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Pakistan

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 9.10.2007

Über Pakistan wird in dieser wie immer verkürzten und lückenhaften Darstellung durchaus Widersprüchliches kundgetan. Einerseits die Eingliederung in den westlichen SEATO-Pakt (vgl. 8.9.1954), aber auch die Gegnerschaft zum benachbarten Indien, aufgrund der strittigen Gebiete in Kaschmir (vgl. 1965). Schon Mitte 1970 aber scheint Pakistan ein nur halbherziges SEATO-Mitglied (vgl. 6.7.1970), schickt aber dann auch wieder tausende Berater gen Jordanien, um während des 'Schwarzen September' die Vernichtung der Palästinenser und ihrer Verbündeten zu perfektionieren (vgl. 3.10.1970).

Dann aber ist innerhalb von zwei Tagen die Lage – zumindest für die ML-Bewegung – eigentlich völlig klar. Pakistan tritt in der UNO für die VR China ein (vgl. 20.11.1970), erhält umgehend am nächsten Tage schon Hilfszusagen, derer es dringend bedarf, da sich die eigentlich zuständigen USA unwillig zeigten (vgl. 21.11.1970), noch aber sind nicht alle Redaktionen gleichgeschaltet (vgl. Dez. 1970). In Kaschmir scheint ein Krieg bevorzustehen (vgl. Dez. 1970), während es den pakistanischen Arbeitern in München offenbar erbärmlich geht (vgl. 7.12.1970).

Der Krieg bricht nun aber nicht in Kaschmir, sondern in Ostpakistan, dem späteren Bangladesh aus (vgl. 26.3.1971), worauf hier nur am Rande eingegangen wird. Pakistan scheint zumindest zunächst angesichts des Bürgerkriegs noch selbstsicher genug, selbst Hilfe für das vom Bürgerkrieg gebeutelte Sri Lanka zu versprechen (vgl. 6.4.1971), während die heimische DKP in Hameln schon frühzeitig die örtliche konkurrierende Rote Garde bzw. KPD/ML-ZK in die Zwickmühlen der Dreiweltentheorie bzw. der unbedingten Verteidigung der VR China als sozialistischem Vaterland zu locken versucht (vgl. 20.5.1971). Auch die trotzkistische RKJ probiert sich in dieser Strategie (vgl. Okt. 1971), der indisch-pakistanische Krieg aber durchkreuzt die kognitive Wirkung solcher Erwägungen (vgl. 3.12.1971). Indien erhält meist die Schuld (vgl. 5.12.1971, 6.12.1971, 18.12.1971), was selbst Inder zu meinen scheinen (vgl. 24.1.1972).

Während der KJVD noch kurz die Grundlagen des Imperialismus erläutert (vgl. 28.2.1972), erfolgt wenig später der Nixon-Besuch in China, ein Meilenstein im Konflikt zwischen DKP und ML-Bewegung und Anlass zur Entwicklung von Argumenten analog der Sozialimperialismustheorie, wie sie hier frühzeitig aus Gelsenkirchen dokumentiert wird (vgl. 6.3.1972). Auch einzelne Pakistani wie Roshan Dhunjiboy machen sich offenbar um die Propagierung der VR China verdient (vgl. 19.10.1972). Während in Dortmund noch rückwirkend des SEATO-Vertrags gedacht wird, endet in München der Arbeitskampf der Pakistani beim Münchner Zeitungsverlag (MZV), der einzige hier zu dokumentierende Versuch der Opposition von Pakistani auf bundesdeutschen Boden, endet nicht nur im kurzfristig finanziellen Verlust für die TZ, sondern vor allem im langfristig für die Pakistani finanziellen Fiasko (vgl. 9.4.1973).

Während dann in dieser lückenhaften Darstellung kurz die KPD noch berichtet (vgl. 15.6.1976), wird der respektable Rest von indischen Quellen bestritten, die über die pakistanische Opposition berichten, (vgl. Apr. 1980, 19.6.1980, 4.7.1980, 5.7.1980) bevor abschließend ein Pakistani in Berlin von einem mutmaßlichen Rassisten getötet wird (vgl. 7.1.1990).



Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

08.09.1954:
Aus Vietnam berichtet Horst Szeponik (vgl. Aug. 1954, 29.9.1954):"
Gründung des von Washington inspirierten aggressiven Südostasienpaktes (SEATO), dem die USA, Großbritannien, Frankreich, Neuseeland, Australien, Pakistan, Thailand und die Philippinen angehören. Südvietnam, Laos und Kambodscha werden zur 'Schutzzone' der SEATO erklärt."
=Horizont Nr.46,Berlin (DDR) 2. Novemberwoche 1972,S.25f

1965:
Die KPD (vgl. 3.12.1971) berichtet über die Herrschenden in Indien (vgl. 22.11.1971):"
1965 haben sie die Kaschmirfrage zum Anlaß eines erneuten Waffengangs gegen Pakistan genommen (und sie verweigern den Einwohnern Kaschmirs die Autonomie, für die sie sich in Ostpakistan angeblich so breit machen!)."
=Rote Fahne Nr.31,Berlin 3.12.1971,S.6

06.07.1970:
In Manila auf den Philippinen sprechen sich vermutlich in dieser Woche die Außenminister der SEATO-Länder für eine 'politische' Lösung zur Wahrung der Neutralität Kambodschas aus. Dies wird von der KPD/ML-ZB als Verschleierung der aggressiven Absichten des US-Imperialismus interpretiert.

Später wird von der SEATO-Konferenz in Manila berichtet, daß Pakistan das Kommunique nicht unterzeichnet habe und die anderen Staaten mit der Entsendung von Truppen nach Kambodscha zögerten, weil sie den Zorn ihrer Völker fürchteten. Thailand allerdings, welches auch mit 10 000-12 000 Soldaten in Vietnam vertreten sei, habe mittlerweile drei Bataillone nach Kambodscha entsandt.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.13 und 14,Bochum 9.7.1970 bzw. 13.7.1970

03.10.1970:
Die Nr.38 (vgl. 30.9.1970, 7.10.1970) des 'KND' der KPD/ML-ZB und des KJVD erscheint. In Jordanien hätten die Beduinen- und Spezialtruppen der Feudalklasse, unterstützt von 2 000 persischen und 4 000 pakistanischen 'Beratern' ihren Feldzug gegen die Palästinenser und das Volk fortgesetzt. Besonders im Norden, wo sich die Truppen der Palästinenser konzentrieren und die Verbindungslinien nach Syrien liegen, würden alle Städte pausenlos mit Bomben und Artillerie angegriffen.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.38,Bochum 3.10.1970

20.11.1970:
Die Vollversammlung der UNO beschließt, laut KPD/ML-ZB, mit einfacher Mehrheit (51 für, 49 gegen, 25 enthalten) die Aufnahme der VR China und damit den Ausschluß Taiwans. Die KPD/ML-ZB berichtet:"
Die Delegierten von 18 Staaten, darunter Albanien, Algerien, Pakistan und Tansania forderten in einer Resolution die Anerkennung der Regierung der V.R. China als einzige rechtmäßige Vertretung des chinesischen Volkes. Auch die Vertreter von Kanada, Italien und Frankreich stimmten für die Ausschließung der Abgesandten Tschiang Kai-Tscheks. Der sowjetische UNO-Botschafter Malik forderte die Delegierten auf, 'das schreiende Unrecht zu beenden und Peking die ihm zustehenden Rechte in der UNO zu geben'."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.53,Bochum 25.11.1970,S.11

