Pädagogische Hochschule Dortmund: AStA-Information, DOS - Dortmunder Studentenzeitung, Sondernummer Der AStA gibt weiter: Aufruf des AStA der Uni Bochum zur heutigen Demonstration, o. J. (1972)

01.12.1972:
Der AStA der PH Dortmund verbreitet, laut einer handschriftlichen Datierung heute, den Aufruf des AStAs der RUB zur heutigen Demonstration in Dortmund in Form einer 'AStA-Information' von zwei Seiten DIN A 4 ohne presserechtlich Verantwortlichen, die als Sondernummer der 'DOS' (vgl. 27.11.1972, 11.12.1972) erscheint"
Der AStA gibt weiter: Aufruf des AStA der Uni Bochum zur heutigen Demonstration

Kommilitonen,
seit Pfingsten haben die Fachhochschulstudenten in NRW Aktionen zur neuen RAHMENPRÜFUNGSORDNUNG für Fachhochschüler und zum verabschiedeten Gesamthochschulentwicklungsgesetz (GHEG (vgl. 1.**.1972, d.Vf.)) eingeleitet.

Angesicht der bevorstehenden Zusammenlegung von Fachhochschulen und anderen Hochschulen zu GESAMTHOCHSCHULEN (GHS, d.Vf.) ist es jetzt ENDLICH an der Zeit, zu GEMEINSAMEN Aktionen gegen die von der Landesregierung durchgeführte kapitalistische Hochschulreform zu finden.

In der verabschiedeten Fassung entfaltet das Gesetz ein breites ZENTRALPLANUNGSINTSRUMENTARIUM, das ein Diktat aus Düsseldorf BIS IN DIE KONKRETEN LEHRINHALTE HINEIN ermöglicht.

So werden gemäß Paragraph 2 vom Minister - in ihm fast völlig freigestellter Zusammensetzung - zentrale STUDIENREFORMKOMMISSIONEN eingeetzt, deren erarbeitete Empfehlungen er dann gemäß Paragraph 4 FÜR GANZ NRW VERBINDLICH erklären kann.

Der Paragraph 56.3 des Hochschulgesetzes wird dergestalt geändert, daß – wie es heißt - '…aus Gründen eines regional gleichmäßigen Bildungsangebots, einer ausgewogenen Verteilung von Studienanfängern auf die Hochschulen, zur Erprobung neuer Studienmethoden oder neuer Studiengänge oder zur Gewährleistung eines geordneten Aus- und Aufbaus der Hochschulen vom zuständigen Minister nach Anhörung der Hochschulen angeordnet werden' können; in Klarschrift:
DER MINISTER KANN JEDERZEIT NUMERUS CLAUSUS (NC, d.Vf.) ANORDNEN!

DAS INSTRUMENTARIUM IST ALSO SEIT VERABSCHIEDUNG DES HOCHSCHULGESETZES IM MÄRZ 1970 (vgl. 17.3.1970, d.Vf.) ERHEBLICH VERFEINERT WORDEN.

WOHER NUN DIE NOTWENDIGKEIT EINER ZENTRALISTISCHEN PLANUNG?

Den sogenannten 'GESELLSCHAFTLICHEN BEDARF' AN DIE HOCHSCHULE bestimmt im wesentlichen die Wirtschaft (40%). Die von anderen Bereichen der Berufspraxis angeforderten Qualifikationen haben dabei die Funktion, in verschiedenster Weise das bestehende kapitalistische Herrschaftsverhältnis zu stabilisieren, indem die STÄNDIGE VERWERTBARKEIT DER ARBEITSKRAFT in der kapitalistischen Gesellschaft sichergestellt (Sozialwesen, Ausbildungswesen) und der staatliche Herrschaftsapparat personell ausgestattet wird (Verwaltung, Rechtswesen etc.).

An der Hochschule ÄUSSERT SICH die - zur Zeit in Änderung begriffene - AUSRICHTUNG DES STUDIUMS AUF DIE GEWINNMAXIMIERUNG DER UNTERNEHMER in StudienFORMEN, StudienINHALTEN, ja sogar in der Tatsache, daß es überhaupt Leute gibt, die HAUPTAMTLICH Wissenschaft treiben, also PRAXISLOSE THEORIE FÜR THEORIELOSE PRAKTIKER machen.

Irgendwelche AUTONOMIEANSPRÜCHE des Individuums oder der einzelnen Hochschule haben da natürlich keinen Platz; folglich: ZENTRALISATION der Entscheidungen.

WIE GEHEN WIR NUN GEGEN EINE SO PERFEKTIONIERTE GESTALTUNG DES HOCHSCHULBEREICHES IM INTERESSE DES KAPITALS VOR?

und:

IST EIN SOLCHES VORGEHEN AN DER HOCHSCHULE ALLEIN ÜBERHAUPT MÖGLICH?

Wenn wir uns darüber im klaren sind, daß diese Hochschulreform eine kapitalistische ist, d.h. daß sie für unser KAPITALISTISCHES System notwendig ist, verfallen wir natürlich nicht in den Fehler, zu glauben, diese Reform sei auf die Dauer in diesem System aufzuhalten.

Wir sind NICHT in der Lage, und WOLLEN ES AUCH GARNICHT, die Hochschule in diesem Land zu einem Freiraum für die EMANZIPATION DES EINZELNEN STUDENTEN zu machen.

Vielmehr wird die Erkenntnis, inwiefern wir unser Studium nach Form und Inhalt ALS KAPITALISTISCH ORTEN können, und - als Folgerung daraus – die Berufspraxis, die sich am Interesse der werktätigen Bevölkerung orientiert, den Kampf der Werktätigen
UM IHRE EMANZIPATION
flankieren.

Auf der Demonstration heute in Dortmund wollen Fachhochschul-, PH- und Uni-Studenten
a) die Gemeinsamkeit des Vorgehens herstellen und
b) in der Bevölkerung klarmachen, daß gerade sie besonders angeht, wie und damit in wessen Interesse im Hochschulbereich reformiert wird.

DEMONSTRATION HEUTE 15 UHR VORPLATZ STADTTHEATER"
Q: AStA PH Dortmund: AStA-Information - DOS Sdr.Nr. Der AStA gibt weiter: Aufruf des AStA der Uni Bochum zur heutigen Demonstration, Dortmund o.J. (1.12.1972)

Dortmund_ASTA_INFO_1972_Dezember_01

Dortmund_ASTA_INFO_1972_Dezember_02



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