Aachen: Aktion Roter Punkt gegen die Fahrpreiserhöhungen

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 24.1.2013

Wie in vielen anderen Städtern Nordrhein-Westfalens und des gesamten Bundesgebietes kam es auch in Aachen zum Ende des Winters sowie im Frühjahr 1971 zu Protesten gegen die Fahrpreiserhöhungen, wobei diese in Aachen offenbar mit harten Polizeieinsätzen niedergeschlagen wurden und es anschließend zu Verurteilungen verschiedener jugendlicher Teilnehmer kam, wobei es sich offenbar um die ersten juristische Verfolgung von Protestaktionen der neuen Linken in Aachen handelte, wie anläßlich der Prozesse gegen die Hausbesetzungen ausgeführt wurde, wobei sich die teilnehmenden Kreise vermutlich überschnitten.

Aus späteren Jahren konnte bisher erst ein Hinweis auf Proteste gegen weitere Fahrpreiserhöhungen bei der ASEAG gefunden werden (vgl. 25.2.1974).

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

März 1971:
Die RKJ und GIM (vgl. Apr. 1971) berichten hauptsächlich aus dem März von den Fahrpreiserhöhungen NRW (vgl. 2.4.1971):"
'ROTE-PUNKT'-AKTION: EINE NEUE PHASE DER MOBILISIERUNG
Während in Düsseldorf die Fahrpreiserhöhung noch aussteht, sind in Dortmund, Bochum, Gelsenkirchen und in Aachen die Fahrpreise schon beträchtlich erhöht worden (in Bochum bis auf 1,50 DM). …
Wesentlich massiver und brutaler erfolgte der Polizeieinsatz in Aachen, Bochum und Gelsenkirchen. Hier kam es in einer Woche bereits zu über 300 Verhaftungen und bei einem Polizeieinsatz in Gelsenkirchen zu 28 schweren Verletzungen, die eine Einlieferung ins Krankenhaus erforderlich machten. Brutaler Knüppeleinsatz und der Einsatz von Polizeihundestaffeln an der langen Leine führten zu zahlreichen, zum Teil schwersten Verletzungen von an der Aktion Beteiligten und Unbeteiligten. Nachweislich durch Augenzeugen und Fotos bewiesen ist auch das Zusammenschlagen von mehreren Personen auf dem Weg zu Polizeiautos, in Polizeiautos, während des Abtransports zum Revier und auf der Wache beim 'Verhör'. Weyer sprach in diesem Zusammenhang von einer 'gerechten Behandlung' 'krimineller Elemente'. Mehrere Menschen wurden während des Polizeieinsatzes ohnmächtig oder bewußtlos von der Polizei fortgetragen. Sowohl in Bochum als auch in Aachen wurden Mädchen gezwungen, sich vor Polizeibeamten vollständig zu entkleiden. … Inzwischen laufen mindestens acht Anzeigen gegen Polizei und Innenminister Weyer, die durch mehrere Augenzeugenberichte sowie Fotos belegt sind."
Quelle: Was Tun Nr. 4, Mannheim Apr. 1971, S. 4f

01.03.1971:
Die RKJ und GIM (vgl. Apr. 1971) berichten von den Fahrpreiserhöhungen in Aachen (vgl. 26.3.1971):"
AACHEN:

Die Aachener Straßenbahn- und Energieversorgungs AG (ASEAG) ging geschickt vor: Am 1.März erhöhte sie die Tarife für Einzelfahrscheine und führte ein neues Streckenabrechnungssystem ein".
Q: Was Tun Nr. 4, Mannheim Apr. 1971, S. 5

26.03.1971:
Die RKJ und GIM (vgl. Apr. 1971) berichten von den Fahrpreiserhöhungen in Aachen (vgl. 1.3.1971, 1.4.1971) vermutlich von heute:"
Erst Ende März verteilte das Sozialistische Schülerkollektiv (SSK,d.Vf.) ein Flugblatt, das drei Schüler ohne Unterstützung geschrieben und hergestellt hatten."
Q: Was Tun Nr. 4, Mannheim Apr. 1971, S. 5

