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Hagen: Klöckner Hasper Hütte

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 18.8.2008

Von der Hasper Hütte des Klöcknerkonzerns in Hagen haben wir bisher nur von der DKP betriebliche Materialien ausgewertet, der 'Rote Stahlkocher' der KPD/ML-ZB lag uns noch nicht vor.

Die DKP berichtet sofort nach ihrer Gründung von der Produktionsverlagerung innerhalb des Klöckner-Konzerns von Hagen-Haspe nach Bremen (vgl. 10.4.1969). Die örtliche illegale KPD in Hagen war vermutlich damals teilweise noch in der ADF aktiv (vgl. 1.5.1969).

Bei den Septemberstreiks 1969 geht die Hasper Hütte zwar im Vorfeld kräftig mit voran (vgl. Juni 1969), die Dortmunder Hoesch-Belegschaft offenbar inspirierend (vgl. Juli 1969), die sagenhafte strikt illegale Welle der Septemberstreiks 1969 loszutreten. Auf der Hasper Hütte kommt es dann aber nur kleinen und kurzen Streiks (vgl. 4.9.1969, 9.9.1969).

Auf der Hasper Hütte haben sich bald einige Kommunisten in der DKP-Betriebsgruppe gesammelt, geben ihr 'Hasper Gold' heraus, von dem uns einige Ausgaben vorlagen (vgl. Aug. 1969, 7.9.1969, Juni 1970), in denen von Anfang an gegen die drohende Stillegung der Hasper Hütte angegangen wird.

In der Metall— und Stahltarifrunde 1970 agitiert die DKP auf der Hasper Hütte (vgl. 30.10.1970, 2.11.1970), prangert auch betriebliche Mißstände an (vgl. 17.11.1970), von der anstehenden Kurzarbeit und drohenden berichten dann sowohl die KPD/ML-ZB (vgl. 18.11.1970, 5.12.1970, 22.3.1971), die nun vermutlich mit der Arbeit auf der Hasper Hütte beginnt, aber auch die DKP-Betriebsgruppe (vgl. 14.12.1970).

Im Vorfeld des IG Metall Gewerkschaftstages wird nun auch in der Verwaltungsstelle Hagen das Verbot der Maoisten gefordert (vgl. Juni 1971), was auch die DKP unterstützt bzw. gar initiiert, ohne daß dies auf der Hasper Hütte selbst thematisiert wird, es erfolgt aber eine scharfe Abgrenzung von der KPD/ML-ZB (vgl. Juni 1971). Im weiteren agitiert die DKP gegen die Rationalisierungspläne und greift den Streik an der Drahtstrasse (vgl. 12.7.1971) als gute Vorbereitung für die Metall- und Stahltarifrunde 1971 auf (vgl. 19.7.1971).

Die Krise auf der Hasper Hütte führt zu zahlreichen Berichten in der linken Presse des ganzen Bundesgebiets (vgl. Sept. 1971, 10.9.1971, 24.9.1971, Okt. 1971, 2.10.1971, 4.10.1971), was sich mit den Protesten in Hagen, die gemeinsam mit den SSW-Beschäftigten durchgeführt werden, noch verstärkt (vgl. 4.10.1971, 9.10.1971, 22.10.1971, 25.10.1971, 22.12.1971, Jan. 1972). Nun gerät die Zukunft der Lehrlinge in den Blick der linken Berichterstattung, nicht nur seitens des mit einer Jugendbetriebsgruppe bei Klöckner tätigen KJVD (vgl. 30.10.1971, Nov. 1971, 1.11.1971).

Das Schicksal der Hasper Hütte aber ist besiegelt (vgl. Dez. 1971, 14.1.1972, 21.1.1972, März 1972, 6.3.1972, 31.7.1972).

Während DKP und KPD/ML-ZB versuchen Widerstand zu leisten (vgl. 30.1.1972) und auch der DGB dies ankündigt (vgl. Feb. 1972), gerät die KPD/ML-ZB zunächst in Konflikt mit dem Betriebsrat (vgl. Feb. 1972, 2.2.1972, 10.2.1972, 10.3.1972). Auch die DKP greift nun gar die Gewerkschaftsvertreter im Aufsichtsrat wegen deren Zustimmung zur Stillegung an (vgl. 13.3.1972), zwischen DKP und KPD/ML-ZB aber gehen die Auseinandersetzungen weiter (vgl. 26.3.1972), ebenso wie zwischen der KPD/ML-ZB und dem Betriebsrat (vgl. 13.3.1972, 3.4.1972, 10.4.1972, 18.9.1972) bzw. der IG Metall Hagen (vgl. 17.4.1972).

Die verbliebene Restbelegschaft zeigt sich nun kämpferisch (vgl. 1.8.1972), die DKP greift in die Auseinandersetzung ein (vgl. 2.8.1972). Die fast gänzliche (vgl. 27.4.1977) Stillegung der Hasper Hütte wird innerhalb der Linken zum Lehrstück.


Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

10.04.1969:
Die DKP bringt die Nr.2 ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 3.4.1969, 17.4.1969).
Auf S.7 erscheint der Artikel "Nasse Hütten Kalte Füße" von E.R., in dem es u.a. heißt:"
Das Wettrennen der Montankonzerne um den größten Happen des Stahlmarktes gewinnt immer mehr an Tempo. Durch Konzentration und Ausbau der Kapazitäten streben die Stahlgiganten amerikanische Größenordnungen an. Unübersehbar ist dabei die Standortverlagerung zum Meer. Durch die 'nassen Hütten' aber bekommen die Stahlwerker des Binnenlandes kalte Füße.

An kaum einer anderen Branche wie gerade an der Stahlindustrie zeigt sich, wie weit sich das ungeplante, private, allein am Gewinn orientierte Wirtschaftssystem überlebt hat. Schneller als in der Gesamtwirtschaft wechseln hier die Jahre völlig ungenügender Kapazitätsauslastung mit jenen, da Stahl gekocht wird, was immer die Öfen hergeben. Und nach Aussage des Klöckner-Direktors Dr. Bender ist der Konjunkturrhythmus der Stahlindustrie in der letzten Zeit noch kürzer geworden.

Diesen nicht kontinuierlichen Produktionsphasen entspricht die Beschäftigungspolitik. Im Abschwung werden regelmäßig die Belegschaften abgebaut, und im Aufschwung muß dann die reduzierte Zahl der Beschäftigten die jeweils höhere Leistung erbringen.
...
DIE FOLGEN

Was auf die Hüttenwerker von Hoesch zukommt, haben die Klöckner-Beschäftigten des Hüttenwerks in Hagen-Haspe zum Teil schon erfahren. Als Klöckner vor Jahren in Bremen seine 'nasse Hütte' baute, wurden als direkte Folge in Hagen-Haspe das Siemens-Martin-Werk und vier Walzwerke stillgelegt. Inzwischen hat die Bremer Hütte eine Rohstahlkapazität von 2,2 Mio. t erreicht. Wenn auf der Bilanzpressekonferenz für das letzte Geschäftsjahr darauf hingewiesen wurde, daß die Rohstahlerzeugung um 3,8 Prozent zunahm, ohne Haspe aber um 17,5 Prozent, dann zeigt sich auch hier, wohin der größte Teil der vorgesehenen Investitionen von drei viertel Milliarden DM fließen soll. Die höhere Produktion wurde bei Klöckner ebenfalls mit einer um 1 300 Mann oder 3,2 Prozent verminderten Belegschaft erzielt.

Die für die Belegschaften und ganze Wirtschaftsregionen so folgenreichen Standortverlagerungen und Konzentrationsbewegungen erfordern zwingend, daß die Stahlindustrie in Gemeineigentum."
=Unsere Zeit Nr.2,Essen 10.4.1969

01.05.1969:
Die DKP gibt die Nr.5 des Regionalteils NRW ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 24.4.1969, 8.5.1969).
Berichtet wird u.a. über die ADF Hagen und die dortige Hasper Hütte von Klöckner.
=Unsere Zeit NRW Nr.5,Essen 1.5.1969

Juni 1969:
Zwischen Anfang und Ende Juni finden, laut IMSF, auch auf der Klöcknerhütte in Hagen-Haspe Abteilungsstreiks für mehr Lohn statt.
=IMSF:Die Septemberstreiks 1969,Frankfurt Nov. 1969

Juli 1969:
Die DKP berichtet vermutlich von Anfang bis Mitte Juli von Hoesch aus Dortmund:"
FORDERUNG 15 PROZENT

Rund 400 Vertrauensleute der Hoesch Westfalenhütte Dortmund haben kürzlich in einer einstimmigen Entschließung die Kündigung des Lohntarifs und eine 15prozentige Lohnerhöhung gefordert. Die Vertrauensleute begründeten ihre Forderungen mit den enormen Leistungen der Arbeiter, die den Konzernen einen Gewinnzuwachs von 27 Prozent gebracht hätten. Die Löhne der Arbeiter seien indessen nur um zwei Prozent gestiegen. Großen Beifall erhielt ein Gewerkschafter, der die Forderung nach 20 Prozent Lohnerhöhung stellte. Zum gleichen Problem hat sich auch die Belegschaft der Hasper Hütte (Klöckner-Konzern (in Hagen,d.Vf.)) geäußert. Sie forderte eine Erhöhung von 12 Prozent."
=Unsere Zeit NRW Nr.16,Essen 17.7.1969,S.10

17.07.1969:
Die DKP gibt die Nr.16 des Regionalteils NRW ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 10.7.1969, 24.7.1969).
Berichtet wird u.a. über Klöckner Hasper Hütte.
=Unsere Zeit NRW Nr.16,Essen 17.7.1969

25.07.1969:
In Frankfurt kommt es, laut 'Vesper' Gro Gerau, bei einer Veranstaltung der NPD zu spektakulären Vorfällen.

Laut RJ/ML tritt beim Protest gegen die Veranstaltung u.a. die SDAJ der DKP in Erscheinung.

Von der Strafverfolgung der NPDler berichtet die KPD/ML-ZB (vgl. 8.3.1971).

Bei Klöckner Hagen in NRW berichtet die DKP:"
Bei einer NPD-Veranstaltung in Frankfurt wurden Zwischenrufer, Gegendemonstranten und sonstige mißliebige Personen planmäßig und auf Kommando zusammengeschlagen. In der 'WELT DER ARBEIT' vom 1. August heißt es dazu: 'Brüllende Regie durch das Megaphon. Dann fielen die Helmträger (gemeint ist die uniformähnlich gekleidete Ordnertruppe der NPD, die Helme mit Klappvisier, Nackenschutz und Kinnschutz tragen,d.V.) über einen alten Mann her. Schläge und Tritte von hinten und von vorne. Das Opfer krümmte sich vor Schmerzen. Es gelang, den Mann durch das Tor hinauszuziehen... nun zerrten die Schläger einen Protestierer von außen durch das Tor zu sich herein. Wieder Tritte und Schläge. Der Mann brach mit blutverschmiertem Gesicht zusammen. Anscheinend bewußtlos.'"
=Rebell Nr.13,Mannheim Sept. 1969;
Vesper Nr.4,Groß Gerau Sept. 1969,S.6;
Hasper Gold Nr.2,Hagen Aug. 1969,S.5
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.20,Bochum 13.3.1971,S.7


August 1969:
Bei Klöckner Hagen gibt die DKP, nach eigenen Angaben, im August erstmals ihr 'Hasper Gold' (vgl. 7.9.1969) heraus, das uns noch nicht vorlag.
=Hasper Gold Nr.2,Hagen Aug. 1969

August 1969:
Die DKP berichtet vermutlich aus dem August von Klöckner Hagen:"
NACHLESE

Eine aufschlußreiche Belegschaftsversammlung liegt hinter uns. Hugo Böhner konnte berichten, daß in Haspe wieder investiert wird. Er sprach sogar die Ansicht aus, daß eines Tages in Haspe das OBM-Verfahren eingeführt wird. Na also!

Die Hagener Kommunisten haben stets den Standpunkt vertreten, daß die Hütte erhalten bleiben muß. Es zeigt sich jetzt sehr deutlich, daß die Stillegungspläne der Konzernspitzen nichts mit Standortfragen - 'trockene Hütte' u.ä. Quatsch - zu tun haben, sondern einzig und allein mit dem Profitstreben der Bosse.

Fast 2 000 Kollegen sind durch die Konzernpolitik aus der Hütte herausrationalisiert worden. Wir müssen jetzt Überstunden verfahren bis zum umfallen.

Soll unsere Arbeit wieder allein dem Profit der Unternehmer dienen? Nein! Es genügt nicht, darauf zu bestehen, daß am Sozialplan bei Klöckner festgehalten wird. Wir müssen jetzt - hier und heute - darum kämpfen, daß nicht in absehbarer Zeit wiederum das Gespenst der Stillegung an die Wand gemalt wird.

Wir brauchen eine Mitbestimmung, die uns unabhängig macht vom 'Wohlwollen' der Konzernherren.

Wir wollen und müssen mitbestimmen über alle Fragen, die uns persönlich, unsere Familien, unseren Arbeitsplatz, unsere Stadt, unsere Gesellschaft betreffen."
=Hasper Gold Nr.2,Hagen Aug. 1969,S.2

21.08.1969:
Die DKP gibt die Nr.21 des Regionalteils NRW ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 14.8.1969, 28.8.1969). Berichtet wird u.a. über den IGM Ortsverband Hagen und die eigene Betriebsgruppe bei Klöckner Hasper Hütte in Hagen.
=Unsere Zeit NRW Nr.21,Essen 21.8.1969

04.09.1969:
Die DKP berichtet von Klöckner Hagen:"
Streik am Hochofen

Am 4.9. hatten wir Stillstandszeiten am Ofen I. Warum? Die Kollegen waren es satt, sich länger zum Narren halten zu lassen. Während Direktoren darüber philosophierten, wo es heißer sei - vor dem Hochofen oder 'im Büro' - setzten die Kollegen von Ofen I um 21 Uhr 35 den Ofen still. Sie forderten 0,50 bis 0,60 DM pro Stunde mehr. Die Kollegen der Nachtschicht schlossen sich dieser Forderung an. Herr Krause wollte den 'dicken Willem' spielen. 'Geht nach Hause', sagte er zu den Kollegen. Nachdem die Kollegen aber auch den Ofen III stillsetzen wollten, bekam er anscheinend andere Order. Die Leitung verlegte sich auf's Verhandeln. Kollegen, die Klöckner-Aktionäre erhalten in diesem Jahr Millionen mehr an Dividende. Kein Grund für uns, in die Röhre zu gucken. Klöckner kann bezahlen!"
=Hasper Gold Nr.2,Hagen Aug. 1969,S.1

07.09.1969:
Bei Klöckner Hagen gibt der DKP Kreisvorstand Hagen vermutlich heute oder in den nächsten beiden Tagen die zweite Ausgabe seines 'Hasper Gold' (vgl. Aug. 1969, Juni 1970) mit 6 Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Ingrid Wils heraus, die noch das Datum der letzten Ausgabe vom August aufweist. Berichtet wird vom Streik (vgl. 4.9.1969) und der letzten Belegschaftsversammlung (vgl. Aug. 1969). Einleitend heißt es:"
LIEBE KOLLEGEN!

Vor einigen Tagen legten wir Euch die erste Ausgabe unserer Betriebszeitung vor. Die Diskussion und das lebhafte Echo zeigten uns, daß wir mit der Forderung nach mehr Lohn den Nagel auf den Kopf getroffen hatten. Heute können wir Euch die 2. Ausgabe von HASPER GOLD vorlegen und von jetzt an soll unsere Zeitung möglichst alle 4 Wochen erscheinen. Dabei ist es unser Ziel, die Probleme der arbeitenden Menschen aus den Werkmauern heraus ans Licht der Öffentlichkeit zu bringen und so zu deren Veränderung beizutragen. Bei diesem Eintreten für die Interessen der arbeitenden Menschen bitten wir auch um Deine Mitarbeit. Schreibt uns Eure Kritik, Vorschläge und Artikel

EURE REDAKTION"

Aus dem eigenen Werk wird berichtet:"
SOZIALBETREUUNG

Seltsame Vorstellungen über Sozialbetreuung machen sich in unserem Betrieb breit. Da ist ein Direktor der Auffassung, daß es in einem Bürozimmer bei den herrschenden Temperaturen unangenehmer auszuhalten ist, als unmittelbar vor dem Hochofen. Nun, seitens des Betriebsrates ist in der 'Westfälischen Rundschau' dazu bereits etwas gesagt worden. Ingenieur Gerds scheint ähnliche Auffassungen wie der Direktor zu haben. Jedenfalls vertrat er die Meinung, daß den Rangierern erfrischendes Getränk zur Verfügung gestellt werden muß, dagegen den Lokfahrern nicht. Lokfahrer 'sitzen' ja auch nur auf ihrem Führerstand und rühren sich nicht, so kann man Ing. Gerds verstehen.

Wir sind sehr dafür, daß unsere Kollegen Rangierer ihr Mineralwasser gratis bekommen. Wo wir nicht mit einverstanden sind, ist der Versuch, uns gegeneinander auszuspielen.

'Teile und herrsche' war schon immer die Losung der Herrschenden. Ing. Gerds sollte daran denken, daß er keineswegs zu den Herrschenden gehört.

Es sei an dieser Stelle daran erinnert, daß es früher bei Hitzeperioden üblich war, Zitronen auszugeben. Wenn die Aktionäre schon wieder 2% mehr Dividende einstecken können, dann können auch unsere Sozialleistungen voll erhalten und ausgebaut werden."

Über die Geschäftslage des Gesamtkonzerns heißt es:"
HÖHERE LEISTUNGEN DER ARBEITNEHMER
HÖHERE DIVIDENDEN FÜR AKTIONÄRE

Obwohl das laufende Geschäftsjahr noch nicht vorbei ist, sieht sich der Vorstand der Klöckner-Werke AG - auch die Hasper Hütte gehört dazu - bereits jetzt in der Lage, den Aktionären eine wesentlich höhere Dividende als im Vorjahr in Aussicht zu stellen. Wurden im vergangenen Jahr schon 8% ausgeschüttet - immerhin 26,2 Mio. DM, so wird die Dividende sich diesmal mindestens auf 10% belaufen. Es werden also nicht unter 32,7 Mio. DM an die Aktionäre verteilt werden, 25% mehr als im Vorjahr. Allein für diese Ausschüttung hätte dann jeder Beschäftigte der Klöckner AG 830 DM erarbeitet. Ganz schön, wenn man bedenkt, daß die Aktionäre dafür keinen Finger rühren müssen.

Dabei ist die Dividende nur ein Bruchteil des Gesamtgewinns. Der weitaus größte Teil des Jahresbetrags verbleibt im Unternehmen und steigert dessen Wert. In den nächsten 2 Jahren sollen, so heißt es in dem Aktionärsbrief der Klöckner AG, insgesamt 850 Mio. DM investiert werden. Die Arbeiter und Angestellten aber, deren Arbeit derartige Investitionen erst ermöglicht hat, werden so besitzlos sein wie zuvor. Ihr Arbeitsplatz bleibt weiterhin unsicher. Der Unternehmer bleibt weiterhin Herr im Hause. Hier drängt sich die Forderung nach Mitbestimmung der Arbeitnehmer über Investitionen, Gewinne und Entlassungen geradezu auf.

Die Ursache für die so überaus günstige Ertragsentwicklung - für den Unternehmer günstig, versteht sich - ist die Steigerung der Arbeitsproduktivität. Der Umsatz der Aktiengesellschaft, ohne Bergbau, stieg innerhalb von 9 Monaten um fast 19%. Die Zunahme des Ertrags liegt sogar noch darüber. Dem steht eine ständige Abnahme der Zahl der Beschäftigten gegenüber. Innerhalb von 3 Jahren, von Mitte 1966 bis Mitte 1969, sank die Zahl der Klöckner-Arbeiter von 43 093 auf 38 336, d.h. um etwa 11%. Wir in Haspe waren davon ja unmittelbar betroffen.

