichtet:"
ML und Rote Garde (der KPD/ML, d.Vf.) haben auf eigene Rechnung ein DruPa-Informationsflugblatt hergestellt und an den Berufsschulen verteilt, ohne daß Lehrlinge darauf reagiert hätten. In der Diskussion um die Zukunft der DruPa-Gruppe konnten nur WIR in Richtung auf den 1.Mai eine Perspektive aufweisen. Die ROTE GARDE hat noch keine 'Klassenanalyse', will aber kurzfristig ein Agitationsprogramm für die Berufsschulen vorlegen. Zum 1.Mai hat sie noch keine Linie, die RG-Genossen in der DruPa sind aber individuell sowohl gegen eine Auflösung in den Gewerkschaftsblöcken als auch gegen einen Roten 1.Mai. Die ML hat überhaupt noch keine Meinung zur Gewerkschaftsfrage. - In der DruPa wurde nicht zum Donnerstags-Gremium (vgl. 12.2.1970, d.Vf.) eingeladen."
Q: Spartacus - IAfeKJO: Protokoll Leitungssitzung 13.2.70, Berlin 13.2.1970

17.02.1970:
Wegen der Einsetzung eines bundesweiten Zentralkollektivs der Roten Garde (RG) durch die Landesleitung Berlin der KPD/ML wird ein "Schreiben des Angestelltenkollektivs der Roten Garde Berlin an das eingesetzte ZKOLL" verfaßt. Darin heißt es u.a.:"
Die Rote Garde ist die Jugendorganisation der KPD/ML, weil diese die einzig wahre revolutionäre Partei in Deutschland ist. Unterstützung erhält die Partei durch ihre Jugendorganisation; denn die Rote Garde wird sich in ihrem politischen Kampf auf den Boden des revolutionären Programms der Partei stellen. Die Jugendlichen werden sich durch ihre Arbeit in der Jugendorganisation die notwendigen Erfahrungen und Fähigkeiten erwerben, die sie als Kämpfer der Partei brauchen. Das bedingt aber die Selbständigkeit der Roten Garde. Wir stellen uns auf das (Grund?*)Prinzip der III. Internationale für die Jugendorganisation, welches heißt: 'Die Organisationsbeziehung zur Partei wird durch zwei Grundprinzipien bestimmt: 1. Selbständigkeit, 2. Enger Kontakt und gegenseitige Hilfe.' …
Diesem Grundsatz hat die Landesleitung Berlin mit ihrem letzten Beschluß nicht entsprochen (die Aufhebung der Selbständigkeit der RG Westberlin durch die Landesleitung der KPD/ML-Westberlin, d.Vf.). Die bestehenden Widersprüche hat sie nicht gelöst, sondern verschärft … Warum war die Rote Garde nicht in der richtigen Weise arbeitsfähig? Weil sie keine starke führende Gruppe hatte, die die Arbeitsbereitschaft der einzelnen Mitglieder in geeigneter Weise organisierte. Weil die führende Gruppe Beschlüsse gefaßt hat, die die Arbeit zum Erlahmen bringen. Warum haben wir nicht diese notwendige starke führende Gruppe? Weil wir uns in Worten für den demokratischen Zentralismus einsetzen, ihn aber bisher noch nicht in der Roten Garde verwirklicht haben. Weil wir kein Gremium haben, sondern wir haben ein 'führendes Gremium' vorgesetzt bekommen."
Des weiteren wird Befürchtungen Ausdruck gegeben, die Rote Garde solle liquidiert werden. Anhaltspunkt dafür sei z.B. die letzte Veranstaltung des Stadtteilkomitees der KPD/ML (vgl. 16.2.1970), wo die Existenz der Roten Garde verschwiegen worden sei und stattdessen die Eingliederung der Jugendlichen in die Stadtteilgruppe betrieben wurde.

