Braunschweig:
Protest gegen die Ausländergesetze und das GUPS/GUPA-Verbot 1972

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 6.12.2012

Diese wie immer unvollständige Darstellung zu den Protesten in Braunschweig gegen die Ergänzung bzw. Verschärfung des Ausländergesetzes vom 1. Okt. 1965 durch das Querschnittsgesetz stützt sich allein auf Materialien des Kommunistischen Bundes Braunschweig (KB BS), einer Vorläuferorganisation des Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW), und seiner Massenorganisationen an den Schulen und Hochschulen.

Erste Aktivitäten können anlässlich der Verhaftungen und Abschiebungen im Gefolge des Münchner Olympiaattentats (vgl. 11.9.1972) erschlossen werden.

Auch in Braunschweig wird nach dem GUPS/GUPA-Verbot (vgl. 4.10.1972), welches auch in Braunschweig zu Razzien führt, zur bundesweiten Demonstration in Dortmund aufgerufen (vgl. 4.10.1972, 8.10.1972), aber auch eine Demonstration am Ort organisiert (vgl. 5.10.1972).

Während aus der Zeit danach noch einige vereinzelte Hinweise auf das GUPS/GUPA-Verbot erschlossen werden können (vgl. 18.10.1972, 24.10.1972), erfolgt dessen Thematisierung, wenn überhaupt, im weiteren überwiegend innerhalb der örtlichen Palästinasolidarität (vgl. 11.12.1972).

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

11.09.1972:
Der Sozialistische Bund (SB) Braunschweig gibt, nach eigenen Angaben, ein Extra seiner 'Roten Universitätszeitung' (vgl. 12.7.1972, 18.10.1972) zu den Vorfällen bei der Olympiade in München und in Fürstenfeldbruck heraus.
Quelle: Rote Universitätszeitung Nr. 4, Braunschweig 18.10.1972, S. 6

04.10.1972:
Das Verbot der palästinensischen Organisationen GUPS (Generalunion palästinensischer Studenten) und GUPA (Generalunion palästinensischer Arbeiter) wird bekannt.
Anläßlich des GUPS-Verbotes werden heute, laut KB Bremen, Studentenheime in Berlin, Göttingen, Braunschweig, Clausthal-Zellerfeld, Münster, Köln, Bonn, Aachen, Mainz, Stuttgart, Heidelberg, Freiburg, Karlsruhe, Konstanz und München von der Polizei überfallen.
Q: Wahrheit Nr.9 , Bremen Okt. 1972

04.10.1972:
In Braunschweig erscheint erstmals die 'Rote Arbeiter Zeitung' (RAZ) (vgl. 18.10.1972) des neugegründeten Kommunistischen Bundes (KB) Braunschweig. Aufgerufen wird zur Demonstration gegen das Ausländergesetz in Dortmund (vgl. 8.10.1972).
Q: Rote Universitätszeitung Nr.4,Braunschweig 18.10.1972; Rote Arbeiter Zeitung Nr. 1, Braunschweig 4.10.1972, S. 2

KB_BS002

KB_BS003


05.10.1972:
In Braunschweig demonstrieren, laut und mit KB Braunschweig, ca. 200 mit dem Komitee gegen politische Unterdrückung Braunschweig (vgl. 20.9.1972, 24.10.1972) gegen das GUPS/GUPA Palästina Verbot durch die Innenstadt zum Kohlmarkt.
Auch laut IG/KOB (vgl. 13.1.11972) sind es 200.
Q: Rote Universitätszeitung Nr. 4, Braunschweig 18.10.1972,S.6ff; Rote Arbeiter Zeitung Nr. 2, Braunschweig 18.10.1972, S. 3;Rote Oberschüler Front Nr. 3, Braunschweig 13.11.1972, S. 5

Braunschweig_Hochschule035

Braunschweig_Hochschule036

Braunschweig_Hochschule037

Braunschweig_Hochschule038

Braunschweig_Hochschule039

Braunschweig_Hochschule040

KB_BS012

KB_BS013


08.10.1972:
Die Dortmunder Demonstration gegen die Ausländergesetze wird, laut KJVD der KPD/ML-ZB von über 14 000 Personen aus der ganzen BRD besucht. Der KB beteiligt sich zwar nicht, berichtet aber doch davon. Laut KB "demonstrieren in Dortmund über 10 000 Menschen gegen die politische Unterdrückung von Ausländern in der Bundesrepublik. Träger dieser Demonstration waren u.a. die Organisationen um KB Bremen / NRF Heidelberg, zwei KPD/MLs, die KPD und eine große Anzahl ausländischer Organisationen."

Berichtet und aufgerufen wird auch durch den KB Braunschweig (vgl. 4.10.1972) und den KSB Braunschweig (vgl. 18.10.1972).
Q: Rote Arbeiter Zeitung Nr. 1, Braunschweig 4.10.1972, S. 2f; Rote Universitätszeitung Nr. 4, Braunschweig 18.10.1972, S. 1ff

Braunschweig_Hochschule025

Braunschweig_Hochschule026

Braunschweig_Hochschule027

Braunschweig_Hochschule028

Braunschweig_Hochschule029


18.10.1972:
In Braunschweig erscheint die 'Rote Universitätszeitung' Nr.4 (vgl. 11.9.1972, 30.10.1972), bei der über den Rotdruck, der sie als Hochschulorgan des Sozialistischen Bundes Braunschweig ausweist, in Schwarz KSB (Kommunistischer Bund Braunschweig) gedruckt wurde, da sich ja der SB in KSB und KB aufteilte (vgl. 4.10.1972). Man befaßt sich u.a. mit der FPDLP (Palästina) und dem Anschlag von Fürstenfeldbruck.
Q: Rote Universitätszeitung Nr. 4, Braunschweig 18.10.1972, S. 6f

24.10.1972:
In Braunschweig beteiligen sich, laut und mit KB Braunschweig, ca. 250 an einer Aktionseinheitsdemonstration "Freiheit den politischen Organisationen der Arbeiterklasse und des ganzen Volkes" (vgl. 5.10.1972), u.a. gegen das Verbot der palästinensischen GUPS/GUPA und des KB Bremen (KBB).

Laut der aufrufenden IG/KOB demonstrieren 180.
Q: Rote Universitätszeitung Nr. 4, Braunschweig 18.10.1972, S. 6; Rote Arbeiter Zeitung Nr. 3, Braunschweig 16.11.1972;Rote Oberschüler Front Nr. 3, Braunschweig 13.11.1972, S. 5

11.12.1972:
Die heute beginnende bundesweite Palästinawoche wird, laut KSB Braunschweig (vgl. 12.12.1972), auch vom AStA der TU Braunschweig unterstützt.
Q: Rote Hochschulzeitung Nr. 6, Braunschweig 12.12.1972, S. 6

Braunschweig_Hochschule071

Braunschweig_Hochschule072


Valid HTML 4.01 Transitional   Valid CSS


[ Zum Seitenanfang ]   [ Zur nächsten Zwischenübersicht ]   [ Zur Hauptübersicht der Datenbank MAO ]