2 000 Hasper Kollegen mußten ihren Arbeitsplatz aufgeben, damit der Profit bei Klöckner noch schneller wuchs.

Auch im letzten Jahr, dem Jahr der stärksten Umsatz- und Ertragssteigerung seit langem, verminderte sich die Zahl der Beschäftigten noch um 321 Kollegen, d.h. um fast 1%. Diese ungeheure Produktivitätssteigerung hat sich bis jetzt allerdings nicht in entsprechenden Lohnsteigerungen niedergeschlagen. Den Rahm wollen die Unternehmer abschöpfen. Nur eine kräftige Lohnerhöhung, die sich am Ausmaß der Produktivitätssteigerung orientiert, könnte verhindern, daß der Konzern alle Früchte der Mehrleistung der Arbeitnehmer allein erntet."

Gefordert wird:"
STATT AUFWERTUNG - HÖHERE LÖHNE

In dem erneut aufgeflammten Streit über die Aufwertung oder Nichtaufwertung der DM wird von der CDU/CSU und der SPD-Führung bewußt verschwiegen, daß eine der wesentlichen Ursachen der internationalen Währungsverzerrungen darin liegt, daß die Löhne und Gehälter in der Bundesrepublik, gemessen an der Arbeitsleistung, pro Stunde niedriger liegen als in den anderen westlichen Industrieländern.

Systematisch wurde in den letzten Jahren in der Bundesrepublik die Kaufkraft der breiten Massen gedrückt, wurden die Profite des Großkapitals in die Höhe getrieben. Das führte mit zu gesteigertem Export von Waren und Kapital auf der einen Seite sowie zu gedrosseltem Import aufgrund der eingeschränkten Massenkaufkraft auf der anderen Seite bei steigenden Devisenüberschüssen.

Dieser Zustand kann ganz erheblich durch kräftige Lohn- und Gehaltserhöhungen korrigiert werden. Stärkung der Massenkaufkraft bedeutet auch steigende Importe und ausgeglichenere Handels- und Zahlungsbilanz. Deshalb sind die gewerkschaftlichen Forderungen nach Lohn- und Gehaltserhöhungen von 10 bis 15 Prozent auch aus währungspolitischen Gründen gerechtfertigt und notwendig. Daran sollten wir denken bei den Tarifverhandlungen für die eisenschaffende Industrie."

Mit den Bundestagswahlen (BTW - vgl. 28.9.1969) befaßt man sich so:"
WAHLK(R)AMPF

Karl Schiller, Bundeswirtschaftsminister hat als Wahllokomotive der SPD schon mächtig viel Dampf ablassen müssen, bevor der Wahlkampf erst richtig losgeht. Verständlich, daß sich die SPD bemüht, wieder Feuer unter den Kessel zu machen. Hin und wieder fühlt sich das DGB-Organ 'WELT DER ARBEIT' verpflichtet, die SPD-Heizer mit ein paar Scheiten zu unterstützen.

'Urlauber, willst Du Deinen Urlaub in Italien verbringen, er hätte in diesem Jahr billiger sein können..' heißt in einer Glosse der 'WELT DER ARBEIT'. Bei tausend Mark Urlaubsgeld hätte der Urlauber, wäre Schiller mit seiner Forderung nach Aufwertung der DM durchgedrungen, 9 000 Lire oder 62,50 DM mehr gehabt.

Ein Argument für Schiller und die Aufwertung? Ja, wenn Schiller mit seiner konzertierten Aktion dafür gesorgt hätte, daß jene 56 Prozent Gewerkschaftsmitglieder, die nach einer offiziellen Feststellung aus wirtschaftlichen Gründen überhaupt keine Urlaubsreise machen können, 1969 endlich auch die Finanzen für eine Mittelmehrfahrt gehabt hätten.

MACH MAL POLITIK WÄHL ADF"

Im letzten Artikel heißt es:"
DEUTSCHLANDS RECHTE MARSCHIERT WIEDER

In Hannover steht die Rote-Punkt-Aktion der Bevölkerung gegenüber der geplanten Erhöhung der Verkehrstarife vor dem Erfolg. NPD-Abgeordnete bedauern, daß die Polizei nicht hart genug durchgegriffen habe gegen die 'Macht der Straßen'. Der Erfolg der Bevölkerung gefällt ihnen offenbar nicht.

Die NPD behauptet, sie sei für Ruhe und Ordnung. Ruhe und Ordnung in ihrem Sinne hätten in Hannover höhere Gewinne der Aktionäre und höhere Unkosten für die Bevölkerung bedeutet.

Auf der Landesliste der NPD von Nordrhein-Westfalen, über die die NPD eine Reihe Abgeordnete in den nächsten Bundestag senden will, ist unter den ersten 25 Personen ein einziger Arbeiter.

Die NPD möchte Stimmen aus der Arbeitnehmerschaft gewinnen. Wen sie repräsentieren will, zeigen ihre Kandidaten: auf alle Fälle keine Arbeiter.

Die NPD ist gegen die Anerkennung der bestehenden Grenzen, gegen die Unterzeichnung des Atomwaffensperrvertrages, gegen die Mitbestimmung der Arbeitnehmer und ihrer Gewerkschaften.

Die NPD behauptet, sie sei eine oppositionelle Partei, aber all das hat sie mit der CDU/CSU gemeinsam."

Berichtet wird vom NPD-Terror in Hessen in Frankfurt (vgl. 25.7.1969):"
Die NPD behauptet, sie sei keine Nachfolgeorganisation der NSDAP. Wir gestehen, sie hat außer der Politik und den Methoden mit NSDAP und SA wenig gemeinsam.

Bundeskanzler Kiesinger und Bundestagspräsident v. Hassel (beide CDU) behaupten, die NPD sei keine neofaschistische Partei. Gleichzeitig spricht Finanzminister Strauß (CSU) von der Außerparlamentarischen Opposition (APO) von 'Tieren', für die menschliche Gesetze nicht gemacht seien.

Wahrlich, wenn in der eigenen Partei faschistische Phrasen im Stil eines Goebbels gedroschen werden, kann man bei den anderen natürlich keinen Neonazismus entdecken.

Wer eine Opposition im Bundestag haben will, wer Arbeitervertreter im Bundestag haben will, wer endlich diesem neuen Nazismus eine Schranke setzen will, dem nützt auch die Stimmabgabe für SPD und FDP nicht viel, denn beide halfen objektiv durch ihre Regierungskoalition mit CDU und CSU dieser rechtsradikalen Entwicklung.

Arbeiterinteressen und Opposition im Bundestag gibt es nur durch die 'AKTION DEMOKRATISCHER FORTSCHRITT' (ADF), der einzigen demokratischen Alternative beiden nächsten Wahlen."

Unter einem durchgekreuzten Hitler-Zeichen heißt es dann:"
EIN ADOLF WAR SCHON ZUVIEL".

Auf der Rückseite stehen in einer Zeichnung eine Reihe von Kapitalisten um einen Arbeiter herum. An den Wänden hängen Grafiken, auf denen die Unternehmensgewinne als mit 28% und die Löhne als mit 8% angestiegen dargestellt werden, wozu es im Text heißt:"
Nachdem wir gut durch die Krise gekommen sind, sollten unsere Mitarbeiter endlich auch sehen, daß es aufwärts geht....!!"
=Hasper Gold Nr.2,Hagen Aug. 1969

09.09.1969:
In Hagen-Haspe streiken heute, laut IMSF, ca. 160 der 480 Kollegen des Thomas-Werkes der Hasper Hütte von Klöckner eine Stunde lang für 30 Pf. mehr, nehmen aber auf das Versprechen hin, nach der Tarifrunde darüber zu verhandeln, die Arbeit wieder auf.
=IMSF:Die Septemberstreiks 1969,Frankfurt Nov. 1969

18.09.1969:
Die DKP bringt die Nr.25 ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 11.9.1969, 25.9.1969). U.a. wird berichtet von Klöckner Hasper Hütte (5 000 Besch.) in Hagen.
=Unsere Zeit Nr.25,Essen 18.9.1969

06.11.1969:
Die DKP bringt die Nr.32 ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 30.10.1969, 13.11.1969) und berichtet u.a. von Klöckner Hagen-Haspe.
=Unsere Zeit Nr.32,Essen 6.11.1969

Juni 1970:
Bei Klöckner Hagen-Haspe gibt die DKP, nach eigenen Angaben, eine Ausgabe ihres 'Hasper Gold' (vgl. 7.9.1969, 2.11.1970) heraus, in der sie u.a. warnt "Mitbestimmung in Gefahr". Uns lag diese Ausgabe leider noch vor.
=Hasper Gold Stellungnahme der DKP zur Lohnbewegung der Metaller,Hagen o.J. (1970),S.3

26.10.1970:
Die DKP berichtet von Klöckner Hagen-Haspe:"
MITBESTIMMUNG

In der Juni-Ausgabe 'Hasper Gold' hieß es 'Mitbestimmung in Gefahr'. In der Vertrauensmännersitzung am 26.10. wurde mitgeteilt, daß der Arbeitsdirektor Feiler von Haspe zum Vorstand nach Duisburg und der Arbeitsdirektor Sporbeck von Osnabrück zum Vorstand nach Bremen geht. Für die Hasper Hütte sieht es so aus, daß der Stellvertreter, Herr Rappert, als Werkleiter eingesetzt wird. Damit werden die Arbeitsdirektoren in Haspe und Osnabrück abgeschafft. Das ist ein Rückgang der Mitbestimmungsrechte in den Betrieben.

Wir fragen uns: Wo bleibt die Stellungnahme des Betriebsrates und der Gewerkschaft?"
=Hasper Gold Stellungnahme der DKP zur Lohnbewegung der Metaller,Hagen o.J. (1970),S.3

30.10.1970:
In der nordrheinwestfälischen Metallindustrie führt die IGM in der MTR eine Urabstimmung über den Einigungsvorschlag von 11% Lohnerhöhung durch (vgl. 23.10.1970, 2.11.1970), die ursprünglich für den 28.10 geplant war. Bekannt wurde uns auch die bei Klöckner Hagen verbreitete:"
STELLUNGNAHME DER DKP ZUR LOHNBEWEGUNG DER METALLER

Die Tarifbewegung in der Metallindustrie in NRW ist für 1970 abgeschlossen. Sie hat sowohl für die eisenschaffende als auch für die verarbeitende Industrie nicht den erreichbaren Erfolg für die Arbeiter und Angestellten gebracht.

Da die Lehren aus dieser Tarifbewegung auch für die Kollegen der eisenschaffenden Industrie von Interesse sind, möchten wir die Erklärung der DKP zum Abschluß des Tarifvertrages in der verarbeitenden Industrie hiermit zur Kenntnis bringen.

Die Tarifbewegung in der Metallverarbeitung unseres Landes führte zu einem unbefriedigenden Ergebnis, das nicht den Forderungen, den Möglichkeiten und der vorhandenen Kampfbereitschaft der Metallarbeiter entspricht.

Wie kaum zuvor wurde diese Tarifbewegung von der breiten Mitgliedschaft getragen. Von der Entwicklung der Forderungshöhe an durch alle Phasen der Lohnrunde 1970 waren die Betriebsbelegschaften der bestimmende Faktor.

Warnstreiks, an denen sich Hunderttausende Metallarbeiter beteiligten, fegten die provokativen Unternehmer-'Angebote' von 7 und 10 Prozent vom Tisch. Getragen von dieser Kampfbereitschaft wurde auch das unternehmerfreundliche Schlichtungsangebot eindeutig abgelehnt. Mit überwältigender Mehrheit beschloß die Große Tarifkommission die Urabstimmung über die Ausgangsforderung von 15 Prozent.

Dann schaltete sich der sozialdemokratische Landesarbeitsminister Figgen als sogenannter 'politischer Schlichter' ein. Ausgehend von der irrigen Annahme, ein Arbeitskampf sei ein 'nationales Unglück' und schwäche die Position der Regierungen in Düsseldorf und Bonn, 'erschlichtete' Figgen den Unternehmern 4 Prozent.

Der 11 Prozent-Kompromiß schwächte aber in der Tat die Position der Regierungen in Bonn und Düsseldorf bei der Arbeiterschaft und stärkte die Position der Konzern-Bosse, die eng mit allen Rechtskräften von der CDU/CSU bis hin zur NPD darauf hinarbeiten, die SPD-geführten Regierungen in Nordrhein-Westfalen und im Bund selbst zu stürzen.

Das haben auch große Teile der Metallarbeiterschaft erkannt. Mit Mehrheit lehnten sie den faulen Figgen-Kompromiß ab. Damit wandten sie sich auch gegen die den Unternehmern dienenden Methoden der politischen Schlichtung, die praktisch zur Aushöhlung der Tarifautonomie führt. Lohnfragen sind Machtfragen! Und die müssen auch glaubhaft durch Einsatz gewerkschaftlicher Kraft gelöst werden.

Der in der Urabstimmung deutlich gewordene Mitgliederwille hat im eindeutigen Beschluß des IG Metall-Vorstandes, den Figgen-Vorschlag von 11 Prozent als bindend zu betrachten, nicht seinen Niederschlag gefunden. Damit sich der Vorstand leider über die Mehrheitsentscheidung in unserem Lande hinweggesetzt. Die Gefahr besteht, daß damit ein großes gewerkschaftspolitisches Vertrauenskapital verspielt werden kann.

Große gesellschaftspolitische Reformen stehen auf der Tagesordnung. Sie können nur durch starke, einheitlich handelnde und kampfbereite Gewerkschaften durchgesetzt werden. Das setzt voraus, daß der Mitgliederwille stärker als bisher Grundlage aller Entscheidungen wird. Nicht Austritte aus der Gewerkschaft, sondern Ausbau der innergewerkschaftlichen Demokratie schafft die Voraussetzung, die wachsenden Klassenauseinandersetzungen zu bestehen.

Der Tarifvertrag ist abgeschlossen, aber die Lohnbewegung ist noch nicht zu Ende. Angesichts wachsender Arbeitshetze in den Betrieben, weiterer Preis- und Mieterhöhungen und der anhaltenden Gewinnexplosion der Unternehmer kommt auf die Betriebsräte, Vertrauensleutekörper und Belegschaften die Aufgabe zu, dafür zu sorgen, daß jetzt zumindest die 11 Prozent voll auf den Effektivlohn ausgezahlt werden.

Die in den Warnstreiks und in der Urabstimmung sichtbar gewordene Kampfbereitschaft muß dabei in die Waagschale geworfen werden."
Laut DKP stimmen in der heutigen Urabstimmung in der MTR NRW 60,4 Prozent gegen das Ergebnis.
=Hasper Gold,Hagen o.J. (Nov. 1970),S.1f;
Unsere Zeit Nr.45,Düsseldorf 7.11.1970,S.1f


02.11.1970:
Bei Klöckner Hagen gibt die DKP vermutlich in dieser Woche ihr 'Hasper Gold' (vgl. Juni 1970, 14.12.1970) mit 6 Seiten und der "Stellungnahme der DKP zur Lohnbewegung der Metaller" in NRW (vgl. 30.10.1970) als Leitartikel heraus. Abgedruckt wird das bundesweite "Wort an unsere sozialdemokratischen Kollegen" (vgl. 18.10.1970). Eingegangen wird auch auf die eigene Juni-Ausgabe und eine IGM-Vertrauensleutesitzung (vgl. 26.10.1970).

Aus dem eigenen Werk wird in mehreren Artikeln berichtet:"
UNFALLGEFAHR

Der Übergang zum Waschraum der Drahtrichterei ist eine ernste Unfallgefahr. Die Kollegen müssen bei Schichtwechsel über Schienen und Schotter laufen, weil der Übergang mit Waggons zugestellt ist.

Wie lange soll dieser Zustand noch dauern? Vielleicht bis die Kollegen sich die Knochen gebrochen haben?

Es ist Aufgabe der Sicherheitsobleute, für Abhilfe zu sorgen. Die Möglichkeit dazu ist hier gegeben!

NOCH EINMAL ZUR PRODUKTIONSDROSSELUNG IN HASPE

Die 40-Stunden-Woche ist eine gute Sache. Aber durch die Reduzierung von 44 Stunden auf 40 Stunden in der Woche haben die Kollegen einen enormen Lohnverlust, der sich in den Lohntüten der Kollegen bemerkbar macht.

Hier einige Beispiele aus den Abteilungen:
HOCHOFEN
Ein Verlust von 80 - 100 DM brutto.
KNÜPPELSTR.
Ein Verlust von 150 - 200 DM brutto.
FEIN- UND DRAHTSTR.
Ein Verlust von 150 - 200 DM brutto.

Dieser Lohnverlust muß durch innerbetriebliche Abmachungen ausgeglichen werden, denn die Produktion wird durch den Abbau der Stunden nicht gedrosselt, im Gegenteil, man versucht mit allen Mitteln, die Produktion anzukurbeln. Es ist notwendig, daß über den Betriebsrat eine entsprechende Lohnforderung an die Werksleitung gestellt wird.

Eine alte Arbeiterweisheit besagt: Die Arbeiterklasse bekommt nur so viel, wie sie bereit ist, sich selbst zu erkämpfen! Einen Ausgleich für den entstandenen Lohnverlust müssen sich die Kollegen der Hasper Hütte erkämpfen!

KOMMISSTON

Der Wachleiter der Werkswache Döppers läßt keinen Zweifel daran, daß er im Nazi-Reich Offizier war. Diesen Offizierston will er nunmehr auf der Hütte praktizieren. Das sieht z.B. so aus, daß er ins Pförtnerhaus Tor 6 kommt und den anwesenden Pförtner auffordert, die dortigen Spinde zu öffnen. Hier wird getestet, inwieweit es möglich ist, in Zukunft Spindkontrollen größeren Ausmaßes durchzuführen. Diesem Wachleiter muß das Handwerk gelegt werden. Von ehemaligen Nazi-Offizieren haben wir die Nase voll! Wir fordern die sofortige Ablösung des Wachleiters Döppers!

ES WIRD WIEDER GEZITTERT

Nun kommt es heraus. Monatelang wurde nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen. Gerücht über Gerücht lief durch den Betrieb. Beruhigungsspritzen wurden bereitwillig und zahlreich verabreicht. Und jetzt:

Die Verwaltung in Haspe wird abgebaut!

Viele Kollegen sollen ihre Koffer packen und nach Bremen übersiedeln. Haspe wird stillschweigend aus dem qualifizierten Mitbestimmungssektor ausgeklammert. Wird damit Haspe zu einem Nebenbetrieb des Konzerns? Bedeutet das, daß es mit dem Stahlkochen in Haspe endgültig zu Ende geht?

Wir erwarten nunmehr von der Geschäftsleitung wie vom Betriebsrat eine klare Antwort.

Das Rätselraten muß ein Ende haben und die Kollegen müssen wissen, woran sie sind!

KALTER LOHNRAUB

Für 18 Kollegen aus dem Maschinenbetrieb Ost hat die Stunde geschlagen. Sie sollen innerbetrieblich, wie es so schön heißt, 'umgesetzt' werden. An sich kein welterschütterndes Ereignis. Aber wenn dabei eine Lohnkürzung für die genannten Kollegen herauskommt, hört die Gemütlichkeit auf.

Tatsache ist, daß die Schlosser im Maschinenbetrieb West 1 DM pro Stunde weniger in der Tüte haben als im Betrieb Ost.

Es ist notwendig, daß derartigen Manipulationen der Werksleitung Einhalt geboten wird. Innerbetriebliche Umsetzungen sollten grundsätzlich nur erfolgen, wenn der soziale Status der betroffenen Kollegen unbedingt und unbegrenzt erhalten bleibt."

Dargestellt werden auch:"
DIE GROSSEN VORTEILE DES MOSKAUER VERTRAGES

Wir sagen ganz offen: der Moskauer Vertrag nutzt allen - mit einer Ausnahme.

