Die Rote Westfalenwalze - der KPD/ML und KJVD Betriebsgruppe Hoesch-Westfalenhütte Dortmund, Jg. 3, Harders Pläne durchkreuzen sofort Betriebsversammlung fordern, o. J. (1972)

10.07.1972:
Bei Hoesch Dortmund geben die KPD/ML-ZB und KJVD Betriebsgruppen vermutlich heute eine Ausgabe der 'Roten Westfalenwalze' (vgl. 6.7.1972, 11.7.1972) für die Westfalenhütte mit 6 Seiten DIN A 4 sowie einer beigehefteten Unterschriftenliste und bei Phoenix ein 'Rotes Schwungrad' (vgl. 6.7.1972, 27.7.1972) mit 8 Seiten DIN A 4 (davon 4 als beigeheftete 'Westfalenwalze') und nahezu identischem Text unter Verantwortung von Norbert Osswald heraus. Die Titelseite des 'Schwungrades' lautet:"
AUFRUF

Kollegen von Phoenix und Union
Solidarisieren wir uns mit den Kollegen der Westfalenhütte im Kampf gegen Arbeitshetze, Investitionsstop, Lohnraub und Entlassungen!". Unser 'Schwungrad' geht sodann gleich mit einer Seite 4 weiter, während bei unserer 'Westfalenwalze' die Seite 4 fehlt, wobei nicht ganz klar ist, ob dies Absicht ist oder der offensichtlich überhasteten Erstellung der Zeitungen, in denen es von falschgetippten und deshalb wiederholten Zeilen wimmelt, geschuldet ist.

Der Leitartikel der 'Westfalenwalze' lautet:"
HARDERS PLÄNE DURCHKREUZEN SOFORT BETRIEBSVERSAMMLUNG FORDERN

Am Dienstag (vgl. 11.7.1972, d.Vf.) tritt in Arnheim (in den Niederlanden, d.Vf.) der gemeinsame Vorstand von Hoesch und Hoogovens, genannt Estel zusammen. Dort werden vielleicht schon wieder Entscheidungen getroffen, gegen die wir am Mittwoch (vgl. 5.7.1972, d.Vf.) vor die Hauptverwaltung gezogen sind. Denn noch ist Harders nicht von seinen Plänen abgegangen in Dortmund nicht weiter zu investieren, Werksteile stillzulegen und in anderen Werksteilen die Arbeitshetze zu verschärfen. Am Mittwoch auf der Pressekonferenz sprach er davon, daß die Rohstahlproduktion bei Verringerung der Belegschaft und weitgehenden Umstellung auf Schrott auf 7 000 t erweitert werden soll.

Harders und Abs werden erst dann ihre Pläne aufgeben, wenn wir sie daran hindern, und zwar hindern durch Streik. Eins ist doch klar, wenn Harders heute leere Versprechungen macht, beschließt er am nächsten Tag schon genau das Gegenteil von dem was er uns sagte. Die Protestdemonstration am Mittwoch hat nicht ausgereicht, noch kann Harders machen was er will. Deswegen muß der Kampf weiter gehen gegen Stillegungen, Entlassungen und Arbeitshetze.

Kollegen am Mittwoch war die Streikfront nicht groß genug. Phoenix und Union wurden nicht mit einbezogen, obwohl die Kollegen dort bereit sind mit uns zu streiken. Es war ein schwerer Fehler der V-Körper-Leitung, die Kundgebung so früh aufzulösen, daß die Kollegen der Spätschicht sich an dem Streik nicht mehr beteiligen konnten.

Ziehen wir daraus die Lehre, um Harders zu stoppen, muß der Kampf weitergehen. Dazu muß die gesamte Belegschaft der Hütte mobilisiert werden, und es muß gemeinsam beschlossen werden, ob Streik: ja oder nein. Dafür ist die Belegschaftsversammlung der richtige Ort. Dort Kollegen könnt ihr aus euren Reihen sofort eine Streikleitung wählen, welche den Streik organisiert und leitet. Es genügt nicht wenn am Donnerstag (vgl. 13.7.1972, d.Vf.) nur die V-Leute tagen und der Harders nur vor den V-Leuten Rechenschaft ablegt. Er soll vor der gesamten Belegschaft sprechen.

KOLLEGEN,
FORDERN WIR DESHALB FÜR DONNERSTAG EINE BELEGSCHAFTSVERSAMMLUNG!

