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Bochum
Die "Rote Ruhrpark-Gruppe"

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, März 2005

Liste der als Scans vorhandenen Zeitungen


In vielen Bereichen des produktiven Sektors arbeiteten ab 1970 eigenständige Frauengruppen, die sich unterschiedlich entwickelten und mit eigenen Publikationen an die Öffentlichkeit traten. Die Frauenbewegung, so schillernd sie war, nahm sicherlich ihren Ausgang im Wintersemester1968/69 in Frankfurt/.M. innerhalb einer Ästhetik-Vorlesung von Theodor W. ADORNO, als einige Frauen des Frankfurter Weiberrates ‚oben Ohne’ erschienen. Die Frauen des Weiberrates waren auf die sturen SDS-Männer nicht gut zu sprechen, denen die Kritik an der Männerherrschaft nahezu verpönt erschien.

Auf einem Flugblatt vom November 1968 war eine Frau abgebildet, die es sich lasziv auf einer Matratze mit einem Beil in der Hand gemütlich machte, um dann mit einem phallischen Hut auf dem Kopf namentlich aufgeführte Männer des SDS-Frankfurt/M. zu desavouieren.(1)

Die Politisierung und Ideologisierung der Frauen verlief nun sozusagen neben den roten Übervätern gleichrangig, ohne dass aber die Hardliner der Männer-K-Gruppen von dieser Entwicklung etwas mitbekamen oder mitbekommen wollten.

Mit der Gründung der ersten Weiberräte, Kinderläden und Sexpolgruppen, wurde der Zerfall der APO und des SDS beschleunigt.1970 gab es Hunderte von diesen Gruppen. Sie begannen, sich ökonomisch selbständig zu entwickeln, schufen sich eine eigene Strukturen. Sie orientierten sich an BERNFELD, FREUD, REICH, RÜHLE, KLEINSCHMIDT, WOLFHEIMER und anderen und an die Geschichte der Sexpol-Bewegung, die sich ab 1934 in Deutschland zu entwickeln begann.

Frauen und ihr Selbstbewusstsein - das war der Ansatz für die kommende Entwicklung, die in der Frauenaktion 1970 den § 218 wieder in die Diskussion brachte. Das dürfte auch als der eigentliche Beginn selbständiger Fraueninitiativen angesehen werden. Mit der großen § 218 Demonstration vom September 1975 war die feministische Frauenbewegung auf dem Höhepunkt. Das § 218 Komitee („Mein Bauch gehört mir“) war u. a. vom KBW getragen. Die Spaltung der Frauenbewegung in Feministinnen und Politfrauen bildete ab hier eine gewisse Zäsur. Die früheste bekannte autonome Frauengruppe war „Brot und Rosen“ in Berlin, die begann, den „Sexismus“ als Frauenunterdrückung zu interpretieren. Ideologisch ging es um die Frage Feminismus und Sozialismus. Für sie war klar, dass es keinen Sozialismus ohne Feminismus geben kann.

Anders gewichtet waren die Vorstellungen der Frauengruppe im „Revolutionären Kampf“. In einem Papier von 1972 entwickelte sie die Idee der zu schaffenden „revolutionäre Frauenbewegung“. Aus dieser entstanden u. a. eigene Frauenwohngemeinschaften. Sie strebten auch reine Frauenbetriebsgruppen an (u. a. Neckermann-Versand, Opel Rüsselsheim). Zur Zeit der Häuserkämpfe der ‚Putzgruppe’ gab es auch kurzlebige Versuche, eine eigene ‚Frauenputzgruppe’ aufzubauen.

Ob sich daraus auch eigene Frauenzentren ableiten ließen, kann hier nicht beurteilt werden. Eine Tatsache war allerdings, dass sich im Zuge der §-218-Diskussion auch eigene (autonome) Frauenzentren konstituierten, wie etwa 1974 in Heidelberg. Die feministischen Aktivitäten sollten ihnen zur Unabhängigkeit verhelfen. Doch die Einrichtung der Frauenzentren führten zur weitgehenden Entfremdung. Zwar gab es noch Frauenoffensiven, wie die in München und mit „Courage“ (1975) ein eigenes Bewegungsorgan. Doch die radikalen Feministinnen scheiterten ebenso wie die selbsternannten männlichen K-Gruppen-Kader.

Der Bochumer Weiberrat des SDS dürfte von dieser Entwicklung nicht verschont geblieben sein. Im wesentlichen waren diese Genossinnen schon früh in den politischen Diskurs, womöglich über die Zeitschriften „Amos“ und „Kritischer Katholizismus“ (ab 1967), eingebunden. Darüber sind jedoch bisher nur ungenügende Informationen vorhanden.

Viele Genossinnen schlossen sich den diversen K-Gruppen an. In der KPD/ML-ZB bildeten viele von ihnen, auch die sog. Unterstützungsgruppen (Agitation vor den Betrieben, verteilen von Flugblättern u. ä.). Im Zuge dieses Prozess dürften sich in Bochum auch Die sog. „Roten Frauengruppen“ konstituiert haben, die eine eigene Betriebsarbeit favorisierten. Bekannt ist das vom Bochumer Kabelwerk Rheinshagen, vermutlich aber auch von der Blaupunkt-Vertretung in Herne oder der frühen Siemens Vertretung in Bottrop. Die „Rote Ruhrpark-Gruppe“ in Bochum war dort womöglich eine der ersten Frauengruppe, die im außerproduktiven Sektor, im HBV-Bereich (Handel, Banken und Versicherungen) arbeitete. Womöglich sympathisierte sie mit der KPD/ML-ZK, was aus der Vorstellung der Gruppe im „Roten Ruhrpark Info“, Nr. 5 hervorgeht. Ihre soziale Zusammensetzung wird aus dem uns bekannten Material nicht ganz deutlich. Vermutlich bestand sie aus Verkäuferrinnen, (weiblichen) Angestellten und Auszubildenden. Sie zeichnete für das „Ruhr Park Info“ verantwortlich. Eine geschlossene Darstellung dieser Gruppe gibt es nicht. Neben der „Roten Ruhrpark-Gruppe“ existierte in Bochum vermutlich auch noch weiter die „Rote Frauengruppe“ bis lange über das Jahr 1971/72 hinaus. Der Ruhr-Park in Bochum ist ein Einkaufszentrum, dass in einem großen Areal untergebracht ist. In ihm befinden sich Geschäfte, die der Bevölkerung an der Peripherie zur Stadtgrenze Dortmund, Möglichkeiten verschaffen, dort ihre Einkäufe zu tätigen.

Am 11. September 1970 erschien nach eigenen Angaben, die erste Ausgabe des „Roten Ruhrpark Infos“ der „Ruhr-Park- Gruppe Bochum“. (2) Am 11.7. unterzeichnete sie einen Aufruf gegen die „konjunkturpolitischen Maßnahmen“ der Bundesregierung. Die „Rote Ruhr-Park-Gruppe“ berichtete darüber in einem eigenen Info. Diese Maßnahme bezeichnete sie als „KZ-Steuer“ („Konjunktur-Zuschlag). (3)

Zum 1.12.1970 berichtete sie, dass zum 1.1.1971 „die von der Gewerkschaft HBV ausgehandelte 10%ige Lohnerhöhung für die Angestellten des Einzelhandels in Kraft tritt“. (4)

Am 1.1.1971 berichtete die „Rote Ruhrpark-Gruppe“ davon, dass COOP Dortmund „die Umsatzleistung bzw. Pro-Kopf-Leistung für die 25.000 Coop-Läden, ganz besonders werden die Leistungen für die COOP-Tochter Gesellschaft Hellweg Supermarkt heraufsetzt“. (5)

Am 19.3.1971 berichtete die „Rote Ruhrpark-Gruppe”:

„KAMPF DEM LOHNRAUB - SOLIDARITÄT MIT DER HM BELEGSCHAFT!

Am 19.3. fand im Hellweg-Supermarkt eine Betriebsversammlung (BV) statt, die es in sich hatte. Wie kam es, dass erstmals seit Bestehen des HS, also ERSTMALS seit 6 1/2 Jahren, im (Gewerkschaftsunternehmen!) Hellweg Supermarkt eine BV abgehalten wurde?

Die Vorgeschichte dazu ist ebenso bezeichnend bzw. beispielhaft wie die BV selbst; bezeichnend für die Geschäftspolitik des Unternehmers Gewerkschaft, beispielhaft, was die Entschlossenheit und Solidarität der Kolleginnen und Kollegen anbelangt. Aber lassen wir zunächst die Fakten sprechen, und zwar der Reihe nach:

1.1.1971: Die von der Gewerkschaft HBV ausgehandelte 10%ige Lohnerhöhung für die Angestellten des Einzelhandels tritt in Kraft.

1.1.1971: COOP Dortmund setzt die Umsatzleistung bzw. Pro-Kopf-Leistung für die 250 COOP-Läden herauf; ganz besonders heraufgesetzt werden die Leistungen für COOP-Tochter-Gesellschaft Hellweg-Supermarkt, so sagte es jedenfalls BR Malkus auf der Betriebsversammlung. Dazu bedarf es einer Erklärung: Nach der Umsatzleistung des jeweiligen Ladens, die umgelegt auf die gesamte Belegschaft die Pro-Kopf-Leistung ergibt, wurde und wird die Umsatzprämie gemessen. Sie beträgt höchstens 100 DM monatlich. Im letzten Jahr konnten die Kolleginnen und Kollegen fast immer diese ca. 100 DM 'Sonderleistung' kassieren, die, wiederum laut BR Malkus, gewissermaßen ein großzügiges Entgegenkommen der Geschäftsleitung für die geleistete Mehrarbeit seien. Wenn man bedenkt, wie sauer man sich die bescheidene, jawohl bescheidene Gehaltsaufbesserung von 100 DM erarbeiten musste, dann ist die Bezeichnung 'Sonderleistung' ein blanker Hohn, ja eine Unverschämtheit.

1.2.1971: Die klammheimliche Heraufsetzung der Umsatzleistung wirkt sich aus. Nachdem die Gehaltsstreifen ausgegeben sind, stellt man fest: Man hat weniger Geld, als vor der Lohnerhöhung, d. h. die Umsatzleistung ist völlig willkürlich in utopische Höhe heraufgesetzt worden, so dass kein einziger Pfennig Prämie mehr herausspringt.

Die Reaktion der Kolleginnen und Kollegen ist eindeutig: 'Das lassen wir uns nicht bieten'. Es kommt zu heftigen Diskussionen mit der Ladenleitung, die, erwartungsgemäß die Vorwürfe nach 'oben' weitergibt: 'Dafür sind wir nicht zuständig'.

Wenn die Geschäftsleitung gehofft haben sollte, dass sich die Gemüter schon wieder beruhigen würden, so sah sie sich getäuscht. Das Maß war voll. 'Man hatte einfach kein Verständnis, dass immer, wenn Lohnerhöhungen kämen, auch gleich automatisch die Prämien gestrichen wurden.' (...) Überlegen wir uns einmal, was das heißt: Erhöhung des Tariflohns und Streichung der Prämie, das macht unter dem Strich: Der Effektivlohn ist gesunken, obwohl der Tariflohn gestiegen ist; mit anderen Worten, alle Angestellten verdienen jetzt weniger als vor der Lohnerhöhung. Oder ganz schlicht: Wir sind mal wieder beschissen worden. Zufällig? Keineswegs zufällig. Dieser LOHNRAUB, denn um nichts anderes handelt es sich, ist ein ganz abgekartetes Spiel, ein Spiel, das nicht nur die COOP-Geschäftsleitung, sondern alle ehrenwerten Kapitalisten aus dem eff eff beherrschen. Dieser Taschenspielertrick zur Rettung der Unternehmergewinne wird immer dann ausgespielt, wenn eine Krise unmittelbar bevorsteht. Im Grunde ist er nur ein Auftakt; danach folgen, siehe die Krise 1966/1967, die dickeren Hämmer: Kurzarbeit, Entlassung zunächst der älteren, danach der jüngeren Kollegen. Krisen (Herr Schiller und Co. nennen es Rezession, Normalisierung usw.) sind das Grundübel jeder kapitalistischen Gesellschaft. Der sie ausbaden muss, das haben bisher alle Krisen in schöner Regelmäßigkeit gezeigt, die Arbeiter und kleinen Angestellten nämlich. Die großen Kapitalisten, und man darf die COOP-Bonzen hinzuzählen, gingen bisher immer gestärkt aus den Krisen hervor, gestärkt durch die vielen Bankrotte der schwächeren und kleineren Unternehmen, Händler und gestärkt vor allem durch den Lohnraub an den Arbeitern und Angestellten. Was man dagegen tun kann? Die Kolleginnen und Kollegen des H-Supermarktes haben uns den ersten Schritt gezeigt, den man im Kampf gegen Lohnraub, Kurzarbeit, Entlassungen usw. tun muss. Sie solidarisierten sich und zeigten ihre Geschlossenheit durch eine Unterschriftensammlung, mit der man den Betriebsratsvorsitzenden Malkus einlud, mit der Aufforderung, u.a. zu der Prämienstreichung Stellung zu nehmen. Wer sich im Stillen erhofft hatte, dass der Betriebsrat bei der Lagfe der Dinge konkrete GEWERKSCHAFTLICHE Maßnahmen vorschlagen würde, musste sich eines besseren belehren lassen. Der Betriebsratsvorsitzende Malkus entpuppte sich, ebenso wie BR Haeger, als gelehriger Schüler und Sprecher der Geschäftsleitung.

Bezirksleiter Grah schwieg sich aus. Er beschränkte sich darauf, redende Kolleginnen und Kollegen mit 'bösen Blicken' einzuschüchtern oder aus dem Konzept zu bringen. Wie stark die Solidarität der Belegschaft war, geht daraus hervor, dass sogar sogenannte 'stille' Kolleginnen und und Kollegen das Wort ergriffen und die Betriebsrats'beamten' Malkus und Haeger von einer Verlegenheit in die nächste brachten. Wie sehr sich der BR als geschäftsleitungshörig erklärte, geht aus dem nachfolgenden Protokoll hervor.

DOKUMENTATION: HELLWEG-SUPERMARKT
PROTOKOLL DER BV VOM 19. 3.1971.

Dieses Protokoll wurde herausgegeben, da der Betriebsrat es offensichtlich versäumt hat, ein Protokoll zur Betriebsversammlung zu erstellen.

Einladende waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Versammlung war um 18 Uhr 45 angesagt und wurde im Aufenthaltsraum des Hellweg Supermarktes abgehalten, Anwesend waren ca. 70 Angestellte des Hellweg Supermarktes.

Vom Betriebsrat waren zugegen Herr Malkus und Herr Haeger. Außerdem nahmen teil: Herr Grah als Bezirksleiter und Herr Schüttelkorb als Geschäftsführer des Hauses.

Zur Tagesordnung standen:
1. Bericht des Betriebsrates
2. Aussprache.

Nach der Begrüßung des Betriebsratsvorsitzenden Malkus wurde die Versammlung umfunktioniert, mit der Begründung, wenn der Betriebsrat der Einladende wäre, stünde uns ein Verzehr von 5 DM zu, was man uns unbedingt zukommen lassen wollte.