Der Jugendbeauftragte der KPD/ML, Ezra Gerhardt ist durch diesen Eingriff in die organisatorische Selbstständigkeit der Jugendorganisation, laut KJVD (Neue Einheit), maßgeblich mit dafür verantwortlich, daß der Einfluß der Berliner Roten Garde stark zurückgeht bzw. diese fast ganz zerfällt.
Q: Neue Einheit Nr. 1/2, Berlin 1971, S. 343; KPD/ML-NE: Die linkssektiererische Linie in der KPD/ML, 2. Aufl., Berlin 1971, S. IV;Bolschewik Nr. 0, Essen o.J. (März 1970);Revolutionärer Weg Nr. 4, Solingen 1970

22.02.1970:
In einem Brief eines IKD-Funktionärs an ein Mitglied der GIM wird aus Berlin auch berichtet:"
Ich habe Dir ja im letzten Brief ein paar Worte über den Niedergang der 'Roten Garde' (Jugendorganisation der KPD/ML, d.Vf.) geschrieben. Wir hatten völlig Recht in der Annahme, daß der 1.Mai bzw. das dahinterstehende Problem der Arbeit in den Gewerkschaften einer der wichtigsten Differenzierungspunkte bei den Ultralinks-Stalinisten sein dürfte. Die Berliner 'RG' dürfte wohl endgültig daran zugrunde gehen, daß sich eine pro-Gewerkschaftsfraktion in ihrem Inneren gebildet hat, an deren Zustandekommen wir nicht ganz unbeteiligt waren; die Anführer dieser Fraktion sind nämlich Leute, mit denen wir in der DruPa zu tun haben und die merkten, daß sie mit den vordergründigen ultralinken Argumenten der 'RG' nicht gegen uns ankamen; nun haben sie die 'RG' von ihrer sektiererischen Politik abbringen wollen und sind dabei unversehens selber auf SPARTACUS-Positionen gelandet. Wir machen uns gedämpfte Hoffnungen, diese Tendenz schlucken zu können."
Außerdem habe man Kontakt zu der französischen Kaserne Quartier Napoleon in Berlin aufgenommen.
Q: IKD-1 Mitglied: An …(1 GIM-Mitglied), o.O. 22.2.1970

März 1970:
Innerhalb der Internationalen Kommunisten Deutschlands (IKD) erscheint das zweiteilige 'Interne Bulletin' (IB) Nr. 1 (vgl. Nov. 1969, März 1970), welches im Teil B Gruppenberichte enthält. Aus Berlin wird berichtet über die linke Szene:"
Wesentlich verschärft der innermaoistische Streit, was allgemein als Spaltung der Bewegung verstanden wird. Am orthodoxesten (im maoistischen Sinne) die KPD/ML, die in Westberlin 4 Mitglieder zählt. Kontrolliert die Rote Garde, welche schon seit Monaten nicht mehr zu bemerken ist und sich offenbar in einem desolaten Zustand befindet. … In Druck/Papier starker ML- und Rote-Garde-Einfluß, aber unsicher wegen ungeklärten Verhältnisses zur Gewerkschaft (auch alles längere Zeit Mitglieder) und zu uns."
Q: IKD: Internes Bulletin Nr. 1 und Nr. 1 Teil B, o.O. März 1970

März 1970:
Laut KPD/ML-NE trennt sich im Frühjahr 1970 eine Gruppe von Genossen der Landesverbände West-Berlin der KPD/ML und der Roten Garde von den Organisationen und arbeitet zeitweilig bei der Gruppe der späteren KPD/ML-ZB mit. Die ersten Differenzen treten bereits im April/Mai auf.
Q: Die Revolutionäre Stimme Nr. 4, Berlin 1971, Beilage

März 1970:
Laut KPD/ML-NE wird im Frühjahr 1970 unter maßgeblichem Einfluß des Jugendbeauftragten der KPD/ML, Ezra Gerhard, das Berliner Zentralkollektiv (ZKol) der Roten Garde abgesetzt. Ein neues unterstützt uneingeschränkt die Politik der ZK-Linie. Dieser Eingriff in die "organisatorische Selbständigkeit der Roten Garde" führt in der Folgezeit vor allem in Berlin zu einem fast vollständigen Zerfall der Roten Garde.
Q: KPD/ML(Neue Einheit): Die linkssektiererische Linie in der KPD/ML, 2.Aufl., Berlin 1971, S. IV

