Die Erschießung von Philipp Müller am 11. Mai 1952

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin

Philipp Müller, der junge Münchner Kommunist, war mutmaßlich der erste, der in der Bundesrepublik Deutschland aus politischen Motiven heraus bzw. bei dergestalt inspirierten Protesten von der Polizei erschossen wurde.

Philipp Müller

Dies geschah – nach dem Urteil der hier unvollständig erschlossenen Äußerungen der Linken – durch den wieder auferstandenen deutschen bzw. penetrant tradierten preußischen Militarismus, welcher am 8. Mai 1945 sich nur taktisch geschickt und vordergründig ergeben gab, bis zum endgültigen Wiedererstarken im Jahre 1971, wo die Bundeswehr der Bundesrepublik in Guinea-Conakry ihre erste blutige Probe auf die Besetzung fremder Länder mit nur äußerst mäßigem Erfolg überstand, gar Bundeskanzler Willy Brandt um Friedensstiftung und Abwendung der erfolgten Strafen bemühen mußte.

Nicht von ungefähr erfolgten also bereits zu Beginn der Wiederbewaffnung der im Eilgang 'entnazifizierten' Erben der Naziwehrmacht und ihrer Nutznießer entschiedene Proteste, bei deren blutiger Niederschlagung Philipp Müller sein Leben verlor, was von den Linken gemeinhin als Mord bzw. Polizeimord erachtet wurde. In den folgenden Tagen vermischten sich offenbar die Proteste gegen die Remilitarisierung mit der Empörung gegen die Erschießung Philipp Müllers (vgl. 15.5.1952, 16.5.1952).

Dann aber scheint Philipp Müller lange in Vergessenheit geraten zu sein, zumindest in der Bundesrepublik (vgl. 29.5.1969). Erst 1972 entsinnen sich zum 30. Jahrestag seines Todes sowohl an seinem Todesort in Essen (vgl. Mai 1972, 10.5.1972, 12.5.1972) und an seinem Heimatort, München (vgl. Apr. 1972, 17.4.1972, 10.5.1972, 18.11.1972, Juni 1973), aber auch in Regensburg (vgl. 26.4.1972, Mai 1972, 10.5.1972) und anderen bayrischen Städten (vgl. 30.5.1972), die jungen KommunistInnen seiner in ihrem Widerstand gegen die Fortführung der Politik derjenigen, die am 8. Mai 1945 sich nur kurzzeitig aus den Entscheidungsebenen von Politik und Wirtschaft hatten zurückziehen müssen (vgl. 2.12.1974).

Auch zum 25. Todestag Philipp Müllers gibt es mutmaßlich wieder größere antimilitaristische Gedenkveranstaltungen sowohl in Essen (vgl. 14.5.1977, 20.5.1977) als auch in München (vgl. 11.5.1977). Kleinere Gedenkfeiern und Artikel über Philipp Müller gibt es auch in anderen Jahren (vgl. Mai 1973, 14.6.1975).

Die zum 30. Todestag von der Kämpfenden Jugend des Arbeiterbunds bzw. dem Bund Deutscher Pfadfinder (BDP) Landesverband Bayern geplante westdeutsche Erstaufführung des 'Herrnburger Berichts von Bertolt Brecht führt zu einer heftigen Auseinandersetzung, wobei folgende juristische Würdigungen der Vorgänge hier noch nicht erfasst wurden.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

11.05.1952:
Der KJVD der KPD/ML-ZB (vgl. Juni 1971) berichtet:"
30 000 JUGENDLICHE MARSCHIEREN GEGEN WIEDERAUFRÜSTUNG

Am 11.Mai 1952 versammeln sich in Essen fast 30 000 Jugendliche. FDJler, junge Sozialdemokraten, Gewerkschafter, Falken (SJD der SPD, d. Vf.), Pfadfinder und Mitglieder christlicher Jugendorganisationen demonstrieren unter den Parolen:

'Widersteht der Remilitarisierung!
Jugend gegen Generalvertrag!
Wir fordern Viermächteverhandlungen über die Wiederherstellung der Einheit Deutschlands!
Friedensvertrag statt Generalvertrag!'

