Gelsenkirchen: Der Streik bei Küppersbusch 1973

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, März 2014

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1973 kam es in der BRD zu einer Reihe von spontanen Streiks, die ihren Höhepunkt ab dem Mai/Juni bis August 1973 hatten. Für die Tarifrunde 1973 war eine Lohnerhöhung auf den Ecklohn von 8,5% veranschlagt worden. Im Januar 1973 wurde der neue Tarifvertrag von den Tarifparteien unterzeichnet. Bei einer steigenden Inflationsrate von ca. 4% (1970) auf gute 7% (1973) war ein Reallohnverlust nicht mehr wegzudiskutieren.

Angesicht der Tatsache, dass die Tarifparteien bei ihren Lohnverhandlungen dem in keiner Weise Rechnung getragen hatten, kam es zu verschiedenen tariflichen Arbeitskämpfen, um Lohnerhöhungen durchzusetzen. Ein Vorreiter dieser spontanen Streikbewegung dürfte der Februarstreik 1973 bei Hoesch in Dortmund gewesen sein (vgl. Jürgen Schröder: „Dortmund: Der wilde Streik bei Hoesch vom 8. bis 10. Februar 1973“).

Eine zunächst angesetzte Forderung von 46 Pfennig wurde auf 60 Pfennig erhöht, um den „Kaufkraftverlust“ auszugleichen. Sie konnte sich jedoch nicht durchsetzen. Der IG Metall war von verschiedenen linken und oppositionellen gewerkschaftlichen Gruppen ein „verräterisches Verhalten“ vorgeworfen worden. Es kam zu einer Reihe von spontanen Streiks, in deren Verlauf sich alle drei Hoesch-Werke an den Arbeitsniederlegungen beteiligten und in der Dortmunder Innenstadt für eine „Anhebung der Stundenlöhne um 14 Pfennig“ demonstrierten. Die Streikaktionen wurden am 10.2.1973 für beendet erklärt: Ergebnis: „Der Betriebsrat schließt in der folgenden Woche mit der Unternehmensleitung ab - Resultat: 5 Pfennig mehr für alle Kollegen, keine Bezahlung der Streikausfallzeiten.“ (ebd.)

Von März bis zum Sommer des Jahres (etwa August bis September) verschärfte sich die Situation in vielen Betrieben. Es kam zu einer Reihe von Arbeitsniederlegungen, die linke Gruppen für ihre Propaganda nutzten. Der Mythos Hoesch („Streiken wie die Hoesch-Arbeiter, Hoesch-Arbeiter bringen uns weiter!“ oder im Rückgriff auf die Jugend- und Studentenbewegung: „Man kann sagen, dass die streikenden Kumpels Marcuse, Habermas usw. ideologisch getötet haben“, so der „Rote Morgen“ im September 1969), jene Formeln, die seit den Septemberstreiks 1969 die Mär von der ununterbrochenen Kampfkraft der westdeutschen Arbeiterklasse aufrechterhielten, sollten sich in den „Massenaktionen der Arbeiterklasse“ stets manifestieren.

Betriebliche Aktionen und Demonstrationen, die sich gegen Teuerung und Inflation richteten, für eine Teuerungszulage und ein 13. Monatsgehalt, wobei die Forderungen stets unterschiedlich gewichtet waren, gab es etwa bei:

Bei der AEG-Küppersbusch, Küchengerätehersteller mit ca. 2.400 Beschäftigten (1973), kam es vom 16. August bis zum 23. August zu Streikaktionen der Belegschaft. Zunächst kam es ab dem 17. Juli zu verschiedenen Streikversuchen aus den unterschiedlichsten Abteilungen, in denen Betriebsräte und Vertrauensleute aktiv waren, und mit den unterschiedlichsten Forderungen (so z. B. 50 Pfennig pro Stunde mehr, oder 90 DM mehr, 70 DM für die Angestellten). Später sollten sich die Forderungen durchsetzen:

Bereits ca. 10 Tage zuvor (vermutlich am 7. August) hatte sich der Unmut der Belegschaft in einem Warnstreik, der sie „rund um das Werk führte“, artikuliert, in dem die eigentliche Forderung, eine Teuerungszulage von 40 Pfennig, gestellt worden war. Die Unternehmensführung lehnte die Forderung aus „stabilitätspolitischen Gründen“ ab. Gewerkschafter und Betriebsräte machten dagegen Front. Verhandlungen mit der Geschäftsleitung wurden, unter Hinzuziehung eines Ortssekretärs der IG Metall, geführt.

Am 16. August kam es zu einer Demonstration von ca. 500 Beschäftigten zur Verwaltungsstelle der IG Metall in der Augustastraße. Die Demonstranten forderten das Erscheinen des 1. Bevollmächtigten der IG Metall, Ewald Klingler, der sich durch Werner Teichmann (2. Bevollmächtigter) vertreten ließ. Man wolle sich am 10. September treffen, so Teichmann, „um die kommende Lohnrunde vorzubereiten“.

Während der Streiktage wurden die Tore von Streikposten besetzt. Arbeitswillige wurden daran gehindert, das Werk zu betreten, LKWs nach Hause geschickt und Druck auf Angestellte ausgeübt. Willi Scherer: „Ich bin Betriebsrat von Arbeitern und Angestellten!“ Zu einem möglichen Streik im Unternehmen, erklärte die Geschäftsführung, dass „nach wie vor Gespräche mit dem Betriebsrat“ geführt würden. „Volkswirtschaftliche Fehlentwicklungen“ wie die Inflation könnten letztlich nicht auf betrieblicher Ebene gelöst werden“. „Ausfallzeiten“ würden nicht bezahlt, „Arbeitsplätze“ würden „gefährdet“.

Der hauptsächliche Grund für die Arbeitsniederlegungen sei, dass die ausgehandelte Tariflohnerhöhung von 8,5% in der Metallindustrie „aufgebraucht sei durch Preissteigerungen und Steuerprogression“, so der damalige Betriebsratsvorsitzende Scherer (13. Dezember 1921 - 2. November 2009), ehemaliges FDJ- und KPD-Mitglied und seit 1958 bei Küpperbusch (später im „Sozialistischen Büro“ mit Arno Klönne, Klaus Vack, Willi Hoss und anderen). Ein „Nachschlag“ müsse her!

Bereits Ende Februar 1973 (27. und 28.2.) kam es bei Küppersbusch zu Arbeitsniederlegungen, die sich gegen die „Streichung übertariflichen Zulagen“ richteten. Der vierstündige Streik gegen die Versuche der Unternehmensleitung, die „übertariflichen Zulagen für Akkordarbeiter auf die Tariferhöhung anzurechnen“, sollte mit einem Erfolg beendet worden sein. Eine gewisse Unzufriedenheit, die sich gegen die Unternehmensleitung richtete, schien sich bereits da schon herauszukristallisieren.

Die seit längerer Zeit existierende DKP-Betriebsgruppe griff die Forderungen der Belegschaft auf und dürfte sich mit ihrer Betriebszeitung „Heiße Platte“ schnell einen Namen gemacht haben. So sprach auch sie in einer BZ davon, dass die „Gehaltserhöhung von 8,5% aufgebessert werden“ müsse und forderte mit anderen Betrieben „Teuerungszulagen“. In einem Flugblatt von Anfang August propagierte sie u. a.: „Sofortige Teuerungszulage für alle Arbeiterinnen und Arbeiter von 40 Pfennig pro Stunden!“.

Mit der „Küppersbusch-Zelle“ der KPD/ML (Roter Morgen), die Küppersbusch als einen ihrer Zielbetriebe betrachtete, kam eine weitere Betriebsgruppe dazu. Ein Versuch der KPD/ML (Rote Fahne) um 1970/71, dort eine eigene Betriebsgruppe aufzubauen, scheiterte, da ihre Zielbetriebe, Gußstahl und der Schalker Verein, an der Wanner Straße waren.

Die Zelle der KPD/ML konstituierte sich im Juni 1973 vor den eigentlichen Streikaktionen. Zu dieser Zeit kursierten auch die ersten Entwürfe für die Aufbauzelle, ein Plan für die Arbeit und die Aufgabenstellung und die „Hauptaufgaben der Zellenarbeit“. Die Aktivität der Zelle, so hieß es später, „müsse diesem einen Ziel untergeordnet sein: die Politik der KPD/ML in den Betrieb zu tragen, die Kollegen auf die Seite der Revolution zu bringen, die fortschrittlichsten Kollegen zu organisieren“. Und: Zunächst wolle man „Untersuchungsarbeit“ leisten, um dann eine „Einschätzung … vom Betrieb“ vorzunehmen.