März 1970:
Laut MLPD (2) gibt die Landesleitung (LL) Berlin der KPD/ML der Jugendorganisation (Rote Garde - RG) die Empfehlung, ihre praktische Tätigkeit wie folgt zu interpretieren: "kontinuierlich ihre besonderen Fähigkeiten für praktische Arbeiten wie Übersetzungen, Maschineschreiben, Aufnahme von Sendungen auf Tonband, Kurierdienste mit Wagen oder Fahrrad durchzuführen."
Q: MLPD-ZK: Geschichte der MLPD, I.Teil, Stuttgart 1985, S. 100

07.03.1970:
In Berlin beginnt eine zweitägige Arbeitskonferenz zur Gewerkschaftsfrage und Betriebsarbeit, von der es protokollarische Notizen gibt:
Anwesend waren Gruppe Arbeiterpolitik (Arpo) aus Bremen, Hamburg und Nürnberg, der Zentralrat der Schülerbasisgruppen Bremen, die Betriebsprojektgruppen Freiburg, die Howaldtgruppe Kiel, Rote Skizze/Rote Zellen Kiel, Rote Garde Kiel, Rote Garde Bochum, Sozialistische Arbeiter Gruppe (SAG) Frankfurt, PEI Berlin, Betriebsgruppen Telefunken, Schering, DWM Berlin, Rote Garde Berlin und … 3 Freischwebende.
Q: Protokollnotizen: Arbeitskonferenz zur Gewerkschaftsfrage und Betriebsarbeit, 7.-8.3.1970, Berlin o.J. (1970)

09.03.1970:
Laut MLPD (2) kritisiert das Angestelltenkollektiv der Roten Garde (RG) Berlin vermutlich in dieser Woche die Landesleitung (LL) der KPD/ML Berlin. So wird formuliert:"
Rotgardisten! Letzte Woche (vgl. 2.3.1970, d.Vf.) waren zwei vom Landesverband NRW beauftragte Genossen der Roten Garde in Berlin. Sie hatten drei Materialien, ihr Statut, einen Lehrlingsaufruf und Thesen zur Ausrichtung der Roten Garde mit, die sie der Berliner Roten Garde zur Diskussion in allen Ebenen vorlegen wollten. Hinter diesen drei Unterlagen stehen der Landesverband NRW und Niedersachsen. Bei einem ersten Vorgespräch der Genossen mit zwei Vertretern des Zentral-Kollektivs wurde ihnen verboten, diese Unterlagen zu verteilen und Gespräche mit Rotgardisten zu führen, sowie die Teilnahme an Kollektivsitzungen untersagt! In ihrer Hilflosigkeit beschimpften die Zentral-Kollektiv-Mitglieder die westdeutschen Rotgardisten als Fraktionisten, Subjektivisten, Opportunisten, Sektierer, Dogmatiker und Gewerkschaftler. Solche Vorwürfe holen die Mitglieder des Zentral-Kollektivs stets aus ihrem Repertoire hervor, wenn sie nicht mehr weiterwissen. Es ist keine fraktionelle Tätigkeit, wenn Genossen, die erkannt haben, daß ihr Organisationsmodell falsch ist, es berichtigen und diese Erfahrung mit anderen Roten Garden austauschen wollen … Dadurch, daß man die westdeutschen Genossen daran hindert, die Diskussion in der Berliner Roten Garde einzuleiten, zeigt sich, daß das illegitime Zentral-Kollektiv mit allen Mitteln verhindern will, daß seine falschen Anschauungen aufgedeckt werden. In den Thesen der Roten Garde NRW sind genau die Richtlinien enthalten, die für eine revolutionäre marxistisch-leninistische Organisation gelten müssen. Genau gegen diese Richtlinien hat das Zentral-Kollektiv und die Berliner Landesleitung der KPD/ML verstoßen. Durch ihre Beschlüsse haben sie gegen den Demokratischen Zentralismus verstoßen, propagieren eine von der Praxis losgelöste Theorie, was deutlich zeigt, daß sie anstatt auf die Organisierung des Jungproletariats auf die von Intellektuellen ausgerichtet sind. Auf den Vorwurf der westdeutschen Genossen, daß durch die Politik des Zentral-Kollektivs die Rote Garde liquidiert würde, antwortete Günther (Z-Koll der Roten Garde Westberlin, d.Vf.): 'Was ist daran schlimm?' Er äußerte weiterhin, daß die Rote Garde keine Massenorganisation ist, daß sie keine sein kann, und daß wir eine solche momentan auch nicht brauchen!"
Q: MLPD-ZK: Geschichte der MLPD, I.Teil, Stuttgart 1985, S. 111f

