Gruppe Rheinische Zeitung (Bonn):
"ZAFRA - Zeitschrift für Internationale Solidarität" (1976 - 1978)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, 12.12.2017


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Von 1976 bis 1978 erscheint in Bonn die Zeitung: "ZAFRA - Zeitschrift für Internationale Solidarität", die zunächst von der Gruppe "Rheinische Zeitung" herausgegeben wird. Die Nr. 6/1978 wird zusammen mit der "Sozialistischen Gruppe Duisburg" ediert.

"ZAFRA" (Zuckerrohrernte) will die "Internationalismusarbeit" in der BRD widerbeleben. Erklärt wird in der Nummer 1, dass z. Zt. in der BRD eine "weitgehende Zersplitterung in Grüppchen und politische Sekten" festzustellen ist. Die "Solidaritätskomitees" sind durch "Uneinigkeit und Unfähigkeit" geprägt. Dieses Manko will "ZAFRA" überwinden. Die Zeitung will "informieren und machtvolle Solidarität organisieren". Die Zeitschrift will als "Teil der sozialistischen Politik der Gruppe Rheinische Zeitung" verstanden werden. Der Aufgabenbereich ergibt sich "aus dem Zweck sozialistischer Politik" sowie der "Beseitigung des Kapitalismus". Weiter will man die "revolutionären Bewegungen in den imperialistisch ausgebeuteten Ländern" unterstützen und "dadurch zugleich die Basis für sozialistische Politik in den kapitalistischen Metropolen erweitern".

Neben der Klärung von wichtigen Fragen, z. B. was denn "Imperialismus" überhaupt sei und welchen Einfluss er in den unterentwickelten Ländern habe, will man auch die BRD-Öffentlichkeit in der "offenen Auseinandersetzung" informieren und zudem "falsche Auffassungen" entlarven. "Darüber hinaus wird ZAFRA und die sie tragende Gruppe Rheinische Zeitung mit allen Organisationen zusammenarbeiten und alle koordinierten Aktionen unterstützen, die Gegeninformation und Aufklärung ins öffentliche Bewusstsein tragen und internationale Solidarität nicht nur im Munde tragen, sondern praktizieren. Insbesondere wird sie Ausländerkomitees und Organisationen Publikationsmöglichkeiten zur Verfügung stellen, um an einem ersten Punkt, an dem sich die Selbstparalyse der westdeutschen antiimperialistischen Bewegung besonders schmerzlich spürbar macht, die weitgehende Wirkungslosigkeit der Öffentlichkeitsarbeit zu durchbrechen." (ZAFRA, 1/1976).

Über die praktische Internationalismusarbeit der Gruppe bzw. der Zeitschrift erfährt man recht wenig. Es sei denn, man nimmt die wenigen Veranstaltungen der Gruppe, über die "ZAFRA" berichtet, zum Maßstab, um daraus erklärungsrelevante Faktoren abzuleiten. Außer den Redebeiträgen der GRZ auf den verschiedenen Symposien, die veröffentlicht werden, gibt es keine Informationen, etwa über: regelmäßige Treffen der Zeitung/Gruppe, Zusammenarbeit mit anderen Organisationen, Demonstrationen oder andere Aktionen, die die Internationalismusarbeit hätten verbessern können.

Bei der Nr.6 arbeitet die GRZ mit der "Sozialistischen Gruppe Duisburg" zusammen, worüber das Zeitungsprojekt in der "redaktionellen Vorbemerkung" der Ausgabe keine Informationen veröffentlicht.

Führen die ersten 3 Ausgaben auf dem Gebiet des Internationalismus noch die Auseinandersetzung etwa mit einem Vorläufer des KBW, dem "Neuen Roten Forum", oder der "Roten Fahne" der KPD oder in Bonn mit der KSG, so verflacht diese Debatte in den weiteren Ausgaben vollends. Ob der eigene Anspruch, der in der Nr. 1 noch vollmundig angekündigt wurde, somit eingelöst werden konnte, bleibt fraglich: "Neben der Klärung von wichtigen Fragen, z. B. was denn "Imperialismus" überhaupt sei und welchen Einfluss er in den unterentwickelten Ländern hat, will man auch die BRD-Öffentlichkeit in der "offenen Auseinandersetzung" informieren und zudem "falsche Auffassungen" entlarven." (ZAFRA, 1/1976).

