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Seesen

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 28.7.2009

In Seesen existiert einleitend für diese, wie immer unvollständige Darstellung, offenbar eine Gruppe von 'Genossen', die Kontakte nach Bad Gandersheim und Kreiensen unterhält (vgl. Dez. 1969, 15.12.1969, März 1970) und vermutlich ebenso wie die dortige Gruppe zunächst zu den Deutschen Jungdemokraten (DJD bzw. Judos) der FDP gehört (vgl. 11.5.1970).

Trotz einer größeren Lücke in den aufgefundenen Hinweisen ist anzunehmen, dass es sich bei dem dann am Gymnasium Seesen aktiven Arbeitskreis Sozialistischer Schüler (ASS – vgl. 27.6.1972, 5.2.1973) um eine Nachfolgegruppe der früheren Formation handelte, die sich nun ebenso wie ihre Freunde aus Bad Gandersheim und Kreiensen, aber auch aus Clausthal-Zellerfeld an den Aufbau des KBW (vgl. 15.1.1974) und den Vertrieb seiner Presse machen, wobei am Gymnasium Seesen mit seinen nur 800 Schülern, von denen ja viele in der Unterstufe sind, zumindest anfänglich recht zahlreiche Exemplare der 'Kommunistischen Volkszeitung' vertrieben werden (vgl. 26.9.1973, 10.10.1973, 24.10.1973).

Das Interesse an der örtlichen, zeitweise auch in Bad Gandersheim erscheinenden 'Kommunistischen Schülerzeitung' ist dagegen offenbar eher bescheiden (vgl. 8.1.1974), die KSG bleibt zwar aktiv (vgl. 8.4.1974), bei den Schülersprecherwahlen aber offenbart sich ihr doch nur geringer Einfluss auf die Schüler des Gymnasiums Seesen (vgl. 10.12.1974), die Kommunistische Schülergruppe (KSG) Seesen des KBW verstärkt dann offenbar die inhaltliche Kritik am Unterricht (vgl. Juni 1975).

Auch in der Stadt Seesen wird die 'KVZ' des KBW verkauft (vgl. 10.10.1973, 24.0.1973) und der 1. Mai gefeiert (vgl. Apr. 1974, 1.5.1974), wobei die ungefähre Größe der Gruppe deutlich wird.

Ein Jugendzentrum besteht in Seesen damals bereits (vgl. 5.2.1973), im Gegensatz zu Goslar (vgl. Dez. 1973), allerdings führt in Seesen die Frage der Selbstverwaltung bzw. der Einstellung des von den Jugendlichen gewünschten Stadtjugendpflegers zum Konflikt (vgl. 4.3.1975, 12.5.1975).

Das vorläufige Ende dieser Darstellung betrifft die bundesweite Welle rassistischer Mordanschläge, von der auch Seesen betroffen wird (vgl. 4.10.1991).

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

Dezember 1969:
Es erscheint die Nr.2 von 'Rote Provinz' – Sozialistisches und Radikaldemokratisches Informationsblatt für den Westharz (vgl. 3.11.1969 Jan. 1970). Angekündigt wird der Beatbattle in Seesen, auf dem Protestaktionen zu erwarten sind.
Quelle: Rote Provinz Nr.2,Bad Gandersheim Dez. 1969

15.12.1969:
In Bad Gandersheim wird heute, laut der Projektgruppe Information (vgl. Jan. 1970), im Rahmen des Vietnamprotests am zweiten Moratoriumstag eine unangemeldete und auch unangekündigte Demonstration allein von 'Rädelsführern' durch Bad Gandersheim mit 30 Teilnehmern durchgeführt. Die am Bahnhof erwarteten Genossen aus Seesen kamen nicht.
Q: Rote Provinz Nr.3,Bad Gandersheim Jan. 1970,S.10f

März 1970:
Es erscheint die Nr.4 von 'Rote Provinz' – Sozialistisches und Radikaldemokratisches Informationsblatt für den Westharz (vgl. Jan. 1970, Apr. 1970). Erneut erscheint ein Bericht aus den Erziehungsheimen über einen vollverwaisten Jugendlichen aus Seesen, der u.a. in Braunschweig und danach in Augustdorf untergebracht wurde.
Q: Rote Provinz Nr.4,Bad Gandersheim März 1970

