Pädagogische Hochschule Dortmund: AStA-Information, DOS - Dortmunder Studentenzeitung, Nr. 7, 26. Jan. 1972

26.01.1972:
An der PH Dortmund erscheint die Nr. 7 'AStA-Information, DOS - Dortmunder Studentenzeitung' (vgl. 19.1.1972, 2.2.1972) mit 20 Seiten DIN A 4 unter dem Motto "Maulkorb für Studenten!?!" und mit folgendem Inhalt:
- VDS-Unterstützung verboten
- 'Reform des Lehrerstudiums'
- Stop der Studentenzahlen
- Bespitzelung an der Hochschule
- Verschärfung der Begabtensonderprüfung
- PGH/ESH stellt sich vor
- Die Machenschaften der Hamburg-Münchener
- Brief des Vaters Georg von Rauch.

Unverändert sind die Termine der ESG und ihrer PGH.

Ausgeführt wird:"
VDS-UNTERSTÜTZUNG VERBOTEN

Den Studenten, sowohl der verfaßten Studentenschaft (gleich AStA) als auch dem einzelnen Studenten wird allmählich die Ausübung der freien Meinungsäußerung eingeschränkt, sowohl durch Bespitzelung als auch durch Verbote aller Art. Wenn wir uns nicht dagegen wehren und unsere demokratischen Rechte verteidigen, werden wir bald vollends durch die verschiedenen Maulkörbe (gleich Repressalien) mundtot gemacht.

Als erstes ist die Kultusbürokratie als vorgeschobener Handlanger des Monopolkapitals schon seit Jahren dabei, unsere Rechte (freie Meinungsäußerung, Versammlungen, hochschulpolitische Arbeit etc.) einzuschränken.

Das Hauptziel ihrer Attacken, die unter dem Mäntelchen juristischer Notwendigkeiten und durch Paragraphenverdrehungen stattfinden, gilt dem AStA.

WARUM ANGRIFFE GEGEN DEN ASTA?

Der AStA ist das einzige Organ, das ausschließlich von Studenten besetzt ist und ihre Interessen nach AUSSEN hin vertritt.

Da die Behörden und damit das Kapital, das heißt die Herrschenden, die Meinung der Studenten und die daraus erwachsenden Konsequenzen fürchten, wird logischerweise die Zerschlagung der verfaßten Studentenschaft (gleich AStA) also 'unserer Gewerkschaft' angestrebt.

Kommilitoninnen und Kommilitonen, in Baden-Württemberg ist folgendes schon geschehen:

1. DORT IST DER ASTA BEREITS VERBOTEN!
2. VOLLVERSAMMLUNGEN DER STUDENTENSCHAFT SIND VERBOTEN!
3. FLUGBLÄTTER MÜSSEN NAMENTLICH UNTERZEICHNET UND VON DER VERWALTUNG GENEHMIGT WERDEN!
4. PLAKATE SIND GENEHMUNGSPFLCHTIG!
5. VERSAMMLUNGEN VON STUDENTEN IM PH-GEBÄUDE SIND VERBOTEN, FALLS NICHT VORHER BEIM REKTORAT DIE GENEHMIGUNG EINGEHOLT WURDE!

Kommilitoninnen und Kommilitonen, das sind Tatsachen, keine Vermutungen!

Wo bleiben unsere im Grundgesetz (GG,d.Vf.) verankerten Rechte wie Versammlungs-, Meinungsfreiheit etc.??? (Wir möchten Euch an dieser Stelle auf unseren Artikel 'Grundgesetz - auf Grund gesetzt' in DOS-5 hinweisen).

Die ANGRIFFE richten sich natürlich nicht allein gegen den AStA. Fast Alle ASten sind im VDS (gleich Verband Deutscher Studentenschaften) zusammengeschlossen.

Damit dieser sogenannte Dachverband aller Studentenschaften arbeiten und unter anderem eine Koordinationsfunktion erfüllen kann, zahlen die ASten Beiträge (an der PH Dortmund für jeden Studenten pro Semester ca. 1,20 DM).