Er schadet denen, die sich an der Rüstung gesund stoßen, die den Profit über das Leben der Mitmenschen stellen. Er schadet Strauß (CSU,d.Vf.) und Thadden (NPD,d.Vf.), Barzel und Kiesinger (beide CDU,d.Vf.). den alten und den neuen Nazis. Den Ostlandreitern, die den Frieden nicht wollen. Denen, die mit ihren Kriegen Deutschland zerstört haben. Sie schreien jetzt wieder 'Verzicht und Verrat'. Aber was denen schadet, ist gut für die Arbeiter und Angestellten. Für alle, die von ihrer eigenen Arbeit leben. Denn immer zog das Rüstungskapital, zig die rechte Reaktion aus der Not der Millionen Millionenprofite. Die Feinde des Moskauer Vertrages sind auch heute die Feinde der Arbeiter im eigenen Land."
=Hasper Gold Stellungnahme der DKP zur Lohnbewegung der Metaller,Hagen o.J. (1970)

17.11.1970:
Die DKP berichtet von Klöckner Hagen-Haspe:"
ANKÜNDIGUNG NICHT NÖTIG

Am Dienstag, den 17.11.1970, wurde die Warmwasserleitung zur Kraftzentrale und zum Lokbetrieb ohne vorherige Ankündigung außer Betrieb gesetzt.

Die Kollegen mußten nach Schichtschluß feststellen, daß kein warmes Wasser vorhanden war. Und das bei ihrer schmierigen Arbeit! Sie waren gezwungen, ungewaschen das Werk zu verlassen.

Wenn schon solche Maßnahmen erforderlich sind, muß man zumindest durch Aushang am schwarzen Brett die Kollegen verständigen."
=Hasper Gold Gewitterwolken,Hagen o.J. (1970),S.4

18.11.1970:
Die Nr.51 des 'KND' der KPD/ML-ZB (vgl. 14.11.1970, 21.11.1970) erscheint mit 12 Seiten und der Schlagzeile "Kurzarbeit bei Klöckner und Telefunken - Die Angriffe der Kapitalisten abwehren!". Dazu heißt es:"
Nach dem Abschluß der Metalltarifrunde, bei der es den Kapitalisten mit Hilfe von Sozialdemokraten und rechten Gewerkschaftsführern gelungen ist, die Forderungen der Arbeiterklasse herunterzudrücken, versuchen die Kapitalisten jetzt mit weiteren Mitteln, ihre Kosten möglichst niedrig zu halten, um auch in der kommenden Krise ihre Profite zu sichern. Besonders im Stahlbereich, der von der Krise immer zuerst erfaßt wird, aber auch schon in der Konsumgüterindustrie (Fernsehen, Radios) beginnen die Kapitalisten ihre Läger zu räumen und die Produktion zu drosseln; für die Arbeiterklasse aber bedeutet das einen schweren Angriff auf ihre Lage, denn Produktionseinschränkung heißt Kurzarbeit und Entlassungen: Nachdem bei Klöckner in Hagen schon seit längerem die Gerüchte kursierten, daß die Arbeitszeit ab 1. Dezember auf 38 Stunden wöchentlich verkürzt werden soll, danach auf 32 Stunden und daß alle Kollegen des Jahrgangs 1912 und älter vorzeitig entlassen werden sollen, wurde jetzt auf einer Vertrauensleuteversammlung bekanntgegeben, daß über Weihnachten die Produktion gestoppt wird; die Kollegen sollen zusätzlich zu den Feiertagen 10 Tage zu Hause bleiben, d.h. 10 Tage Lohnausfall!"
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.51,Bochum 18.11.1970

05.12.1970:
Die Nr.56 des 'KND' der KPD/ML-ZB und des KJVD (vgl. 2.12.1970, 9.12.1970) erscheint. Über "Kurzarbeit und Entlassungen" wird bekanntgegeben:"
Die beginnende Krise verschlechtert sehr schnell die Lage der Arbeiterklasse in der BRD. Die Krise setzt nicht überall gleich stark und zur gleichen Zeit ein, aber sie weitet sich schon zusehends auf mehrere Bereiche der Wirtschaft aus.

In der Stahlindustrie, wo sich die monopolistischen Tendenzen ständig verstärken, wird die Arbeiterklasse im Moment am härtesten von der Krise betroffen. Nachdem Klöckner in Hagen und die Standard-Metallwerke in Werl bereits Kurzarbeit und Feierschichten eingeführt haben, kündigten jetzt einige nicht genannte Stahlkonzerne an, daß sie 'Weihnachtsferien' vom 20. Dezember bis zum 4. oder sogar 11. Januar einlegen wollen. Der Auftragsbestand für das Inland hat sich bereits auf eine Reichweite von durchschnittlich 6 Wochen verringert."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.56,Bochum 5.12.1970

12.12.1970:
Laut der KPD/ML-ZB tritt die faschistische Organisation Aktion Widerstand (AW) im Bonner Vorort Pützchen mit ihrer ersten nationalen Kundgebung auf. Die DKP Hagen berichtet bei Klöckner:"
STOPPT NEONAZISMUS
GEMEINSAM NEUES 1933 VERHINDERN!

Wieder einmal wird deutlich: Der Feind steht rechts!

'Die Welt der Arbeit' schreibt in einem Artikel, daß es nicht genug ist, die Rechtsradikalen mit dem Stimmzettel zu schlagen. Diese Feststellung ist richtig. Darum erlebte die Stadt Bonn am 12. Dezember 1970, daß Demokraten gegen den Aufmarsch der Neonazis in der Bundeshauptstadt auf die Straße gingen.

Sozialdemokraten, Gewerkschafter, Jungsozialisten (Jusos der SPD,d.Vf.), Falken (SJD der SPD,d.Vf.), Kommunisten und viele andere besorgte und wachsame Bürger standen Schuler an Schulter bei der Abwehr der neuen Nazis. Gemeinsam bekundeten sie den Willen, ein neues 1933 zu verhindern. Hatte doch der skandalöse Aufmarsch der Rechtsgruppen in Würzburg (vgl. 30.10.1970,d.Vf.), das terroristische Auftreten der 'Aktion Widerstand' in dieser Stadt, als letztes Glied einer langen Kette die Demokraten auf den Plan gerufen.

Bundeskanzler Brandt hatte in einem Interview in der 'Westfälischen Rundschau' (vgl. **.**.1970,d.Vf.) appelliert, den rechtsradikalen Abenteurern entgegenzutreten. Ministerpräsident kündigte an, daß auch die Sozialdemokraten auf die Straße gehen würden, wenn sich in unserem Lande faschistische Organisationen breit machten."

Auch die IGM Hagen faßte jüngst Beschlüsse gegen Nazis (vgl. 24.11.1970):"
Doch es genügt nicht, nur Entschließungen zu fassen, sondern es ist notwendig, auch mit ganzer Kraft hinter diesen Beschlüssen zu stehen. Wenn in Bonn auch viele Gewerkschafter in den Reihen der Demokraten zu finden waren, so gab es doch von der Ortsverwaltung der IG-Metall in Hagen leider keine Orientierung zur Teilnahme an dieser Protestkundgebung in Bonn. Sicherlich war die Zeit der Vorbereitung sehr knapp, aber in anderen Städten war das kein Hinderungsgrund, dennoch teilzunehmen.

VERSTÄRKTER WIDERSTAND GEGEN NEUE PROVOKATIONEN!

Deshalb sollten wir uns schon heute darauf einstellen, daß die 'Aktion Widerstand' am 17.Januar 1971 in Bonn eine weitere Provokation starten will. Die Zeit, die uns noch zur Vorbereitung bleibt, sollte genutzt werden. Ging es doch in Bonn nicht nur um Aktionen gegen die neuen Nazis, sondern zugleich um eine Demonstration für die Ratifizierung der Moskauer und Warschauer Verträge, für eine Politik der Entspannung und Friedenssicherung, die im Interesse aller Menschen unseres Landes liegt."
=Hasper Gold Gewitterwolken,Hagen o.J. (1970),S.3

14.12.1970:
Bei Klöckner Hagen gibt die DKP vermutlich in dieser Woche ihr 'Hasper Gold' (vgl. 2.11.1970, Mai 1971) mit 4 Seiten heraus, in dem sie u.a. von der Vertreterversammlung der IGM Hagen (vgl. 24.11.1970) und der Antifa-Demonstration in Bonn (vgl. 12.12.1970) berichtet sowie zur Vorbereitung gegen die Demonstration der Aktion Widerstand (AW) am 17.1.1971 in Bonn aufruft, die dann nicht stattfand.

Der Leitartikel lautet:"
GEWITTERWOLKEN
ÜBER HASPE MUSS GESPROCHEN WERDEN!

Die 'Westfälische Rundschau' berichtete kürzlich über Investitionen im Klöckner-Bereich für 1971. Der Artikel schloß mit der lapidaren Feststellung: 'über Haspe wurde nicht gesprochen.' Aufgrund der bisherigen Erfahrungen bedeutet das, daß für die Hasper Hütte wieder schwierige Zeiten kommen. Die Belegschaft tut gut daran, wachsam zu sein. Dies umso mehr, als die Stahlbosse darauf aus sind, 1971 weiteren Hütten das Licht auszublasen. So schreibt die 'Frankfurter Allgemeine' (FAZ,d.Vf.) vom 3. Dezember 1970 unter der Überschrift 'Die Hütten entwickeln ein neues Gruppenkonzept' wörtlich: ... 'daß die Ziele, die bei den Kontorverträgen in der Präambel standen, nun zum eigentlichen Inhalt gemacht worden sind: Abstimmung der Produktionsprogramme, Zusammenfassung von Aufträgen zu größeren Walzlosen, vorübergehende Stillegung von Anlagen und Konzentration der Erzeugung auf die übrigen, ENDGÜLTIGE STILLEGUNG VERALTETER ANLAGEN und optimale Betriebsweise.'

Wer denkt bei solchen Absichten nicht sofort an das gerde von der 'trockenen' Hütte Haspe usw.? Ist es unter diesen Umständen nicht doppelt verdächtig, daß Haspe aus der qualifizierten Mitbestimmung herausgenommen worden ist?

STATT PROFITSUCHT - ARBEITSPLATZSICHERUNG!

Wir Kommunisten sagen heute schon, daß bei allen Maßnahmen der Konzernspitze, die Hasper Hütte 'trocken' zu legen, lediglich das Profitstreben der Konzernleitung eine Rolle spielt. WIR RUFEN SCHON HEUTE ALLE KOLLEGEN AUF, SICH ZUSAMMENZUSCHLIESSEN und alles vorzubereiten, um einen Angriff auf ihre Arbeitsplätze abzuwehren.

WIR BLEIBEN DABEI: Wenn die Geschäftsführung des Klöckner-Konzerns unfähig ist, die angestammten Arbeitsplätze der Hütten-Kumpels zu sichern, muß die Hütte in Gemeineigentum überführt werden.

DIE HÜTTE MUSS BLEIBEN!"

Mit der Hütte befassen sich auch ein Leserbrief sowie vier weitere Artikel (vgl. auch 17.11.1970). Im ersten Artikel heißt es:"
ANTREIBER WERDEN NICHT GEBRAUCHT!

Seit einiger Zeit schon stellen die Kollegen Knüppelablader an der Fein- und Drahtstraße die Forderung nach mehr Lohn. Diese Forderung ist mehr als gerecht, denn schließlich werden von ihnen auch größere Leistungen verlangt. Früher waren z.B. die Knüppelwagen mit zwei Lagen Knüppelpaketen beladen. Heute dagegen geschieht die Anlieferung der Knüppel in kleineren Paketen, die in drei lagen geladen sind. Bei der starken Hitzeeinwirkung und Unfallgefahr sind sie damit weit größeren Belastungen als vorher ausgesetzt. Dazu kommt noch das ständige Antreiben durch einige Vorgesetzte. Ihnen geht das Abladen noch zu langsam, obwohl man trotz der drei Lagen Pakete eine immer kürzere Zeit erreicht.

WIR MEINEN, DIE FORDERUNG DER KOLLEGEN NACH MEHR LOHN IST DURCHAUS BERECHTIGT.

Doch wir wissen auch, daß kein Unternehmer etwas verschenkt, auch nicht der Klöckner-Konzern. Jeder Erfolg der Arbeiter muß durch sei selbst erkämpft werden."

Im zweiten Bericht heißt es:"
EINSTURZGEFAHR
5 BRAUSEN FÜR 80 KOLLEGEN

Auf Anordnung der Baubehörde muß der Waschraum Blechwalzwerk wegen Einsturzgefahr geräumt werden. Die Kollegen werden in die Waschräume der Drahtrichterei und Feinstraße verteilt. Dort herrscht dann Enge wie in einem Hühnerstall! Die Kollegen müssen sich regelrecht zu ihren Spinden durchwinden. An die Brausemöglichkeiten darf man gar nicht denken. Für 80 Kollegen stehen ganze 5 Brausen zur Verfügung.

Wie lange soll dieser Zustand noch anhalten, bis für eine Änderung gesorgt wird? Der Ärger der Kollegen über diese Regelung ist verständlich.

Kollegen! Wehrt Euch gegen diese Zustände!

Der Betriebsrat sollte so schnell wie möglich mit der Geschäftsleitung über eine normale Regelung in den Waschräumen verhandeln, denn es ist Sache der Geschäftsleitung, hier eine Änderung herbeizuführen. Auch der Unfallobmann sollte sich in den Waschräumen einmal umsehen, bevor die ersten Unfälle auftreten!"

Im dritten Artikel heißt es:"
PFÖRTNER GESUCHT!

Samstags ab 14 Uhr und sonntags wird die Pforte 7 nicht durch einen Pförtner besetzt. Die Kollegen der Wärmestelle müssen dann einen Umweg durch Pforte 2 machen. Von dort ist aber der Weg so schlecht, daß die Kollegen nur durch Morast und über Schienen zu den Waschräumen und Werkstätten gelangen können. Eine Schlüsselanforderung an den Chef der Werkswache, Koll. Erdmann, wurde den Kollegen abgelehnt.

Der Belegschaft ist jedoch bekannt, daß z.B. Ing. Krummer von der Feinstraße und Ing. Müller von der Wärmestelle einen Schlüssel von Pforte 7 für ihre Privatgaragen besitzen, und nicht in diesem Bereich wohnen. Der Betriebsrat sollte deshalb bei der Werksleitung vorstellig werden und veranlassen, daß die Kollegen der Wärmestelle zu jeder Zeit Pforte 7 betreten können."

Im Leserbrief heißt es:"
Auf der Hasper Hütte bürgert es sich ein, daß die PKW's leitender Angestellter während der Arbeitszeit von Kollegen gewaschen werden müssen. Doch was würde wohl passieren, wenn ein Kollege versuchen wollte, während der Arbeitszeit SEINEN PKW zu waschen? Die fristlose Entlassung wäre sicherlich die Antwort der Werksleitung. Was dem einen recht, ist also dem anderen noch lange nicht billig.

Der Betriebsrat sollte sich einmal dieser Angelegenheit annehmen. Wenn leitende Angestellte einen sauberen Wagen haben wollen, dann sollen sie ihn genau wie alle anderen Kollegen in eine Autowäscherei bringen."
=Hasper Gold Gewitterwolken,Hagen o.J. (Dez. 1970)

22.03.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet vermutlich aus dieser Woche:"
Der Aufsichtsrat der Klöckner Werke AG hat auch Rationalisierungsmaßnahmen im Verwaltungsbereich angekündigt. Die Verwaltung der Hütte Bremen, der Georgsmarienhütte und der Hütte Haspe (Hagen) soll zusammengefaßt werden. Das wird für viele Angestellte Entlassung bedeuten."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.25,Bochum 31.3.1971,S.6f

Mai 1971:
Bei Klöckner Hagen-Haspe gibt die DKP, nach eigenen Angaben, eine Ausgabe ihres 'Hasper Gold' (vgl. 14.12.1970, Juni 1971) heraus, in der sie u.a. mehr Lohn für Samstagsarbeit fordert.
=Hasper Gold,Hagen Juni 1971,S.2

Juni 1971:
Die DKP berichtet vermutlich aus dem Juni von der Vertreterversammlung der IGM Hagen, daß von Klöckner Hasper Hütte das Betriebsratsmitglied Willi Neuhaus und das Mitglied der Vertrauenskörperleitung Wolfgang Wegener als ordentliche Delegierte zum IGM-Tag (vgl. 27.9.1971) gewählt wurden. Als Gastdelegierte seien von der Hütte das Betriebsratsmitglied Heinrich Hoppe und der Vorsitzende des Jugendvertrauenskörpers Karl Heinz Rüter gewählt worden.

Die KPD/ML-ZB berichtet von den Anträgen zum IGM-Tag (vgl. 27.9.1971):"
In Hagen beschloß die Vertreterversammlung der IGM folgenden Antrag: 'Bundesregierung und Bundestag werden aufgefordert, Maßnahmen gegen die bestehenden rechtsextremistischen Gruppen und linksextremistischen Vereinigungen (Mao- und Trotzkisten) einzuleiten, deren Ziel es sein muß, diese Gruppen aufzulösen.'"
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.53,Bochum 14.7.1971,S.6;
Hasper Gold,Hagen Juni 1971,S.4


Juni 1971:
Bei Klöckner Hagen-Haspe gibt die DKP eine Ausgabe ihres 'Hasper Gold' (vgl. Mai 1971, 12.7.1971) mit 4 Seiten DIN A 4 und folgendem Leitartikel heraus:"
AN ALLEM SIND DIE MEISTER SCHULD

frei nach Hugo Böhner in der 'Hasper Zeitung'. Im Zeitalter der Computer werden auf der Hasper Hütte Meister und Abteilungsleiter in Marsch gesetzt, um 'endlich eine stichhaltige Statistik der Beschäftigten auf der Stahlseite zu erlangen.' So wörtlich in der 'Hasper Zeitung' als Auskunft von Hugo Böhner nachzulesen. Und vor allem natürlich die Kollegen, die 59 Jahre und älter sind.

Es muß um die Intelligenz der Abteilungsleiter und Meister auf der Hütte schlecht bestellt sein, wenn sie nicht in der Lage sind, einen Auftrag, den sie von der Geschäftsleitung in einer Aussprache bekommen, auch ordnungsgemäß an die Kollegen heranzutragen.

Es tut uns leid, aber das 'Dementi' Hugo Böhners ist für uns lediglich eine Bestätigung für die Richtigkeit unserer Information. Alle Kollegen sind gut beraten, wenn sie unter diesen Umständen noch dringender eine Belegschaftsversammlung fordern. Es muß klarer Wein eingegossen werden. Aus dem Alter für Märchenstunden sind wir heraus!"

In einem zweiten Artikel heißt es:"
BÖHNER UND DAS HAUSRECHT

'Ich habe hier das Hausrecht!' tönte Betriebsratsvorsitzender Böhner, als eine Delegation aus dem Bereich Fein- und Drahtstraße dem Lohnausschuß des Betriebsrates die Forderungen nach besserer Samstagsbezahlung und Lohnregulierungen eindeutig und selbstbewußt unterbreitete.

Er fuhr den Kollegen über's Maul, daß sie sich nur wunderten und fragten: Wo sind wir denn hier, verhandeln wir mit dem Betriebsrat oder mit der Werksleitung?

Böhner malte die schwärzesten Zustände an die Wand: daß das Werk kein Geld hat und daß überhaupt nichts drin sei. Die Kollegen haben sich nicht abschustern lassen, Böhner mußte die Forderungen der Werksleitung unterbreiten. Ob der Hubschrauber nach Bremen schon bereit steht?

Der 'schöne Hugo' soll sich mal kleiner machen und sich erinnern, wer ihn in den Betriebsratssessel gehoben hat!"

