Bergbau und Energie:
Die Auseinandersetzungen um das Weihnachtsgeld und das 13. Monatseinkommen von 1969 bis 1973

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 6.12.2014

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Zu den Auseinandersetzungen um das Weihnachtsgeld und das 13. Monatseinkommen im Bereich des Bergbaus und der Energie bzw. der IGBE können hier bisher nur wenige Hinweise erschlossen werden, wir bitten um Ergänzungen.

Während die IGBE in den hier betrachteten Jahren für zahlreiche Tarifbereiche eine Erhöhung und auch die tarifliche Verankerung des Weihnachtsgeldes erreicht sowie die schrittweise Einführung des 13. Monatseinkommens anstrebte, dieses 13. Monatsgehalt etwa in der Rheinischen Braunkohle bereits durchzusetzen vermochte (vgl. 3.11.1970), damit das Weihnachtsgeld seines Charakters als gnädig gewährtem Almosen entkleidend, gab es von linker Seite auch Bedenken wegen der Verzettelung der Kräfte auf ein ganzes Paket von Forderungen statt auf eine angemessene Lohnerhöhung, wie etwa von der DKP auf der Zeche Hannibal in Bochum (vgl. 27.4.1970). Kritisiert wurden von der DKP, wie ebenfalls von Hannover-Hannibal dokumentiert (vgl. Nov. 1970) auch die Festlegungen hinsichtlich der Betriebstreue und bezüglich des Weihnachtsgeldes für die Hinterverbliebenen verstorbener Bergleute (vgl. Nov. 1970).

Die Tarifierung des Weihnachtsgeldes war wichtig, wurde doch bei dem mit Abstand wichtigsten Bergbauunternehmen der Bundesrepublik, der Ende 1968 gegründeten Ruhrkohle AG (RAG), damals doch offenbar eine Angleichung der Sozialleistungen der früher selbständigen Zechen vorgenommen, die etwa auf der Zeche Emil Fritz in Essen eine Gefährdung des Weihnachtsgeldes bzw. der Jahresabschlussprämie bedeuten konnte (vgl. 25.10.1970).

Zu Protesten kommt es wegen der Vorenthaltung des Weihnachtsgeldes für jene Beschäftigte der RAG, die zur Fortbildung die Ingenieurschule für Bergwesen Bochum und die Fachoberschule Datteln besuchten, wobei der Kommunistische Jugendverband (KJVD) der KPD/ML-ZB intervenierte (vgl. 26.11.1970).

Für die Bergbautarifrunde 1971 stellte dann auch die KPD/ML-ZB die Forderung nach einem 13. Monatseinkommen auf (vgl. Apr. 1971, 14.4.1971), denunziert den Abschluss (vgl. 20.4.1971, 1.6.1971), der lediglich eine Erhöhung des Weihnachtsgeldes um 100 DM beinhaltete, dann als "Verrat" (vgl. 20.4.1971) bzw. als Unterwerfung unter das "Lohndiktat" der SPD-Regierung (vgl. 21.4.1971, 26.4.1971, 28.4.1971).

Auch bei der RAG begann damals die Ausgliederung von Beschäftigten aus der Kernbelegschaft und die Übertragung von deren Aufgaben an Drittfirmen, die anderen Tarifverträgen unterliegen, wobei dann die Sozialleistungen der RAG wie das Weihnachtsgeld, abgebaut werden, wie hier durch die DKP von der Zeche Hansa Dortmund berichtet wird (vgl. Jan. 1972).

In der Bergbautarifrunde 1972 sollte eine weitere Erhöhung des Weihnachtsgeldes erreicht werden, die KPD/ML-ZB forderte erneut ein volles 13. Monatseinkommen und zwar in der Höhe von 1 000 Mark (vgl. 31.5.1972), während Spartacus (Bolschewiki/Leninisten) zunächst nur ein Weihnachtsgeld von 700 DM anstrebte (vgl. 14.6.1972).

Die IGBE erhob auf ihrem 10. Gewerkschaftskongress erneut die Forderung nach einem 13. Monatseinkommen auch im Ruhrbergbau (vgl. 24.9.1972), wozu aber auch in der Bergbautarifrunde 1973 wiederum als ein Schritt dorthin nur eine Erhöhung des Weihnachtsgeldes (vgl. 29.5.1973) und auch im Aachener Steinkohlerevier wird das 13. Monatseinkommen noch nicht durchgesetzt (vgl. 16.7.1973), im Saarbergbau dient das Weihnachtsgeld dann wiederum zum vorläufigen Abschluss dieser Darstellung als Druckmittel gegen den wilden Streik (vgl. 25.10.1973).

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

01.01.1969:
Laut IGBE (vgl. 2.1.1969) ist das Ergebnis der letzten Tarifbewegung (BETR) im linksrheinischen Braunkohlebergbau, "höhere Löhne und Gehälter, mehr Urlaub und Umgruppierungen im Gehaltskatalog."

Weiter heißt es in der 'Einheit' dazu:"…
Des weiteren vereinbarte der Gesamtbetriebsrat mit dem Vorstand der 'Rheinbraun' im Verlauf der Tarifbewegung eine neue Berechnungsgrundlage für das Weihnachtsgeld. Danach wird für die Arbeiter - analog wie bei den Angestellten das Weihnachtsgeld - das Weihnachtsgeld ab einjähriger Zugehörigkeit zum Betrieb gezahlt und die Stundenberechnungszeit von 200 auf 208 heraufgesetzt. Diese Regelung wird mit Ausnahme der 208 Stunden bereits für das Jahr 1968 gewährt."
Quelle: Einheit Nr. 1, Bochum 2.1.1969, S. 2f

September 1969:
Die IGBE (vgl. 1.12.1969) berichtet über Tarifabschlüsse:"
Allein in den Monaten September und Oktober gab es in fast allen Bergbaubereichen der Bundesrepublik 41 neue Tarifabschlüsse. … Die Tariferfolge der IGBE können im einzelnen hier nicht aufgezählt werden. Sie reichen von Lohn- und Gehaltserhöhungen über höhere Weihnachtsgratifikationen und mehr Urlaubsgeld bis hin zu Arbeitszeitverkürzungen. Diese Erfolge beweisen wieder einmal, daß es sich lohnt, Mitglied der IG Bergbau und Energie zu sein. Sie beweisen aber auch, daß nur starke Gewerkschaften in der Lage sind, soziale Fortschritte für die Arbeitnehmer durchzusetzen.
Q: Einheit Nr. 23, Bochum 1.12.1969

01.10.1969:
Die IGBE (vgl. 1.11.1969) berichtet, daß für die bayerische Braunkohlenindustrie ein neuer Tarifvertrag abgeschlossen wurde:"
Zweierlei haben die Tarifkommissionen bewogen, so führte Adolf Fabry weiter aus, gleich auf einen Abschluß des Tarifes einzugehen:
1. wird bei Tarifabschluß ab 1.September das Weihnachtsgeld von dem höheren Lohn berechnet.
2. wirkt sich die Lohnerhöhung, welche tarifiert ist, auch auf Überarbeitsstunden entsprechend aus."
Q: Einheit Nr.21,Bochum 1.11.1969

01.02.1970:
Die IGBE gibt ihre 'Einheit' Nr.3 (vgl. 16.1.1970, 15.2.1970) heraus. Auf Seite 1 heißt es:"
STILLSTAND GIBT ES BEI UNS NICHT
NEUE TARIFE IN 25 BERGBAUZWEIGEN

In den Monaten November und Dezember des Jahres 1969 wurden für 242 000 Beschäftigte in 25 Bergbaubereichen neue Tarifvereinbarungen abgeschlossen.

Zu dieser breiten Skala tarifpolitischer Erfolge kommen weitere Regelungen. Dazu zählen Vereinbarungen über die Stellung von Arbeitskleidung durch die Unternehmen, die tarifliche Festlegung eines Weihnachtsgeldes, die Zahlung von vermögenswirksamen Leistungen und höheres Urlaubsgeld.

Schritt für Schritt geht die IG Bergbau und Energie unbeirrt ihre Wege, um für die Beschäftigten in allen Bergbaubereichen größere soziale Sicherheit zu erreichen. Und sie setzt sie Zug um Zug durch, weil sie eine starke und selbstbewußte Gewerkschaft ist."
Q: Einheit Nr. 3, Bochum 1.2.1970

01.03.1970:
Die IGBE gibt ihre 'Einheit' Nr. 5 (vgl. 15.2.1970, 15.3.1970) heraus. Auf Seite 1 heißt es:"
AUCH FÜR '70 MÜSSEN DIE KOHLEN STIMMEN
TARIFZIEL NR.1: HÖHERE EINKOMMEN

Ein vieldiskutierter Punkt ist das von den Unternehmen als sogenannte 'freiwillige' Leistung, gezahlte Weihnachtsgeld.
- Unsere Forderung für die Zukunft: Das Weihnachtsgeld muß tarifvertraglich abgesichert werden!
- Aus dem Weihnachtsgeld muß dann stufenweise ein zusätzliches 13. Gehalt für die Bergbaubeschäftigten entwickelt werden."
Q: Einheit Nr. 5, Bochum 1.3.1970

20.03.1970:
Die IGBE berichtet über sich selbst:"
ES GEHT UM GELD

Die IGBE wird nicht stillhalten. Unser Ziel ist klar: 1970 müssen die Löhne und Gehälter erhöht werden. Die Weichen sind dafür gestellt.

Der Hauptvorstand der IGBE hat am 20. März ein 'Arbeitsprogramm' beschlossen. Darin wird klipp und klar gesagt, was wir in der nahen Zukunft wollen.

In allen Bergbauzweigen müssen die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Dazu gehört nicht nur ein höherer Lohn, sondern beispielweise auch die Tarifierung des Weihnachtsgeldes."

In einem weiteren Artikel heißt es von der IGBE:"
ARBEITSPROGRAMM ZUR TARIFPOLITIK 1970
HAUPTVORSTAND DER IGBE LEGTE SCHWERPUNKTE FEST

- Eine Jahresabschlußzahlung (Weihnachtsgeld) gehört - wenn auch in recht unterschiedlichen Formen - zum festen Bestandteil der Arbeitsbedingungen im Bergbau. Zu einem erheblichen Teil wird diese Leistung jedoch unter Vorbehalt gezahlt. Sie ist in der Höhe und zu den Bedingungen, unter denen sie gewährt wird, unterschiedlich.