10.03.1970:
In Berlin beteiligen sich, laut 'apo press' Köln, 10-15 000 Schüler an einer Demonstration gegen den Evers-Plan, was mit einem Schulstreik verbunden ist. Laut KPD/AO waren es 10 000 streikende Schüler.

Die Berliner MLHG-Gruppe Lehrer (vgl. 5.10.1971) berichtet über die Berliner Schülerbewegung (vgl. 23.10.1969, Apr. 1970), daß die Rote Garde (RG) und die Rotzeg die organisatorische und politische Führung beim Evers-Streik gehabt hätten, sich aber durch ideologische Kontroversen und die Parole 'Organisiert die Hauptschüler!' isoliert hätten.
Q: MLHG Nr. 5, Berlin 5.10.1971; Apo press Nr. 3, Köln März 1970;Erziehung und Klassenkampf Nr. 2, Frankfurt 1971, S. 31;Rote Fahne Nr. 1, Berlin Apr.-Mai 1970

12.03.1970:
In der Roten Garde (RG) Westberlin fordern vermutlich heute, laut MLPD (2):
- das Druckerkollektiv (DP-Bereich),
- das Vermessungstechniker-Kollektiv (ÖTV-Bereich),
- das Metaller-Kollektiv (IGM-Bereich),
- das Lehrlings-Sammel-Kollektiv,
- das Fritz-Karsen-Kollektiv (Gymnasium),
- das Schadow-Kollektiv (Gymnasium)
und die Rote-Garde-Fraktion im Zentralrat (ZR) der Westberliner Oberschülerkollektive in der Auseinandersetzung mit der Landesleitung der KPD/ML Berlin (vgl. 9.3.1970) in einem Aufruf die "Zurücknahme der Parteibeschlüsse, Selbstkritik der Landesleitung und ihres eingesetzten Zentral-Kollektivs, Neuwahl des Zentral-Kollektivs".
Q: MLPD-ZK: Geschichte der MLPD, I.Teil, Stuttgart 1985, S. 112

13.03.1970:
In der Berliner DruPa-Jugend (vgl. 11.3.1970) tagt die Zentrale Schulungsgruppe (ZSG). Der Leitung von Spartacus - IAfeKJO wird berichtet:"
Auf der Schulungsveranstaltung am Freitag wurde dem Gen. X. die Spaltung der Roten Garde von Rotgardisten mitgeteilt. Grund: Auseinandersetzung über das Verhältnis RG - KPD/ML in den Lehrlingskollektiven anläßlich der Auflösung des Zentralkollektivs durch die Partei (neuerdings nur der Partei verantwortlich). Die Schülerkollektive sind Stimmvieh für die Partei. Die zentrale Frage war die praktische Arbeit im proletarischen Bereich. Mögliche Entwicklungen:
1. Fraktionelle Arbeit der Partei (nicht wahrscheinlich).
2. Wiedereinsetzung des Zentralkollektivs bei gleichzeitiger verstärkter Rekrutierung von Schülern als Manipulationsbasis für die Partei.
3. Partei bleibt bei der harten Position."
Q: Spartacus - IAfeKJO: Protokoll Leitungssitzung 15.3.70, Berlin 15.3.1970

14.03.1970:
In Berlin-Kreuzberg findet eine Demonstration gegen die Schließung des Bethanienkrankenhauses statt. Daran nehmen neben der KPD/ML auch die Rote Garde und ein Teil der Kreuzberger Bevölkerung teil. Die Demonstration bildet gleichzeitig den Höhepunkt und vorläufigen Abschluß der Bethanien-Kampagne durch die KPD/ML. Im Zuge der Vorbereitungen auf die Demonstration bildet sich die Arbeitergruppe Kreuzberg der KPD/ML.
Q: Rote Presse Korrespondenz Nr. 56/57, Berlin 1970, S. 8ff; Roter Morgen Nr. 11, Hamburg 11.10.1971;Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe AEG Telefunken Nr. 2, Berlin 20.5.1970

18.03.1970:
In Berlin findet eine Schülerdemonstration und anschließend ein Teach in statt.