Zu diesem Thema erscheint auch ein Leserbrief:"
In 'HASPER GOLD' vom Mai 1971 stand die Forderung 'Mehr Lohn für Samstagsarbeit.' Die Kollegen vom M B - Ost brachten ihre Forderung dem Betriebsrat vor. Der Betriebsratsvorsitzende und Aufsichtsratsmitglied Hugo Böhner äußerte sich zu der Forderung der Kollegen: 'WIR HABEN KEIN GELD.' Hier vertritt Böhner offensichtlich die Interessen der Konzernleitung! Wie lange sollen wir uns das noch gefallen lassen?

Kollegen, wir sollten dem Kollegen Böhner endlich mal klarmachen, wen er zu vertreten hat. Sonst ist er für uns nicht mehr tragbar und sollte seine Funktion niederlegen."

Aufgedeckt wird ein:"
SCHWERER VERSTOSS GEGEN DAS BVG!

Nach der Neuorganisation bei Klöckner gehört eine größere Gruppe von Angestellten in der Verwaltung zur neuen Hüttenverwaltung in Bremen. Diese Umsetzung wurde ohne Wissen und Mitwirkung des Betriebsrates vorgenommen. Das bedeutet einen eklatanten Verstoß gegen den Paragraphen 60 und Paragraphen 49 des Gesetzes. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit nach Paragraph 49 und das Mitwirkungsrecht des Betriebsrates bei Umsetzungen nach Paragraph 60 wird von der Konzernspitze ignoriert.

Was sagt die IG Metall zu dieser Sauerei?"

Im nächsten Artikel heißt es:"
NEUORGANISATION BEI KLÖCKNER!

SCHRITT ZUR WEITEREN KONZENTRATION DER STAHLINDUSTRIE UND DER MACHT DES MONOPOLKAPITALS!!

Neben der Neuorganisation bei Klöckner, auf die wir an anderer Stelle noch zu sprechen kommen, wollen wir Eure Aufmerksamkeit auf die Konzentration in der Stahlindustrie lenken. Am 30.6. sollen die Walzstahlkontore aufgelöst werden.

Ab 1.7. wollen die Bosse von Eisen und Stahl dafür vier RATIONALISIERUNGSGRUPPEN bilden. Waren die Walzstahlkontore noch Einrichtungen, die den Unternehmen der Eisen- und Stahlindustrie durch festgelegte Absatzbereiche die Möglichkeit einräumten, ihre Marktsituation risikolos zu nutzen, so haben die jetzt gegründeten Rationalisierungsgruppen bei Eisen und Stahl die Aufgabe, durch Spezialisierung, Rationalisierung, Kostensenkung, Investitionsabstimmung, Vereinbarungen über Produktionsquoten die wirtschaftliche und damit die politische Macht der Stahlbosse auszubauen.

Taktische Maßnahmen, um diesen Rationalisierungsgruppen einen höchstmöglichen Erfolg zu garantieren, spielen auch bei KLÖCKNER eine entscheidende Rolle.

So stellt z.B. der Rationalisierungsvertrag zwischen Klöcknerwerke AG, Eisenwerk-Gesellschaft Maximilianshütte (in Bayern,d.Vf.) und Stahlwerke Peine-Salzgitter AG (in Niedersachsen,d.Vf.) eine raffinierte Form der Konzentration dar. Produktionsabsprachen und Produktionsauflagen, Industrieforschung und marktgerechte Unternehmenspolitik, Festlegung der Umschlagplätze und des Transportes von Auslandserzen, gemeinsame Investitionsvorhaben im Bereich der Koks- und Erzversorgung sowie für Produktionsbasen von Roheisen, Rohstahl u.ä. und die Feststellung von Produktionskapazitäten sind nur ein Teil der Bestimmungen des Rationalisierungsvertrages im Bereich Klöckner-Maxhütte-Peine-Salzgitter.

Die Strukturveränderungen, die als Folge eintreten, werden nicht ohne Auswirkungen auf die Belegschaften sein. In den Rationalisierungsverträgen gibt es keine klaren Bestimmungen über die Rechte und soziale Sicherung der Beschäftigten.

Während die Vertragspartner in diesem Fusionsgremium alles tun, um sich nicht gegenseitig dabeizukriegen, werden die Kontrollmöglichkeiten der gewählten Arbeitnehmervertreter immer mehr geschwächt. Mit der Bildung von Beiräten wird der sich im Bereich Eisen und Stahl entwickelnde Abbau der Mitbestimmung verschleiert. Von allen Mitbestimmungsfunktionen auf Unternehmensebene, die heute in der Eisen- und Stahlindustrie ausgeübt werden, beruhen schon jetzt mehr als die Hälfte nicht auf dem Gesetz, sondern auf privatrechtlichen Vereinbarungen zwischen Unternehmen und Aktionären einerseits und IG Metall und DGB andererseits. Durch den Rationalisierungsvertrag kann eine Entwicklung eintreten, die das Ende der qualifizierten Mitbestimmung bei Klöckner bedeuten würde; nämlich dann, wenn durch Fusionen in dieser Gruppe die Weiterverarbeitung das Übergewicht von mehr als 50% erhält.

Dem Rationalisierungsvertrag stimmen der DGB und die IG Metall zu. Das ist nicht nur voreilig, sondern, wie die Praxis zeigen wird, grob fahrlässig; denn wo ist neben dem Rationalisierungsvertrag der Vertrag, der den 'sozialen Besitzstand' der Klöckner-Kollegen sichert?

DIE PLÄNE DER KLÖCKNER-BOSSE!

Nach Vorstandsmitglied Sendler läuft bei Klöckner das Investitionsprogramm in Höhe von einer Milliarde (!) 'planmäßig'. Es diene der Erhaltung und Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und man verspricht sich einen beträchtlichen Rationalisierungseffekt; dabei müsse in den nächsten zwei Jahren auch weiter personell (!) rationalisiert werden. (Während 1964 noch 402 034 Arbeitnehmer in der Eisen- und Stahlindustrie beschäftigt waren, sank die Zahl bis Januar 1971 auf 373 383.)

Unter dem Motto: 'den Gürtel enger schnallen', d.h., die Kollegen sollen schön kuschen, marschieren die Klöckner-Kapitalisten mit Hilfe der Rationalisierungsgruppe auf neue Höchstprofite zu.

WIR FORDERN:

Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit nicht zu Lasten der Klöckner-Belegschaft !!!

Ihre Forderungen zur Sicherung ihres sozialen Besitzstandes sind:
- 15% der Investitionssumme müssen vom Konzern zur finanziellen Absicherung betrieblicher Sozialpläne bereitgestellt werden.
- Einführung eines garantierten Jahreslohnes für alle Arbeiter und Angestellten.
- Bei Umsetzungen volle Erhaltung des sozialen Besitzstandes.
- Innerbetriebliche Umschulung der rationalisierungsgeschädigten Kollegen. Bezahlter Bildungsurlaub."

Festgestellt wird:"
MAN BRAUCHT UNS WIEDER

Seit einigen Wochen werden wieder 42 Stunden verfahren. Personalmangel an allen Ecken und Kanten - es sollen über 150 Mann an der Sollstärke der Belegschaft fehlen - bringt immer mehr Belastungen für die Kollegen. Betriebschefs gehen dazu über, bestimmte Arbeitsplätze nicht zu besetzen und die notwendige Arbeit von den anderen Kollegen mitmachen zu lassen.

Mit diesem 'Stellenklau' heimsen sie Ruhm und Ehre bei den Klöckner-Bossen ein.

In den Abteilungen mit chronischer Unterbelegung müssen die Kollegen schuften. Die Produktion darf nicht leiden. Leiden wird auf die Dauer der Arbeiter durch die Belastung. Denkt daran, Kollegen: Über 50% aller Rentenfälle sind Frührentner vor Erreichung der normalen Altersgrenze. Wie wir hören, hat der Betriebsrat die Zustimmung zu den 42 Stunden von der Erfüllung bestimmter Belegschaftsforderungen abhängig gemacht. Sind diese Forderungen erfüllt worden?"

Mit der KPD/ML-ZB befaßt man sich so:"
EIN WORT IN EIGENER SACHE

Seit einiger Zeit wird an der Hütte eine Zeitung verteilt, die sich 'Roter Stahlkocher' nennt. Verantwortlich zeichnet für dieses Blatt die KPD/ML (Kommunistische Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten).

Hasper Gold sieht sich veranlaßt, sich grundsätzlich von diesem Machwerk abzugrenzen. Jeder Kollege, der dieses Blatt schon einmal gelesen hat, wird festgestellt haben, daß es sich bei den Schreibern nicht um Kommunisten handeln kann. Die Stoßrichtung dieser Schreiberlinge richtet sich eindeutig gegen die Arbeiter und gegen Institutionen, die Arbeiter in langen und opferreichen Kämpfen errungen haben. Wir erinnern in diesem Zusammenhang daran, daß diese Leute sich nicht scheuten, einen Kollegen Waschkauenwärter zur Zielscheibe ihrer Angriffe zu machen.

Ebenso verhält es sich mit den unqualifizierten Angriffen auf den Betriebsrat als Körperschaft und auf die Gewerkschaften. Wir sind keineswegs der Meinung, daß alles Gold ist, was glänzt. Wir sind bereit, Roß und Reiter zu nennen, wenn Maßnahmen eingeleitet bzw. durchgeführt werden, die sich gegen die Belegschaft auswirken. Unsere heutige Ausgabe beweist das. Wenn der Kollege Hugo Böhner als Betriebsratsvorsitzender Unsinn redet, dann sagen wir das. Aber der Betriebsrat als Körperschaft ist eine so wichtige Errungenschaft der Arbeiterklasse, daß wir ihn zu jeder Zeit verteidigen werden.

Unser gemeinsamer Gegner ist das Großkapital. Die Deutsche Kommunistische Partei ist die einzige legale Partei in der Bundesrepublik, die konsequent die Lehren von Marx, Engels und Lenin anwendet und für Frieden, demokratischen Fortschritt und Sozialismus kämpft."

Im nächsten Artikel heißt es:"
BÖHNER UND DIEHL IM VERSPRUCH

'Sobald im Angestelltensektor etwas passiert, machen wir eine außerordentliche Angestelltenversammlung', versprachen Böhner und Diehl den Angestellten in den letzten Betriebsversammlungen der Angestellten.

Frage an Aufsichtsratsmitglied Böhner und Beiratsmitglied Diehl: Was muß noch passieren, bis es zu der vielversprochenen Versammlung kommt??"

Eingegangen wird auch auf die letzte Vertreterversammlung der IGM Hagen (vgl. Juni 1971).

Im letzten Bericht heißt es:"
HUBSCHRAUBER NACH BREMEN

Die Hasper Werkleiter sind arm dran. Wegen jedem Dreck müssen in Bremen nachfragen. Welcher Pilot mit Hubschrauber stellt sich als 'Lufttaxi' zur Verfügung, damit sie schneller in Bremen sind??? Die Belegschaft könnte sonst mal schneller sein!"
=Hasper Gold,Hagen Juni 1971

12.07.1971:
Bei Hoesch Dortmund (IGM-Bereich - vgl. 6.9.1971) berichtet die KPD, daß die "Kollegen der Klöckner-Hütte Hagen-Haspe, die im Juli dieses Jahres trotz der Rationalisierungs-, Stillegungs- und Entlassungsdrohungen der Kapitalisten in einem erfolgreichen Streik 30 Pfennig Lohnerhöhung durchsetzten".
=Kommunistische Arbeiterpresse Hoesch Nr.2,Dortmund Sept. 1971,S.2

12.07.1971:
Bei Klöckner Hagen gibt die DKP ihr 'Hasper Gold' (vgl. Juni 1971, 19.7.1971) mit einer Seite zum heutigen Streik heraus:"
DRAHTSTRASSEN-BELEGSCHAFT ERKÄMPFT LOHNERHÖHUNG

Am heutigen Montag, den 12.Juli 1971, streikte die Frühschicht der Drahtstraße bis 8 Uhr 30.

Dieser Streik hat sich gelohnt. Die Frühschicht erheilt die Zusicherung, daß das Lohnsystem der Drahtstraße dem der Feineisenstraße angepaßt wird. Das bedeutet, daß die Kollegen eine Zulage zwischen 11 bis 30 Pfg. je Stunde erhalten. Es zeigt sich wiederum, daß die entschlossene Kampfbereitschaft der Kollegen die Bosse zwingt, in die Taschen zu greifen.

Uns scheint, daß alle Kollegen gut beraten wären, diesem Beispiel zu folgen. Wir erleben, daß die Geschäftsleitung immer unverschämter wird. Während 1970 immerhin noch 20 DM an Hitzezuschlag gezahlt wurden, erdreistet man sich heute, uns mit einer Flasche Selterswasser abzuspeisen.

Das ist eine glatte VERHÖHNUNG!!

Jeder Kollege, der unter den augenblicklichen Bedingungen arbeitet, weiß aus eigener Erfahrung, daß auch eine Hitzeprämie von 20 DM das Mehr an Verausgabung der Arbeitskraft nicht ausgleichen kann. Es ist deshalb notwendig, daß alle Kollegen der Hütte sich jetzt die Forderung nach einer Hitzezulage in Höhe von 50 DM zu eigen machen. Die Kollegen der Drahtstraße haben den Weg gezeigt, diesen Weg gilt es fortzusetzen."
=Hasper Gold Drahtstraßen-Belegschaft erkämpft Lohnerhöhung,Hagen o.J. (12.7.1971)

19.07.1971:
Bei Klöckner Hagen gibt die DKP vermutlich in dieser Woche eine zweiseitige Ausgabe ihres 'Hasper Gold' (vgl. 12.7.1971, 13.3.1972) heraus:"
DIE LOHNRUNDE EINLÄUTEN
15% SIND ANGEMESSEN

'Angesichts der ständig steigenden Lebenshaltungskosten sehe ich mich leider nicht mehr in der Lage Ihnen meine Arbeitskraft zum alten Preise zu verkaufen. Ich rechne mit ihrem Verständnis, wenn ich den Preis um 15% anhebe' - so müßte man heute den Bossen schreiben wenn... ja wenn es bei Lohnverhandlungen um Verständnis ging. Den Unternehmern geht es aber nur um ihren Profit. Deshalb sind sie auch nicht bereit unseren berechtigten Lohnforderungen zu entsprechen. Die Kollegen der Drahtstraße haben es richtig gemacht (vgl. 12.7.1971). Ihre Kampfbereitschaft hat sich ausgezahlt. Am 30.September läuft der Tarifvertrag aus. Der DGB hat im Oktober des vergangenen Jahres bei einer angenommenen Preissteigerung von 'nur' 2% eine Anhebung der Nettolöhne um 10,4%, was einer Bruttolohnerhöhung von 15% entspricht, angesteuert.

Tatsächlich sind die Preise in diesem Jahr aber bereits um 5% gestiegen. Die Kfz-Versicherung wird zum 1.August dieses Jahres erneut um 15% hochgeschraubt. Die Brotpreise steigen in dieser Woche um weitere 5% (vgl. **.7.1971,d.Vf.).

Unter solchen Umständen müssen wir klare Fronten schaffen. 15% Lohnforderung kann nur die untere Verhandlungsgrenze sein, die wir der großen Tarifkommission mit auf den Weg geben.

Betriebsräte und Vertrauensleute einiger großer Unternehmen wie zum Beispiel Kugelmüller in Nürnberg (vgl. Juli 1971,d.Vf.), AEG in Württemberg (vgl. Juli 1971,d.Vf.) und MAN in Hamburg (vgl. Juli 1971,d.Vf.) haben bereits die Forderung von 15% erhoben. Die Vertrauensleute von Hoesch Dortmund fordern eine Teuerungszulage (TZL,d.Vf.) von 100 DM (vgl. **.*.1971). Kollegen! Das Wort der Hasper Hütten-Arbeiter wiegt schwer. Macht Euch zum Sprecher der Hagener Metallarbeiter. Laßt Euch nicht leeren Worten abspeisen.

15% UND KEINEN PFENNIG WENIGER!"
=Hasper Gold Die Lohnrunde einläuten,Hagen o.J. (Juli 1971)

September 1971:
Bei Hadir - Arbed St. Ingbert gibt die Rote Fahne Organisation (RFO) Saarland bzw. die Sozialistische Betriebsgruppe (SBG) der Hadir die Nr.12 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 21.7.1971, Dez. 1971) heraus. Berichtet wird u.a. von Klöckner Hasper Hütte Hagen.
=Rote Fahne - Arbed o.Nr.(12),St.Ingbert o.J. (1971)

10.09.1971:
Die KPD gibt die Nr.25 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 27.8.1971, 24.9.1971) heraus und berichtet darin u.a. von Klöckner Hagen.
=Rote Fahne Nr.25,Berlin 10.9.1971

24.09.1971:
In der Nr.26 der 'Roten Fahne' der KPD (vgl. 10.9.1971, 8.10.1971) berichtet diese u.a. von Klöckner Hagen-Haspe.
=Rote Fahne Nr.26,Berlin 24.9.1971

Oktober 1971:
Die Nr.10 der 'Roten Fahne' des KAB/ML (vgl. Sept. 1971, Nov. 1971) berichtet u.a. aus Hagen von Klöckner.
=Rote Fahne Nr.10,Tübingen Okt. 1971

Oktober 1971:
Bei KHD Köln gibt die KPD/ML-ZK die Nr.6 ihres 'Schwungrad' (vgl. 18.11.1971) heraus. Der Leitartikel lautet "Erpressungsversuche der KHD-Bosse - wie sicher sind unsere Arbeitsplätze". Danach "blasen die Kapitalisten zum Angriff. In Hagen sind es 750 Arbeiter der Stahlwerke Südwestfalen (SSW,d.Vf.), die auf die Straße gesetzt werden. In der Klöckner-Hütte Haspe ist für 540 Mann Kurzarbeit angesetzt, über 300 hat man ihre Entlassung angekündigt."
Die KPD/ML-ZK meint:"
Jetzt sind wir dran! Schluß mit allen Illusionen. In dieser Situation müssen wir zusammenstehen und den Kapitalisten die Brocken hinschmeißen."
=Schwungrad Nr.6,Köln Okt. 1971

02.10.1971:
Die KPD/ML-ZB gibt ihren 'KND' Nr.75 (vgl. 29.9.1971, 6.10.1971) heraus. Berichtet wird aus der Stahlbranche u.a. von Klöckner Hagen.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.75,Bochum 2.10.1971

04.10.1971:
In Bochum gibt die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK in dieser Woche ihre 'Zündkerze' Nr.11 (vgl. 16.9.1971, 11.10.1971) heraus. Auf der letzten Seite wird zur MTR und STR festgestellt:"
JETZT WEHT EIN ANDERER WIND...

Über die Lage in den Autobetrieben oder bei Opel schweigen Sie- die Kollegen ballen die Faust in der Tasche. Es weht ein anderer Wind. Die Herren und ihre Aufpasser haben Oberwasser: wenn du nicht willst, draußen warten zehn andere. So weit sind wir schon wieder.

Entlassungen beim Bochumer Verein (Krupp BV,d.Vf.), bei Klöckner und Hoesch in Hagen: der Schlag hat gesessen. Also so haben sich die Herren das vorgestellt: 'Die Stahlindustrie braucht eine lohnpolitische Konsolidierungspause.'

Das heißt 0%."
=Zündkerze Nr.11,Bochum o.J. (1971)

04.10.1971:
In Hagen demonstrieren anläßlich der Metalltarifrunde (MTR) Arbeiter von Klöckner und von den Stahlwerken Südwestfalen Hagen-Eckesey.

Laut KPD/ML-ZB, die mit einer Betriebsgruppe bei Klöckner ('Roter Stahlkocher') vertreten ist, beteiligen sich 3 500 Kollegen von Klöckner und 750 von SSW.

Die KB-Gruppe Eutin machte, wohl aufgrund der größeren Entfernung, 5 000 Demonstranten aus, weiß sich aber bei dieser Zahl einig mit der RJ/ML des KAB/ML, der KPD, der SAG, dem KB/ML Flensburg und der PL/PI Berlin (vgl. 11.10.1971).