Die jungen Leute wehrten sich dagegen, daß sie zu Söldnern der imperialistischen Armeen gemacht werden sollten.

Mehrere Hundert von bewaffneten Polizisten versuchten, die sich friedlich vor der Grugahalle versammelnden Jugendlichen auseinanderzuknüppeln. Polizisten eröffneten das Feuer auf wehrlose Jugendliche.

Der 21jährige FDJler Philipp Müller bricht unter den Kugeln der Polizei tot zusammen.

Zwei weitere Jugendliche werden lebensgefährlich verletzt.

283 Jugendliche werden verhaftet.

Gegen den Überfall auf die jungen Friedenskämpfer und den Mord von Staats wegen erhob sich in allen Teilen Deutschlands ein Sturm der Entrüstung. Noch am gleichen Abend bildeten sich spontane Protestversammlungen und -demonstrationen. In den nächsten Tagen (vgl. 15.5.1952, 16.5.1952,d.Vf.) rissen die Proteste nicht ab. Das Begräbnis Philipp Müllers wird zu einer Demonstration des entschlossenen Willens der deutschen Jugend, den Kampf gegen Militarismus und Krieg weiterzuführen."

Die KPD/ML-ZK (vgl. 23.5.1972) berichtet:"
PHILIPP MÜLLER LEBT!

Am 11.Mai 1952, genau vor zwanzig Jahren, fiel durch Maschinengewehrsalven der Polizei bei einer Massendemonstration der Jugend gegen die Wiederaufrüstungspolitik der Westmächte und gegen den Generalkriegsvertrag, der Westdeutschland an die NATO und den US-Imperialismus kettete, Philipp Müller, junger FDJ (Freie Deutsche Jugend)-ler aus München.

Philipp Müller war mit 30 000 anderen Jugendlichen nach Essen geeilt, um den Willen der westdeutschen Jugend zum Ausdruck zu bringen, sich nicht erneut vor den Karren der Kriegspolitik spannen zu lassen. Sie forderten: Keine Wiederbewaffnung, keine Wiederaufrüstung, gegen die Verschacherung des Volkes in Westdeutschland in die Zangenarme der NATO, wie wir es heute überall auf der Welt erleben. Die Herrschenden haben Angst, wenn sich Menschenmassen zusammentun und gegen Hunger, Krieg, gegen das imperialistische System aufstehen. Ihre Antwort heißt: sofortiges Verbot der Kundgebungen, niedersausende Polizeiknüppel, berittene Polizei und Einsatz von Schußwaffen. Philipp Müller war eins der vielen Opfer des wiedererstehenden Militarismus und Revanchismus nach 1945. 1968 wurde Peter Ohnesorg bei einer großen antiimperialistischen Demonstration gegen das faschistische Schahregime erschossen (Benno Ohnesorg - vgl. Berlin 2.6.1967,d.Vf.). Am 25.2.1972 wurde Pierre Overney, ein französischer Arbeiter, durch die Wachhunde der Renault-eigenen Werkspolizei ermordet. Gab es bei diesen drei Kämpfern auch Unterschiede in den politischen Ansichten, so einte sie doch ihre Abscheu vor diesem verbrecherischen imperialistischen System, das tagtäglich seine Untaten begeht und die Menschen versklavt.

AN DIE JUNGARBEITER IN STADT UND LAND, AN DIE GANZE WESTDEUTSCHE JUGEND, AN DICH ROTGARDIST, AN DIE GANZE PARTEI ERGEHT UNSER RUF: HALTET HOCH DAS BANNER DIESER DREI KÄMPFER GEGEN IMPERIALISMUS UND MILITARISMUS.

