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Zeche Pluto in Wanne-Eickel

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 22.6.2007


Von der Zeche Pluto in Wanne-Eickel (heute Herne) lag uns kein betriebliches Material vor, so dass wir mit Hilfe solchen von benachbarten Zechen sowie bundesweiten Publikationen eine Ausnahme dokumentieren. Auch die Darstellung des Steinkohlebergbaus nämlich bedarf der Abwechslung. Deshalb geht es hier nicht wie sonst um eine völlige Stillegung der Zeche, wie sie bereits 1967 zurück gewiesen wurde (vgl. 21.10.1967), was in Dortmund (vgl. Juni 1969) und auch bundesweit (vgl. 19.8.1970) anlässlich der Stillegung von Graf Moltke Gladbeck gern erinnert wird, allerdings im Gefolge der Eingliederung in die Ruhrkohle AG (RAG) aber natürlich schon um eine teilweise, nämlich die Zusammenfassung zu einem Verbundwerk, woraus die Reduzierung der Übertagebelegschaften und weite Anfahrtwege, resultieren. Zunächst aber wird die Montamitbestimmung personell ausgestaltet (vgl. 1.12.1969).

Es bleibt aber nicht viel Zeit zur Freude an der RAG, das Verbundbergwerk wird umgehend verwirklicht (vgl. 30.6.1971, 1.7.1971), immerhin aber bleibt die Förderung bestehen. Vor Ort scheint die KPD/ML-ZB aktiv (vgl. 9.2.1972, 8.4.1972), bekommt Wanne-Eickel bzw. damit die Zeche Pluto auch anlässlich der Aktionseinheit zur Bergbautarifrunde 1972 (BETR – vgl. 20.6.1972) als Revier zugesprochen.

Die IGBE berichtet dann, denn Abwechslung tut ja Not, sogar von einer Förderaufnahme (vgl. Aug. 1972), ihr 10. Gewerkschaftskongreß wird auch in den Wanner und Eickeler Ortsgruppen vorbereitet (vgl. 24.9.1972).

Kumpel der Zeche Emil Fritz Essen werden nach Pluto umgesetzt (vgl. 15.12.1973), wodurch sich ihr Arbeitstag wegen der Fahrtzeit entscheidend verlängert.

Die weiteren Hinweise auf Artikel in verschiedenen Zentralorganen linker Gruppen dienen allein als Anmerkungen für mögliche weitere Details (vgl. 14.4.1973, 30.6.1973, 5.3.1975, 1.1.1977).


Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

21.10.1967:  Große Demonstration in Dortmund gegen die Schließung der Zeche Hansa.

Die KPD/ML-ZK berichtet auf der Zeche Hansa (vgl. Aug. 1972):"
1967 - Rote Fahnen in Dortmund! Über 10 000 Kollegen von Hansa, Pluto, Minister Stein, Hoesch demonstrieren unter roten Fahnen gegen das Zechensterben. Das Märchen vom ewig währenden Wirtschaftswunder war schon 1967 in alle Winde zerstoben. Das 'Wunder' hatte schon damals Tausenden von Kumpels nichts als den Rausschmiß gebracht. Da haben die Kumpels mit der roten Fahne die Faust erhoben gegen die Zechenkiller, gegen die Ausbeuterklasse. Die roten Fahnen sagten es allen: die deutsche revolutionäre Arbeiterbewegung lebt und marschiert vorwärts."

Berichtet wird vom Streik bzw. der Stillegung u.a. in:
- NRW in Dortmund durch die Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund (vgl. 2.1.1973) und durch die Ortsleitung (OL) der Ortsaufbaugruppe (OAG) des KBW (vgl. 14.12.1973)
=KBW-OAG Dortmund-OL:Rundbrief Nr.4,Dortmund 14.12.1973,S.3;
Die Rote Front Nr.1,Dortmund Jan. 1973,S.3;
Schlag zu! Nr.1,Dortmund Aug. 1972,S.5


Juni 1969:  Auf der Zeche Minister Stein Dortmund gibt die DKP vermutlich im Juni erstmals ihre 'Kumpel-Post' (vgl. 9.9.1969) heraus, in der es u.a. heißt:"
Die Unternehmer sind einheitlich, wenn es gegen den Kumpel geht. Wir müssen deshalb einheitlich und geschlossen unsere Forderungen in Gewerkschafts- und Belegschaftsversammlungen vertreten. Geschenkt wird uns nichts. Kumpels, kämpft!