Dabei dürfen wir nicht hoffen, daß der Betriebsrat mit den übelsten Verrätern Pfeiffer, Siemon und Jendhoff an der Spitze, selbständig die Belegschaftsversammlung einberuft. Pfeiffer stand am Mittwoch ständig auf der Seite von Harders, die faule Bekanntmachung von Harders wurde von Troche (IGM-Hauptvorstand) mit unterschrieben, also steht Pfeiffer auch auf der Seite von Harders, oder hat er im Aufsichtsrat gegen die Fusion gestimmt? NEIN !!

Die letzte Betriebsversammlung (BV - vgl. 9.12.1971, d.Vf.) hat im Dezember stattgefunden. Seitdem wurden nur noch in einigen Abteilungen Abteilungsversammlungen durchgeführt. Das hat seinen guten Grund. Der Betriebsrat hat beschlossen, aufgrund des neuen BVG keine Belegschaftsversammlungen durchzuführen, sondern nur noch Abteilungsversammlungen. Das heißt doch, daß die Arbeiter der Hütte gespalten werden. Es haben doch alle Kollegen der Westfalenhütte und darüber hinaus auch Union und Phoenix das gleiche Interesse, nämlich daß Harders keine Werksteile schließt, keine Kollegen entläßt und die Arbeitshetze gestoppt wird. Deswegen müssen wir auch eine gemeinsame Belegschaftsversammlung durchführen. Es stimmt nicht was einige V-Leute ihren Kollegen erzählen, daß früher die Belegschaftsversammlungen nur schwach besucht waren. Voriges Jahr im Dezember kamen 4 000 Kollegen, ein großer Teil ging nicht mehr in die alte Kantine und mußte deswegen vor der Tür stehen bleiben. Und damit immer soviele kommen, müssen die einzelnen Abteilungen geschlossen zur Versammlung ziehen.

Kollegen,
kämpfen wir gegen diese Spaltung durch das neue Arendt-BVG und seine Handlanger im Betriebsrat, die Pfeiffer, Siemon, Jendhoff und auch Werski und Schrade. Zwingen wir den Betriebsrat sofort eine Belegschaftsversammlung durchzuführen. Warten wir nicht darauf, daß der Betriebsrat eine Versammlung einberuft, er hat es nach dem Streik im Januar nicht getan, er hat es während der Betriebsrätewahlen (BRW - vgl. 18.4.1972, d.Vf.) nicht getan, um zu verhindern, daß auch über die Reihen der V-Leute hinaus Arbeiter-Kandidaten aufgestellt werden. Er wird auch jetzt selbständige keine Belegschaftsversammlung einberufen. Der Betriebsrat fürchtet die Kraft der Hoesch-Arbeiter und versucht uns deswegen zu spalten. Laut BVG muß der Betriebsrat dann eine Belegschaftsversammlung einberufen, wenn 1/4 der Arbeiter dafür sind.

Kollegen,
um das zu erreichen, wird die Betriebsgruppe der KPD/ML ab Montag Mittag bis Dienstag Mittag vor und im Betrieb eine Unterschriftensammlung durchführen.

Arbeitsbrüder, Kommunisten, Sozialdemokraten, christliche, parteilose, V-Leute, setzt eure Unterschrift auf die Liste, dadurch können wir zeigen, daß die Belegschaft bereit ist weiter gegen Harders faule Pläne zu kämpfen und deswegen eine sofortige Belegschaftsversammlung verlangt.

V-Leute,
unterschreibt auch für die Belegschaftsversammlung, tretet auf der nächsten V-Leute-Konferenz für eine sofortige Durchführung einer Belegschaftsversammlung ein.

Kollegen,
sprecht mit euren V-Leuten darüber, sagt ihnen klar, daß ihr die Belegschaftsversammlung wollt.

Die KPD-ML-Betriebsgruppe wird am Dienstag sofort von der Gründung des Estel-Vorstandes berichten. Werden dort die Investitionen gekürzt, was Stillegungen, Entlassungen und noch weitere Verschärfung der Arbeitshetze zur Folge hat, werden die Hoesch-Arbeiter wie ein Mann aufstehen.

Die Unterschriftenliste wird noch am Dienstag Nachmittag auf den Tisch des Betriebsrats gelegt. Wenn zuwenig Unterschriften zusammenkommen, wird nur die Zahl der Unterschriften bekanntgegeben, um einzelne Kollegen nicht zu gefährden.