Die IGBE fordert daher ein durch Tarifvertrag gesichertes 13.Monatseinkommen für Arbeiter und Angestellte. Denn eine stufenweise Erhöhung der jetzt gewährten Leistungen soll dieses Ziel erreicht werden.
Q: Einheit Nr. 7, Bochum 1.4.1970 S.1 und 3

31.03.1970:
Die IGBE (vgl. 3.4.1970) berichtet von der BETR bei der RAG (vgl. 21.4.1970):"
'UNSER ZIEL IST FESTGELEGT: 8,5 PROZENT - URLAUBSGELD - WEIHNACHTSGELD

Der Hauptvorstand der IG Bergbau und Energie hat beschlossen, für die Beschäftigten im Steinkohlebergbau eine Tarifbewegung einzuleiten. Dabei geht es um höhere Löhne und Gehälter.

Am 31.März 1970 haben die Bergbauunternehmer das Kündigungsschreiben der IG Bergbau und Energie erhalten.

Im trockenen Juristendeutsch steht in diesem IGBE-Brief an den Unternehmerverband Ruhrbergbau geschrieben:
'…
- Durch eine stufenweise Erhöhung sollen die bisher sehr unterschiedlich gezahlten Jahresabschlußvergütungen (Weihnachtsgeld o.ä.) mittels Tarifvertrag zu einem 13. Monatsgehalt für alle Arbeiter und Angestellten entwickelt werden, die erste Stufe bereits im Jahre 1970. … '"
Q: Einheit Extra, Bochum 3.4.1970

02.04.1970:
Die IGBE berichtet vom eigenen Hauptvorstand bzw. der BETR im Ruhrbergbau (vgl. 31.3.1970, 21.4.1970):"
ZIEL IST FESTGELEGT

Der Hauptvorstand der IG Bergbau und Energie hat beschlossen, für die Beschäftigten im Steinkohlebergbau an der Ruhr eine Tarifbewegung einzuleiten. Zum 30.April 1970 wurden die bestehenden Tarifverträge gekündigt. In einer Sondersitzung hat der Hauptvorstand der IGBE das Verhandlungsziel für die Tarifverhandlungskommission festgelegt:

- Einführung eines tariflichen Weihnachtsgeldes mit der Maßgabe, das Weihnachtsgeld über einen Stufenplan in ein 13.Monatseinkommen für alle Arbeiter, Angestellten und Auszubildenden umzuwandeln, die 1.Stufe bereits im Jahre 1970."
Q: Einheit Nr. 8 und Sonderausgabe Nr. 1, Bochum 15.4.1970 bzw. 11.5.1970, S. 2 bzw. S. 1

10.04.1970:
Die DKP kündigte an (vgl. 14.11.1969):"
GEWERKSCHAFTSTAG

Am 10. April dieses Jahres wird der Gewerkschaftstag der Industriegewerkschaft Bergbau und Energie in Duisburg stattfinden. U.a. werden die Forderungen für die Tarifrunde im Ruhrbergbau (BETR) in Höhe von u.a. 8,5% und 75% eines Monatslohnes als Weihnachtsgeld festgelegt werden."

Die IGBE berichtet vom Gewerkschaftstag bzw. von der BETR im Ruhrbergbau (vgl. 31.3.1970):"
8,5% GEFORDERT
TARIFRUNDE IN DER STEINKOHLE

Die Richtung für 1970 stimmt. Das hat der Gewerkschaftstag `70 in Duisburg bewiesen.

Nach mehrstündiger Diskussion stellte sich heraus: Das tarifpolitische Arbeitsprogramm der IGBE findet die Zustimmung der Delegierten aus den Betrieben.

Im deutschen Steinkohlebergbau geht die IG Bergbau und Energie in eine entscheidende Tarifrunde. Andere Bergbauzweige werden folgen.

Höhere Löhne und Gehälter, tarifliche Sicherung des Weihnachtsgeldes und höheres Urlaubsgeld stehen auf dem Programm."

Die IGBE berichtet auch:"
NICHT MEHR VON DER GNADE LEBEN
IGBE FÜR KLARE RECHTSVERHÄLTNISSE

Das ist die stark ausgeprägte Tendenz der IGBE-Tarifpolitik.

Alle Leistungen der Unternehmer sollen tarifvertraglich gesichert werden. Tarifexperte Helmut Gelhorn hat es vor dem Gewerkschaftstag in Duisburg mit aller Klarheit formuliert.

'Wir müssen weg von dem Weihnachtsgeld, das jährlich wie Almosen gezahlt wird.'

Deshalb fordert die IGBE einen Tarifvertrag über das Weihnachtsgeld. Das Endziel ist ein 13. Monatseinkommen auf tarifvertraglicher Grundlage."
Q: Einheit Nr. 8, Bochum 15.4.1970, S. 1 und 3; Unsere Zeit NRW Nr. 4, Essen 22.1.1970, S. 9

27.04.1970:
Auf der Zeche Hannibal in Bochum gibt die DKP vermutlich in dieser Woche eine Ausgabe ihres 'Hammer' (vgl. Nov. 1970) mit 6 Seiten und folgendem Leitartikel zur Bergbautarifrunde (BETR) heraus:"
LOHNRUNDE 70 - NICHT UNTER 8,5%

Löhne und Gehälter im Bergbau sind gekündigt. Ab 1. Mai 1970 besteht ein tarifloser Zustand. Die IGBE 8,5% mehr Lohn und Gehalt gefordert. Das Urlaubsgeld soll erhöht und das Weihnachtsgeld zu einem 13. Monatsgehalt entwickelt werden. Die erste Stufe dazu soll nach dem Willen der IGBE in diesem Jahr erfolgen."

Ein wenig ängstlich zeigt man sich in einem zweiten Artikel zur Lohnrunde:"
13. MONATSEINKOMMEN

Neben der Forderung von 8,5% mehr Lohn wird über eine 'tarifvertragliche Sicherung des Weihnachtsgeldes mit dem Endziel 13. Monatseinkommen und höheres Urlaubsgeld' verhandelt (Einheit-Telegramm Nr. 1/16.4.1970).

Außer den Unternehmerbossen bestreitet niemand die Notwendigkeit einer kräftigen Lohnaufbesserung. Ob es allerdings gut ist, mit einem ganzen Paket von Forderungen in die Verhandlungen zu gehen, steht auf einem anderen Blatt. Hierbei besteht die Gefahr, daß Abstriche in der Lohnhöhe zugunsten der anderen Forderungen vorgenommen werden, oder umgekehrt. Auf Hannover-Hannibal gibt es zur Zeit mit Recht lebhafte Diskussionen über den Erhalt des sozialen Besitzstandes. Bevor unsere Schachtanlage in die Ruhrkohlen AG überführt wurde, bekamen wir z.B. 75% Weihnachtsgeld. Wir fragen mit Recht:
BLEIBEN UNSERE 75 PROZENT ERHALTEN?

Wir meinen, in den Verhandlungen muß festgelegt werden, daß betriebliche Leistungen, die über tarifliche Festlegungen hinausgehen, unter allen Umständen erhalten bleiben. Wenn, wie der Gewerkschaftstag beschlossen hat, über die Einführung des 13. Monatseinkommens in Stufen verhandelt wird, so sollte in der ersten Stufe für 1970 ein Weihnachtsgeld in der Höhe von 75% vereinbart werden. Das wäre eine vernünftige Harmonisierung innerhalb der Ruhrkohle AG. Daß dies möglich ist, zeigt uns das Beispiel der eisenschaffenden Industrie. Dort gibt es ein tariflich festgesetztes Weihnachtsgeld von 75%. Die Bosse der Ruhrkohle AG sind praktisch die gleichen wie die Aktionäre in der Eisen- und Stahlindustrie.

Sie können und müssen zahlen!

Wir müssen bereit sein, notfalls mit allen gewerkschaftlichen Kampfmitteln für unsere Forderungen einzustehen."
Q: Der Hammer Lohnrunde 70 - nicht unter 8,5%,Bochum o.J. (Apr. 1970)

04.05.1970:
Auf der Zeche Minister Stein gibt die DKP vermutlich in dieser Woche eine Ausgabe ihrer 'Kumpel-Post' (vgl. 9.9.1969, 8.3.1971) zur Tarifrunde im Ruhrbergbau (BETR) heraus:"
LOHN- UND GEHALTSFORDERUNGEN DER IGBE VOLL DURCHSETZEN!

Der Hauptvorstand der IGBE hat in seinem Arbeitsprogramm für das Jahr 1970 die Nahziele der IGBE erläutert: Außer der bereits angeführten Lohnforderung eine Erhöhung des Urlaubsgeldes und eine tarifliche Absicherung des Weihnachtsgeldes mit einem Stufenplan bis zum 13. Monatsgehalt. So richtig diese Forderungen auch sind, über eines sollte jeder Bergarbeiter sich im klaren sein:
LOHNFRAGEN SIND MACHTFRAGEN!"
Q: Die Kumpel-Post Lohn- und Gehaltsforderungen der IGBE voll durchsetzen, Dortmund o.J. (Mai 1970)

10.05.1970:
Die DKP berichtet von der Bergbautarifrunde in NRW (BETR - vgl. 5.5.1970, 11.5.1970):"
Überraschend ist es … doch noch zu Tarifvereinbarungen im Steinkohlenbergbau gekommen. Unter dem Druck des Urabstimmungstermins am 12. Mai hatten die Unternehmer ein Angebot vorgelegt. …

Am Sonntag, 10. Mai, handelte die Tarifkommission der IG Bergbau und Energie mit den Vertretern des Unternehmerverbandes Ruhrbergbau folgendes aus: Vom 1. Juni 1970 an werden die Löhne und Gehälter der im Bergbau Beschäftigten um 7,75 Prozent erhöht (die Forderung betrug 8,5 Prozent), für den Monat Mai wird eine einmalige Zuwendung von 40 Mark gezahlt, ein Vertrag über die stufenweise Einführung eines 13. Monatseinkommens (Weihnachtsgeld) sieht für 1970 eine Zahlung von 400 Mark zuzüglich 30 Mark pro Kind vor … . Die Laufzeit des neuen Tarifabkommens wurde auf zwölf Monate festgelegt."

Die IGBE berichtet am 11.5.1970:"
UNSER KAMPFESWILLE BRACHTE DEN ERFOLG!
KEINE URABSTIMMUNG AM 12.5.

HAUPTVORSTAND EINVERSTANDEN!

Überraschend kam es im Ruhrbergbau doch noch zu einer Einigung im Tarifkonflikt. Der Hauptvorstand der IGBE billigte die Annahme des nachstehenden Verhandlungsergebnisses.

- Es wird ein Tarifvertrag über die Zahlung des Weihnachtsgeldes mit dem Ziel der stufenweisen Einführung eines 13. Monatseinkommens abgeschlossen. Für 1970 wird ein Weihnachtsgeld von 400 DM zuzüglich 30 DM für jedes Kind gezahlt;

- Die Laufzeit der neuen Lohn- und Gehaltstarifverträge wird auf 12 Monate vereinbart."