Mit Claudio Sperandio, der als Elektromechaniker etwa ab Juli Parteiarbeit im Betrieb leistete, und einem weiteren Aktivisten hatte sich die Zelle verstärken können. Beide wurden im Verlauf bzw. nach Beendigung der Streikaktionen von der Geschäftsführung aus dem Betrieb entlassen. Claudio Sperandio vermutlich bereits am 20. August. Bei ihm kam erschwerend hinzu, dass er sich noch in der vierwöchigen Probezeit befand. Während der Streikaktionen gelang es ihm, einen Teil der Küppersbusch-Lehrlinge zum Mitstreiken zu motivieren. Vermutlich dürfte das der ausschlaggebende Grund für seine Entlassung gewesen sein. Somit hatte die Küppersbusch-Unternehmensführung ein leichtes Spiel, den unliebsam gewordenen Kollegen und Kommunisten auf die Straße zu setzen. Sperandio widerfuhr einige Zeit später bei „Schickedanz“ ein ähnliches Schicksal. Ein Arbeitsgerichtsprozess gegen Küppersbusch fand übriges seinerzeit nicht statt.

Bei den Arbeitsniederlegungen vom August fällt auf, dass die DKP, möglicherweise zusammen mit dem Betriebsrat, Wortführer der Aktionen war (Streikführer). Die DKP in Gelsenkirchen hatte sich sowieso durch ihre betriebliche und gewerkschaftliche Präsenz als „Kollegen nah“ erwiesen. So etwa bei der „Gewerkschaft Schalker Eisenhütte“ durch Helmut Bublitz, beim „Schalker Verein“ durch Lothar Bürgel oder bei „Gußstahl“ durch Fritz Hartung und über den Gelsenkirchener Ortsvorsitzenden Rainer Kallinasch. Die „Heiße Platte“ der DKP avancierte so vermutlich zum „Sprecher der Kollegen“ und nahm deshalb bei den Streikaktionen einen nicht zu unterschätzenden Stellenwert ein.

Mit den Aktionen der Belegschaft solidarisierten sich etwa die Betriebsräte und der Vertrauensleutekörper der „Gewerkschaft Schalker Eisenhütte“, die Belegschaft des „Schalker Vereins“, die „Jungsozialisten“, die „Schülermitverwaltung“, verschiedene Studienstufen der Gesamtschule (alle Gelsenkirchen), die SDAJ. Überregional: der AstA der Uni Münster und der VDS. Ab dem 21.8. trat der Liedermacher Dieter Süverkrüp auf verschiedenen Veranstaltungen der DKP vor Arbeitern von Küppersbusch auf und brachte sein „Küppersbusch-Lied“ zu Gehör. Interessant ist, dass die SPD bei den Aktionen relativ unrührig war, obwohl sie mit Manfred Behrendt (damals 2. Betriebsratsvorsitzender) einen Aktivposten im Betrieb hatte. Aktivitäten von anderen Gruppen gab es etwa durch den „Bund Sozialistischer Arbeiter“ und ihrer Jugendorganisation, „Sozialistischer Jugendbund - Deutsche Sektion des Internationalen Komitees der IV. Internationale“, und die KPD, die einen „Sonderdruck“ ihrer „Roten Fahne“ verteilte. Der KABD oder andere Gruppen waren, nach dem bisherigen Stand meiner Kenntnis, nicht aktiv. Andere Gruppen, wie etwa der „Spartacusbund“, traten mit einer eigenen Propaganda wohl erst nach 1974 auf.

Die DKP, aber auch die KPD/ML, machten sich für eine „Streikleitung“ stark, die von den „aktivsten Kollegen und Vertrauensleuten“ getragen werde sollte, und setzten sich für „regelmäßige Streikversammlungen“ ein. Um das zu gewährleisten, sollte die „Streikleitung“ „unabhängig von Gewerkschaftsführern und Betriebsrat“ sein und in „öffentlicher, demokratischer Wahl“ bestimmt werden. In einer Nachbereitung zum Streik erklärte die KPD/ML, dass es ihr nicht gelungen sei, „die Organisierung einer Streikleitung voranzutreiben“.

Die KPD/ML gab in den Streiktagen verstärkt ihre „Rote Flamme“ (mit mehreren Extrablättern) heraus, wohl an allen Streiktagen. Die erste Ausgabe der Zeitung dürfte laut „Roter Morgen“ (Nr. 33/1973) am 13.8., nach einem internen Papier der OG Gelsenkirchen der KPD/ML am 14.8., erschienen sein. Geworben wurde in der „Roten Flamme“ auch für eine „Arbeiterrunde der KPD/ML“, in der u. a. ein „Schulungsprogramm“ angeboten wurde. Vor dem Betrieb wurde „bis Streikbeginn der RM … verkauft“.

Unterstützung bekam sie vom „Heißen Ofen“, der „Betriebszeitung der KPD/ML und der Roten Garde am Schalker Verein“, sowie vom „Fichte Arbeiter-Turn- und Sportverein Gelsenkirchen“. Von der DKP wurde die KPD/ML von Anfang an angefeindet und in diversen Flugblättern wurden deren Aktivisten als „sich wild gebende Linkswichser“ bezeichnet, die „die Geschäfte der Unternehmer und Konzernbosse“ vertreten würden.

Die Streikaktionen wurden am 23. August für beendet erklärt, nachdem ein Kompromiss zwischen dem Betriebsrat und der Unternehmensleitung ausgehandelt worden war. Dieser sah u. a. vor, dass die Arbeiter und Angestellten eine „Sonderzahlung von 180 DM“, gestaffelt nach Betriebszugehörigkeit, erhalten sollten. Wortführer der Aktionen, außer Claudio Sperandio, wurden nach Abmahnungen und kurzzeitigen Entlassungen aus dem Betrieb wieder eingestellt.

Mit den Entlassungen der beiden Aktivisten der KPD/ML aus dem Unternehmen dürfte die Betriebszelle enorm geschwächt worden sein. Informanten gab es später vermutlich nur noch über einige Jugendvertreter bzw. Lehrlinge und Jungarbeiter. Die „Rote Flamme“ erschien noch einige Male nach dem Streik (etwa im Oktober und November 1973). Vermutlich wurde die Betriebsgruppe 1974 mit anderen Betriebsgruppen, etwa „Seppelfricke“ und möglicherweise mit der BG vom „Schalker Verein“, zu einer Art „Sammelbetriebsgruppe“ zusammengefasst. In der BZ „Rote Flamme“ wurde auch eine Demonstration zum „Roten Antikriegstag“ propagiert, die am 1. September 1974 durch die Viertel Gelsenkirchen Schalke und Feldmark gehen sollte (vgl. hierzu den Bericht im „Roten Morgen“ vom 7. September 1974 (Nr. 36). Ob der „Rote Zunder“, ein Straßentheater der KPD/ML, sich beim Küppersbuschstreik zu Wort meldete, ist mir nicht bekannt.

In der linken Presse (vgl. dazu die Auszüge aus der Datenbank unten) wurde der „Küppersbuschstreik“ in der Regel als beispielhaft für „selbständige, betriebliche Lohnkämpfe“ interpretiert, so etwa in der gemeinsamen Extraausgabe der Dortmunder Betriebszeitungen „Roter Hoesch-Arbeiter“ und „Roter Kumpel“, hrsg. von den „Kommunistischen Kollektiven Hoesch“ und „Zeche Hansa Dortmund“, sowie „Gewerkschaft Viktor Castrop-Rauxel“ der KFR (Kommunistische Fraktion im Ruhrgebiet) vom 27.8.1973. Davon würden die „Metallkollegen“ lernen, „den selbständigen Lohnkampf gegen die Teuerung in die Hand“ zu nehmen. Das sei „die beste Vorbereitung auf die nächste Tarifrunde. Die Belegschaften lernen, dass im einheitlichen Lohnkampf ihre Stärke liegt …“ (ebd.).

Zum „Küppersbusch-Streik“ 1973 liegen mir folgende Materialien vor:

Für weitergehende Informationen zum Streik dankt der Verfasser Frau Adele Sperandio. Der Gruppe „Arbeiterpolitik“ dankt er für die Überlassung der Seiten der gleichnamigen Zeitung zum Streik bei Küppersbusch.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

24.02.1973:
Die KPD/ML-ZK gibt die Nr.7 ihres „Roten Morgen“ heraus. Meldungen befassen sich u. a. mit dem Gewerkschaftstag der IG Chemie, Clouth Köln, AEG Gelsenkirchen-Küppersbusch, dem Streik bei Seppelfricke Gelsenkirchen (am 15.2.1973, d. Verf.). „Bei Seppelfricke und Küppersbusch in Gelsenkirchen, mussten die Arbeiter am 15.2. feststellen, dass ihnen die betriebliche Zulage gekürzt worden war. Zwischen 10 und 25 Pfennig hatten ihnen die Kapitalisten geraubt. Die Arbeiter bei Seppelfricke traten daraufhin in einen mehrstündigen Warnstreik.“
Quelle: Roter Morgen, Nr. 7, Hamburg, 24.2.1973, S. 3.

