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Munster

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 9.10.2008

Es geht hier fast allein um die Bundeswehr, ihre Kasernen und Kampftruppenschule nebst Truppenübungsplatz (TrÜbPl) in Munster im Landkreis Soltau-Fallingbostel. Für die bundesdeutsche Soldatenbewegung scheint mir Munster eine zentrale Wegstätte.

Zuerst kommt in dieser, wie immer natürlich unvollständigen, Darstellung Munster als Abenteuerspielplatz für Gutbezahlte vor (vgl. 26.10.1970), meist aber ist es dann doch eher Fronstätte der nicht um den Wehrdienst Herumgekommenen, zu denen damals vermutlich auch Angehörige des KJVD der KPD/ML-ZB zählen (vgl. 15.12.1970, Juli 1971, Okt. 1971) bzw. auch der KPD/ML (vgl. 22.9.1973) und nicht zuletzt des KBW, der ein eigenes Soldaten- und Reservistenkomitee (SRK) unterhält (vgl. 4.11.1974), sich dabei, im Verein mit den bewaffneten Formationen im benachbarten Landkreis Celle sowohl gewerkschaftlich orientiert (vgl. 10.2.1975) als auch deutlich antideutsch (vgl. 24.4.1975) gerierend, im Gegensatz zur ab und an vermutlich auch in Munster präsenten KPD, deren jeweilige Haltung zur Bundeswehr in Lüneburg beim Klaus Öllerer-Prozess notorisch wird.


Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

26.10.1970:
Die KPD/ML-ZB berichtet aus Munster in einem Artikel "Gemeinsame Wehrübung von Kapitalisten und DGB-Bossen" vermutlich aus dieser Woche so:"
Der Generalinspekteur der Bundeswehr hat sich etwas neues einfallen lassen, um die Verbindung von Armee, Kapitalisten und Gewerkschaftsführern enger zu gestalten. Er hat eine Reihe von Vertretern der Kapitalisten und des DGB zu einer gemeinsamen Wehrübung eingeladen, damit sie die Probleme der Bundeswehr näher kennenlernen. 30 Vertreter der Kapitalisten und 10 Gewerkschaftsbonzen folgten dieser freundlichen Einladung und kamen Ende Oktober nach Munsterlager. Sie wurden bei der Übung natürlich gleich als Offiziere eingestuft. Für den DGB-Bundesvorstand nahm J. Naber teil, einer der engsten Mitarbeiter von DGB-Boß Vetter. Im Bundesvorstand ist Naber der Kontaktmann zum Verfassungsschutz (VS,d.Vf.) und zu anderen Geheimdiensten."

Der KJVD der KPD/ML-ZB (vgl. Dez. 1970) berichtet:"
SCHMIDT LÄDT EIN: GEWERKSCHAFTSFÜHRER UND KAPITALISTEN IN EINEM PANZER

Verteidigungsminister Schmidt und der Generalinspekteur der Bundeswehr, Schnez, haben 32 Kapitalisten und 10 Gewerkschaftsführer zu einer gemeinsamen Wehrübung eingeladen.

So haben Ende Oktober in Munsterlager Kapitalisten und Gewerkschaftsführer gemeinsam den Truppenstandort besichtigt und gemeinsam an einer Panzerübung teilgenommen. Als Vertreter des DGB-Bundesvorstandes nahm J. Naber teil, der ein enger Freund vom DGB-Vorsitzenden Vetter ist und gleichzeitig Kontaktmann zum Verfassungsschutz und zu anderen Geheimdiensten.

Die Gewerkschaftsführer und die Kapitalisten wurden natürlich gleich als Offiziere eingestuft und erhielten nach der Wehrübung auch ein 'Leistungszeugnis'.

Deutlicher geht's wirklich nicht mehr!

Die Übung wurde von allen Seiten als Erfolg angesehen. Obwohl die Gewerkschaftsführer anschließend meinten, die 'Zusammensetzung sei etwas unglücklich gewesen, da sich die Industrievertreter mehr für die Technik, sie sich mehr für die Lage der Soldaten interessiert hätten.'

Das ist der einzige Unterschied, den diese Verräter noch sehen können, daß die einen sich mehr für die Waffen interessieren, die anderen mehr für die, die damit schießen. Aber nicht genug damit, daß die Gewerkschaftsführer selbst das Kriegführen üben, sie wollen auch ihren Mitgliedern, den Arbeitern und Jungarbeitern aus den Betrieben, die Liebe zur Bundeswehr beibringen.

