Herausforderung
Zeitschrift zur Förderung marxistisch-leninistischen Denkens

Materialien zur Analyse von Opposition

Von D. Berger, Berlin

Im August 1977 erschien in Kiel die erste Nummer der „Herausforderung - Zeitschrift zur Förderung marxistisch-leninistischen Denkens“. Die Herausgeber waren zwei ehemalige Mitglieder des Thälmann-Kampfbundes, die sich der neu entstehenden marxistisch-leninistischen Zirkelbewegung zuwandten. Die Artikel und Dokumente der Zeitschrift befassten sich mit der Kritik und Entwicklung der regionalen und bundesweiten marxistisch-leninistischen Bewegung (vgl. Aug. 1977).

Als veröffentlichte Kritik an der ersten Nummer der „Herausforderung“ ist mir derzeit nur eine Rezension im „Arbeiterkampf“, dem Organ des Kommunistischen Bundes (KB), bekannt (vgl. 19.09.1977). Laut Kommunistischer Gruppe Bochum/Essen (KGB/E) hatten die Herausforderer nach „anfänglichen Sympathien für die ersten Veröffentlichungen der Gelsenkirchener erhebliche Kritiken“ an deren Schrift „Unsere nächsten Aufgaben“ (vgl. Jan. 1979).

1979 nahmen die Herausforderer an einer von der KGB/E organisierten „ML-Zirkelkonferenz“ in Bochum teil (vgl. 29.05.1979, 16.06.1979); 1980 wurden sie zu einer von der Marxistisch-Leninistischen Gruppe Erlangen-Nürnberg-Fürth (MLG ENF) geplanten wissenschaftliche Konferenz zum Thema „Marxismus und nationale Frage“ eingeladen (vgl. Apr. 1980).

Von der Zeitschrift „Herausforderung“ erschien nur eine Nummer.

Siehe dazu auch: Briefe aus dem Kreis um die Zeitschrift "Herausforderung" (Kiel) an den Kreis der Gelsenkirchener Marxisten-Leninisten um Karuscheit/Schröder (1978)

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

August 1977:
In Kiel erscheint die erste (und einzige) Ausgabe der „Herausforderung – Zeitschrift zur Förderung marxistisch-leninistischen Denkens“. Als presserechtlich Verantwortlicher und als Anschrift der Redaktion wird angegeben: Daniel Dockerill, 2300 Kiel.

Die Artikel und Dokumente befassen sich auf 48 Seiten mit der regionalen und bundesweiten marxistisch-leninistischen Bewegung:

Der Artikel „Warum und wozu fordern wir heraus?“ bilanziert die zehnjährige Arbeit der Marxisten-Leninisten in der BRD folgendermaßen:

„Die Bilanz zehnjähriger Arbeit der Marxisten-Leninisten sieht alles andere als großartig aus. Eine von allen Marxisten-Leninisten oder auch nur von der überwiegenden Mehrheit anerkannte einheitliche Partei gibt es bis heute nicht. Von der Anerkennung durch den fortschrittlichen Teil der Arbeiterbewegung wollen wir gar nicht sprechen. Nach der von Anfang an umstrittenen Gründung der KPD/ML haben sich noch eine Handvoll weiterer "Parteien" und "Bünde" gegründet, die heute alle in Konkurrenz untereinander den Anspruch erheben, die einzige konsequente "antirevisionistische" Organisation und wahre Vorhut des westdeutschen und des Westberliner (oder gar des "gesamtdeutschen") Proletariats zu sein. Und es ist überhaupt nicht abzusehen, dass eine dieser Organisationen sich in der Zukunft gegenüber den Konkurrenten durchsetzen wird - weder auf Grund zahlenmäßiger Überlegenheit, noch erstrecht durch politische Überzeugungskraft.“ (S. 3)

Als Ursache der schlechten Bilanz wird zuerst die mangelnde theoretische Grundlagenarbeit angesehen:

