Berlin-Spandau: Bandweberei Brüder Homberg

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin

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Von der Bandweberei Brüder Homberg in Spandau, einem Betrieb der Textilindustrie, berichtet in dieser wie immer unvollständigen Darstellung fast allein die KPD und die mit ihr eng befreundete Rote Hilfe e. V. (vgl. Mai 1974, 10.7.1974), wobei bei letzterer wiederum die Ortsgruppe Moabit zuständig ist, obwohl es ja eigentlich um Spandau geht.

Der Streik der türkischen Beschäftigten der Bandweberei Brüder Homberg (vgl. 7.2.1974, 11.2.1974, 14.2.1974) führt umgehend zur Entlassung aller Bandweber und Beurlaubung von 3 Betriebsratsmitgliedern, für die sich die Solidaritätsarbeit der KPD bzw. ihrer Komitees (vgl. 7.3.1974) und Hilfsorganisationen, wie dem KOV (vgl. Apr. 1974, 11.6.1974), entfaltet (vgl. 27.4.1974, 22.5.1974, 28.8.1974, 11.9.1974). Es wird eine Spendensammlung durchgeführt (vgl. 5.6.1974, 16.9.1974) und eine Veranstaltung organisiert (vgl. 17.9.1974), vor dem Arbeitsgericht aber wird kein Erfolg der Anstrengungen erzielt (vgl. 18.9.1974), so dass hier nur noch eine letzte Protestaktion (vgl. 20.9.1974) erschlossen werden kann.

Wir danken dem Berliner Archiv Papiertiger für die freundliche Unterstützung.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

07.02.1974:
Bei der Bandweberei Brüder Homberg in Berlin (GTB-Bereich) finden, laut KBW (vgl. 20.2.1974), heute und morgen Streiks statt:"
Homberg streikt

Westberlin. Am Donnerstag letzter Woche traten die Arbeiter der Bandweberei Brüder Homberg in den Streik für 1,50 DM mehr pro Stunde. Die Spätschicht schloß sich dem Streik an. Am nächsten Morgen ging der Streik weiter."

Die Betriebsgruppe Fritz Werner Werkzeugmaschinen (FWW - vgl. 11.2.1974) berichtet:"
1.50 DM Streik

Am vergangenen Donnerstag um 12 Uhr begannen die Kolleginnen der Fa. Homberg (Spandau) ihren Streik. Sie streiken seitdem für 1,50 DM mehr.
Homberg ist ein kleiner Textilbetrieb. Frauen erhalten Hungerlöhne - z. T. unter 4,50 DM. Die Kolleginnen haben genau das Richtige gemacht - sie haben sich der Streikbewegung angeschlossen."
Quellen: Fritz Werner Informationen Nr. 2, Berlin Feb. 1974, S. 9; Kommunistische Volkszeitung Nr. 4, Mannheim 20.2.1974, S. 6;Rote Fahne Nr. 9, Dortmund 27.2.1974, S. 5

14.02.1974:
Bei der Bandweberei Brüder Homberg in Berlin-Spandau werden 25 Bandweber wegen des Streiks fristlos entlassen und 3 Betriebsratsmitglieder beurlaubt.
Q: Rote Fahne Nr. 9, Dortmund 27.2.1974, S. 5

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07.03.1974:
In Berlin führt das Solidaritätskomitee gegen politische Entlassungen, Gewerkschaftsausschlüsse und Berufsverbote (BV) der KPD ein Tribunal gegen die Unvereinbarkeitsbeschlüsse (UVB) mit, laut KPD, ca. 300 Personen durch. Eingegangen wird u. a. auf die Bandweberei Homberg.
Q: Rote Fahne Nr. 9 und 11, Dortmund 27.2.1974 bzw. 13.3.1974, S. 4 bzw. S. 4

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April 1974:
Der KOV der KPD gibt vermutlich im April einen Sonderdruck ihres 'Schulkampf' (vgl. März 1974, Mai 1974) zum 1. Mai heraus. Aus Berlin wird eingegangen auf die Zelle Martin Buber Oberschule (MBO) und deren Solidarität mit den Hombergarbeitern.
Q: Schulkampf Sdr.druck 1.Mai, Dortmund 1974, S. 3

