Bad Gandersheim / Kreiensen: 'Rote Provinz'
Sozialistisches und Radikaldemokratisches Informationsblatt für den Westharz

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 21.5.2014

Die Datenbank MAO ist ein
vollständig selbstfinanziertes Projekt.
Unterstützen Sie uns durch:

Die hier dokumentierte 'Rote Provinz' entstand nicht zuletzt aus Kreisen der Deutschen Jungdemokraten (DJD) der FDP, die sich aber von der Partei abwandten, so dass die 'Rote Provinz' als regionales Informationsblatt der APO im Landkreis Northeim fungieren konnte und sich dann später auch im Untertitel allein als sozialistisch bezeichnete.

Liste der als Scans vorhandenen Zeitungen

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

03.11.1969:
Erstmals erscheint die 'Rote Provinz' – Sozialistisches und Radikaldemokratisches Informationsblatt für den Westharz (vgl. Dez. 1969), von der Projektgruppe Information Bad Gandersheim, unter Verantwortung von Werner W. Hillebrecht in Kreiensen.
In "Alptraum des Herrn Direktor" wird berichtet vom Gymnasium Bad Gandersheim, wo der Direktor den SDS für die Gründung der Unabhängigen Schülergemeinschaft (USG – vgl. Aug. 1969) verantwortlich machte. Berichtet wird von der antidemokratischen CDU Bad Gandersheim (vgl. 12.9.1969).

Angeboten wird Beratung zur Kriegsdienstverweigerung (KDV), berichtet von den Bundeswehrdeserteuren Werner Henseler, Manfred Grashof der in Lübeck und Heinz Zirk der in Würzburg in U-Haft sitzt. Aus Düsseldorf wird die APO-Tagung Anfang Dezember angekündigt, von der DKP der Austritt aus der ADF, aus Hannover wird berichtet von der Praktizierung der Vorbeugehaft, aus Essen vom Popfestival in der Grugahalle (vgl. 9.10.1969).

Vom AUSS Freiburg wird das "Modell einer Ganztagsschule" vorgestellt, aus der Berliner 'RPK' eine Einschätzung der Bundestagswahlen übernommen, wobei deren Einschätzung des Standes der Klassenkämpfe um eigene Ausführungen zur "Situation in der Provinz" ergänzt wird.
Quelle: Rote Provinz Nr. 1, Bad Gandersheim 3.11.1969

Dezember 1969:
Es erscheint die Nr. 2 von 'Rote Provinz' – Sozialistisches und Radikaldemokratisches Informationsblatt für den Westharz (vgl. 3.11.1969, Jan. 1970). Bekanntgegeben wird, dass nun auch Genossen aus Duderstadt mitarbeiten.
Es erscheint auch ein "Aufriss zur Anti-Bundeswehrkampagne".
Aus Vietnam wird berichtet, mit Hilfe der 'FR', vom Massaker in My Lai, aus Gandersheim vom Vietnamprotest am Gymnasium Bad Gandersheim (vgl. 14.11.1969, 15.11.1969) sowie am Volkstrauertag (vgl. 16.11.1969) und auch von dem Besitzer der örtlichen Loro-X-Werke, Karl-Heinz Vahlbrauk und seinen 300 Beschäftigten, die nicht der IG Metall beitreten dürfen, während der örtliche DGB Ruhe bewahre.

Dargestellt wird die Lage eines entlaufenen Fürsorgezöglings. Berichtet wird auch vom Religionsunterricht an der Realschule Bad Gandersheim. Angekündigt wird der Beatbattle in Seesen, auf dem Protestaktionen zu erwarten sind.
Q: Rote Provinz Nr. 2, Bad Gandersheim Dez. 1969

Januar 1970:
Es erscheint die Nr. 3 von 'Rote Provinz' – Sozialistisches und Radikaldemokratisches Informationsblatt für den Westharz (vgl. Dez. 1969, März 1970). Bekanntgegeben wird, dass die 'Rote Provinz' nun erstmals sowohl in Bad Gandersheim als auch in Northeim erscheine. Weiter heißt es u.a.:"
Einige Exemplare dieser Ausgabe werden Einbeck, Duderstadt und vielleicht auch Osterode erreichen. Wir bitten die Empfänger: Beteiligt Euch! Dann sind wir wieder ein Stück auf unserem Wege weiter, das Verbindungsblatt progressiver Jugendlicher zwischen Hannover und Göttingen zu werden.
Die Redakteure der ROTEN PROVINZ haben keine einheitliche politische Meinung. Unter ihnen sind Jungdemokraten, Jungsozialisten, Mitglieder von Schülergemeinschaften und nicht organisierte Lehrlinge und Schüler."

