Kommunistische Volkszeitung Jg. 2, Nr. 5, 6. März 1974

31.01.1974:
Der KBW (vgl. 6.3.1974) berichtet:"
Am 31.1.1974 fanden vor dem Landgericht Oldenburg Hauptverhandlungen statt gegen:

1. den 20 bis 30 mal vorbestraften Fuhrunternehmer XY, der durch Heizölverdieselung und Steuerhinterziehung einen Schaden von 220 000 DM verursacht haben soll und deswegen zu einem Jahr Freiheitsstrafe zur Bewährung - Auflage: 5 000 DM Geldbuße - und 25 000 DM Geldstrafe verurteilt wurde - Aktenzeichen 10 Kls 20/73;

2. den in seinem Beruf arbeitsunfähigen 14 mal vorbestraften Kfz.-Mechaniker XY, der durch vollendeten und versuchten Betrug einen Schaden von knapp 13 000 DM - davon 3 600 DM nur versucht - verursacht haben soll und deswegen zu dreieinhalb Jahren Freiheitsstrafe - natürlich ohne Bewährung - verurteilt wurde (der SPD-Ratsherr Detlef Prellwitz hatte als Staatsanwalt fünf Jahre Freiheitsstrafe beantragt) - Aktenzeichen: 12 Kl 4/72.

aus: Braune Blätter, Oldenburg"
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 5, Mannheim 6.3.1974, S. 11

14.02.1974:
Der KBW (vgl. 6.3.1974) berichtet aus Bremen:"
Sturm bei Kaffee Hag

Am 14. Februar fand bei Kaffee Hag in der Abteilung 'Kaffee' eine Versammlung statt, die im Gegensatz zu bisherigen Betriebsversammlungen stürmisch verlief. Die anwesenden 250 Kollegen ließen sich nicht einschläfern. Als erstes Thema kamen die Frauenlöhne auf den Tisch, die um 1 DM unter denen der Männer liegen. 'Sie glauben wohl, für uns steigen die Preise nicht!', empörte sich eine Arbeiterin. Und eine andere deckte auf, daß die Frauen durch willkürliche Einstufung des Meisters an der gleichen Maschine unterschiedlich bezahlt werden, um die Konkurrenz und den Neid zu steigern.

Ein Arbeiter meldete sich zu Wort und berichtete, daß er wegen Krankheit keinen Lohn erhielt. Um die Empörung in den Griff zu kriegen, wurde ihm die Bezahlung sofort zugesagt. Großer Unmut wurde deutlich über die völlig fehlenden Pausenräume. Zwar stehen den Kollegen kurze Pausen zu, aber die müssen sie mitten im Lärm der Maschinen verbringen, und wenn sie eine rauchen wollen, steht nur die Toilette zur Verfügung. 'Alles schon geplant', wiegelte die Geschäftsleitung und der Betriebsrat ab. Ein ganzes Jahr soll's noch so weitergehen. Und dann wohl noch das nächste.

Nach zwei Stunden wurde die Abteilungsversammlung abgebrochen. Sie war eine gute Vorbereitung auf die im Sommer anstehende Chemie-Tarifrunde (CTR, d. Vf.), 25 % mindestens bei monatlicher Kündigung des Tarifvertrags, sagen die Kollegen. Und eine Betriebsversammlung zur Beschlußfassung der Forderungen muß her! Dort wird auch darüber diskutiert werden müssen, ob eine Prozentforderung überhaupt richtig ist. Die Kollegen werden erkennen, daß nur eine Forderung in Mark und Pfennig für alle gleich geeignet ist, die Spaltung zu überwinden und alle im Kampf zu vereinigen."
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 5, Mannheim 6.3.1974, S. 5

28.02.1974:
Für den KBW (vgl. 6.3.1974) berichtet die Initiative für eine Kommunistische Gruppe Bielefeld:"
Miele: Streik für Zulagen

Am Donnerstag, 28. Februar, traten die Kollegen in den drei Miele-Betrieben spontan in den Streik. Der Streik dauerte von Donnerstag Morgen 7.15 Uhr bis Freitag 13.45 Uhr. Grund des Streiks: Nach dem 11%-Abschluß wurde die übertarifliche Zulage (etwa 40 Pfennig pro Stunde) um durchschnittlich 20 Pfennig in der Stunde abgebaut. Dies ließen sich die Kollegen nicht bieten und traten in den selbständigen Streik.