Die IGBE veröffentlicht morgen auch den folgenden Brief:"
ADOLF SCHMIDT SCHREIBT:

Dazu wurde die Zahlung des Weihnachtsgeldes tarifvertraglich vereinbart und eine Erhöhung schon für dieses Jahr um 40 DM mit dem Ziel festgelegt, aus diesem Weihnachtsgeld ein 13.Monatseinkommen zu entwickeln.

Ich finde, daß diese Summe unserer tarifpolitischen Aktivitäten in den letzten acht Monaten ein großartiges Ergebnis ist. Natürlich waren mit diesen gewerkschaftlichen Erfolgen viel Aufregung und auch viel Arbeit für unsere Funktionäre verbunden. Doch letztlich hat auch unsere Kampfentschlossenheit den Weg für den sozialen Fortschritt geebnet.

Unsere Argumente haben sich durchsetzen können, weil sie vernünftig waren. Genauso von der Vernunft diktiert war auch der Beschluß des Hauptvorstandes, das ausgehandelte Ergebnis zu akzeptieren und die Urabstimmung abzusetzen. Fairerweise möchte ich noch hinzufügen: Auch auf der anderen Seite des Verhandlungstisches hat sich letztlich die Vernunft durchgesetzt."

Am 15.5.1970 berichtet die IGBE:"
DIE NACHT DER ENTSCHEIDUNG

NEUE TARIFE ABGESCHLOSSEN

Unterschiedliche Auffassungen in Fragen etwa des Weihnachtsgeldes, der Familienzuschläge, des Kindergelds oder der Erhöhung der Vergütungen für Auszubildende waren hart diskutierte Punkte.

MEHR WEIHNACHTSGELD

- Arbeiter und Tarifangestellte erhalten erstmalig für das Jahr 1970 ein Weihnachtsgeld in Höhe von 400 DM, Jugendliche 60 Prozent dieses Betrages. Hinzu kommt je anspruchsberechtigtes Kind ein Beitrag in Höhe von 30 DM.

Mit der Einführung des tariflichen Weihnachtsgeldes entfallen alle bisherigen betrieblichen Regelungen über Weihnachtsgeldzulagen und gleichartige Leistungen. Die Anspruchsvoraussetzungen (Betriebszugehörigkeit, Rückzahlungsverpflichtung) werden in dem abzuschließenden Tarifvertrag geregelt.
Q: Unsere Zeit Nr. 20, Essen 16.5.1970, S. 5; Einheit Extrablatt und Nr. 10 ,Bochum 11.5.1970 bzw. 15.5.1970, S. 1f bzw. S. 3

10.05.1970:
Am 15.5.1970 berichtet die IGBE:"
TARIFKONFLIKT BEENDET! 40 DM ÜBERGANGSGELD FÜR DEN MAI!

Keine Urabstimmung. Kein Streik. Im deutschen Steinkohlebergbau stimmen die Kohlen. Im Ruhrbergbau, in Ibbenbüren und im Saarbergbau wurde vereinbart, die Einkommen der Bergarbeiter und Bergbauangestellten entscheidend zu verbessern. Für das Aachener Revier wird z.Zt. der Drucklegung dieser Ausgabe noch verhandelt. Auch hier ist das gleiche Ergebnis zu erwarten. …
In stundenlangen Verhandlungen am 9. und 10.Mai wurden die Prozente auf die 7,75-Marke hochgeschraubt. Dazu die Erhöhung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Und eine Mai-Zuwendung von 40 DM. …
IGBE-Chef Adolf Schmidt zog noch in der denkwürdigen Nachtsitzung des Hauptvorstandes vom 10. auf den 11.Mai die tarifpolitische Bilanz unserer Gewerkschaft vom September 1969 bis heute:
'Noch nie haben wir in einem so kurzen Zeitraum so viele soziale Verbesserungen für die Mitglieder durchsetzen können.'"
Q: Einheit Nr. 11, Bochum 15.5.1970, S. 1

Oktober 1970:
Die IGBE (vgl. 1.11.1970) berichtet vermutlich aus dem Oktober von P+S:"
Bei der Salzgitter Erzbergbau AG und im Bereich des Erzbergbaus der Stahlwerke Peine wurden die Einkommen um 10 Prozent angehoben. Außerdem wurde vereinbart, daß bereits ab 20 Uhr Nachtarbeitszulagen zu zahlen sind. In Sonderverträgen wurde die Höhe der Jahresabschlußvergütung geregelt."
Q: Einheit Nr. 21, Bochum 1.11.1970, S. 1

Oktober 1970:
Die IGBE (vgl. 16.11.1970) berichtet aus dem September und Oktober:"
NEUE TARIFVERTRÄGE

In einigen Bergbauzweigen wurden erstmals Nachtschichtzulagen eingeführt, in anderen Bereichen Urlaubsgeld und Nachtschichtzulagen spürbar erhöht.

Weihnachtsgeld oder ein 13. Monatsgehalt gelang es ebenfalls tariflich abzusichern. Als Beispiel seien hier die Metallerz Preußag und die Südwestdeutsche Salz AG angeführt."
Q: Einheit Nr. 23, Bochum 1.12.1970, S. 4

Oktober 1970:
Die IGBE (vgl. 1.11.1970) berichtet vermutlich aus dem Oktober:"
Im Metallerzbergbau wurden die Löhne und Gehälter um 10 Prozent aufgestockt und ein Weihnachtsgeld in Höhe von 430 DM tariflich festgelegt. Für die Angestellten wurde außerdem das Wohnungsgeld um 10 DM erhöht."
Q: Einheit Nr. 21, Bochum 1.11.1970, S. 1

25.10.1970:
Die DKP berichtet von heute, eventuell allerdings auch vom letzten oder gar vorletzten Sonntag:"
HARMONIE MIT MISSTÖNEN
'EMIL-FRITZ'-SOZIALLEISTUNGEN UNTER DEM HAMMER?

Die Kumpel der Schachtanlage 'Emil-Fritz' in Essen-Altenessen bangen um ihre Sozialleistungen:
- Die Jahresabschlußvergütung in Höhe von 650 - 700 Mark ist gefährdet
- der Zusatzurlaub für langjährig Beschäftigte kann gestrichen werden
- die Abkehrschichten können entfallen und damit drei Monatslöhne für ausscheidende 'Emil-Fritz'-Kumpel
- die Ferienkasse kann gekündigt werden, über die der Bergmann nach zwei Jahren bei einem eigenen Sparanteil von 204 Mark von der Zeche den gleichen Betrag dazu erhielt.
Das alles kann unter den Hammer kommen.

Initiator ist die Ruhrkohle AG. Sie will die Kumpel schröpfen. Sie meint es ernst. Davon können die Invaliden von Emil-Fritz ein Lied singen. Ihnen wurde bereits der Preis für Hausbrandkoks von 14, 55 DM auf 26, 50 Mark erhöht, obwohl sie sich vor längerer Zeit auf Anraten der Zechenleitung auf Koksöfen umstellten.

Ursache ist die Absicht der Ruhrkohle AG, die unterschiedlichsten Sozialleistungen der einzelnen Zechen nach unten gleichzustellen. 'Harmonisieren' nennt man das. Es ist eine Harmonie mit Mißtönen. Im Laufe der Jahre erkämpften sich die Zechenbelegschaften und die Gewerkschaft außertarifliche Sozialleistungen von unterschiedlicher Qualität. Das hing von der Kampfkraft und von anderen Bedingungen ab. Nach dem die Zechen in den Mammut-Konzern Ruhrkohle AG zusammengefaßt sind, sollen diese unterschiedlichen Sozialleistungen vereinheitlicht werden. Statt von jeder Zeche die jeweils beste Lösung zum Maßstab zu nehmen und daraus ein Paket von Zuwendungen zu machen geht die Leitung der RAG dazu über einen sogenannten Mittelweg zu finden. Schlechte Sozialleistungen werden etwas verbessert und gute Sozialleistungen sollen ungleich stärker abgebaut werden. Die Ruhrkohle AG ist ein kapitalistischer Konzern."
Q: Unsere Zeit - Ausgabe NRW Nr. 44, Düsseldorf 31.10.1970, S. 17

November 1970:
Auf der Zeche Hannover-Hannibal in Bochum gibt die DKP vermutlich im November eine Ausgabe ihres 'Hammer' (vgl. 27.4.1970, 1.7.1971) heraus. auf der letzten Seite ausgeführt:"
ES WEIHNACHTET SEHR - CHRISTLICHE NÄCHSTENLIEBE BEI DER RUHRKOHLE AG

Stolz wird in der 'Einheit' vom 1. November 1970 über einen ausgehandelten Tarifvertrag zur Zahlung des Weihnachtsgeldes berichtet. Wer diesen Vertrag jedoch etwas näher unter die Lupe nimmt, stellt fest, daß er einige recht giftige Zähne besitzt. So darf beispielsweise kein Kumpel tödlich verunglücken oder sterben, ehe er nicht mindestens drei Monate im laufenden Kalenderjahr bei der Ruhrkohle AG gearbeitet hat. Ist er trotzdem so 'dumm', Strafe muß sein, bekommen die trauernden Hinterbliebenen nur die Hälfte des Weihnachtsgeldes. Vielleicht mindert das ihren Schmerz. Oder ist das die neueste Masche zur Unfallverhütung? Aber für Hannover-Hannibal als Musterschachtanlage in der Unfallverhütung hat das ja kaum Bedeutung. Sollte es trotzdem doch einmal passieren, so ist der Tote selbst Schuld. Warum hat er auch, als er seine Kohlen losmachte, oder im Querschlag und vor Ort arbeitete, nicht immer daran gedacht: Mindestens drei Monate im laufenden Kalenderjahr 'mußt Du überleben'! Wirklich ein Musterbeispiel der christlichen Nächstenliebe, praktiziert bei der Ruhrkohle AG.

BETRIEBSTREUE MUSS SEIN!

Das setzen auch die Bosse der Ruhrkohle AG voraus. Sollte es einer mit der 'Betriebstreue' nicht so ernst nehmen, gibt es ein wirksames Mittel, um ihm zu zeigen, wer der Herr im Hause ist. Punkt 6 des Weihnachtsgeldabkommens legt klipp und klar fest, daß ein jeder nach Erhalt des Weihnachtsgeldes bis zum 31. März des nächsten Jahres im Bergbau auszuhalten hat. Sollte trotzdem einer auf den dummen Gedanken kommen, das Weihnachtsgeld einzustreichen und anschließend oder später zu kündigen, dann muß er bis auf 100 DM das Weihnachtsgeld zurückzahlen oder es wird ihm von seinem Arbeitsentgelt einbehalten! Wie kann auch nur einer auf so einen falschen und schäbigen Gedanken kommen: Weihnachtsgeld ist vorenthaltener Lohn, der mir zusteht. Wir sehen, auch Weihnachtsgeld ist ein sehr probates Mittel, eine goldene Fessel, um für mindestens ein viertel Jahr noch Arbeitskräfte zu halten.

