Bonn:
SDS (Betriebsprojektgruppe und Rote Zellen) / Gruppe Arbeitermacht: 'Arbeitermacht'

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 26.4.2012

Die hier vorgestellte Aktivistenausgabe der 'Arbeitermacht', neben der es noch eine vor den Betrieben verteilte 'Arbeitermacht' gab, ist ein typisches örtliches Kommunikationsorgan innerhalb des Ende 1969 endgültig in seine verschiedenen Bestandteile zerfallenden Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS), wobei in Bonn zu den auf der Arbeitskonferenz der Westberliner 'Roten Presse Korrespondenz' (RPK) dominierenden und auch in Bonn vertretenen Fraktionen noch die trotzkistische Rote Zelle Germanistik, später Gruppe Roter Anfang (GRA) hinzukam.

Die 'Arbeitermacht' wurde zunächst herausgegeben von der Betriebsprojektgruppe (BPG) des SDS Bonn (vgl. 15.11.1969, 16.12.1969), schnell schlossen sich die Roten Zellen an (vgl. 27.1.1970), unter denen sich ebenso bald eine Fraktionierung ergibt, da die Rote Zelle Germanistik trotzkistische Positionen bezieht (vgl. 20.3.1970, 22.4.1970), während sich der Rest der Roten Zellen bzw. der BPG, die sich dann Gruppe Arbeitermacht (GAM) nennt, von seiner anfänglichen Sympathie für die Westberliner Proletarische Linke / Parteiinitiative (PL/PI) abwendet und sich nach Abspaltung einer auf die KPD/ML-Zentralbüro ausgerichteten Fraktion sowie auch dem Ausscheiden der vermutlich eher auf den KB/ML Westberlin orientierten Weingartzgruppe als örtliche Vertretung der Westberliner KPD-Aufbauorganisation (KPD/AO) etabliert (vgl. Juni 1970, 27.10.1970), wodurch die Notwendigkeit eines eigenen örtlichen theoretischen bzw. Diskussionsorgans entfiel.

Liste der als Scans vorhandenen Zeitungen

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

März 1969:
In Bonn demonstrieren, laut GAM Bonn, 1 000 spanische Arbeiter gegen den spanischen Faschismus.
Quelle: Arbeitermacht Nr.7,Bonn o.J. (1970)

01.05.1969:
In Bonn kommt es, laut BPG, zu 'handgreiflichen Protesten' von Lehrlingen und Jungarbeitern bei den offiziellen Maifeiern.
Q: Arbeitermacht Nr.2,Bonn o.J. (1970)

15.11.1969:
In Bonn gibt die Betriebsprojektgruppe (BPG) des SDS Bonn erstmals ihr Info 'Arbeitermacht' (vgl. 16.12.1969) heraus, für das Hans Weingartz die Verantwortung übernimmt. Dieses Info ist nicht identisch mit einer anderen 'Arbeitermacht' in Bonn, die als Betriebszeitung von der selben Gruppe herausgegeben wird (vgl. März 1970). Eingegangen wird zunächst auf die Septemberstreiks im Ruhrgebiet (Hoesch), im Saarland, Kiel und Bremen. Über den bei Klöckner Bremen tätigen Betriebsrat Bonno Schütter wird behauptet, daß er ein nichtorganisierter Maoist sei, obwohl andere Quellen ihn ja zumeist als zumindest ehemals in der Gruppe Arbeiterpolitik aktiven Brandleristen kennzeichnen. In einem eigenen Streikbericht wird bekanntgegeben, daß man selbst Kontakt zu drei Betrieben in Neuwied und Umgebung gehabt habe, wobei es sich um das Goodrich Reifenwerk, die Hilgerswerft und die Kalichemie in Bad Hönningen handele. So doll kann der Kontakt allerdings nicht gewesen sein, da nur aus einem Betrieb ein Arbeiter berichtete, während sich in den anderen Betrieben die Arbeiter geweigert hätten.
Von Hilgers Neuwied (ein weiteres Werk ist in Rheinbrohl), wird berichtet, daß die Arbeiter zu 98% organisiert seien und schon öfters gestreikt hätten. Während ein Streik zu den Notstandsgesetzen noch gerade eben verhindert werden konnte, sei man in einem Streik für ein Weihnachtsgeld nicht unter 120 DM eingetreten.