Vor allem die Bezugnahme zu anderen Organisationen, mit denen man zusammenarbeiten und internationale Solidarität praktizieren will, fehlt völlig: "Darüber hinaus wird ZAFRA und die sie tragende Gruppe Rheinische Zeitung mit allen Organisationen zusammenarbeiten und alle koordinierten Aktionen unterstützen, die Gegeninformation und Aufklärung ins öffentliche Bewusstsein tragen und internationale Solidarität nicht nur im Munde tragen, sondern praktizieren …." Ob also die Hinweise auf "Ausländerkomitees und Organisationen", denen man "Publikationsmöglichkeiten zur Verfügung stellen" möchte, um der "Öffentlichkeitsarbeit" wieder einen Schub zu verschaffen, letztlich fruchten konnten, muss nach Durchsicht der Zeitschrift offen bleiben.

Zu einem größeren Kongress lädt "ZAFRA" noch für den 11./12. November 1978 nach Bonn ein. Thema: "BRD macht RSA zur Atommacht. Kongress gegen die atomare Zusammenarbeit Bundesrepublik-Südafrika". Hier will man versuchen, die Möglichkeiten einer "politischen Auseinandersetzung mit Vertretern verschiedener Organisationen über Fragen der südafrikanischen Entwicklung und der Perspektive weiterführender Solidaritätsarbeit" auszuloten.

Mit der Nummer 6/1978 erscheint vermutlich die letzte Ausgabe der "ZAFRA". Aus welchen Gründen ihr Erscheinen eingestellt wird, muss offen bleiben. Geklärt werden konnte bisher auch nicht, ob zwischen der Nummer 5 und 6 Sonderausgaben, Flugblätter oder Broschüren der "ZAFRA" erschienen sind. Verbreitet wird die Zeitschrift vermutlich nur in Bonn und Umgebung.

Siehe auch:

Liste der als Scans vorhandenen Zeitungen

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

Mai 1976:
Es erscheint die Nr. 1 der Zeitschrift "ZAFRA - Zeitschrift für Internationale Solidarität". Herausgegeben wird sie von der "Gruppe Rheinische Zeitung" (Bonn). Eingangs wird auf die BRD-Internationalismusarbeit der Linken in der BRD eingegangen, die weitgehend in "Selbstparalyse" verharre und sich scheinbar ihrer "Wirkungslosigkeit" nicht bewusst sei. Es komme nun darauf an, dieses Manko zu durchbrechen, um auch "Ausländerkomitees und Organisationen Publikationsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen". Somit solle letztlich die "internationale Solidaritätsarbeit" wieder auf eine breitere Basis gestellt werden.

Artikel der Ausgabe sind:
- "Die Aufgabenstellung von ZAFRA", über das politische Programm der Internationalismusarbeit
- "Die Revolution in Guinea-Bissau: Die Theorie als Waffe im Kampf gegen Kolonialismus und Neokolonialismus", über den Befreiungskampf in Guinea-Bissau und Amilcar Cabral
- "In den befreiten Gebieten", über Parteikomitees in den Dörfern
- "Die Entwicklung Chiles zum Kulminationspunkt: Sozialistische Transformation oder Rückfall in die Barbarei", über die Konzepte der politischen Richtungen in Chile, über "Struktur der chilenischen Wirtschaft", "ökonomische Deformation durch imperialistische Ausbeutung" und "bürgerliche Reformstrategien"
- "Zur Verschuldungssituation Chiles", über den Zerfall der Währung und Währungsstabilität
- "Der Kampf der Demokratischen Republik OST-TIMOR um Unabhängigkeit und der internationale Kontext. Nationale Befreiung in Ost-Timor", über die FRETILIN und die Unterstützung der westdeutschen Solidaritätsbewegung
- "Programm des Neokolonialismus und der nationalen Unabhängigkeit", über das Programm der FRETILIN
- "Wo der Besen nicht hinkommt, wird der Staub nicht von selbst verschwinden (Mao)", über den sog. "Sozialimperialismus - Alterskrankheit des Maoismus", über die "Rote Fahne" der KPD, das "Neue Rote Forum" (Vorläufer des KBW, d. Verf.) und die Zeitschrift: "Probleme des Klassenkampfs"
- "Die Gangart der KSG: Ein Schritt vorwärts-Zwei zurück", über die Kommunistische Studentengruppe des KBW und die Frage der "Unterstützung der MPLA"
- "Roshan im Lande der Dichter und Dogmatiker", über einen Vortrag von Roshan Dhunjibhoy am 28.4. in der Bonner ESG
- "Vorster in Bonn - Rassisten und demokratische Sozialisten", über einen Artikel der Gruppe Rheinische Zeitung und der Institutsgruppen Bonn und das südafrikanische Apartheitsregimes