In der Stahlindustrie gibt es auch ein Sonderabkommen über die Zahlung eines Weihnachtsgeldes. Dort ist festgelegt, daß der Stahlarbeiter, erstmals in diesem Jahr, ein volles 13. Monatseinkommen erhält (vorher 75%). Nicht festgelegt ist aber, daß er nach Erhalt des Geldes noch bis zum 31.3. des folgenden Jahres aushalten muß.
Wir meinen, was dem einen recht ist, ist dem anderen billig, zumal die Herren der Stahlkonzerne gleichzeitig die Hauptaktionäre der Ruhrkohle AG sind. Aber Kumpel, so darfst DU nicht denken (oder bis DU Kommunist?). Betriebstreue muß eben über allem stehen. Wer soll denn auch sonst die goldenen Eier für die Aktionäre der Ruhrkohle AG legen?!"
Q: Der Hammer Tödliche Bilanz, Bochum o.J. (1970), S. 4

03.11.1970:
Die IGBE berichtet:"
RHEINISCHE BRAUNKOHLE: FÜR ALLE MITARBEITER NUR NOCH EIN TARIFVERTRAG
HÖHERE EINKOMMEN - MEHR KINDERGELD

Das Kindergeld wird ebenfalls der Forderung der IGBE entsprechend für alle Mitarbeiter auf 20 DM angehoben. Eine Zweitschichtzulage wird ab 1.Dezember 1970 von 1, 50 DM auf 2 DM erhöht.

Ebenso wurde das 13. Gehalt als Weihnachtsgeldzahlung in den Tarifvertrag aufgenommen und somit für die Zukunft tariflich gesichert."
Q: Einheit Nr. 24, Bochum 15.12.1970, S. 1 und 4

26.11.1970:
Nach einem Bericht des KJVD der KPD/ML-ZB streiken rund 300 Studenten der Ingenieurschule für Bergwesen Bochum und der Fachoberschule Datteln, gegen die 'unverschämte Lohnraubpolitik der Ruhrkohle AG auch unter diesen Studenten', die zum größten Teil einen Vertrag mit der RAG hätten, da sie früher auf Zechen arbeiteten und nach dem Studium dorthin zurückkehren sollten:"
Häufig erhalten sie zum Studium Darlehen, die sie voll von dem Kohlemonopol abhängig machen. Diese Verträge hatte die RAG von den Altgesellschaften übernommen. Regelmäßig wurde auch an die Studenten Weihnachtsgeld nach Tarifvertrag ausgezahlt, aber dieses Jahr sperrten sich die Monopolherren der RAG und wollten erst überhaupt nichts zahlen, dann wollten sie das vereinbarte Weihnachtsgeld als Darlehen geben! Dagegen erhob sich starker Protest unter den Studenten, und diese Sache brachte das Faß zum Überlaufen. … In einer Resolution, die während der Demonstration verlsen und mit großem Beifall aufgenommen wurde, griffen die Studenten das Komplott der privaten Monopole im Ausbildungsbereich an und erklärten sich bereit, für die Einheit der Arbeiterklasse, die sich geschlossen gegen alle Angriffe der Kapitalisten wehren muß, einzutreten. Diese Resolution wurde maßgeblich von KJVD-Genossen ausgearbeitet und vorgetragen. Die Forderung der Studenten nach Weihnachtsgeld mußte von den RAG-Bossen erfüllt werden. Allerdings ist noch nicht klar, ob die Studenten, die Honnef beziehen, auch volles Weihnachtsgeld erhalten, da die Bosse sich hier damit herausredeten, daß das Weihnachtsgeld 'honnefschädlich' sei."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 56, Bochum 5.12.1970, S. 5

26.11.1970:
Heute beteiligen sich, laut KJVD der KPD/ML-ZB, die Schüler der Bergbau Fachoberschule Datteln am Streik der Bochumer Ingenieurschule für Bergwesen (vgl. dort). Die Dattelner hätten sich beteiligt, weil ihnen kein Weihnachtsgeld gezahlt werden sollte, obwohl sie dieses Jahr noch 8 Monate für die RAG gearbeitet hatten.
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 56, Bochum 5.12.1970, S. 5

Dezember 1970:
Die IGBE (vgl. 15.1.1971) berichtet aus dem November und Dezember:"
IGBE STÄNDIG AM BALL
25 TARIFVERTRÄGE IN ZWEI MONATEN ABGESCHLOSSEN

In den Monaten November und Dezember 1970 hat die IG Bergbau und Energie in zahlreichen Wirtschaftszweigen des Bergbaus 25 neue Tarifverträge abgeschlossen. Mit diesen neuen Vereinbarungen wurden für rund 21 000 Beschäftigte höhere Einkommen und größere soziale Sicherheit erreicht.

Mehr Weihnachtsgeld gibt es bei der Deutschen Texaco AG, bei der Mobil Oil AG und bei der Norddeutschen Erdgas-Aufbereitungsgesellschaft."
Q: Einheit Nr. 2, Bochum 15.1.1971, S. 4

01.01.1971:
Die IGBE (vgl. 15.12.1970) berichtet von tariflichen Änderungen ab 1.1.1971:"
KAOLIN

Für die Beschäftigten des Kaolinbergbaus BAUSCHER-MANDT in Süddeutschland wurde der Urlaub neu geregelt. Das Urlaubsgeld wird von 8 auf 10 DM erhöht und außerdem ein 13. Monatseinkommen vereinbart."
Q: Einheit Nr. 24, Bochum 15.12.1970, S. 4

01.01.1971:
Die IGBE (vgl. 15.12.1970) berichtet von tariflichen Änderungen ab 1.1.1971:"
Im Kaolinbetrieb SCHMELLITZHÖHE wurde der Urlaub neu geregelt und die Gewährung eines 13. Monatseinkommens festgelegt."
Q: Einheit Nr. 24, Bochum 15.12.1970, S. 4

01.01.1971:
Die IGBE (vgl. 15.12.1970) berichtet von tariflichen Änderungen ab 1.1.1971:"
Bei der MOBIL OIL AG wird ein 13. Monatseinkommen gewährt und das Urlaubsgeld von 15, 60 auf 18 DM erhöht."
Q: Einheit Nr. 24, Bochum 15.12.1970, S. 4

01.01.1971:
Die IGBE (vgl. 15.12.1970) berichtet von tariflichen Änderungen ab 1.1.1971:"
Eine völlig neue Urlaubsgeldregelung erhalten die Beschäftigten der DEUTSCHEN TEXACO AG. Hier beträgt das Urlaubsgeld nach Vollendung des 34.Lebensjahres 400 DM, sonst 350 DM. Jugendliche unter 18 Jahren und Auszubildende erhalten 200 DM. Außerdem wird die Arbeitszeit von 42, 5 auf 40 Wochenarbeitsstunden verkürzt, ein 13. Monatseinkommen gewährt und der Urlaub von Werk- auf Arbeitstage umgestellt."
Q: Einheit Nr. 24, Bochum 15.12.1970, S. 4

April 1971:
Innerhalb der KPD/ML-ZB erscheint die Nr. 4 des Funktionärsorgans 'Der Parteiarbeiter' (vgl. März 1971, 4.5.1971). In dem Vorbereitungsschreiben zur Bergbautarifrunde (BETR) der IGBE heißt es u.a.:"
Unser politisches Ziel in der Bergbautarifrunde ist, der Sozialdemokratie empfindliche Schläge zu versetzen und in möglicherweise ausbrechenden Kämpfen ideologisch einen entscheidenden Einfluß zu erringen. Unser organisatorisches Ziel ist es, die fortgeschrittensten Kollegen für die Partei bzw. den Jugendverband zu gewinnen, die bisherigen BGs zu stärken und gezielt neue BGs aufzubauen. Falls offene Kämpfe ausbrechen oder eine erhebliche Verschärfung (wie z.B. 1966) kommt, werden wir nach einem genauen Plan durch zentrale oder lokale Flugblätter durch gezielte Kontaktarbeit die Grundlagen für BG's an einzelnen weiteren Zechen legen. Der politische Kampf muß in Verfolgung der allgemeinen Parteilinie auf das SPD-Lohndiktat gerichtet werden. Darum: Kampf dem SPD-Lohndiktat - Im gemeinsamen Kampf sind wir stark. Unseren politischen Hauptstoß richten wir dabei gegen die Betrugspolitik der rechten Gewerkschaftsführer und das Komplott. Wir müssen diesen Kampf mit dem Kampf gegen die Abwälzung der Krisenfolgen verbinden."

Losungen sind u.a.:
- Gegen das Komplott von Zechenherren, SPD-Regierung und IGBE-Führer - Die geschlossene Kampffront der Ruhrkumpel;
- Gegen Zechensterben und Arbeitshetze - Die Solidarität der Ruhrkumpel;
- Kein Lohnverzicht in der neuen Krise - Volle 15% Lohnerhöhung;
- Gegen Tarifbetrug - Klare Forderungen;
- Höhere Nachtschichtzulage;
- 13. Monatslohn;
- Gegen verschärfte Arbeitshetze - 7 Stunden-Normalschicht bei vollem Lohnausgleich;
- Gegen Lohndrückerei - Garantierter Jahresmindestlohn.
Q: Der Parteiarbeiter Nr. 4, Bochum Apr. 1971

April 1971:
Die IGBE (vgl. 15.5.1971) berichtet u.a. aus dem April:"
KEINE PAUSE

In den Monaten März und April wurden von der IG Bergbau und Energie in 17 Tarifgebieten neue Tarifverträge abgeschlossen.

