Baden-Württemberg:
Die Auseinandersetzungen in der Metallindustrie um das Weihnachtsgeld und das 13. Monatseinkommen von 1971 bis 1977

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 16.12.2014

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Zu den Auseinandersetzungen um das Weihnachtsgeld bzw. das 13. Monatseinkommen in der Metallindustrie Baden-Württembergs können hier bisher nur wenige Hinweise erschlossen werden, die sich meist auf das Tarifgebiet Nordbaden-Nordwürttemberg sowie in zweiter Linie auf das Tarifgebiet Südbaden beziehen, während aus Südwürttemberg-Hohenzollern bislang kaum Informationen vorliegen. Wir bitten um Ergänzungen.

Während es einleitend bei Burkhart und Weber in Reutlingen zum Rücktritt des Betriebsrats kommt, da dieser sich offenbar beim Weihnachtgeld zu kompromißbereit gezeigt hatte (vgl. Jan. 1971) und bei Intermetall (ITT) in Freiburg die Höhe des Weihnachtsgeldes noch unbekannt scheint (vgl. 13.10.1971), soll das Weihnachtsgeld dann in der Metalltarifrunde, wie die KPD befürchtet und auch der BKA Freiburg, als Mittel zur Besänftigung bzw. zur Disziplinierung der Belegschaften dienen (vgl. 3.11.1971, 16.11.1971, 23.11.1973, 7.12.1971, 21.12.1971), wobei auch Betriebstreue belohnt und Krankschreibung bestraft wird, wie bei Sauter-Cumulus in Freiburg (vgl. 10.12.1971, 17.5.1972).

Zum Streik wegen des Weihnachtsgeldes kommt es allerdings bei MWM Mannheim (vgl. 15.11.1971) sowie bei Zanker Tübingen (vgl. 3.12.1971, 4.12.1971) und auch in Karlsruhe bei der Badischen Maschinenfabrik Durlach ist die Vorenthaltung des Weihnachtsgeldes offenbar einer der Gründe für einen Streik (vgl. 23.11.1971).

Von einem tariflich abgesicherten 13. Monatseinkommen ist die Metallindustrie in Nordbaden-Nordwürttemberg damals noch weit entfernt (vgl. 3.12.1971, 6.12.1971, 7.12.1971, 8.12.1971), es wird lediglich eine Stufenregelung über 40 % bis 1975 vereinbart (vgl. 10.12.1971, 13.12.1971).

Auch im folgenden Jahr kommt es wiederum in verschiedenen Betrieben zu Unmut über die Höhe des Weihnachtsgeldes wie bei Bosch in Stuttgart (vgl. 24.10.1972) und Vögele in Hockenheim und Mannheim (vgl. Nov. 1972, 14.11.1972) und auch im wilden Streik bei International Harvester in Heidelberg für eine Teuerungszulage wird zugleich eine Erhöhung des Weihnachtsgeldes gefordert (vgl. 24.5.1973).

Ende 1975 kommt es bei Hüller in Ludwigsburg und bei SEL in Stuttgart zu Streiks gegen Kürzungen des Weihnachtsgelds (vgl. 5.11.1975, 15.11.1975), zwei Jahre später wird dann auch in den Daimler-Werken in Sindelfingen und Stuttgart-Untertürkheim für eine Erhöhung gestreikt (vgl. 4.9.1977).

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

Januar 1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet vermutlich aus dem Januar:"
RÜCHTRITT DES BETRIEBSRATES BEI BURKHARDT UND WEBER

Mit welchen Methoden die SPD-ler im Betrieb gegen Kollegen vorgehen, die sich für die Interessen der Arbeiter einsetzen, zeigt der folgende Bericht des KJVD Reutlingen:
'Kürzlich ist der Betriebsrat bei der Maschinenfabrik Burkhardt und Weber in Reutlingen. Die Ursachen waren folgende:

Der Betriebsrat hatte durch Beschluß das miese Weihnachtsgeldangebot der Unternehmensleitung unterstützt. Nur ein Mitglied des Betriebsrats, D., von dem bekannt ist, daß er sich immer für die Interessen der Arbeiter eingesetzt hat, stellte sich dagegen und forderte alle Belegschaftsmitglieder auf, die Überstunden zu verweigern. Diese Aufforderung wurde auch von vielen Arbeitern befolgt. Das Ergebnis war, daß der Betriebsrat Klage gegen D. beim Arbeitsgericht einreichte. Begründung: Störung des Betriebsfriedens und des Produktionsablaufs. D. habe ja gewußt, daß eine Transferstraße für Fiat fristgerecht zu liefern sei. Diese Klage wurde natürlich unterstützt vom Betriebsratsvorsitzenden Graeser, SPD-Mann und Mitglied im Reutlinger Gemeinderat, der üblicherweise seine Freistellung von der Arbeit dazu benutzt, um im Betrieb seinen Honig zu verkaufen. Es stellte sich dann allerdings heraus, daß nicht nur die Kollegen, sondern auch die Gewerkschaft für D., der ein sehr aktives Gewerkschaftsmitglied ist, eintraten, diese wohl, um nicht bei den Arbeitern in schlechtem Licht zu stehen. Plötzlich bekam auch Graeser kalte Füße und begann, sich als überparteilich zu geben. Das Ergebnis war, daß der ganze Betriebsrat zurücktrat. Die Neuwahlen finden im Februar oder März statt."
Quelle: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 11, Bochum 10.2.1971, S. 6

13.10.1971:
Die Betriebsgruppe Intermetall des Bundes Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg ruft auf:"
INTERMETALL HEUTE DRITTE BETRIEBSVERSAMMLUNG (BV, d.Vf.) IN DIESEM JAHR

Kolleginnen und Kollegen, laßt nicht wieder Hellinger um unsere wirklichen Probleme herumreden und Stasek mit vielen nichtssagenden Worten unsere Zeit stehlen.