„Vor allem verfügen die Marxisten-Leninisten in Westdeutschland und in Westberlin bis heute nicht über eine marxistisch-leninistische Plattform, die sie auf der Grundlage gemeinsamer wissenschaftlicher Überzeugungen - und nicht beliebiger Glaubensbekenntnisse -vereinigen könnte; eine Plattform, die erst ein solides Fundament abgäbe für die Entwicklung einer wissenschaftlichen Strategie und Taktik der Revolution, für eine straff organisierte, einheitlich handelnde Partei. Auf dem Gebiet der Theorie haben die Marxisten-Leninisten dem modernen Revisionismus und den anderen opportunistischen Strömungen in der revolutionären und Arbeiterbewegung nichts entgegenzusetzen, womit sie einen ernsten Kampf wagen könnten. Politisch leben sie von Augenblickserfolgen und zehren noch immer von der revolutionären Aufbruchstimmung, die Ende der sechziger Jahre besonders Teile der Jugend erfasst hat.“ (S. 3)

Ihre Hoffnung setzen die Genossen der „Herausforderung“ auf die neu entstandenen und entstehenden marxistisch-leninistischen Zirkel:

„Außerhalb der "großen" Organisationen sind in den letzten Jahren in wachsender Zahl kleine marxistisch-leninistische Zirkel entstanden, deren gemeinsames Merkmal die Kritik an dem herrschenden Pragmatismus ist. Die von diesen Zirkeln herausgegebene Literatur hat bereits einen beträchtlichen umfang erreicht, wenn auch ihre Qualität noch recht unterschiedlich ausfällt. Naturgemäß sind diese Zirkel noch mit denselben Übeln mehr oder weniger stark behaftet, die in den "großen" Organisationen gehegt und gepflegt werden. Besonders auffällig ist z. B. die noch häufig anzutreffende Anmaßung, mit der alle möglichen Ansichten unter den Marxisten-Leninisten ohne zu analysieren als "revisionistisch", "trotzkistisch" usw. abqualifiziert und die eigenen Anschauungen als "letzte, unumstößliche Wahrheiten" ausgegeben werden. Die besten Arbeiten dieser Zirkel zeichnen sich gerade dadurch aus, dass sie die ideologische Haltlosigkeit, die mangelnde Prinzipientreue, die unwissenschaftliche Arbeitsweise, die großen und kleinen Unehrlichkeiten in den verschiedenen "Theorien" und "politischen Linien" der "großen" Organisationen (zumeist noch beschränkt auf bestimmte Einzelfragen) aufzudecken, ohne zu versuchen, gewissermaßen aus dem "hohlen Bauch" eine angeblich richtigere "Theorie", eine "bessere Linie" zu entwickeln. Ohne diese zunächst hauptsächlich auf die Zerstörung der vorhandenen Vorurteile und Illusionen gerichtete Arbeit wird die marxistisch-leninistische Bewegung keinen Schritt vorwärts machen, wird sie sich nicht zu der gemeinsamen Anstrengung aufraffen, die nötig ist für die Schaffung wirklich marxistisch-leninistischer Grundlagen einer einheitlichen und disziplinierten Partei.“ (S. 5f.)

Auch die Herausgeber der „Herausforderung“ begreifen sich als dieser neuen Zirkelbewegung zugehörig:

„Die Tatsache, dass an vielen Orten Westdeutschlands und in Westberlin Marxisten-Leninisten - aus verschiedenen "großen" Organisationen stammend - in wachsender Zahl begonnen haben, den herrschenden Pragmatismus offen anzugreifen und die "großen" Organisationen herauszufordern, ermutigt uns zu der Herausgabe der hier vorliegenden Zeitschrift. Wir müssen allerdings gleich dazu sagen, dass wir uns nicht in der Lage sehen, allein aus eigener Kraft ein regelmäßiges Erscheinen der "Herausforderung" zu garantieren. Weitere Ausgaben werden fast völlig davon abhängen, dass uns wenigstens eine Handvoll Genossen (aus Kiel oder von anderswo) durch Kritik, Fragen und möglichst auch durch eigene ausführlichere Beiträge unterstützt. Ob sich solche Genossen finden werden, wissen wir nicht. Wir meinen allerdings, dass es genügend "Stoff" für diese Arbeit gibt.“ (S. 6)

In Kiel und Umgebung wollen sie die ehemaligen Mitglieder und Sympathisanten der „großen“ Organisationen sammeln:

