Kommunistische Volkszeitung Jg. 2, Nr. 13, 26. Juni 1974

03.05.1974:
Der KBW (vgl. 26.6.1974) berichtet von den UVB:"
DGB-Sekretär entlassen

Berlin. Der Rechtsschutz-Sekretär beim DGB-Landesbezirk, Kollege Heinz Burghardt, erhielt zum 30.6.74 die Kündigung, wobei er bereits seit 3. Mai beurlaubt wurde. Der Betriebsrat hatte ohne Anhörung des Betroffenen zugestimmt. Begründung: 'aktive Beteiligung an einer gewerkschaftsoppositionellen Gruppe' bei der 1. Mai-Demonstration.

Nach eigenen Angaben habe sich der Kollege Burghardt in der Nord des Zuges befunden, womit er seine 'oppositionelle Betätigung' selbst bestätigt habe, denn 'nur das erste Viertel sei eine gewerkschaftliche Demonstration' gewesen, die restlichen drei Viertel 'gewerkschaftsoppositioneller Block'.

Interessant ist hieran nur das Eingeständnis der eigenen Isolation der bürgerlichen Machthaber in den Gewerkschaften, die sie zum Ausschluß von drei Viertel der ca. 50 000 Demonstrationsteilnehmer führen müßten.

An der sonstigen Arbeit des Kollegen Burghardt fand man nur auszusetzen, daß er Betriebsräten auch außerhalb der Sprechzeit Rechtsauskunft gewährt habe."
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 13, Mannheim 26.6.1974, S. 7

26.06.1974:
Der KBW gibt seine 'Kommunistische Volkszeitung' (KVZ - vgl. 12.6.1974, 10.7.1974) Nr. 13 heraus, in der sich u.a. mit Gewerkschaftsausschlüssen (UVB), u.a. gegen W. Maier aus der GEW in Bremen, befaßt.

In "Der Kampf um Jugendzentren in Selbstverwaltung" wird auch berichtet":
Auch in Hameln forderten 1 000 Jugendliche mit ihrer Unterschrift ein selbstverwaltetes Jugendzentrum. Ja, sagt die Stadt, aber der Sozialarbeiter für das Jugendzentrum soll durch die Stadt bestimmt werden. … Diese Taktik der Verschleppung und Verzögerung läßt sich überall dort feststellen, wo die Auseinandersetzung um Jugendzentren geführt wird. In Verden hatte sich die Stadt angeblich zuerst für das 'alte Polizeihaus' entschieden Das hatte wohl den Zweck, Beruhigung unter den Jugendlichen zu verbreiten. Dann war aber nichts mehr davon zu hören. Diese Abwieglertaktik der bürgerlichen Parteien sind die Jugendlichen inzwischen mit einer Demonstration entgegengetreten. …

Auch die Mitarbeiter und Sozialarbeiter in der Jugendzentren werden stets politisch diszipliniert, wenn sie sich nicht der bürokratischen Bevormundung unterwerfen. In Westberlin sind 18 Mitarbeiter vom Bezirksamt gefeuert worden, weil sie im Jugendhaus 'Fuchsbau' (in Reinickendorf, d. Vf.) eine Arbeit im Sinne der Kinder, der Jugendlichen und der Eltern, die vorwiegend Arbeiter sind, machten. Dagegen hat ein großer Teil der Eltern aber den Kampf aufgenommen."

Aus Bayern wird in "700 Arbeiter in Kaufbeuren kämpfen um ihre Existenz" berichtet von Olympia. Aus München wird berichtet:"
'Längerfristige Entleihung' der Holzer-Bücher

Dem Berufsverbot des bayrischen Kultusministeriums gegenüber Professor Horst Holzer in München folgte inzwischen offensichtlich ein Bücherverbot.

Die Bücher Holzers sind auf Anweisung des Kultusministeriums inzwischen aus der Bibliothek entfernt worden, ebenso wie die Karteikarten dieser Bücher im Bibliothekskatalog. Das Kultusministerium behauptet, es habe sich die Bücher nur 'längerfristig entliehen', um sie für den Prozeß zwischen Holzer und dem Land Bayern auszuwerten. (FR, 20.6.74) Klar wird daran auf jeden fall, daß es sich hier um einen Gesinnungsprozeß handelt, denn wozu sollte die Auswertung dieser Bücher sonst gut sein?"