WIR FORDERN KLARE ANTWORTEN AUF FOLGENDE FRAGEN:
- Wie lang dauert die Kurzarbeit, die am 18. Okt. beginnen soll?
- Wer muß alles kurzarbeiten?
- Wie lange macht Intermetall über Weihnachten dicht?
- Hat der Betriebsrat (BR, d.Vf.) für uns eine Aufzahlung zum Kurzarbeitergeld durchgesetzt? Schon der Lohn langt nicht; mit dem Kurzarbeitergeld sind wir vollends angeschmiert.
- Wie hoch ist das Weihnachtsgeld?

FRAGT DEN ANWESENDEN GEWERKSCHAFTSVERTRETER (KOLLEGEN GUSKI)
- nach dem Stand der Metalltarifverhandlungen (MTR, d.Vf.)
- welche Änderungen es für die Angestellten durch den neuen Manteltarifvertrag (MTV, d.Vf.) gibt.

GESCHENK
Da die ITT-Bosse ihre Riesenprofite sowieso aus unserer Arbeit machen und wir die Krise mit Kurzarbeit und Entlassungen bezahlen, schenkt unser guter Betriebsrat den ITT-Kapitalisten auch in diesem Jahr die 4. Betriebsversammlung. Nehmen wir an, der Produktionsausfall durch die Betriebsversammlung kostet für ein Belegschaftsmitglied im Durchschnitt 50 DM. Wir sind bei Intermetall im Augenblick noch etwa 1 400 Leute. SO SCHENKT HELLINGER DEN ITT-KAPITALISTEN 'IN UNSEREM NAMEN' RUNDE 70 000 DM. Frage: Wie hoch ist sein Weihnachtsgeld?"
Q: Klassenkampf Nr. 14, Freiburg 13.10.1971, S. 12

03.11.1971:
Die KPD (vgl. 19.11.1971) berichtet von der MTR frühestens von heute über die Reaktionen auf die gestrige Annahme des Schlichtungsergebnisses durch die IGM:"
ERFAHRUNGEN VON KOLLEGEN MIT IHREN 'INTERESSENVERTRETERN'

Auf der Ebene der Ortsverwaltungen betreiben die hauptamtlichen IG Metallfunktionäre das schmutzige Geschäft, den Kollegen die verräterische Politik der IG-Metall-Spitze als harten Kurs gegen die Unternehmer zu verkaufen. Sie greifen dabei zu den Mitteln offener Lügen, Täuschungen und wortradikalen Phrasen, die sie in den Betrieben, auf 'Protestkundgebungen', Funktionärsversammlungen und auf Flugblättern verbreiten. … Die IG-Metall-Bonzen halten nicht viel von den Kollegen: Ob sie höhere Löhne zum Leben brauchen und dafür kämpfen wollen, danach fragen sie den Wetterfrosch! Und: Kurz vor Weihnachten, da haben die Unternehmer leichtes Spiel, die Kollegen mit Weihnachtsgratifikationen zu bestechen."
Q: Rote Fahne Nr. 30, Berlin 19.11.1971, S. 7

15.11.1971:
Bei den Motorenwerken Mannheim (MWM) streiken, laut KPD/ML-ZB, 1 800 Metaller für 3 - 4 Stunden und setzen sich damit in der Frage der Zahlung des Weihnachtsgeldes durch. Das berichtet auch die RKJ der GIM, die auch auf die Beteiligung der Angestellten hinweist und von rund drei Stunden Streikdauer spricht.

Die Berliner Proletarische Linke / Parteiinitiative (PL/PI - vgl. 26.11.1971) berichtet, dass 1 800 Arbeiter von 9 Uhr 20 bis 12 Uhr für die Auszahlung des Weihnachtsgeldes streiken.
Q: Klassenkampf Nachrichtendienst Nr. 13, Berlin 26.11.1971; Rote Fahne Nr. 23, Bochum 22.11.1971;Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 89, Bochum 20.11.1971;Was Tun Nr. 11/12, Mannheim Dez. 1971, S. 6

16.11.1971:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg gibt ein Extra seines 'Klassenkampf' (vgl. 10.11.1971, 18.11.1971) heraus. Unter der Schlagzeile "Metaller im Streik für die vollen 11%" wird berichtet von der Metalltarifrunde (MTR) in Nordbaden/Nordwürttemberg (NB/NW). Dazu heißt es auch:"
DER ANGRIFF AUF UNSERE LÖHNE wurde und wird von den Kapitalisten entschlossen vorangetrieben. Einerseits dadurch, daß überall das ARBEITSTEMPO IMMER MEHR VERSCHÄRFT wird und gleichzeitig die außertariflichen Zulagen Schritt für Schritt abgebaut werden. In Betrieben drohen die Unternehmer sogar, wenn die Arbeiter nicht auf Lohnerhöhungen verzichten, wird es dieses Jahr nicht viel mit dem Weihnachtsgeld. Andererseits werden unsere Löhne ständig gesenkt, dadurch daß die Kapitalisten laufend die PREISE erhöhen."
Q: Klassenkampf Extra Metaller im Streik für die vollen 11%, Freiburg 16.11.1971

23.11.1971:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg gibt seinen 'Klassenkampf' (vgl. 18.11.1971, 2.12.1971) mit einem Extrablatt "An alle Metaller" (vgl. 10.11.1971, 23.10.1972) zur Metalltarifrunde (MTR) in Nordbaden/Nordwürttemberg (NB/NW) (vgl. 22.11.1971) heraus:"
METALL-KAPITALISTEN BESCHLIESSEN AUSSPERRUNG!