27.02.1973:
Bei AEG Gelsenkirchen-Küppersbusch wird heute, laut KPD/ML-ZK, eine halbe Stunde lang gegen die Streichung übertariflicher Zulagen gestreikt. „Genossen aus dem Werk“ berichten, dass heute in der Kupferschmiede im alten Werk eine halbe Stunde gestreikt wurde. „Am 28.2. Traten rund 1.000 Arbeiter bei Küppersbusch in Gelsenkirchen für 5 Stunden in den Streik. Schon am Tag zuvor hatten sie mit einem halbstündigen Warnstreik dagegen protestiert, dass den Akkordarbeitern die übertariflichen Zulagen gekürzt werden. Der Streik hatte Erfolg.“
Q: Wir wollen alles, Nr. 2 Gaiganz, 19.3.1973; Roter Morgen, Nr. 9, Hamburg, 10.3.1973, S. 3.

28.02.1973:
In Gelsenkirchen streiken, laut KBB und KABD, 1 000 bei AEG Küppersbusch gegen eine Kürzung der Zeitlohnzuschläge und gewinnen nach fünf Stunden den Kampf.

In der „Roten Fahne“ berichtet der KABD: „STREIKS GEGEN LOHNRAUB. Wie bei Hoesch setzen sich auch in anderen Betrieben die Arbeiter gegen den Lohnraub und die Arbeitshetze zur Wehr. So streikten am 28. Februar 1. 000 Arbeiter der Küppersbusch AG in Gelsenkirchen, die zum AEG Konzern gehört. Mit ihrem vierstündigen Ausstand wehrten sie sich gegen den Versuch der Unternehmensleitung, die übertariflichen Zulagen für Akkordarbeiter auf die Tariferhöhung anzurechnen.“

Der KABD berichtet auch: „1.000 Belegschaftsmitglieder der Küppersbusch AG in Gelsenkirchen streikten, um weiteren Lohnabbau zu verhindern.“ Laut KPD/ML-ZK streiken erneut rund 1 000 fünf Stunden lang aus den selben Gründen wie gestern. Laut KPD streiken 3 000. Laut ABG streiken 1 000 fünf Stunden lang gegen Prämienkürzungen.

„Genossen aus dem Werk“ berichten, dass sich ausgehend von der Kupferschmiede im alten Werk um 7 Uhr eine Demonstration von 150 bis 200 Kollegen zum neuen Werk bildete, dort zur Montagehalle und der Presserei und dem noch arbeitenden Emaillierwerk, so dass schließlich insgesamt 300 zur Hauptverwaltung marschierten.

Festgehalten wird zu den ML-Gruppen: „Wohltuend war, dass abgesehen von der DKP niemand aufgetaucht ist …, Ich meine die diversen Roten Fahnen.“
Q: Wir wollen alles, Nr.2,Gaiganz, 19.3.1973; Der Motor, Nr. 5,München, April 1973; Roter Morgen, Nr. 9, Hamburg,10.3.1973; Wahrheit, Nr. 3, Bremen, März 1973; Rote Fahne, Nr. 3 und Extrablatt, Tübingen ,März 1973 bzw. o. J. (1973), S. 3 bzw. S. 2; Rote Fahne, Nr. 10, Dortmund, 7.3.1973.

07.03.1973:
Die Nr.10 der „Roten Fahne“ der KPD berichtet u. a. auch von Küppersbusch, Gelsenkirchen.
Q: Rote Fahne, Nr. 10, Dortmund, 7.3.1973.

17.04.1973:
In München gibt die BMW-Betriebsgruppe der ABG ihren „Motor“, Nr. 5 vermutlich heute oder morgen mit 8 Seiten heraus. Auch vom Streik bei AEG Küppersbusch Gelsenkirchen wird berichtet. „Bei AEG Küppersbusch streikten 100 Kollegen 5 Stunden lang und setzten ihre Forderungen nach Rücknahme einer Prämienkürzung voll durch.“
Q: Der Motor, Nr. 5, München, April 1973, S. 3.

01.05.1973:
Zum 1. Mai 1973 erscheint ein Extrablatt der „Roten Fahne“ des KABD: „ES LEBE DER 1. MAI DER ARBEITEROFFENSIVE. AUFRUF DES KOMMUNISTISCHEN ARBEITERBUNDES DEUTSCHLANDS.“ Berichtet wird auch über Küppersbusch in Gelsenkirchen.
Q: Rote Fahne, Extrablatt, Tübingen, o. J. (1973).

Juni 1973:
Die KPD/ML OG Gelsenkirchen entwirft im Juni/Juli 1973 die ersten Pläne für ihre Arbeit bei der „AEG-Küppersbusch“. Insgesamt wird zunächst auf einer „Untersuchungsarbeit“ insistiert, auf deren Grundlage erst eine „Einschätzung … vom Betrieb“ möglich sei.
Q: KPD/ML, OG Gelsenkirchen, Entwurf, o. J. (1973).

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Juli 1973:
Vermutlich erscheint bis Juli ein weiterer Entwurf der OG der KPD/ML zur Zellenarbeit: „Zur Zellenarbeit - Hauptaufgaben und Schwerpunkte (Sommer 1973).“ Erklärt wird u. a., dass „der Schwerpunkt unserer Zellenarbeit ganz klar die Betriebsarbeit unseres Betriebes sein“ muss. Alle Aktivitäten der Partei müssen „dem einen Ziel untergeordnet sein: die Politik der KPD/ML in den Betrieb tragen, die Kollegen auf die Seite der Revolution zu bringen, die fortschrittlichen Kollegen zu organisieren“.
Q: KPD/ML, OG-Gelsenkirchen: Zur Zellenarbeit-Hauptaufgaben und Schwerpunkte (Sommer 1983), Gelsenkirchen, o. J. (1973).

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Juni 1973:
Vermutlich erscheint bis zum Juni für Küppersbusch in Gelsenkirchen eine Ausgabe der: „Heißen Platte. Betriebszeitung der DKP-Betriebsgruppe Küppersbusch“ mit dem Aufmacher: „Weltfirma Küppersbusch AG führend in sanitären Anlagen.“ Erklärt wird auch, dass „der heiße Sommer begonnen hat“. Die 8,5% Lohnerhöhung seien „unzureichend“ und müssten „aufgebessert werden“. „Teuerungszulagen“ müssten her. In vielen Betrieben habe man „zum Mittel des Streiks gegriffen, um … Forderungen“ durchzusetzen.
Q: Heiße Platte. Betriebszeitung der DKP- Betriebsgruppe Küppersbusch, Gelsenkirchen, o. J. (1973).

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August 1973:
Vermutlich Anfang August erscheint ein Flugblatt der DKP-Betriebsgruppe Küppersbusch mit dem Titel: „Höchstprofite gesichert. Verbraucher zahlen.“
Erklärt wird u. a.: „Der Betriebsrat hat … die gestellten Forderungen aus den Betrieben aufgegriffen und zusammengefasst: Sofortige Teuerungszulage für alle Arbeiterinnen und Arbeiter von 40 Pfennig pro Stunde, sofortige Teuerungszulage für alle Angestellten von 70 DM pro Monat. Dazu kommt die notwendige Forderung einer sofortigen Teuerungszulage für alle Auszubildenden von 30 DM pro Monat.“
Q: Heiße Platte. Betriebszeitung der DKP- Betriebsgruppe Küppersbusch: Höchstprofite gesichert. Verbraucher zahlen, Gelsenkirchen, o. J. (1973).

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August 1973:
In Nürnberg gibt der AB vermutlich im August die Nr.1 seines „Metallarbeiter - Informationsblatt des AB für die Nürnberger Metallarbeiter“ heraus. Berichtet wird von Opel Bochum, Ford Köln und AEG Küppersbusch Gelsenkirchen
Q: Metallarbeiter, Nr. 1, Nürnberg, o. J. (1973).

August 1973:
Vom „Bund Sozialistischer Arbeiter - Sozialistischer Jugendbund. Deutsche Sektion des Internationalen Komitees der IV. Internationale“ wird zu Küppersbusch das Flugblatt herausgegeben: „Verteidigt das Streikrecht! Gleitklauseln in die Tarifverträge!“
Q: Bund Sozialistischer Arbeiter - Sozialistischer Jugendbund, Deutsche Sektion des Internationalen Komitees der IV. Internationale: Verteidigt das Streikrecht! Gleitklauseln in die Tarifverträge! (Flugblatt, 1973)

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07.08.1973:
Bei Küppersbusch Gelsenkirchen wird heute, laut KPD, gestreikt und eine Demonstration durch das Stadtviertel durchgeführt.
Q: Rote Fahne, Nr. 34, Dortmund, 22.8.1973.