Gleich meldete sich aber die Kollegin Fischer, dass es uns ja nicht um die 5 DM ginge, sondern dass wir lediglich wissen wollten, warum uns die Verkaufsprämie von 100 DM entzogen worden sei. BR Malkus wollte aber nicht gleich auf den Kern der Sache kommen, sondern zu Punkt 1: Bericht über seine Betriebsratsarbeit. Er schilderte kurz seinen Lebenslauf; dass er schon 25 Jahre bei COOP sei und so in die Gewerkschaftsarbeit hineingewachsen sei.

Anschließend wollte er wissen, wer die ganze Sache inszeniert hätte, und sie, bei der Vielzahl der COOP-Läden, nicht immer gleich Versammlungen abhalten könnten.

Da noch nicht alle Mitarbeiter zugegen waren, bat der Kollege Schlinker, man solle doch mit der weiteren Diskussion warten, bis die Initiatoren der Betriebsversammlung zugegen seien. Daraufhin meldete sich die Kollegin Ganzer und sagte, dass man zunächst doch einmal froh sein sollte, dass junge Mitarbeiter die Initiative ergriffen hätten und eine Betriebsversammlung einberufen hätten.

Sie sei schon gut zehn Jahre bei COOP tätig und mache erstmals eine derartige Versammlung mit. Früher sei so etwas undenkbar gewesen, denn da hätte man gar nicht erst versucht, den Mund aufzumachen, weil man so befürchten musste, seinen Arbeitsplatz zu verlieren. Wir lebten nun einmal in einem demokratischen Staat und könnten nicht umhin, auch so vorzugehen. Auch war sie der Meinung, nach dem Betriebsverfassungsgesetz müsste zwingend zwei Mal im Jahr eine Versammlung abgehalten werden. Es gab Ausflüchte von seiten Herrn Haeger und Malkus; man sollte doch in Zukunft einen Sprecher wählen, oder jede Abteilung ihre Belange telefonisch bei Herrn Malkus vortragen, und er würde sich in Zukunft bemühen, alles ins Reine zu bringen.

Kollegin Tittgemeyer, Kollege Nonner und Kollege Horn kamen aber wieder auf den Kern der Versammlung zu sprechen, denn es ging ja um die gestrichene Prämie von 100 DM im Monat.

Man wollte wissen, warum man auf einmal alles abgezogen hätte; wenn Einnahmen einen Prozentsatz zurückgegangen seien, könnte man nicht alles auf einmal abziehen. Man hörte aus der Versammlung, dass alles über den Kopf der Mitarbeiter verhandelt werde; man hatte einfach kein Verständnis, dass immer, wenn Lohnerhöhungen kamen, auch gleich automatisch die Prämien gestrichen werden. Der Leistungsplan wurde schnell erhöht und somit kommen wir zukünftig nicht in den Genuss der Prämie. Herr Malkus spricht von Personalkosten, aber nicht von Gewinnen.

Auch spricht Herr Malkus von zukünftigem Personal und wie schlecht man gutes Lehrpersonal bekommen kann. Es sei schon heute so, dass Lehrlinge, die vorher schon drei bis fünf Stellen hatten, dann erst bei COOP vorsprechen. Auch dieses meinten wir, sollte zu denken geben.

Da in dem Einladungsbrief der Mitarbeiter des Hellweg Supermarktes auch die zwei Tage Urlaub mehr ab 1970 zur Sprache kamen, kam auch dieses Thema zur Diskussion.

Vom Betriebsrat wurde auch diese Sache unterbunden, mit der Behauptung, dass für die Konsumgenossenschaften erst ab 1971 die zwei Tage mehr tariflich geregelt sind. Die Kollegin von der Weide meldete sich zu Wort und sagte, dass auch die Freizeit nicht mehr eingehalten werden könnte. Sie sei zum Beispiel aus der Wurstabteilung; sie müssten an Samstagen und vor Feiertagen um sechs Uhr morgens anfangen, um Wurst vorzuschneiden. Um dem Kunden reibungslos seine Ware verabreichen zu können, müsste manches vorgearbeitet werden. Aber Überstunden würden ja nicht bezahlt und Freizeit könnte wegen Personalmangel nicht gewährt werden.

Daraufhin der Betriebsrat: 'Wenn aus Personalmangel keine Freizeit gegeben wird, dann handeln Sie eben aus Idealismus, denn Überstunden werden grundsätzlich nicht bezahlt. Die Geschäftsleitung steht eben auf diesem Standpunkt und hat Recht damit'.

Kollegin Ganzer fragte den Betriebsrat, warum es nicht üblich sei, bei COOP den Angestellten beim Einkauf Prozente zu gewähren. Sie war der Meinung, dass alle großen Kaufhäuser 10 - 15% bei Wareneinkauf ihrem Personal zukommen ließen. Malkus und Haeger daraufhin: dass sei schon lange eine umstrittene Angelegenheit. Man notierte sich den Fall zur Vorlage der Geschäftsleitung. Herr Scheper meldete sich auch und meinte, als Lagermeister sei es seine Pflicht zur Rationalisierung einen Wink zu geben. Man sollte doch zukünftig, wenn Ware vergessen würde, nicht einen ganzen Laster für 250 g Butter zur Nachlieferung einsetzen. Es wurde noch viel zur Diskussion gesprochen und alles wurde von Herrn Haeger und Herrn Malkus fein säuberlich notiert zur Weitergabe.

Am Schluss der Versammlung wurde Kollege Kühlborn als Sprecher des Hellweg Supermarktes mit einer Stimme Enthaltung gewählt.

ALS FAZIT FOLGENDES:

Der Betriebsrat ging auf keinen der angesprochenen Punkte ein und verweigerte jede Hilfe. Außerdem sei der Betriebsrat nicht zuständig für diese Punkte, sondern die Geschäftsleitung. Wir danken dem Betriebsrat für diese entlarvende Behauptung.“ (6)

Vermutlich wurde Anfang April 1971 das “Ruhr Park Info” Nr. 5 herausgegeben. Im Leitartikel „1. Mai - 8. Mai sollen wir betrogen werden?“ wurde ausgeführt:

„1.MAI - 8.MAI LANGE SAMSTAGE.

Der Tag der Arbeiterklasse fällt diesmal auf einen Samstag, einen 'langen' Samstag.

Wir im Ruhrpark brauchen also nicht zu arbeiten. Trotzdem müssen wir höllisch aufpassen. Denn wenn wir nicht aufpassen, werden uns wohl die Kapitalisten wieder mal reinlegen.

Sogar die HBV-Zeitung 'Ausblick' ruft, zwar zaghaft aber trotzdem, zur Vorsicht auf. Auf der drittletzten Seite und klein gedruckt ist die Gefahr, dass diesen Artikel jemand liest, allerdings ziemlich klein. Worum geht es konkret?

Da der 1.Mai als Feiertag auf einen langen Samstag fällt, ist die ausfallende Arbeitszeit voll anzurechnen. Also nicht die Stunden eines kurzen Samstags (ca. 5 - 6) sondern die eines langen Samstags (8 - 9). Wir brauchen nicht darauf zu hoffen, dass auch nur EIN Betriebsrat im Ruhrpark seine Zustimmung verweigert am 8.Mai ist bis 18 Uhr zu arbeiten. Das ist aber immerhin notwendig. Wir sollten aber immerhin unseren Betriebsrat mal fragen, warum er ohne UNS zu fragen, diese Zustimmung gegeben hat.

Was wir nun konkret tun können, ist, die entstanden Mehrarbeitszeit am 8.Mai entweder bezahlen zu lassen oder durch Freizeit ersetzen zu lassen. Die Argumentation wird darauf hinauslaufen, dass man ja jeden Monat einen langen Samstag hat, diesmal fällt er auf den 1.Mai, einen Feiertag. Deshalb ist es doch ganz klar, dass der lange Samstag auf den zweiten Samstag des Monats verlegt wird. Wo ist denn da eine Mehrarbeit? Am 1.Mai habt ihr frei, dafür arbeiten wir am 8.Mai.

Das ist doch logisch? Oder?

'Leider' ist es aber nicht richtig.

Sollten wir die Mehrarbeitszeit nicht vergolten bekommen, werden wir sie uns erkämpfen müssen. Wir lassen uns nicht schon wieder verschaukeln und bestehen diesmal auf unserem Recht.“

Berichtet wird auch von der Betriebsversammlung (BV) im Hellweg-Supermarkt. Enthalten ist auch der folgende Beitrag, der u.a. zur Dortmunder Maidemonstration der KPD/ML-ZK aufruft:“

1.MAI - KAMPFTAG DER ARBEITERKLASSE.

ERKLÄRUNG DER ROTEN RUHRPARKGRUPPE.

Sicher haben viele Kolleginnen und Kollegen festgestellt, dass sich im Titel des RUHRPARK-INFO eine 'Kleinigkeit' geändert hat. Dort steht nicht mehr 'Sozialistische Zeitung der Ruhrpark-Betriebe', sondern 'Betriebszeitung der Roten Ruhrpark Gruppe'.

Rote Ruhrpark Gruppe (RRG) - was bewog uns zu dieser Umbenennung? Unsere Stellungnahme zum 1.Mai (in der sich die bisherige politische Entwicklung unserer Gruppe teilweise widerspiegelt), sowie die Begründung unserer Teilnahme am Roten Mai-Komitee Bochum werden diese Frage beantworten.

DIE BEDEUTUNG DES 1.MAI

Seit 1889 ist der 1.Mai der internationale Kampftag der Arbeiterklasse. Der internationale Arbeiterkongress in Paris wählte damals den 1.Mai in Erinnerung an das sog. 'Massaker von Chicago'. Dort war es am 1.5.1986 zum bis dahin größten Massenstreik der Werktätigen gekommen. Die von den Kapitalisten angeforderte und prompt 'gelieferte' Polizei machte die streikenden Männer, Frauen und Jugendlichen mit Bomben, Granaten und Gewehrsalven nieder. Es sollte nicht das einzige von der herrschenden Klasse angerichtete Blutbad bleiben. Hier nur die wichtigsten Tatsachen:

1914 - Junker und Stahlbarone schicken Arbeiter, Angestellte und Bauern in den imperialistischen Raubkrieg; die für diesen Weltkrieg notwendigen Kriegskredite erhalten die Zustimmung der SPD- und Gewerkschaftsbonzen.

1919 - Die Kriegstreiber haben es geschafft: die SPD ist als Bundesgenosse gewonnen. Der SPD-Minister NOSKE hat entscheidenden Anteil an der blutigen Zerschlagung der 18er Revolution.

1920 - Ebenso entscheidend ist sein Anteil am bestialischen Terror gegen die Rote Ruhrarmee, die in der Hauptsache aus Berg- und Stahlarbeitern bestand.

1929 - Am 1.Mai werden 33 Berliner Arbeiter ermordet; verantwortlich: der SPD-Polizeipräsident Berlins, Zörgiebel.

1933 - Aufforderung des ADGB, die Arbeiter sollten sich am '1.Mai' der Nazis beteiligen; kurz danach wandern tausende sozialdemokratischer und kommunistischer Arbeiter in die KZs. Die meisten von ihnen werden nach jahrelangen Folterungen umgebracht; unter ihnen der bei allen fortschrittlichen Arbeitern unvergessene KPD-Führer Ernst 'Teddy' Thälmann.

Dieser sicher zu kurze geschichtliche Rückblick zeigt eines deutlich: Die Kapitalisten rückten und rücken nichts freiwillig heraus; jede auch noch so kleine Verbesserung ihrer Lage mussten sich die Arbeiter und Angestellten erkämpfen! Wie diese Kämpfe von Seiten der herrschenden Klasse und ihrem Staats- und Polizeiapparat jeweils beantwortet wurden, zeigten die Beispiele. Dennoch ließ sich die Arbeiterklasse trotz schwerster Niederlagen (z. B. durch den Faschismus) nicht entmutigen. Vielmehr nahm sie nach 1945, wenn auch nach langer Pause, den Klassenkampf, diesmal im 'Wohlfahrtsstaat' BRD, wieder auf:

1952 - Streiks gegen Adenauers reaktionäres Betriebsverfassungsgesetz (BVG, d. Vf.);

1969 - Septemberstreiks;

1970 - Streiks der Metaller. Diese Tatsachen (u.a.) bestätigen den 1.Mai als Kampftag der Arbeiterklasse.

Damit sind wir beim ersten wichtigen Grund, warum wir uns am Roten Maikomitee beteiligen:

- weil der 1.Mai nach wie vor der Kampftag der Arbeiterklasse ist, ist es die Pflicht aller fortschrittlichen Werktätigen, diese Tatsache wieder ins Bewusstsein aller Kolleginnen und Kollegen zu rücken; besonders bei denjenigen Kolleginnen und Kollegen, die durch den 'Tag der Arbeit'-Schwindel hereingelegt wurden und werden.

Wer die Hereinleger sind?

REAKTIONÄRE UND ARBEITERVERRÄTER.

Schauen wir uns einmal die politische Situation an. Ist es nicht erstaunlich, dass sich, was den 'Tag der Arbeit' angeht, alle Bonzen so blendend einig sind, von den Reaktionären der CDU/CSU bis hin zu den Arbeiterverrätern der SPD- und DGB-Führung?

Anders bei der Einschätzung der SPD- und DGB-Führung und den von diesen Herren gehandhabten und 'gewarteten' Partei- und Gewerkschafts-APPARATEN. Da sind viele nicht so sicher. Viele GLAUBEN noch immer, die entscheidenden Männer, Vorstände und Bürokratien dieser Organisationen würden im Interesse der Arbeiter und Angestellten handeln. Dass dies nicht der Fall ist, dafür gibt es eine große Unzahl unmittelbarer Erfahrungen, die Kolleginnen und Kollegen z. B. mit den DGB-Apparatschiks gemacht haben.

Ebenso bekannt sind die allgemeinen Tatsachen, z. B. die Teilnahme an der 'Konzertierten Aktion', der 'Rückzug' bei den NS-Gesetzen, die 'Geheimverhandlungen' jetzt bei der IG Bergbau, oder die 'hervorragende' Unterstützung der 1969er und 1970er Streiks (damals machten die Bonzen für die Arbeiter keinen Finger krumm; vielmehr redeten die meisten von ihnen wie die Unternehmer von 'wilden' Arbeitsniederlegungen); nicht zu vergessen, das 'neue' BVG des 'Kollegen' Arendt.

SPD - ARBEITERPARTEI?

Wie arbeiterfreundlich die SPD ist, zeigt sich z. B. an der Verabschiedung der Notstandsgesetze, an der KZ (Konjunktur-Zuschlag)-Steuer, am 'neuen' BVG, das demnächst kommt, am Berliner Handgranatengesetz, usw. Resultat: DGB- und SPD-Bonzokratie haben aus dem 1.Mai ein 'Friede-Freude-Eierkuchen'-Fest gemacht. Sie lassen Sonntagserden halten, wie z.B. in Dortmund, sie tanzen in den Mai und machen eine Tombola wie z.B. der DGB-Fan-Club, DKP genannt, in Essen, oder 'feiern' gar im Saal vor auserwählten Funktionären, wie z. B. in Berlin.