VORWÄRTS MIT DER KPD/ML UND DER ROTEN GARDE (RG,d.Vf.), DER JUGENDORGANISATION DER PARTEI!
STOPPT DIE MORDKOMMANDOS DER POLIZEI!
SCHLUSS MIT DEN NOTSTANDSÜBUNGEN, POLIZEITERROR UND ANTIKOMMUNISTISCHER HETZE!
STOPPT DIE GROSSMACHTPLÄNE DER KRUPP, THYSSEN UND KONSORTEN!
WEG MIT HONECKER, WEG MIT BRANDT - ALLE MACHT IN ARBEITERHAND!
FÜR EIN VEREINIGTES, UNABHÄNGIGES, SOZIALISTISCHES DEUTSCHLAND!"

Berichtet wird auch durch den KJV der KPD 8vgl. 27.3.1974).
Quellen: Roter Morgen Nr. 10, Hamburg 23.5.1972, S. 6; Der Kampf der Arbeiterjugend Nr. 6, Bochum Juni 1971, S. 7;Kämpfende Jugend Nr. 6, Dortmund 27.3.1974, S. 1

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15.05.1952:
Der KJVD der KPD/ML-ZB (vgl. Juni 1971) berichtet von den Protesten gegen die 'Ermordung' Philipp Müllers (vgl. 11.5.1952):"
Am 16.Mai melden die Arbeiterzeitungen:
'Massenstreiks in ganz Westdeutschland gegen Bonner Kriegstreiber

180 000 streikende Arbeiter demonstrierten in Düsseldorf, Köln und Braunschweig gegen das Blutregime Adenauers.

Ganz Westdeutschland ist in Bewegung geraten. In Düsseldorf, Köln und Braunschweig haben am 15.Mai alle Werktätigen geschlossen die Arbeit niedergelegt. 70 000 streikende Arbeiter demonstrierten in Düsseldorf, in Köln 60 000. In Braunschweig zogen in neun Marschsäulen 50 000 Streikende zu einer riesigen Protestkundgebung. Die Werktätigen forderten den Sturz der Adenauer-Regierung, der Mörder von Essen, die Verhinderung des Generalkriegsvertrages und den Abschluß eines Friedensvertrages.'

Am nächsten Tag streikten 170 000 Hamburger, 60 000 Mannheimer Arbeiter gegen Generalvertrag und BVG. Die Welle der Streiks reißt nicht ab. Immer lauter wird der Ruf nach dem Generalstreik. Aber die Gewerkschaftsführer kennen ihre Aufgabe genau: Einen Generalstreik müssen sie unter allen Umständen verhindern. Und es gelingt ihnen, die geschlossene Kampffront der Arbeiterklasse aufzuweichen und zu spalten."
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.6,Bochum Juni 1971,S.7

15.05.1952:
Der KJVD der KPD/ML-ZB (vgl. Juni 1971) berichtet von den Protesten gegen die 'Ermordung' Philipp Müllers (vgl. 11.5.1952):"
In Braunschweig zogen in neun Marschsäulen 50 000 Streikende zu einer riesigen Protestkundgebung."
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.6,Bochum Juni 1971,S.7

15.05.1952:
Der KJVD der KPD/ML-ZB (vgl. Juni 1971) berichtet von den Protesten gegen die 'Ermordung' Philipp Müllers (vgl. 11.5.1952):"
70 000 streikende Arbeiter demonstrierten in Düsseldorf, in Köln 60 000."
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.6,Bochum Juni 1971,S.7

16.05.1952:
Der KJVD der KPD/ML-ZB (vgl. Juni 1971) berichtet von den Protesten gegen die 'Ermordung' Philipp Müllers (vgl. 11.5.1952):"
Am nächsten Tag streikten … 60 000 Mannheimer Arbeiter gegen Generalvertrag und BVG."
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.6,Bochum Juni 1971,S.7

16.05.1952:
Der KJVD der KPD/ML-ZB (vgl. Juni 1971) berichtet von den Protesten gegen die 'Ermordung' Philipp Müllers (vgl. 11.5.1952):"
Am nächsten Tag streikten 170 000 Hamburger … Arbeiter gegen Generalvertrag und BVG."
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.6,Bochum Juni 1971,S.7