MIT DEN KOLLEGEN IN NW/NB - FÜR UNS ALLE

SEIT MONTAG STREIKEN DIE KOLLEGEN IN NORDBADEN/NORDWÜRTTEMBERG - UNTER ANDEREM BEI MERCEDES, AUDI-NSU, NEFF, BÖHRINGER (Göppingen, d.Vf.), BBC UND BOSCH, INZWISCHEN ÜBER 120 000 KOLLEGEN IN 80 BETRIEBEN. DIE ANTWORT DER METALL-KAPITALISTEN: AUSSPERRUNG AB FREITAG 0.00 UHR IN ALLEN BETRIEBEN MIT ÜBER 100 BESCHÄFTIGTEN.

Die Metallkapitalisten haben von Anfang an den Lohnkampf ohne das geringste Zugeständnis geführt. Sie lehnten selbst das gewiß schäbige Schlichtungsergebnis ab und blieben bei ihren 4, 5%. Sie wollen die Metallarbeiter in dieser Lohnrunde gefügig machen, um sie danach noch besser auspressen zu können. Kürzung der Reallöhne und Kürzung von Zulagen wie Weihnachtsgeld sind dabei die von ihnen vorgesehenen Mittel, um ihre Profitpläne in Europa und der ganzen Welt gegen die kapitalistische Konkurrenz durchsetzen zu können.

Mit allen Mitteln versuchen die IGM-Führer zu verhindern, daß sich die Metallarbeiter für die vollen 11% einsetzen und damit gegen die 7, 5% Lohnleitlinienzahl der SPD klar Stellung beziehen. Den Gipfel leisteten sie sich in Nordrhein-Westfalen (NRW, d.Vf.), wo sie kläglichen 7, 3% auf 12 Monate und ganzen 40% Weihnachtsgeld zustimmten. ALL DAS HEISST DEN INTERESSEN DER ARBEITER IN DEN RÜCKEN ZU FALLEN, UM DIE SPD ZU STÜTZEN."
Q: Klassenkampf Extrablatt An alle Metaller, Freiburg 23.11.1971

23.11.1971:
Die KPD (vgl. 3.12.1971) berichtet von der MTR der IGM in NB/NW aus Karlsruhe (vgl. 22.11.1971):"
SOLIDARITÄTSSTREIK KARLSRUHER ARBEITER

Als am nächsten Tag - dem ersten Streiktag bei uns - bekannt wurde, daß die Kapitalisten für unseren Betrieb französische Leiharbeiter als Streikbrecher angeheuert und durch ein Hintertor in das Werk geschleust hatten, unterstützten uns spontan die Kollegen von BMD (Badische MF Durlach, d.Vf.) und Siemens. Die Kollegen von BMD Werk 2 kamen in geschlossener Marschordnung in Viererreihen. Der Marsch war begleitet von einem heillosen Getöse von Kampfrufen. Die Kollegen vom BMD-Werk 1, das etwas weiter weg liegt, kamen mit Fahrrädern, Autos. Einige hatten einen Lastwagen einer Baufirma, deren Fahrer ihnen bekannt war, aufgegabelt. Die Kollegen von Siemens kamen erst, als die ganze Sache schon fast gelaufen war, worüber sie sich sehr ärgerten. Sie mußten mit dem Auto durch die ganze Stadt fahren.

Als sich schließlich alle Kollegen vor dem Werkstor versammelt hatten, drohten sie, die Fabrik zu stürmen, wenn die Geschäftsleitung die Streikbrecher nicht sofort entlassen würde. Die Geschäftsleitung gab nach und teilte den französischen 'Leiharbeitern' mit, daß sie morgen nicht mehr erscheinen bräuchten. Zuerst schimpften die Kollegen nur auf die französischen Arbeiter. Als sie aber erfuhren, daß sich die Geschäftsleitung die Streikbrecher pro Kopf und Stunde 17 DM kosten läßt, für uns aber noch nicht einmal das Weihnachtsgeld und eine Lohnerhöhung, die die Preissteigerungen deckt, rausrücken will, da waren sich alle einig mit ihrem Urteil: diese Schweine!

Die Gewerkschaftsführung (Ortsverwaltung) hatte diese ganze Aktion als willkommenen Anlaß gesehen, damit die Kollegen von BMD, Siemens und den anderen Betrieben, wo nicht gestreikt wird, mal Dampf ablassen können. Aber sie haben sich geirrt: Die Kollegen von BMD und Siemens gingen an diesem Tag nicht mehr an die Arbeit! Sie zeigten, daß sie vollkommen streikbereit sind."
Q: Rote Fahne Nr. 31, Berlin 3.12.1971, S. 2

03.12.1971:
Die RKJ der GIM berichtet von der Metalltarifrunde (MTR) in Nordbaden-Nordwürttemberg:"
Der tarifpolitische Ausschuß von GESAMTMETALL faßt Beschlüsse, die es den Unternehmervertretern in der 'besonderen Schlichtung' erlauben, von dem derzeit noch gültigen Angebot von 4, 5% abzurücken und 6% auf 12 Monate und 20% Absicherung eines 13. Monatseinkommens anzubieten."
Q: Was Tun Nr. 1, Mannheim 1972, S. 8f