Im Anhang ist eine Unterschriftenliste abgedruckt. Löst sie ab.

V-LEUTE, KOLLEGEN, SAMMELT UNTERSCHRIFTEN AUF DIESNE LISTEN UND GEBT SIE DEN GENOSSEN VOR DEM TOR NACH DER SCHICHT.

DEINE UNTERSCHRIFT ZUR BETRIEBSVERSAMMLUNG!"

Im zweiten Artikel heißt es:"
JUNGARBEITER - LEHRLINGE

unsere 30 Lehrlinge haben am Dienstag (gemeint ist vermutlich Mittwoch, d.Vf.) nicht mitgestreikt. Sie waren wie andere Kollegen nicht informiert worden.

WARUM HÄTTEN WIR MITSTREIKEN SOLLEN?

Die Rationalisierung der Betriebe macht nur eine bestimmte Anzahl von Spezialisten und Facharbeitern notwendig. Deshalb wurde der Stufenplan entwickelt, der langsam eingeführt wird. Mit ihm läßt man durch das Prüfungssystem genau so viele Lehrlinge eine qualifizierte Ausbildung erhalten, wie für das Unternehmen notwendig. Die übrigen setzt man als Hilfsarbeiter oder Werksarbeiter ein.

Das heißt:
Werden durch die Rationalisierungen und Stillegungen Arbeitsplätze 'überflüssig' kann man sie leicht entlassen. SO WIRD MIT UNS UMGESPRUNGEN.

Schon bei unserer Ausbildung ist das Hauptinteresse der Kapitalisten der Profit. Sie scheren sich einen Dreck um unsere Ausbildung. Wenn wir Lehrlinge in der Produktion eingesetzt werden, benutzt man uns als Lohndrücker gegenüber den älteren Kollegen. IHR ZIEL: SPALTUNG DER ARBEITERKLASSE!

Deshalb müssen wir gemeinsam mit den älteren Kollegen gegen Rationalisierung und verschärfte Arbeitshetze kämpfen. Genau wie die älteren Kollegen uns bei der Durchsetzung unserer Forderungen unterstützen müssen. Ein Beispiel ist der Kampf einer Abteilung für die Erhaltung der Dividende einiger Jungarbeiter, die zum Bund mußten.

Ein älterer Kollege erkannte es richtig, er sagte, wir gingen nicht freiwillig zur Bundeswehr. Auch hier wollten die Kapitalisten wieder einmal sparen.

Dafür dürfen wir beim Bund unsere Köpfe hinhalten, sind Kanonenfutter für die Profite der Kapitalisten. Nach dem neuen BGS-Gesetz (Bundesgrenzschutz) (vgl. 22.6.1972, d.Vf.) besteht die Möglichkeit, auch dort hin verpflichtet zu werden. Dann wird das Ziel unserer militärischen Erziehung noch offensichtlicher. Einsatz als Polizei des Inneren, gegen unsere Kollegen, dann gegen streikende Hoescharbeiter.

Deshalb müssen wir den Kampf gegen den Militarismus aufnehmen.
Ein Schritt dazu, ist die Unterstützung des Kampfes der älteren Kollegen GEGEN INVESTITIONSKÜRZUNGEN, LOHNABBAU, ARBEITSHETZE, ENTLASSUNGEN.

AUCH UNSERE UNTERSCHRIFT FÜR DIE BELEGSCHAFTSVERSAMMLUNG!"

Nur im 'Schwungrad' enthalten ist der Anfang des folgenden Artikels:"
INVESTITIONEN - RATIONALISIERUNG GLEICH ARBEITSPLATZMORD

Arbeit bis zum Umfallen, verschärfte Arbeitshetze von der Brammenstraße bis zum Siemens-Martin Werk - die höchsten Unfallziffern in Europa:

UND DANN KOMMT MAN UNS NOCH DAMIT, DASS DIE INVESTITIONEN GESTRICHEN BZW. GEKÜRZT WERDEN.