21.11.1970:
Die Nr.52 des 'KND' der KPD/ML-ZB (vgl. 18.11.1970, 25.11.1970) erscheint.
In "V.R. China unterstützt Pakistan" heißt es:"
Die V.R. China hat Pakistan große finanzielle Unterstützung zugesagt, sie gibt Pakistan einen langfristigen zinslosen Kredit von 200 Mio. Dollar. Dieser Kredit ist zweimal so groß wie die gesamte bisherige Hilfe Chinas an Pakistan. Er deckt mehr als eine Jahreszinslast für die Schulden, die Pakistan in den westlichen kapitalistischen Ländern und bei den SU-Imperialisten abtragen muß. China wird Pakistan auch militärisch unterstützen. Es wird eine noch nicht feststehende Zahl von Panzern, Artilleriegeschützen, Boden-Luft-Raketen und Radaranlagen an Pakistan liefern. Bis jetzt hat China schon zwei der 13 pakistanischen Divisionen ausgerüstet und außerdem Flak-Batterien und alte Mig-Jäger geliefert. Ein paar von den neuen chinesischen Düsenjägern, die den Mig 21 und SU 17 der indischen Luftwaffe gleichwertig sind, will Pakistan noch dazu kaufen. Zur Zeit prüfen chinesische Fachleute auch ein Hochwasserschutzprojekt für Ost-Pakistan, das 1,5 Mrd. Doll. kosten soll. Das betreffende Gebiet ist ständig von großen Überschwemmungen bedroht. Allein am letzten Wochenende starben dort Hunderttausende von Menschen. Pakistan, das Mitglied des südostasiatischen Verteidigungspaktes (SEATO,d.Vf.) ist, der unter der Führung der US-Imperialisten steht, hatte schon die USA um einen Kredit gebeten. Weil Pakistan sich aber in letzter Zeit von der Seato löste und weil es mit dem amerikanischen Aggressionskrieg in Indochina nicht einverstanden ist, verweigerten die USA den Kredit. Auch von den SU-Imperialisten bekam Pakistan keine finanzielle Unterstützung. Es hatte nämlich den Plan Kossygins für ein regionales Sicherheitsbündnis von fünf asiatischen Staaten einschließlich Indiens abgelehnt. Der Kredit, den die Volksrepublik China gab, macht nicht nur die Zahlung der Zinsschulden möglich, sondern sogar ein bißchen auch die Abtragung der Schulden, die Pakistan hat. Vor allem aber kann er für den Aufbau von Landwirtschaft und Industrie verwandt werden. Ein weiterer Grund dafür, daß die US- und SU-Imperialisten Pakistan keinen Kredit gaben, ist, daß beide mit der selbständigen Außenpolitik, die Pakistan ihnen gegenüber betreibt, nicht einverstanden sind. Sie können aber auch beide nicht mit den chinesischen Kreditbedingungen konkurrieren. China hat früher eine einprozentige Verzinsung verlangt; heute kann es sich erlauben, überhaupt keine Zinsen mehr zu nehmen. Daß China in der Lage ist, in solchem Ausmaß und zu so guten Bedingungen Kredite zu vergeben, beweist, wie groß seine wirtschaftliche Stärke geworden ist. In 21 Jahren hat das chinesische Volk sein Land zu einer großen Wirtschaftsmacht entwickelt und dank seines revolutionären Bewußtseins in kurzer Zeit Aufbauleistungen vollbracht, die kolonialisierte Länder und andere Staaten unter der Herrschaft des Imperialismus niemals vollbringen werden. China entwickelt sein Verhältnis zu Pakistan auf der Basis der fünf Prinzipien der friedlichen Koexistenz, die gegenseitige Achtung der territorialen Unabhängigkeit, gegenseitigen Nichtangriff, gegenseitige Nichteinmischung in innere Angelegenheiten, Gleichberechtigung und gegenseitigen Vorteil umfassen. Auf dieser Basis unterstützt die V.R. China Pakistan auch im Kampf gegen Indien, das an Pakistan Gebietsansprüche stellt. Durch diese Unterstützung gewinnt China ein Land als Bündnispartner, das bisher zur Einflußsphäre der Sowjetunion in Asien gehörte. Die V.R. China erklärt außerdem ihre Solidarität mit dem Volk von Kaschmir, das schon seit Jahrzehnten um seine Unabhängigkeit kämpft. Durch die Teilung der britischen Kolonialgebeite auf dem indischen Subkontinent wurde das Land des Kaschmiri-Volkes in unverschämter Weise geteilt, eine Hälfte ging an Indien, die andere an Pakistan. Seitdem kämpft das Volk von Kaschmir um seine Unabhängigkeit, vor allem um die Unabhängigkeit von Indien, das schon mit Waffengewalt versucht hat, Gebeite an sich zu reißen. Auch chinesische Gebiete im Himalaya werden von Indien beansprucht. Im Gegensatz zu Indien erkennt Pakistan die Regierung der V.R. China als einzige rechtmäßige Vertretung des chinesischen Volkes an."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.52,Bochum 21.11.1970

Dezember 1970:
Der KJVD der KPD/ML-ZB (vgl. Jan. 1971) berichtet vermutlich aus dem Dezember:"
US-MILITARISTEN ERSÄUFEN VIETCONG

Vor einiger Zeit ging die Nachricht über die große Überschwemmung in Pakistan durch alle Zeitungen. Die Hilfsaktionen aller Länder wurden besonders herausgestellt.

Südvietnam wurde zur gleichen Zeit von einer Überschwemmung heimgesucht. Tausende von Männer, Frauen und Kindern sind in den Fluten ertrunken.