Durch machtvolle Kundgebungen und Demonstrationen die Stärke und den Kampfeswillen der Arbeiter und Angestellten zu zeigen, - das kommt diesen Herren gar nicht in den Sinn, darf auch nicht, denn was sie wollen, ist alles andere als eine starke Arbeiterklasse.

Diese feigen Herren wollen stattdessen 'mündige Arbeitnehmer', die sich in Ruhe und Ordnung ausbeuten, ausmisten und übers Ohr hauen lassen.

Wir sind der Meinung, dass mit dieser Art, den 1.Mai kaputt zufeiern, endlich Schluss sein muss. Deshalb unterstützen wir das Rote Mai-Komitee Bochum, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, 'die revolutionäre Tradition des 1.Mai zu wahren und fortzusetzen.'

Und zu dieser (jawohl) REVOLUTIONÄPREN Tradition bekennen wir uns.

Kolleginnen und Kollegen!

Lest und diskutiert die Artikel der Zeitung des Roten Mai-Komitees Lest und diskutiert Ruhrpark-Info!

KRITISIERT!

KOMMT ZUR ZENTRALEN ROTEN MAI-DEMONSTRATION DES RUHRGEBIETS IN DORTMUND!

HERAUS ZUM 1.MAI!

ZUM KAMPFTAG DER ARBEITERKLASSE ALLER LÄNDER! HERAUS ZUR ZENTRALEN MAI-DEMONSTRATION DES RUHRGEBIETS!“

Zu Karstadt wird berichtet:

„VIELSAGENDE REAKTION.

Der Artikel 'Karstadt-Kalender-Roulette' in der letzten Ausgabe des RP-Infos erregte bei Karstadt viel Aufsehen, und war Anlass zu erregten Diskussionen zwischen den Kollegen. Wer darauf vertraute, dass der Betriebsrat die Forderungen unterstützen würde, sah sich enttäuscht. Der Betriebsrat und die Geschäftsleitung haben es nicht für nötig befunden auch nur ein Wort der Erklärung, geschweige denn der Erläuterung, über das Kalendersystem zu verlieren.

Vom Personalchef Kühnel ist so etwas bestimmt nicht zu erwarten, da er ja vollauf damit beschäftigt ist, durch den Betrieb zu laufen, um zu kontrollieren, ob auch jeder angespannt arbeitet, und so seine Minuspunkte für den nächsten Kündigungsvorschlag sammelt. Ob der neue Geschäftsführer Schmidt von den Fragen und Forderungen der Kollegen und Kolleginnen Kenntnis hat? Sicher!

Wie ist das mit dem 1.Mai (...)? Wird die Mehrarbeit im Kalendersystem durch den Computer verrechnet? Oder? Noch einmal unsere FORDERUNGEN:

VERÖFFENTLICHUNG und UNMISSVERSTÄNDLICHE ERKLÄRUNG des 'ROTIERENDEN FREIZEITSYSTEMS', UND ZWAR SO, dass FÜR JEDEN EINSICHTNAHME und KONTROLLE MÖGLICH IST!!“

Von Quelle wird berichtet:

„KOPFGELDJÄGER

Nach unserer letzten Ausgabe des R. P.-Infos war auf einer der Toiletten des Quelle-Kaufhauses folgender Text zu lesen: 'Auf in den Kampf, haut die Lehrherren kaputt’. (Gegen den ersten Teil des Satzes ist nichts einzuwenden, die zweite Hälfte ist allerdings anarchistisch. Richtiger wäre es gewesen zu schreiben: Zerschlagt das kapitalistische Ausbeutersystem!) Einer hatte anscheinend was gegen den Text, Herr von Schleedorn. Er ging mit einer Lupe auf den Topf, um herauszufinden, wer das wohl geschrieben haben könnte. Da er als Schriftsachverständiger doch noch nicht soviel Erfahrung hat (denn er fand nicht heraus, wer es geschrieben hatte) verkündigte er laut: 'Wer mir denjenigen nennt, der diese Schweinerei an die Wand geschmiert hat, der bekommt von mir 20 DM und ich werde persönlich dafür sorgen, dass er herausfliegt, worauf sich jeder verlassen kann.'

Haben Sie vielleicht von der Geschäftsleitung 40 DM für diese Heldentat bekommen, Herr von Schleedorn? (Worüber man sich loben muss, ist, dass keiner unseren Kollegen verpfiffen hat.)

Das ist also unser Betriebsrat. Statt uns zu vertreten und zu schützen, schmeißt er uns eigenhändig raus. Herr von Schleedorn ist kein Betriebsrat, er ist ein Kopfgeldjäger. Er hat sich schon viel erlaubt, doch das ist der Gipfel. Hiermit fordern wir unverzüglich seinen Rücktritt.“

Für die Lehrlinge wird gefordert:

„SCHLUSS MIT 'MÄRCHENBÜCHERN'!

Im letzten RP-Info informierten wir euch darüber, dass es die Kollegen in Hamburg geschafft haben, die lästigen Berichtshefte (Märchenbücher) abzuschaffen. Mittlerweile gelang es den Kollegen in Duisburg bei der IHK ebenfalls. Warum ist es bei uns noch nicht soweit?

Warum haben unsere Bonzen an der IHK noch nicht erkannt, welch ein Blödsinn das Schreiben von Berichtsheften ist? Auch die Geschäftsleitungen wissen, dass Berichtshefte nur eine Beschäftigungstherapie sind. Früher oder später werden auch bei uns in Bochum wahrscheinlich die Berichtshefte abgeschafft.

Wir wollen aber JETZT keine blödsinnigen schreiben, die über 'Märchen' erzählen, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun haben. Wir werden also JETZT etwas unternehmen müssen.

Alle Lehrlinge werden hiermit nochmals gebeten, ihre Vorschläge zu diesem Thema einzureichen.“

Und:

„UNS FRAUEN GEHT ES DOPPELT DRECKIG ...

'Frauen sind schwerer anlernbar, und ihre Reaktionsgeschwindigkeit ist um 25% langsamer als die der Männer. Sie sind unfallanfälliger und öfter krank.'

Und weiter: 'wegen ihres Körperbaus sind sie gut geeignet für alle Arbeiten in Bodennähe. Monotone Arbeiten liegen ihnen besonders, weil sie durch die Hausarbeit an Gleichförmigkeit gewöhnt sind. Die völlige Gleichstellung der berufstätigen Frau führt zu einer Vernichtung der Individualität von Mann und Frau und bringt die Gefahr der Bisexualität mit sich.'

Nach diesem Zitat stempelt man uns Frauen eindeutig als 'Menschen zweiter Klasse' ab. Nehmen wir z. B. eine Verkäuferin und einen Verkäufer in einem Lebensmittelgeschäft. Beide verrichten tagtäglich die gleichen Arbeiten. Aber trotzdem wird der männliche Kollege besser bezahlt als die Kollegin. Frauen bekommen - in die sog. Leichtlohngruppen eingestuft - nur etwa 60 - 70% des Lohnes, den die Männer bei gleicher Arbeit erhalten. Dieses Lohnsystem wird von den Kapitalisten gemacht, um neben der allgemeinen Ausbeutung aller Werktätigen noch einen zusätzlichen Profit aus der Arbeit der Frauen zu schlagen. Wir sind es, die in Hochkonjunkturzeiten mit allen Mitteln zur Arbeit aufgefordert werden, und die in Zeiten der Krise, so wie im Augenblick, als erste entlassen werden.

Wir sind die billige Reservearmee der Kapitalisten. (Siehe Bildzeitungsartikel von 1968/1969: 'die Frau ist mit Haushalt und Kindern allein nicht ausgefüllt', 'Gehen Sie zurück in Ihren alten Beruf', 'Schaffen Sie sich einen Nebenverdienst an' usw. Bildzeitung heute: 'die Frau gehört in den Haushalt', 'die Frau hat sich in erster Linie um die Kinder zu kümmern' usw.)

Wie es den feinen Herren in die Marktlage passt, so sollen wir springen. Aber viele von uns sind auf den Nebenverdienst angewiesen, um überhaupt Miete, Möbel usw. finanzieren zu können. Bei den ständig steigenden Lebensunterhaltskosten kommt eine Arbeiterfamilie mit Kindern einfach nicht mit dem Lohn des Mannes aus.

Es ist eine Schweinerei, wenn oft behauptet wird, wir gingen nur arbeiten, um uns Luxus leisten zu können. Die Kapitalisten sollen mal in die Arbeiterwohnviertel gehen und uns Frauen fragen, warum wir arbeiten gehen, sollen in unsere Wohnungen kommen und sehen, wie wir leben. Uns geht es genauso wie vor 20 Jahren. Aber sehen wir uns diese feinen Herren an. Vor 20 Jahren fuhren sie mit ihrer Familie in einem Auto spazieren. Heute hat jedes Familienmitglied seinen eigenen Wagen. Damals fuhren sie mit ihrer Frau nach Italien.

Heute ist die kleine Weltreise, einmal im Jahr, nichts Besonderes mehr. Bei ihnen geht es immer aufwärts.

Sie haben ja die Arbeiter, die ihnen die Profite schaffen. Wir aber schaffen wie vor 20 Jahren und treten immer auf der gleichen Stelle. Im Gegenteil, wir müssen mehr als zuvor überlegen, wie wir am besten haushalten können, denn alles ist teurer geworden. Wir können unsere Haushälterin nicht ins Delikatessengeschäft nebenan schicken. Wir gehen in die Supermärkte und vergleichen die Preise, um ein noch halbwegs günstiges Sonderangebot herausfischen zu können. Auf unserem Rücken werden Krisen ausgetragen, nie auf dem der Kapitalisten! Und solche Pfaffenzeitungen wie 'Christ und Welt' verbreiten auch noch gemeinste Lügen.

Greifen wir aus dem obengenannten Zitat nur den Satz heraus, wir Frauen wären öfter krank als unsere männlichen Kollegen. Wir können es uns ja gar nicht leisten, krank zu sein. Auf uns ruhen nämlich Haushalt, Kinderpflege und Beruf.

Wieder einmal kann man ganz deutlich sehen, dass der ganze Kirchenapparat mit den Kapitalisten unter einer Decke steckt. Diese Pfaffen predigen ja noch heute den Schwachsinn, dass die Frau dem Manne untertan sei! Bei der Arbeit in den Betrieben merken wir jedenfalls nichts davon. Nur eben bei der Lohnzahlung.

Wir können zwar für den gleichen Lohn für Männer und Frauen bei gleicher Arbeit kämpfen, aber das kann nur ein Schritt sein im Kampf für gleichen Lohn bei gleicher Arbeit für alle. Denn wer noch unter den Frauen steht, das sind die Lehrlinge. Sie verrichten meistens die gleichen Arbeiten wie alle anderen im Betrieb und bekommen dafür nur ein Taschengeld. Sie sind die billigsten Arbeitskräfte der Kapitalisten überhaupt.

Solidarisieren wir uns mit unseren Männern und arbeitenden Kindern im Kampf für gleichen Lohn bei gleicher Arbeit für alle!!!“

Berichtet wird weiter über den:

„SKLAVENHANDEL

Für 700 DM 'frei Haus' bietet eine Westberliner Firma nach dem Motto 'Kommen, sehen, kaufen' jugoslawische Hausmädchen an.

In einem Brief an Interessenten heißt es: 'Nach Auftragserteilung können Sie sich aus dem nächsten Transport, der in Berlin eintrifft, ein Ihnen angenehmes Mädchen aussuchen. Sollten Sie mit einem unserer Mädchen nicht zufrieden sein, können Sie mehrere Male umtauschen.'

Was die Jugoslawinnen zu ihren 'Dienstherren' sagen, danach wird nicht gefragt.“

Veröffentlicht wird das Mai-Programm des Bochumer Club Liberitas und der letzte Artikel lautet:

„CHINA - GE'SPIEGEL'T

Der Spiegel 3/1971 berichtet: China ist das einzige sozialistische Land ohne Auslandsschulden. Währung und Preise sind stabil. Die Preise für Waren des täglichen Bedarfs sind drastisch gesenkt worden. Niemand verdient in China weniger als 80 Yuan und mehr als 100 Yuan (gleich 200 bis 250 DM).

Die Mieten betragen 1 - 2% des Monatslohns. Kommunebauern wohne frei.

Eine Familie kann sich die Hälfte des Monatslohns zurücklegen für größere Anschaffungen.

Keiner bezahlt in China mehr Steuern. Die ärztliche Versorgung ist kostenlos, ebenso der Besuch im Theater und Kino, Arbeitskleidung und Friseur.

Die Wirtschaftsverwaltung wurde schrittweise dezentralisiert. Sie befreit China von schwerfälliger Bürokratie und setzte Initiativen in den Provinzen frei.

Diese werden von lokalen Revolutionskomitees geleitet, die den Lohn von Arbeitern beziehen und selbst körperlich arbeiten müssen. Sie erhalten keine Befehle vom Staat und dürfen selbst nicht nach unten befehlen, sie müssen diskutieren und überzeugen.

Sie ermuntern das Volk, die Führung ständig zu kritisieren. Arbeiter gründeten wirtschaftliche Überwachungskomitees. Sie sollen nicht nur den Materialverbrauch, sondern auch den Fleiß der Betriebsleitung und der Verkaufsabteilung kontrollieren. Kommunebauern eröffnen auch in den entlegensten Provinzen Kleinstfabriken und Werkstätten, Hausfrauen und Rentner gründeten Fabrikationszirkel. Schüler, Studenten, Lehrer und Beamte werden durch zeitweilige Arbeit in der Produktion umerzogen.

Auf der Djiangnan-Werft von Shanghai, die bisher nur Schiffe reparieren konnte, zimmerten die Arbeiter aus Holzbohlen provisorische Docks, auf denen sie mit vorgefertigten Teilen zwei 10 000 t Schiffe zusammenschweißten, in der Rekordzeit von 31 Tagen.

Shanghaier Arbeiter entwickelten im Teamwork eine automatische elektronisch gesteuerte Druck- und Färbemaschine für die Textilindustrie, die den Arbeitsablauf von 36 Stunden auf 20 Minuten verkürzt.

Sieben Pekinger Hausfrauen, erst seit vier Jahren angelernte Fabrikarbeiterinnen, konstruierten ein Kondensatormodell von 30 000 Volt. Solche Kondensatoren importierte China bis 1969 aus dem Ausland. Dieses neue Produkt soll doppelt soviel Leistung und einen um ein Drittel kleineren Umfang haben ... VON CHINA ETWAS LERNEN?

Sieh mal einer an. Sogar eine bürgerliche Zeitschrift muss die Erfolge Chinas beim Aufbau des Sozialismus anerkennen. Sagt der Spiegel, dass es in China genauso zugeht wie in der DDR oder in der Sowjetunion? Nein! Er kann nichts berichten von Ausbeutung des chinesischen Volkes, nichts von Unterdrückung durch den Staat, nichts von Millionären und privilegierten Bonzen. Warum nicht? Weil es so etwas in China tatsächlich nicht mehr gibt. Treibt der Spiegel also Propaganda für den Sozialismus? Sicher nicht. Er lobt China, um es besser bekämpfen zu können.