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27.04.1974:
Bei den Homberg Textilwerken in Berlin-Spandau beginnt der Prozeß vor dem Arbeitsgericht (AG), in den neben Oberschülern aus Spandau auch die Ortsgruppe Moabit der Roten Hilfe (RH) e.V. der KPD eingreift.
Q: Rote Fahne Nr. 20, Dortmund 15.5.1974, S. 2

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Mai 1974:
Die Rote Hilfe (RH) e.V. der KPD gibt ihre Zeitschrift 'Rote Hilfe' Nr.4/5 (vgl. März 1974, Juni 1974) für Mai heraus mit dem Artikel "Fa. Homberg / Berlin-Spandau. Arbeiter entlassen, Betriebsräte von Kündigung bedroht!".
Q: Rote Hilfe Nr. 4/5, Dortmund Mai 1974, S. 3f

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22.05.1974:
In der Nr. 21 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 15.5.1974, 29.5.1974) berichtet die KPD durch die Ortsgruppe Moabit der Roten Hilfe (RH) e.V. von dem Textilbetrieb Homberg Spandau von der Vertagung des Prozesses sowie u. a. über die dort arbeitenden Türken.
Q: Rote Fahne Nr. 21, Dortmund 22.5.1974, S. 2

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22.05.1974:
Die Ortsgruppe Berlin-Moabit der Roten Hilfe (RH) e. V. der KPD rief mit einem Flugblatt "Der Kampf der Homberg-Kollegen geht weiter!", das auch auf Türkisch erscheint, auf zur heutigen Sitzung im Arbeitsgerichtsprozess der Weberei Gebrüder Homberg Spandau.
Q: RH e. V.-OG Moabit: Der Kampf der Homberg-Kollegen geht weiter!, Berlin o. J. (1974)

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05.06.1974:
In der Nr. 23 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 29.5.1974, 12.6.1974) berichtet die KPD u. a. vom Textilbetrieb Homberg, für dessen Entlassene Spenden eingingen aus Berlin von den 'Rote Fahne' (RF) Verkäufern bei AEG Ackerstraße, Brunnenstraße, Gustav Meyer Allee und Voltastraße, aus Charlottenburg, Kreuzberg und dem Druckbereich, vom KOV Spandau, der Gruppe oppositioneller Gewerkschafter (GOG) Siemens Hausgerätewerk (HGW), der Ortsgruppe Moabit der Roten Hilfe (RH) e.V. sowie aus Bayern aus Erlangen.
Q: Rote Fahne Nr. 23, Dortmund 5.6.1974, S. 2

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11.06.1974:
Der KOV der KPD gibt seinen 'Schulkampf' Nr.5 (vgl. Mai 1974) heraus. Aus Berlin wird von der Zelle Martin Buber Oberschule (MBO) auch über die Hombergarbeiter berichtet.
Q: Schulkampf Nr. 5, Dortmund 11.6.1974, S. 6

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10.07.1974:
In Berlin wird die Vorbemerkung verfasst für die vom Homberg-Solidaritätskomitee der Ortsgruppe Moabit der Roten Hilfe (RH) e. V. der KPD herausgegebene Broschüre "Heute Homberg - morgen Du! Fünf Monate Solidaritätskampf um die Wiedereinstellung der entlassenen Arbeiter des Spandauer Textilwerks Brüder Homberg", die in einer Auflage von 1 000 Stück erscheint.

Enthalten sind neben Abschnitten auf Türkisch auch die Abschnitte:
- "Ein Kollege berichtet";
- "Die Vorhaltungen aus der Klageschrift des Kollegen … Auszüge";
- "… und ihre zynische Erwiderung durch Homberg-Anwalt Kleiner. Auszüge";
- "Das 'überdurchschnittliche Lohnniveau … … und einige Beispiele (aus der Klageerwiderung der Firma)";
- "Die schmutzigen Tricks der Brüder Homberg";
- "Aktennotiz" von der Hauptmitgliederversammlung der Vereinigung der Textilindustrie von Berlin zur Textiltarifrunde am 13.6.1974;
- "Das Resümee des Herrn Kleiner!";
- ein Bildbericht über die Wohnverhältnisse des Betriebsleiters und eines Obermeisters sowie der türkischen Kollegen;
- "Die Methode der Klassenjustiz";
- "Die Lügen der Anklageschrift…";
- "… und ihr Zusammenbruch bei der Zeugeneinvernahme";
- ein "Offener Brief" an die Gewerkschaft Textil-Bekleidung (GTB) Berlin;
- "Stand der Spendenaktion"; sowie
- die eingeklebte "Letzte Meldung: Betriebsräte-Prozess in den September verschoben!".
Q: RH e. V.-OG Moabit: Heute Homberg - morgen Du! Fünf Monate Solidaritätskampf um die Wiedereinstellung der entlassenen Arbeiter des Spandauer Textilwerks Brüder Homberg, Berlin Juli 1974

