Stadtoldendorf: Bundeswehr

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 23.5.2014

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Von der Bundeswehr in Stadtoldendorf lagen uns bisher nur wenige Dokumente vor, wir bitten um Ergänzungen.

Zunächst findet die örtliche Garnison immer wieder im Zusammenhang mit dem Wehrkundeerlaß Erwähnung (vgl. 28.4.1972, Jan. 1973, 29.3.1973).

Später melden sich Anhänger des Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW) in der Diskussion um den Nutzen von Gelöbnisverweigerungen, wie sie in Northeim praktiziert wurden, zu Wort (vgl. 8.9.1973) und auch die Rote Garde der KPD/ML scheint zumindest zeitweise bei der Bundeswehr in Stadtoldendorf vertreten gewesen zu sein (vgl. 16.10.1976).

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

28.04.1972:
In Göttingen gibt die Kommunistische Schülerfront (KSF) vermutlich spätestens Ende dieser Woche ihren 'Schulkampf' Nr. 2 (vgl. 18.2.1972, Mai 1972) als Zentralorgan datiert auf den 1.5. heraus. Berichtet wird in "Wehrpropaganda zieht!" vom Felix-Klein-Gymnasium über einen Besuch in einer Bundeswehrkaserne in Stadtoldendorf.
Quellen: Schulkampf Nr. 2, Göttingen 1.5.<1972>

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Januar 1973:
KB und KAJB Göttingen geben die dritte erweiterte Auflage der Broschüre "Kampf der militaristischen Verhetzung. Dokumentation und Kommentar zum Wehrkundeunterricht" zum WKE heraus, die erstmals im Juni 1972 erschien.

Berichtet wird mit Hilfe von Presseausschnitten auch aus Stadtoldendorf.
Q: KB, KAJB: Kampf der militaristischen Verhetzung. Dokumentation und Kommentar zum Wehrkundeunterricht, 3. Aufl., Göttingen Jan. 1973, S. 25

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29.03.1973:
Die Basisgruppe Neues Gymnasium Oldenburg (NGO) der Kommunistischen Schülergruppe (KSG) Oldenburg gibt zum Wehrkundeerlaß (WKE) ein Flugblatt "Diskussionsveranstaltung zur Wehrkunde am NGO" heraus. Berichtet wird auch von der Bundeswehr in Stadtoldendorf.
Q: KSG-BG NGO: Diskussionsveranstaltung zur Wehrkunde am NGO, Oldenburg 29.3.1973

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08.09.1973:
Für den KBW (vgl. 24.10.1973) berichtet der Arbeitsausschuß kritischer Soldaten PzGrenBtl 13 Northeim u.a. von heute über den Tag der offenen Tür mit Vereidigung. Später (vgl. 7.11.1973) veröffentlicht der KBW folgenden:"
Leserbrief. Kritik an Eidverweigerung

'In der KZ Nr. 5 wurde ein Bericht des Arbeitsausschusses kritischer Soldaten in Northeim veröffentlicht. Die Kameraden hatten dazu aufgerufen, das 'feierliche Gelöbnis' zu verweigern, in dem jeder Soldat zum 'treuen Dienen' und 'tapferen Verteidigen' der Kapitalistenklasse und ihres Staates bekennt. Als Soldat im Panzerartilleriebataillon 15, Stadtoldendorf, habe ich an dieser Vereidigung teilgenommen. ich glaube, daß es von den Kameraden falsch war, das Gelöbnis zu verweigern, daß sie damit unseren Kampf gegen den Militarismus nicht weitergebracht haben.

Der Tag der offenen Tür in Northeim war eine Propagandaveranstaltung der Militaristen. Sie versuchten durch Demonstration aller ihrer Waffen, mit Erbsensuppe, Blaskapelle, Panzerrundfahrten usw. die Bevölkerung und vor allem die Jugendlichen für die Bundeswehr zu begeistern. Den Abschluß dieser Show bildete das feierliche Gelöbnis von über 500 Soldaten aus verschiedenen Kasernen der Brigade. Die Herren Offiziere sprachen von der Verteidigung der 'Freiheit', zu der es nötig sei, daß unsere demokratischen Rechte als Soldaten eingeschränkt werden. Wir sollten uns mit 'Mannesstolz' bewußt zum Staat der Kapitalisten bekennen, damit wir uns 'in der Stunde der Gefahr an unser Gelöbnis erinnern und es wirklich einlösen' könnten.

Wohl die wenigsten Soldaten haben an diesem Tag mit 'mannesstolz' oder mit Überzeugung ihr Gelöbnis gesprochen. Viele waren sich der Farce bewußt, die die ganze Veranstaltung darstellte. Was hätte es aber an ihrer Lage geändert, das Gelöbnis nicht zu sprechen, außer daß sie nach einem halben Jahr keinen höheren Sold bekommen hätten?

Indem die Kameraden des Arbeitsausschusses vorher das Gelöbnis verweigerten und deshalb den ganzen tag auf ihren Stuben bleiben mußten, beraubten sie sich jeder Möglichkeit, der Propaganda der Militaristen entgegenzutreten. So konnten sie der Bevölkerung nicht ihre wirkliche Lage beim Bund aufzeigen, konnten sie nicht die Kameraden aus den anderen Kasernen ansprechen. Ich zum Beispiel wußte nicht einmal was von der Existenz einer Soldatengruppe in Northeim.

Gerade dieser Tag der offenen Tür wäre eine günstige Gelegenheit gewesen, unsere Forderung nach freier politischer Betätigung in der Armee, nach Aufhebung unserer Entrechtung und nach einem einheitlichen ausreichenden Sold unter der Bevölkerung und unter den Kameraden zu verbreiten.

Die Verweigerung war ein rein demonstrativer Akt, der nicht einmal öffentlich stattfand und, was entscheidend ist, den Kameraden nicht die Perspektive des Kampfes gegen die Militaristen aufzeigt. Auf alle Fälle zeigt dieses Beispiel, wie notwendig es ist, daß wir Soldaten in den verschiedenen Kasernen zusammenarbeiten und gemeinsam diskutieren, wie wir den Kampf in der Armee am besten führen können.'
(Name und Anschrift der Redaktion bekannt)"
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 5 und 6, Mannheim 24.10.1973 bzw. 7.11.1973, S. 8 bzw. S. 11

16.10.1976:
Unter dem Titel 'Die Rote Garde' erscheint die Nummer 10/76 der Monatszeitung der Jugendorganisation der KPD/ML (vgl. 18.09.1976, 19.11.1976) als Beilage zum 'Roten Morgen! (RM) 42/76.

Korrespondenzen berichten auch von der Bundeswehr in Stadtoldendorf.
Q: Die Rote Garde Nr. 10, Dortmund Oktober 1976, S. 3

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