Denn er verschweigt, wie es in China zu diesem beispiellosen wirtschaftlichen und technischen Aufschwung kommen konnte.

Da schwätzen die hilflosen Redakteure über die 'Heilslehre Mao Tse-tungs', über den 'Massenwahn', über die 'maßlose Erniedrigung vor einem gelben Gott'.

Sie machen den 'Maokult' für diese Leistungen verantwortlich. Also wird einer hier sagen: 'Was da im fernen China passiert, ist ja ganz interessant, aber es ist nicht auf die Bundesrepublik übertragbar. Die Erfolge sind ja erstaunlich, aber lernen können wir von denen doch nichts.

Wir haben es immer noch besser als die. Sollen wir unser Land denn in Anarchie stürzen und uns von einem gottähnlichen Führer beherrschen lassen?'

Genau diese Verwirrung wollten die Schreiberlinge des Spiegels anrichten. Der Spiegel wie alle bürgerlichen Zeitungen verschweigt natürlich das Wichtigste. Dass nämlich die Grundlage des Aufschwungs in China die Diktatur des Proletariats ist, der erbarmungslose Kampf für den endgültigen Sieg über die Kapitalistenklasse und ihre Ideen, die noch in vielen Köpfen herumspuken. Das chinesische Volk konnte seine Kräfte nur entfalten, weil es die Herrschaft der Großgrundbesitzer und Kapitalisten abgeschüttelt hat, die es in jeder Hinsicht niederhielten.

Ist es nicht klar, dass ein solcher Aufschwung nur zu erklären ist, wenn das Volk für seine Bedürfnisse arbeitet, wenn das Volk die macht im Staat hat?

Oder hat hier schon jemand einen Arbeiter oder Bauern voller Eigeninitiative schaffen sehen, damit ein paar Besitzende noch fetter werden?“ (7)

Zum 12.4.1971 wurde in Bochum die „Rote Mai“ Zeitung herausgegeben. Unter der Verantwortung von Stephan Bock, wurden die Kollegen der Bochumer Betriebe dazu aufgerufen, sich an der 1.-Mai-Demonstration in Dortmund zu beteiligen. Die Zeitung wurde herausgegeben von:

Zum Roten-Mai-Komitee Bochum wurde formuliert:

„Das Bochumer Rote Mai-Komitee ist gebildet worden, um die revolutionäre Tradition des 1. Mai zu wahren und fortzusetzen. Alle in ihm zusammengeschlossenen klassenbewussten Kollegen, revolutionären Gruppen und Organisationen sind sich darüber im klaren, dass der Kampf gegen die Kapitalistenklasse und die Spalter der Arbeiterklasse und der übrigen Werktätigen, die Bonzen von SPD, DGB und DKP, nur erfolgreich sein kann, wenn die revolutionären Kräfte nicht getrennt, sondern vereint handeln.

Sie haben daher jeglichem Sektierertum untereinander und jeder Anbiederei an die Spalter der Arbeiterklasse konsequent den Kampf angesagt (diese Aussage richtet sich u.a. auch gegen die KPD/ML-ZB, die sich gegen eine Zusammenarbeit mit dem Bochumer Mai-Komitee ausgesprochen hatte, da es von der KPD/ML-ZK 'beherrscht' sei, d. Vf.).

Das Rote Mai-Komitee fordert alle klassenbewussten Kollegen und Genossen am Ort auf, an der Zentralen Roten Mai-Demonstration (in Dortmund, d.Vf.) teilzunehmen und dieses Komitee nach Kräften zu unterstützen.“ (8)

In einer Nachbetrachtung zu der 1. Mai Demonstration 1971 in Dortmund hielt eine Korrespondentin der Roten Ruhr Park Gruppe oder Rote Frauengruppe Bochum (Maria) fest: „Die Demonstration der KPD/ML-ZK hat, laut KJO, zu 90% aus Schülern und Studenten bestanden.

Diese selbst zählte 700 Teilnehmer. Aufgerufen wurde u.a. auch vom Roten Mai-Komitee Bochum, in dem u. a. die Rote Ruhrparkgruppe (RRG) vertreten ist. Aufgerufen wird auch von der Roten Frauengruppe (RFG) Bochum bei Opel Bochum sowie durch ein gemeinsames Flugblatt von KSB/ML und KPD/ML-ZK Dortmund, eines von RG und KPD/ML-ZK eine Flugschrift von RG und KPD/ML-ZK und eines der RG ... Hunderte von roten Fahnen der KPD/Marxisten-Leninisten und der Roten Garde grüßten am ersten Mai die Arbeiter in Dortmund. Ein eindrucksvoller Demonstrationszug zog sich durch den Norden Dortmunds, das Wohnquartier vieler Kollegen von den großen Stahl-Betrieben und Zechen. Viele von ihnen, auch zahlreiche Jungarbeiter hatten sich mit der KPD/Marxisten-Leninisten, am frühen Nachmittag unter den Bildern von Marx, Engels, Lenin, Stalin und Mao Tse-tung zu einer rund 700köpfigen Demonstration zusammengeschlossen: Für den gemeinsamen Kampf der Arbeiterklasse gegen die Kapitalisten und ihre Vertreter in SPD, Gewerkschaft und DKP.

In mehreren Veranstaltungen in Vorbereitung des 1.Mai mit dem Genossen Ernst Aust forderten besonders die revolutionär gesinnten Arbeiter die Einheit aller Marxisten-Leninisten für den 1.Mai. Wir nahmen entschlossen diese Forderung auf und versuchten auf allen erdenklichen Wegen zu einer Absprache mit der Gruppe Rote Fahne-Bochum (KJVD) für einen gemeinsamen roten 1.Mai zu kommen ... Trotz der Verwirrung vieler fortschrittlicher Arbeiter durch zwei Demonstrationen und der erheblichen Belastung der Genossen, die an beiden teilnahmen, wurde die 1.Mai-Demonstration zu einem eindrucksvollen Propagandazug für den Kampf der Arbeiterklasse und die Kommunistische Partei.

Die Abschlusskundgebung glich einem Meer von roten Fahnen. Für unsere spanischen und italienischen Kollegen wurden Reden in deren Sprachen vorgetragen, die den internationalen Charakter des 1.Mai betonten. Die Arbeiter wurden aufgefordert, für die Einheit der Arbeiterklasse und gegen die besonders scharfe Ausbeutung ihrer ausländischen Kollegen zu kämpfen.

Die Anstrengungen der KPD/Marxisten-Leninisten den 1.Mai wieder als Kampftag der Arbeiterklasse gegen die Kapitalisten und ihre Lakaien zu propagieren, waren erfolgreich.

Nicht nur, dass zahlreiche Kollegen zur Demonstration nach Dortmund kamen. Nicht nur, dass erstmals eine 1. Mai-Demonstration unter den Bildern von Marx, Engels, Lenin, Stalin und Mao Tse-Tung wieder in Dortmund den revolutionären Kampf der Arbeiterklasse propagierte. Dass die Passanten und Arbeiter, die an die Fenster oder vor die Kneipe traten, den Demonstrationszug freundlich begrüßten und riefen 'Macht weiter so!' - das war das entscheidende Ergebnis des 1.Mai in Dortmund.

In einer abschließenden Veranstaltung am Abend des 1.Mai sagte ein Kollege: 'Dass die Kollegen jetzt wieder wissen, dass es eine kommunistische Partei gibt, dass viele wieder wissen, dass ihre Forderungen wieder vertreten werden, das ist das wichtigste Ergebnis der 1. Mai-Demonstration in Dortmund.“ (9)

So wie der 1. Mai sozusagen immer als historischer Wendepunkt gehandelt wurde, so war die Forderung eines Teils der Hoescharbeiter nach einer 15% Lohnerhöhung, ein Fanal für die Politisierung der Arbeiter, die mit diesem „kämpferischen Programm“ die Herausbildung und die Gewinnung der „revolutionären Vorhut“ vorantrieben. Berichtet wurde überall über diese Forderung (vgl. Dietmar Kesten: Zur Geschichte der KPD/ML-Zentralbüro, Kapitel 13: Mythen gibt es immer wieder, Kapitel 14: Wahrheit und Lügen). So auch im „Ruhrpark Info“.

Im “Ruhrpark Info” Nr. 8/1971 vom 27.5.1971 wurde über die Forderung der Hoesch Maschinenfabrik Deutschland AG berichtet. Es hieß dort:

„HOESCHARBEITER FORDERN 15%.

Am 27. Mai hielten die gewerkschaftlichen Vertrauensleute der Hoesch Maschinenfabrik Deutschland AG in Dortmund eine Versammlung ab, auf der sie über die kommende Tarifrunde in der Metallindustrie diskutierten. Das Ergebnis war der einstimmig gefasste Beschluss, den wir hier im Wortlaut abdrucken.“

Es wurde beschlossen, „bei den kommenden Lohnverhandlungen folgendes zu fordern:

1) Eine 15-Lohnerhöhung auf den Ecklohn der Facharbeiter-Gruppe.

2) Dass der daraus errechnete Geldbetrag linear auf alle Lohngruppen angewandt wird.

3) Den Fortfall der Lohngruppen 1 und 2.

4) Dass ein 13. Monatseinkommen gezahlt wird.

5) Vorweganhebung der Gießereizulage von augenblicklich 0 ,80 DM auf 1 DM. Darüber hinaus soll diese Zulage bei jeder prozentualen Lohnerhöhung entsprechend angehoben werden.

6) Das Lohnrahmenabkommen ist zu entfristen und entsprechend abzuändern.

7) Mit einer eingebauten Kündigungsklausel muss es der IGM erlaubt werden, für die 12-monatige Laufzeit eine Entfristung zu beantragen, wenn die Preissteigerungsrate höher als 4,5% sein sollte.

8) Für Angestellte ist statt der in Absatz 1 geforderten Basislohngruppe 7 die Gehaltsgruppe 5 entsprechend anzuziehen. Wir bitten die Tarifkommission um Kenntnisnahme und Bearbeitung, um unsere Forderungen zu unterstützen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir glauben, hiermit dem Willen und den Vorstellungen der Belegschaftsmitglieder gebührend Rechnung getragen zu haben."

Veröffentlicht wird der Text bei Hoesch auch durch die KPD/ML-ZK (vgl. 7.6.1971). Die Betriebsgruppe Hoesch Westfalenhütte Dortmund der KPD/ML-ZB verbreitet, allerdings etwas früher, den selben Text mit kleinen Abweichungen vor dem Betrieb und im 'KND', wobei wir zunächst die erste Version zitieren:

„Nachdem die Diskussion der Tarifforderungen vom 29.4. auf den 27.5. verschoben worden war (im 'KND' heißt es: Um der Diskussion über die Tarifforderungen auszuweichen), behauptete der IGM-Referent, Gewerkschaftssekretär Erlenhofer, er habe gar nicht gewusst, dass auf dieser Versammlung schon die Tarifforderungen diskutiert werden sollten, obwohl ihm die Tagesordnung vorher vorgelegen hatte. 'Die Tarifabschlüsse sind doch erst in 4 1/2 Monaten', versuchte er auszuweichen.

Aber die Kollegen fielen auf diesen Trick nicht rein. Sie sagten klar, dass Juli, August bekanntlich Ferienmonate seien und im September sei die Sache gelaufen. Also sei es jetzt an der Zeit, die Forderungen zu diskutieren.

So versuchte sich Erlenhofer mit allgemeinem Geschwätz aus Affäre zu ziehen: (im 'KND' lautet dieser Satz: Erlenhofer versuchte dann, die Kollegen mit folgendem Hinweis von 'zu hohen' Forderungen abzuhalten:) die Gewerkschaften seien zwar nicht die SPD, doch müsse man sich bei den kommenden Tarifverhandlungen überlegen, dass man die derzeitige Regierung nicht in Schwierigkeiten bringen dürfe und damit der CDU/CSU den Weg bereiten.

(Nur im 'KND' erscheint der folgende Teil:

Damit liegt Erlenhofer direkt auf der Linie, die Brandt und die Bonzen des SPD-Gewerkschaftsrats am 17. 5. abgemacht hatten: Unterstützung der SPD-Regierung durch die Gewerkschaftsführer bei der Durchsetzung des Profit- Stabilisierungsprogramms, vor allem des verschärften Lohndiktats ... Doch die Kollegen von MFD haben sich dadurch nicht verwirren lassen. Sie hatten einen Antrag, der die 15%-Forderung und einige wichtige Zusatzforderungen enthält, ausgearbeitet. Diese Forderungen wurden einstimmig beschlossen und an die Tarifkommission weitergeleitet. (nur im 'KND' heißt es: Außerdem wird dieser Antrag an alle V-Leute-Vorstände der stahlerzeugenden und metallverarbeitenden Betriebe des Tarifgebietes verschickt.

Er soll als Grundlage für eine einheitliche 15%-Forderung dienen.

In diesem Sinne wurden auch die Genossen der KPD/ML gebeten, den Antrag zu veröffentlichen.).“ (10)

Zum 26.7.1971 berichtete die Rote-Ruhrpark Gruppe über die „Kolleginnen und Kollegen bei den Stahlwerken Bochum“.

„IHNEN DROHT EINE MASSENENTLASSUNG! Sagte doch der Vorstandsvorsitzende der Stahlwerke Bochum AG Ende Juli, dass 'im laufenden Quartal mit Massenentlassungen' NOCH nicht zu rechnen sei. D.h. also: Ab 1.September kann es täglich damit losgehen.“ (11)

Im August berichtete die Rote Ruhrpark Gruppe vom Protest gegen den § 218. Sie formulierte:

„In München verschafften sich drei Hundertschaften Polizei brutal Zutritt in die Wohnungen der Frauen, die die Unterschriftenaktion angeführt hatten. Dort ließen sie alles mitgehen, was sie für ihre hinterhältigen Absichten brauchen können, Adressen, Notizbücher, usw.“ (12)

Im „Ruhrpark Info“ Nr. 8/1971 (September-Ausgabe) berichtete die Gruppe über den Bochumer Verein (BV/Krupp). Danach soll im September „für 870 Kollegen Kurzarbeit“ beginnen, die dann „statt 40 Stunden nur noch 26 Stunden und 40 Minuten“ arbeiten. (13)

Im September 1971 erschien die Nr. 8 des „Ruhrpark-Info“, die jetzt „Betriebszeitung der Roten Ruhrpark Gruppe“ heißt. Der Leitartikel beschäftigte sich mit dem „Lohnraub der IGM“. Dort hieß es:

„GEGEN LOHNDIKTAT UND LOHNRAUB!

KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN!

DIE METALLTARIFRUNDE STEHT VOR DER TÜR. GEHT SIE UNS IM R. P. ETWAS AN? VIELE WERDEN SAGEN: 'DAS IST NICHT UNSER BIER.' AUF DEN ERSTEN BLICK MAG DAS STIMMEN, AUF DEN ZWEITEN STELLT MAN JEDOCH FEST, ES GEHT UM MEHR, ALS 'NUR' UM HÖHERE LÖHNE.