Von der italienischen Unione wird ein Leitartikel von deren 'Servire il Popolo' (vgl. 8.11.1969) übernommen. Berichtet wird auch über die Gründung der Unione an der Uni Rom und das dortige Movimento Studentesco. Beide Artikel wurden von Genossen des romanischen Seminars der Uni Bonn übersetzt.

Kritisiert wird der Aufruf der DKP bei den Kommunalwahlen die SPD zu wählen. Ebenfalls nicht begeistert ist man von dem, im Sommer 1969 gegründeten, Hans-Böckler-Kreis, der von SHB-Mitgliedern getragen werde und für die Verbindung von Universität und Gewerkschaften eintrete. Dieser habe mittlerweile die programmatische Erklärung des SHB (vgl. Okt. 1969) übernommen.

Vom AStA der Uni Heidelberg wird dessen Erklärung zum VDS und seinem Verlassen dieser Organisation und deren a.o. MV abgedruckt. Zu den Fakultätswahlen an der Uni Bonn wird festgestellt, daß man keine SDS Kandidaten aufstellen werde, solange sich keine sozialistische Hochschulorganisation gebildet habe. Zu einem Boykottaufruf kann man sich allerdings auch nicht durchringen. Während sich die BPG bei Hans Weingartz zu Hause trifft, findet ein Arbeitskreis Politökonomie im evangelischen Seminar der Uni statt.
Q: Arbeitermacht Nr. 1, Bonn 15.11.1969

13.12.1969:
In Bonn ruft, laut BPG, das "von der DKP initiierte und kontrollierte Aktionskomitee Vietnam-Bonn" zu einer Vietnamdemonstration um 16 Uhr zum Auswärtigen Amt auf, nachdem bereits um 10 Uhr ein Infostand auf dem Münsterplatz und um 12 Uhr eine Kranzniederlegung am Ehrenmal für die Opfer des Faschismus am Hofgarten stattgefunden hat.
Q: Arbeitermacht Nr.5/6,Bonn Juni/Juli 1970

16.12.1969:
In Bonn gibt die BPG des SDS die Nr.2 ihrer 'Arbeitermacht' (vgl. 15.11.1969, 27.1.1970) heraus.
Anläßlich der Vietnamkampagne wird die DKP kritisiert. Das gleiche widerfährt dem Hochschulprogramm der DKP.
Äußern tut man sich auch 'Zu einigen Problemen der Lehrlingsarbeit'.

Aus dem betrieblichen Sektor wird außer über die Nr.11 des Mitteilungsblattes der IGM für die Beschäftigten der Lemmerzwerke auch über die von der Betriebszelle Lemmerzwerke Königswinter herausgegebene 'Rote Felge' Nr.1 berichtet, für die Stefan Kappstein verantwortlich ist. Abgedruckt wird auch ein Flugblatt der BPG Bonn 'An die Belegschaft von Bonaval', welches sich außer mit dem Betrieb selbst auch mit den Lemmerzwerken und, ebenso wie ein anderer Artikel der 'Arbeitermacht' auch mit den Kautexwerken befaßt.

Abgedruckt wird auch das Programm der Roten Zelle Pädagogik, die u.a. gerne einen Arbeitskreis sozialistischer Kinderläden gründen möchte. Zu Wort kommt auch eine Gruppe: Für eine Rote Zelle Jura. Neben dem zweiten Teil des Berichtes über das italienische Movimento Studentesco wird auch auf den am Romanischen Seminar gegründeten Arbeitskreis Lotta Continua eingegangen. Während sich die BPG jetzt bei Jürgen Holz versammelt, wurde der Arbeitskreis Politökonomie aufgeteilt in einen Termin für Fortgeschrittene und zwei Termine für alle, jeweils im Fachschaftszimmer der evangelischen Theologie Fakultät.
Q: Arbeitermacht Nr. 2, Bonn 16.12.1969

27.01.1970:
In Bonn erscheint die Nr. 3 der 'Arbeitermacht' (vgl. 16.12.1969, 22.4.1970), die nun nicht mehr allein durch die BPG des SDS herausgegeben wird, sondern von den Gruppen BPG, Rote Zelle Pädagogik, Gruppe für eine Rote Zelle Jura, Rote Zelle Germanistik, Lotta Continua und Kommune Waldorf im SDS Bonn. Verantwortlich zeichnen Anne Bösel, Herbert Storn und Hans Weingartz. Eingegangen wird zunächst auf die eigene Geschichte, worüber u.a. ausgeführt wird, daß während der Bonner SDS im Sommersemester 1969, nach der Abgrenzung von den Revisionisten, mit einer Vielzahl von Basis- und Projektgruppen im universitären Bereich arbeitete, Anfang des Wintersemesters eine Betriebsprojektgruppe gegründet wurde.

