Marxisten-Leninisten (ML) Südwest

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 3.5.2011

Die Marxisten-Leninisten Südwest entstanden aus Teilen des Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland umfassenden Landesverbandes Südwest der KPD/ML-ZK nach ihrer Spaltung auf ihrem außerordentlichen Parteitag im November 1971, wobei vermutlich zumindest Teile der früheren KPD/ML-ZK Ortsgruppen Karlsruhe und Offenburg, aber auch die auch als ML Stuttgart auftretende Gruppe (vgl. Dez. 1971) und wohl auch das Kollektiv Hegau (vgl. Mai 1972) beteiligt war. Unbekannt ist derzeit inwiefern auch die Gruppe in Worms bei den ML Südwest mitarbeitete.

Die ML Südwest waren, wie die ML Aachen, die ML Bochum, die ML Braunschweig, die ML Duisburg, die ML Freiburg und die Marxistisch-leninistische Gruppe Mannheim in der sog. vierten Parteiaufbaufront als Gegenprojekt neben KPD/ML-ZK, KPD und den Vorläufern des KBW aktiv, engagierten sich gemeinsam mit diesen in der Vietnamsolidarität bzw. innerhalb dieser bei der Bekämpfung der DKP (vgl. 14.1.1973), ohne dass die "Plattform" der ML Südwest (vgl. März 1973) innerhalb der Gruppen der Nationalen Konferenz überall auf Anklang gestoßen wäre (vgl. Apr. 1973).

Von den örtlichen Aktivitäten ist uns momentan noch wenig bekannt, die ML Stuttgart arbeiteten offenbar in den IGM-Jugendgruppen von Bosch Stuttgart und Daimler Stuttgart und engagierten sich in einer Aktionseinheit zur Metalltarifrunde 1972/73 (vgl. Jan. 1973).

Vom Verbleib der ML Südswest ist derzeit kaum etwas bekannt. Die Offenburger Gruppe stand vermutlich später zumindest teilweise der KPD/ML-Neue Einheit nahe.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

Dezember 1971:
In Stuttgart verliert die KPD/ML-ZK durch den a.o. Parteitag, laut KJO Spartacus, alle ihre 20 bis 30 Mitglieder, die sich im Dezember 1972, laut KJO, MLIS d.h. vermutlich ML Initiative Stuttgart oder Südwest nennen.
Quelle: KJO Spartacus-OG Stuttgart: Ergebnisse und Perspektiven der Arbeit der Stgt. OG, Stuttgart 17.12.1972

Mai 1972:
Vom Kollektiv Hegau, vermutlich u.a. in Singen ansässig, vermutlich der KPD/ML-ZK entstammend und vermutlich den Marxisten-Leninisten (ML) Südwest angehörig, lag uns das folgende auf Mai 1972 datierte Papier als Spiritcarbonabzug von acht Seiten DIN A4 vor:"
Zusammenfassende Stellungnahme zur Position der MARXISTEN-LENINISTEN DORTMUND

Genossen!

Wir haben eure Position anhand der Papiere 'Den Parteiaufbau bewußt in Angriff nehmen!' (vgl. 17.2.1972,d.Vf.) und 'Aufruf der Marxisten-Lenisten zum Roten 1.Mai 1972' (vgl. NRW - Apr. 1972,d.Vf.) analysiert.

Unsere Hauptfragestellung dabei war folgende:
'Welche Hilfe leisten diese Beiträge für die Aufgabe der Marxisten-Leninisten: den Aufbau der KP in Westdeutschland?'

Hier unsere Einschätzung:

1. Das Papier 'Den Parteiaufbau…' enthält sowohl positive als auch negative Seiten. Welche sind die POSITIVEN Seiten? Zusammenfassend können wir sie so bestimmen:
- der Versuch, auf einige wesentliche Momente der bisherigen Fehler im Parteiaufbau einzugehen und nicht nur an den Erscheinungsformen hängen zu bleiben;
- der Hinweis auf die ZENTRALE Bedeutung des Verständnis des Widerspruchs zwischen Spontaneität und Bewußtheit für den Parteiaufbau;
- die Erkenntnis des Primats der IDEOLOGISCHEN Seite beim Parteiaufbau gegenüber der rein organisatorischen.