Geworben wird für die "Informationen zu Ost-Timor", hrsg. vom "Komitee für die Unabhängigkeit Ost-Timors". Am 25./26.6. soll in Bonn eine "Internationale Konferenz über Ost-Timor und Indonesien" stattfinden, wozu eingeladen wird. Anwesend wird auch eine Delegation der FRETILIN sein.
Quelle: Gruppe Rheinische Zeitung (Bonn) (Hrsg.): ZAFRA - Zeitschrift für Internationale Solidarität, Jg. 1, Nr. 1, Bonn, Mai 1976.

November 1976:
Es erscheint die Nr. 2 der Zeitschrift "ZAFRA".
Artikel der Ausgabe sind:
- "El pueblo Saharaui Vencera!", über die Unabhängigkeit von Seguia Hamra und Rio de Oro (Provinzen in der Westsahara, d. Verf.), über internationalistische Aufgaben, Fragen der antiimperialistischen Politik
- "Keine Stabilität, kein Friede ohne Rückkehr zum nationalen Territorium und totaler Unabhängigkeit", über das arabische Volk der Sahara und die Demokratische arabische Republik Sahara
- "Portugal auf dem Weg in die EG: Freiheit statt Sozialismus", über die portugiesische ökonomische Situation, die Agrarstrukturen und die Agrarreform
- "Ausländisches Kapital in Portugal (1) und "Ausländisches Kapital in Portugal (II)", über Verzinsungen und Kreditgeschäfte und die Schwierigkeiten mit der "proletarischen Klassenpolitik"
- "Brasilien. Modell imperialistischer Abhängigkeit, 1. Teil. Erste Phase der Industrialisierung: Monoproduktion, Importsubstitution, Populismus", über den Wirtschaftsablauf in Brasilien
- "Cuba-Angola: Zur Praxis internationaler Solidarität", über eine Dokumentation und eine Rede Castros "anlässlich der zentralen Feier zum 26. Juli, dem Jahrestag des Angriffs auf die Garnison von Moncada (1953)"
- "Brasilien: Der Name ist schon Programm", über den Raubbau des Brasil-Holzes
- "Die Antiimperialisten neuen Typs: Rechts in Worten-Rechts in Taten", über den KBW und die chilenische Junta
- "Die rechte Abweichung, oder …", über den KBW und Chile-Komitees
- "Das Konzept der Neuen Demokratie bei Mao Tsetung", über Maos Theorie zur neudemokratischen Revolution
- "Die linke Abweichung, oder …", über Linksabweichler im KBW und die Theorie, dass in Chile der Sozialismus auf der Tagesordnung stehe
- "Das Sektenwesen in Aktion", über den KBW und den "Fall Angola"

Geworben wird für die "Rheinische Zeitung" und für Schriften aus dem Trikont-Verlag. Aufgerufen wird zu einem spanischen Kulturfest in Essen, organisiert vom "Spanischen Kulturkreis, Essen". Das Fest soll am 28.11. in der Essener Gruga-Halle stattfinden. Aufgerufen wird weiter für die Freiheit eingekerkerter chilenischer Genossen zu kämpfen: "Aufruf zum 5. Jahrestag des Militärputsches in Chile am 11. September 1976". Parole dazu: "Die Menschenrechte verteidigen heißt: Den Widerstand unterstützen!" Unterzeichnet ist der Aufruf u. a. von: PS, der MAPU, IC und MIR. Das "Projekt zur Unterstützung der illegalen Zeitungen des Volkswiderstandes" in Chile ruft zu Spenden auf. Unterzeichner sind: PS, MAPU, MIR, IC.
Q: Gruppe Rheinische Zeitung (Bonn) (Hrsg.): ZAFRA - Zeitschrift für Internationale Solidarität, Jg. 1, Nr. 2, Bonn, November 1976.