Genau das Richtige, die Klamotten hinzuschmeißen haben wir dagegen getan! Welche Angst die Herren vom Vorstand haben, konnten wir auf der Treppe vor der Hauptverwaltung miterleben. Es hieß wieder 'die große Hoeschfamilie' - Vertrauen auf die Leitung (Abs). Auf einmal hatten wir uns geirrt! Die Bekanntmachung sollte dann alles wieder in Ordnung bringen. Dieses diente nur dazu unsere Kampfbereitschaft zu besänftigen, denn wie heißt es in der Bekanntmachung:

DER AUFSICHTSRAT STELLT ÜBEREINSTIMMEND FEST, DASS DER TERMIN DES BAUBEGINNS AUSSCHLIESSLICH VON DER ENTWICKLUNG DER FINANZ- UND ERTRAGSLAGE DES UNTERNEHMENS ABHÄNGT!

Lassen wir uns nichts vormachen! Wie sieht die Ertragslage bei Hoesch aus? 'Werk und Wir' (6) (vgl. **.*.1972, d.Vf.) gibt uns Auskunft: 'In den ersten 6 Monaten des laufenden Jahres war der Fremdumsatz des Konzerns um 9% niedriger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Der Gesamtumsatz verringerte sich um 11, 5%!

IM GESCHÄFTSJAHR 1970/71 WAREN VOR ALLEM DIE HÜTTEN UND WALZBETRIEBE MIT MINUS 12% DARAN BETEILIGT.'

Es wird klar gesagt, über Investitionen brauchen wir uns keine Illusionen zu machen. Trotzdem wird nach Harders die Produktion auf 7 Mio. t bei Verringerung der Belegschaft gesteigert. Also verschärfte Arbeitshetze.

Unser Kampf darf nicht beim Kampf für die Durchsetzung der Investitionen stehenbleiben. Er muß sich besonders gegen die verschärfte Arbeitshetze richten. Beispiele gibt es schon zur Genüge:

Im Breitbandwalzwerk haben die Kollegen die richtige Antwort darauf gegeben! Sie arbeiten so viel, wie sie bei normalem Tempo schaffen können und nicht mehr. Bei Phoenix sind die Brammenstraße und besonders die Reparaturtrupps von der verschärften Arbeitshetze betroffen. Gerade hier sollte das Beispiel der Breitband-Kollegen Schule machen.

Durch die Arbeitshetze erhöht sich die Unfallgefahr. Unfallverhütungsvorschriften können bei diesem Tempo nicht mehr eingehalten werden.

Kollegen,
unsere Parole muß deshalb heißen

BOYKOTT DER VERSCHÄRFTEN ARBEITSHETZE - FÜR EIN NORMALES ARBEITSTEMPO!

Doch die neuen Werke haben nicht nur die Hetze gebracht, für die älteren Kollegen hieß es SOZIALPLAN - FRÜHRENTNER. 'Werk und Wir' (vgl. **.**.197*, d.Vf.) erklärt den Zweck sehr deutlich:
'Zur Anpassung an die insgesamt ungünstigere Absatzlage und wegen der gebotenen Kostensenkung zur Verbesserung der Ertragslage haben wir ein umfassendes Maßnahmenprogramm durchgeführt, das auch generellen Einstellungsstopp und das vorzeitige Ausscheiden älterer Mitarbeiter nach einem Sozialplan vorsieht.

Der Erfolg dieser Maßnahmen zeigt sich in den Belegschaftszahlen. So ging die Belegschaft in den ersten sieben Monaten um 3 117 Beschäftigte, das sind 5, 9% auf 49 335 zurück.

Durch Verringerung der Belegschaft konnten die Auswirkungen der Tariferhöhungen vom 1. Januar und 1. Februar 1972 aufgefangen werden.

Trotzdem hat sich die Ertragslage des Konzerns im ersten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres weiter verschlechtert. Dies gilt vornehmlich für den Hüttenbereich; aber auch bei der Verarbeitung waren trotz ausreichender Beschäftigung die Erträge niedriger.

Da es nicht möglich ist, die dringend erforderliche Verbesserung der Ertragslage allein von der Kostenseite her - also über weitere Rationalisierungsmaßnahmen - zu erreichen, haben wir Anfang Mai die Listenpreise für unsere Walzstahlerzeugnisse zwischen 25 und 35 DM/t angehoben.'"

In beiden uns vorliegenden Ausgaben erscheint dann folgender Text:"
RATIONALISIERUNG - ENTLASSUNGEN - DAMIT DIE PROFITE STIMMEN!

