ML-Hochschulpresse - Organ der Kommunistischen Studentengruppe (ML), Jg. 1, Nr. 1, Mai 1971

Mai 1971:
In Frankfurt erscheint erstmals eine 'ML Hochschulpresse' (vgl. Juni 1971) als Organ der Gruppe Marxistisch-Leninistischer Studenten (MLS), die zuvor die 'Was tun' (vgl. Apr. 1971) herausgab und mit dem KAB/ML bzw. dessen KSG/ML sympathisiert. Die Verantwortung für die 8 Seiten DIN A 4 trägt J. Möcks in Frankfurt, Kontakt läuft über H. Schmidt.
In der Zeitung zum Thema "Antiimperialistischer Kampf an der Hochschule!" heißt es:"
Der verbrecherische Aggressionskrieg der US-Imperialisten in Indochina, die neokolonialistische Infiltration und Unterdrückung der Völker Asiens, Afrikas und Lateinamerikas und der Widerstand der nationalen und revolutionären Befreiungsbewegungen nahmen im Bewußtseinsprozeß der Studentenbewegung eine zentrale Rolle ein. Negativ wirkte sie sich aus in der formalen Identifikation mit den Guerilleros, die sich in der Einstellung spiegelte, die Revolution in den unterentwickelt gehaltenen Ländern sei gleichbedeutend mit der Befreiung der Metropolen. Positiv gewendet hat sich die weitgehend moralische und radikaldemokratische Entrüstung über den US-Imperialismus in dem qualitativem Schritt zur Erkenntnis der ökonomischen und politischen Grundlagen des Imperialismus und seiner Taktiken. Nicht mehr nur die USA standen zur Debatte, sondern das gesamte imperialistische Weltsystem, dessen Bestandteil die BRD ist. Die Analyse der BRD als imperialistische Macht, die mit den Methoden der ökonomischen Infiltration, des politischen Zwanges und auch der militärischen Unterstützung und Intervention (Guinea!) ihre Herrschaft sichert und ausbaut, stellte die Frage nach der praktischen Solidarität mit den ausgebeuteten Völkern. Es wurde erkannt, daß der Kapitalismus nicht automatisch durch die Aktivität der Befreiungsbewegungen zusammenbricht, sondern nur in einem konzentrierten Kampf an allen Fronten zu schlagen ist. Die erwachende Arbeiterklasse zeigte den antiimperialistischen Kräften die richtungsweisende Perspektive: Kampf gegen den Imperialismus, Unterstützung der ausgebeuteten und unterdrückten Völker bedeutet Klassenkampf im eigenen Land. Die proletarische Revolution in den Metropolen mit allen Kräften zu fördern, darin stellt sich die Verbindung von Internationalismus und Kampf gegen das kapitalistische Ausbeutersystem konkret her. Im Zeitalter der weltweiten Auseinandersetzung zwischen Imperialismus und Sozialismus ist der antiimperialistische Kampf zum Synonym für den Klassenkampf geworden. Indem die westdeutsche Arbeiterklasse und ihre Verbündeten gegen die herrschende Klasse vorgehen, reihen sie sich ein in die internationale Bewegung gegen Imperialismus und für die sozialistische Weltrevolution.

KLASSENKAMPF AN DER HOCHSCHULE

Zur Bestimmung dessen, was Kampf gegen die imperialistische Bourgeoisie gegenwärtig an der Hochschule heißt, ist es nötig zu analysieren:
1. Stellung der studierenden Intelligenz im gesellschaftlichen Produktions- und Reproduktionszusammenhang
2. Aufgaben der revolutionären Intelligenz in den Klassenauseinandersetzungen.

Wir werden daher kurz die Entwicklung des westdeutschen Imperialismus und seine Auswirkungen auf die studierende Jugend untersuchen, danach die Taktik der Gesamtbewegung darlegen und daraus herleiten die Erfordernisse kommunistischer Hochschulpolitik.