2. Die positive Bedeutung dieser Punkte im ideologischen Kampf um die Fragen des Parteiaufbaus hängt vor allem mit der Tatsache zusammen, daß sie gerade in einer Phase der Begeisterung für praktizistische und spontaneistische Ideologien des Parteiaufbaus angegangen werden. Gegenüber vergangenen und noch bestehenden 'Parteiansätzen' werden die Kommunisten auf das grundlegende Prinzip hingewiesen, daß der Aufbau der KP BEWUSST und PLANMÄSSIG vor sich gehen muß, daß also die Fragen des PLANS (s. Pkt.13) und des PROGRAMMS der KP auf der Tagesordnung aller Marxisten-Leninisten stehen.

3. Welche sind die NEGATIVEN Seiten im Papier?

Dies kann am besten am Aufbau von Teil 3 ('Die Politik des radikalen Bruchs und unsere nächsten Aufgaben') gezeigt werden:

In diesem Teil wird versucht, die ALLGEMEINE Erkenntnis, daß die jetzige Hauptaufgabe der Kommunisten der BEWUSSTE Aufbau der KP ist, in Gestalt von praktischen Schritten darzustellen. Von der Hauptaufgabe wird zum 'Hauptkettenglied' weitergegangen: dies sei die 'wissenschaftliche Erarbeitung des Plans zum Parteiaufbau'. Dann werden die 'nächsten Aufgaben' angeführt: 'Studium' und 'Untersuchung'. Hierzu werden die ersten 'Themen' genannt: auf der Seite 'Studium' (gleich Theorie?) sind es die Fragen der Rolle der KP und des Kampfs der Linien in der Geschichte der KPCh (China,d.Vf.); Entsprechungen auf der Seite 'Untersuchung' (gleich Praxis?) sind dann 'Bestandteile des Plans zum PA' und Kriterien zur Auseinandersetzung mit anderen 'Plänen', bzw. 'Frage der Einheit der Marxisten-Leninisten'. In dieser Perspektive wird dann die besondere Bedeutung des 'ideologischen Kampfes' betont, und innerhalb von diesem wiederum vorrangig die des 'theoretischen Kampfes'.

4. Der eben dargestellte Aufbau von Teil 3 - der in seiner Hauptlinie KERN des 'praktischen' Teils des Papiers ist - erlaubt uns zunächst die Behauptung aufzustellen:

die Erkenntnis über das Wesen der Partei verbleiben ALLGEMEIN.

Wir meinen aber - und darauf beruht unsere Fragestellung -, daß es nicht ausreicht, auf der Ebene eines besseren (besser als bisher und als bei den Spontaneisten) ABSTRAKTEN Verständnisses von Partei zu verbleiben; daß der ideologische Kampf unter Marxisten-Leninisten sich unbedingt auf die KONKRETISIERUNG der Fragen, die mit dem Aufbau der Partei in Westdeutschland zusammenhängen, konzentrieren muß. Diese sind die INHALTLICHEN Fragen des Programms und des Plans (s. Pkt.13): erst damit wird es möglich, im Prozeß der bewußten Vereinheitlichung der Marxisten-Leninisten weiterzukommen.

Im Papier 'Der Parteiaufbau…' wird versucht, von der bloß abstrakten Bestimmung der Partei herunterzukommen: dieser Versuch ist aber nicht korrekt, weil EINSEITIG. Denn wie anders kann man eine Perspektive nennen, welche die Aufgabe des Parteiaufbaus HAUPTSÄCHLICH und FAKTISCH auf den ideologischen Kampf VERENGT, ja auf die THEORETISCHE Arbeit und Auseinandersetzung UNTER MARXISTEN-LENINISTEN?

5. Diese folgenschwere Einseitigkeit wird nicht durch eingestreute gegenteilige Beteuerungen über die 'Selbstverständlichkeit' der 'solidarischen Teilnahme' der ML am Kampf der Massen aufgehoben. Denn in einem programmatischen Beitrag ist die allgemeine Gewichtung der Themen, die Setzung von Prioritäten das Entscheidende: in dem Papier werden eindeutig NUR ANDERE Themen IM AUSGESPROCHENEN ZUSAMMENHANG MIT DER FRAGE DES PARTEIAUFBAUS angeschnitten!

6. Diese Einseitigkeit geht unserer Meinung nach auf die mangelnde Einsicht in eine GRUNDLEGENDE Tatsache zurück: die Tatsache, daß der Parteiaufbau eine praktische, konkrete, materialistische Angelegenheit ist. Der Parteiaufbau ist 'hier und jetzt' in Angriff zu nehmen, und nicht etwa nur 'nachdem' der ideologische Kampf unter Marxisten-Leninisten gelaufen ist, oder 'nachdem' der Plan steht, oder 'nachdem' das Programm entworfen worden ist. Der Parteiaufbau ist eben ein allseitiger PROZESS, dessen ELEMENTE NICHT NUR der ideologische Kampf unter den ML, sondern auch UND VOR ALLEM die Arbeit an der Aufstellung des Programms und an der ideologischen Gewinnung der Avantgarde der Arbeiterklasse (s. Lenin, Der 'linke' Radikalismus… S.88) ist.