Dezember 1976:
Es erscheint die Nr. 3 der Zeitschrift "ZAFRA". Im Editorial heißt es: "Wir legen mit dieser ZAFRA eine Themennummer vor (ZAFRA-Materialien), die sich ausschließlich mit dem südlichen Afrika beschäftigen. Diese - auch umfangsmäßige - Beschränkung gegenüber einer normalen Ausgabe rechtfertigt sich dadurch, dass wir noch in die aktuell laufenden Diskussionen über den Dekolonialisierungsprozess im südlichen Afrika eingreifen wollen. Unserer Meinung nach tauchen darin fehlerhafte Positionen auf sowohl hinsichtlich der Bedingungen des Aufbaus einer unabhängigen nationalen Ökonomie (Angola), als auch hinsichtlich der Einschätzungen des imperialistischen Kalküls im südlichen Afrika, den Kissinger-Plänen."

Artikel der Ausgabe sind:
- "Sozial-Chauvinismus", über Chauvinismus
- "Angola. Der Kampf geht weiter … das koloniale Erbe als Voraussetzung der sozialistischen Entwicklung", über einen Beitrag der "Rheinischen Zeitung", gehalten auf dem Teach-in vom 11. November 1976 "anlässlich des ersten Jahrestages der Unabhängigkeit der Volksrepublik Angola"
- "Der Tag der Abrechnung rückt näher. Südafrika", über den "revolutionären Prozess in Südafrika" und die Stellung der westdeutschen Sozialisten, über den KB, den KBW und die Oppositionsgruppen in Südafrika (ANC, PAC)
- "Der Tag der Abrechnung rückt näher. Rhodesien", über "Rassismus und internationales Kapital", Rassisten und die "Internationalisierung des Befreiungskampfes"

Geworben wird für Schriften aus dem Trikont-Verlag, die "Rheinische Zeitung" und "ZAFRA".
Q: Gruppe Rheinische Zeitung (Bonn) (Hrsg.): ZAFRA - Zeitschrift für Internationale Solidarität, Jg. 1, Nr. 3, Bonn, Dezember 1976.

Juni 1977:
Es erscheint die Nr. 4 der Zeitschrift "ZAFRA".
Artikel der Ausgabe sind:
- "Wahlen in Spanien. Näher, mein Gott zu Dir", über Spanien, die Diktatur und die Wahlen
- "Der Faschismus starb vor Franco", über die baskische Separatistenbewegung, die 2. Republik, die ökonomische Lage, Industrialisierung und ausländische Kapitalien, Demokratie, Opposition, Kommunisten und Demokraten
- "Spaniens Arbeiter haben noch nicht gesiegt", über Franco, die PCE, Fraktionierungen, die Sozialdemokraten, die ökonomische und politische Bewegung
- "Auf dem Weg zu einem freien Maghreb: Erster Jahrestag der Demokratischen Arabischen Republik Sahara", über die Proklamation der Demokratischen Arabischen Republik und den ersten Jahrestag am 27.2.
- "Arbeiterautonomie", über "Lucha Obrera", die spanische Organisation und die Fusionierung mit anderen Gruppen
- "Dokumentation: Einheit der Arbeiterklasse", über eine Veranstaltung mit John Gaetsewe, Generalsekretär der SCATU am 21.4.1977 in Bonn
- "Der Weltmarkt der Phosphate und der Getreidemarkt", über Rohstoffe in der Sahara
- "Brasilien: Modell imperialistischer Abhängigkeit. Teil II. 2. Phase der Industrialisierung. Ausverkauf-Krise", über die Industrialisierung Brasiliens, die soziale Lage, die Krise und das "deutsch-brasilianische Modell"
- "Politik statt Legende", über eine "Stellungnahme zur Diskussion über die Situation des palästinensischen Widerstandes nach der Tagung des Palästinensischen Nationalrates"
- "Doch wir haben auf Tod und Verderben, den Faschismus zum Stehen gebracht" (E. Busch)", über Spaniens Wahl