Die wenigsten Teilnehmer bietet die KPD/ML-ZK, bei ihr sind es nur 3 000, u.a. von DKP, SDAJ und ihrer eigenen Roten Garde (RG).

Laut BKA Freiburg wird morgen gegen die Kurzarbeit und Entlassungen bei Klöckner Haspe sowie für die 750 bei den Strahlwerken Südwestfalen (SSW) Eckesey bedrohten Arbeitsplätze demonstriert:"
Am 5.Oktober zogen in mehreren Marschblocks über 3 000 Arbeiter in die Hagener Innenstadt vor das Rathaus, wo sie eine von Vertrauensleuten und Betriebsräten vorbereitete Resolution verabschiedeten: Sofortige Zusicherung des Klöckner-Konzerns und der Stahlwerke Südwestfalen, daß die rund 4 500 Arbeitsplätze in den Hagener Werken erhalten bleiben."
Bei Klöckner beginne heute für rund 500 Kollegen Kurzarbeit, etwa 300 sind von der Entlassung bedroht.

Der KJVD Hagen der KPD/ML-ZB unterstützt den Streik auf der Hasper Hütte, nach eigenen Angaben, durch das Verteilen von Flugblättern.

Die DKP Hagen berichtet später bei Klöckner:"
Am 4.Oktober 1971 forderten mehr als 5 000 Stahlarbeiter vor dem Hagener Rathaus die Überführung der Stahlindustrie in Gemeineigentum. Selbst Innenminister Weyer erklärte unter dem Eindruck dieser machtvollen Demonstration seine 'Solidarität' mit den Hagener Stahlarbeitern."

Die KPD (vgl. 8.10.1971) druckt das Aufrufflugblatt (vgl. 27.9.1971) ab und berichtet neben einem Foto:"
5 000 STAHLARBEITER DEMONSTRIEREN GEGEN DIE STAHLBOSSE

GEGEN STILLEGUNGEN GEGEN KURZARBEIT!

NACH DEM PLAN DER KAPITALISTEN SOLL DIE HASPER HÜTTE STILLGELEGT, SOLL DAS WERK ECKESEY SCHEIBCHENWEISE WEGRATIONALISIERT WERDEN.

ARBEITSDIREKTOR MURWASKI: 'WIRTSCHAFTLICH GESEHEN IST DIE STILLEGUNG UNVERMEIDLICH.'

'JETZT ZEIGEN DIE KAPITALISTEN IHR WAHRES GESICHT'

'GEGEN DIE ABWÄLZUNG DER KRISE AUF DEM RÜCKEN DER ARBEITER' LAUTETEN ZWEI DER PAROLEN".

Bei Hoesch Dortmund (IGM-Bereich - vgl. 11.10.1971) berichtet die KPD:"
5 000 STAHLARBEITER DEMONSTRIEREN GEGEN DIE STAHLBOSSE

GEGEN STILLEGUNG! GEGEN KURZARBEIT!

Am Montag, den 4.Oktober legten 5 000 Kollegen der Werke Eckesey, Vorhalle, Wehringhausen (alle Stahlwerke Südwestfalen) und der Klöcknerhütte Hagen Haspe für vier Stunden die Arbeit nieder. In einem langen Demonstrationszug zogen sie von ihren Werken vor das Verwaltungsgebäude der Stahlwerke Südwestfalen und das Hagener Rathaus, um vor der Hagener Bevölkerung gegen die drohende Stillegung der Hasper Hütte und des Werkes Eckesey zu demonstrieren. Vertrauensleute und Betriebsrat hatten diese Demonstration organisiert, als bekannt wurde, daß die Kapitalisten die Kollegen einfach auf die Straße setzen wollen, nachdem sie während der Hochkonjunktur durch die Produktion auf veralteten Anlagen hohe Profite gemacht hatten. Was das für die Kollegen bedeutet ist klar; in Hagen gibt es keine anderen Arbeitsplätze und fast überall im Ruhrgebiet wird kurzgearbeitet, werden Kollegen entlassen oder herrscht Einstellungsstopp.

Die Kollegen sahen nicht tatenlos zu. Sie riefen die Bevölkerung zur Solidarität auf und demonstrierten zusammen mit Frauen und Kindern unter den Parolen: 'Jetzt zeigen die Kapitalisten ihr wahres Gesicht', 'Wir fordern die Sicherheit unserer Arbeitsplätze' und 'Unser Kampf ist der Kampf gegen die ganze Bevölkerung'.

Die Kapitalisten waren natürlich nicht erschienen.

An ihrer Stelle versuchte Arbeitsdirektor Murawski, Mitbestimmungsträger im Aufsichtsrat, die Kollegen zu beruhigen, indem er eine Erklärung des Vorstandes verlas: 'Wir haben volles Verständnis... Bedauerlicherweise ist in der Öffentlichkeit der Eindruck erstanden... Ich möchte ausdrücklich betonen, daß ein solcher Beschluß noch gar nicht gefaßt werden konnte, da die vorliegenden Daten tatsächlich im Augenblick noch nicht ausreichen'.

Die Kollegen ließen sich jedoch von Murawski nicht einwickeln: 'Alles Lügen' und 'Wir fordern Klarheit'.

Was sie von den Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat halten, hatten sie schon vorher auf zwei Transparenten klargestellt: 'Geht Gerd Muhr auf Arbeitgeberspur?' und 'Stimmt IG-Metall Schmidt für den Vorstand?'

Die Kampfbereitschaft der Kollegen und ihr entschlossenes Auftreten gegen die Kapitalisten und Arbeiterverräter wurden wesentlich durch die Entschiedenheit von Vertrauensleutekörper und Betriebsrat, die die Demonstration organisierten, gestärkt.

Gegen die Übergriffe der Kapitalisten, die sich auch in der Krise ihre Profite sichern wollen, gibt es nur ein Mittel: Den entschlossenen Kampf und einheitlichen Abwehrkampf.

Die alte sozialdemokratische Forderung nach Mitbestimmung, wie sie heute von der Gewerkschaftsführung der DKP aufgestellt wird, die den Widerspruch zwischen herrschender Kapitalistenklasse und unterdrückter Arbeiterklasse vertuscht, war damals und ist heute eine Illusion, das beweist Hagen Haspe erneut. Statt die Arbeiterklasse gegen die Kapitalistenklasse zu einen, hält sie nur vom Klassenkampf ab.

Kollegen, der Kampf gegen Stillegung, Massenentlassung und Steigerung der Arbeitshetze ist nur erfolgreich zu führen als Kampf um die Durchsetzung der Forderung, die die KPD in ihrem Aktionsprogramm aufgestellt hat:

SIEBENSTUNDENTAG BEI VOLLEM LOHNAUSGLEICH!"

Später berichtet die KPD (vgl. 11.2.1972) aus der Hagener Stahlindustrie (vgl. 2.2.1972) von SSW (vgl. 4.2.1972) und Klöckner (vgl. März 1972):"
Die Hagener Arbeiterklasse sah diesen Angriffen der Kapitalisten nicht tatenlos zu. Am 4.Oktober demonstrierten die Kollegen von der Hasper Hütte und der vier Werke der Südwestfalen AG durch Hagen und sagten den Kapitalisten den Kampf an. Zahlreiche Kollegen von Rothe Erde, Varta und Orenstein und Koppel (O+K,d.Vf.) unterstützten die Stahlarbeiter mit Solidaritätsaktionen gegen die geplanten Maßnahmen der Kapitalisten, die letzlich einen Angriff auf die gesamte Arbeiterklasse Hagens und die Werktätigen darstellen. Die Stahlarbeiter drückten dies auf ihren Transparenten aus, wenn sie neben der Forderung 'Sicherheit für unsere Arbeitsplätze' auch die Parole trugen 'Wird Hagen das Armenhaus von NRW?'

Rechnet man die schlagartige Entlassung von 1 200 Kolleginnen und Kollegen der Textilfabrik Göcke Hohenlimburg/Hagen (GTB-Bereich - vgl. 31.1.1972,d.Vf.) hinzu und die 1 000 in der letzten Zeit arbeitslos gewordenen Bergleute (IGBE-Bereich,d.Vf.), so wird klar, daß die Entwicklung der kapitalistischen Industrie in Hagen für die Hagener Arbeiterklasse zur Existenzbedrohung geworden ist.

Wieder einmal zeigt sich, daß die kapitalistische Produktionsweise keine Sicherheit für die Arbeiterklasse bieten kann. Doch nicht nur das Beispiel Hagen, sondern die Geschichte des ganzen Ruhrgebiets sind hierfür ein Beweis. Neue Produktionsweisen in der Erschmelzung von Eisen und Stahl und die fortschreitende Konzentration in der Eisen- und Stahlindustrie und im Bergbau brachten immer wieder für hunderte von Arbeitern Entlassung und Arbeitslosigkeit mit sich. Besonders hart getroffen wurden diejenigen Städte wie Hagen, die schon frühzeitig Ende des vorigen Jahrhunderts ganz und gar auf Eisen und Stahl eingestellt waren. Jede Krise, jedes neue Erzvorkommen und erst recht das Beziehen von ausländischen Erzen stellten die Existenz der Arbeiterklasse in dieser Stadt aufs Spiel. Durch den verkehrsungünstigen Standort, weitab von der Rhein-Schiene, wurde die Lage noch verschärft.

DIE 'HILFREICHEN' VERTRETER VON STADT UND LAND

Als die Kollegen von den Vertretern der Stadt Hagen klare Antworten haben wollten, was sie unternehmen werden, redeten diese Kapitalistenknechte sich immer wieder heraus, sie wären ja auch nie eingeweiht worden in die Pläne der Kapitalisten. Klar ist, daß sie nie etwas für die Kollegen getan hätten, denn das würde bedeuten, gegen die eigenen Auftraggeber vorzugehen.

Daß die Stadtväter und die Vertreter des Landes dabei in Worten so weit gehen, daß sie 'scharf mit den Verantwortlichen' ins Gericht gehen, soll doch nur vor der Arbeiterklasse verschleiern, welche Aufgaben der Staatsapparat hat: die Unterdrückung und Niederhaltung der kämpfenden Arbeiterklasse. Nur so ist der Auftritt des Innenministers Weyer (FDP,d.Vf.) zu verstehen, der auf der Demonstration am 4.Oktober Worte wie 'Solidarität' vor einer Arbeiterklasse gebrauchte, zu deren Niederhaltung und Bekämpfung durch seine Bürgerkriegsvorbereitung bei Polizei und Bundesgrenzschutz (BGS,d.Vf.) er alles unternimmt.

Auch die Lüge der Staatsvertreter, sie würden alles in Bewegung setzen, um den arbeitslosen Kollegen neue Arbeitsplätze zu schaffen, kann den wahren Charakter des Staatsapparates nicht verschleiern. Während sie vorgeben, sich für die entlassenen Kollegen einzusetzen, ist doch gleichzeitig die einzige Bestimmung des kapitalistischen Staatsapparates, den Kapitalisten durch Gesetze wie das Kohlanpassungsgesetz (... (vgl. 21.1.1972,d.Vf.)), durch Steuerbegünstigung, Beschaffung von Grundstücken, Ausbau von Straßen, niedrige Strompreise usw. den Boden für ihre Profitmacherei zu ebnen.

DIE STILLEGUNGSMASSNAHMEN DER STAHLKAPITALISTEN

In dem ständigen Bemühen des Kapitals, die besten Bedingungen für seine Verwertung herzustellen, spielen einige Faktoren wie Standort der Produktionsanlagen, Zusammenfassung gleicher Produktionsstufen etc. eine wichtige Rolle.

Für die Stahlindustrie Hagens stellen sich diese Bedingungen zur Zeit sehr ungünstig dar. Hagen fehlt z.B. die Verkehrsverbindung zur Küste durch Kanalstraßen, die den kostengünstigen Transport der Erze ermöglichen würde. Daneben produzieren die Hasper Hütte und das Stahlwerk Eckesey den Stahl und das Eisen auf außerordentlich veralteter technischer Basis. In den Zeiten der Überhitzung der Produktion interessiert die Kapitalisten die technische Rückständigkeit der Anlagen nicht, denn dann ist der älteste Hochofen noch profitabel. Die Kapitalisten von Südwestfalen AG kauften in dieser Zeit Anlagen, die fast auseinanderfielen, um aus diesen Maschinen und den Kollegen das letzte herauszuholen.

Mit Beginn der Krise änderte sich das Bild. Als erstes wurden über 1 000 Mann bei der Hütte Haspe und dem Werk Eckesey von Kurzarbeit betroffen. Gleichzeitig wurde für die Kapitalisten die Frage der Rentabilität ihrer Anlagen brennend, die Stillegungspläne wurden gefaßt: Teilstillegung der Hütte Haspe, stufenweise Stillegung des Werkes Eckesey.

Gleichzeitig machte man den Kollegen weiterhin vor, sie würden ihre Arbeitsplätze nicht verlieren.

Nachdem man die Stillegungspläne anfangs ganz geleugnet hatte, wurde den Kollegen im Oktober letzten Jahres versichert, bei einer möglichen Stillegung der Metallurgie würde auf jeden Fall die Walzdrahtproduktion ausgebaut. Der ganze Plan sei aber erst zu verwirklichen, wenn die Halbzeugversorgung der Walzenstraßen gesichert sei. Davon kann jetzt keine Rede sein, dennoch wird die Metallurgie stillgelegt. Der einzige Schluß, den die Kollegen daraus ziehen können: die Walzdrahtproduktion soll ebenfalls stillgelegt werden.

MIT DIESER TAKTIK, DIE KOLLEGEN IM UNGEWISSEN ZU HALTEN, SOLL IHRE KAMPFKRAFT ZERSCHLAGEN WERDEN.

Bei Eckesey verhält es sich ähnlich. Am 4.Oktober behauptete Arbeitsdirektor Murawski: Es gibt keine Stillegung.

SEIN ZIEL: DIE KAMPFMASSNAHMEN ANGESICHTS DER 5 000 DEMONSTRIERENDEN KOLLEGEN ABZUBLOCKEN.

Jetzt liegt der Stillegungsbeschluß vor und die Kollegen, die auf diese Weise auf die Straße gesetzt werden, sollen, sollen durch einen schäbigen Sozialplan abgespeist werden. Die Demonstration vom 4.Oktober hat gezeigt, daß die Kollegen sich von den offenen Vertretern der Kapitalisten, wie Arbeitsdirektor Murawski, nicht täuschen lassen."

Innerhalb von Spartacus Bolschewiki-Leninisten (SBL – vgl. Nov. 1972) wird berichtet:"
HAGEN: Als in der Mitte des letzten Jahres Gerüchte aufkamen, die Werke Klöckner Hagen-Haspe, Eckesey und die Stahlwerke Südwestfalen würden dichtgemacht, bezeichnete ein Sprecher des Vorstandes der Klöcknerhütte Gerüchte um die Stillegung des Werkes Hagen-Haspe als 'baren Unsinn'. Schon 1967 waren drei Hochöfen, die Blechfabrikation und drei Halbzeugstraßen stillgelegt worden. Die Produktion wurde Zug um Zug nach Bremen an die Küste verlagert. Durch billigere Transportkosten wirft die Produktion in Bremen für die Klöcknerbosse mehr Profit ab. Die 1550 Kollegen, die damals ihren Arbeitsplatz verloren haben, interessierten die Herren einen Dreck. Genauso im vergangenen Jahr! Die Gerüchte von der Stillegung wurden nämlich Wirklichkeit, als jeden Monat 49 Arbeiter ihre Papiere bekamen. Ein besonders hinterhältiger Trick , da erst bei 50 Entlassungen das Arbeitsamt eine Genehmigung erteilen muß. Die Antwort der Hagener Kollegen folgte: im Oktober demonstrierten über 3000 Stahlarbeiter in Hagen für die Sicherung der Arbeitsplätze. Vertrauensleute und Belegschaftsmitglieder sammelten über 15000 Unterschriften gegen die geplante Stillegung. Die Hagener Kollegen haben uns die Richtung gezeigt: Kampf für die Erhaltung der Arbeitsplätze. Illusionen über Umschulung und Sozialpläne, die von der sozialdemokratischen und DKP-Führung in die Arbeiter gesetzt werden, verfolgen nur das Ziel, die Arbeiter vom Kampf um sichere Arbeitsplätze abzuhalten, sie aus dem Kreis der Kollegen herauszubrechen, um sie in Branchen anzusiedeln, die genau so schnell wieder absterben, wie sie entstanden sind. Die Folgen sind erneute Arbeitslosigkeit und weiterer sozialer Abstieg. Das Land NRW zum Beispiel ist nur bereit, die Ansiedlung neuer Industrien mit Investitionshilfen zu unterstützen. Von vorneherein steht damit fest, daß der Stahlarbeiter nicht mehr in seinem alten Beruf tätig sein kann. Immer ist mit Umschulungen eine Schlechterstellung der betroffenen Kollegen verbunden."
=Spartacus-BL:Zur Situation in der Stahlindustrie,O. O. o. J.,S1f;
Hasper Gold Todesstoß für Hasper Hütte!,Hagen o.J. (März 1972),S.5;
Die Rote Westfalenwalze Das Lohndiktat durchbrechen,Dortmund o.J. (1972),S.1;
Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.11,Bochum Nov. 1971;
Rote Fahne Nr.20,Bochum 11.10.1971;
Rote Fahne Nr.27, 36 und 14,Berlin bzw. Köln 8.10.1971, 11.2.1972 bzw. 7.4.1976, S.1, S.3 bzw. S.*;
Rote Fahne Nr.11,Tübingen Nov. 1971;
Der Rote Gartenfelder Nr.12,Berlin Okt. 1971;
Klassenkampf allgemeine Ausgabe und SEL Nr.19,Berlin Okt. 1971;
Klassenkampf Nr.4,Frankfurt Okt. 1971;
Klassenkampf Nr.14,Freiburg 13.10.1971,S.2;
Metallkampf Nr.4 Nov. 71,Eutin 22.11.1971;
Rebell Nr.37,Tübingen Nov. 1971;
Kommunistische Arbeiter Zeitung Sdr.ausgabe,Flensburg 22.11.1971;
Kommunistische Arbeiterpresse Hoesch Nr.4,Dortmund Okt. 1971,S.1;
Roter Morgen Nr.12,Hamburg 25.10.1971


09.10.1971:
Die KPD/ML-ZB gibt ihren 'KND' Nr.77 (vgl. 6.10.1971, 13.10.1971) heraus. In einem Klöckner-Artikel wird u.a. die eigene Betriebsgruppe in Hagen ('Roter Stahlkocher') behandelt.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.77,Bochum 9.10.1971

22.10.1971:
Die KPD (vgl. 22.10.1971) berichtet heute, vor allem aus NRW:"
KAMPF DEM KRISENPROGRAMM DER STAHLBOSSE

Nach drei Jahren ungeheurer Profitanhäufung und Arbeitshetze hat das Monopolkapital Stillegungen, Kurzarbeit und Entlassungen auf die Tagesordnung gesetzt.

Überkapazitäten und Produktionseinschränkungen gerade in den entscheidenden Branchen der Produktionsgüterindustrie - der Stahlerzeugung und der Metallverarbeitung (besonders Maschinenbau) - signalisieren den Beginn der zweiten scharfen Krise des bundesrepublikanischen Monopolkapitals.