Die neuen Vereinbarungen gelten für rund 235 000 Beschäftigte im Bergbau. Vereinbart wurden Einkommenserhöhungen zwischen 7, 3 und 10, 2 Prozent. Daneben gelang es der IG Bergbau und Energie, im Steinkohlenbergbau das Weihnachtsgeld um 100 DM auf 500 DM zu erhöhen."
Q: Einheit Nr. 10, Bochum 15.5.1971, S. 4

14.04.1971:
Die Nr. 2 der 'Rutsche' der Betriebsgruppe Zeche Minister Stein Dortmund der KPD/ML-ZB und des KJVD (vgl. 7.4.1971, 21.4.1971) erscheint vermutlich heute. Zur kommenden Bergbautarifrunde (BETR) heißt es:"
IGBE-TARIFVERHANDLUNGEN

UNSERE FORDERUNGEN FÜR DIE DIESJÄHRIGE TARIFRUNDE SIND:
WEG MIT DER NEUEN LOHNORDNUNG!
KEIN LOHNVERZICHT IN DER NEUEN KRISE!
VOLLE 15%!
HÖHERE NACHTSCHICHTZULAGE!
13. MONATSLOHN!
WEGEGELD FÜR ALLE KUMPEL!
DIE FORDERUNGEN JETZT AUF DEN TISCH!"
Q: Die Rutsche Nr. 2, Dortmund Apr. 1971

20.04.1971:
Im Ruhrbergbau endet die Bergbautarifrunde (BETR) mit dem bundesweiten Abschluß von 7, 3%. Später berichtet die KPD/ML-ZB:"
7% TARIFVERRAT IM BERGBAU
KAMPF DEM LOHNDIKTAT!

Am Dienstag, den 20.4. haben die IGBE-Führer einen neuen Tarifvertrag abgeschlossen. Sie einigten sich mit den Zechenherren auf folgendes Ergebnis:
Erhöhung der Tariflöhne und -gehälter AUF DER GRUNDLAGE DER NEUEN LOHNORDNUNG um 7, 3%;
Erhöhung des WEIHNACHTSGELDS um 100 MARK von 400 auf 500 Mark;
Verdoppelung der NACHTSCHICHTZULAGE VON 2 AUF 4 DM.

Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 12 Monaten. Er gilt für die ganze BRD, also auch für die Kumpels im Saargebiet, die ohnehin viel weniger verdienen als ihre Kollegen im Ruhrgebiet."

Der KJVD der KPD/ML-ZB (vgl. Mai 1971) berichtet:"
TARIFVERRAT IM BERGBAU
SCHILLERS LOHNDIKTAT DURCHGESETZT

Durchsetzung einer neuen Lohnordnung
7, 3% mehr Lohn
2 DM mehr Nachtschichtzulage
100 DM mehr Weihnachtsgeld

Das ist das Ergebnis der Tarifverhandlungen im Bergbau."
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr. 5 und 6, Bochum Mai 1971 bzw. Juni 1971, S. 1f bzw. S. 1; Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 21 und 31, Bochum 17.3.1971 bzw.

24.4.1971, S. 8 bzw. S.1f

21.04.1971:
Laut KPD/ML-ZB wird von allen KPD/ML-ZB-Betriebsgruppen im Bergbau ein 'Extrablatt der RAG-Betriebsgruppen der KPD/ML' (vgl. 7.4.1971) zum gestrigen Abschluß der BETR verteilt:"
KAMPF DEM LOHNDIKTAT!

Kumpels!
Nach wochenlangen Geheimgesprächen haben IGBE-Führer und Zechenherren einen neuen Tarifverrat beschlossen. Sie einigten sich auf:

DURCHSETZUNG DER NEUEN LOHNORDNUNG (vgl. 1.4.1971, d.Vf.)
7, 3% LOHNERHÖHUNG
2 DM MEHR NACHTZULAGE
100 DM MEHR WEIHNACHTSGELD

Damit haben sie Schillers Lohndiktat anerkannt.

Zustimmung zu der neuen Lohnordnung, die nichts anderes ist als Spaltung und Lohnraub - das bedeutet offenen Verrat an den Interessen aller Kumpel! 7, 3% mehr Lohn, das ist alles, was von den großen Versprechungen der Gewerkschaftsführer übrig geblieben ist. 'Wir brauchen mehr als alle anderen', hatte Adolf Schmidt im März verkündet - jetzt sollen wir nicht einmal soviel bekommen wie die anderen.

100 DM mehr Weihnachtsgeld - gefordert war der 13. Monatslohn! Die 100 DM werden durch die höheren Steuern bald wieder geschluckt."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 31, Bochum 24.4.1971, S. 3f; Die Rutsche Kampf dem Lohndiktat!, Dortmund o.J. (21.4.1971)

22.04.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet von der BETR (vgl. 26.4.1971):"
IGBE-TARIFABSCHLUSS

Die rechten Gewerkschaftsbonzen nach ihrem üblen Verrat (…) jetzt, den Widerstand der Kumpel gegen die neue Lohnordnung und gegen die Durchsetzung des Lohndiktats in den Geheimtarifverhandlungen zu zersplittern und zu schwächen.

In einem Artikel, der am letzten Donnerstag (22.4.) in der Buerschen Zeitung erschien, behaupten sie frech, alle Bergarbeiter seien äußerst zufrieden mit den 7, 3%! Unter der Überschrift: 'BERGLEUTE BEGRÜSSEN ERGEBNIS DER 'BLITZ'-TARIFVERHANDLUNGEN' heißt es dort wörtlich:
'Die Bezirksleitung Ruhr-Nordwest der IG Bergbau und Energie ließ gestern in den Betrieben ihres Bereiches über 20 000 Flugblätter verteilen, die über das Ergebnis der geheim geführten Tarifverhandlungen für den Bergbau informierten. … Die Nordstern-Bergleute (in Gelsenkirchen, d.Vf.) beurteilten besonders die Erhöhung des Weihnachtsgeldes positiv. Gleiche Zustimmung fand der Tarifabschluß bei den Beschäftigten der Kokereien Scholven, Hassel, Hugo und Bismarck (alle Gelsenkirchen, d.Vf.). …'

Daß diese Behauptungen von hinten bis vorne erlogen sind, zeigen die Berichte vom Verteilen des KPD/ML-Extrablattes" am 21.4.1971.
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 33, Bochum 1.5.1971, S. 5f

26.04.1971:
Es erscheint die Nr. 8 der 'Roten Fahne' der KPD/ML-ZB (vgl. 19.4.1971, 10.5.1971) mit dem Leitartikel "Bergbau-Tarifrunde '71: Nur 7, 3% mehr. Schillers Lohndiktat in Geheimverhandlungen anerkannt. Mit der KPD/ML gegen das Komplott von Monopolherren, SPD-Regierung und Gewerkschaftsführern." Darin wird u.a. ausgeführt:"
Nach wochenlangen Geheimgesprächen haben die IGBE-Führer und die Zechenherren einen neuen Tarifverrat beschlossen, sie einigten sich auf: Durchsetzung der neuen Lohnordnung: 7, 3% Lohnerhöhung, 2 DM mehr Nachtschichtzulage, 100 DM mehr Weihnachtsgeld. … Damit haben die IGBE-Führer Schillers Lohndiktat von 7% anerkannt."
Q: Rote Fahne Nr. 8, Bochum 26.4.1971

28.04.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet von der BETR (vgl. 20.4.1971) aus Recklinghausen (vgl. 29.4.1971):"
IGBE-TARIFABSCHLUSS

Die IGBE-Führer verstärken ihre demagogischen Manöver zur Täuschung und Verwirrung der Bergarbeiter und versuchen so den Widerstand der Kumpel gegen Lohnordnung und Lohndiktat zu schwächen. Gleichzeitig wollen sie die Bergarbeiter gegen die KPD/ML aufhetzen, die die Kollegen als einzige rechtzeitig auf den bevorstehenden Verrat hingewiesen und die neue Lohnordnung veröffentlicht hat, die als einzige den Kampf der Kumpel gegen den Tarifverrat unterstützt.

So heißt es in einem Artikel in der Recklinghäuser Zeitung vom 28.4. unter der Überschrift: 'BERGARBEITER NEHMEN VON DEN KOMMUNISTISCHEN AKTIONEN KEINE NOTIZ' und 'BELEGSCHAFTEN MIT DEM ERGEBNIS ZUFRIEDEN': … Die Bergarbeiter, so sagte Brandau weiter, haben nämlich klar erkannt, daß sie ab 1. Juni etwa 11% mehr bekommen, wenn der Tarif in der vorliegenden Fassung verabschiedet wird. Die mit dem Unternehmerverband vereinbarte Lohnerhöhung von 7, 3% wird nämlich auf die Sätze der neuen Lohnordnung gerechnet, die in den letzten Monaten ausgehandelt worden ist. Hinzu kommt eine Verdoppelung der Nachtschichtzulage von 2 auf 4 DM und eine Erhöhung des Weihnachtsgeldes von 400 auf 500 DM. Die Belegschaften sind, wie Brandau erkannt zu haben glaubt, mit diesem Ergebnis zufrieden.'

Daß die Bergarbeiter durch die neue Lohnordnung insgesamt eine Lohnerhöhung von 11% erhalten sollen, ist eine glatte Lüge. Wir haben schon … beschrieben, wie die neue Lohnordnung dazu dienen soll, die Kollegen noch mehr anzutreiben und zu spalten. Daß die neue LOHNORDNUNG aber auch für einige Teile der Bergarbeiter direkte LOHNDRÜCKEREI bedeutet, zeigt der folgende Fall: Ein Schießmeister (das sind die Kumpel, die die Sprengungen unter Tage vornehmen) auf der Anlage Westerholt/Polsum (in Herten, d.Vf.) verdiente BISHER 63 MARK pro Schicht (Zechendurchschnitt plus 10% Zulage). Nach der neuen Lohnordnung wird er nach Lohngruppe 10 bezahlt (das sind 48, 40 DM) plus 7, 3% Lohnerhöhung (3, 50 DM) plus 15% Zulage (7, 78 DM), das sind nur 59, 68 DM."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 34, Bochum 5.5.1971, S. 7f

01.06.1971:
Die IGBE (vgl. 1.1.1972) berichtet von der Ruhrkohle AG (RAG):"
Einen besonderen Erfolg konnte die IGBE trotz schwieriger Verhältnisse im Steinkohlenbergbau verbuchen: Ab 1. Juni 1971 eine neue Lohnordnung, die das Prämien- und Zulagesystem tarifvertraglich eingefangen hat, dazu 7, 3 Prozent mehr Lohn und Gehalt. 500 DM Weihnachtsgeld und 4 DM Nachtschichtzulage."