Die Hoesch-Bosse haben nur EIN Interesse an uns - AUSPRESSUNG BIS AUF'S BLUT! Unseren holländischen Kollegen geht es nicht besser.

Programmabstimmung nennen die Kapitalisten ihre Politik. Doch für uns ist das gleichgültig - wir verlieren die Arbeitsplätze. Ob es nun der Dortmunder Kollege ist der rausfliegt, weil in Holland (den Niederlanden, d.Vf.) ein modernes Stahlwerk steht - oder der holländische, weil die Dortmunder Brammenstraße eine größere Rentabilität hat. Unser Kampf darf deshalb nicht gegeneinander sein - sondern gemeinsam

GEGEN VERSCHÄRFTEN LOHNRAUB, ARBEITSHETZE UND ENTLASSUNGEN!

Kollegen,
wählen wir deshalb auf der Belegschaftsversammlung eine Delegation, die nach IJMUIDEN fährt, um die deutsch-holländische Kampffront zu schmieden. Sprechen wir mit unseren niederländischen Kollegen im Werk, wie ein gemeinsamer Kampf zu erreichen ist.

Denn nur IM KAMPF GEGEN LOHNRAUB, ARBEITSHETZE UND ENTLASSUNGEN KÖNNEN WIR UNSERE ARBEITSPLÄTZE SICHERN!

WARUM DIE FUSION HOESCH - HOOGOVENS?

Wirtschaftliche Abhängigkeit ist hier das Zauberwort. Denn wer die wirtschaftliche Macht im Kapitalismus hat, bestimmt auch die Politik.

Außerdem hat Hoesch bei der Fusion auf kaltem Wege die 14, 5% ausgeschaltet. Dafür kann auf ein paar Aufsichtsratsposten verzichtet werden. Hoesch und Hoogovens sind nämlich zu je 50% an der Zentralgesellschaft beteiligt. Das Stimmenübergewicht des Hoogovens-Konzersn ist durch Vertrag lahmgelegt:

Hoesch-Hoogovens Bericht über den Zusammenschluß:

'Die Hoogovens-Holdiung wird durch die 14, 5%ige Beteiligung am Aktienkapital der Hoesch-Holding kein Übergewicht im neuen Konzern erhalten, da sie verpflichtet sein wird, das Stimmrecht aus den Hoesch-Aktien gemäß einem Vorschlag des Vorstandes der Zentralgesellschaft und nicht gegen die Interessen der Zentralgesellschaft auszuüben.'

Wie die wirtschaftliche Abhängigkeit aussieht, ist aus dem letzten Spiegel (vgl.*3.7.1972, d.Vf.) zu entnehmen. Deutsche Konzerne liefern Waffen an alle europäischen Länder, diese sind damit von der deutschen Versorgungsindustrie abhängig.

Und Panzer werden aus Stahl gebaut. Gerade Firmen wie Hanomag, die Großproduzenten sind, werden von der Stahlindustrie, z.B. Rheinstahl, versorgt. Wohin und wofür unsere Bleche geliefert werden, können wir nicht nachprüfen. Doch die Arbeiter und Werktätigen wollen keinen Krieg der Hoesch-Bosse - deshalb muß die Arbeiterklasse unterdrückt und ruhig gehalten werden.

Also NOTSTANDSGESETZE (NSG, d.Vf.) - BVG AUF DER EINEN - ARBEITSHETZE, LOHNRAUB, ENTLASSUNGEN AUF DER ANDEREN SEITE

WIE MUSS UNSER KAMPF AUSSEHEN?

Können wir dagegen kämpfen, wenn wir wie die D'K'P (DKP, d.Vf.) fordern: Harders weg?
Nein! Ob Harders oder Müller, die Kapitalisten sind sich in einem einig:
AUSBEUTUNG UND UNTERDRÜCKUNG DER ARBEITERKLASSE!

Die D'K'P zeigt ihre weiterreichende Lösung auf - Verstaatlichung - Staatskapitalismus!

Kann das unser Ausweg sein?

Volkseigentum ja, aber wer hat denn die Macht in unserem Staat. Es sind die Krupp, Thyssen, Abs, Harders usw., die durch ihre SPD-Regierung die Arbeiterklasse unterdrücken und nicht das Volk.