DIE RESTAURATION DES IMPERIALISMUS IN DER BRD

Die wirtschaftliche Entwicklung der BRD war in der Phase von 1945-55 charakterisiert durch sehr günstige Investitions- und Verwertungsmöglichkeiten des Kapitals. Sie resultierten u.a. aus dem reichlichen Kapitalzufluß - eingeleitet durch den Marshall-Plan -, aus dem ungeheuren Nachholbedarf des inländischen Marktes und aus dem für die Kpitalistenklasse günstigen Überangebot der Ware Arbeitskraft. Daneben waren von entscheidendem Einfluß die staatsmonopolistischen Eingriffe wie Währungsreform, Lohnstopp, Steuergesetzgebung, , die alle zum Ziele hatten, gesellschaftlichen Reichtum zugunsten der Kapitalistenklasse umzuverteilen. Um 1955 hatte das Kapital den westdeutschen Binnenmarkt wieder erschlossen, die Kapazitäten ausgelastet und seine politische Stellung gefestigt. Die Suche nach neuen Kapitalanlagen richtet sich nun auf den europäischen Markt, während im Inneren mit dem Aufbau der Rüstung die Verwertung überschüssigen Kapitals erleichtert wird.

Die Entwicklung der Monopole von inländischen zu europäischen impliziert allerdings zum einen die Notwendigkeit, die Produtkivkräfte zu intensivieren. Zum anderen bedeutet sie verschärfte Konkurrenz zu den europäischen und nordamerikanischen Imperialisten. Für das Kapital kann es sich daher in dieser Etappe nur darum handeln, über das Sprungbrett des europäischen Marktes so schnell wie möglich beherrschende Stellungen im internationalen Maßstab zu erobern. Dieser Wiederaufstieg der BRD zur imperialistischen Großmacht vollzog sich äußerst rapide, nämlich in der Zeit von 1955 bis etwa 1961. Um die dafür nötige Akkumulation des Kapitals zu erreichen, war zeitweise eine ungeheure Mobilisierung der Produktivkräfte nötig. Das hieß in erster Linie: Inanspruchnahme aller verfügbaren Arbeitskräfte (Abwerbung aus der DDR, Frauen, Gastarbeiter); das hieß aber auch Mobilisierung der wissenschaftlichen Produktivkräfte durch die Intensivierung der Industrie- und Militärforschung und durch die Anhebung der allgemeinen Qualifikation.

DER ANGRIFF DER IMPERIALISTISCHEN BOURGEOISIE AUF DIE INTELLIGENZ

Politisch schlägt sich der Zwang zur forcierten wissenschaftlichen Anstrengung nieder in der Gründung des sog. Atomministeriums und der Bildung des Wissenschaftsrates. Eine breit angelegte Kampagne um die öffentliche Meinung begleitete den Umschwung in der Bildungspolitik. Denn: um die Finanzierung der Maßnahmen auf diesem Sektor ohne große Reibungen aus der werktätigen Bevölkerung herauspressen zu können, mußte ein günstiges steuerpolitisches Klima, eine entsprechende Opferbereitschaft geschaffen werden. Die Intelligenz sollte der Vorgaukelung erliegen, die neue Wissenschaftspolitik sei in ihrem Interesse. Diese Kampagne der Bourgeoisie knüpfte an nationalchauvinistische Motive an und aktualisierte die Angst des Kleinbürgertums übervorteilt zu werden. So wurde die wissenschaftliche Entwicklung in der Sowjetunion (Sputnikschock) und in den USA (technological lag) hochgespielt. So wurde die Angst vr der Bildungskatastrophe geschürt und die demagogische Losung 'Bildung ist Bürgerrecht' propagiert. So wurden den Studenten goldene Zukunftserwartungen vorgeschwindelt.

In der Tat aber setzt sich bereits mit der beschränkten Krise von 1961 ansatzweise eine neue Richtung in der Bildungspolitik durch. Sie führt zur vollständigen Umorientierung, als sich die Überproduktionskrise 1966/67 massiv ankündigt. Der von nun an eingeschlagene restriktive Kurs wird notwendig, da eine weitere Mobilisierung und Entwicklung der wissenschaftlichen Produktivkräfte die Krise noch zusätzlich verschärfen würde. Die allgemeine Tendenz des Imperialismus zur Fesselung der Produktivkräfte gewinnt die Oberhand:
- die Kapazitätsauslastung in der Investitionsgüterindustrie bewegte sich 1954 um 90%, 1960 um 85% und seit 1966/67 nur noch um 75%
- das Wachstum der Industrieproduktion wird immer geringer: sie betrug 1960 noch 12% und fiel bis Oktober 1970 auf 4%
- die jährlichen Wachstumsraten des Bruttosozialprodukts fielen von 8% in den fünfziger Jahren auf 4% (vgl. Roter Pfeil Nr. 13 (vgl. Feb. 1971, d.Vf.) und Hirsch, Wissenschaftlich-technischer Fortschritt…)
- sie wirkt sich aus in der künstlichen Aufhaltung des technischen Fortschrittes, in der Nichtanwendung wissenschaftlicher Forschungen wie auch in der Senkung der Qualifikation der Arbeit. Auf Seiten der Arbeiterklasse findet diese Dequalifizierung ihren Ausdruck z.B. im Berufsbildungsgesetz, das im Sommer 1969 verabschiedet wurde (…).