STEIGENDE PREISE, INFLATION, KURZARBEIT, DROHENDE ARBEITSLOSIGKEIT, DAS GEHT UNS ALLE AN, NICHT NUR DIE METALLER!

DIE KRISE HAT ZWAR EBEN ERST BEGONNEN, DOCH FÜR DAS KAPITAL UND SEINE SPD-REGIERUNG IST ES, EBENSO WIE FÜR DIE CDU/CSU-'OPPOSITION', GAR KEINE FRAGE, WER SIE AUSZUBADEN HAT: WIE IMMER WIR, DIE MASSE DER ARBEITER UND SANGESTELLTEN. WIE SAGTE DOCH BUNDESMINISTER HELMUT SCHMIDT, SPD: 'DIE REGIERUNG MUSS DEM VOLK DAS SAGEN: HÄRTER ARBEITEN, MEHR ARBEITEN, MEHR STEUERN ZAHLEN.' UND DIE REGIERUNG, UNTERSTÜTZT VON DEN DGB-BONZEN, HANDELT ENTSPRECHEND.

KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN!

WIR HABEN DIESEN LEITARTIKEL GESCHRIEBEN, UM ZU ZEIGEN, WIE VIEL UNS DIE TARIFRUNDE DER METALLER ANGEHT, AUF WESSEN SEITE DIE SPD/FDP-REGIERUNG UND DIE DGB-BÜROKRATIE STEHEN UND WELCHE SCHLÜSSE WIR DARAUS, VOR ALLEM IN HINBLICK AUF UNSERE NÄCHSTE TARIFRUNDE, ZIEHEN SOLLTEN! DARUM:

DER KAMPF DER METALLER UND WAS ER UNS ANGEHT

1. UNSERE SITUATION

Ob wir nun bei C und A, VOSWINKEL oder KARSTADT arbeiten, überall erleben wir tagtäglich aus unmittelbarer Nähe, wie 'stabil' die Preise sind. Schließlich gehört für die meisten von uns das Ware-Auszeichnen zur täglichen Arbeit.

Mal wird eine Ware 'über Nacht' erheblich teurer, meistens findet die Preiserhöhung jedoch 'schleichend' statt: Diese Woche 2 Pfg., nächste Woche noch 5 Pfg. teurer.

Diese Tatsachen gehen an vielen Kollegen relativ spurlos vorüber. Dafür merken es die Kolleginnen umso mehr; vor allem jene, die neben ihrer Arbeit noch Haushalt, Mann und Kinder zu versorgen haben. Während der Arbeitszeit Verkäuferin oder Kassiererin, in den Pausen und an den freien Tagen Kundin. Deutlicher lässt sich der Anstieg der Lebenshaltungskosten kaum erfahren.“

Nun folgen Piktogramme, die folgende Preiserhöhungen darstellen: Kaffee 40%, Mieten 10 - 50%, Post 35%, Eisenbahn 12%, Brot 10%, Milch 12% und Bier 10%. Weiter heißt es:

„Dass davon einige Erhöhungen längst 'überholt' sind, kann jeder selbst am besten beurteilen. So wurden ab 1.September verschiedene Postgebühren ein weiteres Mal erhöht, z.B.: Postkarten um 25%, von 20 auf 25 Pfg., Paketzustellgebühren um 33 1/3%, von 60 auf 80 Pfg., Eilzustellungen von 1 auf 2 DM usw. In der Grafik ebenfalls nicht vermerkt sind die Preiserhöhungen für Elektrizität, Kohle, Wasser, Autos, einige Textilien, Schuhe und seit ein paar Tagen in Bochum, die Brötchen (von 10 auf 12 Pfg.).

Offiziell wird der Anstieg der Lebenshaltungskosten mit etwas über 5% angegeben. Die französische bürgerliche Zeitung 'Le Monde' nannte dagegen 10% für die BRD.

Also wird's mal wieder in der Mitte liegen, wofür auch die Inflationsrate von 7% spricht. Wie es auch sei, es trifft, wie immer, hauptsächlich uns, die Arbeiter und Angestellten.

Besonders hart trifft das jedoch diejenigen Kolleginnen, die GEZWUNGEN sind, arbeiten zu gehen, weil der Lohn des Mannes für Miete, Lebensmittel, Fahrtkosten, Raten usw. mittlerweile einfach nicht mehr ausreicht. (Damit ist nicht gesagt, dass die Kolleginnen, die aus 'freien Stücken' ganz- oder halbtags arbeiten, um sich was extra leisten zu können, weniger davon betroffen sein können.)

Tatsache ist: Wenn bisher schon am Monatsende mit jedem Groschen gerechnet werden musste, so muss jetzt - wieder mal - mit jedem Pfennig, also noch mehr, gerechnet werden. Denn je mehr die Preise steigen, um so mehr schrumpfen, im Verhältnis dazu, unsere monatlichen Einkünfte, auch wenn diese im Vergleich zum Vormonat zahlenmäßig konstant geblieben sind. (Denn im Grunde laufen ständig steigende Preise auf eine 'INDIREKTE' LOHNKÜRZUNG hinaus.) Da sind unsere Kolleginnen und Kollegen keinen Deut besser dran. Im Gegenteil:

KURZARBEIT UND ENTLASSUNGEN.

Dass die allgemeine Wirtschaftskrise, - von der die Preiserhöhungen nur die eine Seite sind, die Kolleginnen und Kollegen des Metallbereichs noch relativ härter trifft als z. Z. uns, davon können die Kolleginnen sicher ein Lied singen, deren Männer z. B. bei den Stahlwerken (SWB, d. Vf.) oder bei Krupp arbeiten. Denn diese beiden Bochumer Betriebe sind in dieser Hinsicht wirklich 'beispielhaft':

a) FR. KRUPP-HÜTTENWERKE (VORMALS BV)

Dort heißt es seit dem 26.8. für 870 Kollegen: Kurzarbeit! Statt bisher 40 Std. wird nur noch 26 2/3 Std. wöchentlich gearbeitet. 'Der Einkommensverlust', schrieb die WAZ, 'wird zum großen Teil durch Ausgleichszahlungen des Arbeitsamtes gedeckt.' Zum großen Teil - d.h.: sie werden auf keinen Fall mehr den Lohn erreichen, den sie bisher hatten. 'Früher Feierabend', das bedeutet für die BV-Kollegen, Lohneinbußen, noch mehr rechnen; die Lebenshaltung muss mit noch weniger Geld bestritten werden.

Außerdem: Woher kommt denn dieses 'indirekte' Stempelgeld des Arbeitsamtes, mit dem der 'frühe Feierabend' finanziert wird? Letztlich doch aus den Taschen derjenigen, die jetzt kurzarbeiten müssen!

Und jede Mark, die das Arbeitsamt, - also letztlich der Arbeiter sich selber -, an 'Stempel'- oder Kurzarbeitsgeld zahlt, haben die Stahlbarone und Blechbonzen gespart, schlägt auf ihrer Haben-Seite zu Buche, erhöht ihren Profit und ihre 'Investitionsneigung'.

Hier sieht man wieder einmal klipp und klar, auf wessen Kosten die Krise bereinigt wird. So und nicht anders sieht das wahre Gesicht des Kapitalismus aus!

b) STAHLWERKE BOCHUM AG

Dort sieht es für die Kolleginnen und Kollegen noch schlechter aus. IHNEN DROHT EINE MASSENENTLASSUNG!

Sagte doch der Vorstandsvorsitzende der Stahlwerke Bochum AG Ende Juli, dass 'im laufenden Quartal mit Massenentlassungen' NOCH nicht zu rechnen sei. D.h. also: Ab 1. September kann es täglich damit losgehen. Dann werden einige 100 Kollegen auf der Strasse sitzen und sie werden nicht die einzigen in dieser Krise sein, die eine zeitlang stempeln gehen müssen.

Welche Folgen das für die Familien der betroffenen Kollegen haben wird, kann man sich an fünf Fingern abzählen.

Halten wir fest: Ob Arbeiter bei Krupp oder Angestellter im Ruhrpark, wir sind, was die wirtschaftliche Lage angeht, gleich beschissen dran, um es mal drastisch auszudrücken. Wir sind z. Z. 'nur' von den Preiserhöhungen betroffen; unsere Lage ist dadurch aber nicht rosiger als die der Industriearbeiter, denn schließlich verdienen die meisten von uns weniger, als die Kollegen aus der Industrie. Auf 'der anderen Seite' siehts so aus: Die Industriearbeiter verdienten bisher zwar mehr als wir, sind jetzt aber nicht 'nur' von den Preiserhöhungen, sondern gleichzeitig auch von empfindlichen Lohneinbußen betroffen. SO IST UNSERE GEMEINSAME LAGE!

LÖHNE - PREISE - PROFITE

Krisen sind im Kapitalismus so sicher, wie das Amen in der Kirche. Preiserhöhungen, Kurzarbeit, Entlassungen als Bestandteile dieser Krisen, sind nicht, wie man uns einreden, ja durch Presse, Funk und Fernsehen einhämmern will, das Ergebnis einer 'Lohn-Preis-Spirale' Im letzten RP-Info haben wir dargestellt, dass Krisen zwangsläufig aus der kapitalistischen Produktionsmethode entspringen müssen. Unter welchen besonderen Bedingungen die derzeitige Krise abläuft, kann man in dem Artikel 'NIXON LÄUFT AMOK' nachlesen. Was unsere Löhne mit den Preisen zu tun haben, ist, ganz grob gesagt, dies:

Höhere LÖHNE können unter bestimmten Bedingungen die PROFITE der Kapitalisten schmälern, wie gesagt können! Meistens ist es jedoch so, dass man eine Profitschmälerung von vornherein mit allen Mitteln zu verhindern sucht. Einfachstes Mittel ist, 'so lange der Markt es hergibt', die PREISERHÖHUNG.

Jeder kennt dieses Spielchen, das vor allem in der Autoindustrie so beliebt ist: ein Vierteljahr VOR den Tarifverhandlungen kommt die erste Preis- sprich PROFITERHÖHUNG. Damit wäre dann die Gefahr der Profiteinbuße durch Lohnerhöhungen gebannt. Kurz NACH den Tarifverhandlungen kommen dann noch 'n paar Prozent auf den Preis. Begründung: die Lohnkosten. Tatsächlich hat man jedoch doppelt 'abgesahnt'.

Wenn die allgemeine Überproduktion dieses 'Spielchen' nicht mehr zulässt und die Absatzschwierigkeiten durch die internationale Konkurrenz noch verschärft werden - dann inszeniert man ein anderes 'Spielchen' um seine Profite ins Trockene zu kriegen. Hieß es vorher 'PROFIT-PREIS-SPIRALE', so heißt es jetzt: PROFIT-LOHN-SPIRALE, d.h.: Die Kapitalistenklasse sichert ihren Profit, indem sie TATSÄCHLICHE Lohnerhöhungen entweder verhindert, oder sie sogar direkt oder indirekt in LOHNKÜRZUNGEN verwandelt. Wie und mit wessen Hilfe sie das anstellt, das haben die bisherigen Tarifverhandlungen im Bergbau, in der Chemie (BETR der IGBE bzw. CTR der CPK, d.Vf.), usw. gezeigt. Im Grunde waren das sogar nur 'Trainingsrunden', mit der sich die Kapitalistenklasse und ihres Helfershelfer auf die Auseinandersetzung mit den Kollegen vorbereiteten, die in den vergangenen zwei Jahren am entschlossensten für ihre Interessen kämpften. Das waren die Metallarbeiter, die nach dem derzeitigen Stand der Dinge auch in diesem Jahr kämpfen werden. Und das wissen die Herren Unternehmer.

Um zu sehen, mit welchen Mitteln und Helfern die Kapitalistenklasse die 'Trainingsrunden' bestritt und die Metalltarifrunde bestreiten wird, brauchen nur einige der bisherigen Lohnrunden unter die Lupe zu nehmen. Beispiel 1:

UNSERE TARIFRUNDE

Erinnern wir uns: Am 1.11. (in einigen Läden am 1.12.) 1970 trat die Lohnerhöhung für den Einzelhandel in Kraft. Lässt man die Mauscheleien mit den Haustarifen mal vorläufig außer Acht, so betrug die Lohnerhöhung durchschnittlich ca. 10%. In den meisten Fällen wurde sie häppchenweise verabreicht: die ersten 5% bis zum 31.7.1971, die zweiten 5% ab 1.8.1971. Dass die 10% da der reinste Bluff sind, sieht man sofort.

Diese 5% plus 5% auf ein Jahr berechnet, ergeben nämlich nur eine tatsächliche Lohnerhöhung von knapp 7% brutto.

7% - wo sind sie geblieben? Abzüge runter, und der klägliche Rest ist mittlerweile von den Preiserhöhungen mehr als gefressen.

7% - das liegt zudem genau im Rahmen der Schillerschen 'Lohnleitlinien', die exakt den oben beschriebenen Unternehmerinteressen entsprechen, nämlich uns auf unserem bisherigen Lohnniveau festzunageln.

Nicht genug damit, dass diese arbeiter- und angestelltenfeindliche SPD-Politik von den DGB-Bürokraten zwar in Worten bekämpft, in Taten jedoch voll unterstützt wurde, in einigen Fällen gebärdeten sich die Gewerkschaftsbonzen (zufälligerweise?) wie waschechte Kapitalisten. Was nämlich eine Reihe von HBV-Betriebsräten aufgrund mangelhafter gewerkschaftlicher Organisierung in 'ihren' Betrieben nicht verhindern konnten, nämlich eine offene Lohnraubpolitik, das wurde von den Gewerkschaftsbonzen 'selbstverständlich' praktiziert. 'Leuchtendes Beispiel' im Ruhrpark: der GEWERKSCHAFTS-Laden HELLWEG-SUPERMARKT. Dort wurde ab 1. 1.1971, also einen Monat nach Inkrafttreten des neuen Tarifvertrages, die Pro-Kopf-Umsatzleistung, für die es bis dahin eine Prämie gab, derart heraufgesetzt, dass keiner mehr an eine Prämie kommen konnte.

Faktisch war das eine Lohneinbuße von 50 bis 100 DM, trotz Lohnerhöhung!

Dass die Kolleginnen und Kollegen dort trotz aller Rückschläge den Kampf um ihre Pfennige nicht aufgegeben haben, sollte uns allen Mut machen, ebenso solidarisch um 'Pfennige' zu kämpfen. (...)

2. Beispiel:

BERGBAU UND CHEMIE - VERRATEN UND VERKAUFT.

Besonders zufrieden sein konnten die Schlotbarone der Ruhrkohle AG. Ihr Aufsichtsratskollege, der IG-Bergbau-Vorsitzende Schmidt, hatte ganze Arbeit geleistet. Die Ruhrkumpel wurden 'kalt erwischt'. Ehe sie sich’s versahen, bekamen sie von 'ihren' Führern die Tarifrechnung präsentiert: 7,3% Lohnerhöhung, brutto. So 'viel' hatten die sauberen Bonzen in GEHEIMVERHANDLUNGEN 'erkämpft'.

