Offenbach: Voigt & Haeffner

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 6.10.2016


Die Datenbank MAO ist ein
vollständig selbstfinanziertes Projekt.
Unterstützen Sie uns durch

Es können hier nur wenige Dokumente und Hinweise zu dem Metallbetrieb Voigt & Haeffner (V+H) vorgestellt werden. Wir bitten um Ergänzungen.

Aktiv war dort zunächst eine Betriebsgruppe, die die Zeitung 'Arbeitersache' herausgab (vgl. 13.8.1970, Jan. 1971). Danach erschien dann dort eine Ausgabe Siemens und V+H der früher überbetrieblichen 'Roten Arbeiterzeitung' (RAZ) für Frankfurt und vor allem Offenbach (vgl. Mai 1971, Juli 1971).

Später scheinen dort auch die Anhänger des späteren KBW vertreten gewesen zu sein (vgl. 19.4.1973).

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

13.08.1970:
In Offenbach gibt die Betriebsgruppe Voigt und Haeffner (BG V+H) vermutlich in dieser Woche, frühestens aber am 13.8., die auf August datierte Nr. 4 ihrer 'Arbeitersache' (vgl. Jan. 1971) für diese Tochterfirma von Siemens mit einem Umfang von 4 Seiten DIN A 4 heraus. Verantwortlich zeichnet, ebenso wie für die RAG Offenbach und Frankfurt, Manfred Mohl in Frankfurt Sophienstraße 40.

Der Leitartikel "Die Ergebnisse der Betriebsversammlung" berichtet vom 12.8.1970 ist ein Leserbrief. Es wird eingegangen auf die eigenen Lehrlinge, Adler Frankfurt und in "Rationalisierung dient der indirekten Lohnkürzung" auf die Spitzenschleifer. Ein Artikel stellt fest: "Die Interessen von Arbeitern und Kapitalisten stehen sich unversöhnlich gegenüber".
Quelle: Arbeitersache Nr. 4, Offenbach Aug. 1970

RK_232

RK_233

RK_234

RK_235


28.09.1970:
Vermutlich in dieser Woche gibt in Frankfurt und Offenbach die Rote Arbeiter Gruppe (RAG) ihre 'Rote Arbeiter Zeitung' (RAZ) Nr. 6 (vgl. 21.9.1970) heraus. Dies ist die letzte uns bisher bekannte zentrale Ausgabe. Bekannt wurden uns aus der folgenden Zeit betriebliche Extrablätter und Ausgaben u.a. durch Übernahme der 'Arbeitersache' (vgl. Aug. 1970) bei Siemens bzw. Voigt und Haeffner (VH) Offenbach.
Q: Rote Arbeiterzeitung Nr. 6, Frankfurt Sept. 1970

15.10.1970:
Für die DKP berichtet Fritz Seibert u.a. von heute über Schanzenbach Frankfurt (vgl. 1.10.1970, 23.10.1970):"
Schanzenbach und Co. gehörte nach dem Kriege einer Dreiergruppe, bestehend aus der Familie Knapp, einem Herrn Rauhaupt und dem Elektrokonzern Voigt und Haeffner. Rauhaupt, ein Playboy und Geldverschwender, soll wegen Geldschwierigkeiten im Jahre 1968 seine Anteile an Kerschgens verpfändet haben, der damals in Frankfurt auftauchte. Auch die zerstrittene Knapp-Familie verkaufte ihre Schanzenbach-Anteile an diesen Herrn - mit Ausnahme von Horst Knapp, der weiter in der Firma blieb. Da die Bosse von Voigt und Haeffner gerade das Bedürfnis verspürten, ihren Konzern 'gesundzuschrumpfen', gingen ihre Anteile ebenfalls an Kerschgens."
Q: Unsere Zeit Nr. 45, Düsseldorf 7.11.1970, S. 3

19.10.1970:
Für die DKP berichtet F. S. vermutlich aus dieser Woche:"
380 MANN VERKAUFT!
SO SIEHT DIE 'SOZIALE VERANTWORTUNG' DER UNTERNEHMER AUS

Durch kriminelle Spekulationsmanöver eines angeblichen Kommerzialrates Johann Kerschgen hat die 380 Mann starke Belegschaft der Industrie-Leuchten-Fabrik Schanzenbach und Co. in Frankfurt am Main über Nacht ihre Arbeitsplätze verloren und muß ihren Löhnen und Gehältern in Höhe von 120 000 Mark hinterherjagen. Um den gleichen Betrag wurde die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK, d.Vf.) betrogen.

Besitzer des Betriebes waren ursprünglich die Familie des Dr. Horst Knapp, Präsident des hessischen Arbeitgeberverbandes der Metallindustrie und stellvertretender Vorsitzender von Gesamtmetall, die Firma Voigt und Haeffner (jetzt Conti-Elektro) und ein gewisser Rauchhaupt. Als aus dem Betrieb genug herausgeholt war, verkauften sie ihre Anteile an den Betrüger Kerschgen, der Millionenkredite aufnahm, um sie in die Bodenspekulation zu stecken.