Geworben wird u. a. für den Buchladen 46, für das Rotbuch, VAS Westberlin, Trikont, DEB Berlin, für die eigene Zeitung, das "3. Welt Magazin", die "Blätter des Iz3W", für den "Dokumentationsdienst Südliches Afrika", für die "Rheinische Arbeiterzeitschrift" und für die Schrift der Gruppe Rheinische Zeitung: "Sozialistische Hochschulpolitik", erschienen im Verlag "Kritische Politik Bonn". Aufgerufen wird zu Spenden für "Informationsarbeit der FRENTE-POLISARIO in der Bundesrepublik".
Q: Gruppe Rheinische Zeitung (Bonn) (Hrsg.): ZAFRA - Zeitschrift für Internationale Solidarität, Jg. 2, Nr. 4, Bonn, Juni 1977.

November 1977:
Es erscheint die Nr. 5 der Zeitschrift "ZAFRA". Eingangs wird u. a. ausgeführt: "In der Zeit vom 30.6.-9.7.77 veranstaltete die GRZ eine Informationswoche über die VERSCHIEDENEN GESICHTER IMPERIALISTISCHER POLITIK zu beiden Seiten Gibraltars. Das politische Ziel dieser Solidaritätswoche bestand in dem Versuch, eine breitere Unterstützung für die Befreiungsbewegungen des Maghreb zu mobilisieren. Der imperialistische Versuch des Völkermords in der Sahara, die totale politische Unterdrückung in Marokko durch das Regime des hörigen Strolchs Hassan wurde zugleich in einen größeren Zusammenhang gestellt. Der Krieg in der Sahara, die politische Repression in Marokko sind Formen imperialistischer Politik, mit denen die Vorherrschaft der Nato-Staaten im Mittelmeerraum sichergestellt werden soll. Imperialistische Politik kann sich jedoch durchaus anderer Mittel bedienen, um ihre Ziele durchzusetzen. Dort, wo eine starke Arbeiterbewegung um ihre Rechte kämpft, wo eine gewisse wirtschaftliche Entwicklung Zugeständnisse an die Arbeiter möglich macht, wo der Klassenkampf eine bestimmte Schärfe erreicht hat, dort versucht sie ihre Ziele trotz und über demokratische Staatsformen zu erreichen. Zeigt sich für sie die Demokratie als nicht mehr funktional, wird sie offen (die) terroristische Diktatur bevorzugen. Das einzige Mittel gegen imperialistische Politik ist in solchen Ländern die Durchsetzung der Klasseninteressen der Arbeiter, der Kampf um den Sozialismus.

Dem Imperialismus ist jedes Mittel recht. Von Völkermord bis Demokratie, je nach den gegebenen Bedingungen. Internationale Solidarität im Kampf gegen den Imperialismus muss sich an der Situation in den jeweiligen Ländern orientieren. In Spanien den Kampf der Arbeiterklasse zur Überwindung des Kapitalismus und zum Aufbau des Sozialismus zu unterstützen, in Marokko und der Westsahara den Kampf um die nationale Unabhängigkeit und den Sturz der Marionettenherrschaft als den ersten Schritt zu einem freien Maghreb.

Die Zafra 5 enthält Materialien zu den in dieser Veranstaltungsreihe angesprochenen Themen. Die verschiedenen Gesichter des Imperialismus spricht die Grundthesen der Veranstaltungsreihe aus. In einem ersten Block werden dann Materialien zum Befreiungskampf der Sahara vorgelegt. Die Revolution, das ist nichts anderes als der Kampf für die Unabhängigkeit, ist eine Rede eines Vertreters der Frente Polisario, gehalten auf dem Solidaritätsfest am 9.7. in Bonn. Der folgende Artikel Die Strategie der F. Polisario, den wir aus Le Monde übernommen haben, soll die Möglichkeit bieten, sich mit den Hintergründen des Sahara-Konfliktes vertraut zu machen. Er bildet den Hintergrund zum Verständnis der politischen Stellungnahme des Vertreters der F. Polisario. Das folgende Interview mit dem revolutionären mauretanischen Filmemacher Med Hondo gibt einige zusätzliche Informationen über die Situation in der Westsahara und spricht Fragen antiimperialistischer Propaganda an …

