Westdeutsches Irlandsolidaritätskomitee: Irland Info 14, Oberursel, o. J. (1981)

Mai 1981:
Frühestens im Mai wird vom „Westdeutschen Irlandsolidaritätskomitee“ das „Irland Info 14“ herausgegeben.

Im Editorial heißt es u. a.: „Im ersten Artikel dieses Info 14 versuchen wir, die gegenwärtige Situation in Irland zu skizzieren, den Versuch einer langfristigen Lösung im Interesse der EG, der Yankees und der NATO-Headquarters. In einem ausführlichen Artikel wird ‚Irland im Visier der Nato‘ geschildert. … Ein Abschiedsgeschenk an Horst H. ist ein Artikel aus unserer Serie ‚The world of science and technology‘: Raster-Man Vibrations. Eine Genossin war anlässlich des Internationalen Frauentages in Irland und versucht in ihren Notizen darzulegen, was sie bewegte: WOMEN AGAINST IMPERIALISM international.

Wie die Provos die Attacke auf den sieben Weltmeeren begannen ist nachzulesen im Bericht über das unerwartete Ende der Nellie M. in ‚Postfach 35‘ zwei Briefe aus Irland aus jüngster Zeit: mehr als nur ein illustres ‚Leser schreiben dem WISK‘. Was wir in diesem Heft zu verdeutlichen versuchen- der Hungerstreik der Gefangenen ist integraler Teil eines Kampfes, der aktuell konfrontiert ist mit einer langfristigen imperialistischen Neukonzeption für Irland, die den republikanischen Widerstand zwingt, traditionelle und durchaus erfolgreiche Widerstandsformen zu überdenken, weswegen die Solidarität mit unseren irischen Genossen, mit dem republikanischen Widerstand, mit den Gefangenen in den H-Blocks, mit den Gefangenen im Hungerstreik, mit den gefangenen Frauen in Armagh, ebenfalls überdacht und intensiviert werden muss. Bibeln allein werden uns den Segen nicht bringen.

Wenn wir sagen ‚Political Status Now‘ und jedermann aufrufen, die irischen Genossen in jedmöglicher Form praktisch zu unterstützen, so kann und darf eines nicht ausgespart bleiben: die Unterstützung der Gefangenen im Hungerstreik hier, erst recht nach 8 Wochen Hungerstreik nicht. Die Forderung der Gefangenen aus der RAF nach Behandlung gemäß den Mindestgarantien der Genfer Konvention und Zusammenlegung hat mit der nach ‚Political Status‘- bei aller Unterschiedlichkeit und den existierenden Ungleichzeitigkeiten, den differenten politischen Konstellationen ein Identisches: Ausdruck des Kampfes um die politische Akzeptanz antiimperialistischen Widerstandes zu sein. Das kann und darf nicht Sache der Gefangenen allein sein. Im Kampf gegen den gemeinsamen Feind, gegen Gehirnwäsche und Kriminalisierung, gegen Isolation und Vernichtung, gegen Entsolidarisierung und das Totschweigen des Hungerstreikes solidarisch! Es liegt an jedem/jeder, ob die allgemeinen Forderungen der Gefangenen - in Stammheim oder in Long Kesh - erfüllt werden, ob Günter Sonnenberg und Verena Becker freigelassen werden.“

Zu den Hungerstreikationen wird ausgeführt: „Mit dem Datum 1. März 1976 hatte die britische Labourregierung Wilsons den gefangenen irischen Freiheitskämpfern den ‚Special Category Status‘ aberkannt und die 1972 erkämpfte Möglichkeit politischer Selbstorganisation und Identitätswahrung im Knast eliminiert. Das europäische Diktum, dass politischer Widerstand kriminell ist und Gefangene aus Widerstandsgruppen dementsprechend zu traktieren sind, wurde seitdem auch den republikanischen Guerilleros in Irland buchstabiert … Zum 1. März 1981 ist der Kampf gegen Kriminalisierung und für die Wiedererlangung des ‚political Status‘ 5 Jahre alt. An diesem Datum begann erneut ein Hungerstreik in den H - Blocks von Long Kesh Concentration Camp. Daran aktiv beteiligt sind (bis jetzt) Bobby Sands, Francis Hughes, Raymond McCreesh (IRA) und Patsy O'Hare (INLA).

Alle Gefangenen haben den bisherigen ‚Dreckstreik‘ beendet, um alle Aufmerksamkeit auf den bitteren Hungerstreik zu richten - nur der sogenannte ‚Blanket Protest‘ geht weiter. Die Annahme der offiziellen Gefängnisuniformen wird damit strikt abgelehnt. Am 18. bzw. 19. Dezember 1980 hatten zuletzt 40 Gefangene nach 53 Tagen einen am 27. Oktober eröffneten Hungerstreik abgerochen, nachdem Repräsentanten der britischen Nordirland-Administration ein Dokument mit Vorstellungen verlesen hatten, dessen Substanz faktisch wesentliche Konzessionen an die Gefangenen bedeutete. Nämlich die Erfüllung von deren 5 FORDERUNGEN:
- keine Gefängniskleidung
- Vereinigungsfreiheit
- einen Brief, einen Besuch, ein Paket pro Woche
- Wiedereinführung des Strafnachlasses …

Diese vorgetragenen Zusagen wurden nicht materialisiert. Obwohl die Gefangenen Kooperationsbereitschaft demonstriert hatten, um der britischen Zwangsverwaltung Raum für reale Veränderungen zu geben. Doch diese bewies erneut ihre zynische Intransingenz. Am 25. Januar fand daher wiederum eine Konferenz des ‚National H-Block Committee‘ statt, um die Vorbereitung einer neuen Massenkampagne zu diskutieren, die der verschärften Situation, der die Gefangenen ausgesetzt waren, Rechnung tragen sollte. Gerry ADAMS von Provisional Sinn Fein erläuterte dort, wie und warum es zum Abbruch des letzten Hungerstreiks gekommen war, da es in diesem Zusammenhang eine Fülle von Spekulationen, Verwirrung und Desorientierung gegeben hatte, deren Folge eine gravierende Demobilisierung war: wobei es sich wohl um ein überlegtes britisches Kalkül gehandelt hatte …

Frauen und Männer, die so behandelt wurden, wie wir es alle wissen, wurden als Repräsentanten der jeweiligen Blocks & Flügel zusammengebracht. Ihnen ward ein Statement vorgelegt, das ATKINS abzugeben beabsichtigte. Sie erhielten eine Darstellung des Haftregimes, das die Briten sich vorstellten. Am 19. Dezember um 19 Uhr 45 wurden die OC's (Vertreter) der republikanischen Gefangenen unter der Leitung von Bobby SANDS zusammengebracht. Am Ende des Tages sagten die Leute: ‚Wer würde für ein Viertel einer Forderung sterben?‘ Dies sind die Umstände, unter denen der Hungerstreik endete.“

Inhalt der Ausgabe ist:
- Bad times ahead?
- The world of science and technology
- Das unerwartete Ende der Nellie M.
- 8. März in Irland
- Postfach 35
- Irland im Visier der NATO
- In eigener Sache
- Materialliste und Antiklirr… von ICI.
Q: Westdeutsches Irlandsolidaritätskomitee: Irland Info 14, Oberursel, o. J. (1981).

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