(Wir glauben, daß zu dieser Einseitigkeit noch eine Unklarheit beigetragen hat: die Unklarheit über die Bedeutung des 'Primats des ideologischen Aufbaus der Partei'. Obwohl unsere Vorstellungen hierüber nicht ausgereift sind, scheint es uns wichtig zu verstehen, daß 'Primat' nicht etwa 'zeitliche Priorität' bedeuten kann, und daß die ideologische Seite ihren Vorrang erst bekommen kann innerhalb einer ALLSEITIGEN Arbeit - sonst wäre es nicht möglich, von ihrem Primat zu sprechen!)

7. Eine weitere, noch grundlegende Einseitigkeit steht hinter dieser Verengung der Arbeit am Parteiaufbau auf den ideologischen Kampf: gemeint ist die Einseitigkeit des Papiers in Bezug auf die 'spontane Arbeiterbewegung', auf die Kämpfe der Arbeiterklasse und der Massen. Die Betonung des WIDERSPRUCHS zwischen Spontaneität (der Arbeiterbewegung) und Bewußtheit (der Kommunisten) hat das Moment der EINHEIT und Klasse - UND ZWAR IN JEDER PHASE - übermäßig verdrängt. Die Partei ist aber ein Teil der Arbeiterklasse, und dies muß immer wieder betont werden - auch in einer Zeit, in der viele Genossen NUR diesen Aspekt sehen -, weil die Arbeit an der Erstellung des Programms von dieser Tatsache keineswegs abstrahieren darf.

Theoretische Ursache für das 'Vergessen' der spontanen Kämpfe der Arbeiterklasse beim Parteiaufbau scheint uns die einseitige Bestimmung ihres Bewußtseins zu sein. Es werden die materialistischen Ursachen für das Bürgerliche am spontanen Bewußtsein angegeben, wie sie in der Struktur des kapitalistischen Produktionsprozesses angelegt sind (Fetisch-Charakter), nicht aber die weitaus wichtigeren materialistischen Ursachen für die Tatsache, daß die Arbeiterklasse OBJEKTIV die einzig revolutionäre Klasse ist, was EBENFALLS in der Struktur des kapitalistischen Produktionsprozesses angelegt ist.

Wir verweilen deshalb nicht bei diesem Punkt, weil die Duisburger Genossen in ihrer Auseinandersetzung mit dem TKB/ML Kiel die ganze Frage sehr ausführlich und korrekt behandelt haben. Ihr selbst bezieht auch darauf in der kurzen Selbstkritik vom März (vgl. März 1972,d.Vf.).

(Bei der Gelegenheit noch ein Wort zum Papier der Duisburger Genossen (vgl. Feb. 1972,d.Vf.): wegen seines ausgesprochenen Ziels - Beitrag zum ideologischen Kampf mit dem TKB/ML zu sein - ist sein Nutzen für unsere Fragestellung beschränkt, was seine Fortschrittlichkeit gegenüber dem TKB wie gegenüber 'Den Parteiaufbau bewußt…' selbstverständlich nicht mindert).

8. Das Ergebnis aus den angesprochenen Fehlern (Punkt 3ff.) ist, daß im Dortmunder Papier die KONKRETEN Vorstellungen zum Parteiaufbau sich 'nach innen', d.h. auf die Arbeit UNTER MARXISTEN-LENINISTEN. Damit werden zwar zu EINER der Seiten der Arbeit am PA einige Erkenntnisse vermittelt, aber für die Beantwortung der Frage: 'Wie verbinden sich die Kommunisten mit der Arbeiterbewegung' hilft uns das Papier nicht. Dies ist aber die KERNfrage des Parteiaufbaus - wenn wir diese materialistisch verstehen wollen!

Folgerichtig sagt das Papier auch kaum etwas INHALTLICHES über PROGRAMM und PLAN, d.h. es schneidet kaum die jetzt anstehenden Fragen an: 'Was soll im Programm der KP für Westdeutschland stehen?' und 'wie kommen wir dahin?'