„Wir hoffen, dass es uns mit Hilfe der "Herausforderung" gelingt, diejenigen Genossen unter ihnen zu sammeln, die nicht bereit sind, hier und da weiter zu handwerkeln im Vertrauen darauf, dass die Bewegung schließlich irgendwann von selbst das richtige Bewusstsein hervorbringt, die nicht bereit sind, die gegenwärtige Verwirrung unter den Marxisten-Leninisten einfach hinzunehmen, die nicht auf den Gebrauch des eigenen Kopfes verzichten wollen. Gemeinsam mit diesen Genossen hoffen, wir an der neu aufgelebten Diskussion der brennendsten Fragen der marxistisch-leninistischen Bewegung aktiv teilzunehmen.“ (S. 7)

Im Artikel „Neue marxistisch-leninistische Zirkel – eine unvollständige Übersicht“ werden einige dieser neuen Zirkel vorgestellt. Einleitend heißt es dazu:

„Wir stellen hier einige marxistisch-leninistische Zirkel vor, die in neuerer Zeit entstanden sind – d. h. nachdem die Herausbildung der "großen" Organisationen (KPD/ML, KABD, KPD, KBW) in ihrer heutigen Gestalt im Großen und Ganzen abgeschlossen war. Diesen Abschluss stellt die Gründung des KBW im Sommer 1973 dar. Die seit jener Zeit neu entstandenen marxistisch-leninistischen Zirkel kann man unseres Erachtens heute nicht mehr als eine unwichtige Randerscheinung der marxistisch-leninistischen Bewegung abtun. Vielmehr weisen sie auf eine deutliche Tendenz in dieser Bewegung hin: Ein größer werdender Teil der Marxisten-Leninisten in Westdeutschland und in Westberlin beginnt zu begreifen, dass die große Aufgabe, die Marxisten-Leninisten ideologisch und politisch zusammenzuschließen, ihre organisatorische Zersplitterung zu überwinden und sie auf der Grundlage marxistisch-leninistischer Prinzipien mit der Arbeiterbewegung zu verschmelzen - kurz dass die Schaffung der neuen marxistisch-leninistischen Partei nicht den Führern der gegebenen "Parteien" und "Bünde" überlassen werden darf. Eine wachsende Zahl von Genossen wird sich der Verantwortung bewusst, die sie selber tragen, dafür dass diese Aufgabe gemeistert wird.

Wir können hier nicht den Nutzen oder Schaden einer "neuen Zirkelbewegung" erörtern. Unsere eigenen Kenntnisse und Studien reichen auch nicht aus, ein ausgewogenes Urteil über die verschiedenen Zirkel im Einzelnen abzugeben. Wir halten es aber für die unabweisbare Pflicht jedes Marxisten-Leninisten sich mit der Entwicklung und der Arbeit der neuen Zirkel auseinanderzusetzen, auch dann, wenn er das ganze eher für eine unerfreuliche Erscheinung ansieht. Deshalb haben wir diese Übersicht zusammengestellt, die dem Leser als Anregung und Hilfe dienen soll, damit er sich ein selbständiges Urteil bilden kann. Im Übrigen wollen wir uns in den eventuell folgenden Ausgaben unserer Zeitschrift mit den positiven und negativen Seiten der neuen marxistisch-leninistischen Zirkel gründlicher auseinandersetzen.

Die Übersicht ist nicht vollständig, d. h, sie enthält von den uns bekannten Zirkeln und ihren Veröffentlichungen nur diejenigen, die uns am wichtigsten erscheinen. Die Zirkel sind - soweit uns bekannt - in der Reihenfolge des Datums ihrer jeweiligen ersten Veröffentlichung geordnet. Wir haben jeweils die Kontaktadresse angegeben, damit der Leser sich eventuell Material bestellen kann. Wir bemühen uns gleichzeitig, die wichtigsten Veröffentlichungen vorrätig zu halten, so dass diese auch von uns bezogen werden können.“ (S. 8)

Vorgestellt werden dann: die „Kommunistische Gruppe Bochum/Essen“ (KGB/E), die Gruppe um die Zeitschrift „Gegen die Strömung“ (GdS), die „Liebknecht-Vereinigung“ aus Berlin, die Herausgeber des „Westberliner Kommunist“, der „Kommunistische Arbeiterbund (Revolutionärer Weg)“ (KAB (RW)), der Kreis von Gelsenkirchener Marxisten-Leninisten (Teil der späteren NHT) sowie ehemalige Mitglieder des KBW bzw. der GUV in Frankfurt.