08.08.1973:
Die DKP gibt bei Küppersbusch vermutlich am 8. August ihre: „Heiße Platte. Betriebszeitung der DKP-Betriebsgruppe Küppersbusch“ mit dem Aufmacher „Wir lassen uns doch nicht unterkloppen“ heraus. Danach wird auf die Arbeitsniederlegung vom 8. August eingegangen. Gefordert wird: „40 Pfennig.“ Die Parole dazu lautet: „40 Pfennig müssen her - sonst gibt es keine Herde mehr!“
Q: Heiße Platte. Betriebszeitung der DKP- Betriebsgruppe Küppersbusch: Wir lassen uns doch nicht unterkloppen; Gelsenkirchen, o. J. (1973).

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13.08.1973:
Die KPD/ML berichtet vermutlich aus dieser Woche über das Erscheinen einer Ausgabe ihrer „Roten Flamme“ bei AEG Küppersbusch, in der u. a. auf die IGM-Verwaltungsstelle und die Lehrlinge eingegangen wird. Nach dem internen Papier der OG Gelsenkirchen („Der Küppersbusch-Streik 16.-22. August 1973“) wird die erste Ausgabe der „Roten Flamme“ 2 Tage „vor Streikbeginn“ (14. August) herausgegeben.
Q: Roter Morgen, Nr. 33, Dortmund, 25.8.1973; KPD/ML, OG Gelsenkirchen: Der Küppersbusch-Streik 16.-22. August 1973; Gelsenkirchen, 30. August 1973, S. 1.

14.08.1973:
Die DKP gibt bei Küppersbusch ihre: „Heiße Platte. Betriebszeitung der DKP-Betriebsgruppe Küppersbusch“ mit dem Aufmacher „Eine Woche ist um. Die Schonfrist vorbei“ heraus.

Darin wird u. a. auf den Streik vor einer Woche (7. August, d. Verf.) eingegangen, der mit einer „großen Demonstration“ bewiesen haben will, „dass die gestellten Forderungen des Betriebsrates von allen Beschäftigen unterstützt werden“. Erklärt wird auch, dass „ohne Kampf keine Mitbestimmung und erweiterte demokratische Rechte zur Durchsetzung und Verwirklichung weiterer notwendiger und berechtigter Forderungen“ nicht möglich sind.
Q: Heiße Platte. Betriebszeitung der DKP-Betriebsgruppe Küppersbusch: Eine Woche ist um. Die Schonfrist vorbei, Gelsenkirchen, o. J. (1973).

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14.08.1973:
Bei Küppersbusch Gelsenkirchen wird, laut KPD, vermutlich heute eine Demonstration zur Verwaltungsstelle der IG Metall (IGM) durchgeführt.
Q: Rote Fahne, Nr. 34, Dortmund, 22.8.1973.

15.08.1973:
Vom Vorstand der Firma Küppersbusch herausgegeben, erscheint vermutlich um den 15.8. herum, die „Mitteilung des Vorstandes an die Belegschaft der Firma F. Küppersbusch.“

Darin wird eingangs erklärt, dass „allgemeine volkswirtschaftliche Fehlentwicklungen, wie die Inflation … nicht auf betrieblicher Ebene gelöst werden“ können. Das sei „Sache der Regierung.“ Und: „Die Festlegung von Löhnen und Gehältern“ sei „Aufgabe der Sozialpartner … also der Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände.“ Und: „Aber auch die Ertragslage bei Küppersbusch“ würde „keine zusätzlichen Leistungen“ erstatten. Zu einem möglichen Streik wird erklärt: „Sollte aber die eine oder andere Gruppe der Ansicht sein, ihre Vorstellungen durch einen Streik demonstrieren zu sollen, so müssen wir heute schon feststellen, dass es sich dann um einen wilden Streik handelt; um einen Streik also, mit dem sie sich ins Unrecht setzen. Weder der Arbeitgeber noch die Gewerkschaft zahlt dem Streikenden den Lohnausfall.“
Q: Mitteilung des Vorstandes an die Belegschaft der Firma F. Küppersbusch, Gelsenkirchen, o. J. (1973).

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16.08.1973:
Laut KFR streiken bei AEG Küppersbusch Gelsenkirchen ca. 2 500 Kollegen für eine Teuerungszulage (TZL) von 40 Pfg. für alle.

Laut RFO Saarland streiken heute nur rund 1 300 für 40 Pfg. bzw. 70 DM für Angestellte, höheres Weihnachtsgeld und 30 DM für Lehrlinge.

Die IG Metall Verwaltungsstelle greift ein. „Bei KÜPPERSBUSCH fordert die Belegschaft 40 Pfg. mehr. Der Streik hielt bei Redaktionsschluss noch an.“

Auch der KABD berichtet, ebenso wie sein RJVD. Laut KPD streiken heute 1. 500 für eine Teuerungszulage (TZL) von 40 Pfennig.

Laut Spartacus B/L wird gestreikt für 40 Pfennig Teuerungszulage (TZL), 30 DM mehr Lehrlingsgehalt, 70 DM mehr für Angestellte und 200 DM mehr Weihnachtsgeld.

Die Kommunistische Gruppe (KG) Aachen des AB berichtet: „KÜPPERSBUSCH, GELSENKIRCHEN: 2.800 Kollegen streikten für 40 Pfennig und die Erhöhung des Weihnachtsgeldes um 200 DM. Ergebnis nach fünf Tagen Streik: 180 DM für alle mit über einjähriger Betriebszugehörigkeit, 100 DM für die anderen.
Q: Kommunistische Arbeiterzeitung, Nr. 2/3, Aachen, Juli/August 1973, S. 16; Spartacus, Nr. 7, Mainz, Sept. 1973; Rote Fahne, Nr. 34, Dortmund, 22.8.1973; Rebell, Nr. 9,Tübingen, September 1973, S. 5; Revolutionäre Gewerkschaftsopposition, Nr. 6/7, Dortmund, September 1973; Der Motor, Nr. 9, München, August 1973; Roter Frischdienst, Nr.13/14, Passau, Juli/August 1973, S. 3; Roter Hoesch Arbeiter/Roter Kumpel, Extra, Dortmund, 27.8.1973, S. 2; Rote Fahne Röchling, Völklingen, September 1973; Rote Fahne, Nr. 9,Tübingen, September 1973.

17.08.1973:
Bei Küppersbusch Gelsenkirchen streiken heute, laut RFO Saarland, alle.
Q: Rote Fahne - Röchling, Völklingen, September 1973.

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17.08.1973:
Der AEG-Vorstand der Firma Küppersbusch richtet ein Schreiben an die MitarbeiterInnen. Daraus geht hervor, dass sie den Streik „als eine Gefährdung der Tarifautonomie“ betrachten. Und: „Bitte seien Sie sich auch darüber im Klaren, dass Sie nicht die Ausfallzeiten des wilden Streiks bezahlt bekommen, weder von ihren Gewerkschaften noch von uns. Sie haben auch keinen Anspruch auf Lohnfortzahlung, wenn Sie während des wilden Streiks erkranken.“ Aufgefordert wird weiter dazu, die „Arbeit wiederaufzunehmen“.
Q: Der Vorstand F. Küppersbusch & Söhne Aktiengesellschaft, Gelsenkirchen, 17. August 1973.

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17.08.1973:
Von der Betriebsgruppe der KPD/ML bei Küppersbusch herausgegeben, erscheint ein „Extrablatt“ ihrer „Roten Flamme. Betriebszeitung der KPD/ML bei Küppersbusch“ mit dem Aufmacher „Wir werden kämpfen, wir werden siegen, AEG wird unterliegen.“ U. a. wird auch auf die Demonstration zur IG Metall Verwaltungsstelle am 16.8. eingegangen und erklärt, dass man von der Gewerkschaftsführung nichts erwarten kann und dass sie „unseren Streik in keiner Weise finanzielle unterstützt“. Propagiert wird die Forderung von 40 Pfennig mehr. Aufgerufen wird dazu, zum „Arbeitertreff“ in Gelsenkirchen zu kommen.
Q: Rote Flamme (Extrablatt): Wir werden kämpfen, wir werden siegen, AEG wird unterliegen. Gelsenkirchen, o. J. (1973).

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18.08.1973:
Die KPD/ML gibt ihren „Roten Morgen“, Nr. 32 heraus. Aus NRW wird u. a. auch aus Gelsenkirchen von AEG Küppersbusch berichtet.
Q: Roter Morgen, Nr. 32 und Extra: Vorwärts zum roten Antikriegstag!, Dortmund, 18.8.1973 bzw. August 1973.