01.04.1971:
Die RKJ und GIM (vgl. Apr. 1971) berichten von den Fahrpreiserhöhungen in Aachen (vgl. 26.3.1971, 2.4.1971):"
… am 1.April wurden die Wochen- und Monatskarten erheblich verteuert. Die Lokalzeitungen berichteten nahezu nichts - von SPD, Judo (der FDP,d.Vf.) DGB bis DKP kam keine Reaktion."
Q: Was Tun Nr. 4, Mannheim Apr. 1971, S. 5

02.04.1971:
Die RKJ und GIM (vgl. Apr. 1971) berichten von den Fahrpreiserhöhungen in Aachen (vgl. 1.4.1971, 3.4.1971) über das SSK:"
Eine Woche später erzielten sie mit einem weiteren Flugblatt einen kleinen 'Auflauf'."
Q: Was Tun Nr. 4, Mannheim Apr. 1971, S. 5

03.04.1971:
Die RKJ und GIM (vgl. Apr. 1971) berichten von den Fahrpreiserhöhungen in Aachen (vgl. 2.4.1971, 7.4.1971):"
Am nächsten Tag (Sa., 3.4.) kam es zu einer spontanen, größeren Aktion: am Hauptplatz der Stadt, am Elisenbrunnen, wurden Busse und Bahnen blockiert. Sofort kam es zu einem 'rigorosen Polizeieinsatz' (Lokalpresse): Verletzte, Knüppelszenen, Verhaftungen."
Q: Was Tun Nr. 4, Mannheim Apr. 1971, S. 5

05.04.1971:
Vermutlich erscheint zu Anfang dieser Woche ein Flugblatt der KPD/ML-ZK in Rheinhausen (heute) Duisburg mit zwei Seiten DIN A 4, unter Verantwortung von O. Borgards, Duisburg:"
WAS IST LOS IN DORTMUND UND BOCHUM? …
In den letzten Tagen ging es auch in Witten, Gelsenkirchen, Hagen und Aachen los. …“
Q: KPD/ML-ZK: Was ist los in Dortmund und Bochum?, Duisburg o.J. (1971)

07.04.1971:
Die RKJ und GIM (vgl. Apr. 1971) berichten von den Fahrpreiserhöhungen in Aachen über den Polizeieinsatz (vgl. 3.4.1971) und die vermutlich heute endenden Aktionen:"
Dies führte zu einer enormen Mobilisierungswelle: eine halbe Woche lang blockierten hunderte von Jungarbeitern, Angestellten, Lehrlinge, Schüler und Studenten abends den Verkehr in der Innenstadt.
Q: Was Tun Nr. 4, Mannheim Apr. 1971, S. 5

15.04.1971:
In Heidelberg erscheint ein 'Kommentar' (vgl. 5.2.1971, 30.4.1971). "Die Bevölkerung wehrt sich: Aktion Roter Punkt" kommt zu dem Schluß, daß seit Wochen Fahrpreiskämpfe geführt werden u.a. in Aachen.
Q: Kommentar, Heidelberg 15.4.1971

Juni 1973:
In der Broschüre "Dokumentation - Zeitung: Prozesse Hausbesetzung Beeckstraße“ wird auch berichtet von der Aktion Roter Punkt bzw. den Polizeieinsätzen. Dokumentiert wird ein Urteil gegen eine Demonstrantin aus der Kommune Laurensberg.
Q: Dokumentation - Zeitung: Prozesse Hausbesetzung Beeckstraße, Aachen, o. J. (1973), S. 3ff

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25.02.1974:
In Aachen wird, laut und mit KPD, vermutlich in dieser Woche das Komitee "Keine Fahrpreiserhöhung bei der ASEAG!" gegründet, welches in kurzer Zeit 700 Unterschriften sammelt und sich auch mit den Jusos der SPD beschäftigt.
Q: Rote Fahne Nr. 10, Dortmund 6.3.1974

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