11.05.1970:
In Seesen wird, laut Projektgruppe Information (vgl. Juni 1970) eine Ortsgruppe der Jungen Union (JU) der CDU gegründet, die sich in einer Presserklärung von den beiden ihrer Ansicht nach 'linksradikalen' Gruppen Jungdemokraten der FDP und Jungsozialisten der SPD abgrenzt.
Q: Rote Provinz Nr.7,Bad Gandersheim Juni 1970,S.11

27.06.1972:
Am Gymnasium Seesen gibt der Arbeitskreis Sozialistischer Schüler (ASS) Seesen seine 'Seesener Schüler Presse' Nr.1 (vgl. 5.2.1973) heraus. Berichtet wird in "Staatsfeinde" über die Entlassung radikaler Lehrer, wie Czichowski, vermutlich in Seesen, Kommer in Wertheim und Fritz Güde in Karlsruhe.

Eingegangen wird auch auf den Kommentar des Peter Boehnisch in der 'Bild am Sonntag' vom 18.6.1972 zur Ergreifung des 'harten Kerns' der RAF. Vorgestellt wird die Comicfigur Asterix.

Vom Gymnasium Seesen wird berichtet über Hausaufgabenzirkel (HAZ) in der Klasse 12m sowie über die Zensierung einer Klassenarbeit in den 11. Klassen, gegen die die 11na und 11nb protestierten.
Q: Seesener Schüler Presse Nr.1,Seesen 27.6.1972

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05.02.1973:
Am Gymnasium Seesen gibt der Arbeitskreis Sozialistischer Schüler (ASS) Seesen vermutlich Anfang dieser Woche ein Extra seiner 'Seesener Schüler Presse' (vgl. 27.6.1972, 8.1.1974) zum Rücktritt des Schülersprecherkollektivs heraus. Eingeladen wird zur Versammlung am 8.2.1973 im Jugendzentrum.
Q: Seesener Schüler Presse Extra,Seesen o. J.

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26.09.1973:
Von der heutigen 'KVZ' Nr.3 verkaufen die Sympathisanten des KBW Seesen/Kreiensen, "eine im Oberschüler- und Lehrlingsbereich arbeitende Gruppe", in Seesen 60 Exemplare, vorwiegend an Oberschüler.
Q: KBW-Sympathisanten Seesen/Kreiensen:KVZ-Verkaufsstatistik Nr.3-5,o.O. o.J. (1973)

10.10.1973:
Von der heutigen 'KVZ' Nr.4 verkaufen die Sympathisanten des KBW Seesen/Kreiensen am Gymnasium Seesen 55 Exemplare.
Q: KBW-Sympathisanten Seesen/Kreiensen:KVZ-Verkaufsstatistik Nr.3-5,o.O. o.J. (1973)

10.10.1973:
Von der heutigen 'KVZ' Nr.4 verkaufen die Sympathisanten des KBW Seesen/Kreiensen in Seesen insgesamt 90 Exemplare, davon 25 im Stadtverkauf und weitere am Gymnasium.
Q: KBW-Sympathisanten Seesen/Kreiensen:KVZ-Verkaufsstatistik Nr.3-5,o.O. o.J. (1973)

24.10.1973:
Von der heutigen 'KVZ' Nr.5 verkaufen die Sympathisanten des KBW Seesen/Kreiensen am Gymnasium Seesen 60 Exemplare.
Q: KBW-Sympathisanten Seesen/Kreiensen:KVZ-Verkaufsstatistik Nr.3-5,o.O. o.J. (1973)

24.10.1973:
Von der heutigen 'KVZ' Nr.5 verkauft die OG Göttingen des KBW in Goslar und Seesen insgesamt 19 Exemplare.
Q: KBW-OG Göttingen-APA:Rundschreiben zum Verkauf der KVZ Nr.5,Göttingen 4.11.1973,S.3

24.10.1973:
Von der heutigen 'KVZ' Nr.5 verkaufen die Sympathisanten des KBW Seesen/Kreiensen in Seesen insgesamt 110 Exemplare, davon 41 im Stadtverkauf und weitere am Gymnasium.
Q: KBW-Sympathisanten Seesen/Kreiensen:KVZ-Verkaufsstatistik Nr.3-5,o.O. o.J. (1973)

