Köln: Das Berufsverbot gegen Kurt Holl (1976)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 14.12.2015


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Zum Berufsverbot gegen den Studienrat am Hansa-Gymnasium Köln, Kurt Holl, Anhänger der KPD bzw. ihrer Initiative für einen Bund sozialistischer Lehrer und Erzieher (IfeBSLE), können hier bisher nur wenige Hinweise erschlossen werden.

Während sich seine Schüler offenbar mit ihm solidarisieren (vgl. 17.2.1976), verweigerte die DKP dies offenbar, wurde sie doch damals von der KPD als 'sozialfaschistisch' bekämpft.

Kurt Holl agitiert in der Folge nicht nur in Köln für die KPD und gegen die Berufsverbote, sondern auch auf internationaler Ebene in Brüssel (vgl. 21.6.1976), ist sein Fall doch einer derjenigen, die von der KPD besonders hervorgehoben wurden.

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

09.02.1976:
Am Hansagymnasium Köln erhält, laut KPD, vermutlich in dieser Woche der Referendar Kurt Holl, Mitglied des SDS und Teilnehmer einer Demonstration der Roten Hilfe (RH) e.V. der KPD im Februar 1976, Berufsverbot (BV - vgl. 17.2.1976).
Quelle: Rote Fahne Nr. 8, Köln 25.2.1976, S. 7

16.02.1976:
Die KPD berichtet vermutlich aus dieser Woche vom Schülerstreik gegen Berufsverbote (BV) in Köln. Gegen das Berufsverbot von Frau Felsko (DKP) wurde zwei Tage am Genovevagymnasium gestreikt und zu den umliegenden Schulen demonstriert, woran sich auch ca. 100 vom Gymnasium Düsseldorfer Straße, nicht aber Frau Felsko selbst beteiligten. Im Solidaritätskomitee arbeiten auch KOV und KJVD der KPD mit. Die DKP habe kein Flugblatt gegen beide Berufsverbote (davon eines gegen den KPD-Anhänger Kurt Holl - vgl. 9.2.1976, 17.2.1976) gedruckt, sondern zwei verschiedene Flugblätter. Im Solidaritätskomitee sei eine Resolution gegen die Berufsverbote, die sich nicht auf das Grundgeetz (GG) berief, mit 33 gegen 11 Stimmen angenommen worden, woraufhin die DKP das Komitee verlassen habe.
Q: Rote Fahne Nr. 8, Köln 25.2.1976, S. 7

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17.02.1976:
Im Hansagymnasium Köln findet, laut KPD, während der Schulzeit eine Kundgebung gegen das Berufsverbot (BV) gegen Kurt Holl (vgl. 9.2.1976) mit über 100 SchülerInnen statt. Zwei Schüler werden festgenommen.
Q: Rote Fahne Nr. 8, Köln 25.2.1976, S. 7

26.02.1976:
Die Ortsgruppe Köln des KBW gibt zur heutigen 'Kommunistischen Volkszeitung' Nr. 8 eine Ortsbeilage heraus mit den Artikeln "Den Kampf gegen die Berufsverbote auf der richtigen Linie führen! Sofortige Einstellung von A. Felsko-Lehndorff und K. Holl!" am Genoveva- bzw. Hansa-Gymnasium und "SMV der Königin-Luisen-Schule fordert: Kein Berufsverbot! Weg mit dem Radikalenerlaß! Weg mit dem KPD-Verbot!" gegen den Polizeieinsatz und das Berufsverbot gegen Hurt Holl am Hansa-Gymnasium, was mit 38 zu 3 Stimmen bei 3 Enthaltungen beschlossen wurde.
Q: Kommunistische Volkszeitung - Ortsbeilage Köln Nr. 8, Köln 26.2.1976, S. 3f

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18.03.1976:
Die Ortsgruppe Köln des KBW gibt zur heutigen 'Kommunistischen Volkszeitung' Nr. 11 eine Ortsbeilage heraus mit dem Artikel "Der Fall des Lehrers Kurt Holl: Erst Berufsverbot, dann Zwangsarbeit" zum Lehrer am Hansa-Gymnasium, der nun Pflichtarbeiter auf dem Melaten-Friedhof ist.
Q: Kommunistische Volkszeitung - Ortsbeilage Köln Nr. 11, Köln 18.3.1976, S. 3

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12.04.1976:
In der GEW Köln finden, laut KPD, vermutlich in dieser Woche die Wahlen zum Stadtvorstand statt. Ihr vom Berufsverbot (BV) betroffener Anhänger Kurt Holl, der jetzt als Pflichtarbeiter auf dem Melatenfriedhof tätig ist, erhält ein Drittel der Stimmen, zum Leidwesen der DKP, die schon die Schülerinitiative für Kurt Holl sabotierte.
Q: Rote Fahne Nr. 16, Köln 21.4.1976, S. 6

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07.05.1976:
In Köln führen, laut KPD, die Jusos der SPD und der BdWi ein Hearing gegen die Berufsverbote (BV) durch. Wegen der Agitation der eigenen Initiative für einen BSLE gegen die DKP wird dem selbst vom Berufsverbot (BV) betroffenen KPD-Anhänger Kurt Holl zunächst der Zutritt verwehrt.
Q: Rote Fahne Nr. 19, Köln 12.5.1976, S. 2

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21.06.1976:
Vermutlich in dieser Woche findet, laut KPD, eine Veranstaltung "Freiheit in der BRD" des Brüsseler SPD-Kreises wegen den 'häßlichen Deutschen' statt, auf der u.a. die vom Berufsverbot (BV) betroffenen Studienräte der KPD, Gerd Heide aus Hamburg und Kurt Holl aus Köln in NRW, sowie der KPD-Professor G. Schneider aus Frankfurt in Hessen agitieren.
Dazu erscheint eine Broschüre der KPD "Die KPD informiert: Politische Unterdrückung in der BRD und Westberlin", über Berufsverbote (BV), politische Entlassungen und Gewerkschaftsausschlüsse (UVB), die sich u.a. mit einem Arzt in Berlin (vermutlich Ulrich Scherler am Urbankrankenhaus - ÖTV-Bereich), mit Blohm und Voß (B+V - IGM-Bereich) in Hamburg und Bayer Leverkusen (CPK-Bereich) in NRW befaßt. Die Broschüre wird auf einer Pressekonferenz im Internationalen-Presse-Centrum (IPC) in Brüssel vorgestellt.
Q: Rote Fahne Nr. 26, Köln 30.6.1976, S. 3

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Letzte Änderung: 04.11.2019