Die IG Bergbau (IGBE,d.Vf.) plant jetzt regelmäßige Treffen zwischen Soldaten und Gewerkschaftlern. Warum, sagte ein Hauptmann auf dem ersten Treffen in Haltern (vgl. Nov. 1970,d.Vf.): 'Um die Vorteile zwischen Arbeiterschaft und Militär abzubauen.' Immer deutlicher wird die Vorbereitung der Bundeswehr für ihren Einsatz gegen die Arbeiterklasse. Und da sollen die Arbeiter 'Vorurteile' abbauen! Wir sollten wohl lernen, daß es zu unserem Besten ist, wenn eines Tages Bundeswehrsoldaten mit dem Gewehr in der Hand bereitstehen, um die zu erschießen, die für die Durchsetzung ihrer Rechte gegen die Kapitalisten und ihre Regierung kämpfen?

Die Gewerkschaftsführer haben uns schon lange bewiesen, daß sie mit den Kapitalisten unter einer Decke stecken, wenn es gilt, die Interessen der Arbeiter durchzusetzen! Jetzt haben sie gezeigt, daß sie im wahrsten Sinne des Wortes bereit sind, ihre Kollegen ans Messer zu liefern. Wenn die Kapitalisten das Feuer auf die Arbeiter eröffnen, werden sie nicht auf der Seite der sich wehrenden Arbeiter stehen."
=Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.6,Bochum Dez. 1970,S.1 und 8;
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.51,Bochum 18.11.1970,S.7


15.12.1970:
Der KJVD der KPD/ML-ZB gibt die Nr.5/6/7 von 'Der junge Bolschewik' (vgl. Okt. 1970, 15.2.1971) - Organ für Theorie und Praxis des KJVD heraus. Aus Niedersachsen wird u.a. bezüglich der antimilitaristischen Arbeit auf Munster eingegangen.
=Der junge Bolschewik Nr.5/6/7,Bochum 15.12.1970

Juli 1971:
Die Nr.7 des 'Der Kampf der Arbeiterjugend' (KDAJ) (vgl. Juni 1971, Aug. 1971) des KJVD der KPD/ML-ZB erscheint. Aus Niedersachsen wird berichtet von der 11. Panzergrenadier Division der Bundeswehr in Bergen-Hohne und Munsterlager.
=Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.7,Bochum Juli 1971

Oktober 1971:
Die Nr.10 des 'Der Kampf der Arbeiterjugend' (KDAJ) (vgl. Sept. 1971, Nov. 1971) des KJVD der KPD/ML-ZB erscheint. Aus Niedersachsen wird berichtet von der Kampftruppenschule Munster.
=Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.10,Bochum Okt. 1971

22.09.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr.37 (vgl. 15.9.1973, 29.9.1973) heraus, in der sie sich u.a. aus Munsterlager mit der Ausbildungskompanie 413 des Panzerbtl 94 befaßt.
=Roter Morgen Nr.37,Dortmund 22.9.1973

04.11.1974:
Das Soldaten- und Reservistenkomitee (SRK) Munster des KBW (vgl. 12.12.1974) berichtet vermutlich aus dieser Woche über die Herausgabe seiner ersten Zeitung für die dortigen drei Kasernen, von denen u.a. die Schultz-Lutz-Kaserne und die ihr benachbarte genannt werden. Berichtet wird auch von der Bundeswehr in Faßberg (Ost).
=Kommunistische Volkszeitung Nr.28,Mannheim 12.12.1974

10.02.1975:
Für den KBW (vgl. 20.2.1975) berichtet sein SRK Munster vermutlich aus dieser Woche, daß sich an einer von Soldaten als ÖTV-Gewerkschaftern organisierten Veranstaltung 60 bis 70 Menschen beteiligten.
=Kommunistische Volkszeitung Nr.7,Mannheim 20.2.1975

03.04.1975:
Der KBW gibt seine 'KVZ' Nr.13 (vgl. 26.3.1975, 10.4.1975) heraus, in der u.a. aus Munster vom PG LehrBtl92 der Bundeswehr berichtet.
=Kommunistische Volkszeitung Nr.13,Mannheim 3.4.1975

17.04.1975:
Der KBW gibt seine 'KVZ' Nr.15 (vgl. 10.4.1975, 24.4.1975) heraus und berichtet u.a. aus Munster von der 3. Kp des PzLehrBtl der Bundeswehr.
=Kommunistische Volkszeitung Nr.15,Mannheim 17.4.1975

24.04.1975:
Der KBW gibt seine 'KVZ' Nr.16 (vgl. 17.4.1975, 30.4.1975) heraus, in der sich u.a. gegen die Vaterlandsverteidigung ausspricht und berichtet aus Munster/Faßberg von der Bundeswehr.
=Kommunistische Volkszeitung Nr.16,Mannheim 24.4.1975

26.01.1977:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' (RF) Nr.4 (vgl. 19.1.1977, 2.2.1977) heraus. Aus Niedersachsen wird berichtet aus Munster vom MAD der Bundeswehr.
=Rote Fahne Nr.4,Köln 26.1.1977

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