Chile (September bis Dezember 1973)

September 1973:
Vermutlich Ende September erscheint die deutsche Ausgabe der 'Resistencia Revolucionaria Chilena' Nr. 1 unter der Schlagzeile "Armas para Chile - Widerstand".
Im Editorial wird darauf verwiesen, dass 15 000 lateinamerikanische Genossen in Chile kämpfen würden.

Enthalten sind die Texte:
- "Fidel en Chile. Auszug der Rede im Nationalstadion von Santiago am 2.12.71";
- "M.I.R. Bewegung der revolutionären Linken", Auszüge aus der Rede von Miguel Enriquez, dieser "im Juni 1973 vor tausenden von Arbeitern, Pobladores (Bewohner der Elendsviertel), Bauern und Studenten vorgetragen hat.";
- "MAPU Partei der Arbeiter ruft zum Kampf";
- "En Chile resiste Latinoamerica. In Chile leistet Lateinamerika Widerstand!" zu den ersten zwei Wochen des Kampfes bzw. der 'Resistencia', die eine "große revolutionäre Zeitung" werden solle;
- "Lateinamerikanische Einheit";
- "Mit Farbe überpinselt man weder das Blut noch die Erinnerung des Volkes" zum 163. Jahrestag der chilenischen Unabhängigkeit; sowie
- "Anerkennung" der Junta durch Argentinien.

Berichtet wird auch über:"
AKTIVITÄTEN

Das Kommando der Organisation der FRONT DES REVOLUTIONÄREN CHILENISCHEN WIDERSTANDES - Abeilung Argentinien informiert:
- Das Presse- und Informationskommando hat das Erscheinen verschiedenen Informationsmaterials angekündigt: Flugblätter, Plakate usw.
- Das Versorgungskommando hat bekanntgegeben, daß die Aufgaben der generellen Grundversorgung normal weiterlaufen.
- Das Geheimdienst-Kommando erklärt seinerseits, daß die Mindestmaßnahmen, die neu durch die Führung des Revolutionären chilenischen Widerstandes in Gang gesetzt worden sind, schon funktionieren.

September 1973".
Quelle: Resistencia Revolucionaria Chilena Nr. 1, O. O. o. J. (1973)

September 1973:
Laut Sozialistischem Büro (SBü) findet vom Herbst bis Ende 1973 eine Solidaritätskampagne für Chile statt, die von zwölf arbeitenden Chile-Komitees und dem SBü getragen wird. Angebote für gemeinsame Aktionen macht das SBü u.a. an die DKP und die K-Gruppen.
Q: Komitee für Grundrechte und Demokratie: Tradition heißt nicht, Asche aufheben, sondern die Flamme am Brennen halten, Sensbachtal 1985, S. 211

September 1973:
Vermutlich im September erscheint die 'Rote Hilfe' Zeitung Nr. 21 (vgl. Juni 1973, Nov. 1973). Auf Seite 21 wird groß gefragt: "Chile: Wohin führt der 'Legale Weg zum Sozialismus'?… eben!", wozu eine ablehnende Erklärung der RH Westberlin eingedruckt ist, die unserem Exemplar auch als Einlegezettel beiliegt. Die Seite 21 sei "in jeder Beziehung eine Sauerei".
Q: Rote Hilfe Nr. 21, Berlin o. J., S. 21

Berlin_RH156


03.09.1973:
Für den KBW berichtet F.H. vermutlich u.a. aus dieser Woche:"
DIE VOLKSMACHT AUFBAUEN

DIE TAKTIEREREI ALLENDES HINTER DEM RÜCKEN DER VOLKSMASSEN

Anstatt das Volk über die Absichten der Bourgeoisie aufzuklären, ging Allende auf das vermeintliche Angebot ein. Er nahm Militärs in die Regierung, entließ Faivovich und kündigte das Ende der Verstaatlichungen an. Gleichzeitig polemisierte er äußerst scharf gegen diejenigen, die nicht bereit sind, den Kampf für den Sozialismus um des Ausgleichs mit der Bourgeoisie willen zu opfern. Aber Allende hat keine Wahl, Obwohl er in gutbürgerlicher Manier den kommunistischen MIR auf die gleiche Ebene wie die faschistische Organisation 'Patria y Libertad' (Vaterland und Freiheit) stellt, wenn er behauptet, beide seien 'Pseudorevolutionäre, die sich die Hände reichen', so mußte er unter dem Druck der Volksmassen die faschistische Terrororganisation 'Vaterland und Freiheit' doch kürzlich verbieten.

