'Offensiv'
Zeitung des Sozialistischen Hochschulbundes Dortmund

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, Februar 2013

„Offensiv” hieß die Zeitung des Sozialistischen Hochschulbundes (SHB) Dortmund. Die erste Ausgabe erschien am 14. April 1975. Leider liegen uns nur noch zwei weitere Ausgaben (2/1975 und 4/1977) vor.

Liste der als Scans vorhandenen Zeitungen

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

14.04.1975:
Es erscheint die Nr. 1/1975 von „Offensiv. Zeitung des Sozialistischen Hochschulbundes Dortmund“ (SHB). Inhalt der Ausgabe ist:
- Arbeiterbewegung. Lehrlingsausbildung in der DDR. Berufsweg ohne Sackgasse
- Jugendarbeitslosigkeit
- Kein neuer studentischer Dachverband
- Hochschule - Sozialdemokratie: Astenkonferenz in Dortmund
- Uni gegen Gesamthochschule

Im Artikel „Arbeiterbewegung. Lehrlingsausbildung in der DDR. Berufsweg ohne Sackgasse” wird ein Artikel aus dem „Vorwärts“ vom 6. Februar 1975 veröffentlicht. Walter Leo aus Ost-Berlin meint darin, dass in der DDR „kein Lehrling ausgebeutet“ werde, „selbst wenn es Leerlauf gibt“. Hier gehe es „nicht allein um Lehrlinge, sondern um Bildung und Lehrlinge überhaupt, zumal in der Wirtschaft … Auch dabei schneidet die DDR gut ab“.

Im Artikel „Jugendarbeitslosigkeit“ wird u. a. gefordert: „Baldmöglichste Einführung eines zehnten Pflichtschuljahres“; „Beschleunigte Einführung des schulischen Berufsgrundbildungsjahres für alle als erstes anzurechnende Jahr der Berufsausbildung“; „Ausbau und Vermehrung der beruflichen Vollzeitschulen, die zu den Berufsabschlüssen führen oder Teilaufgaben der Berufsbildung übernehmen“; „Ausweitung des Angebots an qualifizierten betrieblichen Ausbildungsplätzen im privaten und öffentlichen Bereich“; „Verstärkter Ausbau und Errichtung der überbetrieblichen Ausbildungsstätten, die an das berufliche Schulwesen angegliedert werden und außerdem das Angebot der Ausbildungsplätze erweitern“.

Im Artikel „Kein neuer studentischer Dachverband“ wird eingangs erwähnt, dass „vom 18. bis zum 23. März in Düsseldorf die Mitgliederversammlung des VDS und des SVI sowie der erste Anlauf zur Gründung eines neuen Dachverbandes aller Studentenschaften der Bundesrepublik und Westberlin stattfand“.

Die „gewerkschaftlich-orientierten ASten“ hätten mit etwa „40% der Stimmen die stärkste Fraktion“ gebildet, so dass „zusammen mit den Juso-Hochschulgruppen, die etwa 30% der Stimmen besaßen, eine starke fortschrittliche Mehrheit gesichert gewesen wäre, wenn es nicht zu größeren Differenzen zwischen den Gruppen gekommen wäre“.

Der Bericht macht Differenzen u. a. zwischen verschiedenen ASten deutlich. Der als „Linkssektierer“ bezeichnete AStA der Uni München habe u. a. versucht, mit den „Juso-Hochschulgruppen … und rechten Studentengruppen (womit wohl der RCDS gemeint ist, d. Verf.) gemeinsam nachzuweisen, dass der AStA nicht satzungsgemäß gewählt worden sei, dass er wegen einer geringen Wahlbeteiligung nicht als Vertretungsorgan angesehen werden kann“.

SHB, MSB und andere Gruppen hätten versucht, „die Organe der Studentenschaft zu erhalten … Dabei kämpfen sie gegen eine ‚Einheitsfront‘ aus KSV und Polizei, die beide die Wahlen zu den Studentenschaftsorganen behinderten, wodurch auch eine geringe Wahlbeteiligung zu erklären ist“.

Weitere Differenzen hätten schließlich dazu geführt, dass die „Gründungsversammlung des neuen Dachverbandes vertagt“ wurde. Es wurde dennoch eine „SVI Mitgliederversammlung“ zur „Gründung eines neuen Dachverbandes“ durchgeführt, die am 21.3. begann.

„Bei der Gründungsversammlung hatte jeder AStA unabhängig von der Größe der Hochschule eine Stimme. Die gewerkschaftlich-orientierten Kräfte stellten fast die Hälfe der Stimmen. Den Rest teilten sich Juso-Hochschulgruppen und Basisgruppen, rechte Studentengruppen und KBW waren fast in Bedeutungslosigkeit versunken.“

Schließlich hätten sich „über 130.000 Studenten in Urabstimmung für einen einheitlichen Dachverband ausgesprochen”.