In den Verhandlungen vertrat die Unternehmensleitung einen sehr harten Standpunkt und war zum Schluß nicht bereit, weiter zu verhandeln., bevor nicht die Arbeit wieder aufgenommen würde, was dann auch geschehen ist. Die Betriebsräte gingen auf das Ultimatum der Unternehmensleitung ein und empfahlen die Wiederaufnahme der Arbeit. Die übertarifliche Zulage wurde bei Miele vor zwei Jahren eingeführt und war verbunden mit einer Erhöhung der Bandgeschwindigkeiten und Stückzahlen in den Montageabteilungen.

Während des Streiks wurde keine Streik- oder Betriebsversammlung abgehalten. Die Kollegen blieben an ihren Arbeitsplätzen und im Betrieb, folgten aber nicht den Aufforderungen der Unternehmensleitung, die Arbeit wiederaufzunehmen.

Ein Kompromißangebot der Unternehmensleitung soll am Montag den Kollegen vorgelegt werden. Die Unzufriedenheit der Kollegen ist weiterhin recht groß, wozu sicherlich der niedrige 11-%-Abschluß eine menge beigetragen hat. Klar ist aber, daß die Wiederaufnahme der Arbeit die Verhandlungsposition der Kollegen geschwächt hat."
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 5, Mannheim 6.3.1974, S. 4

06.03.1974:
Der KBW gibt seine 'Kommunistische Volkszeitung' (KVZ - vgl. 20.2.1974, 20.3.1974) Nr. 5 heraus, in der er mit der Veröffentlichung von Solidaritätsunterschriften für Fritz Güde beginnt. In dieser und drei folgenden Ausgaben bekennen sich hunderte von Angehörigen des Öffentlichen Dienstes bzw. Studenten mit Berufsziel im ÖD zum Verkauf der 'KVZ'. Im Artikel "Der Verbrecher ist die bürgerliche Justiz" von le, Heidelberg wird u.a. eingegangen auf den Osswald-Schulte-Prozeß in Dortmund und den Prozeß gegen Bernd Dewe in Dortmund (vgl. 25.1.1974, 11.2.1974). Zu Chile erscheint ein Aufruf für die Gefangenen.

Aufgerufen wird: "8. März: Frauentag. Intenrationaler Kommunistischer Frauentag", wobei auch auf den § 218 eingegangen wird.

Aus Baden-Württemberg wird berichtet über den Lehrer Fritz Güde in Karlsruhe und aus Heidelberg vom Komitee gegen die Berufsverbote und aus dem ÖTV-Bereich vom DKFZ (vgl. Feb. 1974)

Aus Bayern wird berichtet aus München über den geplanten Bau eines Kulturzentrums in Haidhausen bzw. eine Hausbesetzung (vgl. 15.2.1974).

Aus Bremen wird berichtet von der Metalltarifrunde (MTR - vgl. 28.2.1974), von Klöckner über die Klage von Heinz Scholz gegen Jochen Kretschmann, aus der GEW (vgl. 21.2.1974), von Kaffee Hag (CPK-Bereich - vgl. 14.2.1974), aus dem DPG-Bereich aus dem Fernemeldeamt (FMA) in "An alle, die uns abhören. Spitzelanweisung rausgeschmuggelt", und über die Erhöhung der Friedhofsgebühren. Mit Fritz Güde solidarisieren sich drei Lehrerinnen von der Schule an der Alfred-Faust Straße, vier Hochschullehrer und Dienstleister an der Universität Bremen, 14 ÖTV-Mitglieder beim Senator für Bildung und Kunst, und zehn Mitglieder des AjLE, sowie Karin Maier vom Gymnasium Huckelriede.