29.05.1969:
Die DKP bringt die Nr.9 ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 22.5.1969, 5.6.1969).
Auf Seite 8 wird folgender Leserbrief von Ernst Schütt aus Dortmund veröffentlicht:"
EINE STRASSE TRÄGT DEN NAMEN

In der UZ-Ausgabe vom 15. Mai (Nr.7) haben sie einen Artikel über den Tod von Philipp Müller gebracht. dazu möchte ich Ihnen etwas schreiben. In meiner Heimat in Stavenhagen, Bezirk Neubrandenburg (DDR) trägt eine Straße diesen Namen. Bislang wußte ich nicht, wer der Mann ist, dessen Name die Straße trägt. So wird in der DDR Philipp Müller geehrt."
Q: Unsere Zeit NRW Nr.9,Essen 29.5.1969

April 1972:
Die Nr. 6 der 'Kommunistischen Schüler- und Studentenzeitung' (KSZ - vgl. März 1972, 30.5.1972) – Organ des KHB/ML und der RSF der ABG erscheint in München. Berichtet wird u.a. über die Erschießung Philipp Müllers.
Q: Kommunistische Schüler und Studentenzeitung Nr. 6, München Apr. 1972, S. 16f

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17.04.1972:
In dieser Woche gibt in München die Druck-Betriebsgruppe der ABG die Nr. 9 ihres 'Roten Widerdruck' (vgl. 20.3.1972, 15.5.1972) heraus. Berichtet wird in "11. Mai 1952 Mord!" von Philipp Müller.
Q: Roter Widerdruck Nr. 9, München Apr. 1972, S. 9

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26.04.1972:
In Regensburg gibt die Betriebsgruppe AEG Sachsenwerk der SBG vermutlich frühestens heute ihren 'Roten Sachsenwerker' Nr.5 (vgl. 25.4.1972, 15.5.1972) heraus und berichtet u.a. über Philipp Müller.
Q: Roter Sachsenwerker Nr. 5, Regensburg Apr. 1972, S. 5

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Mai 1972:
Der KJVD der KPD/ML-ZB gibt die Nr.4 seines Zentralorgans 'Der Kampf der Arbeiterjugend' (KDAJ) (vgl. 24.4.1972, Juni 1972) heraus. Ein Artikel lautet "Im Geiste Philipp Müllers - Nieder mit dem Kriegspakt Bonn-Moskau".
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr. 4, Bochum Mai 1972, S. 4

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Mai 1972:
Die Betriebsgruppe Druckindustrie der SBG Regensburg gibt die Nr.5 ihres Roten Widerdrucks' (vgl. Apr. 1972, Juni 1972) heraus und berichtet "11. Mai 1952: Für die Wiederbewaffnung der Imperialisten geschah in Essen ein Mord".
Q: Roter Widerdruck Nr. 5, Regensburg Mai 1972, S. 6f

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10.05.1972:
Die ABG führen, nach eigenen Angaben, in insgesamt 8 bayrischen Städten Jugendveranstaltungen zum Gedenken an Philipp Müller und den 27.Jahrestag des Sieges über Hitler durch, u.a. in München und Regensburg.
Q: Rote Optik Nr.8,München Mai 1972

10.05.1972:
In München führen das Jugendsekretariat der ABG, KHB/ML und RSF eine Philipp Müller Veranstaltung unter dem Motto "Kampf dem Militarismus" durch, die, nach eigenen Angaben, von über 200 Jugendlichen besucht wird.