Um diesen festen Verband zu zerstören, richten sich die Aktionen der rechten Kräfte, besonders auch von CDU und RCDS-Leuten (siehe Frankfurter Rundschau (FR,d.Vf.) vom 18.1.1972), gegen den VDS. Wenn dieser Verband durch Verbot der Beitragszahlungen zerschlagen wird, können die dann isolierten und allein für unsere Interessen kämpfenden ASten umso leichter in ihrer Arbeit gestört, aufgelöst und verboten werden.

Nachfolgend haben wir Zeitungsartikel mehrerer bürgerlicher Zeitungen in chronologischer Abfolge, die die oben aufgezeigten Gefahren begründen, zusammengestellt".
Diese berichten aus Frankfurt (vgl. 3.12.1971), Göttingen (vgl. 20.12.1971), Tübingen (vgl. 13.1.1972) und vom VDS-Vorstand (vgl. 17.1.1972).

Der eigene Kommentar lautet:"
Kommilitoninnen und Kommilitonen, wir rufen Euch auf zu energischer Gegenwehr.

Verteidigt die Wahrnehmung Eurer Interessen durch einen STARKEN ASTA, indem ihr massenhaft am 8./9.2.1972 zur Wahlurne geht und in die SK (Studentenkonferenz) und damit auch in den AStA Gruppen wählt, die wirklich Eure Interessen vertreten.

Schaut Euch dazu vorher KRITISCH bei den verschiedenen Gruppen um.

Fragt sie nach ihren BISHERIGEN LEISTUNGEN, fragt sie nach ihrem ZUKÜNFTIGEN PROGRAMM und nach dem, was sie FÜR EUCH, nicht ohne und gegen Euch, erreichen wollen.

Wählt keine rechten Gruppen; denn wie ihr seht, versuchen diese, überregionale Verbände der Studentenschaften zu zerschlagen.

WIR WOLLEN EINEN STARKEN ASTA, DER FÜR UNSERE INTERESSEN KÄMPFT UND EINEN STARKEN DACHVERVERBAND, DEN VDS."

Es folgt:"
DIE NEUE LEHRERAUSBILDUNG

So soll das neue Lehrerausbildungskonzept aussehen, das noch in diesem Jahr verabschiedet werden soll:
Semester Primarstufe Sekundarstufe I Sekundarstufe II
1 Erziehungswissenschaft im sog. Kompaktseminar
2
-----------------------------------------------------------------------------
3
1 Fach (Wahlfach) 1. Wahlfach Hauptfach
4
-----------------------------------------------------------------------------
5
Differenzierung Didaktik und 2. Wahlfach Hauptfach
anderes für Grundschule Hauptschule
6
aufbauend auf dieses sechsemestrige Studium ein sogenanntes zweisemestriges Erweiterungsstudium:

7
ein 2. Wahlfach - Sek.stufe I 1. Wahlfach noch noch ein 2. Wahlfach
einmal - Sek.st.II Primarstufe und Sek.I
oder zwei Semester Heilpädagogik
8

Die Neuordnung der Lehrerausbildung schlägt allen Optimisten und auch denjenigen, die noch an 'rechte Reformen' glaubten, voll ins Gesicht. Alle EXPERTEN in sämtlichen Bereichen der Lehrerbildung waren sich darüber einig, daß die MINDESTZEIT für die Lehrerausbildung ACHT Semester betragen müsse.

Wie diese Stimmen von der Kultusbürokratie und den Behörden gehört wurden, beweist dieser Entwurf, den wir hier für Euch graphisch dargestellt haben.

HIER ZEIGT SICH WIEDER EINMAL, daß die Obrigkeit dieses Staates überhaupt NICHT an einer optimalen Ausbildung der Lehrerstudenten interessiert ist.