Aus Bad Gandersheim wird von der Vietnamdemonstration (vgl. 15.12.1969).
Aus Northeim wird berichtet über das Arbeits-Wert (AW) System für KfZ-Lehrlinge und in einem Artikel "So erging es einem Northeimer Genossen bei der Ausbildung: Wie man das Denken lernt (Vom Schüler zum Gesellen)" wird u.a. von der Gerhart Hauptmann Hauptschule Northeim berichtet.

Aus Braunschweig wird berichtet von einem Happening des Aktionskünstlers Otto Mühl (vgl. 17.12.1969). Von einer Arbeitsgruppe des SDS Tübingen wird der Text "Technologie und Demokratie: Lehre und Forschung im Dienste des Kapitalismus" nachgedruckt. Von der Bundeswehr wird die Anleitung zur Herstellung von Brandflaschen bekanntgegeben, vom WDR die Anleitung zur Berichterstattung über die Radikalen. Nach Redaktionsschluss ging ein Brief zu den Loro-X-Werken ein.
Q: Rote Provinz Nr. 3, Bad Gandersheim Jan. 1970

März 1970:
Es erscheint die Nr. 4 von 'Rote Provinz' – Sozialistisches und Radikaldemokratisches Informationsblatt für den Westharz (vgl. Jan. 1970, Apr. 1970). Die verspätete Erscheinung liegt an der Erstellung einer Extraausgabe zu Dritter Welt und US-Kapital, die auch für Lehrlinge verständlich sei. Bekanntgegeben wird:"
Durch die Erweiterung des Verteilernetzes auf einige andere Städte Niedersachsens war es nötig, die Auflage um eine beträchtliche Anzahl von Exemplaren zu erhöhen."

Bekanntgegeben wird ebenfalls, dass der Bericht über die Loro-X-Werke Bad Gandersheim in der Nr. 2 die Auflage glatt verdoppelte. Eingegangen wird u.a. auf die Lehrlinge bei Loro sowie auf das Eingreifen des Verfassungsschutz.

Informiert wird über Haschisch und dessen Gebrauch. Erneut erscheint ein Bericht aus den Erziehungsheimen über einen vollverwaisten Jugendlichen aus Seesen, der u.a. in Braunschweig und danach in Augustdorf untergebracht wurde.

Kritisiert wird die christliche Zeitschrift 'Entscheidung' von Billy Graham.
Q: Rote Provinz Nr. 4, Bad Gandersheim März 1970

April 1970:
Es erscheint die Nr. 5 von 'Rote Provinz' – Sozialistisches und Radikaldemokratisches Informationsblatt für den Westharz (vgl. März 1970, Mai 1970), die sich anläßlich der bundesweiten evangelischen Militärseelsorgetagung in Bad Gandersheim (vgl. 6.4.1970) ganz der Militärseelsorge sowie der Bundeswehr widmet.
Q: Rote Provinz Nr. 5, Bad Gandersheim Apr. 1970

Mai 1970:
Es erscheint die Nr. 6 von 'Rote Provinz' – Sozialistisches und Radikaldemokratisches Informationsblatt für den Westharz (vgl. Apr. 1970, Juni 1970). Hingewiesen wird darauf, dass sich neben der Projektgruppe Information mittlerweile mehrere Schüler- und Lehrlingskollektive gebildet haben.

Aus Einbeck wird berichtet vom "Polizeiterror" (vgl. 3.5.1970), aus Berlin von den Schüssen auf der Kambodschademonstration (vgl. 9.5.1970) sowie aus dem Märkischen Viertel (vgl. 24.4.1970, 1.5.1970). Die Frage, ob es Ausbeutung gibt, wird mit Hilfe der 'UZ' der DKP geklärt. Mit Hilfe des 'ED' wird von der Plakatgruppe bei Daimler-Benz Stuttgart eine Bilanzanalyse vorgelegt. Eine Kritik am Christentum scheint aus eigener Feder zu stammen.