Der SHB meint, dass „es keine Alternative zum Bündnis von Juso-Hochschulgruppen, MSB und SHB gibt“. „Nur ein solches Bündnis kann die Studentenbewegung voranbringen, nur ein solches Bündnis kann die Grundlage für einen einheitlichen und starken Dachverband sein. Der Platz von Juso-Hochschulgruppen ist nicht an der Seite von Maoisten und Rechten … Er ist an der Seite von SHB und MSB.“

Aufgerufen wird in der Nr. 1 für den 19. April in Dortmund zu einer „Demonstration der DGB-Jugend gegen Jugendarbeitslosigkeit“.

Zur Landtagswahl am 4. Mai 1975 wird zur Wahl der SPD aufgerufen.

Die Ausgabe enthält auch eine Anzeige des „UNI-Film Club”. Gezeigt werden sollen die Filme:
- 16.4.: Maschinenpistolen
- 23.4.: Asphalt Cowboy
- 30.4.: Lebenszeichen
- 7.5.: Danach
- 14.5.: Die rote Wüste
- 21.5.: Nosferatu und Das Kabinett des Dr. Caligari
- 28.5.: Herzflimmern
- 4.6.: Ein zum Tod Verurteilter ist entflohen
- 11.6.: Reed - Mexiko in Aufruht
- 18.6.: Die Legende von Paul und Paula
- 25.6.: Sacco und Vanzetti
- 2.7.: Die Faust im Nacken
- 9.7.: Alice’s Restaurant
Zusätzlich: 29.4.: Die Marx-Brothers auf See; 6.5.: Die Marx-Brothers im Krieg; 13.5.: Die Marx-Brothers in der Oper.

Schulung: Mitte Mai will der SHB „eine Veranstaltungsreihe zum Thema: Politik des SHB“ durchführen. Kontaktadressen des SHB für Dortmund sind: SHB, Sektion Universität und Fachschaft Chemie der Universität Dortmund, SHB, Sektion Fachhochschule.

Werbung gemacht wird auch für die Zeitung „Frontal. Verbandsorgan des SHB“ und für den SHB-Büchertisch in der AVZ Mensa.
Quelle: Offensiv. Zeitung des Sozialistischen Hochschulbundes Dortmund, Nr. 1, Dortmund, 14. April 1975.

26.05.1975:
Es erscheint die Nr. 2/1975 von „Offensiv - Zeitung des Sozialistischen Hochschulbundes Dortmund“ (SHB). Inhalt der Ausgabe ist:
- Gesamthochschule
- Sozialdemokratie
- Auswertung der Landtagswahlen
- Uni-Stellungnahme - Eine Herausforderung
- Senat enttäuscht und empört
- Senat für Integration
- 11 Juni 75: Demonstration der BRD-Studentenschaft in Dortmund

Im Artikel „Gesamthochschule“ wird erklärt, dass „unsere Gruppe seit dem 15.4.1975 nicht mehr im AStA der Universität vertreten ist“. Man wolle jedoch versuchen, „die im Punkt Gesamthochschule Dortmund begonnenen Aktivitäten nun als Gruppe weiterzuführen“. Der SHB schlägt vor, „dass ab Anfang Juni unter den Universitätsangehörigen Unterschriften gegen die Stellungnahme der Universität und gegen die weitere Verschleppung der Studienreform gesammelt werden“.

Im Artikel „Uni-Stellungnahme - Eine Herausforderung“ erklärt sich der „DGB-Kreis Dortmund … zum Thema Gesamthochschule“. Danach protestiert der DGB „gegen den Versuch einer privilegierten Gruppe von Hochschullehrern, ihre Sonderinteressen unter Verwendung ihrer Position in Universitätsorganen durchzusetzen und damit notwendige Reformen, die nicht die Hochschule allein, sondern die gesamte Gesellschaft betreffen, zu verhindern“.

Im Artikel „Senat enttäuscht und empört“ erklärt sich die „Fachhochschule Dortmund zum Thema Gesamthochschule.“ Danach ist der „Senat der Fachhochschule Dortmund nicht gewillt, auf weitere Einzelheiten an dieser Stelle einzugehen, da dies die Fronten verhärten müsste“.

Im Artikel „Senat für Integration“ erklärt sich „die Pädagogische Hochschule Ruhr zum Thema Gesamthochschule“. Danach sieht sich die PH Ruhr bestätigt, „an ihrer Zielvorstellung einer Integration Gesamthochschule Dortmund festzuhalten, da offenbar nur durch deren Verwirklichung ihre bildungspolitischen Vorstellungen vom Auftrag der Hochschule verwirklicht werden können“.

