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Zeche Waltrop

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 6.7.2007


Auch die Zeche Waltrop in Waltrop im Osten des Kreises Recklinghausen wird zu Beginn dieser Darstellung in die Ruhrkohle-Aktiengesellschaft (RAG) eingegliedert (vgl. 30.4.1969). Es werden wie überall Sozialdirektoren eingesetzt (vgl. 1.12.1969, 15.12.1969), wobei die Zeche Waltrop, im Unterschied zu vielen anderen Schachtanlagen, nicht etwa gleich umgehend stillgelegt wird oder gleich still umgelegt wird, was ja 1965 bereits kämpferisch verhindert wurde. Dies erfolgt dann erst 1979. Zunächst blüht die Zeche Waltrop wegen der Verlagerung einer der weit schneller stillgelegten Schachtanlagen, nämlich der Zeche Graf Moltke in Gladbeck (vgl. 19.8.1970), bescheiden auf, so dass sich gar die höchste IGBE-Spitze auf der Betriebsversammlung zu vollmundigen Lohnforderungen für die Bergbautarifrunde (BETR) 1971 bemüßigt zu fühlen scheint (vgl. 1.3.1971), ohne dass dies zur nachhaltigen Reallohnerhöhung führen kann, bereinigt doch nicht nur die neue Lohnordnung im Ruhrbergbau radikal alle etwaigen Errungenschaften. Sogar auf der Zeche Waltrop gibt es bereits im selben Jahr die ersten Entlassungen (vgl. 27.10.1971), auch wenn diese vermutlich meist wegen als zu häufig erachteter Fehlzeiten, d.h. oft nicht anerkannter Berufskrankheiten, erfolgen sollten.

Der 10. IGBE-Gewerkschaftskongress wird auch in verschiedenen IGBE-Ortsgruppen in Waltrop vorbereitet (vgl. 24.9.1972). Wieder wird die Zeche Waltrop Ziel der Verlagerung von nun länger anfahren müssenden Kumpels bereits stillgelegter Zechen der Ruhrkohle AG - diesmal der Zeche Victor-Ickern in Castrop Rauxel (vg. Jan. 1973). Dann aber leitet die 'Rote Fahne' der Semler/Horlemann-KPD (vgl. 25.9.1974), abschliessend für diese arg verkürzte Darstellung, über zur neuzeitlichen Form der Energiegewinnung, dem Strom durch Atom, der auf eben den in dem Artikel erwähnten Dortmunder Rieselfeldern zwischen Datteln und Waltrop erzeugt werden soll und in der allgemeinenen Ortsdarstellung für Waltrop behandelt wird.


Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

30.04.1969:  Laut IGBE (vgl. 30.4.1969), gehören nach der Neugliederung des Ruhrbergbaus durch die RAG folgende Schachtanlagen zum Verwaltungssitz Dortmund: ... Waltrop.
=Einheit Nr.9,Bochum 30.4.1969,S.3

01.12.1969:  Die DKP berichtet von der RAG:" SOZIALDIREKTOREN DER RUHRKOHLE AG ... GRUPPE IV: Bergbau AG Dortmund: ... Waltrop: Kurt Kolitz"
=Einheit Nr.24,Bochum 15.12.1969

15.12.1969:  Die IGBE gibt ihre 'Einheit' Nr.24 (vgl. 1.12.1969, 2.1.1970) heraus. In NRW sind laut Seite 3 auf den Werkseinheiten der Ruhrkohle AG (RAG) die Betriebsdirektoren für Personal- und Sozialfragen (PS-Direktoren) benannt worden. Für die Bergbau AG (BAG) Dortmund sind dies: - Waltrop: Kurt Koblitz.
=Einheit Nr.24,Bochum 15.12.1969

19.08.1970:  Die Nr.25 des 'KND' der KPD/ML-ZB (vgl. 15.8.1970, 22.8.1970) erscheint. In einem Artikel zum Bergbau, "Ruhrkohle AG beginnt neue Stillegungswelle" heißt es u.a.:" Die Ruhrkohle AG war nach einem Plan von Abs, Sohl (Thyssen) und Henle (Klöckner) politisch durch die Sozialdemokraten Schiller und Arendt durchgesetzt worden. Sie sollte die sozialdemokratische Theorie beweisen, daß die Krisen des Kapitalismus durch technische Rationalisierung und sozialstaatliche Interventionen beseitigt werden könnten. Schon wenige Monate nach Beginn der Ruhrkohle werden wieder Stillegungen geplant." Dies bezieht sich u.a. auf die Zeche Graf Moltke in Gladbeck (vgl. 5.7.1970), wo jetzt scheinbar ein Sozialplan verhandelt werde. Die RAG habe versucht hier eine schwache Schachtanlage herauszugreifen und so die Solidarität der Kumpel, die 1965 die Stillegung der Zechen Thyssen 2/5 und Waltrop und 1967 von Hansa und Pluto vereitelt hatte, zu verhindern.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.25,Bochum 19.8.1970