Stattgefunden habe mittlerweile die erste Brüngsberger Konferenz, auf der neben der BPG u.a. auch die Rote Zelle Pädagogik, die Gruppe für eine Rote Zelle Jura, Lotta Continua, die Arbeitskreise Politökonomie, die Lehrlingsgruppe Bonn und Tricont Bonn anwesend gewesen seien. Zur zweiten Brüngsberger Konferenz könne man sich in der Fachschaft Romanistik bei Udo Erdmann anmelden. Vermutlich in Brüngsberg wurde das ebenfalls veröffentlichte Bonner Diskussionsprotokoll zur Berliner RPK-Arbeitskonferenz mit den 3 Hauptlinien ML, Horlemann und Harzer Papier verfaßt.

Die Gruppe für eine Rote Zelle Jura legt ein 'Bonner Papier zur Organisation und Schulung' vor. Berichtet wird auch über eine Sdr.Nr. der 'Arbeitermacht' mit dem Titel "Der Streik bei Pirelli", die uns leider bisher nicht zugänglich war.

In einem Artikel "Zum Problem der Schulung" wird ausgeführt, daß natürlich die Schulung im 'alten, revisionistischen Bonner SDS' nicht das Wahre gewesen sei. Die BPG, die zusammenarbeite mit den Roten Zellen, Schülern und Tricont, habe Untersuchungspapiere verfaßt zur Automobil- und Stahlbranche, wo einige Genossen arbeiten, und, zusammen mit Genossen aus der Ökonomie und Mathematik die Struktur des Bonner Wirtschaftsraumes untersucht. Bei den für die Schulung vorgesehenen Texten finden sich u.a. auch Trotzkis "Thesen zur permanenten Revolution".

Um den DKP-AStA zu bekämpfen wird u.a. die Einrichtung eines Plenums der Roten Zellen vorgeschlagen. Ein Organisationsmodell sieht hierbei 1. ein Plenum der Roten Zellen und der Sympathisanten aus Arbeitskreisen und Projektgruppen, 2. eine Delegiertenkonferenz aller Roten Zellen, und u.a. der BPG und der Roten Garde (auf die weder zuvor noch nachher eingegangen wird), 3. eine gemeinsame Grundschulung und 4. die Durchführung von Arbeitskonferenzen vor. Diese Arbeitskonferenzen sollen alle arbeitenden Gruppen umfassen, allerdings wird dazu angemerkt, "die Konferenz soll der Stabilisierung der proletarischen Linie dienen. Daher wurde beschlossen, die Bünnig-Gruppe zunächst nicht zu beteiligen!"
Von einigen zur Konferenz zugelassenen Gruppen werden Berichte veröffentlicht. Als erste Gruppe kommt die BPG zu Wort. Diese sei entstanden aus dem im letzten Semester gegründeten Politökonomie Arbeitskreis. Die Basisgruppe Volkswirtschaft habe dann eine Bonner Infrastrukturanalyse erstellt und es sei die Zeitung 'Arbeitermacht', vorläufig nur für Intellektuelle, gegründet worden. Nachdem man verschiedene Flugblattaktionen vor Bonner Betrieben durchgeführt habe, sollen nun einige Trupps von Genossen in ausgewählte Betriebe gehen und dort für mehrere Wochen arbeiten.
Die Lehrlingsgruppe habe sich über das Projekt der Lehrlingszeitung (vgl. März 1970) als Gruppe stabilisiert. Bei der BPG-Gründung habe man u.a. Kritik an der Bünnig-Gruppe geübt, die ebenfalls außeruniversitär arbeite, nämlich mit Schülern. Selbstkritisch wird auch eingegangen auf "die fehlerhafte Praxis des letzten Semesters in der Auseinandersetzung mit der WUS-Fraktion", wobei wir leider bisher nichts genaueres über die WUS in Erfahrung bringen konnten, außer daß in der WUS eine Psychodebatte geführt wurde. Die BPG habe ursprünglich 4 Mitglieder gehabt, jetzt aber habe sie schon 12 bis 15.