Vielleicht sagen manche: Wir Kleinen können doch nichts dagegen tun. Kollegen, denkt daran, daß durch den Kampf der Bergarbeiter die Schließung der Zechen 'Hansa' (in Dortmund - vgl. 21.10.1967,d.Vf.) und 'Pluto' (in Wanne-Eickel,d.Vf.) verhindert werden konnte."
=Kumpel-Post Nr.1,Dortmund o.J. (1969)

01.12.1969:  ..Die IGBE gibt am 15.12.1969 die Betriebsdirektoren für Personal- und Sozialfragen (PS) der RAG bekannt: ...
GRUPPE V Bergbau AG Essen:
... Pluto: Benedikt Louis.
=Einheit Nr.24,Bochum 15.12.1969

19.08.1970:  Die Nr.25 des 'KND' der KPD/ML-ZB (vgl. 15.8.1970, 22.8.1970) erscheint. In einem Artikel, "Ruhrkohle AG beginnt neue Stillegungswelle" heißt es die RAG habe mit Graf Moltke Gladbeck versucht, eine schwache Schachtanlage herauszugreifen und so die Solidarität der Kumpel, die 1965 die Stillegung der Zechen Thyssen 2/5 und Waltrop und 1967 von Hansa und Pluto vereitelt hatte, zu verhindern.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.25,Bochum 19.8.1970

30.06.1971:  Laut DKP findet heute eine Sitzung des Aufsichtsrats (AR) Ruhrkohle AG (RAG) statt, auf der beschlossen wird bis 1975 weitere 10 Zechen zu schließen. Die KPD/ML-ZB (vgl. 3.7.1971) berichtet:"
NEUES ZECHENSTERBEN BEI DER RAG
...
Vier neue Verbundbergwerke sollen geschaffen werden: ... Consolidation/Pluto (Wanne-Eickel/Gelsenkirchen) ... Diese Verbundbergwerke sehen so aus, daß zwar die Kohle noch in den Flözen beider Zechen abgebaut, aber nur noch nach einer Stelle gefördert wird. Dadurch werden hunderte von Übertagearbeitern 'überflüssig'.

Obwohl die Pläne für all diese Rationalisierungsmaßnahmen schon längst ausgearbeitet waren, haben die Zechenherren dies bis zuletzt geleugnet. ...

Der gesamte Plan wird die Stillegung von 13 - 14 Mio. t Jahresförderung zur Folge haben. Die bei der Gründung der Ruhrkohle angekündigte Stillegung von 20 Mio. t ist damit noch nicht erreicht. Es ist deshalb wahrscheinlich, daß noch weitere ausgearbeitete Pläne fürs Zechensterben bestehen. Dafür spricht auch die Tatsache, daß bei den Stillegungen und der Bildung von Verbundbergwerken der Raum Dortmund völlig unberührt bleibt, obwohl hier in den letzten Jahren mit die größten Verluste gemacht wurden. In der 'Ruhrkohle', der Zeitung der Zechenherren, hieß es auch in Nr.8/1970 (vgl. S6.8.1970,d.Vf.) ganz deutlich: 'Auch im Dortmunder Raum bedarf es rechtzeitiger neuer Lösungen. Die hier betriebenen Förderanlagen weisen... ungünstige Kosten auf. Hier zielen erste Maßnahmen auf eine bessere Auslastung der Kapazitäten und deren Ausbau gegebenenfalls unter PLANMÄSSIGER VERLAGERUNG DER FÖRDERUNG ab.' Der Grund, warum in ihren offiziellen Ankündigungen von den Zechen in diesem Raum kein Wort zu finden ist, ist die Furcht vor der Kampfstärke der Dortmunder Bergarbeiter: 1967 (vgl. 21.10.1967,d.Vf.) demonstrierten in Dortmund 15 000 Kumpel unter roten und schwarzen Fahnen gegen die geplante Stillegung von Hansa und Pluto (in Herne-Wanne-Eickel,d.Vf.). Ihr Kampf richtete sich klar gegen die SPD-Führer, die damals wie heute die Angriffe gegen die Bergarbeiter vorantrieben."
=Kumpel-Post Die 'goldenen siebziger' Jahre für den Bergmann??,Dortmund Aug. 1971,S.1;
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.50,Bochum 3.7.1971,S.5ff