Auch der KJVD der KPD/ML-ZB (vgl. Juni 1971) berichtet.
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr. 6, Bochum Juni 1971, S. 5; Einheit Nr. 1, Bochum 1.1.1972, S. 1

01.06.1971:
Die IGBE (vgl. 1.6.1971) berichtet u.a. über heute:"
IM ERDÖL NEUER TARIFVERTRAG AUSGEHANDELT

In der Erdölgewinnungsindustrie ist es der IG Bergbau und Energie gelungen, die Manteltarifverträge für Arbeiter und Angestellte zu verbessern. Die Verhandlungskommission hat u.a. erreicht:

- Ein tarifliches Weihnachtsgeld in Höhe von 300 DM wird ab 1971 gezahlt. Soweit betriebliche Regelungen ein höheres Weihnachtsgeld garantieren, werden sie nicht von diesem Tarifabkommen berührt"
Q: Einheit Nr. 11 und 15, Bochum 1.6.1971 bzw. 1.8.1971, S. 4 bzw. S.4

01.07.1971:
Die IGBE (vgl. 15.7.1971) berichtet vermutlich aus Ostwestfalen:"
WESERGRUBEN

Die Arbeitnehmer der Wesergruben im Bezirk Niedersachsen erhalten ab 1. Juli höhere Einkommen. Für die Arbeiter wurde eine Stundenlohnerhöhung von 47 Pfennig vereinbart.

Die Gehälter der Angestellten wurden einschließlich einer Voraberhöhung um 100 DM erhöht. Außerdem gab es für die Angestellten eine Anhebung des Wohnungsgeldes.

Die Laufzeit der abgeschlossenen Tarifverträge beträgt 10 Monate."

Später (vgl. 1.8.1971) berichtet die IGBE von den eigenen Tarifbemühungen aus dem Mai und Juni, daß das Weihnachtsgeld bei "den Wesergruben für Angestellte um 20 DM angehoben" wurde.
Q: Einheit Nr. 14 und 15, Bochum 15.7.1971 bzw. 1.8.1971, S. 4 bzw. S.4

Januar 1972:
Die DKP-Betriebsgruppe der Zeche Hansa Dortmund gibt ein Extrablatt ihrer 'Informationen' (vgl. 30.7.1971, 15.1.1972) mit zwei Seiten heraus:"
HEUTE DIE PUTZFRAUEN, MORGEN DIE KUMPELS!

Vor einigen Tagen erhielten wir einen Brief, der uns so bedeutsam erscheint, daß wir ihn, bis auf unwesentliche Einzelheiten, der Belegschaft von Hansa zur Kenntnis bringen wollen:

Die Putzfrauen der Zeche Hansa bitten um eine Solidaritäts-Aktion. Am 31. Dezember 1971 wurden schon sechs Frauen entlassen, weiteren steht diese ungerechte Kündigung bevor. Im Rahmen der Rationalisierung soll für eine Putzfirma Platz gemacht werden. Alle Betroffenen sind über 40 Jahre alt, 10 Jahre und länger bei der Zechengesellschaft beschäftigt. Wo finden ältere Kräfte denn noch Arbeit?

Soll jetzt auch auf Hansa die alte Unternehmer-Praxis, auf Kosten der Arbeiter und Angestellten zu rationalisieren, verstärkt fortgeführt werden? Auch auf anderen Zechen wurden die Putzfrauen gekündigt. Die neuen Putzfrauen der Putzfirmen (BSE-Bereich, d.Vf.) verdienen etwa 30% weniger, sind nicht knappschaftlich versichert, bekommen kein Weihnachtsgeld und auch keine Kohlen.

So wird bei den Ärmsten gespart.

Eine Gemeinheit!"
Q: DKP-Betriebsgruppe Hansa: Informationen Extrablatt Heute die Putzfrauen, morgen die Kumpels!, Dortmund Jan. 1972

01.01.1972:
Die IGBE gibt ihre 'Einheit' Nr. 1 (vgl. 15.12.1971, 15.1.1972) nun mit dem neuen Untertitel "Zeitung für Mitglieder der IG Bergbau und Energie" heraus. Auf Seite 3 heißt es:"
ZWÖLF MONATE TARIFARBEIT: MEHR GELD - MEHR FREIZEIT

STEINKOHLE RUHR: 201 577 Beschäftigte; STEINKOHLE AACHEN: 18 764 Beschäftigte; STEINKOHLE IBBENBÜREN: 5 193 Beschäftigte; STEINKOHLE SAAR: 26 817 Beschäftigte; Neuordnung des Entlohnungswesens; 7, 3 Prozent Lohn- und Gehaltserhöhung; Erhöhung des Weihnachtsgeldes von 400 DM auf 500 DM; Verdopplung der Nachtschichtzulage von 2 DM auf 4 DM je Schicht.

ERDÖL WEG-BEREICH: 8 000 Beschäftigte; redaktionelle Überarbeitung der Manteltarifverträge für Arbeiter und Angestellte mit verschiedenen Veränderungen; Arbeitszeitverkürzung von 42 auf 40 Wochenarbeitsstunden (dadurch rund 5 Prozent Lohnerhöhung); Zahlung eines Weihnachtsgeldes von mindestens 300 DM; Gewährung vermögenswirksamer Leistungen von 26 DM monatlich; Neuordnung der Urlaubsstaffel; Verdoppelung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall auf 12 Wochen.

PREUSSISCHE ELEKTRIZITÄTS AG (PREAG, d.Vf.): 1 600 Beschäftigte; Neufassung eines Tarifvertrages über Weihnachtsgeld; Ergebnisbeteiligung u.a. für die Arbeitnehmer in den bergbaulichen Betrieben der Abteilungen Borken und Wölfersheim."
Q: Einheit Nr. 1, Bochum 1.1.1972

Februar 1972:
Die IGBE (vgl. 1.4.1972) berichtet aus dem Januar und Februar, Es wurde "bei der Südwestdeutschen Salz AG und dem Salzbergwerk Heilbronn ein einheitlicher Vertrag über die Zahlung des Weihnachtsgeldes abgeschlossen."
Q: Einheit Nr. 7, Bochum 1.4.1972, S. 4

April 1972:
Die IGBE (vgl. 1.6.1972) berichtet aus dem März und April:"
17 NEUE TARIFVERTRÄGE

In den Monaten März und April des Jahres 1972 wurden von der IG Bergbau und Energie 17 neue Tarifverträge abgeschlossen. Mit Hilfe dieser neuen Abkommen wurden für über 220 000 Arbeitnehmer im Bergbau wesentliche Verbesserungen im Sozial- und Einkommenssektor erreicht. Es gab Einkommenserhöhungen, die zwischen 3, 8 und 10, 5 Prozent lagen, in einigen Tarifbereichen wurden Arbeitszeitverkürzungen, höhere Weihnachtszuwendungen und bessere Nachtschichtzulagen tariflich vereinbart."
Q: Einheit Nr. 11, Bochum 1.6.1972, S. 4

Mai 1972:
Die IGBE (vgl. 1.6.1972) berichtet vermutlich aus dem Mai:"
13. MONATSEINKOMMEN

Im Barytbergbau Bad Lauterberg hat die IG Bergbau und Energie neue Tarifverträge abgeschlossen. Nach einer Vorweganhebung der Stundenlöhne um 30 Pfennig wurden die Löhne und Gehälter um 6, 5 Prozent erhöht. Diese Tarifregelung gilt ab 1.Mai 1972. Außerdem wurde die stufenweise Einführung eines 13. Monatseinkommens erreicht. Die Arbeitnehmer dieses Tarifbereichs erhalten 1972 40 Prozent ihres Einkommens. 1973 erhöht sich der Prozentsatz auf 55 Prozent. Für 1974 wurden 80 Prozent vereinbart, und 1975 werden 100 Prozent eines Monatseinkommens gezahlt."
Q: Einheit Nr. 11, Bochum 1.6.1972, S. 4

22.05.1972:
Im Ruhrgebiet findet vermutlich in dieser Woche eine Konferenz der Bergbaubetriebsgruppen der KPD/ML-ZB und des KJVD statt, auf der für die Bergbau-Tarifrunde (BETR) ein Kampfprogramm beschlossen wird. Eine Forderung ist: 13. Monatslohn von 1 000 DM Netto für alle!
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 40, Bochum 7.6.1972, S. 19f; Rutsche Kumpels, aufgepaßt: 'Tarifwahrheit bedeutet Lohnabbau'!, Dortmund o.J. (1972), S. 3

29.05.1972:
Innerhalb der DKP, vermutlich im Bezirk Ruhr-Westfalen, erscheint über heutige Ereignisse in der Bergbautarifrunde (BETR) eventuell noch heute ein Papier:"
Vorabdruck eines Artikels in Nachrichten zur Lohnbewegung im Bergbau.

Es steht u.a. an:
Ein weiterer Stufenbetrag zum 13. Monatslohn, mehr Urlaubsgeld, Mietgelderhöhung, Erhöhung der Nachtschichtzulage, Energiegeld, Schichtzeitverkürzung, Verbesserungen im Manteltarifvertrag."
Q: N.N. (DKP): Vorabdruck eines Artikels in Nachrichten zur Lohnbewegung im Bergbau, o.O. o.J. (1972)

31.05.1972:
In Dortmund gibt die Betriebsgruppe Minister Stein der KPD/ML-ZB vermutlich heute früh eine 'Rutsche' (vgl. 24.5.1972, 5.6.1972) heraus:"
KUMPELS, AUFGEPASST: 'TARIFWAHRHEIT BEDEUTET LOHNABBAU'! - DAS SOLL UNS DIE TARIFLOHNERHÖHUNG 1972 BRINGEN!

