Kommunistische Volkszeitung - Ausgabe Nord Jg. 5, Nr. 12, 24. März 1977

24.03.1977:
Der KBW gibt seine 'KVZ' Nr. 12 (vgl. 17.3.1977, 31.3.1977) in einer Ausgabe Nord heraus mit dem Leitartikel "Verbotsdrohungen gegen den KBW. Wollen tut die Bourgeoisie, aber wird sie auch können?" zu den Plänen von Ernst Albrecht im Gefolge der Demonstration gegen das AKW Grohnde am 19.3.1977. Dokumentiert werden ein "Offener Brief der Bürgerinitiative Eckernförde an den DGB" vom 17.3.1977 zum 1. Mai, der sich auch gegen das AKW Brokdorf richtet sowie zu Grohnde ein "Auszug aus einem Flugblattentwurf, den der KB Nord in der BUU-Untergruppe Hamburg-Eppendorf eingebracht hat. Der Entwurf wurde von der Mehrheit abgelehnt".

Angekündigt wird die Reaktortagung des Deutschen Atomforums (vgl. 29.3.1977), wozu Bilder aus Grohnde erscheinen.

Weitere Artikel sind:
- "Bericht des Wehrbeauftragten";
- "Die 'Geburt' eines Feldjägers erfordert besondere Unterdrückung" aus der Feldjägerausbildungskompanie 610 in Heide.

Berichtet wird:"
Neustadt / Ostsee. Bei der Kraftstoffübernahme des Schnellbootes 'Wiesel (AS 6) im Marinestützpunkt Neustadt brach am 14.3. ein Brand aus, durch den der Matrose Schlicht aus Glinde lebensgefährlich verletzt wurde, so daß er einen Tag später verstarb. Wahrscheinlich war bei der Übernahme mit zu hohem Druck gepumpt worden, so daß ein Gummistutzen platzte und der Kraftstoff auf die heiße Auspuffleitung eines Motors spritzte und Feuer fing. Solche Dinge passieren nur durch ständige Antreiberei der Offiziere. Während das Maschinenpersonal nach dem einlaufen alle Hände voll zu tun hatte, unter anderem auch Kraftstoffübernahme, ziehen die Offiziere sich ihre Messe zurück, und wenn die Herren sich erholt haben, kann das Boot ja wieder auslaufen."

Berichtet wird:"
Kiel. Bei einem Manöver mit französischen Seestreitkräften führte der Lenkwaffenzerstörer 'Mölders' am 2.3. mit mehreren anderen schiffen ein Raketenschießen vor der französischen Nordlmeerküste durch. Dabei stürzte wahrscheinlich durch fehlerhafte Lenkung ein Zielflugzeug auf die 'Mölders' und setzte sie in Brand. Der Aufprall des Flugzeugs war so heftig, daß der Obergefreite Hartmut Schrader dabei über Bord geworfen wurde. Ein Rettungshubschrauber fischte ihn auf und brachte den schwerverletzten Obergefreiten in ein Krankenhaus in Toulon. Inwieweit Sicherheitsbestimmungen nicht beachtet wurden, ist noch nicht bekannt. Es ist bei der Marine jedoch üblich, daß Mannschaften beim Schießen als Ausguck und Geschützbedienungen und Munitionsholer sich ungeschützt am Oberdeck bewegen müssen, während Offiziere aus dem sicheren Schutz der Aufbauten ihre Befehle geben."