Diejenigen, die bisher noch acht Semester studiert haben (Realschullehrer - Sekundarstufe I und Gymnasiallehrer - Sekundarstufe II), werden in Zukunft AUCH NUR NOCH SECHS Semester studieren!

DIE AUSWIRKUNGEN AUF DIE LEHRERAUSBILDUNG UND VOR ALLEM AUF DIE SCHÜLER sind noch gar nicht abzusehen. Schlecht ausgebildete Lehrer haben in ihrem Beruf Schwierigkeiten jeder Art. Sie sind unfähig, auf die Bedürfnisse und die Probleme der Kinder einzugehen.

FOLGLICH…

…werden sie zu 'altbewährten' repressiven Maßnahmen greifen und sich hinter ihrer Amtsautorität verstecken.

SCHÜLER, die schlecht ausgebildet die Schule verlassen, haben immerhin noch die Möglichkeit, 'gute' Arbeiter zu werden. Diese Schüler werden sich einordnen und anpassen, so wie sie es von der Schule her kennen und kritiklose Untertanen dieses Staates werden.

Nach Informationen aus der Abteilungskonferenz der Abteilung Heilpädagogik der PH Ruhr plant die Kultusbürokratie

BIS 1980 (!) KEINE ERHÖHUNG DER STUDENTENZAHL AN DER PH RUHR!

Die Begründung für diese sensationelle Entscheidung:

ES IST DAVON AUSZUGEHEN, DASS GENÜGEND LEHRER VORHANDEN SIND.

Natürlich sind genügend Lehrer vorhanden, wenn man von der angeblichen Klassenfrequenz von 40 Schülern (in Schweden: 25!) ausgeht.

JEDER KOMMILITONE der in einer Schulklasse mit einer derartigen Klassenstärke schon einmal unterrichtet hat, kennt die chaotischen Zustände und die großen Anforderungen, die an jeden Schüler und auch an den Lehrer gestellt werden!

Nach Berichten aus dem Kultusministerium sollen die Studentenzahlen der Professoren nach Forschung und Lehre differenziert werden.

Die Profs sollen 24 Stunden maximal Vorlesungen halten, ihre Lehre betreiben.

Über eine Abstufung kommt man auf 8 Stunden, die den Herren vorbehalten werden, die primär forschend tätig sein sollen.

- Eine neue, zum Teil verkürzte, nicht ausreichende LEHRERAUSBILDUNG
- Keine Erhöhung deR STUDENTENZAHLEN bis 1980,
- Aufteilung der LEHRENDEN in 'Rezeptemacher' und 'Rezepteanwender' (für die Studenten im Hochschulrahmengesetz (HRG,d.Vf.) schon längst vorgesehen).

DIESE TATSACHEN IM NOTWENDIGEN ZUSAMMENHANG GESEHEN ERGEBEN FOLGENDES:

Die Herrschenden unserer kapitalistischen Gesellschaft versuchen, das Bildungssystem für ihre Interessen (gleich Profitmaximierung) voll verwertbar zu machen.

Die Kapitalistenklasse braucht wenige Rezeptemacher und eine große Mehrheit von Rezepteanwendern.

Sie braucht notwendig Handlanger (und Lehrer), die mit einem Minimum an Kenntnissen ausgestattet der breiten Mehrheit unseres Volkes gerade soviel an Wissen vermittelt, wie es für die Systemerhaltung notwendig ist."

Gefragt wird:"
Wußtest Du schon,…
…daß Arbeiten des ersten Staatsexamens, die mit 5 oder 6 bewertet wurden, von keinem zweiten Prüfer nachgesehen werden müssen!?!
…daß Professoren für Prüfungen, die sie abnahmen, gestaffelt nach 1. Staatsprüfung, Vordiplom- und Diplomprüfung honoriert werden?!?!"