Der zweite Themenblock enthält Materialien zur Situation in Marokko. Stützpunkt Marokko. Ein Teach-in-Beitrag vom 30.6. gibt Auskunft über die ökonomische und soziale Struktur des Landes sowie dessen Funktion innerhalb der Militärstrategie der Nato …

Ein dritter Themenblock enthält einen Teach-in-Beitrag zur Entwicklung in Spanien Demokratisierung in Spanien. Hier wird gezeigt, dass der Kampf gegen den Imperialismus in Spanien ein Stadium erreicht hat, in dem der nächste Schritt die Überwindung des Kapitalismus und der Aufbau des Sozialismus ist. Informationswochen zur Internationalen Solidarität sind ein Schritt zur Herstellung einer breiteren Öffentlichkeit. Wir möchten mit der Veröffentlichung des Materials allen im Bereich Internationale Solidarität Tätigen, Material zur Diskussion an die Hand geben. Diskussion über den Inhalt unserer Beiträge und Diskussion über die Möglichkeit, die Bewegung antiimperialistischer Solidarität zu stärken."

Artikel der Ausgabe sind:
- "Die verschiedenen Gesichter des Imperialismus", "Stützpunkt Marroko", "Demokratisierung in Spanien"
- "Die Revolution, das ist nichts anderes, als der Kampf für die Unabhängigkeit", Rede des Vertreters der Frente Polisario", über eine Rede auf dem Teach-in der GRZ
- "Die Strategie der Frente Polisario", über den Kampf der Polisario
- "La Strategie Du Front Polisario Face A ses Adversaires Directs Et A Leurs Protecteurs", über eine Übersetzung aus Le Monde Diplomatique, August 1977"
- "MARIE umSCHLEIcht die ,geographischen und politischen Gegebenheiten", über die Maghreb Staaten
- "Interview mit dem revolutionären mauretanischen Regisseur Abid Med Hondo über seinen Film: Nous aurons toute la mort pour dormir", über ein Interview und einen Film
- "Französischer Aufmarsch im Krisengebiet SAHARA. Das Opfer wird zum Mörder", über Terrorismus, die POLISARIO (FRENTE POLISARIO)
- "Stützpunkt Marokko", über die "ökonomische Lage und Klassenstruktur Marokkos", über einen Teach-in-Beitrag der GRZ
- "Wir vertreten die Auffassung, dass das derzeitige Regime als Hauptfeind des marokkanischen Volkes radikal abgeschafft werden muss", über einen Beitrag eines Genossen des Marokkanischen Arbeiterbundes in der BRD, "Teach-in-Beitrag eines Genossen des marokkanischen Arbeiterbundes in der BRD"
- "Freiheit für alle politischen Gefangenen in Marokko"
- "Derselbe Henker", über ein Gedicht
- "Demokratisierung in Spanien", über einen Teach-in-Beitrag der GRZ
- "Literaturangaben Spanien"
- "Literatur zur West-Sahara-Frage"
- "Literatur zu Marokko"

Geworben wird für die eigenen Zeitungen, weiter für den Buchladen 46, für das Rotbuch, VAS Westberlin, Trikont, DEB Berlin, für das "3. Welt Magazin", die "Blätter des Iz3W", für den "Dokumentationsdienst Südliches Afrika, für das "lila-info." Bekannt gegeben wird, dass sich "Cine Terz-Arbeitsgemeinschaft zur Förderung von Dritte-Welt-Filmen e. V." konstituiert hat, "in der sich Film- und Fernsehjournalisten, Medienpädagogen, Mitarbeiter von 3. Welt-Gruppen und Filmfreunde zusammengeschlossen haben". Die "Initiative für ein Maghreb-Komitee" lädt zur Mitarbeit ein. Aufgerufen wird zu Spenden für Marokko und für die FRENTE POLISARIO.
Q: Gruppe Rheinische Zeitung (Bonn) (Hrsg.): ZAFRA - Zeitschrift für Internationale Solidarität, Jg. 2, Nr. 5, Bonn, November 1977.