Berichtet wird:"
Überschrift der Bild-Zeitung vom 18. März, Seite 2: 'Unteroffizier befahl Rekruten: Quieke wie ein Schwein'. Die Bild-Zeitung gibt einige Schindereien von Soldaten durch Vorgesetzte wieder, wie sie im Jahresbericht des Wehrbeauftragten auftauchen. 'Der rabiateste Rekrutenschinder war dieser Unteroffizier', schreibt die Bild-Zeitung ohne Angaben von Namen und Ort. Dieser Schinder heißt H… und hat seine Verbrechen in der Georg-Friedrich-Kaserne in Fritzlar verübt. 'In der Wachstube zog er seine Pistole, lud durch, entsicherte, spannte den Hahn, zielte aus zwei Metern Entfernung auf den Kopf eines Soldaten und befahl: Und jetzt quieke wie ein Schwein. Einen anderen Soldaten kettete dieser Unteroffizier mit Handschellen an eine Heizung, einen dritten Soldaten würgte er, einen vierten…'
Die Soldaten hatten sich gegen den Unteroffizier zusammengeschlossen und die Sauereien gemeldet. 'der Unteroffizier wurde zu 21 Tagen Arrest verurteilt, als die Fälle rauskamen, dann wurde er fristlos entlassen. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen ihn wegen Körperverletzung.' Die Offiziere und der Wehrbeauftragte treten so auf, als verträten sie die Interessen der Soldaten gegen die Unteroffiziere. Die 'gerechte Strafe' soll den Eindruck bestätigen. Tatsächlich sind sie für Unterdrückung und Schikane der Soldaten verantwortlich und sind Schinder wie H. ihrer Helfershelfer. Mit der großen Mehrheit der Unteroffiziere ist die Einheit möglich. Wie sich damals die Soldaten der 4/53. gegen Unterdrückung und Schikane zusammengeschlossen haben und den Offizieren und H. entgegengetreten sind, so schließen sie sich heute unter der Forderung nach Lohnfortzahlung und Dienstausgleich zusammen."

Berichtet wird:"
Wilhelmshaven. Im Heppenser Groden hat der Bau von acht Kasernengebäuden begonnen. Sie sollen Kampfschiffeinheiten der Marine als Unterkunftsgebäude dienen. Fünf Blocks wurden bereits 1976 errichtet. 20 Millionen Mark soll das kosten. 15 Millionen wird der Bau des Verwaltungsgebäudes des Marinearsenals, der Reparaturwerft der Marine, kosten.
Der Marinestützpunkt Wilhelmshaven wird zielstrebig ausgebaut als Sprungbrett für imperialistische Abenteuer gegen die Kämpfe der ausgebeuteten und unterdrückten Völker und zur Festigung der Vormachtstellung in Europa. In Wilhelmshaven werden auch die neun Fregatten stationiert, mit deren Bau in nächster Zeit begonnen wird."

Berichtet wird mit Hilfe der Bezirksbeilage Weser-Ems:"
Wilhelmshaven. Die unteren Polizeibeamten sind selbst Lohnabhängige und haben keine gemeinsamen Interessen mit den Herrschenden. Wie weit die Zersetzung der Polizei fortgeschritten ist, zeigt folgendes Beispiel: Wir waren gerade dabei, Plakate für eine Veranstaltung gegen das Notensystem zu kleben. als wir von einem Streifenwagen überrascht wurden. Die Polizisten stiegen aus und beguckten sich das Plakat näher. Wir diskutierten über die Schulverhältnisse und das Notensystem. Der eine Polizist meinte, er sie ja nur einfacher Volksschüler wie viele seiner Kollegen. Er beklagte sich, daß auf Plakaten häufig nur knüppelnde Polizisten zu sehen sind. Aber seine Vorgesetzten, die die Befehle ausgeben, die müßten vor allen Dingen angegriffen werden. Er und viele seiner Kollegen würden häufig nicht hinter diesen Einsätzen stehen. Er war froh, nicht nach Brokdorf fahren zu müssen.
Als der andere Polizist meinte, wir hätten eine strafbare Handlung begangen, sagte der erste: 'Wir haben es eben einfach nicht gesehen.' Die beiden fuhren weiter. Das Plakat blieb hängen."

Beilagen wurden uns bekannt aus:
- Baden-Württemberg vom Bodensee, aus Franken, für Donau-Iller / Ostwürttemberg und für den Unteren Neckar.
- Bayern für Oberbayern / Schwaben.
- Rheinland-Pfalz für Trier.
Q: Kommunistische Volkszeitung Ausgabe Nord Nr. 12, Mannheim 24.3.1977

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