20.08.1973:
In Passau gibt die Ortsgruppe des AB vermutlich in dieser Woche die Nr. 13/14 ihres „Roten Frischdienstes“ für den Betrieb Kühbacher (HBV-Bereich) heraus. Berichtet wird u. a. von AEG Küppersbusch Gelsenkirchen.
Q: Roter Frischdienst, Nr. 13/14, Passau, Juli/August 1973.

20.08.1973:
In München gibt die BMW-Betriebsgruppe des AB (ex-ABG) ihren „Motor“, Nr. 9 heraus. Berichtet wird u. a. auch von Streiks bei Küppersbusch Gelsenkirchen: „Am Donnerstag letzter Woche legten die rund 2.800 Beschäftigten in Gelsenkirchen trotz der Abwiegelungsversuche der Gewerkschaftsführung die Arbeit nieder.“
Q: Der Motor, Nr. 9, München, August 1973, S. 3.

20.08.1973:
Die DKP gibt bei Küppersbusch ihre „Heiße Platte“ mit der Uhrzeit 14.00 heraus: „Erster Erfolg der Belegschaft. Streikende durchkreuzen Machenschaft von AEG-Ahle.“ Danach geht es um den Versuch der Geschäftsführung „Fertigprodukte verladen zu lassen“. Der BR zog eine bereits erteilte Genehmigung zurück. „Ebenfalls verweigerte er die Unterschrift zur Entlassung eines Streikenden.“
Q: Heiße Platte. Betriebszeitung der DKP- Betriebsgruppe Küppersbusch: Erster Erfolg der Belegschaft. Streikende durchkreuzen Machenschaft von AEG-Ahle, Gelsenkirchen, 20.8.1973.

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20.08.1973:
Vermutlich wird an diesem Tag vor Küppersbusch ein Flugblatt des „Bund Sozialistischer Arbeiter“ und „Sozialistischer Jugendbund“ verbreitet. Titel: „Zwingt die Gewerkschaftsführung den Streik zu unterstützen. Fordert Gleitklauseln in die Tarifverträge. Verteidigt das Streikrecht.“

Darin wird u. a. erklärt, dass „die spontanen Streiks zur Verteidigung des Lebensstandards“ weder „wild noch illegal“ seien, sondern „die einzige mögliche Antwort der Arbeiterklasse auf die ständigen Preissteigerungen durch die Inflation“. Zur SPD heißt es: „Durch den Kampf für sozialistische Politik in den Gewerkschaften muss die SPD gezwungen werden, sich voll auf die Seite der Arbeiterklasse zu stellen.“

Weitere Parolen sind:
- Zwingt die Gewerkschaftsführung alle Streiks voll zu unterstützen
- Fordert Gleitklauseln in die Tarifverträge
- Weg mit dem Tarifvertragsgesetz und allen arbeiterfeindlichen Gesetzen
- Kämpft für eine SPD-Alleinregierung, verpflichtet auf sozialistische Politik.

Aufgerufen wird dazu, zu einer Versammlung des BSA und SJB am 21.8. in Gelsenkirchen-Feldmark zu kommen. Dort soll auch der Film gezeigt werden: „Der Streik war vorbereitet“, eine Doku über den Bergarbeiterstreik 1966.
Q: Bund Sozialistischer Arbeiter und Sozialistischer Jugendbund: Zwingt die Gewerkschaftsführung den Streik zu unterstützen. Fordert Gleitklauseln in die Tarifverträge. Verteidigt das Streikrecht, Essen 1973.

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20.08.1973:
Vom Vorstand F. Küppersbusch & Söhne Aktiengesellschaft erscheint eine Mitteilung an die Belegschaft. Erklärt wird u. a. zum Streik: „Je länger der wilde Streik dauert, desto länger dauert die Wiederaufnahme der Produktion. Dadurch sind ihre Arbeitsplätze über den Streik hinaus gefährdet. Nehmen Sie bitte Ihre Arbeit wieder auf.“
Q: Der Vorstand F. Küppersbusch & Söhne Aktiengesellschaft, Gelsenkirchen, 20. August 1973.

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20.08.1973:
Die DKP gibt bei Küppersbusch ihre „Heiße Platte“ mit dem Titel „Fünf Tage Streik. Zulagen bis 65 Pfg. je Stunde. 3.500 Metallarbeiter in Neuss zeigten wie Forderungen durchgesetzt werden“ heraus.

Die Zeitung geht u. a. auf den Arbeitsausstand beim Autogerätehersteller Pierburg in Neuss ein. Zu Küppersbusch wird erklärt:
„Küppersbusch-Kollegen: Unser Kampf geht weiter. Gelsenkirchener Betriebsräte bekunden Solidarität.“

Forderungen sind:
- 40 Pfennig pro Stunde mehr für die gewerblichen Arbeiter
- 70 DM mehr pro Monat für die Angestellten
- 30 DM Zuschlag für die Lehrlinge
- 200 DM Sonderzulage zum Weihnachtsgeld.

Solidarität mit dem Streik bekunden u. a. Betriebsräte aus Gelsenkirchen, Gladbeck und Wanne-Eickel.

Die KPD/ML bzw. ihre „Rote Flamme“ wird als „sich wild gebende Linkswichser“ bezeichnet. Sie würden mit ihren Angriffen gegen den BR, Gewerkschaften und DKP „das Geschäft der Unternehmer und Konzernbosse“ betreiben.
Q: Heiße Platte. Betriebszeitung der DKP- Betriebsgruppe Küppersbusch: Fünf Tage Streik. Zulagen bis 65 Pfg. je Stunde. 3.500 Metallarbeiter in Neuss zeigten wie Forderungen durchgesetzt werden, Gelsenkirchen, 20. August 1973.

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21.08.1973:
Die DKP gibt bei Küppersbusch vermutlich am 20. oder 21.8. ihre „Heiße Platte“ mit dem Titel „Streikbrecher“ heraus. Danach soll die Leitung der Materialwirtschaft „einigen leitenden und anderen Angestellten“ einen Hinweis gegeben haben, in welchen Bereichen „zu arbeiten“ ist und „LKW mit Materiallieferungen dort abzuladen“.
Q: Heiße Platte. Betriebszeitung der DKP-Betriebsgruppe Küppersbusch: Streikbrecher, Gelsenkirchen, o. J. (1973).

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21.08.1973:
Von der Betriebsgruppe der KPD/ML bei Küppersbusch herausgegeben, erscheint ein weiteres „Extrablatt“ ihrer „Roten Flamme. Betriebszeitung der KPD/ML bei Küppersbusch“ mit dem Titel „Jetzt - Keine Kompromisse.“

Erklärt wird u. a.: „Ahle und die anderen Bürohausgangster der AEG haben die Anweisung, uns in die Knie zu zwingen. Es geht ihnen nicht mehr allein um die 40 Pfennig - es geht ihnen in erster Linie darum, den Arbeitern das Genick zu brechen.“ Die hiesige Gewerkschaftsführung würde den Streikenden je Unterstützung „entziehen“. Die Forderungen seien „voll durchzusetzen“. Man dürfe sich „nicht einschüchtern lassen“. Gestern sei die Entlassung durch die Geschäftsführung bekannt geworden. Es handelt sich um Claudio Sperandio. Aufgefordert wird dazu, einen „Streikrat zu wählen“. Dieser müsse unabhängig „von Gewerkschaftsführung und Betriebsrat“ sein. „Eine eigene Streikleitung“ müsse „demokratisch und öffentlich von den Kollegen gewählt“ werden.

Gefordert wird auch:
- Regelmäßige Streikversammlungen
- Öffentliche Wahl eines Streikrates.

Front wird gegen die DKP gemacht, die die KPD/ML als „wild gewordene Linkswichser“ bezeichnet hätte. Aufgefordert wird dazu, zum „Arbeitertreff“ zu kommen.
Q: Rote Flamme (Extrablatt): Jetzt - Keine Kompromisse, Gelsenkirchen, 21. August 1973.

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21.08.1973:
Der „Fichte Arbeiter-Turn- und Sportverein Gelsenkirchen“ erklärt sich mit den streikenden Kollegen von Küppersbusch solidarisch und „unterstützt die Forderungen nach einer Teuerungszulage“
Q: Fichte Arbeiter-Turn- und Sportverein Gelsenkirchen: Kollegen der Fa. Küppersbusch, Gelsenkirchen, 21.8.1973.