Dies ist laut der RSF (vgl. Juni 1973) der Höhepunkt ihrer Kampagne gegen den Wehrkundeerlaß. Vermutlich auch auf dieser Veranstaltung wird auch eine RSF-Broschüre "Kampf dem Militarismus" verbreitete, die sich gegen den Wehrkundeerlass (WKE) richtet aber auch gegen die Bundeswehrhochschulen (BWHS) bzw. den Ellweinplan sowie gegen die Ostverträge.
Q: Roter Anzeiger Nr.8 und 9, München Apr. 1972 bzw. Mai 1972, S. 7f bzw. S. 2; Rote Optik Nr. 8, München Mai 1972, S. 8;Roter Widerdruck Nr. 10, München Mai 1972, S. 5;Auf Draht Nr. 13 und 14, München Apr. 1972 bzw. Mai 1972, S. 5 bzw. S.5;Zündfunke Nr.5,München Mai 1972, S. 6f;RSF: Kampf dem Militarismus, München o. J.;RSF: Rechenschaftsbericht des Z-Kolls, o. O. o. J. (1973), S. 32

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10.05.1972:
In Regensburg besuchen, laut SBG, über 60 Jungarbeiter, Schüler und Studenten die Philipp Müller Veranstaltung von SBG, RSF und KHB/ML im Augustiner. Aufgerufen wurde u.a. mit einer 'Kämpfenden Jugend' - Organ des Jugendsekretariats der ABGs und der angeschlossenen m.-l. Organisationen, die herausgegeben wurde von der SBG und verantwortet wird von Klaus Grenzheuser.
Q: Arbeitersache Nr.20,Regensburg Mai 1972; Kämpfende Jugend,Regensburg o.J. (1972)

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10.05.1972:
In Essen wird eine Demonstration des KJVD und der KPD/ML-ZB durchgeführt, wobei es sich einerseits um eine Gedenkdemonstration für Phillip Müller handelt, andererseits um eine Demonstration gegen den 'Kriegspakt Bonn - Moskau'. Grüße an die rund 300 Demonstranten werden von der Organisation Griechischer Marxisten-Leninisten, den Türkischen Marxisten-Leninisten und der Thälmannzelle der PCI/ML ausgerichtet. Die KPD/ML-ZB rief, nach eigenen Angaben, zusammen mit dem KJVD "am Tag der 2. Lesung der Ostverträge im Bundestag zu einer Demonstration gegen den Kriegspakt Bonn-Moskau und die verlogene Friedensheuchelei der Sozialdemokratie und ihrer Wasserträger von der DKP auf. Rund 300 Demonstranten versammelten sich am Abend im Essener Stadtteil Borbeck. … Die Demonstration wurde unter der Bevölkerung des Stadtteils durch Hausbesuche vorbereitet. Vertreter der Partei und des Jugendverbandes informierten über die Ziele und die Aufgaben der Demonstration. … Die Demonstration begann bei strömendem Regen. … Die Anwohner verfolgten meist aus dem Fenster den Demonstrationszug. Nur wenige reihten sich ein. Dennoch konnte man ein breites Interesse bei der Bevölkerung feststellen. Der Demonstrationszug war kurz, aber durch die Geschlossenheit und Disziplin beeindruckte er … . Auf der Abschlußkundgebung, die über 2 Stunden dauerte, sprachen Vertreter der KPD/ML und des KJVD. Grußadressen des Zentralbüros der KPD/ML und ausländischer marxistisch-leninistischer Organisationen wurden verlesen. … Die Demonstration stand unter folgenden Parolen: Brandt und Barzel reichen sich die Hände - Unsere Fäuste machen ihrem Plan ein Ende! Hinter den Ostverträgen steckt Rüstung und Krieg - Der Frieden kommt nur durch den revolutionären Sieg! Keine Mark und keinen Mann für den Bonner Rüstungsplan! Weg mit dem Wehrkundeerlaß - Keine Erziehung zum Völkerhass! … Trotz ihrer Kleinheit war die Demonstration ein Erfolg. Denn die KPD/ML gab auf viele Fragen, die durch die Ereignisse der letzten Wochen und Tage in Bonn bei der Bevölkerung entstanden, die richtige kommunistische Antwort und trug sie aktiv in die Massen. Durch das Auftreten der Partei wurde der Bevölkerung gezeigt, daß ihre Wahl nicht zwischen Barzel oder Brandt besteht, sondern die Wahl besteht in CDU/CSU/SPD oder KPD/ML, in Kapitalismus und Kriegstreiberei oder Sozialismus und Frieden."
Q: Rote Fahne Nr.10,Bochum 15.5.1972,S.9; Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.5,Bochum Juni 1972