03.12.1971:
Bei Zanker Tübingen findet, laut KAB/ML, ein Streik für 450 DM Weihnachtsgeld statt (vgl. 4.12.1971).
Q: Rote Fahne Nr. 12, Tübingen Dez. 1971

04.12.1971:
Bei Zanker Tübingen verteilt der KAB/ML, nach eigenen Angaben, eine Sondernummer seines 'Zanker Arbeiters' zum gestrigen Streik. Um 13 Uhr habe sich dann eine Demonstration mit 400 Teilnehmern aus allen 3 Werken zur Direktion begeben um das Weihnachtsgeld einzufordern.
Q: Rote Fahne Nr. 12, Tübingen Dez. 1971

06.12.1971:
Die RKJ der GIM berichtet von der Metalltarifrunde (MTR) in Nordbaden-Nordwürttemberg:"
Die Tarifkommission für NW/NB legt mit einem Beschluß die Verhandlungsdelegation auf 7, 9% für 12 Monate sowie auf eine 40%ige tarifliche Absicherung des 13. Monatsverdienstes fest. Mit diesem Beschluß ist die IG Metall offiziell von der siebenmonatigen Laufzeit abgerückt, wie sie von VEIT in seinem Schiedsspruch vorgesehen wurde."
Q: Was Tun Nr. 1, Mannheim 1972, S. 9

07.12.1971:
Die RKJ der GIM berichtet:"
Der Vorsitzende der 'besonderen Schlichtungsstelle', WANNAGAT, unterbreitet seinen 'Rahmenvorschlag': er sieht 7, 5% mehr Lohn und Gehalt bei einer einjährigen Laufzeit und eine 40%ige tarifliche Absicherung eines 13. Monatseinkommens vor. …

Die IGM-Tarifkommission für NW/NB stimmt am Nachmittag, bevor die Verhandlungskommission nach Bonn fliegt, dem Vorschlag des Schlichters WANNAGAT zu."
Q: Was Tun Nr. 1, Mannheim 1972, S. 9

07.12.1971:
Bei Borsig Berlin gibt die KPD die Nr. 6 ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (vgl. 14.9.1971, 4.1.1972) heraus. Der Artikel "Das Weihnachtsgeld hält uns nicht vom Lohnkampf ab" zu Zinser Ebersbach und Concordia Sprecher Schaltgeräte Sielmingen bezieht sich stets auf Nordbaden-Nordwürttemberg.
Q: Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe Borsig Nr. 6, Berlin 7.12.1971, S. 2

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08.12.1971:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg berichtet:"
'KONSEQUENTER KAMPF GEGEN DIE KAPITALISTEN - WIR WOLLEN 11%'
40 000 METALLARBEITER DEMONSTRIERTEN IHRE KAMPFBEREITSCHAFT!

Gleich nach der Demonstration der Metallarbeiter gingen um 18 Uhr die Verhandlungen zwischen IG Metall und Gesamtmetall wieder los. Am Dienstag nacht um 24 Uhr war die sogenannte besondere Schlichtung gescheitert, nachdem die Metallkapitalisten den Schiedsspruch Wannagats (7, 5% und 40% Weihnachtsgeld bei einer Laufzeit von 12 Monaten) abgelehnt hatten. Bei Beginn der Verhandlungen war das Angebot der Metallkapitalisten nach wie vor lächerliche 6% und 20% Weihnachtsgeld. Die Ausgangsforderung der Gewerkschaftsführung lag mit 7, 9% und 40% Weihnachtsgeld nicht viel darüber."
Q: Klassenkampf Extrablatt Miserabler Lohnleitlinienabschluß vor der Tür!, Freiburg 8.12.1971, S. 1

10.12.1971:
Die RKJ der GIM berichtet von der Metalltarifrunde (MTR) in Nordbaden-Nordwürttemberg:"
Am 15.Streiktag und elften Tag der Aussperrung einigen sich IG Metall und GESAMTMETALL auf folgenden Kompromiß:

1) Der neue Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 15 Monaten und ist erstmals zum 31.Dezember 1972 kündbar.
2) Für die Monate Oktober, November und Dezember erhalten die Arbeiter und Angestellten eine Pauschale von 60 DM pro Monat, also 180 DM insgesamt. Dieser Betrag soll Netto noch vor Weihnachten ausgezahlt werden.
3) Ab 1. Januar 1972 erhalten die Arbeiter und Angestellten eine Lohn- und Gehaltserhöhung von 7, 5%.
4) Die Absicherung des 13. Monatseinkommens wird in einem Stufenplan geregelt, der bis 1975 40% absichert."