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21.08.1973:
Vermutlich am 20. oder 21.8. wird vor Küppersbusch ein „Rote Fahne-Sonderdruck“ verteilt: „Weyer- Polizei und Gewerkschaftsführer werden den Lohnkampf nicht aufhalten.“ U. a. heißt es:
„Kolleginnen und Kollegen von Lippstadt, Gelsenkirchen und Neuss gehen voran.“
Die „Rote Fahne“ übernimmt die Forderungen:
- 40 Pfennig mehr für alle
- Erhöhung der Ausbildungsvergütung für Lehrlinge.
Parolen sind:
- Jetzt Lohnkampf für Mark und Pfennig aufnehmen
- Kampf dem Lohraub und der Weyer - Polizei
- Weg mit den Gewerkschaftsausschlüssen.
Aufgefordert wird dazu, zu einer Großveranstaltung der KPD am 1.9.1973 nach Düsseldorf zu kommen.
Q: Rote Fahne, Sonderdruck: Weyer- Polizei und Gewerkschaftsführer werden den Lohnkampf nicht aufhalten, Dortmund 1973.

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21.08.1973:
Von Gelsenkirchener Frauen wird mit einem Stand Solidarität mit den Streikenden geübt. Eine „Großküche“ versorgt die Arbeiter mit Obst und Erbensuppe.
Q: Gelsenkirchener Frauen: Liebe Kolleginnen und Kollegen von Küppersbusch, Gelsenkirchen, o. J. (1973).

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21.08.1973:
Die DKP gibt bei Küppersbusch ihre „Heiße Platte“ mit dem Titel „AEG-Bosse wollen mit Entlassungen Streik um Teuerungszulagen ersticken. DKP enthüllt geheime Absprache. Solidarität für Streikende bei Küppersbusch wächst“ heraus.

Danach soll es eine „geheime Absprache“ der AEG Konzernspitze und dem Küppersbuschvorstand in Gelsenkirchen geben. „14 Beschäftigte“ sollen entlassen werden. „Damit soll der Streik von über 2.000 Beschäftigten der Küppersbusch-Werke für eine Teuerungszulage … mit drakonischen Maßnahmen erstickt werden.“ Als erster Schritt soll ein Kollege entlassen worden. Der BR habe dies abgelehnt.

Solidaritätserklärungen mit dem Streik gehen ein von:
- BR und Jugendvertreter Gelsenkirchener Betriebe und aus dem Ruhrgebiet
- Jugendvertretung der VEBA Chemie in Gelsenkirchen
- Lehrlinge und Schüler von Gelsenkirchener Schulen
- AstA der Uni Münster
- VDS
- Bundesvorstand der SDAJ
- SJD- die Falken.
Q: Heiße Platte. Betriebszeitung der DKP- Betriebsgruppe Küppersbusch: AEG-Bosse wollen mit Entlassungen Streik um Teuerungszulagen ersticken. DKP enthüllt geheime Absprache. Solidarität für Streikende bei Küppersbusch wächst, Gelsenkirchen, 21.8.1973.

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21.08.1973:
Bei KWU Berlin gibt die KPD die Nr. 28 ihrer „Kommunistischen Arbeiterpresse“ heraus, u. a. wird auch von Küppersbusch, Gelsenkirchen berichtet.
Q: Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe KWU, Nr. 28, Berlin, 21.8.1973

22.08.1973:
Die KPD gibt ihre „Rote Fahne“, Nr. 34 heraus. Aus NRW wird u. a. von Küppersbusch Gelsenkirchen berichtet. Dort streikte man für eine Teuerungszulage. Berichtet wird auch darüber, dass die KPD in die laufende Streikwelle mit Flugblättern eingegriffen habe. U. a. wurden diese auch bei Küppersbusch, Gelsenkirchen als „Rote Fahne - Sonderdruck“ verteilt.
Q: Rote Fahne, Nr. 34, Dortmund, 22.8.1973.

22.08.1973:
Von der Betriebsgruppe der KPD/ML bei Küppersbusch herausgegeben, erscheint eine Ausgabe ihrer „Roten Flamme“ mit dem Titel: „Der Kampf geht weiter bis zum Sieg!“

Danach hat der BR „gestern Abend über ein Angebot der Geschäftsleitung entschieden und will die Kollegen heute Morgen vor vollendete Tatsachen stellen“. Die Forderungen seien nach wie vor:
- 40 Pfennig pro Stunde mehr für die gewerblichen Arbeiter
- 70 DM mehr pro Monat für die Angestellten
- 30 DM Zuschlag für die Lehrlinge
- 200 DM Sonderzulage zum Weihnachtsgeld.

Sollte kein „klares Ergebnis vorliegen, dann darf die Arbeit nicht aufgenommen werden“. Insistiert wird weiter auf eine „Streikleitung“, die in „öffentlicher demokratischer Wahl zu bestimmen“ sei.

Parolen sind:
- Den Kampf weiterführen bis zum Sieg
- Die Sache in die eigenen Hände nehmen - Streikrat wählen.
Aufgerufen wird zum „Arbeitertreff“ der KPD/ML zu kommen.
Q: Rote Flamme: Der Kampf geht weiter - Bis zum Sieg, Gelsenkirchen, 22. August 1973.

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23.08.1973:
Von der Betriebsgruppe der KPD/ML bei Küppersbusch herausgegeben, erscheint vermutlich mit dem Aufmacher „KPD/ML - Rote Garde“ ein zweiseitiges Flugblatt zum Küppersbuschsstreik. Gefordert wird eine „Sofortige Teuerungszulage.“ Weiterhin:
- 40 Pfg. mehr für alle Arbeiterinnen und Arbeiter
- 70 DM pro Monat für alle Angestellten
- 30 DM pro Monat für alle Lehrlinge.

Aufgerufen wird dazu, den „Roten Morgen“ zu lesen. Zum „Arbeitertreff“ der KPD/ML und der Roten Garde wird eingeladen.
Q: OG Gelsenkirchen der KPD/ML und der Roten Garde, Gelsenkirchen, o. J. (1973).

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22.08.1973:
Bei Küppersbusch Gelsenkirchen wird heute, laut RFO Saarland, eine Teuerungszulage (TZL) von 180 DM gewährt. Die KPD gibt einen „Rote Fahne“-Sonderdruck für die Küppersbusch-Arbeiter heraus, der sich u. a. mit den ausländischen Beschäftigten sowie mit Pierburg Neuss und Hella Lippstadt befasst.
Q: Revolutionäre Gewerkschaftsopposition, Nr. 6/7, Dortmund, September 1973; Rote Fahne - Röchling, Völklingen, September 1973.

22.08.1973:
Die DKP gibt bei Küppersbusch ihre „Heiße Platte“ mit dem Titel „Küppersbuscher lassen sich nicht verschaukeln“ heraus. Danach dauert der Streik um eine Teuerungszulage „jetzt seit 5 Tagen“. Der Streik sei von „der AEG provoziert“. Jetzt komme es darauf an, „die Forderung von 40 Pfennig, 200 DM Sonderzulage und Bezahlung der Streikschichten durchzusetzen“.
Q: Heiße Platte. Betriebszeitung der DKP- Betriebsgruppe Küppersbusch: Küppersbuscher lassen sich nicht verschaukeln, Gelsenkirchen, 21.8.1973.

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22.08.1973:
Die DKP gibt bei Küppersbusch ihre „Heiße Platte“ mit dem „Küppersbusch-Lied“ von Dieter Süverkrüp heraus.
Q: Heiße Platte. Betriebszeitung der DKP- Betriebsgruppe Küppersbusch: Das Küppersbusch-Lied, Gelsenkirchen, 22.8.1973.

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23.08.1973:
Vermutlich am 23. August erscheint eine Ausgabe der „Heißen Platte: „Außer Reden nichts gewesen.“ Weiterhin wird die Forderung von 40 Pfennig propagiert.
Q: Heiße Platte. Betriebszeitung der DKP- Betriebsgruppe Küppersbusch: Außer Reden nichts gewesen, Gelsenkirchen, o. J. (1973).

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23.08.1973:
Der „Freundeskreis Rote Fahne - Sympathisantenorganisation der KPD in Bielefeld“ gibt vermutlich heute das Flugblatt „60 Pfennig mehr für alle! 400 DM mehr für alle!“ heraus, in dem u. a. von den Streiks bei Pierburg Neuss, Küppersbusch Gelsenkirchen und Opel Bochum berichtet wird.
Q: Revolutionäre Gewerkschaftsopposition, Nr. 6/7, Dortmund, September 1973.

