Info der Irland-Solidarität Gießen

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, Mai 2014

Die Datenbank MAO ist ein
vollständig selbstfinanziertes Projekt.
Unterstützen Sie uns durch:

Von der „Irland-Solidarität Gießen“ lagen uns die Infos 1 (September 1988) bis 7 (November 1990) vor, die wir nachfolgend dokumentieren.

Wir danken dem Archiv Schwarzer Stern in Dortmund für die freundliche Unterstützung.

Liste der als Scans vorhandenen Zeitungen

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

September 1988:
Es erscheint, von der „Irland Solidarität Gießen“ unter dem Titel „‘Shoot to Kill‘. SAS in Nordirland“ herausgegeben, das vierseitige „Irland Solidarität Info, Nr. 1.“ Kontaktadresse der Irland Solidarität ist der „Infoladen, Südanlage 20, 6300 Gießen“. Vermutlich wird es kostenlos verbreitet. Erst in der Nummer 4 wird um Spenden gebeten.

Inhaltlich befasst sich die Nummer mit dem 6. März 1988. An diesem Tag seien in „Gibraltar die 3 IRA Mitglieder Mairead Farrell, Daniel McCann und Sean Savage von Soldaten des Special Air Service erschossen“ worden. Das wird als „Hinrichtung“ bezeichnet. „Shoot to kill wird wie immer geleugnet und weiter praktiziert werden, wie am 31.8., als drei IRA Volunteers vom SAS ohne Zeugen erschossen wurden.“ Die „laufende Offensive der IRA“ würde beweisen, dass „die Kraft der republikanischen Bewegung ungebrochen“ sei. Die Parole unter dem Artikel lautet: „Für ein wiedervereinigtes, sozialistisches Irland ohne NATO und EG.“
Quelle: Irland Solidarität Gießen: Irland Solidarität Info, Nr. 1, Gießen, September 1988.

Oktober 1988:
„Irland Solidarität Info Nr. 2“ erscheint mit dem Aufmacher: „Nordirland/Gibraltar: Briten morden ‚legal‘“. Es geht um die Untersuchung vom 30.9. „zur Erschießung von drei IRA Volunteers am 6.3.“ Das Urteil: Die „Sondereinheit Special Air Service hätten legal gehandelt, als sie die drei töteten“. Die „ganze Untersuchung“, heißt es weiter, „erwies sich als nichts weiter, als eine Farce, um die von höchster Ebene angeordnete ‘Shoot to kill‘ Politik zu vertuschen“. Der „einzige Frieden“ für Nordirland sei: „ein britischer Rückzug aus 6 Grafschaften und Selbstbestimmung für das gesamte irische Volk“.

Ein zweiter Artikel befasst sich mit den „neuen Polizeistattsgestzen in Nord-Irland und Großbritanien“.

Parolen zum Schluss der Nummer lauten: „Briten raus!“; „Für ein wiedervereinigtes sozialistisches Irland ohne NATO und EG“; „Solidarität mit der republikanischen Bewegung“.
Q: Irland Solidarität Gießen: Irland Solidarität Info, Nr. 2, Gießen, Oktober 1988.

Dezember 1988:
„Irland Solidarität Info 3“ erscheint. Artikel der Ausgabe sind:
- Zu den Verhaftungen der zwei Iren in der BRD
- Die britische Rheinarmee in der BRD
- BRD, EG und Irland
- Kein Recht zu schweigen, kein Recht zu sprechen

Am Ende der Ausgabe heißt es:
„Wir fordern:
- die sofortige Freilassung von Terence und Gerard!“
- Schluss mit den Folter-Haftbedingungen!“
Außerdem fordern wir:
- die Zusammenlegung aller politischen Gefangenen (hinzugefügt: „in selbstbestimmte Gruppen), der irischen, kurdischen und palästinensischen Gefangenen sowie der Gefangenen aus der RAF und Widerstand!
- Für ein wiedervereinigtes sozialistisches Irland ohne NATO und EG!“
- Solidarität mit der republikanischen Bewegung!“
Q: Irland Solidarität Gießen: Irland Solidarität Info, Nr. 3, Gießen, Dezember 1988.