Aufgerufen wird zu einer „Demonstration der Studentenschaft in Dortmund am 11. Juni 1975. Forderungen sollen u. a. sein:
- Für die Schaffung von mehr Studien- und Ausbildungsplätzen mit besseren Studien- und Ausbildungsbedingungen.
- Für die gesetzliche Verankerung der Verfassten Studentenschaft mit politischem Mandat.
- Gegen die Berufsverbote und andere grundgesetzwidrigen Maßnahmen des Abbaus demokratischer Rechte.
- Für die Abwehr der vielfältigen sozialen Verschlechterungen.
- Einbeziehung aller ausländischen Studenten in die BAFÖG-Förderung.

Im „UNI-Film Club“ sollen folgende Filme gezeigt werden:
- 28.5.: Herzflimmern
- 4.6.: Ein zum Tode Verurteilter ist entflohen
- 11.6.: Reed- Mexiko in Aufruht
- 18.6.: Die Legende von Paul und Paula
- 25.6.: Sacco und Vanzetti
- 2.7.: Die Faust im Nacken
- 9.7.: Alice‘s Restaurant.

Werbung wird in der Ausgabe gemacht für „Frontal - Verbandsorgan des SHB“ und für den „SHB-Büchertisch.“
Q: Offensiv - Zeitung des Sozialistischen Hochschulbundes Dortmund, Nr. 2, Dortmund, 26. Mai 1975.

16.01.1977:
Es erscheint die Nr. 4/1977 von „Offensiv - Zeitung des Sozialistischen Hochschulbundes Dortmund.“ Artikel der Ausgabe sind:
- Vorläufige Streikeinschätzung (Das war der Streik)
- 18. o. BOV des SHB
- Ein Ingenieur, der hat’s gar schwör …
- Es war einmal
- Kulturkalender
- Studienordnung.

Im Artikel „Vorläufige Streikeinschätzung (Das war der Streik)” wird erklärt, dass sich „143 Hochschulen dem Streik“ angeschlossen hätten, „15 Hochschulen führten Aktionstage durch und nur 11 Hochschulen lehnten den Streik ab“. Gemutmaßt werden darf, dass u. hier die „Aktionstage“ gegen das HRG gemeint sind, zu denen der VDS vom 28. November bis 9. Dezember 1976 aufgerufen hatte. „An der Durchführung des Streiks bzw. der Aktionstage (beteiligte sich die große Mehrheit der Studenten der BRD”. Das seien „über 500.000 Studenten und tausende Hochschulangehörige” gewesen.

An der FH Dortmund sei ein „einheitlicher Streik durchgeführt“ worden. Im „Fachbereich Architektur beteiligten sich in der 1. Woche über 30 Studenten an Gegenveranstaltungen“. Im „Fachbereich Design hatte sich ein Streikkomitee gebildet … das zur Bildung einer Kommission zur Modifizierung der Studien- und Prüfungsordnung des Fbs“ führte. Am „FB Ingenieur- und Wissenschaften“ beteiligten sich „relativ viele Studenten an den sich gebildeten Arbeitsgruppen“. Am „FB Sozialarbeit … fanden Gegenveranstaltungen statt, an denen sich relativ viele Studenten beteiligten“. Am „FB Sozialpädagogik … begann mit über 60 Kommilitonen an diesem FB der Streik, verschiedene Arbeitsgruppen bildeten sich“.

Im „Kulturspiegel” werden Theateraufführungen und Filme angekündigt, u. a:
- 19.1.1978: Vier Fäuste für ein Halleluja
- 10.1.1978: Die Vögel
- 27.1.1978: Der Fall Mattei
- 31.1.1978: Der letzte Mann
- 10.2.1978: Das Gold von Neapel.

Bekannt gegeben wird auch, dass sich „am 19. November 1976 eine SHB-Initiativgruppe“ gegründet hat. Nach Verabschiedung einer Satzung und der „Vorlegung eines Aktionsplanes für die weitere Arbeit in Dortmund“ sei sie „am 22. Oktober in den Bundesverband des SHB aufgenommen“ worden.

Zudem wird ein Artikel aus „Frontal“, dem Verbandsorgan des SHB, vom Dezember 1977 abgedruckt: „Für das Recht auf Arbeit und Bildung.“
Q: Offensiv - Zeitung des Sozialistischen Hochschulbundes Dortmund, Nr. 4, Dortmund, 16.1.1977.

Valid HTML 4.01 Transitional   Valid CSS


[ Zum Seitenanfang ]   [ Zur nächsten Zwischenübersicht ]   [ Zur Hauptübersicht der Datenbank MAO ]