Der Bourgeoisie lag an der Aufnahme von Militärs in Schlüsselstellungen der Regierung besonders viel. Denn für die herrschende Klasse in Chile ist klar, daß die chilenische Armee nicht eine ist, die etwa loyal zu jeder gewählten Regierung hält und sich den sozialen Fragen gegenüber neutral verhält, sondern daß sie die bewaffnete Streitmacht der Bourgeoisie ist. Die chilenische Bourgeoisie hat die Armee aufgebaut, um ihre Ausbeuterordnung zu schützen, um ihre Herrschaft über die Volksmassen zu sichern. Die Soldaten werden deshalb unter Druck gesetzt. Wenn sie mit den Interessen des Volkes sympathisieren, ist ihre Verhaftung und Folterung sicher.

Büros fortschrittlicher Organisationen werden in selbständigen Aktionen der Armee nach Waffen durchsucht und verwüstet. Willkürlich werden Menschen festgenommen. Am 4.8.1973 überfielen Armeeeinheiten die Fabrikviertel von Punta Arenas, durchsuchten die Fabriken und zerstörten sie völlig. Auf Arbeiter, die sich gegen diesen Terror zur Wehr setzten, wurde das Feuer eröffnet; zwei Arbeiter sind dabei erschossen worden.

Solche Erfahrungen machen die Arbeiterklasse wachsam der Taktiererei Allendes gegenüber: 'Das Militärkabinett wird von uns als ein Verrat an der Arbeiterklasse angesehen, weil es zeigt, daß die Regierung kein Vertrauen in die Arbeiterklasse hat und weiter zögert', antwortete ein Arbeiter auf die Frage, was er vom Militärkabinett halte. Er erklärte weiter: 'Die Militärs in der Regierung sind im Grunde nur eine Garantie für die Herren, nicht für die Arbeiterklasse. Wir haben damit unsere Erfahrungen, wir glauben, daß die Überfälle weiter gehen werden und daß viele Arbeiter fallen werden'. Ein anderer antwortete auf die gleiche Frage: 'Wir sind für die Revolution und gegen die Reformisten. Wir wollen ein für alle Mal die Macht des Volkes in Chile aufbauen und sind gegen die Militärs im Kabinett.'

DIE CHILENISCHEN VOLKSMASSEN HABEN IHRE LEHREN AUS DER NIEDERLAGE GEZOGEN

Das chilenische Volk wurde in den letzten Jahren zunehmend geschlossener und kampfbereiter. In zahllosen Aktionen konnten wichtige Erfahrungen gesammelt werden, wie die Arbeiterklasse und das Volk die immer wütender werdenden Angriffe der Reaktion abwehren kann. 'Crear, crear, poder popular' - 'Die Volksmacht aufbauen!', das war die Parole, mit der die Arbeiterklasse den erfolgreich niedergeschlagenen Putschversuch feierte und die Konsequenzen daraus zog. Und die Volksmacht wird aufgebaut, selbständig von der Arbeiterklasse und gegen den bürgerlichen Staatsapparat. Die wichtigsten Organe der Volksmacht sind die 'Cordones industriales', die 'Commandos Comunales' und die 'Consejos Campesinos'.

Die Cordones Industriales sind demokratische Organisationen, in denen sich die Arbeiter der Fabriken von Industriebezirken zusammengeschlossen haben. Sie sind im Herbst letzten Jahres in Santiago de Chile entstanden. Heute gibt es sie in nahezu jedem Industriebezirk in ganz Chile. In diesen Vereinigungen diskutieren die Arbeiter die Aufrechterhaltung und die Gestaltung der Produktion, organisieren die Beschaffung von Rohstoffen und vor allen Dingen die Verteidigung der Fabriken gegen faschistische Überfälle. Viele Fabriken werden Tag und Nacht von den Arbeitern besetzt gehalten.

Die Consejos Campesinos (Bauernräte) sind auf dem Lande unter der Bauernbevölkerung entstanden. Sie haben die gleichen Aufgaben wie die Cordones Industriales. Die Verteidigung der Ländereien gegen faschistische Überfälle muß organisiert werden. Die feudale Reaktion beantwortete das wachsende Klassenbewußtsein der Landarbeitermassen auf die immer häufiger stattfindenden Besetzungen von Ländereien mit wütendem Terror.