November 1978:
Nach einem Jahr Pause erscheint die Nr. 6 der Zeitschrift "ZAFRA".
Die Ausgabe wird in Zusammenarbeit mit der "Sozialistischen Gruppe Duisburg" herausgegeben. In der "Redaktionellen Vorbemerkung" wird u. a. ausgeführt: "Anlass dieser ZAFRA-Themennummer zur Situation in Südafrika ist der am 11. und 12. November in Bonn stattfindende 'Kongress gegen die atomare Zusammenarbeit BRD-RSA'. Bei der Unterstützung dieses Projektes verfolgen wir mehrere politische Ziele:

- Unterstützung des Projektes selbst. Die RSA erstrebt den Besitz von Atomwaffen, zu deren Herstellung sie auf die Unterstützung der westlichen Industrienationen, speziell der BRD, angewiesen ist. Im Besitz dieser Waffen wäre Südafrika in der Lage, den Handlungsspielraum der Frontstaaten, zur Unterstützung der Befreiungsbewegungen entscheidend einzuschränken. Die Gesellschaftsstruktur Südafrikas, die sich auf die brutale Ausbeutung der schwarzen Bevölkerung stützt, wäre damit auf lange Zeit gesichert.

Um diese Entwicklung zu verhindern, hat sich der Nuklearkongress die Aufgabe gesetzt, die atomare Zusammenarbeit zwischen der BRD und Südafrika detailliert aufzudecken, einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen und mit deren Unterstützung weitere Hilfeleistungen der BRD-Regierung und westdeutscher Firmen bei der Produktion von Atomwaffen in der RSA zu bekämpfen.

- Der Kongress gegen die atomare Zusammenarbeit bietet durch seine Konzeption die Chance, die Mediensperre zu durchbrechen und verspricht dadurch wesentlich größere Effektivität, als dies durch vereinzelte Projekte verschiedener Organisationen erreicht werden kann. Dies unterscheidet ihn von einer Vielzahl antiimperialistischer Aktionen, die niemals in bürgerlicher Öffentlichkeit Erwähnung finden und macht seinen besonderen Stellenwert aus.

- Der Kongress gegen die atomare Zusammenarbeit ist ebenfalls ein Mittel, die Bündnisfähigkeit verschiedener Organisationen weiter auszubauen, um Aktionen von ähnlichem Format wiederholen zu können. Demokraten und Sozialisten lernen hier, im Interesse einer Sache sektiererische Verhaltensweisen zu überwinden … Der Kongress gegen die atomare Zusammenarbeit ist als ein positiver Schritt in diese Richtung zu bewerten.

- Ein weiterer wichtiger Aspekt für unsere Teilnahme an der Vorbereitung und Durchführung des Kongresses ist die Möglichkeit einer politischen Auseinandersetzung mit Vertretern verschiedener Organisationen über Fragen der südafrikanischen Entwicklung und der Perspektive weiterführender Solidaritätsarbeit. Die vorliegende ZAFRA hat die Aufgabe, unsere Position zum Thema Südafrika in diese Diskussion zu bringen."

Artikel der Ausgabe sind:
- "Südafrika vor dem Umbruch", über Südafrika, die Klassenfrage, die Apartheid und die politischen Alternativen
- "Südafrikanische Außenpolitik: Sprache der Gewalt", über die Innen- und außenpolitische Sicherheitslage, die "Interessenslage der Weltmächte im südlichen Afrika", die buristische Außenpolitik
- "Die Strategien der Befreiungsbewegungen", über Südafrikas politische Organisationen, den ANC, BPC, SASO, SASM, die PAC, die SACTU und ihre Strategien
- "Internationale Arbeitersolidarität-Der DGB und Südafrika", über "das Verhältnis zwischen der Solidaritätsszene und den DGB-Gewerkschaften"
- "BRD macht RSA zur Atommacht. Kongress gegen die atomare Zusammenarbeit Bundesrepublik-Südafrika am 11./12. November in Bonn", über den stattfindenden Kongress

Geworben wird für das "ila-info", die "Blätter des Iz3W", die "Nahostzeitung" und die eigenen Zeitungen.
Q: Gruppe Rheinische Zeitung (Bonn) / Sozialistische Gruppe Duisburg (Hrsg.): ZAFRA - Zeitschrift für Internationale Solidarität, Jg. 3, Nr. 6, Bonn, November 1978.

Letzte Änderung: 04.11.2019