12.05.1972:
Laut KPD/ML-ZB findet in Essen eine Veranstaltung der SDAJ der DKP zum 20. Todestag von Philipp Müller statt, der am 12.5.1952 bei einer KPD Demonstration in Essen von der Polizei erschossen wurde. Ca. 1 000 Mitglieder von SDAJ und Jusos der SPD legten in Essen einen Stein mit einer Inschrift nieder: Philipp Müller, am 12.5.1952 erschossen! Der KJVD verteilt Flugblätter, verkauft den KDAJ und die Revanchebroschüre.
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.37,Bochum 20.5.1972

12.05.1972:
In Essen besuchen, nach eigenen Angaben, 250 Personen eine Veranstaltung des KJVD der KPD/ML-ZB zum Gedenken an Phillip Müller. U.a. wird ein Film über Ernst Thälmann gezeigt.
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.5,Bochum Juni 1972,S.*

15.05.1972:
In der Nr.10 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 1.5.1972, 29.5.1972) veröffentlicht die KPD/ML-ZB u.a. den Artikel "Im Geiste Philipp Müllers gegen Notstand, Aufrüstung und Revanchepolitik".
Q: Rote Fahne Nr.10,Bochum 15.5.1972

15.05.1972:
In Regensburg gibt die Betriebsgruppe AEG Sachsenwerk der SBG ihren 'Roten Sachsenwerker' Nr.6 (vgl. 26.4.1972, 5.6.1972) vermutlich in dieser Woche heraus. In "Für den jungen Arbeiter" befaßt man sich u.a. mit Philipp Müller.
Q: Roter Sachsenwerker Nr. 6, Regensburg Mai 1972, S. 5

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30.05.1972:
Die Nr.7 der 'Kommunistischen Schüler- und Studentenzeitung' (KSZ vgl. Apr. 1972, Juli 1972) – Organ des KHB/ML und der RSF der ABG erscheint frühestens heute in München für Mai / Juni. Berichtet wird u.a. über die eigenen Veranstaltungen zur Erschießung Philipp Müllers.
Q: Kommunistische Schüler und Studentenzeitung Nr.7,München Mai / Juni 1972,S.13f

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Juli 1972:
Der KJVD der KPD/ML-ZB bringt die Nr.6 und ein Extrablatt seines Zentralorgans 'Der Kampf der Arbeiterjugend' (vgl. Juni 1972, Aug. 1972) heraus, welches zur Teilnahme am 'Roten Antikriegstag' (RAKT) aufruft:"
Der KJVD hat aufgerufen zum Antikriegstag in München. … In München finden die olympischen Spiele statt. Der westdeutsche Kriegstreiberstaat ruft die Jugend der Welt und spielt sich als friedliebender Völkerfreund auf. Nach München kommt alles, was Rang und Namen hat in den Reihen der internationalen Konterrevolution. Von Prinzessin Beatrix bis zum Schah von Persien. Nach München kommt auch der US-Häuptling Nixon. Allein, um diesem Mörder des vietnamesischen Volkes den gebührenden Empfang zu bereiten, lohnt es sich nach München aufzubrechen. … In München ist die Stadt der Kriegskonzerne. Messerschmidt, Bölkow-Blohm, Krauss-Maffei, Maschinen-Turbinen-Union, Siemens … In und um München wimmelt es von Bundeswehrkasernen mit Elitetruppen: Fliegerhorste, Gebirgsjäger usw. Dazu gesellen sich Stützpunkte der US-Truppen. Was haben die in München, was haben sie überhaupt in Europa verloren? Schließlich ist München die Stadt Philipp Müllers … . … Der KJVD meint: Das sind Gründe genug, am Antikriegstag, genauer, am Wochenende des 2./3. September in München zu demonstrieren."
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Extrablatt,Bochum Juli 1972