Veröffentlicht wird zur Fürsorgeerziehung ein Brief von einem Mädchen, welches in verschiedenen Erziehungsheimen lebte, u.a. in Pinneberg-Waldenau, Hamburg-Volksdorf, Hamburg-Feuerbergstraße, Kinderheim Hamburg-Ochsenzoll, in Hamburg-Averhoffstraße, in Schaumburg und im Immenhof bei Hützel.
Q: Rote Provinz Nr. 6, Bad Gandersheim Mai 1970

Juni 1970:
Es erscheint die Nr. 7 von 'Rote Provinz' – Sozialistisches Informationsblatt für den Westharz (vgl. Mai 1970, Juli 1970). Der Leitartikel "Die Klassenschule und unsere Forderungen" befasst sich anläßlich der Streiks in Berlin mit Haupt- und Realschulen, aber auch den Gymnasien. Gymnasiasten sollten die Forderungen der Haupt- und Realschüler unterstützen. Ein Artikel behandelt den "Kirchenaustritt – Wie, wo und warum". Fortgesetzt wird die Kritik des Christentums.

Aus Einbeck wird berichtet von Vertriebsproblemen, aus Bad Gandersheim von nicht politisch inspiriertem Vandalismus der Abiturienten des Gymnasiums sowie der Aufführung des Theaterstücks 'Mutter Courage' von Bert Brecht am 2. Juni 1970, aus Göttingen vom Schulstreik gegen den Lehrer Schinke, aus Seesen von der Jungen Union (JU) der CDU (vgl. 11.5.1970).

Eingegangen wird auch auf den 17. Juni 1953 und die Vermögensbildung, sowie mit Hilfe des 'Berliner Extradienst' Auf die Klassenstrukturen in der Bundesrepublik. Fortgesetzt wird der Haschisch-Report, wobei auf die Regeln für die Black Panther Partei (BPP USA) verwiesen wird.
Q: Rote Provinz Nr. 7, Bad Gandersheim Juni 1970

Juli 1970:
Es erscheint die Nr. 8 von 'Rote Provinz' – Sozialistisches Informationsblatt für den Westharz (vgl. Juni 1970, 15.9.1970). Vorgestellt wird das Schulungsprogramm des Aktivistenkollektivs Bad Gandersheim / Kreiensen sowie dessen vorläufige Plattform, auf der "die weitere Organisation revolutionärer Arbeit in diesem Gebiet aufbauen kann."

Enthalten ist auch ein Artikel von Karl Heinz Roth zur technokratischen Reform der Lehrlingsausbildung.
Q: Rote Provinz Nr. 8, Bad Gandersheim Juli 1970

15.09.1970:
Frühestens in dieser Woche erscheint die Nr. 9/10 von 'Rote Provinz' – Sozialistisches Informationsblatt für den Westharz (vgl. Juli 1970) für August und September. Berichtet wird von den Jungdemokraten (Judos bzw. DJD) der FDP Niedersachsen, die nun nicht mehr zur FDP gehören (vgl. 12.9.1970), von der Lohnsteuervorauszahlung, über die Arbeitsweise des Verfassungsschutz, über einen geplanten Truppenübungsplatz bei Langelsheim, gegen den auch die DKP protestiert, aus Hilkerode bei Duderstadt im Eichsfeld bzw. im Landkreis Göttingen wird berichtet aus dem Kleinbetrieb Meß- und Fernmeldetechnik GmbH und dessen griechische Arbeiter, für die sich die IG Metall einsetzt.

Berichtet wird auch anläßlich des Suharto-Besuchs (vgl. 4.9.1970) über Indonesien sowie in einer Übersicht über internationale Klassenkämpfe in Schweden, Belgien (vgl. 5.1.1970), Nordirland und Großbritannien, u.a. vom Hafenarbeiterstreik (vgl. 15.7.1970).

In einer Aktivistenbeilage wird die Geschichte der radikalen Linken in Kreiensen und Gandersheim geschildert.
Q: Rote Provinz Nr. 9/10, Bad Gandersheim Aug./Sept. 1970

   Valid HTML 4.01 Transitional   Valid CSS

[ Zum Seitenanfang ]   [ geographische Zwischenübersicht ]   [ thematische Zwischenübersicht ]   [ Hauptübersicht ]