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August 1974:
In Berlin gibt die Betriebsgruppe Fritz Werner Werkzeugmaschinen (FWW) ihre 'Fritz Werner Informationen' (vgl. 28.5.1974, Okt. 1974) heraus mit dem Artikel "Was ist los in der Textilindustrie?" zum Arbeitsgerichtsprozess gegen drei Betriebsräte der Bandweberei Homberg.
Q: Fritz Werner Informationen, Berlin Aug. 1974, S. 9

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28.08.1974:
In der Nr. 35 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 21.8.1974, 4.9.1974) berichtet die KPD von der Roten Hilfe (RH) e.V. über die Kunzelmannsolidarität u.a. durch einen Betriebsrat bei dem Textilbetrieb Homberg in Berlin-Spandau.
Q: Rote Fahne Nr. 35, Dortmund 28.8.1974, S. 2

11.09.1974:
In der Nr. 37 ihrer 'Roten Fahne' (RF - vgl. 4.9.1974, 18.9.1974) lässt die KPD die Ortsgruppe Moabit der Roten Hilfe (RH) e.V. berichten über den Textilbetrieb Homberg in Spandau. Geworben wird für eine Homberg-Broschüre der Roten Hilfe e.V.
Q: Rote Fahne Nr. 37, Dortmund 11.9.1974, S. 2

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16.09.1974:
In Berlin gibt die KPD im Siemens-Wernerwerk Gebäude 1 die Nr.16 ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' heraus. Beigeheftet ist ein Flugblatt der Ortsgruppe Moabit der Roten Hilfe e.V., welches den Titel "Gegen politische Entlassungen und Gewerkschaftsausschlüsse Solidarität mit den entlassenen Homberg-Arbeitern!" trägt und vom normalen RH e.V. Verantwortlichen H. Schmidt unterzeichnet ist. Berichtet wird darin, daß bereits 7 000 DM für die entlassenen Textilarbeiter gesammelt wurden, obwohl die Kampagne noch nicht abgeschlossen ist (vgl. 17.9.1974).
Q: Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe Siemens Wernerwerk Gebäude 1 Nr. 16, Berlin 16.9.1974; RHeV-OG Moabit: Gegen politische Entlassungen und Gewerkschaftsausschlüsse Solidarität mit den entlassenen Homberg-Arbeitern!, Berlin o.J. (1974)

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17.09.1974:
Heute findet in Berlin-Charlottenburg eine Solidaritätsveranstaltung mit den bei Homberg in Spandau entlassenen Textilarbeitern (vgl. 16.9.1974) statt, die von der Roten Hilfe (RH) e.V. Ortsgruppe Moabit organisiert ist, aber auch von der KPD unterstützt wird, die fast 100 Teilnehmer meldet.
Q: RHeV-OG Moabit: Gegen politische Entlassungen und Gewerkschaftsausschlüsse Solidarität mit den entlassenen Homberg-Arbeitern!, Berlin o. J. (1974); Rote Fahne Nr. 39, Dortmund 25.9.1974, S. 2

18.09.1974:
In Berlin wird, laut KPD, im Prozess um die Entlassung zweier Betriebsräte beim Textilwerk Homberg in Spandau die Wiedereinstellung abgelehnt.
Q: Rote Fahne Nr. 39, Dortmund 25.9.1974, S. 2

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20.09.1974:
In Berlin rief die Ortsgruppe Moabit der roten Hilfe (RH) e. V. der KPD für heute auf zur Kundgebung gegen die Entlassungen bei der Bandweberei Homberg in Spandau vor dem Haus des Betriebsleiters an der Carl-Schurz-Strasse Ecke Juliusturm.
Q: RH e. V.-OG Moabit: Arbeitsgericht entscheidet gegen die Homberg-Kollegen. Kein Nachlassen im Solidaritätskampf!!!, Berlin o. J. (1974)

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Letzte Änderung: 13.10.2021

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