Ein weiterer Bericht ist die Darstellung der Rotzpäd, die den Aufbau einer revolutionären Kinder- und Jugendorganisation anstrebt. Im November 1969 hätten sich SDAJ-Mitglieder mit der Bitte um Schulung an die Rotzpäd gewandt, später seien noch Lehrlinge und Schüler dazugestoßen, das sei der Kern der neuen Organisation. In einem Artikel "Versuch einer Bestimmung revolutionärer Erziehung", wird u.a. bekanntgegeben, daß die Projektgruppe Kinderladen der Rotzpäd im evangelischen Theologie Seminar der Uni ein Seminar mit dem 'Genossen Ernest Mandel' über die Rolle der Intelligenz im Klassenkampf durchgeführt habe, welches demnächst auch als Broschüre im Verlag Arbeitermacht erscheinen solle.

Trikont berichtet über sich, daß er aus ausländischen Kommilitonen und Genossen bestehe, welche in keinem Zusammenhang mit den Deutschen in Uni und Betrieb stünden. Angestrebt sei die Gründung eines Komitees 1.Mai - Tag des internationalen Proletariats.

Die Kommune Waldorf berichtet über sich, daß sie Dienstags und Freitags in der Mensa Nassestr. und Montags in der Mensa Poppelsdorf das Politbuch durchführe.

Ein Artikel "Nochmals zum VDS und wieder einmal zur DKP" ist von den Rote Zelle Psychologie Mitgliedern Breuer, Ritzmann, Kleinert, Eichhorn und Weber verfaßt und beschäftigt sich mit einem Artikel von Cristoph Strawe im Info der Fachschaft Psychologie Bonn Nr.1, welches uns bisher nicht zugänglich war.

Neben Materialien zur Black Panther Party findet sich noch eine Ankündigung für eine Konferenz der BPG (vgl. 15.2.1970).
Q: Arbeitermacht Nr. 3, Bonn 27.1.1970

15.02.1970:
Die Betriebsprojektgruppe Bonn möchte heute eine Konferenz zu Gewerkschaften im Kapitalismus durchführen, zu der man sich bei Hans Weingartz im Pädagogischen Seminar anmelden konnte.
Q: Arbeitermacht Nr. 3, Bonn 27.1.1970

20.03.1970:
In Bonn wird das "Grundsatzpapier der Roten Zelle Germanistik Bonn" verabschiedet, welches später in der 'Arbeitermacht' Nr.4 (vgl. 22.4.1970) erscheint.
Q: Arbeitermacht Nr. 4 ,Bonn 22.4.1970

22.04.1970:
Nach dem 21. und noch vor dem 28. erscheint in Bonn die auf Mai datierte Nr. 4 (vgl. 27.1.1970, Juni 1970) der 'Arbeitermacht' als Zeitung marxistisch-leninistischer Studenten in Bonn, herausgegeben von der Betriebsprojektgruppe (BPG) und den Roten Zellen Germanistik (Rotzeg) und Pädagogik (Rotzpäd). Verantwortlich zeichnet Hans Weingartz. Neben einem Artikel von H.S. (BPG) zu "Lohn-Preise und Profite", äußert sich auch H.H., was wohl Hannes Heer heißen soll, "Zur Einschätzung der belgischen Streiks". Hierbei wendet er sich gegen die Trotzkisten, weshalb noch eine Gegendarstellung der Roten Zelle Germanistik enthalten ist.

Im weiteren finden sich eine Reihe von Ankündigungen (vgl. 28.4.1970, 5.5.1970, 12.5.1970) und Abdrucke von Dokumenten (vgl. 20.3.1970, 21.4.1970).

Außer dem Treffen der Betriebsgruppe beim Gen. Holtz, werden auch noch die des Arbeitskreises (AK) Proletarische Erziehung von der Rotzpäd im Pädagogischen Institut und des AK Mairevolte 68 der Romanisten angesagt. Hans Weingartz verfaßte einen Untersuchungsbericht aus einem Bonner Betrieb, der sich außer mit den Frauen und Lehrlingen auch mit den dort arbeitenden Ausländern (Italiener, Griechen, Jugoslawen, Spanier und Türken) befaßt.