Anders die Taktik der IG-Chemie-Führung: Die Gewerkschaft stellte Lohnforderungen von 12%. Die Kapitalisten boten 5% an. Bei einer Lohnerhöhung von 12% und einer Inflationsrate von ca. 7% (s.o. die Lebenshaltungskosten) würde das Realeinkommen der Arbeiter durch erhöhte Steuer- und Sozialabgaben nur um 1 - 2% höher liegen als bisher. Das wäre schon verdammt wenig gewesen.

Was machte die IG Chemie?

Anstatt urabstimmen zu lassen und dann alle oder größere Chemie-Betriebe zu bestreiken, lenkte sie die spontane Erregung der Chemie-Arbeiter durch befristete Kurstreiks in kleineren Betrieben in kontrollierbare Bahnen. Dann ging die IG-Chemie-Führung mit ihren Forderungen über 11% auf 9% zurück und 'einigte' sich schließlich mit den Chemie-Kapitalisten nach Ländern unterschiedlich zwischen 6,5 und 7,8%. Das war kein Lohnstop, das war LOHNRAUB!!

Diesen Beispielen kann man folgendes entnehmen: Die 'Dreieinigkeit' Kapitalistenklasse - SPD/FDP-Regierung – DGB-Bonzen (- die CDU/CSU- 'Opposition' darf man getrost zur Regierung rechnen -) stieß bei uns auf so gut wie keinen Widerstand. Die Ruhrkumpel, die möglicherweise gestreikt hätten, wurden unter tatkräftiger Mithilfe 'ihrer' Führer still und heimlich 'abgefrühstückt'. Die Chemie-Kollegen, die streikbereit waren und vereinzelt auch streikten, wurden von 'ihren' Führern 'zur Vernunft gebracht', sprich abgewiegelt. Da, wo sie es nicht ganz schafften, wie z. B. bei der Firma Clouth in Köln, holten die Herren Kapitaleigner zwei Hundertschaften Polizei, um die streikenden Arbeiter 'zur Vernunft' zu bringen. Mehrere Chemie-Kollegen wurden dabei von der Polizei krankenhausreif geschlagen. Das Vorgehen der Staatsgewalt wurde vom dortigen Betriebsratsvorsitzenden 'im Prinzip' gebilligt!

Wie sieht es nun bei den Metallern aus?

DIE METALLTARIFFRONT

Die Metaller streikten 1970 ebenso wie im Jahr davor, sie sind also die kampferprobtesten, sie wissen, wohin der Hase läuft. Während beider Streiks erfuhren sie den Verrat der SPD-Regierung und 'ihrer' DGB-Bürokratie in seinem ganzen Ausmaß. Sie erlebten, wie sich die DGB-Bürokratie als DGB-Bonzokratie und eine ganze Reihe von Arbeitervertretern als Arbeiterverräter entpuppten.

Sie wissen also, mit wem sie es zu tun haben. Sie wissen, dass jeder Pfennig für die Erhaltung und Verbesserung der eigenen wirtschaftlichen Lage erkämpft werden muss.

Die Forderungen der IG-Metall liegen nach den Tarifgebieten zwischen 9 und 11%. Für die Klöckner-Belegschaft (in Bremen, d.Vf.) werden 16% gefordert.

Darin wird die Spaltertaktik der IGM-Bonzen ganz klar: dort, wo sie Angst haben, sich die Zähne auszubeißen, kommen sie den Kollegen scheinbar entgegen.

Dort, wo sie sich sicher fühlen, reichen die nackten 9 - 11%. Bei Klöckner allerdings fürchten sie, keinen Fuß mehr auf die Erde zu kriegen.

Die dortigen Stahlkollegen hatten nämlich bei der letzten Betriebsrats-Wahl eine zweite Liste - gegen die offizielle Gewerkschaftsliste -, aufgestellt. Seitdem gehören sie zu den rebellischsten, zu den kampfentschlossensten Belegschaften. Die 9%-Bonzen kümmert es einen Dreck, was für Forderungen z .B. bei Krupp, Opel oder Hoesch von den Arbeitern aufgestellt wurden. SIE kümmert nur das Geflenne der Kapitalisten und ihre eigne Postenangst. Das Ergebnis liegt jetzt schon fest: Es wird knapp über dem Kapitalisten'angebot' (s.u.) von 6,5% liegen, also höchstens bei knapp 7% ...

DAS KAPITAL UND SEINE HELFERSHELFER.

VAN HÜLLEN, Vorsitzender und Verhandlungsführer des Kapitalistenverbandes GESAMTMETALL: 'Lohnorientierungshilfen von SECHS BIS SECHSEINHALB Prozent (sind) für die Metallindustrie ein Kostenwildwasser' (aus: 'Wirtschaftswoche', 29/1971).

SCHILLER, SPD, Wirtschafts- und Finanzminister: er ließ 'Lohnleitlinien' von 7 - 8%; organisierte die 'Konzertierte Aktion' um die 'Leitlinien' zur Profitsicherung besser durchsetzen zu können.

BRANDT, SPD, Bundeskanzler: Er kündigte vor wenigen Wochen eine Korrektur der Lohnleitlinien NACH UNTEN an.

CDU/CSU 'Opposition': 'CDU-Kreise verwiesen am Mittwoch darauf, dass die Opposition im Gegensatz zum SPD-Fraktionsvorsitzenden Wehner niemals die 'totale Konfrontation' angestrebt habe. Die CDU/CSU sei in wesentlichen Bereichen der Politik an einer Zusammenarbeit mit der Regierung interessiert, was sie allerdings nicht daran hindern könne, auch künftig ihre Meinung zu sagen. Für eine Korrektur des Konfrontationsverhältnisses sprechen auf beiden Seiten gewichtige Gründe.' (aus: WAZ vom 2.9.)

DGB-/IGM-BÜROKRATIE: VETTER, DGB-Vorsitzender (nach der letzten Sitzung der 'Konzertierten Aktion' 'Die Zeit zweistelliger Lohnforderungen dürfte vorbei sein.'

BRENNER, IGM-Vorsitzender: ' ... die gegenwärtige Unternehmenspolitik' ist ' ... bewusst ... auf Drosselung der Konjunktur abgestellt.' 'Eine Wiederholung' der Lohnpolitik von 1970 'halten AUCH WIR für unwahrscheinlich.' (aus: Interview mit WIRTSCHAFTSWOCHE, 19/1971) ...

VON DER IG-METALL WERDEN 1971 GEFORDERT: 9 - 11%

ZUM VERGLEICH:

1969 gefordert: 11% erhalten: 8%;

1970 gefordert: 15% erhalten: 11%

Auf der anderen Seite DIE ARBEITERKLASSE

(Auszug aus dem Forderungskatalog der Hoesch-Vertrauensleute; ähnliche Forderungen wurden auch bei Mannesmann, Thyssen, Opel usw. aufgestellt.)

WAS TUN?

Dass wir, was Solidarität und Kampfbereitschaft zur Durchsetzung unserer Interessen anbelangt, noch weit vom Niveau der Metaller entfernt sind, das weiß jeder.

Um eine Entwicklung einzuleiten, die uns früher oder später in die Lage versetzt, ebenso geschlossen hinter unseren Forderungen zu stehen wie die Metaller, dafür gibt es nur einen Weg: Lernen. Lernen von den Metallern, von den Chemie-Arbeitern, den Ruhrkumpeln usw. Und das geht nur, wenn wir die Kämpfe dieser Kollegen aufmerksam verfolgen, wenn wir ihre Forderungen diskutieren und ihre Kampfmittel und Maßnahmen begutachten.

Konkreter Anlass zu derartigen Diskussionen kann z. B. dieser Artikel sein.

Falls die Kollegen ihn nicht gelesen haben, dann fordert sie auf, ihn zu lesen. Oder führt die Diskussion mit uns. Kritisiert den Artikel. Diskutiert mit uns, wie man z .B. das beispielhafte solidarische Vorgehen der HS-Kollegen für den ganzen Ruhrpark zu einer 'Selbstverständlichkeit' machen kann ...

Aus dem Hellweg-Supermarkt wird berichtet:

„H/S PERSONALRABATT

Im April 1971 gelang es der Hellweg Supermarkt Belegschaft durch eine Unterschriftensammlung eine Betriebsversammlung einzuberufen. es war die einzige seit Bestehen des Hauses (6 1/2 Jahre). Eingeladen war der Kollege Malkus, seines Zeichens Betriebsratsvorsitzender der COOP Dortmund. Bei der Betriebsversammlung ging es heiß her. Neben dem Hauptproblem, der Streichung der 100 DM-Prämie (...) fragte die Kollegin Ganzer den Betriebsrat, warum es im HM keinen Personalrabatt gäbe.

Die Kollegen in den anderen Häusern des Ruhrparks bekämen alle 10 - 15% auf ihren Wareneinkauf. Kollege Malkus sagte hierzu, das sei schon lange eine umstrittene Frage. Er notierte sich den fall und versprach ihn der Geschäftsleitung vorzulegen.

Diese Betriebsversammlung fand am 19. 3.1971 statt. Seither sind fünf Monate vergangen. In diesen fünf Monaten hat der Betriebsrat nichts von sich hören lassen. Nun haben die Interessenvertreter einen weiteren Schritt unternommen.

Sie haben einen Brief an den Kollegen Malkus aufgesetzt. In diesem fordern sie ihn auf, Rechenschaft über die Verhandlungen des Personalrabatts abzulegen. Sollte auch dieser Brief unbeantwortet bleiben, werden die Kolleginnen und Kollegen im HM wieder gezwungen, zusammen etwas zu unternehmen.

Eins allerdings zeigt sich auch hier wieder. Wenn die Kollegen nicht selbst die Initiative ergreifen, können sie von den Handlangern der Kapitalisten NICHTS erwarten ...“

Von Quelle wird berichtet:

„KARRIERE NUR MIT GLATZE.

Im Lehrlings-Werbeplakat von Quelle (...) liest man unter 3: 'Als Lehrling haben Sie Aussicht, die Erfolgsleiter emporzusteigen: im Verkauf, in der Verwaltung, in der Dekoration. Ganz nach Eignung. Nach Ihren Interessen. Nach Ihren starken Seiten.'

Fragt man ältere Kollegen, was es mit diesen 'Sprüchen' auf sich hat, so erntet man nur ein müdes Lächeln, denn gerade sie wissen aus eigener (schlechter) Erfahrung nur zu gut, was davon zu halten ist. 'Schlechte Erfahrungen', - das gehört gewissermaßen mit zur Lehrlingsausbildung, gerade bei uns. Jüngster 'Ausbildungs'-Fall:

Wie man bei uns 'schon vom ersten Tag an (...) als ebenbürtiger Mitarbeiter akzeptiert' wird (siehe Plakat, 4), erlebte ein Kollege, der Anfang August als Deko-Lehrling eingestellt wurde, und zwar, wie man annehmen darf, von Frau Hoyer, der Personalchefin.

Deshalb erscheint es auf den ersten Blick kurios, dass ausgerechnet 'Kollegin' Hoyer an einer Besonderheit des Kollegen Anstoß nahm, die mittlerweile, besonders bei Dekorateuren und Deko-Lehrlingen, eine Alltäglichkeit ist: Ihr missfiel nämlich die 'Matte' des Kollegen. Frau Hoyer forderte ihn auf, sich die Haare abschneiden zu lassen und drohte ihm mit Kündigung, falls er es nicht tun würde.

Der Kollege weigerte sich, zu recht, denn Frau Hoyer ging damit weit über ihre 'Weisungsbefugnis' hinaus. Tatsache ist nämlich:

LANGE HAARE SIND KEIN KÜNDIGUNGSGRUND!

Das dürfte 'Kollegin' Hoyer sicher wissen. Nicht zuletzt darum grenzt ihre 'Aufforderung' hart an Nötigung, an eine strafbare Handlung also ...

WARUM DIESE 'KLEINIGKEIT' WICHTIG IST.

Es wäre nicht das erste Mal, dass man einen Kollegen wegen nichtiger Gründe auf kaltem Wege bzw. hinten herum 'fertig machte', z.B. durch eine 'einwandfreie', 'unanfechtbare' Kündigung nach Ablauf der Probezeit. Von daher betrachtet wird eine 'Matte' nebensächlich, zu einer zweitrangigen Angelegenheit. Dem werden auch die Kolleginnen und Kollegen zustimmen müssen, die irgendwie was gegen lange Haare haben. Schließlich wissen sie selbst, dass eine Hinten-herum-Kündigung bei allen möglichen Kleinigkeiten als unausgesprochene Drohung im Raum steht.

Wir meinen, dass man derartige Kündigungsdrohungen nicht länger hinnehmen kann. Gerade in 'unserem' Geschäft kann man sehen, wie weitreichend derartige Zwangsmaßnahmen sind:

- Es fängt damit an, dass man Kollegen zwingen will, nur solche Haare zu tragen, die der Geschäftsleitung genehm sind, s.o.;

- Es hörte, vorerst, damit auf, dass man den Lehrlingen vorschreiben wollte, welche politische Meinung sie haben dürften. (Beispiel: Beim Erscheinen des 1. RP-Info im September 1970, trommelte BR v. Schleedorn die Lehrlinge zusammen und 'legte ihnen nahe', auf keinen Fall mit diesen 'Kommunisten' Kontakt aufzunehmen. Andernfalls ... s.o.)

Konsequenzen?

Meckern nützt nichts. Stillschweigen erst recht nicht. Wir meinen, dass der oben berichtete Vorfall ein Musterfall ist, mit dem man - endlich mal - derart willkürlichen Drohungen, sei es wegen langer Haare, Zigarettenpausen oder kurzer 'Schwätzchen' mit Kolleginnen einen Riegel vorschieben könnte.

Konkret:

FALLS DEN KOLLEGEN NACH ABLAUF DER PROBEZEIT 'EINWANDFREI' GEKÜNDIGT WERDEN SOLLTE, SOLLTEN WIR IHM GEMEINSAM DEN RÜCKEN STÄRKEN UND IHN DRÄNGEN, BIS ZUM ARBEITSGERICHT ZU GEHEN.

(Die Drohung der 'Kollegin' Hoyer reicht aus, um diesen Prozess zu gewinnen.)

Falls es soweit kommen sollte wird sich auch die Rote Ruhrparkgruppe in jeder Hinsicht - nicht zuletzt

FINANZIELL - FÜR IHN STARK MACHEN.

P. S.: Fängt man mit langen Haaren bei QUELLE an, ist die 'Karriere' schon beendet, bevor sie begonnen hat, und wenn man noch so viel 'Eignung', 'Interesse'', 'starke Seiten' usw. mitbringt. Das lässt nur den Schluss zu: Die 'steilste Karriere' machen Glatzköpfige. Also, Herr Ashoff, Frau Hoyer, falls sie auf der Quelle-'Erfolgsleiter' noch weiter nach oben wollen, ab zum Salon Koe ...“

Ebenfalls von Quelle wird berichtet:

„WERBUNG UND WIRKLICHKEIT

1. Die Quelle ist ein weltweites Handelsunternehmen. Mit Erfolg. Mit großer Zukunft. Und mit noch größerer Sicherheit. kein Wunder also, dass Sie als Lehrling alle Möglichkeiten, alle Aussichten, alle Chancen haben, mit der Quelle Ihren Erfolg zu sichern. Und Ihre Karriere.