18.11.1972:
Der KHB(ML) der Arbeiterbasisgruppen (ABG) führt seine 3. ordentliche Vollversammlung durch. Der Rechenschaftsbericht des Zentralkollektivs (Zkoll) befasst sich u.a. mit der Philipp Müller Veranstaltung (vgl. 10.5.1972).
Q: KHB/ML: Rechenschaftsbericht des Zentralkollektivs,München 1972

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Mai 1973:
Die Sympathisantengruppe Passau des AB gibt die Nr. 8 ihrer Betriebszeitung 'Roter Umschwung' (vgl. 6.6.1973) heraus. Berichtet wird auch vom ASK:"
8. Mai:
Zwei Gedenktage für alle Antifaschisten und Antimilitaristen.

Am 8. Mai 1945 endete die Hitlerdiktatur über das deutsche Volk. Danach entstand aus den Erfahrungen des letzten Krieges eine Bewegung gegen die Aufrüstungspläne von Adenauer und den alten Kriegstreibern aus der Industrie. Am 11. Mai 1952 wurde ein aktives Mitglied dieser Bewegung, Phillip Müller, bei einer Demonstration in Essen gegen die Remilitarisierung erschossen.

Aus diesen Anlässen veranstalte das Anti-Strauß-Komitee Passau eine Fahrt zum KZ Mauthausen. Die Besuchergruppe legte einen Kranz nieder mit der Aufschrift

VORWÄRTS UND NICHT VERGESSEN!"
Q: Roter Umschwung Nr. 8, Passau Mai 1973, S. 4

Juni 1973:
Innerhalb der bayrischen Roten Schülerfront (RSF) der ABG wird vermutlich im Juni vom Zentralkollektiv verfaßt, der :"
Rechenschaftsbericht des ZKolls (Gliederung)

Mit der Durchführung der Antiwehrkundekampagne setzten wir zum ersten Mal unsere theoretischen Kenntnisse aus dem Studium in die Praxis um. Richtigerweise setzten wir den Schwerpunkt auf die Aufklärung der Schüler. Ihren Höhepunkt hatte die Kampagne mit der erfolgreichen Phillip-Müller-Veranstaltung 1972 (vgl. S32*1972,d.Vf.). Seit vielen Jahren wiesen die kommunistischen Jugendorganisationen unter Anleitung des Jugendsekretariats der Arbeiter-Basis-Gruppen der antimilitaristischen Bewegung in München wieder die korrekte Richtung im Kampf gegen die Kriegsgefahr.

Nach dieser Veranstaltung versandete aber die Antiwehrkundekampagne."
Q: RSF:Rechenschaftsbericht des Z-Kolls,o.O. o.J. (1973)

02.12.1974:
In Duisburg gibt die KPD vermutlich in dieser Woche ein Flugblatt anläßlich des Auftritts von Franz-Josef Strauß (FJS - vgl. 12.12.1974) heraus:"
STRAUSS RAUS!

Um eine gerechte Politik 'im Sinne des kleinen Mannes' würde es ihm gehen. Und überhaupt: Inflation und Arbeitslosigkeit seien eine Folge der Unfähigkeit der SPD/FDP-Regierung, die CDU würde alles ganz anders machen. Wie verlogen diese ganzen Redereien jedoch sind, zeigt ein Rückblick in die Zeiten der CDU-Regierungen von 1949-1967:

Diese Partei, die nach dem Krieg durch Monopolkapital und Westalliierte in den Sattel gehoben wurde, war ein Zusammenschluß der reaktionärsten Teile des Bürgertums. Zahlreiche Mitglieder hatten zuvor der Nazi-Partei (NSDAP,d.Vf.) angehört, wie Kiesinger, Lübke, Schröder, Globke usw. Das Parteiprogramm: schlichter Betrug zum Stimmenfang. Da war von Antifaschismus die Rede, von Bestrafung der Kriegsgewinnler, von Verstaatlichung der Schlüsselindustrie usw.