Die Frankfurter Bank und andere Banken spekulierten ihrerseits auf den Bankrott der Firma, weil das Firmengelände im Frankfurter Westend einen riesigen Spekulationsgewinn verspricht. daß dabei 380 Arbeiter und Angestellte auf die Straße fliegen würden, kümmerte sie nicht. Nach Kerschgen sucht die Polizei.

Während die Banken bereits ihre Hände auf den ganzen Betrieb gelegt haben, muß ein Teil der Belegschaft um seine Werkswohnungen bangen. Diese liegen ebenfalls im Spekulationsgebiet Westend. Ihr Abriß verspricht zusätzliche Einnahmen für die Schanzenbach-Gläubiger."

Die Stadtteilgruppe Frankfurt-Bornheim berichtet später (vgl. 28.3.1973) über 800 Beschäftigte.
Q: Wir wollen alles Nr. 3, Gaiganz Apr. 1973; Unsere Zeit Nr. 44, Düsseldorf 31.10.1970, S. 1

Januar 1971:
Bei Voigt und Haeffner (V+H) Offenbach erscheint die Nr. 7 der 'Arbeitersache' (vgl. 13.8.1970, Mai 1971) mit einem Umfang von 5 Seiten. Wurde unser letztes Exemplar noch von einer Betriebsgruppe V+H herausgegeben, so fehlt jetzt jeglicher Hinweis auf eine Gruppe. Die Verantwortung aber trägt nach wie vor Manfred Mohl in Frankfurt, der auch für die RAG zeichnet.

Berichtet wird im Leitartikel "Rechenschaftsbericht des Betriebsrates: mangelhaft" von dem aus dem Nov. 1970 stammenden Dokument. Berichtet wird dabei aus der Gießharzfertigung im Werk 6 und die Lehrlinge.

In "Was bringt uns die Krise?" wird auch eingegangen auf AEG Telefunken, Bosch, Blaupunkt, Philips und Siemens.
Q: Arbeitersache Nr. 7, Offenbach Jan. 1971

RK_236

RK_237

RK_238

RK_239

RK_240


23.03.1971:
Im Siemens Schaltwerk Berlin findet, laut KPD/ML-ZB, eine Betriebsversammlung statt, auf der auch auf den Kauf von Voigt und Haeffner durch Siemens eingegangen wird:"
So ist eine Zusammenlegung bzw. ein Austausch mit der neu aufgekauften Firma Voigt und Höffner vorgesehen. Im Schaltwerk soll nur noch Schalterbau bleiben."
Q: Der rote Schaltwerker Nr. 2, Berlin 23.4.1971, S. 7

Mai 1971:
Bei Siemens Frankfurt und Voigt und Haeffner (V+H) in Offenbach erscheint die erste uns bekannte Ausgabe der 'Roten Arbeiter Zeitung' (vgl. Juli 1971). Bisher erschien bei V+H zumindest bis Jan. 1971 die 'Arbeitersache'. Die Verantwortung übernimmt C. Prinz in Frankfurt Sophienstraße 40. Berichtet wird im Leitartikel "Siemens setzt die Akkordschraube an!" aus den Vorfertigungsabteilungen, aus weißer Halle und KWK.

Weitere Artikel sind:
- "Arbeiter sind keine Schachfiguren!" zu den Umsetzungen in Kontrolle und, Lager bzw. ins Gießharzwerk; sowie
- "Sind Meister, Hallenleiter usw. Wachhunde der Unternehmer?" u.a. zur weißen Halle und den ausländischen Kollegen.
Q: Rote Arbeiter Zeitung - Ausgabe Siemens und V+H Siemens setzt die Akkordschraube an!, Frankfurt Mai 1971

RK_241

RK_242

RK_243

RK_244


Juli 1971:
Bei Siemens Frankfurt und Voigt und Haeffner (V+H) in Offenbach gibt die Rote Arbeiter Gruppe (RAG) eine Ausgabe ihrer 'Roten Arbeiter Zeitung' (vgl. Mai 1971) heraus. Weitere wurden uns bisher nicht bekannt. Die Verantwortung hat C. Prinz in Frankfurt Sophienstraße 40. Berichtet wird unter der Überschrift "Sommerfreuden bei V+H" nur von V+H aus weißer Halle, Bohrerei, KWK, Gießharzfertigung in Werk 6, Vorfertigung, Gerüstbau, Härterei und der Hitze bei Sarotti in Frankfurt-Hattersheim.

Ein Artikel fragt: "Faustrecht in der weißen Halle?".
Q: Rote Arbeiter Zeitung - Siemens und V+H Sommerfreuden bei V+H, Frankfurt Mai 1971

RK_245

RK_246

RK_247

RK_248


19.04.1973:
Die KG Frankfurt/Offenbach gibt frühestens heute ihre 'Arbeiter-Zeitung' Nr. 2 für April (vgl. März 1973, Mai 1973) heraus, eine Arbeiterkorrespondenz kommt von Voigt und Haeffner (Siemens) Offenbach.
Q: Arbeiter-Zeitung Nr. 2, Frankfurt/Offenbach Apr. 1973, S. 10

Frankfurt_Arbeiterzeitung092

Frankfurt_Arbeiterzeitung093


Letzte Änderung: 04.11.2019