9. Die nachträgliche Selbstkritik - soweit sie sich nicht auf die Themen des Papiers der Duisburger Genossen bezieht - hebt zwar einige Fehler auf ('idealistische Studierlinie'), bleibt aber bei der von uns kritisierten Bestimmung des Stellenwertes des ideologischen Kampfes stehen:

'Zentrale Aufgabe aller ML ist der Kampf (die Polemik) gegen die Theorien der Spontaneisten, die die Herausbildung einer wirklichen bolschewistischen Partei verhindern'.

Dies ist aber die schon bekannte VERENGUNG! Dem soll entgegengehalten werden, daß ideologischer Kampf unter ML nur ein Teil der ideologischen Arbeit ist. Und das diese wiederum nicht die ganze Arbeit am Parteiaufbau, sondern nur deren Hauptseite darstellt.

10. Einen gewissen Schritt nach vorn stellt unserer Meinung nach erst der Aufruf zum 1.Mai 1972 dar. Wir weisen auch hier auf seine positiven und negativen Seiten hin: Die positiven Seiten hängen u.M.n. damit zusammen, daß eine PRAKTISCHE Situation euch zur Konkretisierung eurer Ansichten gezwungen hat:

- so wird die Frage des Parteiaufbaus nicht bloß allgemein und abstrakt aus einer grundlegenden Einsicht 'abgeleitet', sondern in den Mittelpunkt der PRAKTISCHEN Propaganda gestellt, ja in den Hauptparolen ausgedrückt. Die Abgrenzung gegenüber Spontaneismus und Dogmatismus anderer Gruppierungen wird FASSBARER 8 (S.9 und 36).

- anders als bisher wird die Notwedigkeit des PROGRAMMS als wirkliche derzeitige HAUPTAUFGABE im PA unterstrichen. Dies wird als Arbeit gesehen, die in EINHEIT VON THEORIE UND PRAXIS zu leisten ist (S.4 und 10).

- INHALTE werden allerdings nur angesprochen: antiimperialistischer und antirevisionistischer Kampf. Dieser letzte im deutlichen Zusammenhang mit dem PA (S.2). (Der Punkt ist besonders wichtig, weil damit auch die besonders enge Auffassung von ideologischem Kampf als Kampf UNTER ML TENDENZIELL aufgehoben wird).

11. Negatives:

Der Hauptmangel des Aufrufs besteht u.M.n. darin, daß - trotz Abgrenzung gegenüber solchen Praktiken (z.B. S.36) - vieles in der Broschüre gerade noch im Stil der bisherigen dogmatischen Propaganda gehalten ist. Es werden allgemeine Sätze, 'globale' Analysen und gelegentlich Schlagworte aneinandergereiht (so z.B. die höchst pauschale 'Einschätzung' der Ostverträge auf S.22). Alles ist bloß abstrakt 'richtig', aber die Erklärung, die genaue Begründung der aufgestellten Behauptungen ist oft nicht gegeben (dies soll auch in der Propaganda - kurz aber genau - enthalten sein).

Ein Aufruf ist zwar kein Programm, für ihn sollten aber die gleichen Prinzipien (entsprechend) gelten wie auf S.4 aufgeführt: er kann also nur 'auf der Grundlage einer umfassenden Analyse des westd. Imperialismus, seiner Pläne, seiner Krisen, des Klassenkampfs, der Zurückweisung der Auffassungen der Revisionisten auf der einen Seite, und der Zusammenfassung der konkreten Erfahrungen der Massen im Klassenkampf entstehen'. Sonst wird gerade das, was auf der einen Seite kritisiert wird, auf der anderen Seite sich wieder einschleichen: 'alte Losungen… wiederholen', 'höchst private Einschätzungen und abgeschriebene allgemeine Verse' verbreiten usw. kurz: Dogmatismus anstelle von Marxismus-Leninismus! Auch bloße Tendenzen in diese Richtung sind zu bekämpfen!

12. Wir halten die Hauptparole des Aufrufs: 'Im Kampf gegen imperialistische Unterdrückung und revisionistischen Verrat die kommunistische Partei schaffen!' im wesentlichen für korrekt und z.T. auch begründet (v.a. S.1-10 und 29ff.). Die anderen Parolen sind aber oft ganz und gar unvermittelt bzw. nur spärlich erklärt (so wieder die Parolen auf S.23). Unserer Ansicht nach müßten jedoch ALLE Parolen auf einer festen Grundlage stehen; für sie gilt entsprechend, was auch für das Programm gilt: sie sollten keine Schlagworte sein sondern wissenschaftlich begründete Zusammenfassungen der propagierten Linie darstellen.