Februar 1989:
„Irland Solidarität Info 4“ erscheint. Artikel der Ausgabe sind:
- Zu den Haftbedingungen von Gerry und Gerry/Zusammenhang mit europäischer Aufstandsbekämpfung
- Von Repression und Eigentoren - Sackgasse der britischen Herrschaft
- In den 6 Counties
- Anti-Terror Gesetze auf britisch
- Razzien in England

Gefordert wird:
- „Die sofortige Freilassung von Gerry [McGeough] und Gerry [Hanratty]!
- Die Zusammenlegung aller politischen Gefangenen, der irischen, kurdischen und palästinensischen Gefangenen sowie der Gefangenen aus der RAF und Widerstand, in selbstbestimmte Gruppen!
- Solidarität mit den hungerstreikenden Gefangenen in den bundesdeutschen Knästen!
- Für ein wiedervereinigtes sozialistisches Irland ohne NATO und EG!
- Solidarität mit der republikanischen Bewegung!“

Die Nummer enthält einen Spendenaufruf für die anstehenden Prozesse und die Öffentlichkeitsarbeit.
Q: Irland Solidarität Gießen: Irland Solidarität Info, Nr. 4, Gießen, Februar 1989.

Juni 1989:
„Irland Solidarität Info 5“ erscheint. Artikel der Ausgabe sind:
- Aktuelles zu Gerry und Gerry
- Beiträge der Gefangenen Gerry McGeough und Gerry Hanratty
- Der Kampf in den Knästen (Teil 1).

Die Nummer enthält außerdem einen Spendenaufruf für die Öffentlichkeitsarbeit, eine Aufruf, Briefe an die Gefangenen zu schreiben sowie die aus den anderen Nummern schon bekannten Parolen.
Q: Irland Solidarität Gießen: Irland Solidarität Info, Nr. 5, Gießen, Juni 1989.

Mai 1990:
„Irland Solidarität Info 5“ erscheint (nach dem 18.5.). Im „Editorial“ wird ausgeführt: „So, fertig ist es, das 6. Info der Irland Solidarität; lange hat‘s gedauert, vielen, auch uns, zu lange. Aber das hat natürlich auch Gründe. Eine ganze Zeit lang haben wir es vorgezogen unsere Öffentlichkeitsarbeit über Veranstaltungen zu machen, die Vorbereitungen und Arbeiten für den anstehenden Prozess haben viel Zeit und Kraft gekostet und außerdem sind wir an vielen Punkten unserer Arbeit an bestimmte Grenzen gestoßen. Gerade auf Veranstaltungen haben wir gemerkt, wie schwer es doch ist, hier und heute einen klaren Trennungsstrich zu ziehen zwischen ‚traditioneller‘ Soli-Arbeit und unserem Verständnis von Internationalismus. Es hat sich als sehr schwer erwiesen die inhaltliche Verbindung Zwischen dem Befreiungskampf in Irland und den Kämpfen hier herzustellen, die Verbindung von der Besetzung der sechs Grafschaften Nord-Irlands und den Entwicklungen des europäischen Imperialismus. Wesentlichster Grund dafür ist in unseren Augen das immense Informationsdefizit über die Geschichte und Hintergründe des Kampfes in Irland; zu tief hat die britische Propaganda gewirkt mit dem Ziel, den Kampf dort als ‚anachronistischen Religionskrieg‘ darzustellen.

Wir stoßen in unseren Diskussionen stets und ständig auf die Planungen für EG 92/93, auf ganz verschiedenen Ebenen; sei es Vereinheitlichung der Repression - deutlich zu sehen am Prozess gegen Gerry und Gerry bzw. den laufenden Auslieferungsverfahren - sei es das Kapitalinteresse an den Peripherieländern Europas usw. usf. …

Der Knastkampfartikel soll denn die Geschichte und den Stand der Kämpfe dort zum einen beschreiben, zum anderen steht er aber klar auch als Beschreibung eines Teils der Kämpfe europaweit, soll er im Zusammenhang mit dem Kampf um Zusammenlegung hier in der BRD, den Kämpfen in den spanischen Knästen gesehen werden.

Zu dem Teil über die ‚Todeslisten‘; zum einen beschreibt der Artikel sehr treffend die aktuelle Situation, in der die nationalistische Bevölkerung in Nord-Irland zur Zeit lebt, andererseits hängt dann da auch weitergehend dran, in wie weit die BRD Behörden im europaweiten Bullendatennetz ihren Teil dazu beitragen. Natürlich gehen Informationen über die Gefangenen hier, ihre Familien an die britischen ‚Sicherheitskräfte‘, aber auch über die hier lebenden Irinnen und über die Menschen, die hier die Solidaritätsarbeit leisten. An dem Beispiel der ‚Guildford Four‘ ist gut zu sehen, wie sehr die britische Justiz eine für sie doch eigentlich herbe Niederlage noch in ein Teil ihres Propagandakampfes verwandeln kann. In der internationalen Öffentlichkeit bestimmt diese ‚Fähigkeit zur Selbstkritik‘ der britischen Behörden die Berichterstattung, während die Befreiungsbewegung in Irland mit aller Brutalität bekämpft wird, das Land weiter unter der imperialistischen Besetzung geteilt ist und die nationalistische Bevölkerung weiter in einem nicht reformierbaren Apartheitdsstaat mit all seinen Machtmechanismen lebt. Eine Strategie die immer wieder von den Herrschenden überall angewandt wird, wenn es darum geht, die gesellschaftlich oder militärisch nicht zu gewinnenden Kämpfe auf die internationale Propagandaebene zu verlegen. Nichts desto trotz freuen wir uns natürlich über die Freilassung der vier. …

