Rote Presse-Korrespondenz, 1. Jg., Nr. 35, 17.10.1969

17.10.1969:
Die Nr. 35 der „RPK” erscheint. Inhalt der Ausgabe ist:
- Solidarität mit der sozialistischen Opposition in den USA
- Organisation der Studenten: Rote Zellen
- Zur Gründung der Roten Zelle Mathematik (Rotzmat)
- Zu den Streiks an der Saar
- Währungspolitik
- Zur Frauenemanzipation
- Sozialistisches Zentrum in Friedrichshain
- Erklärung des Bundesvorstandes des SDS zur Delegiertenkonferenz
- Arbeitskreis Wohngemeinschaft und Kommunen.

Der Artikel „Solidarität mit der sozialistischen Opposition in den USA“ erklärt, dass in den USA am 15. Oktober ein „Boykott aller Colleges und Universitäten“ stattfinde. Grund: die angekündigten „gewaltigsten Vietnamdemonstrationen …, die es seit der Vietnambewegung gegeben hat“. Das „Moratorium Nixon, sein Verlangen nach einer zweijährigen Schonzeit, werde von den Studenten mit einem eigenen Moratorium beantwortete.“ Zur Unterstützung schicke der SDS Berlin ein „Solidaritätstelegramm“ an die „kämpfenden Genossen in Chicago und anderen Städten.“

Mit der Auseinandersetzung um die Frage „Welche Organisation brauchen die Studenten?“ entstehen in Berlin zwei weitere Rote Zellen, die Rote Zelle Mathematik FU (Rotzmat) und die Rote Zelle Ökonomie FU (Rotzök). Der Gründungsaufruf der Roten Zelle Mathematik wird abgedruckt. In der Auseinandersetzung lehnt die ROTZEG den Vorschlag der WISO-ML (Aufbau einer Studentengewerkschaft) ab und schlägt u. a. vor, „auf einer Veranstaltung der ad-hoc-Gruppen aller Hochschulen die studentische Massenorganisation als Organisation der ‚Roten Zellen’ zu diskutieren”. Die ROTZEG spricht sich für die Umwandlung der ad-hoc-Gruppen in Rote Zellen aus. Die ROTZEG propagiert des Weiteren ein Sozialistisches Zentrum in bewusster Abgrenzung gegen die KPD/ML und gegen die ML-Fraktion. Für die ROTZEG gibt es folgende Aufgabenbereiche:

„1. Umwandlung der ad-hoc-Gruppen in Mitgliederorganisationen.
2. Verpflichtung zur Agitations- und Rekrutierungsarbeit unter den studentischen Massen.
3. Aufstellung eines „Gegenstudienplanes“, der die Funktionalisierung wissenschaftlicher Ressourcen für den Klassenkampf sowie die ökonomische Organisation des Studiums der Genossen gewährleisten soll.
4. Diskussion der außeruniversitären Perspektive, die sowohl die Bereitstellung des erlernten Wissens für die außeruniversitären Gruppen garantiert, wie auch die strategische Bedeutung des Kampfes in den durch die spätere Berufspraxis vorgegebenen Überbauinstitutionen klärt.”

Organe der sozialistischen studentischen Massenorganisationen sollen sein: „Vollversammlung aller Mitglieder der Roten Zellen” der „Delegiertenrat” und der „Exekutivausschuss”.

Bekanntgegeben wird die Gründung der „Rotzmat“. Ihre Statuten werden veröffentlicht.

In „Zu den Streiks an der Saar” wird die Rolle der DKP so eingeschätzt: „Die DKP spielte höchstens bei der Vorbereitung von überbetrieblichen Informationen via Flugblatt eine Rolle. Sie war nicht auf den Streik vorbereitet.“ Offenbar hatte „Betriebsprojektgruppe Heidelberg“, die einen Artikel aus den „Roten Kommentaren“ zu dieser „RPK“-Ausgabe beisteuert, Kader im Betrieb, hie: „Neunkirchener Eisenwerke.“ So meint man: „Der Erfolg dieser Agitation beruhte sicher darauf, dass die Kader als Arbeiter agitierten, nicht als Mitglieder einer Partei.“ Es wird sogar von einer „gewissen Politisierung des Streiks“ gesprochen. Und abschließend festgehalten: „Das Bewusstsein, das den Streik motiviert, ist das Bewusstsein der Ausbeutung. Das Bewusstsein, das sich in den Streik explizit artikuliert, ist dessen Übersetzung ins Ökonomische.“

Im Artikel „Zur Frauenemanzipation“ spricht sich der „Aktionsrat zur Befreiung der Frau“ für eine „Politisierung“ desselben aus. Es soll u. a. mit einer Schulung begonnen werden, um „Perspektiven zur Veränderung unserer politischen und privaten Praxis“ zu bekommen. Diese „Analyse schafft zudem erst die Bedingungen für die politische Aktion über den bisherigen Rahmen des Aktionsrates hinaus, z. B. Agitation und Organisation von Arbeiterinnen“.

Die „Erklärung des Bundesvorstandes des SDS zur Delegiertenkonferenz“ macht deutlich, dass er „von der Welle der wilden Streiks vollständig überrascht war und unfähig zu irgendwelcher wirklichen Unterstützung der kämpfenden Arbeiter.“

Berichtet wird auch aus Baden-Württemberg von der Betriebsgruppe Friedrichshafen.

Reklame wird gemacht für:
- Jürgens Buchladen (West-Berlin)
- Buchhandlung Karin Röhrbein (West-Berlin)
- Das Politische Buch (West-Berlin).
Q: Rote Pressekorrespondenz, Nr. 35, West-Berlin, 17.10.1969.

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