Die Offensive des Imperialismus trifft aber auch zunehmend Schichten der kleinbürgerlichen Intelligenz. Und zwar sowohl absolut: indem ihnen der Zugang zu einer wissenschaftlichen Ausbildung einfach verwehrt wird (NC in seinen verschiedenen Formen), oder indem ihnen keine ihrer Qualifikation entsprechende Arbeit zugestanden wird, - als auch relativ: indem die Qualifikation der Ausbilder drastisch gesenkt und die Studienzeiten verkürzt werden.

Von den Methoden, die die Bourgeoisie im Hochschulsektor ergreift, fallen die direkten Maßnahmen sofort ins Auge, denen wir tagtäglich ausgesetzt sind und die ein ausgeklügeltes System darstellen. So wird die direkte Aussperrung von wissenschaftlicher Arbeit ergänzt etwa durch Flaschenhalspraktika (BWL) und durch schlechte Lehrer- und Berufsausbildung wird schon von vornherein intensives Arbeiten unmöglich gemacht. Um die geplante Regelstudienzeit von 6 Semestern durchzuziehen installiert die Bürokratie umfangreiche Tutorenprogramme. Sie sollen die Hochschulen zu Paukanstalten umfunktionieren, zu Anstalten, in denen schnelle Durchlaufzeit durch die Reduktion von Quantität und Qualität der Lehre sich herstellt. Unterdessen können sich die Hochschullehrer zunehmend mit Privatforschung befassen, unbegrenzt Gutachter- und Nebentätigkeiten ausüben. Das Hochschulrahmengesetz zeigt deutlich den Generalstabsplan der Bourgeoisie auf (…). Die darin formulierten praktischen Maßnahmen zur Dequalifizierung der wissenschaftlichen Arbeitskraft sichert es ab durch die politische Entrechtung:
Die Stärkung zentralisierter Organe, die Beseitigung der sogenannten Hochschulautonomie, die geplante und teilweise bereits durchgeführte Zerschlagung der Studentenvertretungen, der Köder des Mitbestimmungsschwindels bedeuten die politische Unterdrückung aller Studenten. Gegen den möglichen Widerstand von unserer Seite stehen neben dem Ordnungsrecht und dem Verbot politischer Gruppen (SDS) (SDS Heidelberg - vgl. 24.6.1970, d.Vf.) die Liebediener des Kapitals bereit (Bund Freiheit der Wissenschaft, Demokratische Studenten Union - DSU, RCDS). Wer allerdings meint, nach den Lehrjahren kämen die 'Herrenjahre', der sieht sich bitter getäuscht. Nicht nur den Geistes- und Wirtschaftswissenschaftlern hat das Kapital keine Berufsperspektive mehr zu bieten. Auch die Naturwissenschaftler finden in zunehmendem Maße überhaupt keine bzw. nur inadäquate Stellungen (Einstellungstop für Chemiker!). Und die Prognosen für Lehrerstudenten ergeben, daß bereits 1972 hier ein Überangebot an Arbeitskräften eintreten wird (vgl. Hitpass, Das Studien- und Berufsschicksal…).

In diesem Prozeß der Dequalifizierung und politischen Entrechtung tritt die Bourgeoisie zwangsläufig in Widerspruch zu breiten Kreisen der Intelligenz. Wir konstatieren aus der veränderung der klassenmäßigen Zusammensetzung zugunsten des kleinbürgerlichen Anteils, aus der fortschreitenden Subsumtion wissenschaftlicher Arbeit unter das Kapital, aus den wachsenden Verwertungsschwierigkeiten und der daraus resultierenden Offensive des Imperialismus nach innen und außen, daß eine breite Schicht der Intelligenz heute objektiv als potentieller Bündnispartner des Proletariats zu gelten hat.