2. Ein großes Unternehmen kann es sich leisten, auch ganz groß in der Ausbildung zu sein. Mit erfahrenen Lehrkräften. Mit den modernsten Lehrmethoden. Mit den besten Ausbildungsgrundlagen. Denn nicht umsonst werden unsere Lehrlinge gefragte Fachkräfte von morgen ...

5. Darüber hinaus sagt Ihnen unser Schulungsleiter all das, was Sie noch wissen wollen. Er hat für Sie Zeit. Oder kommen Sie probeweise während der Ferien zu uns. Damit Sie - unverbindlich natürlich - mal an Ort und Stelle sehen, wo Ihre Zukunft beginnen wird.

Ihre große Zukunft bei der Quelle.

Diesen Text werden viele von euch gelesen haben und einige sind darauf wieder reingefallen.

Damit ihr aber nicht auf einmal zu hart getroffen werdet, will ich euch sagen, wie es wirklich bei uns aussieht. Wie heißt es so schön im zweiten Absatz: 'Ein großes Unternehmen kann es sich leisten, auch ganz groß in der Ausbildung zu sein'. Oder in Absatz vier: 'Ihre Lehrjahre sind also keine 'Leerjahre'. Sondern vom ersten Tag an werden Sie als ebenbürtiger Mitarbeiter akzeptiert'. Natürlich sind das alles leere Worte, denn so sieht es in Wirklichkeit aus: einmal in der Woche haben die Lehrlinge bei unserem 'Schulungsleiter' Herrn Kilanowski Unterricht. (Vor dem übrigens mehrere Mädchen Angst haben und Ekel verspüren, denn in seinem Unterricht wird nicht nur von Warenkunde etc. gesprochen, und ein Großteil der Mädchen kann es auch nicht vertragen, von ihm gedrückt und betatscht zu werden). Das heißt alle Lehrlinge haben nicht einmal Unterricht. Z.B. die Dekorationslehrlinge hatten seit gut einem halben Jahr überhaupt keine Schulung mehr. Und wir wollen uns doch nichts vormachen, auch die Lehrlinge aus dem Geschäftsraum kommen doch kaum zur 'Schulung'. Einmal sind sie im Außenlager, das andere mal ist zu viel Betrieb im Laden und wieder ein anderes mal ist zuwenig Personal da. So etwas nennt sich dann ganz groß in Ausbildung!

Oder der Mist mit dem 'ebenbürtigen Mitarbeiter'; deswegen werden wir auch vom ersten Tag an geduzt und wir müssen Sie sagen, deswegen müssen wir auch fegen, putzen und Bierholen und die anderen haben die sauberen Hände. Im ersten Abschnitt steht dann auch, welche Chancen wir haben aufzusteigen (...). Auch das ist lächerlich, entweder muss man einen guten Onkel bei der Quelle haben oder man muss eben ein 'Arschkriecher' sein, sonst spielt sich da in den ersten zehn Jahren nichts ab.

Dann ist da auch noch ein schönes Beispiel zu Absatz drei, in dem etwa steht, dass jeder in der Abteilung arbeiten kann, in der es ihm gefällt, und die Arbeit erledigen soll, die ihm liegt. Doch in Wirklichkeit sieht auch das dann wieder so aus:

Ein Lehrmädchen aus der Kinderkonfektion wurde nur ein halbes Jahr vor der Prüfung mutwillig in die Lederwarenabteilung versetzt, angeblich, weil die Abteilung auf einmal zu viel Personal hatte.

Jetzt, einen Monat später nach der Neueinstellung der Lehrlinge, stellte ich mit Erstaunen fest, dass vier neue Lehrlinge in dieser Abteilung beschäftigt werden. Anscheinend herrschte jetzt Personalmangel. Und dann steht da über diesem Pop-Plakat: Ihre Zukunft als Lehrling bei der Quelle hat schon begonnen. Fragte sich nur welche???"

Von C und A wird berichtet:

AUSBILDUNG ZUR HILFSKRAFT.

Was Quelle kann, kann C und A schon lange: Nicht etwa, dass man wie bei Quelle neueingestellten Kollegen keine Fahrgeldpauschale mehr gibt, - nein, die C und A-Herrschaften wenden unauffälligere Methoden an. Eine davon könnte man 'Methode Verschiebebahnhof' nennen. Und das geht so: Einige, vor allem Kolleginnen, haben den zweiten möglichen Ausbildungsweg gewählt: die zweijährige Ausbildung zur Verkäuferin; vielleicht, weil man schneller 'richtiges Geld' verdienen will, vielleicht, weil man sowieso nicht 'ewig' den Beruf ausüben will. Wie es auch sei, der 'Hammer' kommt, wenn die 'Lehrzeit' um ist. Da passiert es dann, dass einem (von wem wohl?) gesagt wird: 'Sie können nicht mit Kunden umgehen.' Resultat: Man hat 'dankbar' zu sein, das man zum Packtisch 'abkommandiert' wird. (Den Mund wagt man ja nicht aufzumachen, weil da ja immer das berühmte Druckmittelchen zur Hand ist: 'Wenn Sie nicht wollen, können Sie ja ...')

Natürlich wird man, wenn 'Not an der Frau ist', auch mal auf Kunden losgelassen, aber die meiste Zeit heißt es: Packtisch. (Wahrscheinlich, weil das so abwechslungsreich ist und man dadurch mehr Berufserfahrung gewinnt). Da hat man also zwei Jahre gelernt und wurde für welchen Beruf ausgebildet? Zur Hilfskraft.

Was hinter diesem Spielchen steckt?

Böswilligkeit höchstens ab und zu mal. Vielmehr scheint das Spielchen 'Verschiebebahnhof' das Resultat einfacher Personalkostenberechnungen zu sein, und zwar Berechnungen nach dem Motto: 'Wo spart man am besten, um die Ertragslage des Konzerns zu verbessern'. (Sicher ist das auch die wichtigste von Heukamps 'Arbeiten', nämlich Sparmaßnahmen auszutüfteln.)

Diesen Berechnungen zufolge ist es offenbar billiger 'zweijährige' Verkäuferinnen und Verkäufer hauptsächlich als Hilfskräfte zu beschäftigen, da auf diese Art und Weise der Stundenlohn für möglicherweise notwendige Aushilfen eingespart werden kann. Wir meinen, dass es an der Zeit wäre, diese Art Personalpolitik bzw. Organisation mal auf ihre Richtigkeit hin zu überprüfen.

Das wäre z.B. eine Aufgabe für unseren Betriebsratsvorsitzenden Riedmann; nämlich zu überprüfen.

1. Wie oft man im laufenden Jahr 'Aushilfen' dadurch einsparte, dass man die anfallenden Aushilfsarbeiten schön gleichmäßig auf Lehrlinge, Verkäuferinnen und Verkäufer verteilte, so dass jeder von uns eben 'ein bisschen' mehr arbeitete, und zwar gerade nur soviel mehr, dass keiner von uns auf die Idee kam, eine entsprechende Entlohnung zu verlangen;

2. Wieviel wir tatsächlich leisten müssen. Um das festzustellen, müsste man überprüfen, wie stark denn nun die Belegschaft für einen Laden unserer Größenordnung (einschließlich Teilzeitkräfte) sein müsste. Aufgrund dieser Zahlen wäre es leicht, festzustellen, wie oft wir in letzter Zeit unterbelegt waren, wie oft also jeder von uns möglicherweise für einein halb oder gar zwei gearbeitet hat, ohne auch nur einen Pfennig dafür zu sehen.“

Ebenfalls über C und A heißt es:"

MORALISCHE ANSTALT.

Es heißt, C und A sei ein CAtholischer Laden. Ob das daran liegt, dass Heukamp und Gotthard so häufig vor ihrem nächsthöheren Vorgesetzten auf den Knien liegen, oder ob die frommen Gebr. Brenninkmeyer dem Papst ab und zu ein Paar schwarzer Wollsocken spendieren? Wir wissen es nicht. Und ob der Ruf, ein CAtholischer Laden zu sein, ein guter oder schlechter ist, auch darüber wollen wir uns kein Urteil erlauben.

Was wir allerdings kommentieren können, das ist die 'Sittenstrenge', mit der Prälat H. und Vikar G. ihre 'Gemeinde' bei der Stange halten. (Es kann natürlich auch sein, dass diese 'Tugend' für alle C und A-Ladenleiter und Substsis Pflicht ist ...). Wie streng man es mit Moral und Sitte hält, zeigte schon die Geschichte der 'Rocklängenkontrolle' ... Und irgendwas mit Frauenbeinen hat auch das folgende Abenteuer von Don Heukamp und Sancho Gotthard zu tun: Wir meinen die Heiratsgeschichte.

Wenn nämlich z.B. eine C und A-Kollegin 'den Richtigen' gefunden und ihn glücklich durchs Standesamt gelotst hat, dann kann sie auch mit einem Hochzeitsgeschenk von C und A rechnen - meist sind es Blumen und ein 100- Mark-Schein, vorausgesetzt, - ja was? - vorausgesetzt, sie ist 21 Jahre alt. Ist unsere 'heiratswütige' Kollegin nämlich 'erst' 18, ja dann: war wohl nix mit den 100 Mark.

Soll man für möglich halten, dass so etwas 1971 noch möglich ist? Man muss wohl. Oder ob das was mit dem CAtholisch zu tun hat? Unwahrscheinlich, und wenn, dann wäre es nur die Fassade.

Denn auch diese Art 'doppelter Moral' scheint eher was mit hartem Geschäft zu tun zu haben. Wieso? OFFENSICHTLICH SCHEINT MAN ERST MIT 21, WENN MAN ALSO MÖGLICHERWEISE SCHON SECHS ODER SIEBEN JAHRE LANG SEINE ARBEITSKRAFT AN C UND A VERKAUFT HAT, DEM UNTERNEHMEN SOVIEL GEWINN GEBRACHT ZU HABEN, DASS MAN AUCH MAL EIN 100-DM-GELDGESCHENK 'VERDIENT' HAT ...

Soll man also als C und A-Verkäuferin oder Verkäufer erst mit 21 heiraten?

Absurde Frage. Was wir uns aber überlegen sollten, ist dies: Den 'edlen Spendern' mitzuteilen, dass, wenn man schon Hochzeitsgeschenke macht, man sie an alle 'Betroffenen' machen sollte, und zwar ohne Ausnahme, egal, ob man 15 Jahre 'alt' oder 59 Jahre 'jung' ist.

Andernfalls sollten sich die 'edlen Spender' den Hunderter doch gefälligst in die mehr oder weniger vorhandenen Haare schmieren ... Im letzten RUHRPARK-INFO war zu lesen, dass Fuhrmann (Peter, der Smarte) einen 28 000 DM BMW 2 800 fährt. Doch diese Meldung ist längst überholt. Denn inzwischen hat Fuhrmann (nur noch selten im Ruhrpark, da er befördert wurde - leider nicht hinaus) einen noch teureren BMW. Einen 3 l, der weiß der Teufel was kostet. Da Peter wahrscheinlich Ruhrpark-Info immer aufmerksam liest, hat er auch die letzte Nummer gelesen. Verschämt entfernte er also das 3 l Zeichen an seinem silbernen Auto.

Nur noch die Löcher erinnern daran ... wir in einem halben Jahr. Ja, Peter ist ein Mensch wie Du und ich. Nur mit kleinen Unterschieden. Zum Beispiel dem, dass er sich das alles (auch den 3 l BMW) nur deshalb leisten kann, weil er von unserer Ausbeutung profitiert!

Wie sein Chef, der ominöse Mr. Roberts."

Über diesen heißt es:"

EIN KOLLEGE BERICHTET:

MR. ROBERTS - DER KLEINE DICKE RAUBRITTER.

Er sieht wirklich so aus, der ominöse Mr. Roberts. Man weiß nur wenig über ihn, den Besitzer des Ruhrpark-Shopping-Center. Er, der das Geld HATTE, um den Ruhrpark überhaupt bauen lassen zu können, gab in einem Zeitungsinterview noch nicht einmal sein Alter bekannt. Müssten wir ihm nicht eigentlich dankbar sein, dem US-Kapitalisten, dass wir hier im Ruhrpark arbeiten dürfen?

Zunächst muss man sich aber die Frage stellen, woher HATTE er denn das Geld um den Ruhrpark zu bauen, was bestimmt nicht billig war?

Wahrscheinlich würde er auf diese Frage irgendeine Tellerwäscher-Schuhputzstory auftischen, nach dem Motto: Mein Großvater hat als Tellerwäscher angefangen und sich zum Millionär hinauf gearbeitet, mein Vater hat als Tellerwäscher angefangen und sich zum Millionär hinaufgearbeitet, ich habe als Tellerwäscher angefangen, usw ... Aber wir können ja an uns selber ausrechnen, ob wir jemals 'n paar Millionen zusammenkriegen.

Manche haben eben Geld und manche nicht, sagt man uns. Manche müssen sich ihr ganzes Leben kaputt arbeiten und kommen trotzdem zu nichts (weil sie ihr ganzes Leben lang nur so viel Geld erhalten, wie sie zur Erhaltung ihrer Arbeitskraft benötigen) und manche leben immer in Saus und Braus.

Dass dies gottgewollt ist, will man uns gerne einreden! Warum man uns und wer uns das einreden will, ist klar. Die wenigen Kapitalisten, die an uns verdienen und uns ausbeuten. Wenn nämlich alle erkennen würden, dass es die Arbeiterklasse ist, die alles produziert, herstellt und dass die Kapitalistenklasse sich allein den Profit aneignet, den die Arbeiterklasse geschaffen hat, dann müssten die Kapitalisten um ihren Profit bangen. Deshalb werden in unserem 'demokratischen' Staat auch die Kommunisten verteufelt und verfolgt, weil sie es sind, die die Werktätigen über ihre Lage aufklären.

Und deshalb wird auch die Rote Ruhrparkgruppe von Mr. Roberts und Mr. Fuhrmann verteufelt und verfolgt. Weil die RRG es ist, die die Angestellten und Arbeiter im Ruhrpark über ihre Lage aufklärt.

Wir haben also dem US-Kapitalisten Roberts keineswegs zu danken - ganz im Gegenteil. Er baute den RP, um sich für recht lange Zeit die Miete einzustreichen, damit einen Teil des Profits zu ergattern, den Quelle-, COOP-, C und A-, usw. -Kapitalisten durch UNSERE Arbeit machen."

Zum Paragraphen 218 erscheint auf Seite 7 der folgende, vermutlich aus einer Publikation übernommene und mit F.P.R. gezeichnete Artikel:"

'Das werdende Leben muss geschützt werden.' So sagten sie, die Verantwortungsbewussten, und sie freuten sich auf ihn - den werdenden Winzling.

Und der kann es kaum noch erwarten, in diese Welt geboren zu werden, wo das Leben so hoch geschätzt wird - das WERDENDE Leben.“

Zum Paragraphen 218 heißt es:

„ABTREIBUNG - DAS GESCHÄFT MIT PARAGRAPH 218.