Für die US-Imperialisten waren es tausende von Menschen, die sich ihren Waffen nicht mehr in den Weg stellten. Für sie waren es einige tausend Dollar, die sie nicht für Munition ausgeben mußten."
=Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.1,Bochum Jan. 1971,S.2

Dezember 1970:
Die KPD/ML-ZB berichtet aus Pakistan, u.a. über den Kaschmir-Konflikt:"
Die Gefahr eines neuen Krieges besteht durchaus, denn der westpakistanische Volksparteiführer Bhutto forderte bei den Wahlen im Dezember 1970 eine 'Konfrontation' mit Indien, bis der Konflikt beseitigt ist."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.28,Bochum 14.4.1971,S.12

07.12.1970:
Die KPD/ML-ZB berichtet vermutlich aus dieser Woche über die Wohnheime für Ausländer:"
In München wurde ein Fall bekannt in dem ausländische Arbeiter für ein Bett 100 DM bezahlen. Sie müssen zu dritt oder viert in winzigen Räumen hausen, für 12 Leute gibt es nur eine Toilette, für 28 nur eine Küche. Die türkischen und pakistanischen Arbeiter, die dort wohnen, waren in ihrer Heimat von 'Vermittlern' angeworben worden, die sie ohne Arbeitspapiere und Einreiseerlaubnis in die BRD geschickt hatten. In München wurde ihre Lage von den Kapitalisten ausgenutzt: sie wurden zu den niedrigsten Löhnen beschäftigt."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.58,Bochum 12.12.1970,S.9

26.03.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet:"
BÜRGERKRIEG IN PAKISTAN

Am Freitag, den 26.3. wurde es offensichtlich, daß die Bemühungen um einen Kompromiß zwischen West- und Ostpakistan den beiden Vertretern der herrschenden westpakistanischen Feudalclique, General Yahya Khan und dem ehemaligen Verteidigungsminister Zulfikar Ali Bhutto, nur als Verschleppungsmanöver dienten. Sie konnten während der Verhandlungen zehntausende von Soldaten von West- nach Ostpakistan bringen. Als dann am Freitag rund 70 - 80 000 Soldaten in Ostpakistan waren, schlug die Zentralregierung zu. Brutal gingen die Truppen gegen die unbewaffnete Bevölkerung vor. Sie vernichteten ganze Stadtteile ohne jede Vorwarnung. Auf dem Universitätsgelände in Dacca wurden verkohlte Leichen in den Betten der Schlafsäle gefunden. Durch massiven Terror versuchten die Militärs im Auftrag der westpakistanischen Feudalisten die Bevölkerung zu zwingen, ihre Forderung nach Unabhängigkeit aufzugeben, Mindestens 300 000 Bengalen sollen bisher ermordet worden sein.

Warum aber kam es zu diesem Bürgerkrieg?

Seit der Staatsgründung im Jahre 1947 beutet der westliche Teil Pakistans den Osten des Landes aus. Das Hauptausfuhrgut Pakistans, Jute, wird ausschließlich im Ostteil des Landes, der sich jetzt Bangla Desh (Freies Bengalen) nennt, angebaut. Doch nur 20% der Erträge der Juteausfuhr wurden wieder in Ostpakistan investiert, die übrigen 80% wurden für den Aufbau der Industrie Westpakistans verwendet. Die Jutepreise, die während des Korea-Krieges um mehr als 100% stiegen, fallen jetzt ständig, da immer mehr Kunststoffe die Jute ersetzen. Westpakistan hat in der Zeit, in der der Juteanbau noch beträchtliche Gewinne erbrachte, die Grundlagen einer Industrie aufgebaut, während die einzige Einnahmequelle Ostpakistans langsam zurückgeht und durch nichts ersetzt wurde. Auch die 'Entwicklungshilfe' wurde vor allem im Westen investiert. Ostbengalen wurde so zu einer Kolonie in der Kolonie. Seine Rohstoffexporte erbrachten die Mittel für den wirtschaftlichen Aufbau in Westpakistan - d.h. für die 80 Familien, denen Westpakistan gehört. Aus dem Westteil muß Ostbengalen dann wieder teure Industrieprodukte einführen. Selbst die geringen Ansätze einer Industrie in Ostbengalen sind fest in Händen der 80 pakistanischen Familien, die Wirtschaft und Politik des Staates bestimmen. Der Unterschied im Pro-Kopf Einkommen zwischen Westpakistan und Ostbengalen vergrößert sich daher immer mehr. 1969 hatte ein Westpakistaner ein durchschnittliches Einkommen von 464 DM im Jahr, ein Ostpakistaner von 160 DM. Der niedrige Entwicklungsstand Ostbengalens zeigte sich auch bei der Flutkatastrophe im Herbst 1970 (vgl. S12**.1970,d.Vf.). Nach Angaben Scheih Mujibur Rahmans hätten Deiche und Kanalanlagen die Katastrophe verhindern können. Diese Anlagen hätten nur rund 10% der Kosten des Tabela-Staudammes in Westpakistan ausgemacht. Der Tabela-Staudamm ist eines der größten Dammprojekte der Welt, doch seine Leistung wird noch für lange Zeit von der westpakistanischen Industrie nicht ausgenutzt werden können. Auch auf die Zentralverwaltung und die Armee haben die Bengalen praktisch keinen Einfluß. Obwohl sie 55% der Gesamtbevölkerung stellen, sind nur 10% Bengalen in der Armee und 15% in der Zentralverwaltung beschäftigt.