Aus Berlin wird berichtet vom DGB (vgl. 3.5.1974).

Aus Bremen wird berichtet vom Vulkan (vgl. 11.6.1974) sowie in "Erfolge im Kampf gegen Mieterhöhungen. 53 Pfleger und Schwestern kündigten" aus dem Zentralkrankenhaus links der Weser. Aus der Jugendstrafanstalt Bremen-Blockland wird berichtet in "Schinderei im Jugendstrafvollzug". In "Polizei gegen Eltern. Die Klasse 2a soll aufgelöst werden" wird berichtet von der Grund- und Hauptschule Lessingstraße (vgl. 20.6.1974).

Aus Hamburg wird berichtet aus dem Osdorfer Born (vgl. 22.5.1974), von den UVB in "12 Mitglieder der IG Druck ausgeschlossen", wozu am 29.6.1974 eine Veranstaltung stattfinden soll und durch die Stadtteilzelle Eimsbüttel aus dem GEW-Bereich:"
C. Huth wieder eingestellt

Hamburg. Entsprechend der gerichtlichen Entscheidung hat die Schulbehörde die Lehrerin C. Huth wieder eingestellt - allerdings in keiner Schule, sondern im Hausunterricht! Die 'pädagogisch nicht geeignete' Lehrerin, so die Schulbehörde bei ihrer Entlassung, bekommt nun eine der schwierigsten pädagogischen Aufgaben, für die sie NICHT ausgebildet ist: die Unterrichtung von Schülern, die die Behörde für untragbar für den normalen Unterricht ansieht.

Die Wiedereinstellung von C. Huth ist ein Erfolg des Kampfes von Eltern, Schülern und weiteren Eimsbütteler Bürgern, die den Fall Huth zum bekanntesten Berufsverbote-Fall gemacht haben, obwohl die Presse ihn konsequent totschwieg.

Die Bedingungen für den weiteren Kampf mit dem Ziel, daß C. Huth wieder an die Schule kommt, sind gut. Einmal haben sich in Eimsbüttel viele Menschen für C. Huth ausgesprochen. Weiter ist der Lehrermangel an den Schulen nicht zu übersehen und die Schulbehörde plant inzwischen schon, Eltern als unbezahlte (!) Hilfslehrer einzusetzen. Wem sollte da einsichtig sein, daß C. Huth, deren Eignung von Schülern und Eltern bescheinigt wird, weiter von den Schulen ferngehalten wird?"

Berichtet wird auch (S. 11):"
'Glaube und Lehre' Kirche gegen Pastorin Edda Groth

In einer Konfirmationspredigt im Februar dieses Jahres hatte die Pastorin Edda Groth von Hamburg-Bramfeld mit dem Satz geendet, daß 'Mao mit allem, was er für und mit dem chinesischen Volk getan hat, Gott näher als alle Päpste und Bischöfe der letzten 1 000 Jahre zusammen' stehe.

Aber die Kirche kann es nicht zulassen, daß eine Pastorin für die Interessen des Volkes eintritt und frei ihre Meinung sagt. Sofort leitete die Kirchenleitung eine Untersuchung ein, um diese Predigt auf 'Glaube und Lehre' hin untersuchen zu lassen.

Die Aufforderung ihres Kirchenvorgesetzten, sich dazu zu äußern, ob sie mit kommunistischen Gruppen zusammenarbeite, beantwortet die Pastorin mit einem offenen Brief, in dem sie die Kirche auch aufforderte, 'vor der Öffentlichkeit der Gemeinde in Hamburg-Bramfeld eine Auseinandersetzung zu diesen Fragen' zu führen.