Seit Mitte dieses Jahres werden in allen Stahlkonzernen die Überstunden abgebaut, Schichten gekürzt, kurzgearbeitet. Der drohende Verlust der Arbeitsplätze für 4 500 Kollegen der Klöckner-Hütte Hagen-Haspe und 750 Kollegen der Stahlwerke Südwestfalen (SSW in Hagen,d.Vf.), die Stillegung mehrerer Walzstraßen bei Krupp (FKH,d.Vf.) Bochum, die seit Mai bei Hoag (in Oberhausen - vgl. Mai 1971,d.Vf.) durchgesetzten Massenentlassungen von monatlich 49 Kollegen - das ist der Anfang. Alle Stahlkonzerne – Mannesmann (MM,d.Vf.), Hoesch, Thyssen - haben Stillegungen angekündigt."
=Rote Fahne Nr.28,Berlin 22.10.1971,S.1ff

25.10.1971:
Auf der Zeche Minister Stein Dortmund gibt die DKP vermutlich diesen Montag, laut KPD/ML-ZB, ihre 'Kumpel-Post' (vgl. 23.8.1971, Dez. 1971) heraus. In einem Artikel heißt es:"
ZUERST STILLEGUNG VON ZECHEN - JETZT STILLEGUNG VON KOKEREIEN!
...
GEMEINSAME INTERESSEN DER BERG- UND STAHLARBEITER

Die Stahl- und Metallarbeiter befinden sich zur Zeit im Lohnkampf. Die Stahlindustriellen versuchen, die Stahl- und Metallarbeiter mit Kurzarbeit, Entlassungen und mit der Drohung der Stillegung von Stahlbetrieben - wie z.B. der Hasper Hütte in Hagen - einzuschüchtern. Unsere Stahlkollegen sollen damit auf den Kampf um ihre gerechten Lohnforderungen verzichten. Ihre Gegner sind auch gleichzeitig unsere Gegner. Denn die Stahlindustriellen sind zu 61% am Aktienkapital der RAG beteiligt!"
=Die Kumpel-Post Betriebsräte - Feinde der Arbeiter??.Dortmund o.J. (Okt. 1971)

30.10.1971:
Die KPD/ML-ZB gibt ihren 'KND' Nr.83 (vgl. 27.10.1971, 3.11.1971) heraus und berichtet aus Hagen von der Jugendbetriebsgruppe Klöckner des KJVD über die Lehrlinge bei den SSW.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.83,Bochum 30.10.1971

November 1971:
Vermutlich im November gibt der KB Bremen die Nr.9 seiner 'Kommunistischen Arbeiter Korrespondenz' - KAK (vgl. Sept. 1971, Dez. 1971) heraus, die u.a. über die Lehrlinge bei Klöckner Hagen berichtet.
=Kommunistische Arbeiter Korrespondenz Nr.9,Bremen o.J. (1971)

01.11.1971:
Ein Extrablatt des 'Der Kampf der Arbeiterjugend' (KDAJ) (vgl. Nov. 1971, Dez. 1971) des KJVD der KPD/ML-ZB erscheint, auf November datiert, vermutlich Anfang dieser Woche und berichtet u.a. von Klöckner Hagen.
=Der Kampf der Arbeiterjugend Extrablatt,Bochum Nov. 1971

10.11.1971:
Die Nr.8 der 'SBK' (vgl. 20.9.1971, 10.1.1972) berichtet u.a. über die Stahlwerke in Hagen und Hagen-Haspe.
=Sozialistische Betriebskorrespondenz Nr.8,Offenbach 10.11.1971

Dezember 1971:
Vermutlich im Dezember wird vermutlich innerhalb der KPD/ML-ZK in Dortmund oder bereits in der Bolschewistische Linie (BL) der ehemaligen KPD/ML RM ein Papier:"
KRISENZEICHEN: ENTLASSUNGEN UND BANKROTTE
...
Die Herren der Fotowerke Voigtländer in Braunschweig sehen sich außerstande, den Betrieb gegenüber der japanischen Konkurrenz aufrechtzuerhalten. Ihnen ist der Lohnkostenfaktor zu hoch. Dr. Küppenbender, Chef der Carl-Zeiss-Stiftung, unter Hitler mit dem Kriegsverdienstkreuz, unter Brandt 1971 mit dem Bundesverdienstkreuz mit Stern ausgezeichnet, führte in Braunschweig selbst die Verkaufsgespräche und erklärte im Namen der Stiftung, die sich das Wohl ihrer Arbeiter zum Programm gemacht hat, der bürgerlichen Presse: 'Die Carl-Zeiss-Stiftung kann nicht länger zusehen, daß die 'kranken' Betriebe (gemeint Voigtländer, Zeiss-Ikon in Stuttgart) die 'gesunden' Betriebe (gemeint Prontor-Werke Kiel, Optische Werke Wetzlar) belasten.' D.h. die 3 000 Arbeiter und Angestellten der Kameraproduktion in Stuttgart und Braunschweig werfen nicht mehr genug Profit ab und dürfen sich daher nach einem neuen Arbeitsplatz umsehen. Die Neuerrichtung der Zeiss-Ikon auf Taiwan ist eben profitträchtiger.

Auf ähnliche Weise suchen die Klöckner-Kapitalisten die Hasper Hütte in Hagen (4 500 Beschäftigte) und die Georgsmarienhütte bei Hannover (bei Osnabrück,d.Vf.) loszuwerden. Für die letztere wurden Anfang Oktober beim Landesarbeitsamt Hannover 450 Entlassungen angemeldet. Um eine höhere Stillegungsprämie herauszuholen, wurde in der Hasper Hütte eigens noch rasch ein Hochofen installiert, bevor man die Werke an den Staat verhökert."
=N.N.:Ohne Titel(Krisenzeichen: Entlassungen und Bankrotte...,o.O. o.J. (1971)

22.12.1971:
Die KPD/ML-ZB gibt ihren 'KND' Nr.98 (vgl. 18.12.1971, 24.12.1971) heraus und berichtet u.a. aus Hagen von der eigenen Betriebsgruppe Klöckner ('Roter Stahlkocher'), wobei auch auf Klöckner Georgsmarienhütte eingegangen wird.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.98,Bochum 22.12.1971

Januar 1972:
Der KB Wolfsburg gibt die Nr.2 seines 'Klassenkampfes' (vgl. Okt. 1971, März 1972) heraus, in der er sich u.a. mit den schließungsbedrohten Betrieben Voigtländer Braunschweig, Klöckner Hagen und Imperial Wolfenbüttel befaßt.
=Klassenkampf Nr.2,Wolfsburg Jan. 1972

Januar 1972:
Der Kommunistische Bund Osnabrück (KBO) gibt die Nr. 1 des ersten Jahrganges seiner 'Roten Fahne' (RF - vgl. Feb. 1972) als Zentralorgan heraus. Berichtet wird auch von Klöckner Hasper Hütte in Hagen.
=Rote Fahne Nr.1,Osnabrück Jan. 1972

14.01.1972:
Laut DKP demonstrieren 8 000 Arbeiter von Hoesch gegen den 6%-Abschluß in der Stahltarifrunde und für eine Lohnerhöhung von 10%. Vom Treiben der Kapitalisten berichtet die DKP:"
STIRBT DORTMUND ALS STAHLSTADT?
...
Kollegen, noch ein Wort zur Fusion. Ob die Parität 50:50 zur Sicherung unserer Arbeitsplätze ausreicht, wage ich zu bezweifeln. Das Großkapital wird immer dort neue Produktionsanlagen erstellen, wo der größte Profit zu erzielen ist. Dabei spielt der arbeitende Mensch nur die Rolle einer Ware. Wenn unsere einzige Ware, die wir anzubieten haben, nämlich unsere Arbeitskraft, nicht mehr gebraucht wird, dann finden wir uns auf der Straße wieder, entlassen, überflüssig - als Mittel zur Profitsteigerung nicht mehr gefragt. Hagen-Haspe beweist es wieder eindeutig!"
=DKP-Bezirk Ruhr-Westfalen:Die völlig unzureichende Lohnerhöhung für die Stahlarbeiter stieß auf Protest,Essen 22.1.1972,S.3;
DKP-Bezirk Ruhr-Westfalen:Die völlig unzureichende Lohnerhöhung für die Stahlarbeiter stößt auf Protest,Essen 14.1.1972,S.3;
Heisse Eisen Extra '6 Prozent sind für den Arsch, für 10% geht unser Marsch!' und Ausgabe Stellungnahme der DKP Dortmund,Dortmund o.J. (Jan. 1972) bzw. Jan 1972,S.1f bzw. S.2


21.01.1972:
Laut KPD/ML-ZB erklären Aufsichtsrat und Vorstand der Hasper-Hütte von Klöckner in Hagen, daß die Hütte bis auf das Drahtwerk und die Feineisenstraße dichtgemacht werden soll. 2 100 Kollegen sollen dadurch arbeitslos werden:"
Der Stillegungsbeschluß wurde auf Grundlage einer Kommissionsvorlage gefällt, die die Einführung eines neuen Verfahrens, das die Qualität des Stahls erhöht, geprüft hat. ... Die Parteibetriebsgruppe auf der Hasper Hütte hat jetzt die richtigen Forderungen aufgestellt; sie hat erkannt, daß die Klöckner Arbeiter davon ausgehen müssen: Praktisch sind wir schon alle Arbeitslose mit besonderer Form des Stempelgeldes. Die Hütte ist so gut wie dicht. Wir stehen also am Punkt 0. Deshalb muß wie im Krieg das ganze Terrain zurückgewonnen werden. ... Als erstes muß eine Forderung geschaffen werden, die alle Kollegen unterstützen: Keine Stillegung! Aufrechterhaltung der Hütte bis zur Schaffung gleichwertiger neuer Arbeitsplätze! Kein Abbau der sozialen Leistungen wie Werksrenten, Werkswohnung, Kur usw.! Kein schrittweises Abteilungsschließen!"
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.9,Bochum 2.2.1972

26.01.1972:
Die KPD/ML-ZB gibt ihren 'KND' Nr.7 (vgl. 22.1.1972, 29.1.1972) heraus und berichtet u.a. von Klöckner Hagen.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.7,Bochum 26.1.1972

30.01.1972:
Laut KPD/ML-ZB findet in Hagen eine Arbeiterrunde der DKP statt, an der auch Mitglieder der KPD/ML-ZB teilnehmen. Das Treffen wurde einberufen, um über Maßnahmen gegen die Stillegung der Hasper-Hütte von Klöckner in Hagen zu beraten.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.12,Bochum 12.2.1972

Februar 1972:
Vermutlich im Februar findet, laut DKP, eine Landesbezirkskonferenz des DGB in Bochum statt, auf der sich u.a. der DGB-Vorsitzende Heinz Oskar Vetter so zur Stillegung von Klöckner Hagen (IGM-Bereich) geäußert habe:"
Immer mehr Macht konzentriert sich in immer weniger Händen. Hier erleben wir eine Machtzusammenballung, die nicht länger vernebelt werden kann. Daß wirtschaftliche Macht zugleich politische und gesellschaftliche Macht ist, zeigt sich immer deutlicher. Wie einschneidend die Arbeitnehmer, ja ganze Gemeinden und Regionen von Beschlüssen großer Unternehmen getroffen werden können, das wird gerade jetzt wieder in Hagen vor unser aller Augen demonstriert. Hier wird durch private Entscheidungen eine Stadt samt ihrem Einzugsgebiet zum Armenhaus unseres Bundeslandes herabgewürdigt. Auf keinen Fall dürfen die Unternehmer aus ihrer Verantwortung für die betroffenen Arbeitnehmer entlassen.' Kollege Vetter versicherte, 'mit den Hagener Arbeitnehmern, mit ihrer Industriegewerkschaft, werden wir uns alle solidarisieren!'"
=Hasper Gold Todesstoß für Hasper Hütte!,Hagen o.J. (März 1972),S.1f

Februar 1972:
Laut KPD/ML-ZB will der Betriebsrat der Hasper-Hütte in Hagen, vermutlich im Februar, Strafanzeige wegen Verleumdung gegen die KPD/ML-ZB stellen. Die KPD/ML-ZB Betriebsgruppe der Hasper-Hütte hat zu diesem Zweck beschlossen, weiter ihre Betriebszeitung ('Der rote Stahlkocher') herauszugeben, die die Klöckner-Kollegen auch "gegen die Stillegung der Hütte führen will".
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.16,Bochum 26.2.1972

02.02.1972:
Die KPD (vgl. 11.2.1972) berichtet aus der Hagener Stahlindustrie (vgl. 4.10.1971, 4.2.1972) von SSW bzw. Klöckner:"
SPD- UND DKP-BETRIEBSRÄTE SABOTIEREN DEN KAMPF DER KOLLEGEN
SPD- und DKP-Betriebsräte zerstreuen die Kampfkraft der Kollegen.

Am 2.2.1972 riefen Vertrauensleute des Werkes Eckesey und Betriebsräte zu einer Gründungsversammlung eines Bürgerkomitees auf, das die 'Verhinderung der drohenden Stillegung oder die Schaffung von Ersatzproduktion' auf seine Fahne geschrieben hatte.

Wenn manche Kollegen vielleicht noch mit Hoffnungen in diese Veranstaltung gekommen waren, - der Auftritt der Sprecher von DKP und der Gewerkschaftsführung zusammen mit den SPDlern mußte sie eines besseren belehren. Dies war keine Vertretung von Kollegen, die Kampfmaßnahmen beraten wollten, sondern ein Ausschuß der bürgerlichen 'Arbeitervertreter', die ihr mehr oder weniger offenes Spiel mit den Interessen der Arbeiterklasse trieben.

Das Gerede des BR von Hasper z.B. 'man müsse mit allen Verantwortlichen zusammen am Verhandlungstisch weiter um die Arbeitsplätze ringen' war einfach unglaublich, da schon der Zeitraum der Stillegung beschlossen ist. Die Ausführungen des Betriebsrates von Eckesey, Mitglied des Parteivorstandes der DKP, klangen radikaler. Er sprach von der 'Überführung der ganzen Stahlindustrie in Gemeineigentum', endlich 'Schluß zu machen mit der Planung im Interesse der Unternehmer' und davon 'die Alleinverfügungsmacht der Unternehmer zurückzudrängen'.

In diesen drei Forderungen steckt die ganze Verlogenheit der modernen Revisionisten.

Denn, daß eine Planung im Sinne des Volkes im Kapitalismus nicht möglich ist, daß die Vergesellschaftung der Schlüsselindustrie ohne den Sturz der herrschenden Klasse undenkbar ist, weiß dieser Betriebsrat Ebeling auch.

Es ist nicht ein theoretischer Fehler, der dieser Illusionsmache zugrundeliegt, sondern die Bereitschaft dieser verkommenen Arbeitervertreter, die Arbeiterklasse von ihrem Kampf gegen die Monopolbourgeoisie abzubringen, ihnen vorzugaukeln, man könne sich mit der herrschenden Klasse arrangieren, man könne sich die Macht im Staate und in der Industrie durch die 'Mitbestimmung' teilen.

Was würde sonst die Tatsache beweisen, daß die DKP-Führer dieses Bürgerkomitee mitaufgebaut haben, sich dort mit den Vertretern der Stadt und der SPD zusammentun, um die Kampfbereitschaft und Kompromißlosigkeit der klassenbewußten Kollegen in den betroffenen Betrieben zu ersticken.

DIE DKP (BESORGT,d.Vf.) DAS GESCHÄFT DER KAPITALISTEN.

Zusammen mit den SPDlern, die den Kapitalisten sogar raten, doch ja nicht stillzulegen, die nächste Konjunktur werde sicherlich für sie wieder Profite bringen, wird die DKP alle Angriffe der Kapitalisten auf die Arbeiterklasse Hagens dulden und die Anstrengungen aller Vertrauensleute und anderer fortschrittlicher Kollegen, vom Betrieb aus den Kampf gegen die Stillegung zu führen, sabotieren.

Aufgrund der massiven Täuschungsmanöver der DKP- und SPD-Führer konnte die anfängliche Kampfbereitschaft der Kollegen nicht ausgebaut werden.

Dort wo die KPD den Kampf gegen die Auswirkungen der kapitalistischen Krise aufnimmt, stellt sie die Forderung nach allgemeiner Verkürzung des Arbeitstages in den Mittelpunkt und kämpft gleichzeitig für ausreichende Sozialpläne. Dabei entlarvt die KPD alle Illusionen über die Reformierbarkeit der kapitalistischen Produktionsweise, die die 'linken' Sozialdemokraten und die DKP verbreiten."
=Rote Fahne Nr.36,Berlin 11.2.1972,S.3

03.02.1972:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg gibt seinen 'Klassenkampf' für Rhodia (vgl. 9.7.1971, 28.2.1972) heraus:"
WAS IN DER 'RHODIAPOST' NICHT STEHT!
...
Für die Kapitalisten sind immer die 'anderen' Kapitalisten, die Konkurrenten, DIE 'Schuldigen' für Kurzarbeit und Entlassungen. Das sagen zum Beispiel auch die Besitzer der Stoffdruckerei Göcke in Hohenlimburg zu den 1 050 Arbeitern und Angestellten, die sie dieser Tage auf die Straße setzen (GTB-Bereich - vgl. 31.1.1972,d.Vf.). Das sagen auch die Klöckner-Kapitalisten den 2 000 Arbeitern der Hütte Hagen-Haspe (IGM-Bereich,d.Vf.), die in Kürze stempeln müssen. Und das bekommen auch die 14 000 Opelarbeiter (IGM-Bereich,d.Vf.) in Bochum erzählt, die jetzt schon zum zweiten Mal kurzarbeiten müssen."
=Klassenkampf Rhodia,Freiburg 3.2.1972

07.02.1972:
Es erscheint die Nr.3 der 'Roten Fahne' der KPD/ML-ZB (vgl. 24.1.1972, 21.2.1972) und berichtet u.a. von der eigenen Betriebsgruppe Klöckner Hagen, die sich mit den Stillegungsplänen befaßt.
=Rote Fahne Nr.3,Bochum 7.2.1972

10.02.1972:
Auf der Schachtanlage Minister Stein/Fürst Hardenberg Dortmund soll die 'Rote Fahne' (RF) der KPD/ML-ZB Nr.3 vom 7.2.1972 verkauft werden, für die gestern u.a. so geworben wurde:"
NICHT SCHWARZE, SONDERN ROTE FAHNEN
Am 21. Januar gab der Aufsichtsrat der Hasper-Hütte von Klöckner (in Hagen, d.Vf.) bekannt, daß die Hütte dichtgemacht wird. Drei Tage später gab der BR-Vorsitzende bekannt, der Betriebsrat habe den Beschluß gefaßt, daß weder schwarze Fahnen gezeigt noch demonstrative Umzüge veranstaltet werden sollen. Der Bericht in der ROTEN FAHNE schildert den Kampf der Kollegen und der KPD/ML-Betriebsgruppe gegen diese Maßnahme. Kollegen, lest diesen Bericht, der folgendermaßen endet: 'Alle Kollegen aus anderen Betrieben sind aufgefordert, sich mit den Hüttenarbeitern aus Haspe zu solidarisieren. Die Kohlekumpel aus der RAG, die Metaller und Stahlwerker von Krupp, Thyssen, Hoesch-Dortmund und Klöckner-Bremen wissen warum...'"
=Rutsche Die wichtigste Waffe für die kommenden Betriebsrätewahlen - Das Kampfprogramm,Dortmund o.J. (Feb. 1972),S.5

19.02.1972:
Die Nr.14 des 'KND' der KPD/ML-ZB (vgl. 16.2.1972, 23.2.1972) erscheint und berichtet u.a. von Klöckner Hagen.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.14,Bochum 19.2.1972

28.02.1972:
Die Nr.11 der 'Jungen Garde' für Februar und März erscheint vermutlich in dieser Woche (vgl. Nov. 1971, Mai 1972) und berichtet u.a. über Klöckner Hagen.
=Junge Garde Nr.11,Bochum Feb./März 1972

März 1972:
In der Märznummer seines 'Der Kampf der Arbeiterjugend' (vgl. Jan. 1972, Apr. 1972) (KDAJ) berichtet der KJVD der KPD/ML-ZB u.a. über die Betriebsgruppe Klöckner Hagen ('Roter Stahlkocher') der KPD/ML-ZB.
=Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.2,Bochum März 1972

März 1972:
Die KPD (vgl. 11.2.1972) berichtete aus der Hagener Stahlindustrie von SSW (vgl. 4.2.1972):"
Die Kollegen der Klöckner-Hütte in Hagen-Haspe sollen ebenfalls ein Opfer der kapitalistischen Stillegungspläne werden. Zwischen März und September dieses Jahres sollen 2 500 Kollegen der stahl- und eisenerzeugenden Abteilungen auf die Straße gesetzt werden. Wer noch übrigbleibt, muß ebenfalls um seinen Arbeitsplatz fürchten.