Als einziger Staat hat bisher Indien in dem Konflikt für Ostbengalen Stellung genommen.

Warum?

Nach dem Krieg um die Grenzprovinz Kaschmir zwischen Indien und Westpakistan 1965 kämpfen beide Staaten weiter um die Herrschaft über dieses Gebiet (...). Die Ostbengalen aber, für die der Kaschmir-Krieg eine Auseinandersetzung zwischen Westpakistan und Indien war, stehen Indien freundlich gegenüber. Würde es nun zur Bildung des Bangla Desh kommen, dann hätte Indien nur noch einen Gegner - Westpakistan. Die Gefahr eines neuen Krieges besteht durchaus, denn der westpakistanische Volksparteiführer Bhutto forderte bei den Wahlen im Dezember 1970 eine 'Konfrontation' mit Indien, bis der Konflikt beseitigt ist. ... Rahman wollte alle Probleme Ostbengalens mit der nationalen Selbständigkeit lösen, die er mit einer unorganisierten Massenbewegung auf dem 'friedlichen' Weg erkämpfen wollte. Diese grobe Unterschätzung der Macht der Feinde des bengalischen Volkes hat 300 000 Opfer gekostet. So konnte die Zentralregierung mit 80 000 Soldaten den Widerstand von 70 Mio. Ostbengalen zumindest teilweise brechen. Denn hinter der Armee steht nicht nur die Zentralregierung Pakistans, sondern auch ihre imperialistischen Verbündeten. Die Militärhilfevereinbarungen zwischen den USA und Pakistan erlauben ausdrücklich den Einsatz aus Amerika gelieferter Waffen in einem Bürgerkrieg. Aufgrund dieser Verträge aus den Jahren 1954 und 1959 konnten Flugzeuge der pakistanischen Luftwaffe Napalm und andere Bomben auf ostbengalische Städte werfen."

Drei Tage später berichtet die KPD/ML-ZB:"
DIE KÄMPFE IN OSTPAKISTAN UND DIE ROLLE DER IMPERIALISTEN
Scheih Rahman hatte 1955 die Trennung der Awami-Liga von der Vereinigung aller ostbengalischen Oppositionsparteien (United Front) geführt. ...

Die pakistanische Zentralregierung wirft ihm jetzt vor, mit den amerikanischen Imperialisten kollaboriert zu haben. Bei einem Treffen mit dem US-amerikanischen Botschafter Farland im Februar soll Rahman verbindliche Zusagen der USA zur Unterstützung seiner separatistischen Bestrebungen erhalten haben. Diese Gerüchte werden glaubwürdiger, wenn man bedenkt, daß die pakistanische Zentralregierung sich aus den imperialistischen Militärbündnissen SEATO und CENTO lösen will und engere wirtschaftliche Beziehungen zur UdSSR (SU,d.Vf.) und VR China anstrebte.
...
Die Volksrepublik China hat wiederholt in Neu Delhi gegen die Einmischung in den Bürgerkrieg, der nur vom pakistanischen Volk geregelt werden kann, protestiert und Pakistan seine Hilfe bei einer möglichen Aggression Indiens zugesichert."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.28 und 29,Bochum 14.4.1971 bzw. 17.4.1971,S.11ff bzw. S.1f