Der Artikel „KPD/ML – eine Gemeinschaft auf Treu’ und Glauben“ übt Kritik an der politischen Linie der KPD/ML, insbesondere auch an der These des „Erstgeburtsrechts“ der Partei. Für Chronisten sind hauptsächlich folgende Aussagen über die K-Gruppen in Kiel interessant:

„In Kiel haben von den "großen" Organisationen, die sich ausdrücklich als Vorhut des Proletariats bezeichnen, nur die KPD/ML und der KBW einen nennenswerten Einfluss.“ (S. 13)

„Ehemalige KBWler verlieren sich meist sehr bald in alle vier Winde. Vereinzelt oder in kleinen Gruppen versuchen einige, sich hier und da noch an organisierte Arbeit in der Gewerkschaft, in verschiedenen Komitees oder Initiativen zu klammern. Haupttendenz ist Rückzug ins "Privatleben".

Ehemalige KPD/ML-Genossen und Sympathisanten dagegen - ebenfalls hauptseitig wieder "privat" geworden - bewegen sich auch nach ihrem Rückzug weiter konzentriert im "Dunstkreis" der KPD/ML. Sie unterstützen Demonstrationen und andere Aktionen der KPD/ML weiter und besuchen weiterhin jede größere Veranstaltung.“ (S. 13)

„Ein weiterer Bestandteil, der jedenfalls hier in Kiel von besonderer Bedeutung ist, ist die Ausrichtung der Politik auf das Industrieproletariat, mit der hier am Ort die KPD/ML - ganz im Gegenteil zum KBW - in gewisser Weise Ernst gemacht hat.

Wer auch nur einigermaßen begriffen hat, dass die Partei des Proletariats nur dann geschaffen werden kann, wenn die fortschrittlichsten Arbeiter für den Kommunismus gewonnen werden, hat hier in Kiel bezüglich der "großen" Organisationen gar keine Wahl. Der KBW hat hier von vornherein seine politischen Aktivitäten auf der Ebene des "ganzen Volkes" entfaltet (was bekanntlich ein beliebter Tummelplatz der Revisionisten ist).

Die führende Rolle der Arbeiterklasse zwar stets im Munde und sich stützend auf "Betriebs"-Zellen im Krankenhaus und anderen kleinbürgerlich geprägten Bereichen, hat er die Entwicklung kommunistischer Arbeit im Industrieproletariat von Anfang an fast ganz links liegen gelassen. Die führende Rolle der Arbeiterklasse "verwirklicht" der KBW - nach Klassenlage und Klassenherkunft nachweisbar kleinbürgerlich zusammengesetzt -, indem er sich selbst Kraft seiner "richtigen Forderungen" zur Vorhut des Proletariats ernennt.

Dagegen hat die klassenmäßige Zusammensetzung der KPD/ML, die von vornherein dem Aufbau von Zellen in den Industriebetrieben große Bedeutung zumaß und an erste Erfolge der alten RG-Kiel (Rote Garde, Kiel) anknüpfen konnte, gemessen an Klassenlage und Klassenherkunft der Genossen - relativ stark proletarische Züge. Über das Klassenbewusstsein der Arbeiterkader der KPD/ML sowie der KPD/ML insgesamt, sagt diese Tatsache aber absolut noch nichts aus.“ (S. 16)

Berichtet wird auch über zwanzig ehemalige Mitglieder des Kieler KBW bzw. seiner „Massenorganisationen“, die 1976 einen „Offenen Brief“ auf einer KBW-Veranstaltung verteilt hätten, um die Politik des KBW zu kritisieren und die Auseinandersetzung um die Aufgaben der Kommunisten voranzutreiben (S. 6).