DIE TAKTIK DER GESAMTBEWEGUNG

Unsere Arbeit an der Hochschule darf natürlich nicht isoliert von der Arbeit in anderen gesellschaftlichen Bereichen verlaufen. Im Gegenteil: für die marxistisch-leninistischen Studenten ist es eine absolute Notwendigkeit, ihre Politik und Taktik grundsätzlich an den Interessen der Gesamtbewegung auszurichten. Die Genossen des KAB(ML) und die proletarische Linie in der KPD/ML, unter deren Anleitung die MLS ideologisch und politisch steht, geben auch für die Hochschulpolitik an, in welche Richtung der Kampf notwendigerweise zielen muß."

Die proletarischen Genossen gehen dabei aus von der Einschätzung der gegenwärtigen Etappe des westdeutschen Imperialismus, die gekennzeichnet ist durch die Methode der bürgerlichen Demokratie. Das heißt, in dieser Phase stützt sich die Bourgeoisie vorwiegend auf das Mittel des politischen Betruges, hält aber stets in der Hinterhand auch den Terror zu ihrer Verfügung. Als Vertreterin der imperialistischen Interessen dient heute am besten die sozialreaktionäre SPD-Regierung, da sie die Betrugspolitik meisterhaft beherrscht und eben auch breite Sympathie in der Arbeiterklasse findet.

GEGEN DIE SOZIALREAKTIONÄRE SPD!

Die SPD faselt von mehr demokratischen Rechten im Betrieb, von Mitbestimmung, von Vermögensbildung, von Entwicklungshilfe; sie schwätzt von sozialen Reformen und baut sich als Friedensengel auf, der die 'Entspannung' vorantreibt. An der Hochschule wirbt sie mit scheinbar fortschrittlichen Parolen um die Köpfe der Studenten, indem sie ihnen vorgaukelt, sie stärke die demokratischen Rechte. Mit Hilfe opportunistischer Studentengruppen läßt sie die 'Mitbestimmung' in akademischen Gremien propagieren und fördert nach Kräften Illusionen über den tatsächlichen Charakter der Hochschulverfassungen.

In der Tat aber forciert sie ihre imperialistische Außenpolitik in den unterentwickelten Ländern und schmiedet im Inneren die politischen Waffen für Faschismus und Krieg: Notstandsgesetze, Konsolidierung des Bundesgrenzschutzes als Elitetruppe gegen die Werktätigen, reaktionäres BVG und HRG etc.. Gegen sie als Hauptvollzugsorgan des westdeutschen Imperialismus richtet sich daher vorrangig der politische Kampf der Kommunisten. Als konkrete taktische Waffe in diesem Kampf benützen die Kommunisten hauptsächlich die Forderung nach Demokratie und Frieden. Sie verteidigen die, freilich minmalen, demokratischen Rechte, zeigen deren Beschränktheit auf und verdeutlichen in der Praxis, daß es Demokratie für das Volk im Kapitalismus nicht geben kann. Mit Hilfe dieser Waffe vertritt die Arbeiterklasse die Interessen der gesamten werktätigen Bevölkerung und schließt sie unter ihrer Führung gegen Imperialismus und Faschismus zusammen. Momentan aber kann dieser Kampf nicht gesamtgesellschaftlich geführt werden, sondern konzentriert sich vorwiegend auf den Bereich der Arbeiterklasse und der Hochschule.

IRRIGE ANSICHTEN ÜBER DIE BETRIEBSARBEIT

Auf Grund der Verallgemeinerungen der Erfahrungen der internationalen kommunistischen Bewegung wie der Studentenbewegung und ihrer Nachkommen halten die proletarischen Organisationen daran fest, daß gerade in der Periode des Parteiaufbaus eine prinzipienlose Übernahme von Intellektuellen äußerst gefährliche Tendenzen in sich birgt. Der Widerspruch zwischen subjektivem Willen und objektiver Klassenlage läßt sich nicht lösen durch eine abrupte Proletarisierung oder eine dreimonatige 'Umerziehungsphase' im Betrieb. Besonders die Intellektuellen, die durch ihre Klassensituation in hohem Maße anfällig sind für reformismus oder Linksradikalismus, sollten in ihrem gesellschaftlichen Haupttätigkeitsfeld beweisen, daß sie die Bereitschaft und Fähigkeit besitzen, den Standpunkt des Proletariats in der praktischen Arbeit zu vertreten.