Die Commandos Comunales sind die Zusammenschlüsse aller vom Volk geschaffenen Organe auf Stadtteilebene. In ihnen arbeiten die Mitglieder aller linken politischen Organisationen zusammen, organisieren die Versorgung mit Kleidung und Lebensmitteln, haben Preiskontrollorgane gebildet, ebenso wie Mütterzentren. Auch hier gewinnt die Verteidigung gegen Willkürakte der Armee und gegen faschistische Überfälle der 'Patria y Libertad' immer mehr an Bedeutung. Die Leiter der Commandos Comunales verfolgen das Ziel, jeden in die Arbeit miteinzubeziehen, um die breiteste Einheit und größte Geschlossenheit des Volkes herzustellen.

Die Arbeit in diesen 'Basisorganisationen des Volkes', wie die Commandos, Cordones und Consejos in Chile genannt werden, war ein wichtiger Faktor in dem ungeheuren Fortschritt an Klassenbewußtsein und Kampfbereitschaft, den das chilenische Volk seit Beginn der Regierung der UP gemacht hat. In diesen Organisationen, in denen das Volk seine Geschicke selbst in die Hand genommen hat, erfährt jeder einzelne täglich die Erfordernisse des Klassenkampfes, des Aufbaus des Sozialismus. So ist es nicht verwunderlich, daß z.B. insbesondere die Mitglieder der Kommunistischen Partei Chiles (KP,d.Vf.) immer häufiger in Widerspruch zu den revisionistischen Führern dieser Partei geraten: unter dem Druck der Massen mußten die auf den Ausgleich gesinnten Führer dieser Partei die 'Basisorganisationen' anerkennen und ihre Mitglieder auffordern, sich in ihnen zu organisieren. Ursprünglich hatten sie diese Organisationen als 'gefährliche Doppelherrschaft' diffamiert!

DIE IMPERIALISTEN SIND ZUM ENTSCHEIDENDEN SCHLAG ANGETRETEN

Die Arbeiterklasse Chiles braucht diese Erfahrungen und die Einheit, nicht nur, um den Angriffen der einheimischen Bourgeoisie entgegentreten zu können. Der Feind aller Völker, der Imperialismus, hat auch in Chile seine offene Intervention angekündigt: jüngst erklärte Hugo Banzer, der Chef der bolivianischen faschistischen Militärregierung, daß er seine Truppen in den Norden Chiles einfallen lassen werde. Die brasilianische Militärregierung, die über ausgearbeitete Pläne zur Besetzung eines großen Teils von Lateinamerika verfügt, kündigte an, daß sie eine Straße von Santos nach Nordchile bauen wird. In Bolivien haben die chilenischen Grundbesitzer eine schlagkräftige Armee aufgebaut mit Hilfe des amerikanischen Geheimdienstes CIA. Sie warten nur auf den günstigsten Moment, um in Chile einzufallen. Die US-Imperialisten führen gerade wieder große Seemanöver vor der Küste Chiles durch. Die US-Imperialisten machen immer größere Anstrengungen, um in Chile ebenso wie Bolivien und Brasilien ein Marionettenregime zu installieren.

Der Kampf des chilenischen Volkes wird den Völkern Lateinamerikas Beispiel sein. Das chilenische Volk ist nicht am Ende seiner Kräfte. Im Gegenteil: der Kampf des chilenischen Volkes zeigt, zu welcher Leistung ein Volk fähig ist, wenn es um seine Freiheit, für den Sozialismus kämpft."

Verbreitet wird dieser Artikel bzw. Teile daraus u.a. in:
- NRW durch die KFR (vgl. 17.9.1973) und in Dortmund komplett bei Hoesch (IGM-Bereich - vgl. 18.9. 1973) durch die KFR.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 2, Mannheim 12.9.1973; KFR: Gegen den Militärputsch in Chile - Für die bewaffnete Volksmacht, Dortmund o.J. (Sept. 1973);Roter Hoesch Arbeiter Nr. 2, Dortmund 18.9.1973, S. 5f

08.09.1973:
Im UB Dortmund der Jusos der SPD wird aus Chile (vgl. 26.11.1973) berichtet "daß der amerikanische Botschafter Nathaniel Davis am Wochenende vor dem Putsch zu einem Blitzbesuch nach Washington geflogen war".
Q: SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos: Juso Information Nr. 4, Dortmund 1973, S. 22

11.09.1973:
In Chile findet der Militärputsch gegen Allende statt.