Vom selben Autor, gemeinsam mit N.V., stammt ein Artikel zum AK Kinderladen (AKL). Anfang des Wintersemesters 1969/70 sei die Gruppe für eine Rote Zelle Pädagogik gegründet worden. Seit Ende des Semesters habe diese dann Untersuchungstrupps in Bonner Kindergärten geschickt. Auch Kontakte zu Kinderläden in Köln, Tübingen und München seien aufrechterhalten bzw. aufgebaut worden.
Q: Arbeitermacht Nr. 4, Bonn 22.4.1970

05.05.1970:
In Bonn möchte die Basisgruppe VWL heute, im Rahmen der von ihr organisierten Arbeitskreise Politische Ökonomie, eine Veranstaltung "Einführung in die marxistische Wirtschaftstheorie (Rotzök)" Berlin durchführen (vgl. 28.4.1970).
Q: Arbeitermacht Nr. 4, Bonn 22.4.1970

12.05.1970:
Im WDR III soll, nach eigenen Angaben, von 22 bis 22 Uhr 30 eine Sendung von Genossen der Betriebsprojektgruppe Bonn mit dem Titel "Streik in Belgien" verbreitet werden.
Q: Arbeitermacht Nr. 4, Bonn 22.4.1970

12.05.1970:
Zu der heutigen Bonner Kambodschademonstration ruft, laut BPG, ein von der DKP kontrolliertes Bündnis auf.
Q: Arbeitermacht Nr. 5/6, Bonn Juni/Juli 1970

Juni 1970:
In Bonn ist die Nr. 5/6 der 'Arbeitermacht' (vgl. 22.4.1970, 27.10.1970) auf Juni/Juli datiert, in der nächsten Nummer, der Nr. 7 wird allerdings gar noch eine Nr. 8 für Juni angekündigt, die uns allerdings bisher nicht zu Gesicht kam, weswegen man wohl davon ausgehen kann, daß sowohl die Nr.5/6 als auch die Nr. 7 im Juni erschienen sind.
Die Nr.5/6 wird herausgegeben von der Betriebsprojektgruppe, unter Verantwortung von G. Höcke in Waldorf Sandstr.17, wo vermutlich die Kommune Waldorf residiert.

Die wohl wichtigste Nachricht enthält ein Artikel "Zum Übertritt einiger Genossen aus der BPG zur KPD/ML", womit die KPD/ML-ZB gemeint ist. In der BPG sei allerdings keine Diskussion über die KPD/ML geführt worden, die Mehrheit der BPG habe die politische Existenzberechtigung der KPD/ML und den Eintritt in diesen abgelehnt. Eine KPD/ML-ZB Zelle Bonn sei gegründet worden, weil ein Arbeiter Mitglied habe werden wollen. Die BPG dagegen hält es für falsch, die von ihr organisierten Jungarbeiter und Lehrlinge heute schon zu Betriebs- und Stadtteilgruppen zu ernennen und favorisiert stattdessen eine überbetriebliche Zentralgruppe.

Neben Artikeln zu Laos und den DKP-Indochinaaktionen (vgl. 13.12.1969, 12.5.1970) beschäftigen sich weitere Artikel mit den anderen Gruppen der Bonner Linken.

In "Zur Internationalismusarbeit" von Hannes Heer wird u.a. ausgeführt:"
Die Gruppe um Jens Bünnig hat unter verschiedenen organisatorischen Bezeichnungen … je ein Info zu Lateinamerika, Palästina und Kambodscha herausgegeben. Konkreter Anlaß war jedesmal eine Demonstration, meistens verbunden mit einem Teach-In."

Im 'Roten Partisan' - Zeitung für Internationalismus Bonn, welcher von einer Gruppe "Für eine sozialistische Jugendorganisation" herausgegeben worden sei, habe man außer für Hugo Blanco, die Al Fatah und die israelische Matzpen auch noch für die lateinamerikanische Focustheorie geworben. Dahinter stecke "der Genosse Bünnig, Promoter zahlloser Komitees, Arbeitskreise, Korrespondenzen, Infos und Jugendorganisationen in der Königstr. 65, (ehemals Sitz des LSD-Bundesvorstandes,d.Vf.) …: …, der gegen die Betriebsarbeit ein Jahr lang ankämpfte," diese aber nun auch befürworte. Die BPG betreibe diese mittlerweile bei den Firmen Bonaval, Lemmerz, Ringsdorff und VAW. Trikont wird zum Eintritt in die BPG aufgefordert.

