Kommunistischer Bund: Unser Weg, Chile: Vom ‚friedlichen Übergang‘ zum Bürgerkrieg (Revisionismuskritik 5), 2. erw. Aufl., Hamburg, 16. Sept. 1973

16.09.1973:
Es erscheint in "2. erweiterter Auflage" eine Ausgabe des KB-Organs "Unser Weg" mit dem Titel: Chile. Vom ''friedlichen Übergang' zum Bürgerkrieg (Revisionismuskritik Nr. 5)", die an die Ausgabe vom 2.11.1972 mit dem Titel: "Chile, Friedlicher Übergang' zum Sozialismus? (Revisionismuskritik Nr.5)" anknüpft.

Im Vorwort wird u. a. ausgeführt: "Am 11. September stürzten die chilenischen Streitkräfte die Regierung der Unidad Popular und liquidierten damit den dreijährigen Versuch eines "friedlichen Übergangs" zum Sozialismus. Die Militärjunta errichtete sofort eine Diktatur des grausamen faschistischen Terrors: Tausende von Menschen wurden ermordet, eingekerkert und auf Kriegsschiffe und KZ-Inseln deportiert; darunter vor allem Vertreter der Unidad Popular, revolutionärer Organisationen außerhalb dieses ehemaligen Regierungsbündnisses und Genossen der Arbeiter-, Bauern- und Studentenräte, die sich gegen den Militärputsch zur Wehr setzten. Bereits fünf Tage nach dem Staatsstreich sprechen einige Quellen von 10 000 Toten. Das wirkliche Ausmaß des faschistischen Terrors des Militärs ist gegenwärtig kaum festzustellen, zumal das neue Regime eine völlige Nachrichtensperre über das Land verhängt hat.

Dieser Militärputsch war lange Zeit unter dem Namen 'Djakarta-Plan' vorbereitet worden. Dass die Militärs gerade diese Bezeichnung wählten, lässt darauf schließen, dass sie von vornherein mit einem heftigen Widerstand des Volkes rechneten und den nun praktizierten Massenmord von Anfang an beabsichtigten: Djakarta ist die Hauptstadt Indonesiens, wo das Militär 1965 die Macht übernahm und in der Folgezeit Hunderttausende von Menschen abschlachtete. Schätzungen sprechen von 500 000 Opfern des faschistischen Terrors unter der Bevölkerung, die mit über 120 Millionen Menschen fast zwölfmal so stark ist wie die chilenische.

Regisseur und Profiteur des Militärputsches in Chile ist die chilenische Bourgeoisie, die Kapitalisten und alten Großgrundbesitzer, sowie der weltweite Imperialismus und Militarismus. Es gibt eine Reihe von Anhaltspunkten, die auch auf eine direkte Beteiligung des USA-Imperialismus an der Errichtung der Militärdiktatur hinweisen, wie 1967 in Griechenland, 1970 in Kambodscha, 1971 in Bolivien - um nur einige andere gleichartige Beispiele zu nennen. In Chile selbst haben der US-Konzern ITT und das US-Außenministerium schon 1970 Pläne zur Verhinderung eines Regierungsantritts der Unidad Popular verfolgt.
Die internationalen Erfahrungen der Arbeiterbewegung und die Erfahrungen der dreijährigen Regierung der Unidad Popular in Chile selbst haben von vornherein die Unausweichlichkeit einer gewaltsamen Offensive der Konterrevolution, und damit die Notwendigkeit des bewaffneten Kampfes gegen die Herrschaft der Bourgeoisie bezeugt. Die Unidad Popular hat dies hingegen immer bestritten und an ihrem illusorischen Konzept eines 'friedlichen Übergangs' festgehalten, was in der Praxis zu immer offenerer Kapitulation vor der Konterrevolution führte. Die reformistische Politik der Unidad Popular trägt die Schuld daran, wenn der Widerstand des chilenischen Volkes gegen die faschistische Militärdiktatur heute nicht über die nötige Organisiertheit und über die nötigen Waffen verfügt, um die Bourgeoisie und deren Junta zu besiegen. Der Preis, den das chilenische Volk heute mit seinem Blut bezahlen muss, ist durch das opportunistische Zurückweichen der Unidad Popular und durch die mangelhafte Vorbereitung auf diese Situation in die Höhe getrieben worden. Der Kampf zum Sturz der kapitalistischen Herrschaft wird überall, in allen Ländern, Opfer auf Seiten des Volkes kosten. Dar an werden die Völker den Imperialismus nicht hindern können. Aber die Revolutionäre haben vor der Arbeiterklasse und vor dem Volk die Verantwortung zu tragen, durch die Wahl der Kampfmittel die Opfer möglichst gering zu halten, und vor allem: dass diese Opfer den Weg des Sieges und nicht den der Niederlage bereiten. Die gegenwärtigen tausende von Opfern in Chile sind aber Ergebnis der Niederlage einer Illusion: Der Illusion vom 'friedlichen Übergang' zum Sozialismus.

