Mitmischer. Aniliner-Zeitung, Nr. 34, Ludwigshafen, September 1986

September 1986:
Es erscheint die Nr. 34 der Zeitung: „Mitmischer - Aniliner Zeitung.“ Inhalt der Ausgabe ist:
- Medichem. Werbeveranstaltung der Chemieindustrie
- Tödlicher Unfall: Ursache unbekannt?
- Geismar: Aussperrung jetzt schon 27 Monate!
- OCAW Local 4-620 Solidarity Picnic, Octobrer 12,1985
- Rückkehr wäre unser größter Wunsch
- Keine Panic auf der Titanic
- Giftsteckbrief: Nitro Verbindungen
- Terror und Terror
- Alltag: Beförderung
- Giftsteckbrief: DOP Weichmacher
- Giftsteckbrief: Styrol
- Spendensammlung für südafrikanische Kollegen
- Trauerspiel beim DGB
- DGB will unbequemen Wissenschaftler loswerden
- Debatte. Warum wir diese Zeitung machen.

In der „Debatte. Warum wir diese Zeitung machen?“ heißt es u. a.: „Der Aufschwung der Profite hat keinen Aufschwung unserer Existenzbedingungen gebracht und man beruhigt sich allenfalls mit dem Hinweis, dass man ja noch froh sein muss, wenn einem die BASF die Arbeitskraft überhaupt abkauft. In der Profitwirtschaft haben wir nicht einmal das dauernde Recht, unsere Existenz durch Arbeit zu sichern. Wir sind der Meinung, dass dieses kapitalistische System abgeschafft werden muss, dass der Sozialismus die Profitwirtschaft ersetzen muss. Sozialismus als System, das sich planmäßig und demokratisch um gesellschaftlichen Fortschritt Bemüht, anstatt dass dieser nur als gelegentliches Abfallprodukt der Profitwirtschaft auftaucht, die ansonsten Mensch und Natur zu zerstören droht …
Die meisten Kollegen glauben nicht, dass man gegen die Politik des Kapitals überhaupt angehen kann, weder im kleinen Arbeitsplatz noch im großen politisch Zusammenhang. Sie sind mutlos und hoffen, dass es wenigstens nicht noch schlimmer kommt. Jede Gegenwehr erscheint ihnen noch nervenaufreibender als der betriebliche Alltag eh schon ist. Diese Mutlosigkeit macht auch uns immer wieder zu schaffen, die wir selbst auch Aniliner und Anilinerinnen sind. Das ist auch einer der Gründe, weshalb große Pausen zwischen den Ausgaben unserer Zeitung sind. Aber wir wollen weiter machen. Weil wir hoffen, dass sich die Verhältnisse ändern. Weil wir sehen, dass immer wieder Kollegen zusammenhalten, sich und andere unterstützen. Und weil jeder Versuch einer Gegenwehr befriedigender ist als das sich Treiben lassen von den täglichen Anordnungen, Zwängen und vorgegebenen Verhältnissen …
Unsere Kräfte sind zu schwach, um in die heute bestehenden Verhältnisse wirklich eingreifen zu können. Bei Anstrengung unserer Kräfte schaffen wir es allenfalls, das zu tun, was uns am sinnvollsten erscheint: diese Zeitung weiter fortzuführen … Je mehr Kollegen uns dabei mit Beiträgen unterstützen, umso besser wird diese Zeitung ihrer Aufgabe gerecht … Wir hoffen die Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen, die festgestellt haben, dass Arbeiter und Kapitalisten gegensätzliche Interessen haben … Und nicht zuletzt: Wir brauchen auch die finanzielle Unterstützung unserer Leser für eine Zeitung, die wir aus eigener Kraft finanzieren müssen.“
Q: Mitmischer. Aniliner-Zeitung, Nr. 34, Ludwigshafen, September 1986.

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