Afghanischer Studentenverein an der Universität Hamburg:
Afghanistan. Führt dieser Weg zur Revolution?

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 7.11.2012

Die hier dokumentierte Broschüre des Afghanischen Studentenvereins an der Universität Hamburg aus dem August 1969, die mit Unterstützung des Allgemeinen Studentenausschuss erstellt wurde, schildert die ab dem April 1969 sich herausbildende antiautoritäre Bewegung unter der studierenden und lernenden Jugend in Afghanistan, die einer heftigen Repression gegenüberstand.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

August 1969:
Der Afghanische Studentenverein an der Universität Hamburg und der AStA der Universität Hamburg veröffentlichen die Broschüre "Afghanistan. Führt dieser Weg zur Revolution?". Nach einem knappen historischen Abriß werden die sechs Bevölkerungsschichten (Adlige, Geistliche, Großkapitalisten, Stammesfürsten und Großgrundbesitzer, Kleinbürger sowie die "Masse") vorgestellt und anschließend ausführlich von den Protesten berichtet, die im April 1969 begannen "und bis heute andauern". Sie entzündeten sich aufgrund der Zulassungsbeschränkungen zum Studium (Numerus Clausus) sowie der Vorfälle am Ebne Sinah Internat in Kabul, wozu es heißt:"
Die Schüler dieses Internats warfen ihrem Direktor und vielen seiner Kollegen ihre homosexuellen Neigungen vor, die sie, laut Berichten der Schüler, als Repressalien gegen die Schüler nutzten."

Nach einer zehntägigen Besetzung räumte die Polizei das Internat, wobei es mehrere Tote gab. Eine der Leichen wurde von Studenten im Leichenhaus der Universität entdeckt und dann in einem Demonstrationszug von 20 000 Menschen mitgeführt, der von der Polizei angegriffen wurde, wobei es wiederum Tote gab. Es beteiligen sich - "für afghanische Verhältnisse unendlich revolutionär" - auch die Schülerinnen der Mädchenschulen an der Demonstration, am Aeche Dorani Gymnasium brechen sie trotz Polizeieinsatz aus der Schule aus, wobei es zahlreiche Verletzte gibt.

Abschließend heißt es:"
Wir fordern die Regierung auf, endlich mit dem privatkapitalistischen, feudalistischen Regime Schluß zu machen
Wir fordern sie auf, endlich soziale, politische und wirtschaftliche Sicherheit und Gerechtigkeit für alle Afghanen zu gewähren
Wir fordern sie auf, sich endlich mit allen Mitteln für die Beseitigung von Arbeitslosigkeit und Analphabetentum einzusetzen
Wir fordern sie auf, Sicherheit für Arbeiter und Bauern im sozialistischen Sinne zu gewähren
Wir fordern sie auf, das Gesetz der Pressefreiheit endlich auch in der Praxis anzuwenden und politische Parteien nicht länger zu verbieten
Wir fordern sie auf, Schluß zu machen mit Korruption und Polizeiterror und Demonstranten und politische Häftlinge aus den Gefängnissen zu entlassen
Wir fordern sie auf, Studienmöglichkeiten für alle Abiturienten zu schaffen

Kommilitonen! Genossen! Unterstützt uns in unserem Kampf gegen dieses diktatorische System !!!"

Im Anhang finden sich einige Daten zu Afghanistan.
Quelle: AfSV, AStA Uni Hamburg: Afghanistan. Führt dieser Weg zur Revolution?, Hamburg Aug. 1969

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