25.08.1973:
Die KPD/ML gibt ihren „Roten Morgen“, Nr.33 heraus. Über den Küppersbusch-Streik heißt es, dass „seit Donnerstag gestreikt wird“. Demonstriert wird vor der Ortsverwaltung der IG Metall. Eine Parole lautet: „40 Pfennig müssen her, sonst gibt es keine Arbeit mehr.“ An den Wänden des Werkes sollen die Parolen zu lesen sein: „Streik!“; „KPD/ML und Hammer, Sichel und Gewehr.“ „Die KPD/ML verteilt ein Flugblatt in dem die Gewerkschaftsführung, der Betriebsrat, die Revisionisten der DKP und besonders das kapitalistische Ausbeuterpack von AEG entlarvt und angegriffen werden.“
Q: Roter Morgen, Nr. 33, Dortmund, 25.8.1973, S. 3

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27.08.1973:
Eine gemeinsame Extraausgabe der Dortmunder Betriebszeitungen „Roter Hoesch-Arbeiter“ und „Roter Kumpel“, hrsg. von den „Kommunistischen Kollektiven Hoesch“ und „Zeche Hansa Dortmund“ sowie „Gewerkschaft Viktor Castrop-Rauxel“ der KFR, erscheint:

„METALLER GEHEN NACH VORN. Weder die massiven Drohungen der Kapitalisten, noch die Ablenkungsmanöver der sozialdemokratischen IGM-Führung (Loderer: ‚In der nächsten Tarifrunde werden wir zweistellige Lohnerhöhungen durchsetzen‘) konnten die kampfentschlossenen Metaller bremsen. Der selbständige, betriebliche Lohnkampf, als Reaktion und Notlösung nach der ‚Konzertierten-Lohnabbau-Aktion‘ von Kapital, Bundesregierung und IGM-Spitze bei der letzten Tarifrunde, ist zu einer breiten Massenbewegung angeschwollen …

Seitdem die selbständigen, betrieblichen Lohnkämpfe zu einer starken Massenbewegung angeschwollen sind, rufen Unternehmerverbände und ihre offenen Interessenvertreter in Parteien und Pressen immer lauter nach dem Staat. Von der Bundesregierung erwarten sie, dass sie die streikenden Arbeiter an die Kandare nimmt. Und sie haben berechtigte Hoffnungen, dass die Bonner Regierung entsprechend handeln wird. Erinnern wir uns: erst Lohnleitlinien von 8-9% vor der letzten Tarifrunde, dann Drohung mit Konjunkturzuschlag, falls wir mehr erkämpfen und schließlich ein Stabilitätsprogramm, das die Kapitalisten mühelos auf die Verbraucherpreise abwälzen konnten. Die Kapitalisten haben wirklich gute Gründe nach dem Staat zu rufen, und wir alle Grund nichts von staatlichen Maßnahmen zu erhoffen und allein auf unsere Kraft zu verlassen, wenn wir unsere Lebensbedingungen verteidigen und verbessern wollen …

Die Metallkollegen haben den selbständigen Lohnkampf gegen die Teuerung in die Hand genommen. Das ist die beste Vorbereitung auf die nächste Tarifrunde. Die Belegschaften lernen, dass im einheitlichen Lohnkampf ihre Stärke liegt. Den sozialdemokratischen Gewerkschaftsführern wird gezeigt, dass sie nicht mehr ohne Widerstand der Arbeiter ihre arbeiterfeindliche ‚Stabilitätspolitik‘ fortsetzen können. Den Unternehmern wird klargemacht, dass die Arbeiter den weiteren Lohnabbau durch Preissteigerungen nicht mehr hinnehmen. Die Gewerkschaftsführer haben sich gegen die Streikbewegung ausgesprochen, versucht ihn abzuwürgen und zu verleumden. Einige Kollegen meinen deshalb, man müsste den Lohnkampf ohne und gegen die Gewerkschaften führen …

Für Teuerungszulage, das ist die Forderung für die immer mehr Belegschaften in den Streik treten. Mittlerweile sind es über 50 000 Arbeiter. Opel, Ford und Rheinstahl steht. Eine große Zahl von Klein -und Mittelbetrieben machen mit. Die Opel-Kollegen fordern 300,-DM mehr, die Varta-Kollegen 100 DM pro Monat. Bei Rheinstahl werden 60-80 Pfennig pro Stunde gefordert. Diese Streikbewegung ist die richtige Antwort auf die ungeheuren Preissteigerungen der letzten Monate. Denn für die meisten Kollegen gibt es bei diesen Preisen ohne Überstunden und Panzerschichten, ohne Mitarbeit der Frau kaum noch ein gutes Auskommen. Das ist überall so. Deshalb wird auch überall gestreikt …“
Q: Roter Hoesch Arbeiter/Roter Kumpel, Extra, Dortmund, 27.8.1973.

28.08.1973:
Bei AEG Küppersbusch Gelsenkirchen gibt die KPD/ML ihre „Rote Flamme“ heraus.
Q: Roter Morgen, Nr. 17, Dortmund, 27.4.1974.

28.08.1973:
Die DKP gibt vermutlich bei Küppersbusch am 28. oder 29.8. ihre „Heiße Platte“ mit dem Aufmacher „Teuerungszulagen für Alle - Die Unternehmer müssen zahlen“ heraus. Erklärt wird u. a., dass „das Ergebnis unseres Kampfes für eine Teuerungszulage äußerst unbefriedigend ist“. Jetzt müssten die „richtigen Schlüsse gezogen werden - Streikleitung erforderlich“. „Durch eine Streikleitung wird verhindert, dass nach Beendigung des Kampfes die einheitliche geschlossene Haltung aller Streikenden auseinanderfällt.“
Q: Heiße Platte. Betriebszeitung der DKP- Betriebsgruppe Küppersbusch: Teuerungszulagen für Alle - Die Unternehmer müssen zahlen, Gelsenkirchen, o. J. (1973).

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29.08.1973:
Die KPD gibt ihre „Rote Fahne“, Nr. 35 heraus. Berichtet wird auch von AEG Küppersbusch Gelsenkirchen.
Q: Rote Fahne, Nr. 35, Dortmund, 29.8.1973.

30.08.1973:
Von der KPD/ML, OG Gelsenkirchen, wird das „Arbeitsprogramm. Arbeiterrunde. Küppersbusch. 30. August 1973“ veröffentlicht. Geschult werden soll u. a. das „Kommunistische Manifest.“ Zu den weiteren Aufgaben im Betrieb wird u. a. festgehalten:
- Gewinnung neuer Sympathisanten
- Aufbau eines Verteilerapparates im Betrieb
- Arbeit im V-Leute Körper
- Diskussion eines Aktionsprogramms im Betrieb
- Herausgabe einer Dokumentation über den Küppersbuschstreik.

Dazu erscheint auch noch ein modifiziertes Papier zur „Arbeiterrunde.“
Q: KPD/ML, OG- Gelsenkirchen: Arbeitsprogramm. Arbeiterrunde. Küppersbusch. 30. August 1973, Gelsenkirchen, 30. August 1973.

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September 1973:
Spartacus Bolschewiki/Leninisten gibt seinen „Spartacus“, Nr. 7 heraus. Berichtet wird aus NRW u. a. auch von AEG Küppersbusch Gelsenkirchen.
Q: Spartacus, Nr. 7, Mainz, September 1973.

September 1973:
Von der Betriebsgruppe der KPD/ML bei Küppersbusch herausgegeben, erscheint wohl erst nach der Beendigung des Streiks im September oder Oktober eine Ausgabe ihrer „Roten Flamme“ mit dem Titel „Kommunist entlassen.“ Danach ist ein zweiter Aktivist aus dem Unternehmen entlassen worden.
Q: KPD/ML: Rote Flamme: Küppersbusch: Kommunist entlassen (Sept. oder Okt. 1973

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03.09.1973:
Der AB gibt im Nürnberger IGM-Bereich vermutlich Anfang dieser Woche seinen „Metallarbeiter - Informationsblatt des Arbeiterbunds für den Wiederaufbau der KPD“ (ehemals Arbeiter-Basis-Gruppen) für die Nürnberger Metallarbeiter - Nr.1 heraus. Berichtet wird u. a. auch von der AEG (Küppersbusch in Gelsenkirchen).
Q: Metallarbeiter, Nr. 1, Nürnberg, o. J. (1973).

03.09.1973:
Die Rote Fahne Organisation (RFO) Saarland gibt bei Röchling Völklingen vermutlich in dieser Woche ihre „Rote Fahne“ heraus. Bericht wird u. a. von Küppersbusch, Gelsenkirchen
Q: Rote Fahne - Röchling, Völklingen, September 1973.

15.09.1973:
Die KPD/ML gibt ihren „Roten Morgen“, Nr. 36 heraus. Aus NRW wird u. a. von AEG Küppersbusch, Gelsenkirchen berichtet. Dort sei ein Kollege entlassen worden, „weil er Lehrlinge zum Mitstreiken aufgefordert hatte“.
Q: Roter Morgen, Nr. 36, S. 1 und Extra: Trotz Polizeiknüppel – Streikwelle rollt!, Dortmund, 15.9.1973 bzw. September 1973.

06.10.1973:
In der „Arbeiterpolitik. Informationsbriefe der Gruppe Arbeiterpolitik“, Nr. 4 vom 6. Oktober 1973, erscheint ein Bericht über den Küppersbuschstreik, der über jeden einzelnen Streiktag informiert.
Q: Arbeiterpolitik - Informationsbriefe der Gruppe Arbeiterpolitik, Nr. 4/1973, S. 15-21.