Der AStA der PH Dortmund (vgl. 17.10.1973) berichtet aus Chile (vgl. 28.8.1973):"
Allende wird von einer Militärjunta gestürzt. Tausende von Arbeitern und Bauern werden umgebracht oder landen in Konzentrationslagern (KZ, d.Vf.)."

Bei Hoesch Dortmund (IGM-Bereich - vgl. 18.9. 1973) berichtet das Kommunistische Kollektiv der KFR des KBW:"
GEGEN DEN MILITÄRPUTSCH IN CHILE - FÜR DIE BEWAFFNETE VOLKSMACHT

Der Militärputsch fordert unseren gemeinsamen Protest heraus! Solidarisieren wir uns mit den chilenischen Arbeitern, die ihre Fabriken und Minen besetzt haben und die der Militärjunta erbittert bewaffneten Widerstand leisten. Belagerungszustand für das ganze Land, Massenverhaftungen, Erschießungen und Bombardierung von Fabriken und öffentlichen Gebäuden. Mit diesen Maßnahmen versuchte die Militärjunta in Chile den wachsenden Widerstand von Arbeitern und Bauern zu brechen.

Nachdem die reaktionären Militärs am Dienstag den Präsidentenpalast Allendes bombardiert und Allende aller Wahrscheinlichkeit nach ermordet hatten, sind in unzähligen Fabriken, Minen und landwirtschaftlichen Kooperativen die Arbeiter und Bauern zum bewaffneten Widerstand gegen die Militärjunta übergegangen.

- In Valparaiso haben Arbeiter die Kontrolle der Stadt übernommen,
- In den großen Kupferminen Chuquicamata , El Salvador haben sich die Minenarbeiter verschanzt,
- In der Grenzstadt Mendoza haben Arbeiter von El Temiente, der größten Kupfermine des Landes, Teile der Mine gesprengt,
- Im Süden Chiles haben Bauern landwirtschaftliche Kooperationen und Staatsbetriebe besetzt um ihre Rechte gegen die Militärjunta zu verteidigen,
- Auch in der Armee und der Polizei wächst der Widerstand. In einer Polizeischule hatte die Militärjunta Mühe, eine Rebellion zu verhindern,
- Nach letzten Meldungen marschieren bewaffnete Arbeitertruppen gemeinsam mit einer Infanteriedivision auf Santiago zu.

Die Arbeiter in allen großen Industriebetrieben haben 'Industriezonen' (Cordone Industries) aus den Arbeiterräten der einzelnen Fabriken gebildet. Aktionsgruppen der Arbeiter regeln die Gemeindeverwaltung und organisieren die Lebensmittelverteilung. Die Arbeiter von Lebensmittelfabriken liefern ihre Produkte direkt an Volksmärkte, so daß die Versorgung der Arbeiterbevölkerung mit Lebensmitteln gut funktioniert.

Doch dem erbitterten Widerstand der chilenischen Arbeiter und Bauern steht eine mit modernstem amerikanischen Waffen ausgerüstete Armee gegenüber.

In den letzten Monaten vor dem Militärputsch hatte die USA-Regierung diese Armee mit Waffen und Gerät im Werte von über einer Million Dollar für den Militärputsch ausgerüstet.

Gemeinsame Marinemanöver wurden für die Zeit des Putsches unterbrochen. Nixon war über den Plan, wie aus Chile wieder eine verlässliche Stütze der USA in Lateinamerika gemacht werden soll, gut informiert. Das Außenministerium hat zu diesem Zweck einen Chile-Ausschuß eingerichtet, der offensichtlich die Maßnahmen koordiniert hat. Der Widerstandskampf des chilenischen Volkes ist mit großen Opfern verbunden. Aber es gibt keine andere Möglichkeit als sich mit Waffengewalt gegen den blutigen Terror der Militärjunta zu wehren. Das Ziel dieses Kampfes ist die Errichtung der Volksmacht in Chile. Die Militärjunta geht mit äußerster Brutalität und faschistischen Terrormaßnahmen gegen das chilenische Volk vor. In Santiago wurden schon an die Tausend erschossenen Arbeiter gezählt. Fabriken werden bombardiert und Wohnviertel, wo die Arbeiter wohnen. Es ist nicht abzusehen, wie sich der Bürgerkrieg in Chile in den nächsten Tagen entwickeln wird.