01.03.1971:  Die IGBE (vgl. 15.3.1971) berichtet vermutlich aus dieser Woche:" Unabhängig von den Tarifverhandlungen mit dem Bergbauunternehmen hat IGBE-Vorsitzender Adolf Schmidt auf einer Belegschaftsversammlung der Zeche Waltrop (Kreis Recklinghausen) in diesen Tagen angekündigt, daß die IGBE eine angemessene Erhöhung der vom Bund gezahlten Bergmannsprämie fordert. Entsprechende Kontakt- und Informationsgespräche hat der IGBE-Vorstand bereits mit einer Reihe von Politikern in Bund und Ländern geführt."
=Einheit Nr.6,Bochum 15.3.1971,S.1

13.10.1971:  Die KPD/ML-ZB gibt ihren 'KND' Nr.78 (vgl. 9.10.1971, 16.10.1971) heraus. Die eigene Betriebsgruppe Prosper Bottrop berichtet aus Waltrop von Zeche und IGBE.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.78,Bochum 13.10.1971

27.10.1971:  Vermutlich diesen Mittwoch erscheint eine 'Rutsche' (vgl. 4.10.1971, 10.11.1971) der Betriebsgruppe Zeche Minister Stein Dortmund der KPD/ML-ZB und des KJVD (vgl. 24.5.1971, 8.11.1971) Ein Artikel stellt fest:" DKP-FÜHRER UNTERSTÜTZEN BESTECHUNGSPOLITIK ... BETRIEBSRÄTE VERHINDERN EINHEITLICHE KAMPFFRONT Ähnlich verhält es sich mit dem Vorwurf der Spaltung. Kumpels, wer spaltet denn hier? Als die Einstufungen zur Lohnordnung heraus waren, da erklärten uns die freigestellten Betriebsräte: ihr könnt ja Einspruch einlegen! Dadurch, daß sie die Kumpels einzeln antanzen ließen, wollten sie ein einheitliches Handeln verhindern. Die Quittung dafür ist bekannt: fast alle Einsprüche wurden zurückgewiesen, auf der Zeche Waltrop sollten sogar 64 Kumpels entlassen werden (vgl. S6.**.1971,d.Vf.). Sie hatten sich geweigert, nach Ablehnung ihres Einspruches gemäß ihrer Einstufung wieder zu arbeiten. Die KPD/ML hat von Anfang an dieses schmutzige Spiel der Zechenherren und IGBE-Führer entlarvt und an der korrekten Forderung festgehalten: DIESE LOHNORDNUNG MUSS VOM TISCH"
=Rutsche Neue Krisenangriffe der RAG,Dortmund o.J. (Okt. 1971)

24.09.1972:  Laut IGBE (vgl. 15.12.1971, 15.5.1972) soll heute in Hannover ihr 10. Gewerkschaftskongreß (vgl. 30.9.1971) beginnen (vgl. 3.1.1972), der am 28.9.1972 abgeschlossen sein soll. Dieser wird auch in Waltrop durch die Ortsgruppen Waltrop I, II und IV aktiv vorbereitet.
=Einheit Nr.24, 10, 15 und 19,Bochum 15.12.1971, 15.5.1972, 1.8.1972 bzw. 1.10.1972,S.1, S.3, S.4 und 6ff bzw. S.1ff;

Januar 1973:  Die IGBE (vgl. 1.1.1973) berichtet von der Stillegung der Zeche Victor-Ickern in Castrop-Rauxel (vgl. Sept. 1972, Okt. 1973), die aufzunehmenden Zechen für die Verlegung sollen sein: Gneisenau, Hansa, Minister Stein (alle Dortmund), Achenbach (Lünen), Waltrop und Haus Aden (Oberaden).
=Einheit Nr.1,Bochum 1.1.1973,S.5

25.09.1974:  In der Nr.39 ihrer 'Roten Fahne' (RF - vgl. 18.9.1974, 2.10.1974) berichtet die aus dem Kreis Recklinghausen aus Waltrop von der Zeche (IGBE-Bereich) und den Bauern auf den Rieselfeldern zwischen Waltrop und Datteln.
=Rote Fahne Nr.39,Dortmund 25.9.1974

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