13. Zusammenfassung:

Aus den analysierten ideologischen Beiträgen zum Parteiaufbau (Position der Dortmunder Genossen und vorliegender Kritik der Duisburger) konnten wir einige allgemeine Erkenntnisse gewinnen bzw. vertiefen (vor allem folgende: der Parteiaufbau ist bewußt und planmäßig, nur in Einheit von theoretischer und praktischer Arbeit, in Verbindung mit der Arbeiterbewegung und unter Wahrung des Primats der ideologischen Seite zu leisten).

Am meisten zu bemängeln ist der geringe Beitrag an KONKRETEN Vorstellungen über die für uns wichtigsten Fragen des Parteiaufbaus:
- Was soll das Programm der Partei enthalten? Auf welche Fragen soll es Antwort geben?
- Welche Schritte sind zu planen um das Programm zu schaffen?

Diese Fragestellung beinhalten eine Reihe von konkreten Fragen, wie Z.B.:
- Wie (durch welche Arbeit) verbinden wir die allgemeinen Erkenntnisse des ML mit den Besonderheiten der westd. Gesellschaft?
- WIE vermitteln wir die praktische 'hier und jetzt' zu leistende Arbeit an der Verbindung des wissenschaftlichen Sozialismus mit der Arbeiterbewegung, mit dem Parteiaufbau im nationalen Rahmen?
- Welchen Stellenwert haben hierbei die Untersuchungstätigkeit, die Propaganda, der ideologische Kampf? Wie äußert sich dieser Stellenwert KONKRET?

Wir sind der Ansicht, daß es unbedingt notwendig ist, die ideologische Auseinandersetzung der Marxisten-Leninisten auf diese Art von Fragestellungen (Programm und Plan INHALTLICH) zu konzentrieren. Es muß aber betont werden, daß die ideologische Auseinandersetzung NUR ein Teil der Arbeit am Parteiaufbau ist, und sie kann nur dann geführt werden, wenn ALLE Seiten (sowohl die theoretische als auch die praktische) des Parteiaufbaus in Angriff genommen werden.

Was schließlich die ideologische Auseinandersetzung selbst betrifft, erfordert diese sowohl Klarheit über Wesen und Rolle von Programm und Plan im PRAKTISCHEN Prozeß des Parteiaufbaus, als auch die Entwicklung von möglichst präzisen Vorschlägen INAHLTLICHER Natur, mit denen man sich auseinandersetzen kann. Denn 'allgemeine Prinzipien' werden leicht von allen Kommunisten geteilt: 'die Meinungsverschiedenheiten beginnen erst dann, wenn es gilt, diese Prinzipien auf die Wirklichkeit anzuwenden, wenn es gilt, sie im Programm entsprechend den Aufgaben des gegenwärtigen Zeitpunkts zu formulieren.' (Lenin, 1905 (vgl. 1905,d.Vf.), in Werke, Bd.8,, S.237)."
Q: Kollektiv Hegau: Zusammenfassende Stellungnahme zur Position der MARXISTEN-LENINISTEN DORTMUND, o.O. Mai 1972

Januar 1973:
Vermutlich im Januar 1973 verfasst der Arbeiter- und Jugendverein (AJV) Waiblingen eine uns bisher nur unvollständig vorliegende Broschüre "Mit welchen Mitteln will die RJ(ML), Jugendorganisation das KABD die Arbeiterjugend Deutschlands anführen?" zur RJ/ML bzw. zur Aktionseinheit 'Gewerkschaftliche Initiative' in der Metalltarifrunde 1972/73, an der sich neben AJV und Revolutionärer Jugend (RJ/ML) auch die ML Stuttgart und der KAJB (NRF) Mannheim/Heidelberg sowie Gruppen aus Öhringen und Sindelfingen beteiligten.
Q: AJV: Mit welchen Mitteln will die RJ(ML), Jugendorganisation das KABD die Arbeiterjugend Deutschlands anführen?, o. O. (Waiblingen) o. J., S. 12.

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14.01.1973:
Zentrale Vietnamdemonstration in Bonn.