Dennoch wird dies die Revisionisten und Reformisten kaum daran hindern, weiterhin in die Sachgasse ihrer eigenen Träumereien zu rennen; schlimmer noch: die Arbeiter in diese Sackgasse zu locken.. Nachdem sie in den zurückliegenden drei Jahren die Arbeiter in den verschiedenen Ländern zur Nachahmung des 'chilenischen Weges' aufgefordert haben, versuchen sie ihr Konzept jetzt damit zu retten, dass sie sagen: 'Frankreich ist nicht Chile' oder 'Die Bundesrepublik ist nicht Chile' usw. Wenn die Revisionisten selbst nicht aus den Erfahrungen lernen wollen, so steht doch eines fest: dass die Arbeiter aus dessen Erfahrungen lernen müssen , wenn sie ihren Kampf schließlich zum Sieg führen wollen. Soviel, wie die grausame Füsilierung des 'chilenischen Experiments' unsere uneingeschränkte Solidarität mit dem Kampf des chilenischen Volkes (und mit allen Opfern der Militärdiktatur) fordert, soviel müssen wir anhand dieses 'Experiments' die richtigen Lehren für einen erfolgreichen Kampf zum Sturz des Imperialismus in unserem eigenen Land ziehen.

Um die Diskussion über die Strategie und Taktik der Arbeiterbewegung anhand der Erfahrungen in Chile voranzubringen, haben wir
unsere bereits im November letzten Jahres veröffentlichte Broschüre 'CHILE - 'FRIEDLICHER ÜBERGANG' ZUM SOZIALISMUS?' neu aufgelegt und durch weitere Artikel aus dem ARBEITERKAMPF ergänzt. Es handelt sich dabei um die Artikel zu Chile in den Ausgaben 27 und 32 des AK, sowie um einen Artikel, der unmittelbar nach dem Militärputsch vom 11. September geschrieben wurde und der in wenigen Tagen auch im AK 33 abgedruckt wird. Außerdem haben wir hier noch einen kurzen Text zu den Ursachen der wirtschaftlichen Krise in Chile unter der Unidad Popular beigefügt, der bereits vor einiger Zeit als Teil eines längeren Artikels geschrieben wurde, aber auch erst im nächsten AK (Nr. 33) erscheint."

Artikel der Ausgabe sind:
- "Vorwort des Kommunistischen Bundes"
- "Chile : 'Friedlicher Übergang' zum Sozialismus? "
- "Das Konzept der 'Volksregierung' Zusammenstoß in Concepcion
- "Verstaatlichung und Sozialismus Der 'legale Weg"
- "Freiheit der Presse"
- "Erhaltung der bürgerlichen Bürokratie Illusionen über das chilenische Militär"
- "Die Unidad Popular und die 'Linksradikalen"
- "Aus der Geschichte lernen!"
- "Absage an alle Abenteuer"
- "Chile nach den Wahlen: Konterrevolution rüstet weiter (aus AK 27)"
. "Chile: "Friedlicher Übergang' auf dem Sterbebett (aus AK 32)"
- "Militärputsch in Chile (aus AK 33)"
- "Woher kam das wirtschaftliche Chaos? (aus AK 33)"
- "Besserwisser und Schlechterwisser (aus AK 33)"
- "Lenin zur Zerschlagung des bürgerlichen Staatsapparates (aus AK 33)"
- "Im Hintergrund immer der US- Imperialismus (aus AK 33)"
- "Es lebe der Kampf des chilenischen Volkes (aus AK 33"
- "Zitat - Nachweis"
Geworben wird für das "Arbeiterbuch" (Hamburg), für den "Arbeiterkampf", für die Schrift: "Zur Wohnungsfrage. Wohnungsprobleme in Westdeutschland", für den Nachdruck von Artikeln aus dem AK, die als Broschüre unter dem Titel: "Gegen die schrittweise Faschisierung von Staat und Gesellschaft" erscheinen soll.
Es erscheint auch eine Anzeige für einen Nachdruck von Texten der Kommunisten aus den zwanziger und dreißiger Jahren.
Er soll unter dem Titel: "Kampf dem Faschismus" erscheinen
Angekündigt wird eine weitere "Chile Broschüren", "in der wir die vom Kommunistischen Bund auf einer Informationsveranstaltung gehaltenen Rede abdrucken werden. Diese Veranstaltung fand am 20.9. 1973 statt".
Dazu soll unter "Revisionismuskritik" u. a. erscheinen: "Probleme der Marxisten-Leninisten der BRD", "VR- Polen- Krise des Revisionismus", "25 Jahre SED."
Quelle: Kommunistischer Bund: Unser Weg. Chile. Vom ''friedlichen Übergang' zum Bürgerkrieg (Revisionismuskritik Nr. 5), (2. erweiterte Auflage), Hamburg, 16. September 1973.

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