Laut KPD/ML-ZB "einigen sich die IGM- und Kapitalistenvertreter in Nordwürttemberg/Nordbaden auf die Durchsetzung des Lohndiktats: 7, 5% mehr Lohn und Gehalt, Laufzeit des Vertrages 15 Monate bis zum 31.12.1972. Für die ersten drei Monate (also Oktober bis Dezember 1971) nur eine Abschlagszahlung von jeweils 60 DM. Weiter wurde eine stufenweise Einführung des 13. Monatsgehalts vereinbart. Dieser offene Schlichtungsverrat der IGM-Führer zeigt deutlich, wie richtig die Hauptparole der KPD/ML in diesem Kampf war und ist: Kampf dem Lohndiktat der SPD-Regierung! … Der Schlichtungsverrat zeigt auch deutlich, daß das Lohndiktat in diesem Jahr das Zentrum der Kämpfe ist, daß die Sozialdemokratie das Lohndiktat benutzt, um die Kämpfe der Arbeiterklasse zu ersticken: Dies wird vor allem an der Laufzeit deutlich: 15 Monate! Bis 1973 sollen die Arbeiter stillhalten, sollen sie in den Betrieben Ruhe halten, damit die imperialistischen Positionen der BRD weiter gefestigt werden können. Der Vertrag über das Weihnachtsgeld soll sogar bis Ende 1975 gelten."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 96, Bochum 15.12.1971, S. 1ff; Was Tun Nr. 1, Mannheim 1972, S. 9

10.12.1971:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg gibt ein Extrablatt seines 'Klassenkampf' (vgl. 9.12.1971, 13.12.1971) für Cumulus (vgl. 5.10.1971, 10.1.1972) mit einem Umfang von 2 Seiten DIN A 4 heraus:"
WEIHNACHTSGELD

DANKE FÜR DIE GROSSHERZIGE 'ZUWENDUNG'!

Kolleginnen und Kollegen!

In diesen Tagen haben wir den schönen Brief der Geschäftsführung erhalten, mit dem jeder von uns beiliegend je nach 'Betriebszugehörigkeit und Einsatzbereitschaft sowie unter Berücksichtigung etwaiger Fehl- und Krankheitstage' (Brief der Geschäftsführung) sein Weihnachtsgeld erhielt. So billig wie das letzte Jahr konnte es sich CUMULUS diesmal nicht leisten. Aber dennoch liegt das Weihnachtsgeld bei Cumulus, soweit wir es überprüfen konnten, niedriger als in anderen Metallbetrieben: bei uns erhält man nach dem 1. Jahr nur 25%, erst nach 5 Jahren 50% des Monatslohns. Das heißt für viele bei CUMULUS Weihnachtsgeld etwa 30% des Monatsgehalts. Vor allem für die Frauen ist das alles andere als begeisternd! Bei Hellige z.B. ist nach Auskunft eines dort arbeitenden Kollegen das Minimum für das Weihnachtsgeld 40% des jeweiligen Monatsgehalts. Und dann ist dieser Brief noch in einem Ton geschrieben, als ob man von uns ein 'Danke schön' erwartet für diese 'einmalige, freiwillige Leistung' (Brief).

Kollegen, haben wir nicht ALLE das ganze Jahr über geschafft und gerackert? Und jetzt sollen wir es uns gefallen lassen, daß jeder EINZELNE von uns von Frank und Becker eingestuft wird nach dem Motto 'Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen'? Hat nicht jeder von uns so viel 'Einsatzbereitschaft' gehabt, daß es für Cumulus zu einem Neubau langte? Und ist es nicht eine Unverschämtheit, wenn DIE Kollegen, die krank waren, dafür auch noch dadurch bestraft werden, daß sie weniger Weihnachtsgeld als die anderen bekommen? Geht da nicht bei Frank und Becker die Überzeugung ein, daß krank sein doch nur 'blau machen' bedeutet, was bestraft werden muß?

KOLLEGEN, DIE KAPITALISTEN SIND ALLE AUSBEUTER.

Aber diese Masche, daß die sogenannten 'Fehltage' eine Rolle bei der Berechnung des Weihnachtsgeldes spielen, gibt es unseres Wissens in keinem anderen Metallbetrieb in Freiburg außer bei CUMULUS. Man denke nur, was diese 'Berechnungsart' für ältere Kollegen bedeutet, die ein ganzes Leben lang für die Kapitalisten schuften mußten und jetzt einfach nicht mehr so können!

Und ein anderer Punkt. Ist es richtig, wenn Frank und Becker so tun, als ob es sich bei dem Weihnachtsgeld um ein großherziges Almosen ihrerseits gehandelt habe? Wir haben das Jahr über hart gearbeitet und dennoch hat es bei uns für NOTWENDIGE Anschaffungen oft nicht gelangt. Das Weihnachtsgeld brauchen wir deshalb dringend für diese Anschaffungen. Dieses Geld ist nichts anderes als VORENTHALTENER LOHN, der uns dann als 'milde Gabe des Unternehmens' zu Weihnachten überreicht wird! Unser Kampf muß dahin gehen, das von der Willkür der Kapitalisten abhängige betrieblich unterschiedliche Weihnachtsgeld zu einem TARIFLICH ABGESICHERTEN 13. MONATSGEHALT zu machen. Das ist es, was wir brauchen!

Verschwinden muß auch die Klausel, daß wir das Weihnachtsgeld zurückzahlen müssen, wenn wir im folgenden Jahr bis zum 31.3. kündigen oder fristlos rausgeschmissen werden. Mit dieser Regelung sollen wir dazu gebracht werden, alles zu schlucken, nichts zu sagen, nur um das Weihnachtsgeld nicht wieder zu verlieren. Dabei erhalten wir das Weihnachtsgeld für die Arbeit im abgelaufenen Jahr, und sind dennoch im neuen Jahr gebunden. Es gibt keinen schäbigen Trick, auf den die Kapitalisten nicht kommen!