Wir wollen die Diskussion darüber, wo wir als revolutionäre Linke in den Metropolen stehen, wie wir hier etwas verändern können, gleichzeitig aber auch das europäische Projekt in seiner Gesamtheit sehen und begreifen, um daraus eine revolutionäre Perspektive entwickeln zu können.

Das können wir aber nur, wenn ein größerer Zusammenhang existiert, ein Austausch unter den arbeitenden antiimperialistischen Menschen und Gruppen tatsächlich stattfindet …

Dieses Info kostet wie immer nix, aber es ist trotzdem unumgänglich, dass ihr alle uns mindestens das Porto und wenn möglich noch ne Spende zukommen lasst. Die ganze Arbeit kostet verdammt viel und die Druckkosten sind auch nicht ohne. Grundsätzlich wollen wir das Info weiter für nix verteilen und diese relativ hohe Auflage halten, weil es uns wichtig ist, möglichst viele Menschen zu erreichen, gerade auch die, die nicht auf ein Thema spezialisiert sind. Das Dogma ‚umsonst‘ müssten wir allerdings aufgeben, wenn diesmal nicht genug Knete zurückkommt. Das gilt gerade und besonders für die Info- und Buchläden, die immer relativ viele Exemplare haben wollen.

Außerdem, und das halten für besonders wichtig, geht‘s auch um die Versorgung der Gefangenen mit Informationen. Das Info bekommen alle politischen Gefangenen in der BRD und eine ganze Menge sozialer Gefangener, natürlich für nix. Es ist an uns allen draußen, das zu tragen; nicht nur im Fall Irland Info, sondern grundsätzlich.

Wir brauchen die Knete; fürs Info, für die Gefangenen, um unsere Arbeit weitermachen zu können wie bisher. Und wir wollen, dass auch weiter kein Preis auf dem Info draufsteht; wir machen das Info nicht für uns, sondern für uns alle.“

Inhalt der Ausgabe ist:
- Zur aktuellen Situation der beiden Gefangenen
- Mögliche Auslieferung von IrInnen in die BRD
- Die Guilford Four sind frei
- Nationalistischer Alltag und protestantische Mordkommandos
- Knastkämpfe (Teil 2).

Die Nummer enthält außerdem einen Spendenaufruf für die Öffentlichkeitsarbeit sowie einen Aufruf, Briefe an die Gefangenen zu schreiben. Die Parolen am Ende lauten:
- Keine Auslieferung von Gerry Hanratty
- Gegen die Einführung der schwedischen Papiere
- Einstellung des Verfahrens
- sofortige Freilassung von Gerry [McGeough] und Gerry [Hanratty]
- Solidarität mit der republikanischen Bewegung!
- Für ein vereinigtes, freies, sozialistisches Irland ohne NATO und EG.
Q: Irland Solidarität Gießen: Irland Solidarität Info, Nr. 6, Gießen, Mai 1990.

November 1990:
„Irland Solidarität Info 7“ erscheint. Im Vorwort wird erklärt: „Schnell ist's fertig geworden, das 7. Info. In der Zwischenzeit ist ja auch viel passiert; vor allen Dingen hat in Düsseldorf der Prozess gegen unsere beiden- irischen Genossen Gerry Hanratty und Gerry McGeough begonnen. Für uns und unsere Arbeit stand und steht das natürlich im Vordergrund. Trotzdem haben wir uns bemüht im neuen Info nicht nur über den Prozess zu berichten, sondern neben einer Zusammenfassung der ersten drei Monate Düsseldorf und dem Beitrag von Gerry Mc vor allen Dingen auf die Situation in Irland einzugehen.

Der Artikel über die RUC hat natürlich mehrere Funktionen. Zum Einen natürlich, einen Eindruck davon zu vermitteln, was für eine Bedeutung diese ‚Sicherheitskraft‘ im Norden Irlands hat, wie sehr das Leben der nationalistischen Bevölkerung von Konfrontationen mit der ‚Polizei‘ geprägt ist. Auf der anderen Seite steht natürlich die Aussage eines hohen RUC-Bullen vor dem OLG Düsseldorf an, der die ‚terroristischen‘ Hintergründe unserer Genossen belegen und zur Struktur der IRA aussagen soll.