Auf jeden Fall gilt unsere uneingeschränkte Solidarität dem bewaffneten Widerstandskampf der chilenischen Arbeiter und Bauern. Der vielgepriesene 'friedliche Weg zum Sozialismus' erweist sich nun als tragische Illusion. Eine Illusion, die von den Arbeiter und Bauern blutig bezahlt werden muß.

Unsere Empörung über den Militärputsch ist deshalb keine Empörung über das Scheitern eines 'Experiments'. Es ist die Empörung über den blutigen Terror von Militärs gegen das chilenische Volk. Unsere Solidarität gilt den Arbeitern und Bauern, die sich gegen ihre brutale Ausbeutung und Unterdrückung gewaltsam zur Wehr setzen."

Damit befassen sich u.a. auch morgen intern der KBW, der 'Spiegel' (vgl. 17.9.1973) und in:
- Bremen der KOB (vgl. 19.9.1973).
- Niedersachsen die DKP Wolfenbüttel (vgl. Okt. 1973).
- NRW der UB Dortmund der Jusos der SPD (vgl. 26.11.1973).
Q: DOS Nr. 22, Dortmund 17.10.1973, S. 6; SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos: Juso Information Nr. 4, Dortmund 1973, S. 22f;KBW-ZK-StA: Rundbrief, Mannheim 12.9.1973;Roter Hoesch Arbeiter Nr. 2, Dortmund 18.9.1973, S. 4f;Wolfenbütteler Volksstimme Nr. 7, Wolfenbüttel 1973;Schulkampf Nr. 7,Bremen 19.9.1973, S. 12ff

12.09.1973:
Der KBW (vgl. 26.9.1973) berichtet aus Mexico-City vom Protest gegen den Putsch in Chile vermutlich von heute:"
Unmittelbar nach dem Putsch in Chile demonstrierten über 30 000 Menschen. Auf der Kundgebung wurde die Gründung von 'Internationalen Brigaden' zur Unterstützung des kämpfenden chilenischen Volkes angekündigt."
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 3, Mannheim 26.9.1973, S. 3

12.09.1973:
Der Ständige Ausschuß (StA) des ZK des KBW führt heute intern zum gestrigen Putsch in Chile aus:"

Genossen,
der ständige Ausschuß hat heute morgen die Lage in Chile nach dem Militärputsch beraten und die Frage untersucht, wie wir auf diese Lage reagieren müssen. Im Laufe des heutigen Tages hat der Genosse X. mit euch telefonisch Kontakt aufgenommen oder versucht mit euch Kontakt aufzunehmen, um euch kurz das Ergebnis unserer bisherigen Diskussion mitzuteilen. Im folgenden versuchen wir unsere Einschätzung darzulegen und die Aufgaben zu entwickeln, die sich nach unserer Auffassung aus dieser Einschätzung ergeben.