Vermutlich bei diesen Aktionen wird ein Flugblatt "Kampf dem Ausverkauf der Ausbildung" verteilt, das von der Roten Garde Berlin und Schülergruppen im Schüler- und Lehrlingszentrum Kurfürstendamm 153 herausgegeben wird.

Die Leitung von Spartacus - IAfeKJO bereitete sich auf das Teach in so vor:"
Unsere Genossen an der Planck- und BSE-Schule sollen, wenn möglich, die Berufsschüler in Richtung auf Teilnahme an dem stattfindenden zentralen Teach-in mobilisieren. Dabei werden an der BSE-Schule die Gen. X1/X2, an der Planck-Schule der Gen. X3 als Außenkader diese Genossen unterstützen. Der Gen. X3 wird weiterhin auf dem Teach-in einen Diskussionsbeitrag halten, der ausgehend von der Situation der Berufsschüler den Charakter des und die Notwendigkeit des Kampfes gegen das kapitalistische Ausbeutungssystem und unsere Gewerkschaftsperspektive als einzig mögliche Form der Durchsetzung der Durchsetzung der Arbeiterjugendinteressen darstellt. … In der Diskussion über das taktische Auftreten auf dem Teach-in kam man überein, inhaltlich das oben Dargestellte zu vertreten, eine ideologische Auseinandersetzung mit Rotgardisten (Jugendorganisation der KPD/ML, d.Vf.) u.a. selbst nicht vom Zaun zu brechen und bei deren Vorstößen mit der Frage nach ihrer Perspektive für die Durchsetzung der Arbeiterjugendinteressen zu antworten."
Später heißt es, es "wurde … von der Schüler-Demo am 18.3. berichtet. Diese verlief völlig ungeordnet; max. 1 000 Teilnehmer, kaum rote Fahnen, reformistische Parolen: 'Statt Panzerkauf - baut Schulen auf', oder sogar: 'Gegen Bildungsnotstand - ohne rote Fahnen'. Die nachfolgende - sehr kurze - Veranstaltung in der TU zeichnete sich durch entsprechende Konfusion aus. Gen. X meinte unwidersprochen, daß diese Bewegung faktisch tot sei und die weitere Verteilung von Flugblättern zu diesem Thema vor Berufsschulen ohne Sinn."
Q: Spartacus - IAfeKJO: Protokoll Leitungssitzung 15.3.70, Berlin o.J. (1970); Spartacus - IAfeKJO: Protokoll der Leitungssitzung vom 18.3.70, Berlin o.J. (1970);Rote Garde Berlin / Schülergruppen im Schüler- und Lehrlingszentrum: Kampf dem Ausverkauf der Ausbildung, Berlin o. J. (1970)

Berlin_Rote_Garde092

Berlin_Rote_Garde091


April 1970:
Die Berliner MLHG-Gruppe Lehrer (vgl. 5.10.1971) berichtet über die Berliner Schülerbewegung (vgl. 10.3.1970, Aug. 1970) vermutlich aus dem April, daß die Zahl der Schülergruppen des Zentralrats (ZR) durch den Evers-Streik auf sechzig angewachsen sei. Die Diskussion über deren adäquate Organisationsform zerrieb den ZR in den folgenden Wochen: Drei Organisationsmodelle standen sich gegenüber von Rotzeg, Roter Garde (RG) der KPD/ML und der Gruppe vom Berlin-Kolleg, die erst im Streik zum ZR gestoßen und bald wieder abgefallen sei. Die RG sei KPD/ML-intern gespalten und habe eine dogmatisch elitäre Argumentation betrieben und sei lediglich negativ an Rotzeg bzw. Jugendkommission der KPD/AO fixiert gewesen.
Q: MLHG Nr. 5, Berlin 5.10.1971