Denn die Drahtstraße und andere Halbzeugverarbeitungsstufen der Hasper Hütte drohen ebenfalls den Plänen der Kapitalisten zum Opfer zu fallen. Jedenfalls können die Sprüche der Klöckner-Kapitalisten von der 'Wichtigkeit der Drahtstraße' nicht das Gegenteil beweisen; die 'geplanten Investitionen' sind noch nicht in Angriff genommen."
=Rote Fahne Nr.36,Berlin 11.2.1972,S.3

01.03.1972:
Der KB Bremen gibt Anfang des Monats die Nr.2 seiner 'Wahrheit' (vgl. 1.2.1972, 3.4.1972) heraus, die eine Reihe Streik- und betriebliche Aktionsberichte enthält, u.a. von Klöckner Hagen-Haspe.
=Wahrheit Nr.2,Bremen März 1972

06.03.1972:
In der Nr.5 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 21.2.1972, 20.3.1972) erwähnt die KPD/ML-ZB u.a. ihre Betriebsgruppe bei Klöckner Hagen ('Roter Stahlkocher' - IGM-Bereich).
=Rote Fahne Nr.5,Bochum 6.3.1972

06.03.1972:
Bei Klöckner Hagen-Haspe gibt die KPD/ML-ZB vermutlich in dieser Woche ihren 'Roten Stahlkocher' heraus. Die Hasper-Hütte soll zum 1.August dichtgemacht werden. Ca. 2 290 Stahlwerker sollen entlassen werden. Die KPD/ML-ZB ruft dazu auf, den Kampf gegen die Entlassungen aufzunehmen.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.22,Bochum 16.3.1972,S.*

10.03.1972:
Bei der Hoesch Westfalenhütte Dortmund will die KPD/ML-ZB heute ihre 'Rote Fahne' (RF) Nr.5 verkaufen, für die sie u.a. so warb:"
LEST ROTE FAHNE: ACHTGROSCHENJUNGE

'Nicht schwarze, sondern rote Fahnen! Die Bonzen sollen nicht denken wir trauern ihrem Lande nach - sondern sie sollen Angst vor uns haben – rote Fahnen sind Kriegsfahnen!' so schrieb ein Kollege der Hasper Hütte in der ROTEN FAHNE vom 21. Februar. Die KPD/ML Betriebsgruppe (BG) führte den Kampf gegen die Stillegung mit doppelter Energie weiter. Sie zeigte, daß der Kampf ohne die Verräter im Betriebsrat, in einer einheitlichen Front auf der Grundlage eines Kampfprogramms geführt werden muß und kann. Das war die Antwort der Klöckner-Kollegen in Hagen-Haspe auf den einstimmigen Beschluß des Betriebsrates, daß 'weder schwarze Fahnen noch demonstrative Umzüge veranstaltet werden sollen.' Die Richtigkeit dieses Kampfes bestätigen der Brief eines fortschrittlichen Betriebsrates an die KPD/ML BG und die Kampfveranstaltung der KPD/ML. In dem Brief entlarvt der fortschrittliche Betriebsrat, selbst SPD-Mitglied, die SPD-Betriebsräte Hugo Böhner und Walter Heuckenroth als Achtgroschenjungen: Als die Kollegen der Feineisen- und Drahtstraße Unterschriften gegen die ...Betriebsräte sammelten, geht der von Euch gewählte Arbeitervertreter Walter Heuckenroth ans Telefon, ruft den Arbeitgebervertreter an, er möchte sofort die Unterschriftensammlung verbieten.' Die Meinung der Kollegen zu dieser Angelegenheit war mit Kreide auf mehreren Eisenträgern in verschiedenen Werksteilen geschrieben: 'Stürzt Hugo!' und '8-Groschen-Jungen raus!' Das darf jedoch nur ein Anfang sein. Denn um im Auftrag der SPD-Regierung 'Ruhe an der Heimatfront' zu schaffen, sind diesen Regierungsvertretern alle Mittel recht. Das zeigte noch einmal deutlich die Kampfveranstaltung der KPD/ML: Mit vier Betriebsräten waren sie aufmarschiert, nachdem sie vergeblich versucht hatten, den Wirt unter Druck zu setzen, um die Veranstaltung zu verhindern. Als in der Veranstaltung ein Polizeispitzel unter den Anwesenden entlarvt wurde, bewiesen die Betriebsräte ihre enge Verbundenheit zu diesem bezahlten Lakaien des Staates. 'Ich habe gegen die Polizei überhaupt nichts. Der da ist mein Freund, ich pflege die besten Beziehungen zur Polizei', tönte Betriebsrat Bernhardt. Statt den Kampf für die Erhaltung der Arbeitsplätze zu organisieren, pflegen sie beste Beziehungen zur Polizei, statt Arbeit für die Belegschaft, leisten sie Achtgroschenjungendienste für den Staat. - Dagegen hilft kein Zurückweichen und Ängstlichkeit!! - Nur eine starke KPD/ML und eine geschlossene Einheitsfront im Betrieb sind eine sichere Gewähr, daß solchen Regierungsknechten das Handwerk gelegt wird.

Kollegen, wir stehen nicht allein im Kampf gegen die Front der Herren des Monopolkapitals, die Krupp und Flick und Co., und ihre Diener, die rechten sozialdemokratischen Führer in Regierung, Gewerkschaft und Betrieb, gegen die Brandts, Brenner und Pfeiffer. Die Front der Arbeiter wächst. Die Front unserer Feinde wird täglich mehr erschüttert: das zeigte der Hoesch-Streik, unser Streik, ganz deutlich. Die rechten sozialdemokratischen Führer wie Pfeiffer sind voll entlarvt, haben nichts mehr zu bestellen, sie wagen sich nicht mehr aus ihrer Hütte heraus. Ihre 'Stärke' können sie oftmals nur mit Hilfe der Polizei unter Beweis stellen."
=Rote Westfalenwalze Jetzt erst recht,Dortmund o.J. (März 1972),S.5f

11.03.1972:
Die Nr.20 des 'KND' der KPD/ML-ZB und des KJVD (vgl. 8.3.1972, 15.3.1972) erscheint und berichtet u.a. aus Hagen aus dem IGM-Bereich u.a. von Klöckner.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.20,Bochum 11.3.1972

13.03.1972:
Bei Klöckner Hagen gibt die DKP spätestens Anfang dieser Woche, vermutlich zur heutigen Betriebsversammlung ihr 'Hasper Gold' (vgl. 19.7.1971, 2.8.1972) mit 6 Seiten heraus:"
TODESSTOSS FÜR HASPER HÜTTE!

Die Klöckner-Bosse haben der Hasper Hütte den Todesstoß versetzt. Die Herren in unserer 'freien Welt' zeigen, was sie unter 'Freiheit' verstehen.

In den Thesen der DKP heißt es: "Dieses (kapitalistische) System kennt keine Sicherheit der Arbeitsplätze und keine wirtschaftliche Stabilität. Es wird immer wieder von Wirtschafts- und Währungskrisen erschüttert. Die Risiken der kapitalistischen Profitwirtschaft tragen nicht die großen Unternehmer, sondern die Arbeiter und Angestellten, die Bauern und Handwerker, die kleinen und mittleren Gewerbetreibenden.'

So ist wohl niemand unter der Hagener Bevölkerung, der die Entwicklung bei Klöckner und im gesamten Raum Hagen nicht mit Sorge betrachtet. Wird doch hinter vorgehaltener Hand von einem weiteren großen Betrieb gesprochen, der von Stillegung bedroht sei.

Die wahren Machtverhältnisse in diesem Staat werden sichtbar. Gegen den Willen der Arbeiter werden von den Bossen Fakten gesetzt.

An richtigen Erkenntnissen fehlt es jedoch nicht."

Zitiert werden hier die Äußerungen von H. O. Vetter auf der DGB-Landesbezirkskonferenz von NRW (vgl. Feb. 1972), der Solidarität versprach:"
Trotzdem hat von den 10 Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat nur ein einziger den Mut gefunden, gegen diese Stillegung zu stimmen! Auch bei der Stillegung der Stahlwerke Südwestfalen-Werk Eckesey (SSW,d.Vf.) hat sich weder der Kollege Gerd Muhr als 2. DGB-Vorsitzender noch der Kollege Werner Schmidt als IGM Bevollmächtigter mit einem klaren Nein der Stillegung entgegengestellt.

Wir fragen: STIMMTE AUCH KOLLEGE BÖHNER (Betriebsratsvorsitzender,d.Vf.) DER STILLEGUNG ZU?

Es ist wieder einmal festzustellen, daß Reden und Handeln eben zwei verschiedene Dinge sind.

Die Aufgabe der Mitbestimmung kann doch nicht darin bestehen, eine Stillegung möglichst reibungslos für den Konzern über die Bühne zu bringen. Die Mitbestimmung in diesen Fragen muß vielmehr beinhalten, rechtzeitig alternativ wirksam zu werden, um bei notwendigen Veränderungen neue qualifizierte Arbeitsplätze für die Kollegen zu sichern.

Ein Sozialplan ist gewiß eine notwendige Sache, aber er ist keine Lösung für die Kollegen, die am Ende ohne Arbeit dastehen. Wenn wir heute fragen, was ist konkret dabei herausgekommen, daß Hugo Böhner lieber im stillen Kämmerlein verhandelte und Aktionen der Kollegen zur Unterstützung ablehnte, da können wir nur sagen, so gut wie nichts!

In der Erklärung des Kollegen Werner Schmidt zur Stillegung heißt es u.a.:
'Erfreulicherweise ist es gelungen, die von Anfang an geforderte Schaffung von neuen Arbeitsplätzen zu realisieren durch eine Produktion von Betonfertigteilen,'

Das ist eine glatte Verhöhnung aller Hüttenarbeiter. Über 2 000 Kollegen fliegen auf die Straße und in 1 bis 2 Jahren sollen dann 150 bis 300 Arbeitsplätze aus Steuergroschen der Hagener Arbeiter neu geschaffen werden. Und das nennt der Bevollmächtigte der IG-Metall in Hagen 'erfreulich'.

Was soll das? Mit solchen Beruhigungspillen kann man diese Krankheit nicht heilen!

Jetzt kommt es darauf an, daß die gesamte Belegschaft einheitlich den Kampf um neue Arbeitsplätze aufnimmt.

Der Klöckner-Vorstand darf nicht aus seiner Verantwortung entlassen werden. Er hat über lange Jahre die Stillegung der Hütte geplant. Er hat vor Jahren schon Versprechungen gemacht, für den Tag X Ersatzproduktionen bereitzustellen.

Jetzt muß er zu seinem Wort stehen!

ERPRESSUNG!

Der Klöckner-Vorstand hat sich etwas ganz besonderes ausgedacht, um bis zum letzten Tag die Kollegen bei der Stange zu halten. Damit nicht etwa ein Kollege auf die Idee kommt, sich eventuell auf eigene Faust jetzt einen Arbeitsplatz zu suchen, wenn Klöckner schon nicht zu seinem Wort von der Ersatzproduktion steht, will man eine 'BLEIBEPRÄMIE' zahlen.

Gefordert wurden von den Kollegen des Betriebsrates 50 Pfennig pro Stunde. Die Verhandlungen ergaben dann eine Zusage von 40 Pfg.

Jedoch soll die Zahlung nur dann erfolgen, wenn die Belegschaft der Hütte bis zum Stillegungstermin 175 000 t Rohstahlproduktion schafft.

Wer die gegenwärtigen Produktionszahlen kennt, weiß, daß es einer gewaltigen Anstrengung aller Kollegen bedarf, diese Tonnenzahl zu schaffen. Überstunden, Arbeitshetze und Urlaubsverlegungen in spätere Monate werden das Bild bestimmen.

Die Kollegen sollten sich auf eine solche Koppelung zwischen 'Bleibeprämie' und Produktionsziel nicht einlassen.

Was wird, wenn trotzdem viele Kollegen sich früher einen Arbeitsplatz suchen und kündigen?

Was wird, wenn z.B. der Mischer, der ohnehin nicht mehr im besten Zustand ist, zeitweilig ausfällt?

Was wird, wenn andere Aggregate durch irgendwelche technischen Pannen ausfallen?

Was wird, wenn nur 170 000 t Stahl gekocht werden?

Die Antwort von Friedhelm Rappert dazu: 'Dann sind die Spatzen tot!'

Sollen die Kollegen diese Zeche bezahlen?

Wir meinen, daß diese Bleibeprämie nicht mehr als recht und billig ist, unabhängig davon, in welcher Höhe die Produktion erreicht wird.

SIE MUSS IN JEDEM FALL GEZAHLT WERDEN!

Die Klöckner-Bosse sind an der vollen Produktion bis zum letzten Tag interessiert. Bis zuletzt möchten sie an den Kumpels verdienen. Deshalb sollten sich die Kollegen, die ohnehin ihren angestammten Arbeitsplatz nicht leichtfertig verlassen und für die die Stillegung der Hütte ein schwerer Schlag ist, nicht auf solche faulen Tricks einlassen.

Würde der Klöckner-Vorstand zu seinem Wort stehen und den Kollegen einen nahtlosen Übergang in Ersatzproduktion gewährleisten, wären solche Versuche, die fast an Erpressung grenzen, unnötig.

ANTIKOMMUNISMUS - DIE WURZEL ALLEN ÜBELS

Die Würfel sind gefallen. Die Klöckner-Bosse haben ohne Rücksicht auf mehr als 10 000 unmittelbar betroffene Arbeiter und ihre Familienangehörigen aus egoistischen Gründen, aus Profitsucht, die Stillegung der Metallurgie in Haspe zum 1.August 1972 verfügt.

Rücksichtslos mißbrauchen sie ihre wirtschaftliche Macht um tausende Kollegen sozial zu degradieren.

Die Frage, mußte es so kommen, ist in dieser Stunde berechtigt. Wir Kommunisten sagen unmißverständlich: Nein, die Schließung der Hasper Hütte war NICHT unvermeidbar. Wir waren und sind der Auffassung, daß Stahl nach wie vor in Haspe gekocht werden könnte. Wir betonen das in dieser Stunde besonders deshalb, weil es Lehren zu ziehen gilt.

Die Hasper Stahlkocher haben eine Niederlage erlitten. Das wäre zu verhindern gewesen, wenn der Kampf um die Erhaltung der Hütte in der gleichen Härte wie am 4.10.1971 unter bessere Nutzung der Mitbestimmung, in der Aktionseinheit aller Hagener Stahlarbeiter weitergeführt worden wäre.

Wir als Kommunisten suchen nach den Ursachen. Eine der Ursachen ist der Antikommunismus, der wesentlich zur Aufspaltung der Kampfkraft der Arbeiter beitrug.

ERINNERN WIR UNS:

1945 war die Hasper Hütte nur noch ein Schrotthaufen. Während des Nazikrieges waren alle Aggregate restlos ausgefahren worden. Schon damals bestand die Absicht, die Stahlproduktion in Haspe stillzulegen.

Der Initiative des damaligen Betriebsrates, an der Spitze der Kommunist Paul Harig und der geschlossen handelnden Belegschaft ist es zu verdanken, daß die Stahlproduktion 1946 wieder aufgenommen werden konnte.

Solange Kommunisten im Betriebsrat der Hasper Hütte vertreten waren, stand dieser Betrieb an der Spitze der Lohnskala und der sozialen Leistungen in der gesamten Bundesrepublik.

Die Klöckner-Bosse benutzten die Phase des Kalten Krieges, um zunächst unseren Genossen Paul Harig und dann praktisch alle organisierten Kommunisten aus der Hütte zu entfernen. Es gab für sie keinen Anlaß, der zu schäbig dafür war. Tatkräftig ließen sich die Bosse hierbei vom Verfassungsschutz unterstützen.

Viele Kollegen werden sich erinnern: Nachdem die Kommunisten zunächst aus dem Betriebsrat durch brutalen Rechtsbruch entfernt waren, nachdem 1956 die KPD in die Illegalität gedrängt wurde, ging es Schritt um Schritt mit den sozialen Leistungen zurück. Höhepunkt dieser Entwicklung ist nun die Schließung der Hasper Hütte.

Eine Lehre sollten wir alle daraus ziehen: Antikommunismus richtet sich immer gegen die Arbeiter!

August Bebel, Vorsitzender der SPD vor 1914 hat immer wieder den Arbeitern gesagt: 'Schaut euren Führern nicht auf's Maul, schaut ihnen auf die Finger.' Dieser Satz von August Bebel ist heute so aktuell wie zu der Stunde, in der er ausgesprochen wurde.

Es ist doch mehr als beschämend, wenn Karl Sporbeck und andere, auf der Welle des Antikommunismus schwimmend, das Erbe von Paul Harig, Carl Müller und der vielen anderen Kollegen des Betriebsrates so schmählich vertan haben.

Kollegen! Es gibt noch mehr Karl Sporbecks auf der Hütte! Schaut ihnen auf die Finger, wenn sie in Kürze um Euer Vertrauen zur Betriebsratswahl (BRW,d.Vf.) bitten. Verlangt von jedem Rechenschaft über sein Verhalten im Ringen um Erhalt Eurer Arbeitsplätze.

Wählt nur solche Kollegen, die ohne Rücksicht auf ihre eigene Person, ohne auf eigene Vorteile zu schauen, gegen die Stillegung kämpften.

Und zum Schluß: Bitter ist der Preis, den der Antikommunismus und damit das Verlassen des Weges des Kampfes für die Interessen der Werktätigen den Hüttenarbeitern und gesamten Bevölkerung bringt. Hagen geht weiter den Weg zum Armenhaus Nordrhein-Westfalens.

Sorgen wir alle dafür, daß die Grundtorheit des 20. Jahrhunderts, wie Thomas Mann den Antikommunismus bezeichnete, endgültig auf dem Müllhaufen der Geschichte landet.

Helfen wir uns selbst, dann werden die Bosse nicht mehr in der Lage sein, ihre wirtschaftliche Macht zu mißbrauchen.

Nur gemeinsam sind wir stärker als die Bosse!

Wer das Großkapital nicht bekämpft, wer nicht im antimonopolistischen Bündnis die Herrschaft der Konzerne, ihre Alleinverfügungsgewalt zurückschlägt, kann der Arbeiterklasse keine soziale Sicherheit, keine gesicherte Zukunft frei von Existenzunsicherheit bringen.

Die Arbeiterklasse kann nur soviel gewinnen, wie sie gegen das Großkapital zu erkämpfen bereit ist.

Wählt nur die besten, aktivsten und ehrlichsten Gewerkschafter in den Betriebsrat!

ÜBERFÜHRT DIE STAHLINDUSTRIE IN GEMEINEIGENTUM"

Dies sei bereits am 4.10.1971 gefordert worden:"
Inzwischen ist viel Wasser durch die Volme und Ennepe geflossen. Wenn man die Tagespresse von diesem Wochenende liest, könnte man heulen. Gemeinsam singen die verantwortlichen Vertreter der Stadt, der Gewerkschaft und des Betriebsrates der Hasper Hütte im Chor mit den Konzernbossen das Lied vom unvermeidbaren Untergang der Hasper Hütte.

Aber es wird falsch gesungen. Der Untergang der Hütte ist einzig und allein der Politik des Profitstrebens der Klöckner-Bosse zuzuschreiben.

Wenn FEILER unumwunden erklärt, daß der Klöckner-Konzern kein Wohlfahrtsunternehmen ist, so hat er recht. Das haben auch die Kollegen inzwischen gemerkt. Solche Illusionen wollten nur jene auslösen, die den Kollegen einredeten, ein vernünftiger Sozialplan sei besser, als der geschlossene Kampf um die Erhaltung der Arbeitsplätze.