06.04.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet am 24.4.1971 aus Sri Lanka:"
Am 6.4.1971 flehte die ceylonesische 'sozialistische' Ministerpräsidentin Bandaranaike alle Imperialisten um Hilfe an. Rebellen, 'Che-Guevaristen', seien dabei, ihr die Herrschaft zu entreißen und die Insel in ein Chaos zu stürzen. Ihr Alarm wurde von London, Washington, Indien, Pakistan und schließlich auch von der UdSSR mit Waffenlieferungen, darunter vor allem Hubschrauber, beantwortet."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.31,Bochum 24.4.1971,S.11

20.05.1971:
Die DKP Hameln gibt die Nr.4 des ersten Jahrganges ihrer Ortszeitung 'Hamelner Arbeiterzeitung' (vgl. Juni 1971) heraus. Mit der KPD/ML-ZK befaßt man sich u.a. so:"
EIN WORT AN DIE GENOSSEN DER GRUPPE 'KPD/ML'
...
Neuerdings versucht die KP Chinas aber auch, mit dem 'Papiertiger' ins Geschäft zu kommen. Man hat dabei nur eine neue Methode entwickelt: man spielt zusammen Ping-Pong. Man spricht plötzlich von der großen Freundschaft zwischen dem chinesischen und amerikanischen Volk. Was soll man der KP Chinas jetzt noch glauben?

In diesem Zusammenhang wollen wir die Genossen auch an die Haltung Chinas gegenüber dem faschistischen Regime in Westpakistan erinnern. Geld- und Waffengeschenke zur Unterdrückung Ostpakistans (Bangla Desh,d.Vf.). Zur Ausbeutung der Bevölkerung und Verfolgung der Kommunisten und Sozialisten."
=Hamelner Arbeiterzeitung Nr.4,Hameln Mai 1971

Oktober 1971:
Vermutlich erscheint im Herbst 1971 ein dreiseitiges Flugblatt der RKJ (Revolutionär-Kommunistische Jugend der GIM) Dortmund:"
VON DER STUDENTENBEWEGUNG ZUR REVOLUTIONÄREN ORGANISATION

Die erste Phase der Studentenbewegung war gekennzeichnet durch eine breite Mobilisierung der Studentenschaft zu Themen der Solidarität mit der kolonialen Revolution, angeführt von breiten einheitlichen Organisationen wie der UNEF in Frankreich, dem SDS in Deutschland. Diese Phase mußte zuende gehen, als sich die Studentenbewegung soweit entwickelt hatte, daß sie in direkte Konfrontation mit der Staatsmacht geriet - und dabei versagte. Die Strategielosigkeit des SDS verdeutlichte sich im Versickern der Anti-Springer-Kampagne und des Kampfes gegen die NS-Gesetze. Denn in diesem Moment stellte sich das Problem des politischen Kampfes, der politischen Organisierung, die Frage einer längerfristigen politischen Strategie. Und hier beginnt das Auseinanderbrechen der Studentenbewegung in ebenso viele Strömungen, wie in der intrenationalen Arbeiterbewegung vorhanden sind.

Dazu gehören der traditionelle Reformismus, der sich damit begnügt, einige Schönheitsfehler des kapitalistischen Systems kosmetisch zu korrigieren. Dazu gehört auch der an Moskau orientierte Revisionismus, der die Illusionen eines parlamentarischen Weges zum Sozialismus nährt und so vom revolutionären Kampf ablenkt. Mit den sogenannten 'Marxisten-Leninisten' (Maoisten) trifft sich diese Strömung in der kritiklosen Unterstützung der Bürokratie der jeweiligen Arbeiterstaaten, auf die sie sich berufen. Sie treffen sich gleichzeitig im Verrat am proletarischen Internationalismus und an den Zielen der revolutionären Bewegungen. Man denke an den Einmarsch der Sowjets in die CSSR, an die blutige Unterdrückung der polnischen Arbeiter durch die polnische Bürokratie; man denke an die verräterische finanzielle und politische Unterstützung der Unterdrückerregimes in Ceylon (Sri Lanka,d.Vf.), in Pakistan, im Sudan etc. durch die chinesische Bürokratie."
=RKJ Dortmund:Von der Studentenbewegung zur revolutionären Organisation,Dortmund o.J.

03.12.1971:
Es beginnt der indisch-pakistanische Krieg. Ostpakistan löst sich in der Folge unter der Führung von Mujibur Rahman von Pakistan und bildet den neuen Staat Bangla Desh. Laut KPD/ML-ZB, haben "die indischen Reaktionäre ihren Aggressionskrieg auf den Westens Pakistans ausgedehnt".