Zudem wäre es angesichts der relativ entwickelten Studentenbewegung politisch falsch, die Hochschule den Reaktionären und Revisionisten zu überlassen. Das Proletariat benötigt Stützpunkte in allen unterdrückten Volksschichten, um gemeinsam mit ihnen den Kampf für die sozialistische Revolution aufzunehmen. Die Konsequenzen des Rückzugs von der Hochschule werden ja besonders in Frankfurt deutlich: Das Zirkelwesen blüht, einheitliches Vorgehen scheint fast unmöglich, während SHB/Spartakus (SHB der SPD und AMS Spartakus der DKP, d.Vf.) kräftig die Integrations- und Pazifizierungsstrategie fördern. Die beste Unterstützung für das Proletariat liegt heute darin, die Massenarbeit an der Hochschule gegen Imperialismus und Revisionismus zu entfalten!

Nur die Massenarbeit an den Hochschulen ermöglicht die Mobilisierung der zahlreichen Kräfte, die für die vielfältigen und höchst umfangreichen Unterstützungsaufgaben benötigt werden; nur auf der Grundlage der Massenarbeit können wir die Festigkeit, Zähigkeit und Disziplin erwerben, die für eine wirkliche Unterstützung unbedingt notwendig sind. Arbeit für die proletarischen Organisationen ist für uns keine nebensächliche Angelegenheit, keine lästige Pflicht, sondern untrennbarer Bestandteil unserer Politik. Wir leisten sie äber die Hochschule hinaus mit der weitgehenden Entlastung der proletarischen Genossen von technischen Aufgaben. Massenarbeit und Unterstützungsarbeit bilden für uns eine feste Einheit.

DIE ARBEIT DER MLS

Die Aufgabe der MLS bestimmt sich aus dem oben dargelegten als die Vorbereitung des Bündnisses zwischen Arbeiterklasse und fortschrittlicher Intelligenz. Die objektive Situation in rationale Erkenntnis zu verwandeln und damit eine breite Schicht der Intellektuellen nach und nach für den Kampf an der Seite und unter Führung der Arbeiterklasse zu gewinnen, das ist unsere politische Zielrichtung an der Hochschule.

Ausgehend von den Interessen der Gesamtbewegung heißt das konkret, daß wir unser Hauptaugenmerk im jetzigen Kampfabschnitt auf die Betrugsmanöver der SPD und ihrer Kalfaktoren richten. Das Image der Progressivität und der sozialistischen Intentionen von Sozialdemokraten und Revisionisten gilt es gründlich vor der breiten Masse der Studenten zu entlarven. Die SPD als imperialistische Agentur, die unter dem Deckmantel von 'Reformen' das Geschäft der Ausbeuterklasse besorgt, soziale Demontage und anti-demokratische Angriffe ausführt, ist unser Hauptfeind. Diese Aufgabenstellung fordert von uns, daß wir den Sozialreaktionären auf allen Ebenen begegnen, daß wir die Einheit von politischem, ökonomischem und ideologischem Kampf unter dem Primat der Politik in der Praxis und Organisation herstellen. Wir führen also den Widerstand gegen soziale Demontage, gegen Verschlechterung und Dequalifizierung der Ausbildung, gegen die sozialdemokratische, bürgerliche Ideologie nicht um seiner selbst willen, sondern immer unter der Bestimmung, den tatsächlichen Charakter von SPD/SHB und DKP/Spartakus nachzuweisen. Das ist aber nicht zu leisten mit flammenden oder abstrakten Aufrufen, auch nicht allein durch wissenschaftliche marxistisch-leninistische Analyse. Wir sehen vielmehr die Notwendigkeit, die Masse der fortschrittlichen Studenten an eine, ihnen adäquate Praxis heranzuführen, in dieser Praxis die Widersprüche zur Bourgeoisie und deren Repräsentanten ins Bewußtsein zu heben und die Lösung im politischen Kampf gegen das kapitalistische System aufzuzeigen.