DIE LAGE IN CHILE

Die Volksfrontregierung war keine revolutionäre Regierung, aber sie war eine Regierung, die den revolutionären Entwicklungen in der Arbeiterklasse und im Volk einen relativ breiten Spielraum gegeben hat. Während der Regierungszeit Allendes hat sich weitgehend entgegen den Absichten der Volksfrontregierung und Allendes der Klassenkampf breit entfaltet und hat zu einer außerordentlich scharfen Klassenkonfrontation geführt. Da die Volksfrontregierung sich nicht an die Spitze der Arbeiterklasse und der Volkskämpfe stellte, sondern teilweise versuchte diese Kämpfe zu bremsen und durch ständige Kompromisse die Klassenkonfrontation zu verhindern versuchte, hat sich diese Klassenkonfrontation nicht in der für die Arbeiterklasse günstigsten Weise hergestellt, so daß zahlreiche Kräfte der Mittelklassen nicht für die Seite der Revolution gewonnen oder neutralisiert werden konnten, die unter anderen Umständen hätten gewonnen oder neutralisiert hätten werden können. Fast sämtliche Schichten der alten und der neuen Mittelklassen haben sich so in eine Basis der Konterrevolution verwandelt, auf die sich die Großgrundbesitzer, die Kompradorenbourgeoisie und die ausländischen Kapitalisten bei ihren unausbleiblichen Versuchen, ihre unangefochtene Herrschaft wiederherzustellen, stützen konnten. Im Verlaufe der Volksfrontregierung haben sich zwar Ansätze einer Doppelherrschaft herausgebildet, die Volksfrontregierung war jedoch kein Instrument dieser Doppelherrschaft, sondern aussichtslose Versuch die Ausbildung einer Doppelherrschaft zu verhindern. Während die Volksfrontregierung und vor allem die revisionistischen Führer der KP versuchten die Herausbildung von selbständigen Organen der Arbeiter und Landarbeiter zu verhindern und diese später bestenfalls duldeten, versuchten sie auf der anderen Seite die bürgerliche Armee, das entscheidende Machtorgan der Großgrundbesitzer und der Bourgeoisie, durch Hereinnahme in die Regierung an sich zu ketten. In Wirklichkeit hat die Volksfrontregierung der Armee damit nur Gelegenheit gegeben, den konterrevolutionären Putsch sorgfältig vorzubereiten. Das hatten die Arbeiter und die armen Volksmassen durchaus erkannt, indem sie gegen die Hereinnahme der Militärs in die Regierung protestierten. Allende aber gab den bürgerlichen Militärs nicht nur Regierungsposten, sondern auch die Macht, selbst und nach eigenem Gutdünken Aktionen durchzuführen, um die Bewaffnung des Volkes zu verhindern. Der Rücktritt der Armeeführer aus der Regierung war das Zeichen, daß diese die Zeit für den Putsch gekommen hielten.

DIE KRÄFTEVERHÄLTNISSE NACH DEM PUTSCH

DIE ARBEITERKLASSE UND DIE ARMEN VOLKSMASSEN

Das revolutionäre Bewußtsein der Arbeiterklasse und der armen Volksmassen hat sich im Laufe der Volksfrontsregierungszeit zweifellos gewaltig erhöht. Gerade in den letzten Monaten und unter der Drohung der Konterrevolution hat die Arbeiterbewegung einen großen Aufschwung genommen und zahlreiche weitere Fabriken besetzt und in eigene Regie übernommen. Die Wachsamkeit gegenüber der Konterrevolution ist zweifellos hoch gewesen und die Arbeiter sind spätestens seit dem gescheiterten Militärputsch im Juni (vgl. 29.6.1973,d.Vf.) und der Hereinnahme der Militärs in die Regierung (vgl. 9.8.1973,d.Vf.) gegen weitere Putschversuche auf der Hut. Auch scheint die Arbeiterklasse eine große revolutionäre Einheit erreicht zu haben. So schreibt zum Beispiel der Spiegel dieser Woche: S.2***''Ansätze für eine Parallelmacht zum bürgerlichen Staat' stellte die Linkszeitschrift 'Punto Final' fest. Und der Pariser Monde sah in Chile ein 'neues Phänomen': die direkte Konfrontation zwischen der bürgerlichen und der Arbeiterklasse, wobei die Parteizugehörigkeit zumindest offenbar unter den Arbeitern an Bedeutung verliert: Während die christdemokratischen Parteiführer um Eduardo Frei letzte Woche neue Mißtrauensanträge gegen Allende-Minister ankündigten, um die Regierung zu Fall zu bringen, schieben in den besetzten Fabriken auch christdemokratische Arbeiter Wache. Und im vergangenen Monat mahnte der christdemokratische Vizesekretär des Gewerkschaftsbundes CUT, Ernesto Vogel, gemeinsam mit seinen marxistischen Kollegen die Arbeiter zu 'äußerster Wachsamkeit'.' (Spiegel, 10.9., S.102)