Angestellte! Hausfrauen! Kolleginnen! In den letzten Wochen führten verschiedene Frauengruppen an vielen Orten Kampagnen gegen den Abtreibungsparagraphen durch. Ein solcher Paragraph muss endlich ersatzlos gestrichen werden! Dieses Thema wurde natürlich gleich von den Illustriertenmachern aufgegriffen, um ihre Auflagen zu steigern. Allen voran Henri Nannen vom STERN.

Er brachte Geschichten von Filmstars, die Selbstanklage erhoben. Für diese 'Stars' bringen aber diese Berichte keine Konsequenzen, sondern erhöhen allenfalls ihre Popularität. (Ein Skandälchen oder so ein 'Reißer' wie jetzt, hat schon manch einer Filmsusi einen neuen Start verschafft.)

Uns 'Normal'frauen nützen solche Berichte herzlich wenig. Wir können es uns nicht leisten, für eine Abtreibung mal eben übers Wochenende nach London zu fliegen und dort dann 3 000 DM auf den Tisch zu blättern und damit alle Sorgen los zu sein. Für ein solches Vorhaben müssten wir schon einen Kredit aufnehmen, der uns dann noch lange an unsere ungesetzliche Tat erinnert. Aber wir können ja gar nicht so einfach wegfahren, denn wir haben jeden Morgen am Arbeitsplatz zu stehen oder müssen uns um Haushalt und Kinder kümmern. Wir sind eben immer die Gelackmeierten. Von unseren Sorgen und Schwierigkeiten in dieser Hinsicht stand übrigens nichts in den Zeitungsberichten. Was nützt uns das ganze Geschwafel einiger Frauen in der Regierung, die sich als fortschrittlich bezeichnen! (Die können uns viel erzählen, sie haben ihre Dienstmädchen und Kindermädchen zu Hause.) Die CDU gab sich zu diesem Thema betont christlich und wetterte mit der Kirche gegen die Abschaffung des Paragraphen 218. (...) Die FDP war für die Abschaffung, mit Vorbehalten. (Sie rechnet auf die Wählerstimmen von uns Frauen.) Der SPD ging es nicht viel anders. Was dann allerdings in Bayern passierte, sollte uns doch zu denken geben.

In München verschafften sich drei Hundertschaften Polizei brutal Zutritt in die Wohnungen der Frauen, die die Unterschriftenaktion angeführt hatten. Dort ließen sie alles mitgehen, was sie für ihre hinterhältigen Absichten brauchen können, Adressen, Notizbücher, usw ...

Aber Polizeieingriffe sind ja in unserem ach so demokratischen Staat schon wieder an der Tagesordnung. Denken wir nur an die Ereignisse während der Fahrpreiserhöhung. Demonstranten, die so 'undemokratisch' waren, zu sagen: 'Das passt uns nicht, dass wir schon wieder mehr zahlen müssen', wurden brutal niedergeknüppelt. War es so undemokratisch, 'kostenlose Beförderung' zu fordern? Wenn wir in die Stadt fahren, schaffen wir mit unseren vollen Einkaufstaschen schließlich den Unternehmern wieder Riesengewinne. Wenn unsere Männer zur Arbeit fahren, schaffen sie den Unternehmern wieder Geld in die Taschen. Sollen SIE alle dafür bezahlen. Ebenso, wie die Polizei die Monopolherren schützt und in deren Interesse handelt, ebenso schützt die Kirche die Kapitalisten, wenn auch nicht auf so handgreifliche Art. So ist vor allem die katholische Kirche gegen Familienplanung, gegen die Pille. Wir sollen Kinder kriegen, die wir vielleicht kaum noch ernähren können. Arbeitskräfte werden schließlich gebraucht. Wir Arbeiter- und Angestelltenfrauen hören deshalb auch wenig Gutes über die Pille. Die bürgerlichen Zeitungen erzählen uns da dauernd was von Krebs oder sonst was für Schäden. Deshalb haben die meisten Angst davor, sie zu nehmen. Angst war schon immer ein gutes Mittel, Arbeiter und Angestellte in Schach zu halten:

Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren, Angst, den Akkord nicht mehr zu schaffen, usw. Wenn wir nur für die paar Stunden mal aus der t„glichen Tretmühe raus sind, sollen wir auch noch Angst haben, Kinder zu kriegen.

Wir fordern daher: Aufklärung über Verhütungsmittel, volle Kostenübernahme der Krankenkasse für die Pille! (Z. B. zahlt Pillenfabrikant Schering 90 Pfg. für die Herstellung einer Sechser-Packung Antibabypillen. Wir müssen jedoch 30 DM (!) zahlen. Und fürs Rezepte schreiben kassieren die Ärzte auch noch.)

Abtreibung sollte ebenfalls kostenlos vorgenommen werden, wie es in den sozialistischen Ländern ebenso der Fall ist, wie in England (Großbritannien, d.Vf.) dort zahlen nur Ausländer dafür) und Schweden. Was z.B. im kapitalistischen England möglich ist, das sollte doch auch in der kapitalistischen BRD möglich sein! Wir wollen endlich selbst darüber bestimmen, ob wir ein Kind haben wollen oder nicht. Und wenn man keins haben will, so ist das hier nicht mal verwunderlich.

In den meisten Wohnungen sind Kinder unerwünscht. Die wenigen Kindergärten und -krippen sind hoffnungslos überfüllt.

Es ist unzumutbar, uns Frauen länger mit dem Paragraphen 218 zu strafen! Wenn ein Mann kein Kind haben will, zahlt er allenfalls die paar Mark Alimente. Den Rest dürfen wir Frauen besorgen. Unverheiratete Mütter sind bei uns immer noch Menschen 'dritter Klasse'. Dennoch versuchen Illustrierte, uns das Gegenteil weis zu machen: wie einfach es als unverheiratete Frau mit Kind sei, keiner zeige mit Fingern auf sie. (ja, vorausgesetzt man heißt z. B. Petra Schürmann, hat einen sicheren Beruf, viel Geld, Haus und Kindermädchen, - dann ist es einfach.) An diesem Illustriertengeschwätz sollen ledige Mütter sich dann hochziehen.

Man sieht, ob wir verheiratet oder ledig sind, Kinder bedeuten für die meisten von uns etwas anderes, als für die Schürmanns oder Farah Dibas (aus dem Iran, d. Vf.). Zu viele Kinder bedeutet für die meisten von uns für lange, lange Jahre Existenzsorgen, rechnen, rechnen, noch mal rechnen. Der Mann kann schaffen soviel er will, das Geld einteilen und in die Länge ziehen müssen wir.

Deshalb lieber keine Kinder oder weniger Kinder, als immer nur Existenzsorgen um die Kinder. Uns deshalb muss nicht zuletzt die Entscheidung: Kind ja oder nein, ausschließlich bei uns liegen.

Wir wollen endlich frei werden und ein Schritt dazu ist die Abschaffung des Paragraphen 218.“

Ein letzter Artikel, „Nixon läuft Amok!“ wird übernommen aus der 'Zündkerze' der Roten Opel-Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK und der Roten Garde (RG) Nr.10, wozu es einleitend heißt:

„Kolleginnen und Kollegen!

Mitte August verkündete der US-Präsident Nixon einen Katalog von 'Schutz'-Maßnahmen für die US-Wirtschaft. Welche Auswirkungen hat das auf die wirtschaftliche Entwicklung Westdeutschlands? Was haben die Arbeiter und Angestellten davon zu erwarten? Hat das Folgen für unsere Löhne bzw. für unsere Existenzbedingungen? All diese Fragen, die von der bürgerlichen Presse nur andeutungsweise, meist gar nicht, behandelt werden, sind Gegenstand des nachfolgenden Artikels, der von Opel-Kollegen geschrieben wurde. Er erschien vor ca. zwei Wochen in der 'ZÜNDKERZE', der Betriebszeitung der Roten Opel-Betriebsgruppe (RBG) der KPD/Marxisten-Leninisten.“ (14)

Ob die „Rote Ruhrpark-Gruppe“ über das Jahr 1971 weiter aktiv war, lässt sich genau sagen. Die Datenbank MAO enthält darüber keine weiteren Daten. Man könnte vermuten, dass die Arbeit der Gruppe dort eingestellt wurde, oder dass deren Kader für die mehr betriebsbezogene Arbeit der KPD/ML-ZK abgezogen wurden, was damals eigentlich so üblich war, wenn die Resonanz ausblieb.

Anmerkungen:

(1) In diesem Flugblatt hieß es: “Wir stellen fest, dass der SDS innerhalb seiner Organisation ein Spiegelbild gesamt-gesellschaftlicher Verhältnisse ist ... dadurch, dass man einen bestimmten Bereich des Lebens vom gesellschaftlichen abtrennt, indem man ihm den Namen Privatleben gibt ... Warum sprecht ihr denn hier vom Klassenkampf und zu Hause von Orgasmusschwierigkeiten? ... Genossen, wenn ihr zu dieser Diskussion ... nicht bereit seid, dann müssen wir allerdings feststellen, dass der SDS nichts weiter ist als ein aufgeblasener konterrevolutionärer Hefeteig. Die Genossinnen werden dann ihre Konsequenzen ziehen müssen.“

(2) Vgl.: Ruhr Park Info Nr. 8, Bochum September 1971, S. 5.

(3) Ruhr Park Info Nr. 5, Bochum April 1971, S. 8.

(4) Vgl.: Ruhr Park Info Nr. 5 und 8, Bochum April 1971 bzw. September 1971, S. 3 bzw. S. 8.

(5) Vgl.: Ruhr Park Info Nr. 5, Bochum April 1971, S. 3.

(6) Vgl.: Ruhr Park Info Nr. 5, Bochum April 1971, S. 3ff.

(7) Vgl.: Ruhr Park Info Nr. 5, Bochum April 1971.

(8) Vgl.: Roter Mai, Bochum o. J. (April 1971).

(9) Vgl.: Roter Morgen Nr. 5, Hamburg Mai 1971, S .6, Der Kampf der Arbeiterjugend Nr. 5, Bochum Mai 1971, S. 2 und Beilage, S.1, Rote Fahne Nr. 9 und 10, Bochum 10. 5.1971 bzw. 24. 5.1971, S.1f bzw. S. 8, Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 32, 34, 36 und 37, Bochum 28. 4.1971, 5. 5.1971, 12. 5.1971 bzw. 15. 5.1971, S. 1, S. 1ff, S. 10ff bzw. S. 9, Kommunistische Arbeiter Zeitung Nr. 7, Hamburg 26. 5.1971, Zündkerze Nr. 7 und Extra Notwendiger Kampf oder prinzipienlose Spaltung?, Bochum o. J. (1971) bzw. März/April 1971,S. 3(5) bzw. S.1ff; Der Parteiarbeiter Nr. 6, Bochum 1971, Ruhr Park Info Nr. 5, Bochum April 1971, S. 8, Rote Frauen Gruppe Bochum: Werktätige Frauen! Hausfrauen!, Bochum o. J. (April 1971), S. 2, KPD/ML-ZK und KSB/ML Dortmund: Dortmund o. J. (1971); RG Dortmund: Kämpft mit der Roten Garde für einen revolutionären 1.Mai! Kommt zur Informationsveranstaltung und zur Maidemonstration der KPD/ML und der Roten Garde, Dortmund o. J. (1971), KPD/ML-ZK, RG: Straße frei am 1.Mai!!,Dortmund o. J. (April 1971), Die Rote Westfalenwalze Metall-Tarifrunde 71: Gegen das verschärfte Lohndiktat entschlossen kämpfen!, Dortmund o. J. (1971),S.6.

(10) Vgl.: Ruhr Park Info Nr. 8, Bochum September 1971, S. 11. In einer späteren Korrektur des 'KND' heißt es dazu:

„Die Hoesch-V-Leute haben nicht, wie irrtümlich ... berichtet, ihre Forderungen an ALLE V-Leute-Vorstände des Bezirks für Metall und Stahl verschickt, sondern nur an einige Dortmunder Betriebe. Trotzdem bzw. gerade deswegen müssen die Forderungen verstärkt propagiert werden, im Zusammenhang mit dem verschärften Lohndiktat und den 'linken' Manövern der IG-Chemie-Führer. Weiter stand im KND ...: 'In diesem Sinne wurden auch die Genossen der KPD/ML gebeten, den Antrag zu veröffentlichen.'

Dies erweckt den Eindruck, als hätten die V-Leute darüber abgestimmt, diesen Beschluss der KPD/ML zu übergeben. Dies war jedoch nicht der Fall.“ Die KPD/ML-ZB veröffentlicht den Beschluss auch in der 'Roten Fahne' unter der Überschrift „Die klare Forderung der Hoesch-Kollegen - 15 Prozent“ weitgehend im Wortlaut und berichtet zusätzlich: „Der Gewerkschaftssekretär Erlenhofer versuchte zunächst, diesen Beschluss zu verhindern. Er schob vor, er sei gar nicht vorbereitet; die Tarifrunde sei doch erst in vierein halb Monaten. Doch die Kollegen sagten ganz klar: im Juli und August sind bekanntlich Ferien und dann sind im September die Sachen gelaufen.

Also ist es jetzt an der Zeit, die Forderungen zu diskutieren. Auch als der Gewerkschaftssekretär erklärte, man müsse sich für die Tarifverhandlungen überlegen, dass man die SPD-Regierung nicht in Gefahr bringt, wichen die Kollegen keinen Schritt zurück.

Sie stimmten einstimmig für diese Forderungen. Und sie beließen es nicht dabei. Damit diese Forderungen eine Grundlage für eine einheitliche Forderung aller Betriebe bei den Tarifverhandlungen werden können, schickten sie diesen Entschluss an alle V-Leute-Vorstände der stahlerzeugenden und metallverarbeitenden Betriebe des Ruhrgebiets. Der erste Schritt ist getan. Jetzt geht es für die Arbeiter in den anderen Betrieben darum, sich diesem Schritt der Hoesch-Kollegen anzuschließen.“

(11) Vgl.: Ruhr Park Info Nr. 8, Bochum September 1971, S. 4.

(12) Vgl.: Ruhr Park Info Nr. 8, Bochum September 1971, S.14.

(13) Vgl.: Ruhr Park Info Nr. 8, Bochum September 1971, S. 3.

(14) Vgl.: Ruhr Park Info Nr. 8, Bochum September 1971.

Abkürzungen:

KBW - Kommunistischer Bund Westdeutschland
KPD/ML-ZK - Kommunistische Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten (Zentralkomitee)
KPD/ML-ZB - Kommunistische Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten  (Zentralbüro)
KSB/ML - Kommunistischer Studentenbund/Marxisten-Leninisten
PGB - Projektgruppe Brehlohstraße
PGI - Projektgruppe Internationalismus
RFG - Rote Frauengruppe
RG - Rote Garde
RBG - Rote (Opel) Betriebsgruppe der KPD/ML-ZK,
RJBG - Rote Opel Jugendbetriebsgruppe (JBG) der Roten Garde
RBG - Rote Ruhrparkgruppe (RBG, HBV-Bereich)
RZ - Rote Zellen der Ruhr-Universität (RUB)
SDS - Sozialistischer Deutscher Studentenbund


Letzte Änderung: 03.01.2019


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