DIE EINHEITSFRONT ALLER KUMPEL herstellen unter folgenden Forderungen:
(Anmerkung zur 7-DM-Forderung: Warum ist die KPD/ML-Betriebsgruppe von ihrer ursprünglichen Forderung von 6 DM abgegangen? Weil die Konferenz der Bergbaubetriebsgruppen (vgl. NRW - 22.5.1972, d.Vf.) für alle Zechen eine einheitliche Forderung aufgestellt hat, um auch die Einheitsfront ALLER RUHRKUMPEL herzustellen)

GEGEN NOTSTANDSKURS UND STREIKVERBOT!
WEG MIT DEM LOHNDIKTAT DER SPD-REGIERUNG!
7-DM PRO SCHICHT FÜR ALLE AUF DEN EFFEKTIVLOHN!
MONATSMINDESTLOHN VON 1 000 DM NETTO FÜR ALLE!
13. MONATSLOHN VON 1 000 DM NETTO FÜR ALLE!
WEG MIT DER LOHNORDNUNG! SCHLUSS MIT DEN ABSTUFUNGEN!
KAMPF DEM BONNER STILLEGUNGSPLAN! SCHLUSS MIT DEM ZECHENSTERBEN!
7-STUNDENSCHICHT FÜR ALLE BEI VOLLEM LOHNAUSGLEICH!
EINHEITSFRONT GEGEN LOHNDIKTAT, LOHNORDNUNG UND BONNER STILLEGUNGSPLAN!"
Q: Rutsche Kumpels, aufgepaßt: 'Tarifwahrheit bedeutet Lohnabbau'!, Dortmund o.J. (1972)

14.06.1972:
Innerhalb von Spartacus BL wird anonym von der Bergbautarifrunde (BETR) im Ruhrbergbau berichtet:"
Ansonsten propagierten wir noch folgende Forderungen:
Kampf dem Gedingediktat und dem Prämienabbau!
12 Wochen Kündigungsschutz
12 Wochen Lohnfortzahlung bei Entlassung aus wirtschaftlichen Gründen!
Voller Lohn bei Kurzarbeit!
Für eine gewerkschaftliche Schachtkommission anstelle des P.-S.-Direktors! (Verirrung, später gestrichen)
2 Wochen Bildungsurlaub für alle!
30 Tage Mindesturlaub für alle!
Erhöhung des Urlaubsgeldes auf 500, - DM!
Erhöhung des Weihnachtsgeldes auf 700, - DM!
Für die Lehrlinge:
Einheitliche Vergütung von 750, - DM für alle Lehrlinge im Bergbau!
Weg mit der Altersstaffelung bei der Berglehrlingsvergütung!"
Q: Spartacus BL-Internes Bulletin Nr. 4, o.O. 23.1.1973

03.07.1972:
Die IGBE (vgl. 15.7.1972) berichtet vermutlich spätestens aus dieser Woche:"
Neue Löhne wurden für die 60 Beschäftigten im Salzwerk Stetten ausgehandelt. Sie erhalten ab 1.Juli 6, 9 Prozent mehr. Die Laufzeit des Vertrages beträgt 12 Monate. Gleichzeitig vereinbarten die Tarifparteien, noch im Laufe des Jahres Gespräche über die Tarifierung eines 13. Monatslohnes zu führen."
Q: Einheit Nr. 14, Bochum 15.7.1972, S. 4

24.09.1972:
Laut IGBE (vgl. 15.12.1971, 15.5.1972) soll heute in Hannover ihr 10. Gewerkschaftskongreß (vgl. 30.9.1971) beginnen (vgl. 3.1.1972), der am 28.9.1972 abgeschlossen sein soll. Angenommen wird von den Delegierten u.a. der Antrag Nr. 112, der ein 13. Monatseinkommen auf der Basis der Lohngruppe 11 der Lohnordnung in Steinkohlenbergbau anvisiert.
Q: Einheit Nr. 24, 10, 15 und 19, Bochum 15.12.1971, 15.5.1972, 1.8.1972 bzw. 1.10.1972, S. 1, S. 3, S. 4 und 6ff bzw. S. 1ff

Oktober 1972:
Die IGBE (vgl. 1.12.1972) berichtet aus dem September und Oktober:"
ERFOLG FÜR 24 000 BESCHÄFTIGTE

HÖHERE EINKOMMEN, MEHR URLAUBS- UND WEIHNACHTSGELD

Die IG Bergbau und Energie hat in den Monaten September und Oktober dreizehn neue Tarifverträge abgeschlossen. Durch diese neuen Tarifabschlüsse wurden für mehr als 24 000 Arbeitnehmer Verbesserungen auf dem Einkommens- und Sozialsektor erreicht. Die Vereinbarungen reichen von höheren Löhnen und Gehältern über höhere Sozialleistungen bis zu Arbeitszeitverkürzungen. Die Einkommenserhöhungen lagen zwischen 5 und 9 Prozent. In einigen Tarifbereichen war die Höhe des Weihnachtsgeldes tariflich verankert. …
Diese Tarifabschlüsse zeigen, daß die IG Bergbau und Energie in der Tarifpolitik ständig am Ball bleibt und mit Nachdruck für die Interessen der Beschäftigten im Bergbau eintritt."
Q: Einheit Nr. 23, Bochum 1.12.1972, S. 4

Oktober 1972:
Die IGBE (vgl. 1.11.1972) berichtet vermutlich aus dem Oktober:"
METALLERZBERGBAU. 4, 50 DM JE SCHICHT

Der IG Bergbau und Energie ist es gelungen, für die Beschäftigten im Metallerzbergbau der Sachtleben AG einen neuen Tarifvertrag abzuschließen. … Außerdem wurde die Nachtschichtzulage auf 5 DM angehoben und vereinbart, daß die bisher freiwillig gewährte Weihnachtsgratifikation ab 1.Januar 1973 tariflich geregelt wird."
Q: Einheit Nr. 21, Bochum 1.11.1972, S. 4

Oktober 1972:
Die IGBE (vgl. 1.11.1972) berichtet vermutlich aus dem Oktober vermutlich aus Gelsenkirchen und Moers:"
TEXACO-KRAFTWERKE
HÖHERE LÖHNE

Für alle Beschäftigten wurde außerdem eine Weihnachtsgratifikation in Höhe von 75 Prozent des Monatseinkommens erreicht".
Q: Einheit Nr. 21, Bochum 1.11.1972, S. 4

Februar 1973:
Die IGBE (vgl. 1.3.1973) berichtet vermutlich aus dem Februar aus Moers und Gelsenkirchen:"
TEXACO-KRAFTWERKE
HAUSTARIF VEREINBART

Die IGBE hat für die Beschäftigten in den Texaco-Kraftwerken Graf Bismarck und Rheinpreußen einen Haustarifvertrag auf GWE-Basis ausgehandelt, der wesentliche Verbesserungen bringt.

Hier die wichtigsten Verhandlungsergebnisse:

- Einige bisher gewährte betriebliche und tarifliche Leistungen (beispielsweise Hausbrand) entfallen. An ihre Stelle treten u.a. eine GWE-Zulage, mehr Weihnachtsgeld, höheres Urlaubsgeld, höhere vermögenswirksame Leistungen und eine Schichtausgleichszulage für Wechselschichtler.
- Die neuen Vereinbarungen treten rückwirkend ab 1.Januar 1973 in Kraft."
Q: Einheit Nr. 5, Bochum 1.3.1973, S. 4

Mai 1973:
Die IGBE (vgl. 1.6.1973) berichtet vermutlich aus dem Mai:"
URLAUBSGELD ANGEHOBEN

Im Bezirk Hessen/Rheinland Pfalz wurden von der IG Bergbau und Energie für die Beschäftigten der Firmen Theodor Stephan KG, sowie Erbslöh und Co. neue Tarifverträge abgeschlossen. … Für die Beschäftigten bei Erbslöh und Co. wurde eine durchschnittliche Einkommenserhöhung von 10 Prozent erreicht. Das Urlaubsgeld wurde von 12 DM auf 16 DM und das Weihnachtsgeld um 100 DM erhöht."
Q: Einheit Nr. 11, Bochum 1.6.1973, S. 5

29.05.1973:
Am 15.6.1973 berichtet die IGBE:"
TARIFE GEKÜNDIGT
FORDERUNGEN DER IGBE SIND BERECHTIGT

Die IG Bergbau und Energie hat für die rund 218 000 Beschäftigten im deutschen Steinkohlenbergbau eine Tarifbewegung eingeleitet. Fristgemäß wurden die Lohn- und Gehaltstarifverträge eingeleitet. Fristgemäß wurden die Lohn- und Gehaltstarifverträge in den Steinkohlenrevieren Ruhr, Saar, Aachen und Ibbenbüren gekündigt und gleichzeitig die Forderungen formuliert: 12 Prozent mehr Lohn und Gehalt, Erhöhung des Weihnachtsgeldes und Verbesserung der Urlaubsregelung.
Q: Einheit Nr. 12, Bochum 15.6.1973, S. 1

Juni 1973:
Die IGBE (vgl. 1.7.1973) berichtet vermutlich aus dem Juni aus Gelsenkirchen:"
DAHLBUSCH-VERWALTUNG
HAUSTARIFE VEREINBART

Die IG Bergbau und Energie hat für die rund 50 Beschäftigten der Dahlbusch-Verwaltungs AG einen Haustarif abgeschlossen. Für die Arbeiter und Angestellten wurden neue Manteltarif- und Einkommenstarifverträge vereinbart. Jeder Arbeitnehmer der Dahlbusch-Verwaltungs AG erhält durch die neuen Tarifverträge ein höheres Einkommen. Neben Einkommenserhöhungen durch Neueinstufungen wurde als Weihnachtsgeld ein 13. Monatseinkommen tariflich verankert. Erstmals wird das volle Monatseinkommen Weihnachten 1973 gezahlt. Die Treueprämie läuft in voller Höhe weiter, und rückwirkend ab 1.Januar 1973 erhält jeder Arbeitnehmer pro Urlaubstag 17 DM."
Q: Einheit Nr. 13, Bochum 1.7.1973, S. 5

09.07.1973:
Vermutlich heute erscheint eine Ausgabe von 'Die Rote Front – aktuell' – Aktuelle Informationen für die Kumpel der Kokerei und der Zeche Hansa (vgl. 4.6.1973, 23.7.1973), in der es zur Bergbautarifrunde (BETR) heißt:"
Die IGBE-Führung hat die Forderung von 12% mehr Lohn und höheres Urlaubs- und Weihnachtsgeld aufgestellt und will verhandeln. Das heißt, daß höchstens 10% herausspringen werden. Diese Forderung ist schlecht, weil sie nicht die Interessen der Kumpels vertritt."
Q: Die Rote Front aktuell Für lineare Forderung - die einheitliche Kampffront, Dortmund/Castrop-Rauxel o. J. (1973)

16.07.1973:
Die IGBE (vgl. 16.7.1973) berichtet vom Abschluß der BETR bei der RAG bzw. im rheinisch-westfälischen Steinkohlebergbau (vgl.12.7.1973) in einer Sonderausgabe der 'Einheit' auf Seite 1:"
TARIF-MARATHON NACH 26 STUNDEN AM MONTAG MIT ERFOLG BEENDET
HAUPTVORSTAND STIMMTE EINMÜTIG ZU

Das Tarif-Marathon ist zu Ende. Nach 26 Verhandlungsstunden liegt ein Ergebnis vor. Ab 1. August gelten neue Tarife. Die Laufzeit beträgt 12 Monate. Für Juli gibt es eine Ausgleichszahlung. Dazu mehr Weihnachtsgeld. Und eine neue Urlaubsstaffel. Auch das wurde vereinbart: Neue Bestimmungen im Manteltarif verbessern die Arbeitsbedingungen. Hauptvorstand und Tarifberatungskommission waren telegrafisch für Montagabend zu einer Sondersitzung nach Bochum einberufen worden.