Die KPD (vgl. 31.5.1972) berichtet von der Unterstützung der SU für Indien.
=Rote Fahne Nr.45,Dortmund 31.5.1972,S.3;
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.94,Bochum 8.12.1971,S.1;
Duve,Freimut:Aufbrüche. Die Chronik der Republik 1961 bis 1986,Hamburg 1986


05.12.1971:
Die KG (NRF) Mannheim/Heidelberg (vgl. 24.1.1972) berichtet über die Haltung der SU zum Konflikt zwischen Pakistan und Indien:"
Wie die Imperialisten begründete sie ihre Einmischung in die inneren Angelegenheiten Indiens und Pakistans mit ihren 'Sicherheitsinteressen' (TASS-Erklärung vom 5.12.1971)."
=Arbeiter-Zeitung Nr.1,Mannheim/Heidelberg Jan. 1972,S.8

06.12.1971:
Es erscheint die Nr.24 der 'Roten Fahne' der KPD/ML-ZB (vgl. 29.11.1971, 20.12.1971) u.a. mit dem Artikel "Indien überfällt Pakistan".
=Rote Fahne Nr.24,Bochum 6.12.1971

18.12.1971:
In München wird, laut ABG, heute erneut gegen den indischen Überfall auf Pakistan demonstriert. Sowohl heute als auch gestern sollen jeweils mehrere hundert teilgenommen haben. Bei diesen handelte es sich um ABG, KHB/ML, RSF, pakistanische Kollegen und Studenten.
=Kommunistische Arbeiter Zeitung Nr.19,München Jan. 1972;
Roter Widerdruck Nr.6,München Jan. 1972


24.01.1972:
Die KPD/ML-ZB gibt die Nr.2 ihrer 'Roten Fahne' (vgl. 10.1.1972, 7.2.1972) heraus. Artikel sind u.a.:
"Wir unterstützen den Kampf des pakistanischen Volkes - Brief indischer Arbeiter an Indira Gandhi."
=Rote Fahne Nr.2,Bochum 24.1.1972

28.02.1972:
Das Landeskomitee NRW des KJVD der KPD/ML-ZB gibt vermutlich in dieser Woche eine Broschüre "Nieder mit dem Imperialismus - Freiheit für das Irische Volk!" heraus, in der es u.a. heißt:"
Der britische Imperialismus wandte also in Irland eins seiner beliebtesten Prinzipien an: Teile ein Land und beherrsche es dadurch. (Genauso ist es im übrigen auch bei der Teilung des indischen Subkontinents in Indien und Pakistan zugegangen!)"
=KJVD-LK NRW:Nieder mit dem Imperialismus - Freiheit für das Irische Volk,Bochum o.J. (1972)

06.03.1972:
Beim Schalker Verein (SV) Gelsenkirchen geben die Betriebsgruppen der KPD/ML-ZB und des KJVD vermutlich Anfang dieser Woche ihren 'Heissen Ofen' (vgl. 28.2.1972) zu den BRW heraus. In einem Artikel wird gefragt:"
FRIEDENS- ODER KRIEGSPOLITIK?
DIE MOSKAUER UND WARSCHAUER VERTRÄGE
NIXONS REISE IN DIE VR CHINA
...
WARUM PAKTIERT DIE SOWJETUNION MIT DEN BRD-IMPERIALISTEN?

Warum verschachern sie die DDR an die BRD-Imperialisten? Sie geben diesen Staat den aggressiven Zielen der BRD-Imperialisten preis, weil sie den Rücken frei haben wollen, um ihre eigenen aggressiven Ziele in Asien durchsetzen zu können. Wie der indisch-pakistanische Krieg bewiesen hat, wollen sie die VR China einkreisen und vernichten. Denn dieser Staat ist ihnen schon lange ein Dorn im Auge. Die VR China ist nämlich der Staat, der den korrekten Weg des Sozialismus geht. Darum ist auch seine Außenpolitik konsequente Friedenspolitik; und der Besuch des US-Präsidenten Nixon (vgl. 24.2.1972,d.Vf.) diente nur den friedlichen Zielen dieser Außenpolitik."
=Heisser Ofen Statt Regierungsknechte kämpferische Betriebsräte,Gelsenkirchen o.J. (1972)