April 1970:
Laut 'RW' heißt es in einem "Anhang zur Analyse des ZK zur gegenwärtigen Auseinandersetzung im Landesverband NRW" über die Aufhebung des demokratischen Zentralismus der Roten Garde (RG) durch die Landesleitung der KPD/ML-Westberlin:"
Die Berliner Partei berief die zentralen Gremien der Roten Garde in Berlin wieder ein, damit sie die Rote Garde wieder von neuem konsolidierten. Diese Gremien waren jedoch nach eigener Aussage nicht mehr arbeitsfähig, wodurch sich die Partei gezwungen sah, ein neues Zentral-Kollektiv einzusetzen, um die Zerfallstendenzen in der Roten Garde aufzuhalten und die Arbeit in Gang zu bringen."
Q: Revolutionärer Weg Nr. 4, Solingen 1970

05.04.1970:
In Berlin findet das 16.Plenum von Spartacus - IAfeKJO (vgl. 7.1.1970) statt. Zur Maivorbereitung heißt es u.a.:"
X1: In Bezug auf das Herantreten an andere POLITISCHE Organisationen sollten wir doch bedenken: Haltung der Ultralinken ist zwar unklar, jedoch FDJ (Jugendorganisation der SEW, d.Vf.) wird sich in jedem Fall am Gewerkschaftsblock beteiligen; in welcher Weise, das ist allerdings noch die Frage. Die Rote Garde (der KPD/ML, d.Vf.) ist nicht beteiligt am Roten Maikomitee (vorläufig eigenes). X2: weist hin auf Auseinandersetzung RG-Lehrlinge mit Partei (Forderung nach Absetzung der KPD/ML-Leitung)."
In einem handschriftlichen Protokoll wird noch erwähnt, daß die RG-Lehrlinge auf die Bundesversammlung der RG warten würden.
Q: Spartacus - IAfeKJO: Bericht LJAK-Metall zum 16.Plenum, Berlin o.J. (1970); Spartacus - IAfeKJO: Protokoll des 16.Spartacus-Plenums (5.4.70), o.O. o.J.(1970);Spartacus-IAfeKJO: Protokoll 5.4. Plenum, o.O. o.J. (1970)

06.04.1970:
Laut der Roten Garde (RG) der KPD/ML-ZK verfaßt die Ortsgruppe Moers der Roten Garde vermutlich in dieser Woche eine Stellungnahme zur Auseinandersetzung in Partei und Jugendverband (vgl. 4.5.1970). In dieser "Erklärung der Ortsgruppe Moers" wird u.a. ausgeführt:"
Die Opportunisten in NRW haben wiederholt versucht, den Eindruck zu erwecken, als ob alle nordrhein-westfälischen Genossen geschlossen hinter ihren Positionen stünden. Nachdem die Parteigruppe Bochum, Partei und Rote Garde Köln schon entschlossen den Kampf gegen die opportunistische Weinfurth-Clique aufgenommen haben, nehmen jetzt auch die Moerser Genossen Stellung … Es gibt Leute, die behaupten: In der Partei und RG gibt es 'Konterrevolutionäre', diese Konterrevolutionäre haben sich als 'Fraktionisten' organisiert: sie haben die Redaktion des RM 'usurpiert', sie wollen die 'Praxis liquidieren'. Die Leute, die das behaupten, geben den sog. 'Bolschewik' heraus und unterstützen ihn. Die Auseinandersetzungen, die der sog. 'Bolschewik' führt, sind Teil des Kampfes zweier Linien in Partei und RG. Die Linie, die der sog. 'Bolschewik' mit Unterstützung der Mehrheit der Parteiführung in NRW vertritt, ist die opportunistische Linie, d.h. bürgerliche Linie. Die Linie, die das ZK der KPD/ML vertritt, ist die korrekte marxistisch-leninistische, d.h. proletarische Linie. Die Führer der RG NRW haben die opportunistische Linie am aktivsten vertreten. Sie haben es geschafft, Häuptlinge der Opportunisten zu werden."
Q: Rote Garde Nr. 1, Berlin 1970