Auf der Pressekonferenz gab Harders die Zusammenarbeit selber zu: 500 Mio. als Hilfe bei den Investitionen vom Bonner Staat. Und was der Staat für die Arbeiter übrig hat, sehen wir bei der RAG und den Saarkumpels (IGBE-Bereich, d.Vf.) - Entlassungen.

Und ist das nicht in den von der D'K'P mit ihrem Vorschlag gemeinten Ländern genauso? Die polnischen Werftarbeiter haben sicherlich nicht gestreikt, weil es ihnen zu gut ging. Uns, Kollegen, kommt es nicht auf die Namen an - ob Honecker, Krupp oder Breschnew, ihre Taten sind wichtig:

AUSBEUTUNG UND UNTERDRÜCKUNG!
DESHALB KANN UNSER KAMPF NUR DER KAMPF ZUM BEWAFFNETEN STURZ DIESES STAATES SEIN, UM EINEN WIRKLICH VOLKSDEMOKRATISCHEN STAAT AUFZUBAUEN!

gerade der Sozialismus der Volksrepublik China gibt uns ein gutes Beispiel wie Investitionen und Rationalisierung dem Volk dienen können.

Dort wird investiert, um die Lage der arbeitenden Bevölkerung zu verbessern, nicht der Profite willen.

Ein gutes Beispiel sind die Zechen, die im Kapitalismus als unrentabel geschlossen wurden. Genau wie heute bei uns flogen die Kollegen auf die Straße. Heute im Sozialismus hat man die Zechen wieder eröffnet. Es zeigte sich, daß dort noch Kohle für den jahrelangen Abbau vorhanden war. Bei uns geplante Schließung der modernsten Schachtanlage Europas - Hannover-Hannibal (in Bochum, d.Vf.) im Herbst, obwohl noch genügend Kohle vorhanden ist. Gleichzeitig importieren die Kapitalisten billige Kohle aus den USA. Hoesch hat 1958 noch 6, 6 Mio. Tonnen Steinkohle bezogen. Heute gehen die Sorgen des Bergbaus (Harders) uns nichts an - Hoogovens importiert billige Kohle aus eigenen Zechen in den USA und Belgien (Tabelle aus Bericht über den Zusammenschluß von Hoesch-Hoogovens)

'Bergbau

Hoogovens Delfstoffen NV Ijmuiden 100 %
Oost-Borneo Maatschappij NV Amsterdam 99, 6%
PT Pacific Nikkel Indonesia Djakarta, Indonesien 22 %
SA Carrieres de Nameche Nameche, Belgien 50 %
SA des Usines Stephenne Marche-les-Dames, Belgien 100 %
Beckley Coal Mining Company Cleveland, USA 25 %
Oremco Inc. New York, USA 50 %'

Wie sieht es bei uns aus? Wir dürfen nur schnell arbeiten - bald kommt man nicht einmal mehr zum denken. Zu den Dingen, die wir produzieren haben wir kein Verhältnis (auch wenn es eine Atombombe sein sollte) und dafür bekommen wir dann noch einen Hungerlohn.

Im Sozialismus wissen die Kollegen, was sie produzieren, denn sie bestimmen es selbst NACH IHREN BEDÜRFNISSEN.

WENN MAN DORT PANZER BAUT, SIND SIE IN DEN HÄNDEN DER ARBEITER UND BAUERN, des Volkes. Bei uns zwar in den Händen, aber eingesetzt werden sie im Interesse der Kapitalisten. Eingesetzt nach außen, um neue Länder zu erobern, nach innen um die Arbeiterklasse zu unterdrücken. Deshalb können wir uns auch nur mit der Waffe in der Hand befreien. Harders, der wird nicht freiwillig gehen, der holt die Bullen oder die Armee und läßt auf uns schießen. Deshalb müssen wir die Gewehre, die die Kapitalisten in unsere Hände gegeben haben, gegen sie selber richten UM UNSEREN STAAT ZU ERRICHTEN!

DESHALB KANN UNSERE LOSUNG NUR HEISSEN:

ALLE MACHT IN ARBEITERHÄNDE

FÜR DEN BEWAFFNETEN STURZ DES BONNER STAATES

FÜR SOZIALISMUS UND FRIEDEN"
Q: Die Rote Westfalenwalze Harders Pläne durchkreuzen sofort Betriebsversammlung fordern, Dortmund o.J. (Juli 1972); Das Rote Schwungrad Aufruf, Dortmund o.J. (Juli 1972)

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