Am Ende des Briefes schreiben Frank und Becker dann, daß sie sich freuen würden, wenn wir durch 'Einsatz auch im Jahre 1972' sie in die Lage versetzen würden, 'wiederum eine solche Zuwendung auszuschütten'. SO ist das also. Aus uns soll durch Einführung des Akkord und sonstiger Rationalisierung deshalb viel rausgepreßt werden, damit Frank und Becker uns wieder Weihnachtsgeld zahlen können - keineswegs aber, damit der Neubau bald abbezahlt ist. Was für gutherzige Menschen doch in der CUMULUS-Geschäftsführung sitzen: die FREUEN sich, wenn sie an uns Weihnachtsgeld zahlen dürfen und nicht etwa, wenn sie einen möglichst hohen Profit an die Zentrale in der Schweiz melden können.

KOLLEGEN, WIR LASSEN UNS NICHT EINLULLEN, AUCH NICHT MIT SO SCHÖNEN WORTEN KURZ VOR WEIHNACHTEN!

Wir sehen die Wirklichkeit: die Preiserhöhungen, das Verhalten der Kapitalisten jetzt in der Lohnrunde, den auf uns zukommenden Akkord, die Fließbandmaschinen im Neubau. Wir müssen sehen, daß wir unseren ganzen 'Einsatz' brauchen, um uns der ständig schärfer werdenden Angriffe auf unsere Lebensverhältnisse zu erwehren. Wir brauchen auch bei CUMULUS unseren ganzen 'Einsatz', um uns gegen die Sauter-Kapitalisten und ihre Handlanger zusammenzuschließen."
Q: Klassenkampf Extrablatt Cumulus, Freiburg 10.12.1971

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10.12.1971:
Die RKJ der GIM berichtet von der Metalltarifrunde (MTR) in Mannheim:"
Eine Funktionärsversammlung (Streikhelfer) der IG Metall in Mannheim beauftragt in einem Telegramm die Tarifkommission, den Stuttgarter Kompromiß abzulehnen."

Der BKA Freiburg berichtet aus der Metalltarifrunde (MTR) Nordbaden/Nordwürttemberg von der Ablehnung des am Nachmittag bekanntgewordenen Abschlusses, u.a. in Heidenheim (vgl. 11.12.1971):"
Ebenso reagierte die Mannheimer Streikleiterversammlung, als am Freitag nachmittag (10.12.) das Verhandlungsergebnis bekannt wurde. Die 250 Versammelten forderten einstimmig in einem Blitztelegramm die Tarifkommission auf, diese Vereinbarung abzulehnen. Die Streikleiter wandten sich besonders gegen die zu lange Laufzeit und gegen die praktisch nichtige Absicherung eines 13. Monatsgehalts."
Q: Klassenkampf Nr. 16, Freiburg 21.12.1971, S. 2; Was Tun Nr. 1, Mannheim 1972, S. 9

13.12.1971:
Die KPD/ML-ZB Betriebsgruppe Hoesch Westfalenhütte Dortmund gibt laut einer handschriftlichen Datierung heute ihre 'Rote Westfalenwalze' (vgl. Dez. 1971, 20.12.1971) zur Metalltarifrunde (MTR) in Nordbaden-Nordwürttemberg (NB/NW - vgl. 10.12.1971) heraus:"
STILLHALTEN BIS 1973? - NEIN!

Arbeiter,
7, 5% bis zum 1.1.1973 - und die ersten Monate nur jeweils 60 DM: das ist der Schlichtungsverrat der sozialdemokratischen IGM-Führer! 7, 5% das ist Lohnraub, denn damit können wir für unser Geld noch weniger kaufen als vor einem Jahr! 7, 5% - das ist das Lohndiktat der SPD-Regierung!

UND WIR SOLLEN STILLHALTEN BIS 1973

Noch länger sollen wir beim Weihnachtsgeld gefesselt werden: erst 1976 soll ein neues Abkommen ausgehandelt werden! Vom nächsten Jahr an sollen wir ja nach Dauer der Betriebszugehörigkeit 10, 20 oder 30% eines 13. Monatslohns erhalten, für einige soll es ab 1974 dann 40% geben. Das ist eine unverschämte Spaltung und für viele die Androhung von Lohnraub!"
Q: Die Rote Westfalenwalze Stillhalten bis 1973? - Nein!, Dortmund o.J. (Dez. 1971)

20.12.1971:
Es erscheint die Nr. 25 der 'Roten Fahne' der KPD/ML-ZB (vgl. 6.12.1971, 10.1.1972) mit dem Leitartikel "Nach dem Stuttgarter Schlichtungsverrat. Das Lohndiktat durchbrechen." Darin wird zur Metalltarifrunde (MTR) u.a. ausgeführt:"
Stillhalten bis 1973 für 7, 5 Prozent, die durch die lange Laufzeit auf blanke 7 Prozent gedrückt werden und spalterische 10 bis 40 Prozent Weihnachtsgeldprozente bis 1976 - das ist der Stuttgarter Schlichtungsverrat von Bleicher und Co."
Q: Rote Fahne Nr. 25, Bochum 20.12.1971