13.04.1970:
Vermutlich in dieser Woche erscheint die Nr. 1 der 'Roten Garde' der Roten Garde (RG) der KPD/ML bzw. der KPD/ML-ZK.
Laut KPD/ML-NE geben die Verfasser darin bekannt, daß der "Schwerpunkt unserer Arbeit in der Theorie zu setzen" ist.
Es handelt sich um die erste Ausgabe überhaupt.

Verantwortlich für den Inhalt ist der Jugendbeauftragte des ZK der KPD/ML, Ezra Gerhardt in Berlin.

Zur Herausgabe der ersten Nummer heißt es einleitend:"
Am 4./5. 1970 fand eine Bundesdelegiertenkonferenz aller Roten Garden in Westdeutschland und Westberlin statt. Die Konferenz wurde vom Jugendsekretär der KPD/ML einberufen, um die wichtigsten ideologischen Fragen, die in der KPD/ML und der Roten Garde anstehen, zu klären.

An der Konferenz nahmen die Genossen der Landesverbände teil, die mit dem Aufbau der Roten Garde im Landesmaßstab von der Partei beauftragt und Mitglieder in den zentralen Gremien der Roten Garde sind. Es nahmen je zwei Genossen der Landesverbände Niedersachsen, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Westberlin und Südwest, je ein Genosse aus Hamburg und Frankfurt/M. (in Hessen, d.Vf.) teil. Die Jugendkonferenz stellte einen ersten Schritt zur Vereinheitlichung aller Roten Garden dar. Sie soll weiterhin periodisch einberufen werden.

Als erste wichtige praktische Konsequenz wurde die Herausgabe der Roten-Garde-Zeitung beschlossen. Die Zeitung soll vorerst hauptsächlich in die Roten Garden hineinwirken, um die Verwirklichung des Zentralismus zu erleichtern. Für später ergibt sich die Möglichkeit, die Rote-Garde-Zeitung zum Propagandainstrument unter der werktätigen Jugend zu machen. Diese Ausgabe der Roten-Garde-Zeitung dient vor allem der Information über die wesentlichen Ergebnisse der Konferenz … Die Rote-Garde-Zeitung soll in allen Kollektiven diskutiert werden. Die Protokolle dieser Diskussionen sollen an die jeweilige Landesleitung der Roten Garde weitergegeben werden, damit sie ausgewertet werden können."

Berichtet wird von der Spaltung der RG (vgl. 4.4.1970) und den Anhängern der eigenen Linie in Moers in NRW (vgl. 6.4.1970).
Q: Rote Garde Nr. 1, Berlin 1970; KPD/ML-NE: Die linkssektiererische Linie in der KPD/ML, 2.Aufl., Berlin 1971, S. 3

11.08.1970:
Von der Roten Garde Westberlin erscheint das Papier: "Kaderkonferenz. Zwei Beschlüsse der Kaderkonferenz der Roten Garde West-Berlin". Berichtet wird u. a. über die "vierte außerordentliche Kaderkonferenz der Roten Garde Westberlin, auf der über das Verhältnis zur KPD/ML debattiert wurde. Die Auseinandersetzungen im Landesverband WB hätten die Frage nach der Abhängigkeit der RG von der KPD/ML aufgeworfen. Ein Antrag eines Gruppenmitgliedes lautete wie folgt: "Die Rote Garde Westberlin trennt sich in jeder Hinsicht - ideologisch, politisch und organisatorisch - von der KPD/ML. Die KPD/ML hat damit keinerlei irgendwie geartetes Mitsprache- oder Weisungsrecht mehr in der RGW. Damit verbunden sind die Auflösung des alten ZKoll und das Verlassen des Schulungskomitees der KPD/ML".
Quelle: Rote Garde Westberlin: Kaderkonferenz, 11.8.1970

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WB_RG_19700811_002


Letzte Änderung: 28.12.2022


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