01.07.1971:  Laut IGBE (vgl. 1.7.1971) findet eine Sitzung des Aufsichtsrats (AR) der RAG statt, auf der auch Fragen "des sogenannten Anpassungsprogramms beraten werden" sollen.

Die IGBE berichtet auch:"
RUHRKOHLE AG LEGT SIEBEN ZECHEN STILL
2 MILLIARDEN FÜR INVESTITIONEN NOTWENDIG
...
2. Zusammenlegung von neun Schachtanlagen zu vier leistungsstarken Verbundwerken, und zwar ... Consolidation (Gelsenkirchen,d.Vf.) und Pluto (Herne,d.Vf.)".
Einheit Nr.13 und 14,Bochum 1.7.1971 bzw. 15.7.1971,S.1 bzw. S.1ff

09.02.1972:  Die KPD/ML-ZB gibt ihren 'KND' Nr.11 (vgl. 5.2.1972, 12.2.1972) heraus und berichtet von der Ruhrkohle AG (RAG) u.a. von Pluto/Consolidation.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.11,Bochum 9.2.1972

08.04.1972:  Die Nr.26 des 'KND' der KPD/ML-ZB und des KJVD (vgl. 28.3.1972, 12.4.1972) erscheint und berichtet u.a. von der Zeche Pluto.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.26,Bochum 8.4.1972

20.06.1972:  Die KPD/ML-ZB beginnt heute ihre Urabstimmungsaktion für einen Streik im Ruhrbergbau. Diese findet u.a. statt an den Zechen Minister Stein / Hardenberg Dortmund, Prosper 2, 3 und 4 in Bottrop, Ewald 3/4 in Herten, General Blumenthal in Recklinghausen und Hannover/Hannibal in Bochum.

Innerhalb von Spartacus BL wird anonym von der eigenen Intervention in die Bergbautarifrunde (BETR) im Ruhrbergbau (vgl. 19.6.1972) über die Urabstimmung der KPD/ML-ZB berichtet:"
Weit über 2 000 Kumpels nahmen an dieser Urabstimmung teil. Besonders starke Resonanz fand die KPD/ML in den Betrieben Prosper, Hannover/Hannibal, Ewald und Minster Stein. Als wir davon erfuhren, staunten wir nicht schlecht. Sicherlich war es falsch, ihre Aktion als Urabstimmung auszugeben. Eine Abstimmung um der IGBE-Führung Feuer unterm Arsch zu machen, wäre auf eine vielleicht größere Resonanz gestoßen. Doch zeigte sich, daß diese Aktivitäten der ML ihnen große Sympathien unter den Kumpels eingebracht haben. Hier zeigte sich, wie jämmerlich wir den Maos gegenüberstanden. Selbst wenn wir auch auf diese Idee gekommen wären, so wären wir auf Grund von technischen Mitteln und der individuellen Einsatzbereitschaft niemnals in der Lage gewesen, etwas ähnliches auf die Beine zu bringen. Auf Grund der genannten Vorkommnisse stezten wir uns dann mit den Maos in Verbindung und trafen eine kleine Aktionsabsprache mit ihnen.

Beide Organisationen waren der Meinung, daß es am wichtigsten sei, vor möglichst vielen Betrieben zu intervenieren, um einen Streik zu erzeugen. Darum einigte man sich auch auf gemeinsame Parolen:
1. Sofortige Kauenversammlung
2. betriebliche Gremien, die den Streik vorbereiten und sich mit anderen Schachtanlagen in Verbindung setzen.
Aufgrund der bei uns nur gering zur Verfügung stehenden Genossen einigte man sich darauf, dass BL in Duisburg und Essen Flugblätter verteilt und die ML in Bottrop, Westerholt, Bochum, Wanne-Eickel und Dortmund."
=Spartacus BL-Internes Bulletin Nr.4,o.O. 23.1.1973;
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.42,Bochum 21.6.1972;
Rote Fahne Nr.13,Bochum 28.6.1972,S.1ff