21.12.1971:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg gibt seinen 'Klassenkampf' Nr. 16 (vgl. 13.12.1971, 26.1.1972) heraus. U.a. heißt es:"
Die Kapitalisten beschlossen auch frühzeitig auf Schwerpunktstreiks mit Aussperrungen im ganzen Tarifbezirk zu antworten. Zur Schwächung dieser von ihnen einkalkulierten Schwerpunktstreiks hatten die Kapitalisten darüberhinaus vielfältige Vorbereitungen getroffen: Großangelegte Propaganda- und Anzeigenkampagnen zur Aufhetzung der Bevölkerung gegen die Lohnforderungen der Metaller, Panikmache mit der Krise, der schlechten Lage der Wirtschaft, Kürzung von freiwilligen Zulagen, Erpressung mit Weihnachtsgeldern, Kurzarbeit, Entlassungen und Stillegungsdrohungen. Diesem geschlossenen und gezielten Angriff der Kapitalistenklasse stand eine noch schwache Arbeiterklasse gegenüber."
Q: Klassenkampf Nr. 16, Freiburg 21.12.1971

Januar 1972:
Die Nr. 1 der 'Roten Fahne' des KAB/ML (vgl. Dez. 1971, Feb. 1972) berichtet u.a. über die Metalltarifrunde (MTR):"
METALLER WEISEN DEN WEG DES KLASSENKAMPFS

Dann wurden die Drohungen der Metallindustriellen massiver: Für den Fall des Streiks gibt es keinen oder nur einen Bruchteil des bisherigen Weihnachtsgeldes. Diese unverschämten Erpressungsversuche und die profitgierige Haltung von Gesamtmetall jedoch steigerten nur die Kampfentschlossenheit der Metallarbeiter.

Das in Stuttgart ausgehandelte Verhandlungsergebnis, das den Tarifabschlüssen in allen übrigen Bezirken zugrundelegt wurde, beträgt 7, 5% mehr Lohn ab 1. 1. 1972 mit Laufzeit bis Ende des Jahres, 180 DM Pauschale für Oktober bis November 1971 und ab 1. 1. 1974 für alle, die länger als 36 Monate im Betrieb sind, 40% des durchschnittlichen Monatslohnes als 13. Monatsgehalt. Dieses Ergebnis bedeutet für jede Arbeiterfamilie, daß sie heute knapper dasteht als vor einem Jahr."
Q: Rote Fahne Nr. 1, Tübingen Jan. 1972

17.05.1972:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg gibt bei Cumulus eine Ausgabe seines 'Klassenkampf' (vgl. 10.1.1972, 18.10.1972) zu den BRW heraus:"
BETRIEBSRATS-WAHL!

Wenn diese Liste gewählt wird, auf der Protze und Co. kandidieren, dann hat die Geschäftsleitung was zum Freuen - und für uns geht alles weiter wie bisher:

- Oder nehmen wir die unglaubliche Regelung mit dem Weihnachtsgeld. Der Betriebsrat unternahm nichts gegen die unglaubliche Regelung, nach der Krankheitstage einen Abzug beim Weihnachtsgeld bedeuten."
Q: Klassenkampf Cumulus, Freiburg 17.5.1972

24.10.1972:
Bei Bosch Stuttgart-Feuerbach findet heute, laut KABD, eine Vertrauensleuteversammlung statt, die sich über das geringe Weihnachtsgeld empört.
Q: Rotes Signal Nr. 10, Erlangen Nov./Dez. 1972, S. 20f

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November 1972:
Die KG (NRF) gibt vermutlich Anfang November ihren 'Kommentar für die Kollegen von Vögele' (vgl. 20.9.1972, 14.11.1972) heraus mit dem Leitartikel "Weihnachtsgeld 30 % plus 200 DM !!".
Q: Kommentar für die Kollegen von Vögele Weihnachtsgeld 30 % plus 200 DM !!, Mannheim o. J. (1972)

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14.11.1972:
Das Vögele-Kollektiv der KG (NRF) Mannheim / Heidelberg gibt seinen 'Kommentar für die Kollegen von Vögele' (vgl. Nov. 1972, 5.12.1972) heraus mit der Schlagzeile "Wir fordern 1 Mark - alles andre ist Quark!" zur Metalltarifrunde (MTR), wozu es abschließend heißt:"
Kollegen, fordert Eure Vertrauensleute auf, diese gerechte Forderung zu beschließen. Vertrauensleute, seid Euch Eurer Verantwortung bewußt, laßt Euch nicht abwiegeln.

Das gilt auch für das Weihnachtsgeld. Die Forderung 200 DM mehr für jeden zusätzlich zu den tariflich festgelegten 30 % steht noch immer im Raum!"
Q: Kommentar für die Kollegen von Vögele Wir fordern 1 Mark - alles andre ist Quark!, Mannheim 14.11.1972

24.05.1973:
In Heidelberg streiken heute, laut KABD, 600 Arbeiter bei International Harvester (IHC) u.a. für eine Teuerungszulage (TZL) von 20 Pf. in der Stunde. Laut AKKB Harz (vgl. 25.6.1973) wurden 50 Pfg. gefordert.
Laut RFO Saarland wird auch 200 DM mehr Weihnachtsgeld und Erhöhung anderer Zulagen gefordert. Laut der KG (NRF), die dort eine Betriebszelle hat, dauert der Streik bis zum 30.5.1973. Vom Streik berichten auch die SAG und die KPD. Laut AB streiken 600 bis zum 30.5.1973 und erreichen eine TZL von einmal 60 DM und danach 30 DM pro Monat.