Dezember 1973:
Das Sozialistische Aktionskollektiv (SAK CZ) Clausthal-Zellerfeld (vgl. Jan. 1974) berichtet vermutlich aus dem Dezember, dass sich 200 Jugendliche, u.a. auch aus Clausthal-Zellerfeld, Bad Harzburg, Vienenburg, Oker, Seesen und Langelsheim) an der Demonstration für ein Jugendzentrum Goslar beteiligt hätten.
Q: Clausthaler Schülerpresse Nr.14,Clausthal-Zellerfeld o.J. (1974)

08.01.1974:
Am Gymnasium Seesen und am Roswitha-Gymnasium Bad Gandersheim gibt die Kommunistische Schülergruppe (KSG) Seesen / Gandersheim die Nr.2 ihrer 'Kommunistischen Schülerzeitung' (KSZ - vgl. 5.2.1973, Apr. 1974) mit einem Leitartikel "Verfassungsschutz am Seesener Gymnasium" heraus. Drei Siebtklässler vom Gymnasium Seesen berichten über ihre Umfrage zum Weihnachtfest, wozu es auch einen Artikel von Lenin, "Sozialismus und Religion" gibt.

Bekanntgegeben wird "In eigener Sache" die Senkung der Auflage auf 400 Exemplare. Eingegangen wird auf die Energiekrise sowie auf Chile, Griechenland, Israel, Kambodscha und den NC. Von der Bundeswehr wird berichtet mit Hilfe der 'KVZ' Nr.8 (vgl. 5.12.1973) aus der Deines-Bruchmüller Kaserne in Lahnstein.

Vom Roswitha-Gymnasium Bad Gandersheim wird nichts berichtet.
Q: Kommunistische Schülerzeitung Nr.2,Kreiensen 8.1.1974

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15.01.1974:
Vermutlich in dieser Woche wird auf Beschluß des ZK des KBW der Kommunistische Bund Harz(Aufbaukollektiv) als Ortsaufbaugruppen Clausthal-Zellerfeld/Seesen in den KBW aufgenommen.
Die Gruppen haben ihren Kern in Clausthal-Zellerfeld. Dort leiten sie eine Studenten- und eine Schülerorganisation an, den KSB bzw. das Sozialistisches Aktionskollektiv.
Die erste Betriebszelle soll im CPK-Bereich bei der Heinrich-Hütte in Langelsheim arbeiten.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr.2,Mannheim 23.1.1974,S.15

April 1974:
In Seesen gaben, laut KBW (vgl. 15.5.1974), die Ortsaufbaugruppe Clausthal-Zellerfeld/Seesen des KBW und die Kommunistische Schülergruppe (KSG) Seesen vermutlich im April ein zentrales Flugblatt zum 1.Mai heraus.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr.10,Mannheim 15.5.1974

April 1974:
In Seesen gab, laut KBW (vgl. 15.5.1974), die Kommunistische Schülergruppe (KSG) Seesen vermutlich im April ein Extra ihrer 'Kommunistischen Schülerzeitung' (KSZ - vgl. 8.1.1974, 10.12.1974) zum 1.Mai heraus.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr.10,Mannheim 15.5.1974

08.04.1974:
Der KBW (vgl. 17.4.1974) berichtet vermutlich aus dieser Woche, daß die Kommunistische Schülergruppe Seesen/Gandersheim (KSG) mit einem Teil der Ortsaufbaugruppe (OAG) Clausthal-Zellerfeld/Seesen des KBW Solidaritätsaktionen mit F. Güde gegen dessen Berufsverbot (BV) durchführt.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr.8,Mannheim 17.4.1974,S.1O

01.05.1974:
Laut KBW (vgl. 15.5.1974) kommen zu seiner nicht unbedingt heute stattfindenden Mai-Veranstaltung in Seesen (vgl. Apr. 1974) ca. 4O Menschen.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr.10,Mannheim 15.5.1974

Oktober 1974:
Der KBW (vgl. 30.10.1974) erwähnt seine vermutlich im Oktober bestehende Ortsaufbaugruppe (OAG) Seesen.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr.22,Mannheim 30.10.1974,S.8

10.12.1974:
Am Gymnasium Seesen gibt die Kommunistische Schülergruppe (KSG) Seesen die Nr.8 ihrer 'Kommunistischen Schülerzeitung' (KSZ - vgl. Apr. 1974, Juni 1975) mit einem von der Politischen Leitung der KSG verfaßten Leitartikel zur Schülersprecherwahl heraus, bei der die Sozialistische Liste, die fünf Kandidaten aufgestellt hatte, zwar vier davon durchbringen konnte, aber nur weil die Kritische Schülerunion (KSU) der CDU nur einen Kandidaten hatte, der aber 562 Stimmen erhielt. Die drei KSG-Mitglieder bekamen 117 bzw. 106 und 92 Stimmen, die unabhängigen Sozialisten 263 bzw. 179.