Bei dem Artikel „Zehn Jahre marxistisch-leninistische Bewegung“ handelt es sich um Auszüge aus einer Rede, die Günther Jacob vom KAB (RW) auf einer Sylvesterveranstaltung 1976/77 gehalten hat. Als Gäste waren u.a. die KGBE und die Kieler Genossen anwesend.
Quellen: Herausforderung – Zeitschrift zur Förderung marxistisch-leninistischen Denkens, Nr. 1, Kiel, August 1977

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19.09.1977:
In der Monatszeitschrift „Arbeiterkampf“ des KB erscheint unter der Rubrik „’ML’-Szene“ ein Artikel über das Erscheinen der ersten Ausgabe der „Herausforderung - Zeitschrift zur Förderung Marxistisch-Leninistischen Denkens“, Kiel, August 1977 (vgl. August 1977).

Darin heißt es u. a.: „Ihre Zielgruppe sieht die neue Zeitschrift in den aus KBW, "KPD", "KPD/ML" und KAB"D" Ausgeschlossenen bzw. Ausgetretenen.

Man will sich sowohl um die "ins Privatleben zurückgekehrten" als auch um die "in den letzten Jahren in wachsender Zahl entstandenen kleinen Zirkel" kümmern. (…)

Die "Herausforderung" beschreibt als "die besten Arbeiten dieser Zirkel, dass sie die ideologische Haltlosigkeit … die unwissenschaftliche Arbeitsweise, die großen und kleinen Unehrlichkeiten … der ‘großen Organisationen’ aufdecken."

Sie beklagen ein "Klima schläfriger Gleichgültigkeit und politische Vertrauensseligkeit gegenüber den ‘gegebenen Führern’" in "KPD/ML", "KPD" etc. Damit soll nunmehr aufgeräumt werden, stattdessen sollen die "brennenden Fragen des Klassenkampfes" freimütig diskutiert werden; der durchaus lobenswerte Vorsatz nach Jahren der Abstinenz wieder selbst den Kopf zu gebrauchen, zu diskutieren, steht also bei Gründung der "Herausforderung" Pate.

Leider kommen die Kieler Ehemaligen über diesen bloß methodisch-formalen Vorsatz nicht hinaus, denn was beim eigenständigen Nachdenken rausgekommen ist, bewegt sich doch sehr in bekannten Bahnen. An guten Vorsätzen hat es in der „ML“-Bewegung eigentlich nie gefehlt. Jedenfalls geht 's leider wieder nicht um politischen Streit um reale Probleme der aktuellen Auseinandersetzung, sondern wie schon seit Jahren um "eine marxistisch-leninistische Plattforen, die (die Marxisten) auf der Grundlage gemeinsamer wissenschaftlicher Überzeugungen … vereinen könnte".“
Q: Arbeiterkampf, Nr.113, Hamburg, 19.9.1977, S. 59

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Juli 1978:
Nach eigenen Angaben führt die Kommunistische Gruppe Bochum/Essen (KGB/E) Gespräche mit folgenden Gruppen durch:
- Gruppe aus Frankfurt,
- Gruppe aus Mainz,
- Herausforderung/Kiel,
- Gelsenkirchener Marxisten-Leninisten.

Ein Gespräch wurde auch mit der Gruppe um 'Herausforderung' Kiel geführt: "Die Gruppe zählt sich auch zur Bewegung … der HS Theorie. An der gemeinsamen Erklärung der Gelsenkirchener und an ihrem Buch 'Unsere Aufgaben' bestehen mittlerweile von Seiten der 'Herausforderung' nach anfänglichen Sympathien für die ersten Veröffentlichungen der Gelsenkirchener erhebliche Kritiken."
Q: KGB/E: Rundbrief, Nr. 5, Bochum, 9.8.1978, S. 4f.

Januar 1979:
Nach eigenen Angaben der Kommunistischen Gruppe Bochum/Essen (KGB/E) findet ihre 6. ordentliche MV in Bochum statt. U. a. wird der "Rechenschaftsbericht des Zentralen Ausschusses der Kommunistischen Gruppe Bochum/Essen" verabschiedet.