In "Eine kurze Lektion Stalin - für DKP und KPD/ML" wird Stalin so ziemlich mit Breschnew gleichgesetzt und die Position der KP Chinas zu ihm für gut befunden. In "Trotzkismus oder Leninismus" wird festgestellt: "die Rotzeg ist zur Filiale des Trotzkismus in Bonn geworden."
Q: Arbeitermacht Nr. 5/6,Bonn Juni/Juli 1970

Juni 1970:
Die Nr. 7 der 'Arbeitermacht' wird von J. Holtz verantwortet und kündigt noch für Juni eine Nr. 8 an, die sich mit der bisherigen Betriebsarbeit der Gruppe Arbeitermacht, der Berliner KPD/AO, der Sozialistischen Gruppe Bonn und einigen Grundfragen der Betriebsarbeit befassen soll, uns aber bisher nicht vorliegt.

Man äußert sich auch "Zu einigen Grundfragen", besonders das Verhältnis von Proletariat und Intelligenz betreffend.

Im Rahmen des Aufbaus des Sozialistischen Studiums werden Veranstaltungen der Roten Zellen angekündigt am Montag von der Roten Zelle PH (Rotzeph) zur Geschichte der Spaltung Deutschlands und von der Basisgruppe Romanistik (BG Rom) zur Ideologiekritik, am Dienstag von der BG Rom eine zur Wissenschaftspolitik und eine zum Strukturalismus und am Donnerstag eine von der Roten Zelle Psychologie (Rotzeps) zur Gewerkschaftsfrage.

In einer "Selbstkritik der Hochschullinie" wird festgestellt, daß die Gruppe Arbeitermacht (GAM), wie sich die BPG nun nennt, zwar die Gründung der Roten Zellen initiierte, ihre Mitglieder in diesen aber nicht gerade die beste Arbeit geleistet hätten.

In einer "Einschätzung der PL/PI" wird bekanntgegeben, "daß die Gruppe Arbeitermacht in der Vergangenheit mit der PL sympathisierte", was sich u.a. in den "Hochschulthesen der GAM", die uns leider nicht vorliegen, gezeigt habe. Die PL/PI habe aber durch ihre ökonomistische Politik einen Sektencharakter bekommen. Auch in "Zur Gewerkschaftsopposition der PL" kommt diese nicht gerade gut weg, denn sie verbiete faktisch eine Mitarbeit in den Gewerkschaften, worauf die GAM doch Wert legt.

Ab nächste Woche soll als 'Schulungsheft' Nr. 1 ein Revisionismus Reader erscheinen, der uns noch nicht zu Gesicht gekommen ist, was aber nicht viel heißen will.
Q: Arbeitermacht Nr.7, Bonn o.J. (Juni 1970)

27.10.1970:
In Bonn mobilisiert die Gruppe Arbeitermacht mit einem Uni-Extra ihrer 'Arbeitermacht' (vgl. Juni 1970) für heute zu einem Treffen vor dem Hörsaal 1, auf dem ein Unikollektiv der Roten Zellen gebildet werden soll. Dies ist die letzte uns bekanntgewordene Ausgabe der 'Arbeitermacht' Serie für die Linke bzw. die Uni. Die Verantwortung übernimmt J. Holtz. Ausgeführt wird darin u.a.:"
Die Gruppe Arbeitermacht leistet seit 1 Jahr durch ihre Agitation und Propaganda in Bonner Betrieben (Betriebszeitungen und Arbeit im Betrieb)" ihren Beitrag zur Verankerung des M.-L. im Proletariat "zusammen mit anderen revolutionären Gruppen in der BRD (Arbeiterbasisgruppen München, PL-PI und KPD-AO Westberlin) … . … Genossen der Gruppe Arbeitermacht, die an der Uni studieren, werden durch Schaffung eines Uni-Kollektivs und die schwerpunktmäßige Gründung von Roten Zellen (Psychologie + Volkswirtschaft) die Durchsetzung einer PROLETARISCHEN Linie … sichern. … Die Mitglieder des Uni-Kollektivs und der Roten Zellen arbeiten unter der politischen Anleitung (organisatorisch selbständig!) der Gruppe Arbeitermacht. Sie verpflichten sich (…) im BETRIEB zu arbeiten … und im STADTTEIL".
Q: Arbeitermacht Uni-Extra,Bonn o.J. (1970)

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