AGL Lehrlings-Zeitung - Aktionsgruppe Göttinger Lehrlinge und Jungarbeiter, Jg. 4, Nr. 13, März 1972

März 1972:
Die Nr. 13 der 'AGL Lehrlings-Zeitung' (Aktionsgruppe Göttinger Lehrlinge und Jungarbeiter) erscheint in Göttingen (vgl. 12.7.1971, Apr. 1972) in einer Auflage von 3 500 Stück. Im Leitartikel "Zum Wiedererscheinen der 'Lehrlings-Zeitung'" wird u. a. ausgeführt: "
Die AGL wurde im Juni 1969 gegründet, zu einem Zeitpunkt also, wo sich aufgrund schreiender Mißstände in der Ausbildung überall Lehrlings- und Jungarbeitergruppen herausgebildet hatten und man von einer immer breiter werdenden Lehrlingsbewegung sprechen konnte. Diese Lehrlingsbewegung war in Form und Inhalt auch ziemlich stark von der etwas eher entstandenen Studentenbewegung beeinflußt worden. Wir brachten Flugblätter und später die Lehrlingszeitung heraus, wo wir in erster Linie Mißstände in Göttinger Ausbildungsbetrieben schilderten und zur Selbstorganisation der Lehrlinge und Jungarbeiter aufriefen. Dazu forderten wir auf, zu unseren regelmäßigen Diskussionsabenden zu kommen. In den Diskussionen und den Zeitungsartikeln ging es uns darum, die gesellschaftlichen Ursachen der Ausbildungsmisere, sprich das kapitalistische Ausbildungssystem darzustellen. Was wir jedoch damit erreichen wollten, darüber waren die Meinungen geteilt. Es bildeten sich zwei Fraktionen in der AGL. … Unsere Zeitungsarbeit wurde nun immer schwieriger. Dabei brachten wir keine Zeitung mehr zustande, die letzte erschien im Juli 1971. … Wir gehen davon aus, daß wir die gravierendsten Fehler hätten vermeiden können, hätten wir uns auf den Boden des wissenschaftlichen Sozialismus gestellt und die Erfahrungen der Arbeiterbewegung aufgearbeitet. … Ein zweiter Fehler von uns war es, aus den Schwierigkeiten der Zeitungsherstellung und dem sich wandelnden Selbstverständnis den Schluß zu ziehen, solange keine Zeitung mehr zu machen, bis sich der Wandlungsprozeß abgeschlossen habe und man eine 'viel bessere' Zeitung machen könne. Unser Selbstklärungsprozess ist heute keineswegs abgeschlossen, aber wir werden von nun an wieder an die Öffentlichkeit treten. Aufgabe unserer Zeitung wird es sein: das Wesen des Kapitalismus und Imperialismus klarzumachen. … Die Hauptursache dafür, daß die heutigen Kommunisten auch im weiteren noch schwere Fehler machen
werden, liegt in ihrer Zersplitterung in Gruppen, Zirkeln und 'Parteien'. Diese Zersplitterung ist unvermeidlich, bedingt durch die Unterbrechung der bewußten und fortgeschrittenen Arbeiterbewegung. … Wir werden dazu beitragen, und uns auch mit den Göttinger kommunistischen Organisationen auseinanderzusetzen." Dies sei z. B. in der Gewerbeschulkampagne geschehen, wo man faktisch mit KAJB und SDAJ eine Aktionseinheit gebildet habe.

Eingegangen wird auch auf den Offenen Brief des KAJB zur Wehrkundekampagne.

Angekündigt wird für die Zeit nach den Osternferien eine Extraausgabe zur Gewerbeschulaktion.

Weitere Artikel sind:
- "Gegen das Berufsverbot"; sowie
- "Hintergründe der Militarisierung" u.a. zur RAF-Fahndung.
Q: AGL Lehrlings-Zeitung Nr. 13, Göttingen März 1972

Goettingen_AGL149

Goettingen_AGL150

Goettingen_AGL151

Goettingen_AGL152

Goettingen_AGL153

Goettingen_AGL154

Goettingen_AGL155

Goettingen_AGL156

Goettingen_AGL157

Goettingen_AGL158