Eingeleitet wird:"
DOS veröffentlicht hier einen Bericht aus dem 'Roten Pfeil' (Nr.16 vom Juni 1971) über Maßnahmen der deutschen Kultusministerien gegenüber politisch aktiven Hochschulgruppen."
Es folgt der Artikel aus dem Organ der KSG/ML des KAB/ML und der Kommentar:"
Auch an dieser Hochschule werden wir bespitzelt. Auf fast jeder der letzten SV's (Studentenvollversammlungen) waren Leute zugegen, die für die politische Polizei (14. Kommissariat (K14,d.Vf.)) Informationen sammeln.

Wir können nichts gegen diese einzelnen Leute unternehmen, da sie meistens so klug sind, sich an der PH einzuschreiben.

Daher sind sie dann formal Studenten, die an jeder SV teilnehmen dürfen.

KOMMILLITONINNEN UND KOMMILITONEN, WIR WEHREN UNS GEGEN DIESE UND ÄHNLICHE REPRESSIVE MAßNAHMEN DER KULTUSMINISTER!

Wir möchten Euch noch auf folgendes Schreiben des Ministers für Wissenschaft und Forschung vom November 1971 hinweisen, in dem sich die oben aufgezeigten Tendenzen ankündigen". Es folgt ein Schreiben des o.g. Ministers von NRW vom 23.11.1971 mit folgender Anmerkung:"
Was ist wohl ein 'strafbarer Inhalt'?

Wir halten es für eine Gummiformel, die den Herrschenden jede Auslegung ermöglicht."

Der nächste Artikel berichtet über die:"
VERSCHÄRFUNG DER BEGABTENSONDERPRÜFUNG

Wenn die Begabtensonderprüfung so verschärft wird, daß über die Hälfte der Prüflinge durchfällt, so ist es doch wohl notwendig, sich über den Hintergrund dieser Prüfung einige Gedanken zu machen.

Die Sonderprüflinge der vergangenen Jahre nehmen eine besondere Stellung innerhalb der Hochschule ein: sie sind politisch aktiver als die Abiturienten und sie zeigen auch mehr Bereitschaft, sich für ihre Interessen einzusetzen.

Ein Beispiel dafür bietet der AStA, der in den letzten Jahren hauptsächlich aus Sonderprüflingen bestand.

Angesichts dieser Tatsache muß die Verschärfung der Sonderprüfung als der Versuch einiger Professoren gewertet werden, politisch aktive Leute von der Hochschule fernzuhalten.

HABEN EINIGE PROFESSOREN ANGST VOR POLITISCH ARGUMENTIERENDEN STUDENTEN?

Auch meinen wohl einige Profs., sie würden im Rahmen des Aufbaus der Gesamthochschule zu Profs zweiter Klasse, wenn an der PH im Verhältnis mehr Arbeiterkinder studieren als an der UNI.

So wird jetzt versucht, auch noch die letzten Lücken für Arbeiterkinder zu verschließen. Die Absicht, mit der Verschärfung der Sonderprüfung besonders die Kinder aus unteren sozialen Schichten zu treffen, wird im Fach Deutsch deutlich.

Auf Grund ihrer Umwelt und ihrer Erziehung haben diese Kinder eine andere Sprache als die Kinder aus der Mittelschicht (nämlich den 'restringierten Code', siehe Basil Bernstein u.a.).

Wenn nun allein in der Deutschprüfung 51,2% der Prüflinge eine '5' oder eine '6' haben, so ergibt sich daraus eine eindeutige Benachteiligung dieser Kinder.

WIR WEHREN UNS DAGEGEN, DASS NOCH MEHR ARBEITERKINDER VOM STUDIUM AUSGESCHLOSSEN WERDEN!

Unterstützt die Prüflinge und kommt zum Teach-In am Donnerstag, 27.1.1972, 13 Uhr im H I."

Der nächste Beitrag lautet:"
PGH/ESG STELLT SICH VOR

Der PGH/ESG ist die Gruppe, die den AStA trägt.

Und das ist die Entwicklung der Gruppe:

WS 1969/1970: Innerhalb der ESG besteht eine POLIT-AG.