Von den ML Aachen, den ML Bochum, den ML Braunschweig, ML Duisburg, ML Freiburg, ML München, und den ML Südwest wird zur Demonstration das Flugblatt "Sieg im Volkskrieg. Das vietnamesische Volk ist stärker als Millionen Bomben" herausgegeben.
Q: ML Aachen, ML Bochum, ML Braunschweig, ML Duisburg, ML Freiburg, ML München, ML Südwest: Sieg im Volkskrieg. Das vietnamesische Volk ist stärker als Millionen Bomben, Aachen Jan. 1973

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März 1973:
Die Nr.1 der Zeitschrift der ML Südwest, 'Roter Oktober', erscheint in Karlsruhe unter Verantwortung von T. Ide, Schutterwald. In ihr wird die "Plattform der Marxisten-Leninisten Südwest" abgedruckt. Die Gruppe gehörte früher der KPD/ML-ZK an. Weitere Ausgaben wurden uns bisher nicht bekannt.

Zur Konstituierung der ML Südwest wird gesagt:"
Die Bildung der Marxisten-Leninisten Südwest ist das Ergebnis des Kampfes gegen die rechtsopportunistische und linksradikale Politik der Aust-Gruppe innerhalb der KPD/ML (Roter Morgen). Durch die von langer Hand vorbereitete Spaltung seitens der bürgerlichen Minderheitsfraktion um Ernst Aust wurde die KPD/ML (Roter Morgen) zerstört. Die Bildung der Marxisten-Leninisten Südwest ist weiter das Ergebnis des Kampfes gegen die örtliche Beschränktheit des politischen Kampfes um die Verneinung, daß die Parteischaffung heute in den Mittelpunkt der revolutionären Arbeit gestellt werden muß … Die Marxisten-Leninisten Südwest sehen die jetzige Hauptaufgabe darin, als Voraussetzung für den Sieg der proletarischen Revolution die wahrhaft marxistisch-leninistische Partei für Westdeutschland zu schaffen. Diese Aufgabe ist nur über die Bildung eines Kerns von Revolutionären zu lösen … Die Marxisten-Leninisten Südwest begreifen sich als Teil des aufzubauenden Kerns der marxistisch-leninistischen Partei. Um die Schaffung des nationalen Kerns weiter voranzutreiben und die revolutionäre Arbeiterbewegung führen zu können, werden wir als nächsten entscheidenden Schritt ein Organ für revolutionäre und klassenbewußte Arbeiter schaffen … Die Marxisten-Leninisten Südwest weisen durch die Herausgabe der Plattform die Auffassung der Kommunistischen Gruppe (NRF) zurück, die behauptet, daß heute Plattformen längst überholt seien, daß es darum gehe, breit an der Diskussion ums Programm teilzunehmen, da nur so die Zersplitterung der revolutionären Bewegung in Westdeutschland zu überwinden sei."
Q: Roter Oktober Nr.1,Karlsruhe März 1973

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April 1973:
Anfang April 1973 erscheint die Nr.2 'Proletarischen Kampfes' der Marxistisch-Leninistischen Gruppe (MLG) Mannheim-Ludwigshafen (vgl. Jan. 1973). Im Artikel "Zum Stand unserer Arbeit" wird zum Parteiaufbau u.a. ausgeführt:"
Wir selbst haben erklärt, daß wir die Bildung einer 4. Front zum Parteiaufbau als Gegenfaktor zu opportunistischem und linksradikalen Parteiaufbau-Gewurstele anstreben. Welche Schritte haben wir dazu eingeleitet? Wir haben mit verschiedenen Zirkeln Kontakte aufgenommen, die in nächster Zeit bis zur Klärung verschiedener Fragen intensiviert werden müssen. … So halten wir die Entwicklung der ML Dortmund für bemerkenswert. … Seit einiger Zeit haben wir uns in den Zusammenhang einiger Zirkel, der 'nationalen Konferenz', integriert. Diese Zirkel (ML Aachen, ML Bochum, ML Braunschweig, ML Duisburg, ML Freiburg, ML Südwest), die aus dem Zerfallsprozeß der KPD/ML hervorgegangen sind, versuchten noch im letzten Jahr, über die Arbeit an einer 'Plattform' möglichst schnell eine nationale Organisation aufzubauen. Dieser Versuch ist gescheitert, weil einerseits nicht alle beteiligten Zirkel diese Arbeit in den Mittelpunkt stellten, und andererseits das Plattform-Projekt ungenügend den Primat der Politik verwirklichte. Seitdem standen die 'nationale Konferenzen' unter dem Leitmotiv der konkreten Diskussion über anstehende Aufgaben."

Zu den ML Südwest heißt es u.a.:"
Die 'Plattform' der ML Südwest ist u. E. insgesamt ein Dokument des Sektierertums."
Q: Proletarischer Kampf Nr.4,Mannheim Apr. 1973,S.6

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