Weiter wurde ihr angelastet, einen Kollegen einen 'Handlanger des Kapitalismus' genannt zu haben. Dazu stellte Edda Groth, die im übrigen diesen Vorwurf keinem Kollegen gemacht hatte, fest: 'ich freue mich, daß es Kollegen gibt, die nicht Handlanger des Kapitalismus genannt zu werden wünschen. Zeigt dies doch, daß sie es - ganz richtig - nicht zu ihrer Ehre rechnen, eine solche Funktion auszuüben.'"

Aus Hessen wird in "Die Beteiligung des KBW an den Landtagswahlen in Hessen ist richtig!" berichtet von den LTW (vgl. 15.6.1974).

Aus Niedersachsen wird berichtet aus Lemwerder aus dem IGM-Bereich von VFW (vgl. Juni 1974) und aus Osnabrück in "Überstunden für den Scirocco. Bei Karmann / Osnabrück wird das Arbeitstempo hochgeschraubt" von Karmann und aus dem CPK-Bereich von Kämmerer (vgl. Juni 1974). Aus Hildesheim wird berichtet in "Schieber auf Ratsherrenstuhl. Freispruch für den Sekretär der Hildesheimer Ortsgruppe des KBW". Von Blaupunkt Hildesheim wird berichtet in "Massenentlassungen. Werkschutz gegen Unterschriftensammlung". Aus Oldenburg wird in "Schmutzzulage gesichert. Kollegen setzen sich gegen Streichung durch" berichtet von Hüppe (GHK-Bereich - 38 Beschäftigte). Aus Wehdel, Kreis Wesermünde, wird berichtet in "Mitglied bei CDU und SPD. Bauunternehmer zahlte in die Kasse beider Parteien". Aus Wolfsburg wird berichtet in "Massenentlassungen bei VW. Der soziale Schleier zerreisst" und in "Jugendvertreterwahlen bei VW Wolfsburg. Spaltungsversuch der Ortsverwaltung schlug fehl" von den JVW. Aus Gifhorn wird berichtet:"
Teves-ITT: Entlassungen bei gleichzeitigen Produktionsverlagerungen.

Gifhorn. Bei Teves-ITT sollen 550 Kollegen in Massenentlassungen aus dem betrieb geworfen werden. Im Werk Gifhorn sollen es allein 100 Kollegen sein. Das ist ein Zehntel der Belegschaft. Im Werk Neustadt sind 150 Kollegen betroffen.

Die Geschäftsleitung von Teves reagiert sehr empfindlich auf die Krise. Um die Anmeldung von Massenentlassungen zu umgehen, werden in Gifhorn seit Mai monatlich bis 49 Kollegen entlassen. Während die Kollegen entlassen werden, bringt man ganze Produktionseinheiten ins Ausland.

Im Werk Gifhorn wurden bereits mehrere Maschinen demontiert und nach Wales in England geschafft, wo Teves ein Werk baut, weil dort die Arbeitskräfte wesentlich billiger sind. Ebenso wie Opel plant Teves den Bau eines Werkes in Spanien. Um die Produktionsanlagen und die erfahrenen spezialisierten Arbeitskräfte weiterhin auszunützen, soll aus dem größten Teves-Werk in Gifhorn ein Forschungsbetrieb gemacht werden. Die Belegschaft soll von ca. 4 000 auf zirka 2 300 reduziert werden.

Der Betriebsrat hat bisher nicht erreichen können, daß die Massenentlassungen zurückgenommen werden."

Aus NRW wird berichtet aus Duisburg aus dem IGM-Bereich von Mannesmann vom Tode Günther Routhiers (vgl. 5.6.1974) sowie aus Münster von der Uni über die mit dem KBW sympathisierende Rote Liste Sozialwesen.

Aus Rheinland-Pfalz erscheint der Artikel "Streik gegen Entlassungen bei VFW Fokker (Werk Speyer)".

Aus Schleswig-Holstein wird in "Buchholz muß weg. Erfolgreiches Tribunal gegen die Mörder von Neset Danis" berichtet aus Norderstedt (vgl. 11.6.1974).

Ortsbeilagen wurden uns bekannt aus Berlin, Göttingen, Hamburg, Heidelberg und Neckargemünd.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 13, Mannheim 26.6.1974

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