Der KB Bremen (KBB - vgl. 28.5.1973) berichtet:"
Seit dem 24.5.1973 wird bei der International Harvester Company Heidelberg gestreikt. Die gesamte Produktion steht still. Vor mehr als drei Wochen hatte der Betriebsrat folgende Forderungen aufgestellt: 200 DM mehr Weihnachtsgeld; Treueprämie von 1 bis 10 Pfg.; 20 Pfg. innerbetriebliche Lohnerhöhung. Am 18. Mai lief die Frist zur Beantwortung ab. Es kam nur ein lapidares Schreiben, das zwar die Stabilitätsmaßnahmen der Regierung lobte, aber kein konkretes Angebot enthielt. Nachdem dieses Schreiben die runde durch die Belegschaft machte, war allen klar: Jetzt muß gehandelt werden. Eine Abteilung marschierte durchs Werk, andere schlossen sich an. Die zweite Schicht nahm ebenfalls am Streik teil. Inzwischen war in der Belegschaft die Meinung aufgekommen, daß die Forderung des Betriebsrates zu niedrig sei. Dieses Meinungsbild äußerte sich oft in Sprechchören: 50 Pfennig! 50 Pfennig!".

Berichtet wird auch in:
- Bremen durch den KAJB (vgl. 29.6.1973).
- Niedersachsen durch den KSB Göttingen (vgl. 28.6.1973).
Q: Wahrheit Nr. 5/6, Bremen Mai/Juni 1973, S. 5; Auf Draht Nr. 27, München Juni 1973;Roter Aufmucker Nr. 28, München Juli 1973;Roter Kurs Nr. 42, Göttingen 28.6.1973, S. 8;Roter Weichensteller Nr. 10, München Juli 1973;Roter Widerdruck Nr. 24, München Juli 1973;Rote Fahne Nr. 6, Tübingen Juni 1973;Rote Fahne - Röchling o.Nr. (7), Völklingen o.J. (1973);Kämpfende Jugend Nr. 6/7, Bremen Juni / Juli 1973, SKlassenkampf Nr. 25/26, Frankfurt Juli/Aug. 1973;Arbeiter-Zeitung Nr. 6, Mannheim/Heidelberg Juni 1973;Kommunistische Arbeiter Nachrichten Nr. 3, Clausthal-Zellerfeld Juni/Juli 1973, S. 2;Kommunistische Jugendzeitung Nr. 6, Mannheim Juni 1973;Rote Fahne Nr. 23, Dortmund 6.6.1973

Juni 1973:
In Ulm gibt die Betriebsgruppe KHD des KABD die achtseitige Nr. 6 ihres 'Roten Bandes' (vgl. Mai 1973, Juli 1973) heraus und berichtet auch vom Weihnachtsgeld.
Q: Das rote Band Nr. 6, Ulm Juni 1973

05.11.1975:
In Ludwigshafen gibt die BASF-Zelle des KBW ihren 'Chemiearbeiter' (vgl. 18.8.1975, 3.2.1976) heraus mit dem Leitartikel "Überall Kürzungen des Weihnachtsgeldes. Einzelne Belegschaften wehren sich schon" mit Berichten aus der 'KVZ' von Hüller Ludwigsburg und SEL Stuttgart.
Q: Chemiearbeiter Überall Kürzungen des Weihnachtsgeldes. Einzelne Belegschaften wehren sich schon, Ludwigshafen 5.11.1975, S. 1f

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15.11.1975:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 46 (vgl. 8.11.1975, 22.11.1975) heraus und berichtet aus Ludwigsburg vom Streik bei Hüller wegen dem Weihnachtsgeld.
Q: Roter Morgen Nr. 46, Dortmund 15.11.1975, S. 3

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15.11.1975:
Die SAG gibt ihren 'Klassenkampf' Nr. 51 (vgl. Nov. 1975, 15.12.1975) heraus und berichtet von Streiks um das Weihnachtsgeld bei SEL Stuttgart, wo 1 000 der 5 000 Beschäftigten gegen eine zehnprozentige Kürzung streikten und bei Hüller Ludwigsburg, wo über die Hälfte der 1 600 Beschäftigten gegen eine zwanzigprozentige Kürzung streikte.
Q: Klassenkampf Nr. 51, Frankfurt 15.11.1975

29.11.1976:
In Ulm erscheint bei Kässbohrer vom KABD 'Das Lenkrad' (vgl. 18.10.1976, 22.12.1976) und berichtet über das Weihnachtsgeld für Kolleginnen und Kollegen, Arbeiter und Angestellte.
Q: Das Lenkrad, Ulm 29.11.1976

Dezember 1976:
In Ulm gibt der KABD bei KHD die Nr. 4 seines 'Roten Bandes' (vgl. Sept. 1976, 17.12.1976) heraus, die sich mit dem Weihnachtsgeld befaßt.
Q: Das rote Band Nr. 4, Ulm Dez. 1976

04.09.1977:
Heute findet, laut KBW, ein Streik von 30 Minuten bis einer Stunde für höheres Weihnachtsgeld bei Daimler-Benz in Sindelfingen und Stuttgart-Untertürkheim statt.
Q: Kommunistische Volkszeitung – Bezirksbeilage Mittlerer Neckar Nr. 37, Stuttgart 12.9.1977, S. 1 und 3

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21.11.1977:
Der KBW Bezirk Mittlerer Neckar gibt die 'Kommunistische Volkszeitung – Bezirksbeilage Mittlerer Neckar' Nr. 47 (vgl. 14.11.1977, 28.11.1977) zur KVZ heraus mit dem Artikel "400 DM Weihnachtsgeld steuerfrei - nichts als Betrug", wobei berichtet wird von Wega Fellbach.
Q: Kommunistische Volkszeitung – Bezirksbeilage Mittlerer Neckar Nr. 47, Stuttgart 21.11.1977, S. 3

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