Die Methode, mit der wir an diese Aufgaben herangehen, kann nur im Prinzip der Massenlinie bestehen. Wir setzen an der tatsächlichen Unzufriedenheit der Studenten an, trage sie nun materiellen, ideologischen oder politischen Charakter, nehmen die Forderungen der Massen auf und setzen uns gemeinsam mit den Studenten für deren Durchsetzung ein. Uns ist der Vorwurf gemacht worden, revisionistische Politik zu betreiben. Offensichtlich deshalb, weil wir uns auch für die materiellen Interessen der Studenten einsetzen, und nicht von vornherein Forderungen propagieren, die erst unter der Diktatur des Proletariats Gültigkeit besitzen bzw. eine breit entwickelte Bewegung für die sozialistische Revolution voraussetzen. Solche, teilweise linksradikalen Ansichten, übersehen, daß Kommunisten keineswegs NUR Kämpfe unterstützen dürfen, die sich am Zustand nach dem Sturz der Ausbeuterklasse orientieren. Wir müssen uns vielmehr auch für Bestrebungen einsetzen, von denen wir wissen, daß ihnen in der proletarischen Demokratie nicht nachgekommen wird. Sind diese Forderungen geeignet, die Kluft zwischen Bourgeoisie und Intelligenz zu vertiefen und bewegen sie sich nicht auf einer reaktionären Ebene, sondern tragen ein weitertreibendes Moment in sich, dann haben wir die Pflicht, sie zu vertreten.

In der Praxis arbeiten wir daher aktiv im Zentralen Aktionsrat der Fachschaften (ZAF) mit und versuchen ihn aufzubauen als autonome Organisation fortschrittlicher Studenten, sowohl im lokalen wie im überregionalen Bereich. Der ZAF findet unsere Unterstützung deshalb, weil er als gewerkschaftspolitisches Instrument die Möglichkeit in sich trägt:

1. als organisierende Kraft die Studenten aus ihrer Isolation und Privatheit zu reißen
2. fortschrittliche, anti-kapitalistische und kommunistische Studenten in einer Aktionseinheit gegen den bürgerlichen Staat und das Kapital zu vereinen
3. durch die praktische Auseinandersetzung mit den Erscheinungsformen des antagonistischen Klassenverhältnisses den Kommillitonen den prinzipiellen Charakter des Systems zu vermitteln
4. den Kommunisten eine Vertrauensbasis zu schaffen, dadurch, daß sie sich als Vorkämpfer für die legitimen Interessen der Intelligenz erweisen.

WAS ALSO HEISST ANTIIMPERIALISTISCHER KAMPF AN DER HOCHSCHULE?

- Die Intelligenz muß objektiv als potentieller Bündnispartner des Proletariats betrachtet werden.
- Unterstützung des Klassenkampfes bedeutet heute: Vorbereitung des Bündnisses zwischen Arbeiterklasse und Intelligenz, untrennbar verbunden mit der direkten Arbeit für die proletarischen Organisationen.
- Innerhalb der Intelligenz findet der Kampf gegenwärtig konzentriert an der Hochschule statt.
- Die primäre politische Stoßrichtung muß gegen die betrügerische SPD und deren Nachtrab gerichtet sien, die gemeinsam die volksfeindliche Politik aller Agenten des Imperialismus betreiben.
- Die Methode der Massenlinie schlägt sich politisch und organisatorisch nieder: Kampf für die Interessen der Studenten als Teil der unterdrückten Bevölkerung, aktive Mitarbeit in gewerkschaftspolitischen Organisationen.
- Aufgabe der politisch bewußten Genossen ist es, in der Praxis auch an reformerischen Forderungen den Widerspruch zur Bourgeoisie zu verschärfen und der Intelligenz die Notwendigkeit der revolutionären Überwindung des imperialistischen Systems aufzuzeigen.
- Dies geschieht durch den klaren Nachweis der Beschränktheit gewerkschaftspolitischer Forderungen, sowie in der marxistisch- leninistischen Analyse, in der Agitation und Propaganda und in allgemeinen Aufklärungskampagnen. Die ökonomischen, ideologischen und politischen Kämpfe müssen sich ausrichten an dem prinzipiellen Ziel: dem gewaltsamen Sturz der Kapitalistenklasse.
- Klären wir die ideologischen Fronten! Erringen wir, ausgehend vom Wunsch nach Einheit, in der aktiven Diskussion eine qualitativ neue Einheit!

VORWÄRTS ZUR EINHEIT ALLER MARXISTEN-LENINISTEN!

FÜR DAS BÜNDNIS VON ARBEITERKLASSE UND FORTSCHRITTLICHER INTELLIGENZ!"

Anzeigen werben für die am Mensastand der MLS erhältlichen Zeitungen 'Rote Fahne' des KAB/ML, 'Rebell' von dessen RJ/ML und 'Roter Pfeil' von dessen Studentengruppen.
Q: ML Hochschulpresse Nr. 1, Frankfurt Mai 1971

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