August 1972:  Die IGBE (vgl. 15.8.1972) berichtet vermutlich aus dem August, daß die RAG wieder im Bismarck-Feld gräbt:"
Ehe der DEA-Vorstand 1966 mit dem Stillegungsbeschluß die Bergbaukrise an der Ruhr auf die Spitze trieb, war noch die neue Zentralschachtanlage für 70 Mio. DM fertig geworden. Auf der 11.Sohle wurde bis zuletzt mit Hochdruck gearbeitet. Auf den nun in der Ruhrkohle AG miteinander verbundenen Zechen Consolidation/Pluto in Gelsenkirchen wird jetzt auf der 1100-Meter-Sohle eine 1,6 Kilometer lange Richtstrecke in das verödete Bismarck-Feld vorgetrieben. Von den einstigen zehn Wetterschächten auf Bismarck sollen zwei wieder in Betrieb genommen werden."
=Einheit Nr.16,Bochum 15.8.1972,S.3

24.09.1972:  Laut IGBE (vgl. 15.12.1971, 15.5.1972) soll heute in Hannover ihr 10. Gewerkschaftskongreß (vgl. 30.9.1971) beginnen (vgl. 3.1.1972), der am 28.9.1972 abgeschlossen sein soll.

Die IGBE dokumentiert in ihrer 'Einheit' (vgl. 1.8.1972) u.a. Anträge der Ortsgruppen Eickel 1, 2 3 und 5 sowie Wanne 2, 5, 6, 7 und 9.
=Einheit Nr.24, 10, 15 und 19,Bochum 15.12.1971, 15.5.1972, 1.8.1972 bzw. 1.10.1972,S.1, S.3, S.4 und 6ff bzw. S.1ff

14.04.1973:  Spartacus Bolschewiki/Leninisten (SBL) gibt seinen 'Spartacus' Nr.4 (vgl. 5.3.1973, Mai 1973) heraus und berichtet u.a. von der Zeche Pluto.
=Spartacus Nr.4,Mainz 14.4.1973

30.06.1973:  Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr.25 (vgl. 23.6.1973, 7.7.1973) heraus und berichtet u.a. von der Zeche Pluto Wanne-Eickel.
=Roter Morgen Nr.25,Dortmund 30.6.1973

15.12.1973:  Für den KBW berichtet U.B. vom KVZ-Lesekreis (KVZ LK) Essen:"
EMIL FRITZ WIRD DICHTGEMACHT

Die Zeche 'Emil Fritz' im Norden von Essen wurde am 15. Dezember geschlossen. Die Zeche, auf der 1965 noch 6 500 Kollegen arbeiteten, hatte zum Schluß noch 2 350 Mann Belegschaft. Der Großteil der verbliebenen Belegschaft wurde auf Zechen in Gelsenkirchen und Wanne-Eickel (Herne,d.Vf.) umgesetzt. Die zwei bis drei Stunden Fahrzeit, die jetzt täglich zur Arbeit dazukommen, werden den Kumpel nicht bezahlt. Die Schließung erfolgte, obwohl die Zeche immer besonders hochwertige Kohle förderte und obwohl 60 Millionen Tonnen noch nicht abgebaut sind."
=Kommunistische Volkszeitung Nr.1,Mannheim 9.1.1974,S.4

05.03.1975:  Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' (RF) Nr.9 (vgl. 26.2.1975, 12.3.1975) heraus und berichtet u.a. von der Zeche Pluto Wanne-Eickel.
=Rote Fahne Nr.9,Köln 5.3.1975

01.01.1977:  Die Ruhrkohle AG (RAG) wird, laut KPD (vgl. 19.1.1977), von bisher sechs in nunmehr drei Bergbau AGs (Niederrhein, Lippe und Westfalen) gegliedert. Eingegangen wird in diesem Zusammenhang u.a. auf die Zeche Pluto Herne-Wanne-Eickel.
=Rote Fahne Nr.3,Köln 19.1.1977

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