Die Solidaritätsgruppen rufen für den 15.11 dazu auf, massenhaft zum Prozess zu kommen, damit der Typ nicht in aller Ruhe seine Lügen verbreiten kann.

Was eine weitere Berichterstattung zum Prozess angeht, möchten wir hier auf das Prozessinfo verweisen (Nr.1 ist schon erschienen, Nr.2 ist in Vorbereitung). Außerdem erscheinen auch in anderen Zeitungen wie der Clockwork regelmäßig Artikel zum Prozess.

Zur allgemeinen Lage in Irland selbst, zur Strategie und Perspektive des Befreiungskampfes kann unserer Meinung nach ein/e Vertreterin der IRA am besten was sagen. Das hier veröffentlichte Interview ist im Juni diesen Jahres in An Phoblacht/Republican News, der Zeitung der republikanischen Bewegung erschienen. Den Großteil der Übersetzung haben wir einer Broschüre entnommen, die seit einigen Wochen im Umlauf ist (einem großen Dank all den GenossInnen, die an der Erstellung dieser Broschüre mitgearbeitet haben). Wir möchten alle bitten, das Interview zu kopieren und weiterzugeben. Aus mehreren Gründen …

Zum Hungerstreik von Dessie Ellis ist anzumerken, dass wir hier erstmal nur die reine Information veröffentlichen. Wir sind auf die Schnelle nicht in der Lage gewesen, etwas Konkretes an Unterstützung zu überlegen, finden es aber wichtig, dass bald was passiert. Dazu ist es notwendig, dass alle sich Gedanken dazu machen. Achtet bitte auf weitere Veröffentlichungen der Solidaritätsgruppen.

Wir haben uns bemüht, einen Überblick über das zu geben, was im Moment wichtig ist und auch Diskussionen hier betrifft und Auseinandersetzungen hier mitbestimmen kann. Allerdings kann das Info immer nur Ausschnitte wiedergeben und nicht jeden Aspekt beleuchten. Trotzdem denken wir, eine gute und wichtige Auswahl an Themen getroffen zu haben (…)

Außerdem ist in dieser Ausgabe ein Spendenaufruf veröffentlicht, der uns allen sehr wichtig ist …“

Inhalt der Ausgabe ist:
- Prozess in Düsseldorf
- Beitrag von Gerry McGeough
- Prozessbeginn in den Niederlanden
- Donna Maguire in Belgien
- Auslieferung von Frankreich an die BRD
- Kurzmeldungen
- Hungerstreik in Irland
- Die “Royal Ulster Constabulary” (RUC)
- Interview mit der IRA.

Die Ausgabe enthält weiter einen Spendenaufruf für die anstehenden Prozesse, die weiteren Prozesstermine, einen Aufruf, den Gefangenen zu schreiben. Zudem einen Hinweis auf das Erscheinen einer Broschüre zum Prozess gegen die beiden irischen Gefangenen in der BRD mit dem Titel „Die Mächtigen erscheinen nur mächtig, solange wir auf unseren Knien leben - Erheben wir uns!“ und ein Hinweis auf das Erscheinen eines Prozessinfos (Nr. 1 sei schon erschienen, Nr. 2 sei in Vorbereitung. Außerdem werden zum ersten Mal die Adresse verschiedener Solidaritätsgruppen veröffentlicht. Gruppen bestehen in:
- Gießen (Irland-Solidarität Gießen)
- West-Berlin (Irland Solidarität West-Berlin)
- Ost-Berlin (Info Cafe)
- Hamburg (Irland Gruppe Hamburg)
- Freiburg (Nord Irland Gruppe Freiburg)
- Bielefeld (Nord Irland Gruppe Bielefeld)
- Göttingen (Irland Gruppe Göttingen)
- Dortmund (Comhphobal Cumhacht)
- Düsseldorf (Irland Gruppe Düsseldorf).

Parolen sind:
- Keine Auslieferung von Gerry Hanratty
- Gegen die Entführung der schwedischen Papiere
- Einstellung des Verfahrens
- sofortige Freilassung von Gerry und Gerry
- Solidarität mit der republikanischen Bewegung Irlands
- Für ein vereinigtes, freies, sozialistisches Irland ohne NATO und EG!“
Q: Irland Solidarität Gießen: Irland Solidarität Info, Nr. 7, Gießen, November 1990.

   Valid HTML 4.01 Transitional   Valid CSS

[ Zum Seitenanfang ]   [ geographische Zwischenübersicht ]   [ thematische Zwischenübersicht ]   [ Hauptübersicht ]