Auf der Welle des wirtschaftlichen Aufschwungs in den Nachkriegsjahren reitend und massiv unterstützt durch die kapitalistischen Regierungen der USA und Englands (Großbritanniens,d.Vf.) zeigte sie ihr wahres Gesicht. Ständige Steigerung der Arbeitshetze, brutale Niederschlagung von Streiks und Demonstrationen waren an der Tagesordnung, erinnert sei hierbei nur an die Erschießung des Arbeiters Philipp Müller in Essen (vgl. 11.5.1952,d.Vf.). Die Kommunistenhetze kannte keine Grenze. 1951 (vgl. s1.**.1951,d.Vf.) wurde die FDJ und 1956 die KPD verboten. Wie 1933 wieder tausende von Kommunisten in den Gefängnissen, zu jahrelangen Zuchthausstrafen verurteilt, aus Betrieb und Gewerkschaft geworfen."
Q: KPD-Duisburg:Strauß raus!,Duisburg o.J. (Dez. 1974)

14.06.1975:
Unter dem Titel „Die Rote Garde“ erscheint die dritte Nummer der Monatszeitung der Jugendorganisation der KPD/ML (vgl. 17.05.1975, 12.07.1975) als Beilage zum „Roten Morgen“ (RM) 24/75 mit dem Artikel "25 Jahre Verbot der FDJ – Philipp Müller".
Q: Die Rote Garde Nr. 3, Dortmund Juni 1975, S. 8

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11.05.1977:
In München führt die SDAJ der DKP, laut und mit der Kämpfenden Jugend (KJ) des AB, eine Philipp Müller Gedenkveranstaltung durch.
Q: Kommunistische Arbeiterzeitung Nr.112,München 14.5.1977

14.05.1977:
Das RK NRW des KJVD gibt das Flugblatt "Vor 25 Jahren: Philipp Müller von Adenauer-Polizei ermordet" heraus, wobei als Leitartikel ein Artikel der 'Kämpfenden Jugend' (KJ - vgl. Mai 1977) dient.

Aufgerufen wird zur Friedens-Veranstaltung der KPD am 20.5.1977.
Q: KJVD-RK NRW: Vor 25 Jahren: Philipp Müller von Adenauer-Polizei ermordet, Dortmund 14.5.1977

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20.05.1977:
Das RK NRW des KJVD der KPD (vgl. 14.5.1977) rief auf:"
WER DEN FRIEDEN WILL, MUSS GEGEN DIE BEIDEN SUPERMÄCHTE KÄMPFEN!
WER FÜR ABRÜSTUNG EINTRITTT, MUSS ALS ERSTES DIE ABRÜSTUNG DER BEIDEN SUPERMÄCHTE FORDERN!

VERANSTALTUNG DER KPD, 20.5.1977, 19 UHR ESSEN, GRUGAPARK, 'HIRSCHGARTEN' u.a. mit einem ausführlichen Beitrag über den Kampf Philipp Müllers und der FDJ".
Q: KJVD-RK NRW:Vor 25 Jahren: Philipp Müller von Adenauer-Polizei ermordet,Dortmund 14.5.1977,S.2

08.04.1982:
Die Kämpfende Jugend des Arbeiterbunds für den Wiederaufbau der KPD gibt eine Broschüre "Droht Blutbad im Saalbau? Brecht mißbraucht!" zur von der Stadt Essen verbotenen Benutzung des städtischen Saalbaus für die westdeutsche Erstaufführung des Herrnburger Berichts von Bertolt Brecht heraus. Der Landesverband des Bund Deutscher Pfadfinder wollte mit der Aufführung der Erschießung Philipp Müllers am 11. Mai 1952 gedenken.
Q: Kämpfende Jugend: Droht Blutbad im Saalbau? Brecht mißbraucht!,Bochum 8.4.1982

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Letzte Änderungen: 19.10.2012

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