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Oktober 1973:
Von der Betriebsgruppe der KPD/ML bei Küppersbusch herausgegeben, erscheint die Oktober-Ausgabe der „Roten Flamme“ mit der Titelüberschrift: „Nahost: Gerechter Krieg der arabischen Völker.“

Zum Küppersbuschstreik wird u. a. erklärt, dass „der Betriebsrat auf der Seite der Geschäftsleitung den Streik niedergemacht hat“. Er trage auch „die Verantwortung für die Entlassungen“. Der Kollege C. S. erklärt dazu: „Natürlich habe ich den Betriebsrat Scherer aufgefordert, gegen meine Entlassung alles zu unternehmen …“ Nun sei er ihm und anderen „in den Rücken gefallen.

Artikel der Ausgabe sind zudem:
- Warum die Gewerkschaftsführung den Klassenkampf fürchtet
- Jugendversammlung bei Küppersbusch
- Getroffene Hunde bellen - Scherers Lügengeschichten
- Vorbereitung zum Bürgerkrieg.
Q: Rote Flamme. Betriebszeitung der KPD/ML bei Küppersbusch, Gelsenkirchen, Oktober 1973.

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November 1973:
Von der Betriebsgruppe der KPD/ML bei Küppersbusch herausgegeben, erscheint die November-Ausgabe der „Roten Flamme“ mit der Titelüberschrift: „Belegschaftsversammlung: Die richtige Antwort an den Betriebsrat.“

Zur KPD/ML heißt es: „Am Schluss meinte Scherer dann noch, es sei unter seinem Niveau, sich mit der KPD/ML auseinanderzusetzen.“ Und: „Der Kollege Sperandio hätte es auf seine Entlassung angelegt.“

Weitere Artikel sind:
- Energiekrise? Nein - Krise des Kapitalismus
- Metalltarifkampf 73: Nieder mit dem Dreibund von Kapital, Staat und Gewerkschaftsführung
- Kein Recht auf Arbeit
- KPD/ML-Genosse entlarvt DKPDKP Parteitag: Absage an den Klassenkampf
- Gelsenkirchen: Das wahre Gesicht des Kapitalistenstaates.

Im Artikel: „Gelsenkirchen: Das wahre Gesicht des Kapitalistenstaates“ wird auch auf die Entlassung von Claudio Sperandio bei Küppersbusch eingegangen. Bei der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle stellten sich ihm die „Küppersbusch-Bosse erneut in den Weg - sie informierten die anderen größeren Firmen in Gelsenkirchen und verhinderten so seine Einstellung. Arbeit fand er bei „Vereinigte Papierwerke Schickedanz.“
Q: Rote Flamme. Betriebszeitung der KPD/ML bei Küppersbusch, Gelsenkirchen, November 1973.

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02.11.1973:
Die DKP gibt vermutlich bei Küppersbusch am 2.11. ihre „Heiße Platte“ mit dem Aufmacher „Provokation Mannesmann-Werksvorstand besteht auf Massenentlassungen. Mehr als 121 Stahlarbeiter sollen gefeuert werden. Verhandlungen mit Betriebsrat und IG Metall verweigert“ heraus. Gefordert wird die Zurücknahme der „Entlassung bedrohter Mannesmann-Arbeiter“ ultimativ bis zum 5.11. Wenn nicht: „Protestdemonstration und Kundgebung gegen Unternehmerwillkür in Duisburg“.
Q: Heiße Platte. Betriebszeitung der DKP- Betriebsgruppe Küppersbusch: Provokation Mannesmann-Werksvorstand besteht auf Massenentlassungen. Mehr als 121 Stahlarbeiter sollen gefeuert werden. Verhandlungen mit Betriebsrat und IG Metall verweigert, Gelsenkirchen, o. J. (1973).

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26.11.1973:
Die KPD/ML berichtet vermutlich aus dieser Woche von AEG Küppersbusch, Gelsenkirchen und über das Erscheinen einer auf November 1973 datierten Ausgabe ihrer „Die rote Flamme“, in der über die über die Entlassung Claudio Sperandio berichtet wird.
Q: Roter Morgen, Nr. 48, Dortmund, 8.12.1973, S. 3.

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23.01.1973:
Die DKP gibt an diesem Tag bei Küppersbusch ihre „Heiße Platte“ mit dem Aufmacher „Mafia …“ heraus und wendet sich gegen die Preiserhöhungen bei der „Bogestra.“ Zu einem „Pressefest“ der „Heißen Platte“ wird zum 2. Februar 1974 in Gelsenkirchen aufgerufen.
Q: Heiße Platte. Betriebszeitung der DKP- Betriebsgruppe Küppersbusch: Mafia …, Gelsenkirchen, 23.1.1974.

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27.01.1974:
Von der KPD/ML, OG Gelsenkirchen wird wohl Anfang September 1974 das interne Papier „Einschätzung von Küppersbusch/Gelsenkirchen“ herausgegeben.

Zu linken Gruppen wird angemerkt: „Die Jusos kamen über eine Solidaritätserklärung zum Streik nicht hinaus … Die Trotzkisten (Funke, SJB und Spartacus BL) arbeiten am Betrieb. Der Funke verkauft seine Zeitung mehr oder weniger regelmäßig und richtet besonders bei Jugendlichen Verwirrung an … Spartacus BL hatte vor einige Zeit zwei hineingeschickt im Betrieb. Sie planten die Herausgabe einer Betriebszeitung …“. Zur „Roten Flamme“ heißt es, dass sie bisher „4 mal“ erschien, sowie „10 Extrablätter“. Zur Roten Garde wird erwähnt: „Küppersbusch ist der Hauptbetrieb der RG. 2 Küppersbusch-Lehrlinge sind in der RG organisiert …“.

Offenbar gab es auch in der OG eine Debatte darüber, ob die KPD/ML und RG die Arbeit bei Küppersbusch einstellen solle. „Wir sind deshalb der Meinung, dass die Einstellung der Arbeit bei Küppersbusch die örtliche Arbeit der Partei stark zurückwerfen würde und dass die Entscheidung sehr sorgfältig geprüft und abgewogen werden muss. Die Gegenüberstellung von Küppersbusch gegen den Schalker Verein können wir nicht leisten …“
Q: KPD/ML, OG Gelsenkirchen: Einschätzung von Küppersbusch/Gelsenkirchen, Gelsenkirchen, 27.1.1974.

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September 1974:
Von der KPD/ML, OG Gelsenkirchen wird wohl Anfang September 1974 das interne Papier „Der Küppersbusch-Streik 16. -22. August 1973“ herausgegeben. Darin wird u. a. auch Bezug auf den RAKT und die Demonstration in Gelsenkirchen am 1. September 1974 genommen, die in der BZ propagiert wurde und „die durch das Küppersbusch-Viertel ging“.

In 11 Punkten wird eine Einschätzung gegeben. Punkte sind:
- Einschätzung des Betriebs
- Stand des Klassenbewusstseins der Belegschaft
- Einfluss und Aufgabenstellung der Partei am Betrieb zu Beginn des Streiks
- Einfluss und Aufgabenstellung der Partei am Betrieb zu Beginn des Streiks
- Der Streikverlauf
- Taktik des Betriebsrates und des VL-Körpers
- Taktik der DKP
- Rolle der Gewerkschaft
- In wesen Händen lag der Streik?
- Die Rolle der KPD/ML beim Streik
- Die Frage der Entlassung des Gen. C.
- Was sind die Lehren aus dem Streik und die Resultate?
- Die Entwicklung der Zelle
- Entwicklung der Arbeiterrunde.
Q: KPD/ML, OG Gelsenkirchen: Der Küppersbusch-Streik 16.-22. August 1974, Gelsenkirchen, o. J.

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15.03.1975:
„Echo“, die „Betriebszeitung des Spartacusbundes bei Küppersbusch“, geht u. a. auf die Kurzarbeit bei Küppersbusch ein und ruft zum Kampf „gegen Arbeitslosigkeit“ auf. Parolen sind:
- Für eine sozialistische Planwirtschaft
- Produktion für die arbeitende Bevölkerung
- Schluss mit dem kapitalistischen Profitchaos
- Arbeitszeitverkürzung - 7 Stundentag.
Auf den zurückliegenden Streik vom August 1973 wird nicht eingegangen.
Q: Echo. Betriebszeitung des Spartacusbundes bei Küppersbusch, Gelsenkirchen, 15.3.1975.

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September 1977:
Die DKP Gelsenkirchen gibt bei Küppersbusch ihre „Heiße Platte“ heraus.
Q: Die heiße Platte, Gelsenkirchen, September 1977.

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