19.10.1972:
Die Betriebsgruppe Minister Stein Dortmund der KPD/ML-ZB (IGBE-Bereich in NRW - vgl. 16.10.1972) kündigte vermutlich für heute an:"
'TREFFPUNKT PEKING'
Bericht über das chinesische Bildungssystem von Roshan Dhunjiboy (Pakistan). Kollegen, auch wenn es im bürgerlichen Fernsehen ist, seht Euch die Sendung an und diskutiert darüber. Donnerstag, 19 Uhr 20, I. Programm" (ARD).
=Rutsche Prämienpunktsystem? Nein!,Dortmund o.J. (Okt. 1972),S.5

Januar 1973:
Von einer Arbeitsgruppe des Seminars Marxismus und Psychoanalyse an der PH Dortmund herausgegeben, erscheint vermutlich im Januar ein Flugblatt:"
DIE ENTSTEHUNG DES VIETNAM-KRIEGES
...
Auf Betreiben der USA wurde im September 1954 die SEATO gegründet, ein Verteidigungspakt, dem Australien, Frankreich, Großbritannien, Neuseeland, Pakistan, die Philippinen, Thailand und die USA angehören. Der Vertrag legte fest, daß die Unterzeichnerstaaten ihr Verteidigungspotential erhöhen sollten, um jeglichen Angriff und jegliche Subversion auf ihre Gebiete zu bekämpfen. In einem weiteren Zusatz wurde der Geltungsbereich des Vertrages auf Kambodscha, Laos und Vietnam ausgedehnt, ohne daß die Regierungen gefragt worden wären. Laut New York Herald Tribune vom 17.9.1954 erklärten die USA zusätzlich, sie würden den Vertrag nur erfüllen, wenn es sich um eine kommunistische Aggression handelte. Dadurch wurden die asiatischen Vertragspartner geradezu aufgefordert, jeden Aufstand als kommunistische Aggression auszugeben. Schon damals bezeichnete der indische Verteidigungsminister Krishna Menen den SEATO-Pakt als ersten Bruch des Genfer Abkommens."
=Arbeitsgruppe des Seminars Marxismus und Psychoanalyse an der PH Dortmund: Die Entstehung des Vietnam-Kriegs,Dortmund o.J. (1973)

09.04.1973:
In München gibt die Betriebsgruppe der ABG im Pressehaus Bayerstraße (PHB) in dieser Woche ihren 'Roten Aufmucker' Nr.25 (vgl. März 1973, Mai 1973) heraus. Aus dem Münchner Zeitungsverlag (MZV) wird berichtet über die pakistanischen TZ-Verkäufer, die eine Erhöhung ihrer Pauschale forderten. Die meisten hätten den Verkauf eingestellt, woraufhin nun alle entlassen worden seien.
=Roter Aufmucker Nr.25,München Apr. 1973

15.06.1976:
Die KPD gibt ihren 'Rote Fahne Pressedienst' (RFPD) Nr.24 (vgl. 8.6.1976, 22.6.1976) heraus. Auslandsmeldungen behandeln u.a. die Beziehungen zwischen China und Pakistan.
=Rote Fahne Pressedienst Nr.24,Köln 15.6.1976

April 1980:
In Pakistan wird von der Pakistan Mazdoor Party und der Pakistan Liberation Army eine Volksbefreiungsfront gegründet.
=The Marxist Review Nr.4,Neu Delhi Okt. 1980

19.06.1980:
Die nationale pakistanische Rechtsanwaltsversammlung in Lahore mit 4 000 Teilnehmern ruft für den 5.7.1980 zu einem nationalen Protesttag auf.
=The Marxist Review Nr.4,Neu Delhi Okt. 1980

04.07.1980:
In Pakistan findet in Islamabad eine Demonstration von ca. 150 000 Shiiten gegen die Steuern (Zakat) statt.
=The Marxist Review Nr.4,Neu Delhi Okt. 1980

05.07.1980:
In Pakistan finden im ganzen Lande Demonstrationen und Protestversammlungen statt.
=The Marxist Review Nr.4,Neu Delhi Okt. 1980

07.01.1990:
Im Brett Z-NETZ/FORUM/DISKUSSION/POLITIK berichtet G.JANTHOR@LDB am 2.1.1994:"
Berlin: von einem Skin wird der pakistanische Wissenschaftler MAHMUD AZHAR niedergeschlagen. Er stirbt einige Wochen spaeter an den Folgen des Überfalls."
=Z-NETZ/FORUM/DISKUSSION/POLITIK-G.JANTHOR@LDB:Morde von rechts 1/3,2.1.1994



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