Die KSG übernahm die Initiative für ein Schulfest, kam damit im Schülerrat durch, während die KSU sich 'in aller Heimlichkeit' bei der Gesamtkonferenz registrierte, ohne sich zuvor im Schülerrat vorzustellen. Zitiert wird aus der 'Pamphlet' der KSU.

Die KSG beantragte im Schülerrat eine Veranstaltung zur Tarifrunde bzw. zur Metalltarifrunde (MTR) und der Tarifrunde im Öffentlichen Dienst (ÖDTR) durchzuführen. Zur OSR wird gefragt: "Oberstufenreform - für wen?".

Enthüllt wird: "Wohnungselend in Seesen – Wohnungselend im Kapitalismus", wobei auf die 1 000-Jahrfeier eingegangen und von der Gründung der Bürgerinitiative (BI) 'Gegen das Wohnungselend' berichtet wird, die auf der zweiten Veranstaltung zu diesem Thema geschah, wobei sowohl Jusos der SPD als auch das KSU-Mitglied Fleisch dagegen gestimmt hätten.
Q: Kommunistische Schülerzeitung Nr.8,Seesen 10.12.1974

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20.02.1975:
Der KBW gibt seine 'KVZ' Nr.7 (vgl. 13.2.1975, 27.2.1975) heraus. U.a. wird berichtet von der OAG Seesen über den Einsatz von Arbeitslosen im Gleisbau.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr.7,Mannheim 20.2.1975

04.03.1975:
In Seesen soll eine Demonstration für ein selbstverwaltetes Jugendzentrum (JZ) und die Einstellung des von den Jugendlichen gewählten Hans-Jürgen Riemers als Stadtjugendpfleger durchgeführt werden.
Q: Reinecke, H. D.: Wir wollen unser Jugendzentrum selbstverwalten!,Seesen o. J. (1975)

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12.05.1975:
In Seesen demonstrieren, laut und mit der Ortsaufbaugruppe (OAG) des KBW (vgl. 22.5.1975) vermutlich in dieser Woche 100 Menschen für ein Jugendzentrum (JZ – vgl. 4.3.1975).
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr.20,Mannheim 22.5.1975

Juni 1975:
Am Gymnasium Seesen gibt die Kommunistische Schülergruppe (KSG) Seesen ihre 'Kommunistische Schülerzeitung' (KSZ - vgl. 10.12.1974) mit einem Leitartikel "Den Folgen der Jugendarbeitslosigkeit entgegentreten!" heraus, der zur Teilnahme an der landesweiten Demonstration in Hannover (vgl. 14.6.1975) aufruft.

Gefordert wird: "Den bürgerlichen Lehrinhalten auch im Musikunterricht entgegentreten!", ein Kommentar widmet sich dem Fräulein von Scuderi von E.T.A. Hoffmann, dessen Erzählungen gegen den Kampf der Arbeiterklasse gerichtet seien. Berichtet wird über Vietnam und Kambodscha, man äußert sich auch zur Oberstufenreform (OSR).
Q: Kommunistische Schülerzeitung,Seesen Juni 1975

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04.10.1991:
R.ZIPPEL@EAST-END berichtet am 2.1.1994 im Brett Z-NETZ/FORUM/DISKUSSION/POLITIK:"
Freitag, 4.Oktober:
- Brandanschlag auf ein von zwei türkischen und einer deutschen Familie bewohntes Reihenhaus in Seesen, zwei Erwachsene und drei Kinder erleiden Rauchverletzungen".
Q: Z-NETZ/FORUM/DISKUSSION/POLITIK-R.ZIPPEL@EAST-END:Noch mehr Opfer_2,2.1.1994

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