Nach fünf Verhandlungstagen mit dem Unternehmerverband Ruhrbergbau legte die IGBE-Tarifkommission unter dem Vorsitz von Helmut Gelhorn ein ganzes Paket von ausgehandelten Tarifverbesserungen dem Hauptvorstand und der Tarifberatungskommission vor:
- Die Löhne und Gehälter werden um durchschnittlich 9, 6 Prozent ab 1.August 1973 erhöht.
- Für den Monat Juli gibt es eine einmalige Ausgleichszahlung von 105 Mark für alle Arbeiter und Tarifangestellten; Auszubildende erhalten 65 DM.
- Das Weihnachtsgeld wird ab sofort um 175 DM erhöht.
- Der Urlaub wird nach Alter neu geregelt.
- Ab 1. September 1973 tritt eine neugefaßter Manteltarifvertrag in Kraft.

Hauptvorstand und Tarifberatungskommission haben unter dem Vorsitz von Adolf Schmidt dieses Ergebnis diskutiert. In der eingehenden Aussprache wurde deutlich: Unter Abwägung der allgemeinen Lage in der Steinkohle und unter Berücksichtigung der Tarifabschlüsse in vergleichbaren Wirtschaftszweigen ist in den Tarifverhandlungen das bestmögliche Ergebnis erzielt worden. Der Hauptvorstand faßte deshalb einmütig den Beschluß, das Ergebnis anzunehmen."

Ebenfalls auf Seite 1 heißt es:"
NÄHER ZUM '13'

Die Unternehmer hatten im Laufe der Verhandlungen 156 DM vermögenswirksame Leistungen angeboten. Um die gewerkschaftliche Forderung nach einer spürbaren Erhöhung des Weihnachtsgeldes zu unterlaufen. Doch daraus wurde nichts. Die Unternehmer sind lediglich aufgelaufen. Denn die IGBE-Verhandler blieben bei ihrem Standpunkt: Das Weihnachtsgeld muß erhöht werden, um damit an die Realisierung der gewerkschaftlichen Forderung nach einem 13.Monatseinkommen heranzukommen. Diese konsequente Haltung hat sich ausgezahlt. Das Ergebnis beweist es. Schon zu Weihnachten 1973 wird es das erstemal den um 175 DM höheren Betrag an Weihnachtsgeld geben. Die Gesamtsumme an Weihnachtsgeld beträgt damit 675 DM.

Der Weg zum 13. Monatseinkommen ist mit dieser Tarifverhandlung wieder ein Stück kürzer geworden. Immerhin gab es erst 1970 das erste tariflich (!) gesicherte Weihnachtsgeld. Das waren vor nun drei Jahren 400 DM. Jetzt hat sich dieser Betrag bereits um fast 70 Prozent erhöht. Erfolgreiche Gewerkschaftsarbeit? Ja!"
Q: Einheit Sonderausgabe Nr. 1, Bochum 16.7.1973, S. 1

16.07.1973:
Die IGBE (vgl. 1.8.1973) berichtet vermutlich aus dieser Woche über den bundesweiten Abschluß der BETR (vgl. NRW - 16.7.1973):"
DIE TARIFRUNDE IN DER STEINKOHLE IST ERFOLGREICH VERLAUFEN

HÖHERE EINKOMMEN

Die Tarifbewegung in den Steinkohlenrevieren Ruhr, Saar und Aachen ist erfolgreich abgeschlossen. Nach langwierigen und schwierigen Verhandlungen werden die Löhne und Gehälter ab 1. August 1973 um 9, 6 Prozent erhöht. Für den Monat Juli wird eine Übergangspauschale von 105 DM gezahlt und das Weihnachtsgeld um 175 DM ab Weihnachten 1973 erhöht."
Q: Einheit Nr. 15, Bochum 1.8.1973, S. 1

23.07.1973:
Vermutlich erscheint zu Beginn der dritten Juli-Woche die Nr. 1 des 'Roten Hansa-Kumpel' (vgl. 12.9.1973) - Zeitung des kommunistischen Kollektivs Zeche und Kokerei Hansa mit dem Artikel:"
LOHNRAUBABSCHLUß '73

Als Erfolg werden die neue Urlaubsregelung, das Weihnachtsgeld und die MTV-Verbesserungen aufgezählt: der Tag Urlaub mehr, den die 'Vierziger' in zwei Stufen erhalten, ist notwendig und gut; aber bei der bestehenden Arbeitshetze, dem Lärm und Schmutz reicht es gar nicht aus, um sich wirklich besser zu erholen. Und vor allem: von der Regelung werden nur 65% der Kollegen betroffen, 35% gehen leer aus. Ein solcher Erfolg spaltet die Kampffront der Kollegen ebensosehr wie Prozentforderungen. Schließlich wird die Arbeitskraft der jungen Kollegen durch Ausbeutung genauso zerstört. Das Weihnachtsgeld beträgt 14, 58 DM monatlich und wird durch die Preissteigerung noch weniger."
Q: Roter Hansa Kumpel Nr. 1, Dortmund Juli 1973

Oktober 1973:
Die IGBE (vgl. 1.12.1973) berichtet aus dem September und Oktober aus Heilbronn und Umgebung, man habe tarifvertraglich "bei den Salinen und bei den Salzwerken Baden-Württembergs ein höheres Weihnachtsgeld vereinbart."
Q: Einheit Nr. 23, Bochum 1.12.1973, S. 5

25.10.1973:
In Saarbrücken demonstrieren, laut KABD, 10 000 streikende Bergarbeiter (vgl. 24.10.1973, 26.10.1973), laut RFO Saarland sind es doppelt soviele Demonstranten wie gestern, von den Gruben Reden, Maybach, Warndt, Göttelborn, Ensdorf, Camphausen und Luisenborn, von GBR, Kokerei und Kraftwerk, die zum Landtag ziehen.

Laut KAJB Mannheim/Heidelberg schließt sich nun auch die Kokerei der Wasserwerke der Saarberg AG dem Streik an. An einer Demonstration beteiligen sich 5 000.

Laut RFO Saarland streiken auch die Wasserwerke, während in den Kokereien die Produktion gedrosselt wird. In Saarbrücken demonstrieren 8 000 zum Landtag und sehen sich dort 600 Polizisten gegenüber. Nach Überlegungen zur Landesregierung zu marschieren, geht es zur Bergwerksdirektion, wo der Zug um 14 Uhr endet.

Um 17 Uhr wird im Radio bekanntgegeben, daß Geschäftsleitung und Gesamtbetriebsrat bei einer morgigen Arbeitsaufnahme Anrechnung der Streikzeit auf den Urlaub und keine Entlassungen ausgehandelt haben.

Um 18 Uhr wird im Radio behauptet, daß die jetzige Mittagsschicht z.T. arbeite.

Um 19 Uhr ruft im Radio der Vorsitzende der IGBE, Adolf Schmidt, zur Arbeitsaufnahme auf.

Vor der Nachtschicht arbeiten aber, laut RFO, in Ensdorf, Luisenthal und Warndt nur die Notbelegschaften und in Camphausen nur eine Handvoll. In Göttelborn spricht sich eine Versammlung für Streik aus, ebenso wie 300 auf einer Versammlung in Reden.

Laut Spartacus B/L demonstrieren heute 3 000 zum Landtag und zur Hauptverwaltung der Saarbergwerke.

In NRW gibt die IGBE heute ein 'Einheit-Telegramm' zum Streik an der Saar heraus.

In Dortmund berichtet die Branchenzelle Bergbau der Ortsaufbaugruppe (OAG) des KBW (vgl. 24.10.1973) später (vgl. 29.10.1973):"
Die Hetze gegen den Streik wird am Donnerstag früh in verschiedenen Interviews fortgesetzt. Trotz dieser Streikbruchaufforderung des Vorsitzenden der eigenen Gewerkschaft und den Drohungen der Regierung halten die Kumpel am Donnerstag noch durch. In einem Demonstrationszug von drei bis viertausend Mann ziehen sie erneut zum Verwaltungsgebäude. Viele Bergarbeiterfrauen beteiligen sich. Der Vorstandssprecher lehnt die Forderungen wieder ab. Man zieht durch die Innenstadt zum Landtag. Eine Delegation trägt erneut die Forderungen vor. Zusätzlich wird gefordert, daß keiner der Streikenden gemaßregelt wird. Doch Minister Schäfer fordert die Bergleute nur auf, wieder an die Arbeit zu gehen. Verhandeln müßten Vorstand und Gewerkschaft, denn nur die seien die zuständigen Verhandlungsparteien. Die Regierung macht kein Angebot. Die Polizei ist offen vor dem Landtag aufgefahren, um zu verhindern, daß die Demonstration die Bannmeile um den Landtag durchbricht. Den ganzen Nachmittag bewegt sich die Demonstration durch die Saarbrücker Innenstadt. Der Verkehr liegt lahm. Die Kokerei hat aus Sympathie mit dem Streik die Produktion um 10% gedrosselt. Vorstand, Regierung und IGBE setzen nun alles daran den Streik zu zerbrechen. Ein 'Vorschlag' wird ausgearbeitet und veröffentlicht, daß die Arbeiter, die am nächsten Tag die Arbeit wiederaufnehmen, das Weihnachtsgeld voll ausgezahlt bekommen. Die IGBE verteilt ein Flugblatt, das die Kumpel auffordert, die Arbeit wieder aufzunehmen. Freitag früh fährt die Frühschicht wieder ein. Der Streik ist beendet."
Q: KPD-RK NRW: Feierschichten im Bergbau!, Dortmund o.J. (Nov. 1975), S. 2; Spartacus Nr. 9, Mainz Nov. 1973;Rote Fahne - Saarberg, Saarbrücken Okt. 1973;Wir wollen alles Sdr.Nr. , Gaiganz Okt. 1973;Kommunistische Jugendzeitung Nr. 10, Mannheim Nov. 1973;Rote Fahne Nr. 11, Tübingen Nov. 1973;Rote Fahne - Röchling, Völklingen 13.10.1973;Roter Kumpel Lange war der Bergmann still, jetzt zeigt er, daß er kämpfen will, Dortmund o.J. (1973), S. 3

03.12.1973:
Die IGBE (vgl. 15.12.1973) dokumentiert vermutlich aus dieser Woche von ihrem Hauptvorstand (HV):"
BRIEF DES IGBE-VORSTANDES AN DEN GESAMTVERBAND DES BERGBAUS

Die tarifpolitische Lage im Steinkohlenbergbau ist die:
- Erst vor vier Monaten - zum 1. August 1973 - hat die IGBE neue Lohn- und Gehaltstarife abgeschlossen: 9, 6 Prozent Erhöhung, 105 DM Ausgleichszahlung für den Monat Juli, 175 DM mehr Weihnachtsgeld und Neuregelung des Urlaubs."
Q: Einheit Nr. 24, Bochum 15.12.1973, S. 1

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