Göttinger Betriebszeitung, Jg. 2, Nr. 12, Sept. 1970

September 1970:
Es erscheint die Nr. 12 der 'Göttinger Betriebszeitung' – Informationen für Arbeitnehmer (vgl. Juli 1970, Nov. 1970) mit dem Leitartikel "Wir wollen mehr" der über die Mindestforderungen zur Metalltarifrunde (MTR) von Vertrauensleuten u.a. von Bosch, Feinprüf, Händler & Natermann, Isoc und Zeiss nach 75 Pfennig mehr für alle Lohngruppen, einem 13. Monatsgehalt, Abschaffung der Lohngruppen 1 - 4 und Abschaffung der Ortsklassen berichtet.

Weitere Artikel sind:
- "Die Linnhoff-Pleite" aus Northeim (vgl. 20.8.1970);
- "Bosch" zu den angedrohten 45 Entlassungen und der angedrohten Kurzarbeit für Schichtarbeiter;
- "Frauen streiken bei C.F. Schröder"; sowie
- "Rube" über die Produktionseinschränkung während der Tarifrunde für die Papierindustrie.

In "Harte Lohnkämpfe" zur Metalltarifrunde (MTR) heißt es u.a.:"
Die Unternehmer haben die Gefahr für ihre Profite erkannt. Dise Gefahr geht für sie von einer entschlossenen Arbeiterschaft aus, wenn sie sich mit allen Mitteln durchsetzt.

Deshalb setzen die Unternehmer auch alle Hebel in Bewegung, um die kommenden Tarifauseinandersetzungen für sich zu entscheiden. Und sie warten auch gar nicht erst den Beginn der offiziellen Verhandlungen ab:
Bei Bosch hatte die Geschäftsleitung versucht, durch Androhung von Entlassungen die Kollegen einzuschüchtern. Die Kollegen sollten sich bei den Tarifauseinandersetzungen nicht rühren. Ihre Taktik ist dank des geschlossenen Auftretens und der energischen Reaktion der Kollegen gescheitert: Auf ein Flugblatt der Vertrauensleute hin mußte die Geschäftsleitung ihre Androhungen zurücknehmen. Ganz ähnlich geht die Betriebsleitung bei Rube vor. (denn auch in der Papier- und Zellstoffindustrie stehen ja jetzt die Tarifauseinandersetzungen an) Mit dem warnenden Hinweis auf die 'plötzlich' schlecht gewordene Auftragslage will man die 'richtige Atmosphäre' für die Auseinandersetzungen schaffen.

Bei Haendler % Natermann in Hann. Münden will die Geschäftsleitung noch geschickter sein. Sie zahlt den Kollegen einfach schon vor den Tarifverhandlungen eine 7,7%iger Lohnerhöhung, die auf die Ergebnisse der Verhandlungen angerechnet werden. Damit wollte sie die Kollegen zum 'Stillhalten' bei den eigentlichen Auseinandersetzungen bewegen.

Mit genau dem gleichen Trick sollen die Kollegen bei Lambrecht und Doboy hinters Licht geführt werden. Die Geschäftsleitung von Lambrecht zahlt eine Zulage 20 bis 40 Pfennig und Doboy 12%, die natürlich auf die Tariflohnerhöhungen angerechnet werden.
Und damit nicht genug! Da die Unternehmer mit solchen Mitteln letzten Endes eine Lohnerhöhung doch nicht verhindern können, verschärfen sie den Arbeitsdruck, und das sieht so aus:

Mit Akkordverschärfungen (Rube, Aeroquip), mit versteckten Entlassungen (Bosch), kurz mit Mitteln, die den Lohnanteil am Produkt durch verschärfte Ausbeutung drücken, fängt die Geschäftsleitung die Lohnerhöhungen auf."
Q: Göttinger Betriebszeitung Nr. 12, Göttingen Sept. 1970

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