Wenn Feiler die Dreistigkeit hat, den Hasper Stahlkochern restlos Arbeitsplätze im nordrhein-westfälischen Industriegebiet zu versprechen, dann ist das mehr als eine Frechheit. Die Hasper Stahlkocher wollen nicht irgendwo arbeiten, sondern hier in Haspe.

Wir brauchen keine Auto-Mobilität, sondern sichere Arbeitsplätze am angestammten Wohnsitz.

Die Kapitalisten haben sich als unfähig erwiesen, die wissenschaftlich-technische Revolution zu meistern. Deshalb muß jetzt verstärkt der Kampf um die Überführung der GESAMTEN Stahlindustrie in Gemeineigentum unter demokratischer Kontrolle geführt werden, damit es anderen Kollegen nicht ebenso ergeht. Das kann die Arbeiterklasse aber nur gemeinsam schaffen.

Die Artikel 14 und 15 des Grundgesetzes (GG,d.Vf.) und 24 und 27 der Landesverfassung von Nordrhein-Westfalen zwingen im Prinzip die politischen Instanzen in Bund und Land, den Konzernbossen und ihren Handlangern das Handwerk zu legen.

Voraussetzung dazu bleibt aber die alte Wahrheit: 'Uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun!'

Es gilt, aus den Erfahrungen die Lehre zu ziehen, daß die Lösung der gesellschaftlichen Probleme, die durch die Klassengegensätze geprägt sind, nur durch die Überwindung dieser kapitalistischen Gesellschaftsordnung möglich ist.

Der Sozialismus ist notwendig, weil nur auf der Grundlage des gesellschaftlichen Eigentums an den Produktionsmitteln die Möglichkeiten des wissenschaftlich-technischen Fortschritts zur Verbesserung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus der arbeitenden Menschen voll genutzt und die Sicherheit der Arbeitsplätze gewährleistet werden können.

Deshalb rufen wir Kommunisten, die Deutsche Kommunistische Partei, auch in dieser Stunde allen Kollegen zu:

Die Konzernbosse können nur das durchführen, was die Arbeiter und Angestellten ihnen gestatten.

Einheitliches Handeln bricht die Macht der Monopole!"
Eingeladen wird zur DKP-Veranstaltung am 26.3.1972.
=Hasper Gold Todesstoß für Hasper Hütte!,Hagen o.J. (März 1972)

13.03.1972:
Laut KPD/ML-ZB findet auf der Hasper-Hütte in Hagen (Klöckner-Konzern) eine Belegschaftsversammlung (BV) statt, die sich mit der Schließung der Hütte zum 1.8.1972 beschäftigt. Die Betriebszeitung der KPD/ML-ZB, 'Der Rote Stahlkocher' (vgl. 6.3.1972) habe zur Versammlung die Parole 'Betriebsversammlung - Kampfversammlung' ausgegeben.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.23,Bochum 22.3.1972,S.*

26.03.1972:
Von der DKP wurde, zumindest bei Klöckner Hagen, folgende Einladung verbreitet:"
Hiermit laden wir alle interessierten Kollegen zu unserer am Sonntag, den 26. März 1972 um 10 Uhr 30 in der Gaststätte 'Brandenburger Tor', Haspe, Vorderstr.35 stattfindenden
AUSSPRACHE
zum Thema:
WAS SOLL AUS HAGEN WERDEN?
ein.
Wird Hagen das Armenhaus von Nordrhein-Westfalen?
Diskutiert mit Kommunisten über dieses Problem."

Laut KPD/ML-ZB findet in Hagen eine Veranstaltung der DKP zum Thema 'Was wird aus Hagen?' statt:"
Die Genossen der KPD/ML-Hagen, die aus den vergangenen Fehlern (vgl. 24.3.1972,d.Vf.) gelernt hatten, konnten die Revisionisten hier vollständig entlarven und den Kriegspakt Bonn-Moskau offensiv bekämpfen."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.28,Bochum 15.4.1972;
Hasper Gold Todesstoß für Hasper Hütte!,Hagen o.J. (März 1972),S.6


03.04.1972:
Bei Klöckner Hagen gibt die KPD/ML-ZB vermutlich in dieser Woche ihren 'Roten Stahlkocher' heraus. Laut diesem liefert der Betriebsrat "Kollegen an die Klassenjustiz aus". Danach soll ein Kollege wegen seines kämpferischen Auftretens auf Belegschaftsversammlungen (BV) entlassen werden.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.27,Bochum 12.4.1972

10.04.1972:
Die KPD/ML-ZB berichtet vermutlich aus dieser Woche, daß es auf der Hasper- Hütte in Hagen (zu Klöckner gehörend), bezahlte Polizeispitzel im Betriebsrat gibt:"
Die KPD/ML-Betriebsgruppe wird nach diesen Aufdeckungen noch kräftigere Schläge gegen die Schergen des Bonner Staates führen. Sie wird den Klöckner-Arbeitern zeigen, daß diesen Regierungsknechten eine klare Abfuhr erteilt werden muß, daß sie bei der Wahl keine gültige Stimme erhalten dürfen."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.29,Bochum 19.4.1972

12.04.1972:
Die Nr.27 des 'KND' der KPD/ML-ZB und des KJVD (vgl. 8.4.1972, 15.4.1972) erscheint. Die Betriebsgruppe Klöckner Hagen (IGM- Bereich - vgl. 3.4.1972) berichtet u.a. von der Drahtstraße.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.27,Bochum 12.4.1972

17.04.1972:
In der Nr.8 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 3.4.1972, 1.5.1972) berichtet die KPD/ML-ZB u.a. über ihre Betriebszelle bei Klöckner Hagen ('Stahlkocher').
=Rote Fahne Nr.8,Bochum 17.4.1972

17.04.1972:
Laut KPD/ML-ZB verteilt die IGM Ortsverwaltung Hagen vor Klöckner Hasper-Hütte vermutlich in dieser Woche ein Hetzflugblatt gegen die Betriebszeitung der KPD/ML-ZB 'Roter Stahlkocher' (vgl. 10.4.1972), "in dem alle Erklärungen aus dem Stahlkocher abgestritten werden und die Kollegen aufgefordert werden, sich von den verleumderischen Anwürfen nicht beeindrucken zu lassen".
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.30,Bochum 22.4.1972

27.04.1972:
Heute wird, laut KPD/ML-ZB, bei Klöckner Hagen gestreikt. Die KPD/ML-ZB Betriebsgruppe verteilt dazu Flugblätter.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.33,Bochum o.J. (Mai 1972)

15.05.1972:
In der Nr.10 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 1.5.1972, 29.5.1972) berichtet die KPD/ML-ZB u.a. über eine Spendensammlung für den Prozeß des Verantwortlichen für die 'Rote Fahne', deren Ergebnisse veröffentlicht werden. Es beteiligte sich u.a. die Betriebsgruppe Klöckner Hagen ('Roter Stahlkocher') der KPD/ML-ZB.
=Rote Fahne Nr.10,Bochum 15.5.1972

31.07.1972:
In Hagen-Haspe wird, laut 'SBK', die Hochofenabteilung des Klöckner-Stahlwerks (ex Hüttenwerk Haspe) geschlossen und 3 000 Beschäftigte entlassen (vgl. 1.8.1972).
=Sozialistische Betriebskorrespondenz Nr.5,Offenbach 1.10.1972

August 1972:
Spartacus Bolschewiki/Leninisten gibt seinen 'Spartacus' Nr.29 (vgl. Juli 1972, Sept. 1972) heraus und berichtet u.a. von Klöckner Hagen-Haspe.
=Spartacus Nr.29,Mainz Aug. 1972

01.08.1972:
In Hagen-Haspe führen, laut 'SBK' rund 400 Arbeiter der Draht- und Feineisenstraße des Stahlwerks (ex Hüttenwerk Haspe) einen siebenstündigen Sitzstreik durch, weil sie zukünftig dieselbe Arbeit mit nur noch 2/3 der Kollegen leisten sollen. Abends seien alle ausgesperrt worden. Beendet worden sei die Sache nach 20 Stunden mit einem Teilerfolg.

Vermeldet wird der Streik auch von der KPD/ML-ZK, den ABG, der KPD, der KG (NRF) Mannheim/Heidelberg und der KPD/ML-ZB bei Hoesch Dortmund. Laut KB Bremen (KBB) dauert der Streik nur drei Stunden.

Die SBG Regensburg berichtet im IGM-Bereich (vgl. 14.8.1972):"Hagen, KLÖCKNER: Streik! Rationalisierung und Arbeitshetze werden ENTschärft!"

Die DKP-Betriebsgruppe berichtet morgen (vgl. auch dort):"
KLÖCKNER-BOSSE VERSCHÄRFEN ARBEITSHETZE!

Wenige Stunden, nachdem über 2 000 Hüttenwerker dem programmierten Sterben durch die Konzernbosse der Hütte geopfert wurden, treibt die Forderung nach immer mehr Profit neue Blüten. Die Frühschicht am 1. August 1972 in der Feineisen- und Drahtstraße erlebte ihr blaues Wunder. Statt in gewohnter Weise ihrer Arbeit nachgehen zu können, hatte sich die Konzernleitung einen neuen Stellenbesetzungsplan ausgedacht, der mit weniger Leuten mehr Produktion und damit noch mehr Profit bringen sollte. Obwohl der Betriebsrat zu diesem Plan seine Zustimmung nicht gegeben hatte, wurde er praktiziert. Ohne Rücksicht auf die Gesundheit und die Arbeitskraft der beschäftigten Kollegen wurde das Arbeitstempo weiter gesteigert. Ergebnis war, daß schon in der ersten Schicht ein älterer Kollege fast zusammenbrach und nicht mehr mithalten konnte. Mit Recht schlug die Empörung über diese Zustände hohe Wellen. Eure Antwort, die Arbeit niederzulegen, war die einzig richtige Antwort. Nur diese Sprache verstehen die Bosse in Bremen."
=Hasper Gold,Hagen 2.8.1972,S.1;
Roter Morgen Nr.19,Hamburg 26.9.1972;
Rote Optik Nr.11,München Aug. 1972;
Arbeitersache Nr.23,Regensburg Aug. 1972,S.1;
Roter Widerdruck Nr.13,München Aug. 1972;
Der Zunderbrecher Nr.1,Bremen Dez. 1972;
Arbeiter-Zeitung Nr.8,Mannheim/Heidelberg Okt. 1972;
Sozialistische Betriebskorrespondenz Nr.5,Offenbach 1.10.1972;
Rote Fahne Nr.57,Dortmund 23.8.1972;
Die Rote Westfalenwalze/Das Rote Schwungrad Aufruf: Demonstration gegen das KPD-Verbot,Dortmund o.J. (Aug. 1972),S.2


02.08.1972:
Bei Klöckner Hagen gibt die DKP ihr 'Hasper Gold' (vgl. 13.3.1972) mit zwei Seiten heraus. Berichtet wird vom gestrigen Streik und fortgefahren:"
Das Sekretariat der DKP Hagen hat sich sofort mit den empörenden Zuständen im Bereich der Feineisen- und Drahtstraße der Hasper Hütte beschäftigt und gibt dazu folgende Erklärung ab: Die Deutsche Kommunistische Partei erklärt ihre volle Solidarität mit den Forderungen der betroffenen Kollegen.

Das empörende Vorgehen der Konzerndirektion zeigt erneut, daß dieses kapitalistische System weder Sicherheit der Arbeitsplätze gewähren kann, noch Rücksicht auf die Gesundheit und Arbeitskraft der Beschäftigten nimmt. Einzig und allein der Profit steht im Mittelpunkt aller Überlegungen. Deshalb kommt es nicht nur darauf an, die erneuten Angriffe auf die Arbeits- und Lohnbedingungen abzuwehren. Grundsätzliche Veränderungen zugunsten der Arbeiterklasse sind nur über den Weg der Zurückdrängung der Macht der Monopole möglich. Dazu könnte die Überführung der Grundstoffindustrie in Gemeineigentum unter demokratischer Kontrolle durch die Arbeiter und ihre Organisationen beitragen, wie sie auch auf dem 9. DGB-Kongreß (vgl. 25.6.1972,d.Vf.) in diesen Tagen wiederum gefordert wurde.

Der jetzige Stellenbesetzungsplan ist unzumutbar. Das muß der Werksleitung auf einer sofort einzuberufenden Belegschaftsversammlung deutlich gemacht werden. Vor allem soll die Konzernleitung endlich ihren Investitionsplan für Haspe auf den Tisch legen, damit alle Kollegen wissen, woran sie sind.

Die einzige Möglichkeit, sich zur Wehr zu setzen, liegt im einheitlichen Handeln der Kollegen. Nur im einheitlichen und geschlossenen Kampf werden die Forderungen durchgesetzt, die eine Sicherung des Arbeitsplatzes und den Schutz der Arbeitskraft ermöglichen. Dazu ist notwendig:
1. Wiederinkraftsetzen des alten Stellenbesetzungsplanes;
2. Keine Zustimmung des Betriebsrates zu einem Stellenplan, der auf Kosten der Kollegen geht;
3. Keinerlei Lohnverluste durch Umsetzungen und innerbetriebliche Veränderungen;
4. Volle Lohnzahlung für die während der Arbeitsniederlegung ausgefallenen Zeiten;
5. Keine Maßregelung für alle an der Arbeitsniederlegung beteiligten Kollegen;
6. Sofortige Einberufung einer Belegschaftsversammlung.

KEINE RATIONALISIERUNG AUF KOSTEN DER KOLLEGEN!"
=Hasper Gold,Hagen 2.8.1972

September 1972:
Die Nr.9 der 'Roten Fahne' (RF) des KABD (vgl. Aug. 1972, Okt. 1972) berichtet u.a. über Klöckner Hagen-Haspe.
=Rote Fahne Nr.9,Tübingen Sept. 1972

06.09.1972:
Die Nr.59 der 'Roten Fahne' (vgl. 30.8.1972, 13.9.1972) der KPD berichtet u.a. von Klöckner in Hagen.
=Rote Fahne Nr.59,Dortmund 6.9.1972

18.09.1972:
Es erscheint die Nr.19 der 'Roten Fahne' der KPD/ML-ZB (vgl. 2.9.1972, 4.10.1972). In den Betrieben läuft derzeit eine Reihe von Beleidigungsprozessen gegen Betriebszeitungen der KPD/ML-ZB an, und zwar im IGM-Bereich u.a. gegen den 'Roten Stahlkocher' bei Klöckner Hagen.
=Rote Fahne Nr.19,Bochum 18.9.1972

20.09.1972:
In der Nr.60 der 'Roten Fahne' der KPD (vgl. 13.9.1972, 27.9.1972) befaßt sich diese auch mit der Metalltarifrunde, in deren Zusammenhang u.a. eingegangen wird auf Klöckner Hagen.
=Rote Fahne Nr.61,Dortmund 20.9.1972

25.09.1972:
Der 'Rote Morgen' Nr.19 (vgl. 11.9.1972, 9.10.1972) berichtet u.a. von Klöckner Haspe.
=Roter Morgen Nr.19,Hamburg 25.9.1972

26.09.1972:
Bei KWU Berlin gibt die KPD die Nr.16 ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (vgl. 14.8.1972, Okt. 1972) heraus. Eingegangen wird u.a. auf Klöckner Hagen.
=Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe KWU Nr.16,Berlin 26.9.1972

12.03.1973:
Erstmals erscheint die 'Wir wollen alles' (WWA – vgl. 19.3.1973). RKler aus Frankfurt, Offenbach und Rüsselsheim berichten vom Streik bei Hoesch. Eingegangen wird in diesem Zusammenhang u.a. auch aus Hagen auf Klöckner in Haspe und die SSW in Eckesey.
=Wir wollen alles Nr.1,Gaiganz 12.3.1973

26.04.1973:
Die Nr.3 der 'Solidarität' - Informationsblatt der GIM (vgl. 23.4.1973, 15.5.1973) erscheint in Dortmund mit dem Leitartikel "Heraus zum 1. Mai. Aufruf der Gruppe Internationale Marxisten zum 1. Mai", in dem u.a. ausgeführt wird:"
DIE EIGENEN INTERESSEN NICHT VERGESSEN - DIE GEWERKSCHAFTEN MÜSSEN UNABHÄNGIGE KAMPFORGANE DER ARBEITER BLEIBEN!
...
Daß auch Mitbestimmung die Interessen der Arbeiter nicht wirksam schützen kann wurde z.B. im Bergbau, bei Klöckner Hagen, beim 14 Pfennig Streik bei Hoesch und viele andere Male bewiesen. Diese Forderung kann (und soll) nur den elementaren Interessengegensatz zwischen Lohnarbeit und Kapital (der Lohn ist eben Einkommen für den Arbeitnehmer) und Kostenfaktor (für den Unternehmer), der ein gleiches Allgemeininteresse nicht zuläßt, verschleiern. Wir demonstrieren daher nicht unter den Mitbestimmungsparolen des DGB, sondern wir marschieren auf der DGB-Demonstration um zu zeigen, daß wir nicht abseits stehen, sondern in den Gewerkschaften darum kämpfen werden sie wieder zu Kampforganen der Arbeiterschaft zur Durchsetzung ihrer Interessen zu machen.
=Solidarität Nr.3,Dortmund 26.4.1973

04.09.1974:
Der KBW gibt seine 'KVZ' Nr.18 (vgl. 21.8.1974, 18.9.1974) heraus. Die Zelle Klöckner Bremen berichtet von Klöckner Hagen-Haspe.
=Kommunistische Volkszeitung Nr.18,Mannheim 4.9.1974

20.03.1975:
Der KBW gibt seine 'KVZ' Nr.11 (vgl. 13.3.1975, 26.3.1975) heraus. Die KG Hagen berichtet aus dem IGM-Bereich von Klöckner Haspe.
=Kommunistische Volkszeitung Nr.11,Mannheim 20.3.1975

26.03.1975:
Der KBW gibt seine 'KVZ' Nr.12 (vgl. 20.3.1975, 3.4..1975) heraus. Die KG Hagen berichtet aus dem IGM-Bereich von Klöckner Haspe.
=Kommunistische Volkszeitung Nr.12,Mannheim 26.3.1975

03.04.1975:
Der KBW gibt seine 'KVZ' Nr.13 (vgl. 26.3.1975, 10.4.1975) heraus. Die KG Hagen berichtet aus dem IGM-Bereich von Klöckner Haspe.
=Kommunistische Volkszeitung Nr.13,Mannheim 3.4.1975

14.04.1975:
Der Spartacusbund (SpB) gibt sein 'Spartacus' Nr.15 (vgl. März 1975, 1.5.1975) heraus. Berichtet wird u.a. von Klöckner Hagen.
=Spartacus Nr.15,Essen 14.4.1975

03.03.1976:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' (RF) Nr.9 (vgl. 3.3.1976, 10.3.1976) heraus und berichtet u.a. über Klöckner Hagen.
=Rote Fahne Nr.9,Köln 3.3.1976

31.03.1976:
In Hagen-Eckesey wird, laut KPD, das Werk der Stahlwerke Südwestfalen (SSW - 173 Besch.) endgültig geschlossen. Damit gebe es nun über 1 100 arbeitslose Stahlarbeiter in Hagen, nachdem schon Klöckner und Wittmann stillgelegt wurden. Auch das Stahlwerk Poublier in Hagen-Kabel (450 Besch.) solle geschlossen werden.
=Rote Fahne Nr.14,Köln 7.4.1976

27.04.1977:
Die SAG gibt ihre 'Sozialistische Arbeiterzeitung' Nr.22 (vgl. 13.4.1977, 1.5.1977) heraus und berichtet u.a. von Klöckner Hagen-Haspe (1 050 Besch.).
=Sozialistische Arbeiterzeitung Nr.22,Frankfurt 27.4.1977

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