SS 1970: Aus dem 'lockeren Haufen' entwickelt sich eine politisch stringent arbeitende Gruppe, die in der PH-Analyse und der Entwicklung der Berufperspektive ihre Aufgabe sieht.

WS 1970/1971: Durch zunehmenden Druck der Kultusbürokratie beschäftigt sich die Gruppe immer mehr mit der gesamten Hochschulpolitik. Im Zusammenhang mit Plänen zur Gesamthochschule nennt sich die Gruppe PROJEKTBEREICH GESAMTHOCHSCHULE. Kritische Reflexion, verstärktes Theoriestudium und Schulungen befähigte den PGH dazu, die Interessen der Studenten zu erkennen und zu vertreten.

SS 1971: Der PGH beteiligt sich an den SK-Wahlen, und übernimmt in einer Koalition mit den Gruppen GEW und SHB den AStA. Er stellt den AStA-Vorsitzenden, das Sozialreferat (mit drei Referentinnen) und den SK-Präsidenten, die gemeinsam mit dem PGH-Kollektiv die Arbeit leisten.

WS 1971/1972: Nach einer Einarbeitungszeit konzentriert sich die Hauptarbeit des PGH auf die Information der Studenten (DOS erscheint wöchentlich), die dazu dienen soll, die Struktur unserer Gesellschaft durchschaubar zu machen.

Das Sozialreferat setzte Schwerpunkte seiner Arbeit auf:
1. Verbesserung der Mensasituation
2. Kostenlose Rechtsberatung für Studenten
3. Bemühungen auf dem Wohnungssektor
4. Bereitstellung eines Aufenthaltsraumes.

Folgende Kandidaten stellt der PGH zur gesicherten Weiterführung der Arbeit zur Wahl:
…, 20, Sozialreferentin des AStA, seit Mitte Oktober Vorsitzende des Vorstands des Studentenwerks (StW,d.Vf.) Dortmund e.V., Mitglied des DOS-Redaktionskollektivs.
…, 18, Mitglied des DOS-Redaktionskollektiv.
…, 20, enger Mitarbeiter des AStA (unregelmäßige Veröffentlichungen).
…, 21, Fachgruppensprecher, Sprachen, Fachsprecher Englisch, SK-Mitglied, Mitglied des DOS-Redaktionskollektiv.
…, 24, SK-Präsident, Mitglied der Fächergruppe Pädagogik.
…, 21, Mitglied der Fächergruppe Biologie.
…, 21, Sozialreferentin des AStA - Hochschulgesetzgebung.
…, 20, SK-Mitglied.
…, 20, Mitglied des DOS-Redaktionskollektiv.
…, 19, Mitglied des DOS-Redaktionskollektiv.
…, 20, Mitglied der Fächergruppe Psychologie.
…, 21, Sozialreferentin des AStA - Krankenversicherung und Wohnungswesen."

Berichtet wird auch:"
ÜBER DIE MACHENSCHAFTEN DER HAMBURG MÜNCHNER KRANKENVERSICHERUNG AN UNSEREN HOCHSCHULEN

Die Misere der studentischen Krankenversicherung spitzt sich immer mehr zu. Obwohl die DSKV (Deutsche Studenten Krankenversicherung) spätestens bis zum SS 1972 aufgelöst wird, und damit 70 000 Universitätsstudenten ohne Krankenversicherungsschutz sind, ist die gesetzliche Regelung von der SPD/FDP-Regierung wieder hinausgezögert worden.

Als Begründung wurde angegeben, daß die Lösung der Krankenversicherungsfrage kein Wahlschlager für die Bundestagswahl 1973 sei, da die Studenten nur 1% der Bevölkerung darstellen.

Die Hamburg Münchner (HA-MÜ) Versicherung versucht nun in letzter Zeit, sich durch intensive Werbung an den Hochschulen, z.B. durch Aussetzen einer Kopfgeldprämie von 25 DM pro erworbenes Mitglied für die AStA-Referenten, vor dem drohenden Konkurs zu retten.