Zur Zirkelentwicklung wird im Rechenschaftsbericht u. a. ausgeführt:"

Mit der zunehmenden Diskussion unter den Zirkeln tritt auch hier ein Differenzierungsprozeß ein. … Was das Ergebnis dieses Differenzierungsprozeß sein wird, läßt sich noch nicht genau sagen, zumal es eine Reihe von Zirkeln gibt, die erst seit jüngstem existieren oder die wir auf Grund mangelnder Kontakte noch nicht richtig einschätzen können. Erwähnt werden muß hier noch eine Reihe von Gruppen wie: 'Herausforderung' Kiel, Liebknechtvereinigung (Berlin), 'Rote Briefe' (Wuppertal), Kommunistische Initiative Düsseldorf, Aufbruch (Gruppe fränkischer Kommunisten), Aufbruch zur revolutionären Theorie (Süddeutschland) und andere mehr."
Q: KGB/E: Rechenschaftsbericht des Zentralen Ausschusses der Kommunistischen Gruppe Bochum/Essen, Bochum, Jan. 1979

29.05.1979:
Die KGB/E und der KAB Kassel laden zur „ML-Zirkelkonferenz am 16./17. Juni 1979 in Bochum“ ein. U. a. haben ihre Teilnahme verbindlich zugesagt: Gruppe Herausforderung (Kiel).
Q: KGB/E und KABK: Einladungsschreiben an die Teilnehmer der ML-Zirkelkonferenz am 16./17. Juni 1979 in Bochum, Bochum 1979

16.06.1979:
Konferenz in Bochum, zu der die KGB/E und der KAB/Kassel eingeladen hatten. Die Konferenz wird am 17.6. fortgesetzt. Erhard, Fröhlich und Ziegenhagen berichten später:"

Die Bochumer Konferenz stand unter dem Zeichen einer Polarisierung der Meinungen der Gelsenkirchener Marxisten-Leninisten und denen der KGB/E. Die übergeordnete Frage war die: welche nächsten Schritte muss die 'Neue Strömung Hauptseite Theorie' machen, um dem Ziel - dem Aufbau der Kommunistischen Partei Westdeutschlands - näher zu kommen?"

Auf der Konferenz sind Vertreter folgender Gruppen anwesend:
- Redaktion der 'Aufsätze zur Diskussion' (AzD),
- Kreis Gelsenkirchener Marxisten-Leninisten,
- Kommunistische Initiative Düsseldorf (KID),
- Komitees für Demokratie und Sozialismus (KDS),
- Arbeiterkulturverlag (AKV) Düsseldorf,
- KG Bonn,
- Kiel (ehemals Herausgeber der 'Herausforderung'),
- Frankfurt,
- Neu Isenburg,
- Hannover,
- Berlin,
- Gruppe Ratinger Kommunisten,
- Mainz,
- Rüsselsheim,
- Kommunistische Aufbaugruppe (KAG) Osnabrück,
- Fränkische Marxisten-Leninisten Nürnberg,
- Castrop Rauxel.
Q: Fröhlich, Henriette; Ziegenhagen, Franz, Ehrhard, J.B.: Der Weltgeist geht um. Zur Konferenz in Bochum am 16. u. 17. 6.79, Nürnberg 1979

April 1980:
Von der Marxistisch-Leninistischen Gruppe Erlangen-Nürnberg-Fürth (MLG ENF) wird das 'Konferenz-Info' Nr.1 (vgl. Juni 1980) herausgegeben. Thema: Die Vorbereitung auf eine wissenschaftliche Konferenz zum Thema "Marxismus und nationale Frage". Bereits Ende Januar rief die Gruppe zu einer Initiative für diese Konferenz auf. Das Info ging an folgende Gruppen: Erobert die Theorie (München), eine Gruppe in München um Axel Jansen, KG Osnabrück, 'Herausforderung' (Kiel), AKV (Düsseldorf), Liebknecht-Vereinigung (Berlin), KG Bochum/Essen (KG B/E), 'Beiträge zur Diskussion' (Bayern), Gruppe Ratinger Kommunisten (GRK). Zur Information ging das Info auch an die Neue Hauptseite Theorie (NHT) Gelsenkirchen-Rüsselsheim, GDS (Frankfurt) und die Komitees für Demokratie und Sozialismus (KDS).
Q: MLG ENF: Konferenz-Info, Nr. 1,Nürnberg, Apr. 1980

Letzte Änderung: 30.10.2022