Aus Hamburg wird in "Die Wahlniederlage der SPD" auch berichtet von der Beteiligung der KPD/ML an den Bürgerschaftswahlen (vgl. 3.3.1973) bzw. vom Ergebnis "des Roten Morgen (0,3 %), den sicher nicht mal alle seine Wähler ernst nehmen." Berichtet wird auch vom "Hamburger Wahlkampf. Straßendiskussionen und Wahlveranstaltungen wurden zum Forum der Kritik und der Anklage". Gefordert wird: 'Die Lehrerin Frau Huth muß bleiben'. Mit Fritz Güde solidarisieren sich vier Lehrerstudenten aus Hamburg sowie Christiane Huth. Sie schreibt:"
Ähnlich gegangen

Ich habe in der letzten KVZ mit ganz besonderem Interesse den offenen Brief des Kollegen Fritz Güde gelesen. ich fand es sehr richtig, wie er öffentlich dagegen protestiert hat, daß ihm das Recht auf freie Meinungsäußerung genommen werden soll. Mir ist es so ähnlich gegangen. Ich bin aus dem Schuldienst entlassen worden, weil ich meine Meinung frei geäußert habe. Ich finde, wir dürfen als Lehrer solche Einschränkungen nicht einfach hinnehmen."

Aus Hessen wird berichtet über die Hausbesetzungen in Frankfurt (vgl. 21.2.1974).

Mit Fritz Güde solidarisieren sich die ÖTV-Kreisjugendkonferenz Hannover (vgl. 28.2.1974), ein angehender Lehrer aus Braunschweig, die Tutorenvollversammlung an der Uni Oldenburg, der AjLE Varel sowie der AjLE Delmenhorst, 19 Mitarbeiter des Wichernstifts aus Delmenhorst, Elmeloh, Ganderkeese und Lilienthal, dreizehn Teilnehmer von pädagogischen Seminaren und drei Lehrer aus Delmenhorst, wo der KVZ-Verkauf von 145 im Januar auf mittlerweile 200 Stück gestiegen sei.

Aus Göttingen wird berichtet von der ÖDTR:"
'Bild' hetzt gegen Streiks
Es fluchte keiner und keiner ging zu Fuss

In der Kommunistischen Volkszeitung Nr. 4/74 stand, daß während des ÖTV-Streiks die Bild-Zeitung in Freiburg erschien mit der Schlagzeile 'Freiburg flucht und geht zu Fuß'. Auch in Göttingen und Hannover, vermutlich in allen größeren Städten der BRD, erschien die Bild-Zeitung mit der gleichen Schlagzeile, entsprechend abgewandelt: 'Göttingen flucht …', 'Hannover flucht …'. Wäre es nach den Bild-Schreiberlingen gegangen, so hätte an diesem Tag jede Großstadt geflucht und wäre zu Fuß gegangen.

Die Wirklichkeit sah anders aus: Nicht Ablehnung, sondern breite Sympathie für die Streikenden, das war die Reaktion der Bevölkerung. Zu diesem Ergebnis kam auch die Lokalpresse, die 'Gespräche mit den Bürgern' geführt hatte.

Diejenigen, die 'fluchend zu Fuß gingen', das waren die Kapitalisten und ihre Schreiberlinge, und auch hier sagt die Bild-Zeitung nur die halbe Wahrheit, denn diese Leute fluchten zwar mächtig über die Streiks, sind aber nur selten auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen und gehen deshalb auch nicht zu Fuß!