Doch schon der wirtschaftliche Aspekt einer Mitgliedschaft ist fragwürdig, denn die Leistungskosten für Studenten können nicht durch ihre Mitgliedsbeiträge gedeckt werden.

Der Mitgliederbestand der HA-MÜ ist jedoch rückläufig und hat mit 17% der Gesamtmitglieder den höchsten Rentneranteil. Somit ist es fraglich, ob bei diesem Finanzvolumen die Leistungen für Studenten längerfristig abgesichert sind.

Der ausschlaggebende Punkt ist jedoch, daß die HA-MÜ aufgrund ihrer Satzung überhaupt nicht berechtigt ist, Studenten aufzunehmen.

'Paragraph 2 Mitgliederkreise.
(1) Mitglieder der Kasse können werden:

1. Angestellte, Verwaltungs- und Angestelltenlehrlinge von öffentlichen Rechts- und öffentlich rechtlichen Anstalten, Stiftungen des öffentlichen Rechts.
2. Angestellte und Angestelltenlehrlinge in privaten Betrieben.
3. Angestellte Ärzte und Apotheker sowie fachliche Hilfskräfte, einschließlich der Angestelltenlehrlinge in diesen Berufen.'

Von der Mitgliedsberechtigung der Studenten ist also nichts zu lesen. Wie versucht die HA-MÜ nun, diese Klippe zu umgehen?

Offiziell nimmt sie nur Werkstudenten auf, die jedoch nach dem Angestelltenstatus nicht rentenversicherungspflichtig sind. Da jedoch eine Vielzahl von Werkstudenten einer arbeiterrentenversicherungspflichtigen Beschäftigung (Bau, Betrieb) nachgeht, sind diese Mitgliedschaften rechtsunwirksam und können bei Überprüfung annulliert werden.

Dabei sind die sozialen Folgen, z.B. Einstellung einer laufenden Behandlung, nicht abzusehen. Inoffiziell nimmt die HA-MÜ auch Studenten auf, die in ihrem Versicherungsantrag 'irgendeinen Arbeitgeber' angeben.

'Wer noch nicht Werkstudenten ist, besorgt sich kurzerhand einen Job, läßt sich die Bescheinigung ausstellen und macht dann mit dem Job, was ihm dazu einfällt.' (Aus einem Werbeblatt der HA-MÜ in Dortmund).

Da sich die Beschwerden gegen die Aktivität der HA-MÜ häufen, wird mit Sicherheit bei der nächsten Überprüfung durch die Aufsichtsbehörde die Mitgliedschaft dieser Leute annulliert werden.

Die Mitgliedschaft eines Studenten in der HA-MÜ stellt somit ein recht dubioses Abenteuer für ihn dar, einen Schritt in die soziale Unsicherheit!!

Doch solange unsere Bundesregierung soziale Aufgaben weiterhin nach dem Kriterium der Zugkraft im Wahlkampf auswählt, werden die HA-MÜ und ähnliche Unternehmen aus der sozialen Not der Studenten weiterhin Kapital schlagen können."

Enthalten ist auch der Brief des Vaters von Georg von Rauch an den FDP-Vorsitzenden Oxfort (vgl. Berlin - 6.12.1971). DOS merkt dazu an:"
Die Anzeige gegen Unbekannt des Georg von Rauch ist mittlerweile konkret. Nach letzten Ermittlungen stammt die Todeskugel aus der Dienstpistole des Kriminalobermeister Schultz."

Aufgerufen wird zur heutigen landesweiten Protestveranstaltung von Lehrern gegen die Disziplinierung der Fröndenberger GesamtschullehrerInnen.

Beigeheftet ist ein Aufrufflugblatt des SHB (vgl. 1.2.1972).
Q: AStA PH Dortmund: AStA-Information Nr. 7, Dortmund 26.1.1972


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