Fazit: Keine Lüge ist den Kapitalisten zu plump, kein Betrugsmanöver zu schäbig, wenn es darum geht, Teile des Volkes gegeneinander aufzuhetzen. Daß ihnen sowas immer weniger gelingt, zeigt die Ohnmächtigkeit ihrer Wut."

Aus Hannover wird in "Terror durch den MAD. Weg mit der Militärjustiz!" von der Bundeswehr berichtet aus der Prinz-Albrecht-Kaserne und der Scharnhorstkaserne.

Berichtet wird über Berufsverbote bzw. den UVB:"
Wegen KVZ-Verkauf suspendiert

Der GEW-Kreisvorstand Hoya (bei Bremen) hat die AjLE-Vorsitzende Ulla Gerstenberg-Beumler wegen des Verkaufs der Kommunistischen Volkszeitung suspendiert.

Offensichtlich wollen die GEW-Führungen den Ministerpräsidentenbeschluß in eigener Regie durchführen. Die Delegiertenversammlung der GEW Bremen forderte die Zurücknahme des Beschlusses. Auch in mehreren AjLE-Verbänden wurde dieser Beschluß mißbilligt."

Aus Oldenburg wird berichtet über das Landgericht (vgl. 31.11.974), aus Osnabrück heißt es zu den UVB:"
Gegen Unvereinbarkeitsbeschlüsse

Osnabrück. In einer Resolution an den Ortsvorstand der Gewerkschaft Handel-Banken-Versicherungen hat die HBV-Jugendgruppe Osnabrück den sogenannten Nichtvereinbarkeitsbeschluß des HBV-Vorstandes scharf verurteilt. Die Jugendgruppe fordert die sofortige Aufhebung des Beschlusses. Den Osnabrücker Ortsvorstand hat sie beauftragt, die Resolution an den Bundesvorstand weiterzuleiten. Gleichzeitig soll die Resolution dem Landesbezirksjugendausschuß des DGB zur Kenntnisnahme übermittelt werden."

Vermutlich aus Wolfsburg berichtet die VW-Zelle des KBW:"
Kurzarbeit droht bei VW

Die Tarifverhandlungen für die 6 inländischen Werke wurden von der IG-Metall-Tarifkommission für gescheitert erklärt. Die Kapitalisten boten 9,9 % an, was bei dem Wegfall der Teuerungszulage (TZL, d. Vf.) seit Februar tatsächlich 6 % ausmacht, was bei den Kollegen große Empörung auslöste.

In welche Lage die Sozialdemokraten in Ortsvorstand und Großer Tarifkommission die Belegschaft hineinmanövriert haben, ist jetzt deutlich geworden: Der VW-Vorstand will Kurzarbeit anmelden. Der Termin steht noch nicht fest; entweder vom 4. bis 19. April oder vom 15. bis 30. April.

In den letzten Monaten sind mit Zustimmung des Betriebsrates unheimlich viele Überstunden gefahren worden. 'Die Kollegen wollen Überstunden machen', war der Kommentar des Betriebsrats. Daß die Kollegen sich nur deshalb bereit erklärten, weil ihnen das Geld durch die Preissteigerungen in der Lohntüte fehlte, davon sagte er kein Wort. Auf diese Weise haben die VW-Kapitalisten die Belegschaft gezwungen, auf Lager zu produzieren. So hat die Politik der Sozialdemokraten in Großer Tarifkommission und Betriebsrat die Kampfbedingungen für die VW-Belegschaft verschlechtert."

Aus NRW wird berichtet von Miele Bielefeld (vgl. 28.2.1974) und aus Hamm (vgl. 26.2.1974). Mit Fritz Güde solidarisiert sich Arno Klönne, Professor an der PH Bielefeld.

Ortsbeilagen wurden uns bekannt aus Göttingen, Hamburg und Heidelberg.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 5, Mannheim 6.3.1974; Schulkampf Nr. 1, Hameln März 1974, S. 20

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