Sicher ist, daß in dem Maße, wie die Konterrevolution offen auftrat, die revolutionäre Einheit unter den Arbeitern wuchs und daß die Arbeiter zunehmend daran gingen sich außerhalb der Volksfrontregierung eigene Organe zu schaffen. Diese 'Ansätze für eine Parallelmacht' sind vor allem die Cordones Industriales, die Cordones Campesionos und die Commandos Communales (vgl. dazu KVZ Nr. 2 (vgl. 12.9.1973, d.Vf.)). Die Schwäche der Arbeiterbewegung besteht gegenwärtig nicht in eine fehlenden Kampfbereitschaft und in fehlendem revolutionären Bewußtsein, sondern in der noch ungenügenden Ausbildung der eigenen Organe, der Räte und in der Bewaffnung. Eine weitere Schwäche ist, daß die chilenische Arbeiterklasse noch nicht von einer starken marxistisch-leninistischen Partei geführt wird, sondern das die revisionistischen und reformistischen Parteien, was die Organisation anbetrifft, nach wie vor stärker sind als der MIR und daß der MIR seinerseits wohl keine festgefügte marxistisch-leninistische Organisation darstellt.

DIE KRÄFTE DER KONTERREVOLUTION

Armee: Es ist der Volksfrontregierung in keiner Weise gelungen, die Armee als Instrument der Konterrevolution und der Bourgeoisie zu zerstören. Wie hätte das auch geschehen können, wenn die Volksfrontregierung sich selber auf diese Armee und ihre bisherigen Machthaber zu stützen versuchte und ständig von der Verfassungstreue und Loyalität der Armee daherfaselte. Obwohl es in der Armee zweifellos Kräfte gibt, die nicht auf der Seite der Konterrevolution stehen, befinden sich die Kommandostrukturen völlig in der Hand der Konterrevolution. Allende und die Volksfrontregierung haben selber zur Verschleierung dieser Tatsache beigetragen und haben den Nimbus der Armee als neutralem Ordnungsstifter und Verfassungsschützer gestärkt. Allende wurde jetzt von denselben Militärs ermordet, die noch vor etwas mehr als einer Woche in seiner Regierung saßen.

Quantitativ verhält es sich mit den regulären bewaffneten Kräften der Bourgeoisie folgendermaßen: Die Armee umfaßt 47 000 Offiziere und Mannschaften. Die Dienstpflicht beträgt ein Jahr. Das Heer umfaßt 24 000 Mann, zwei Panzerregiments, vier berittene Regimente, 16 Infanterieregimenter, davon zehn motorisiert, fünf Artillerieregimenter, sowie Flugzeugabwehr-, Pionier- und Nachschubeinheiten. Die Marine umfaßt 15 000 Mann, die Luftwaffe 8 500 Mann mit 41 Kampfflugzeugen, davon zwölf leichte Bomber und 29 Jagdflugzeuge, sowie zahlreiche Übungs-, Transport- und Verbindungsflugzeuge und 30 Hubschrauber. (Diese Angaben entnehmen wir der FAZ vom heutigen Donnerstag. (Der Text ist allerdings datiert auf den Mittwoch, d.Vf.)) Dazu kommen rund 25 000 Carabineros als paramilitärische Bürgerkriegstruppe, die wohl unseren Grenzschützern (BGS, d.Vf.) und Bepos (Bereitschaftspolizei, d.Vf.) vergleichbar sind. Alles in allem verfügt also die Konterrevolution über 72 000 reguläre Truppen, wobei sie sich wohl eines großen Teils der Dienstpflichtigen nicht sicher sein kann, wenn ihr die Zügel aus der Hand gleiten. Abschließend schreibt die FAZ zu ihrer Übersicht über die chilenische Armee: 'Trotz der amerikanischen Weigerung, Chile bei der Finanzierung von Entwicklungsprojekten zu helfen, lieferten die Vereinigten Staaten in jüngster Zeit im Rahmen eines Kreditabkommens für über zehn Millionen Dollar Waffen und Ausrüstung an die chilenischen Streitkräfte.'

In dem benachbarten Bolivien haben emigrierte Großgrundbesitzer darüber hinaus eine größere private Söldnerarmee aufgebaut. Die faschistische Organisation Patria y Libertad (Vaterland und Freiheit), der Stoßtrupp der Konterrevolution, verfügt über zahlreiche bewaffnete Terrorbanden, die sich aus den Söhnen der Bourgeoisie und des Mittelstandes rekrutieren.

Obwohl politisch keineswegs einheitlich, sind sich die Kräfte der Großgrundbesitzer und der Bourgeoisie mit allen anderen Kräften der Konterrevolution darin einig, daß zunächst sämtliche Errungenschaften der letzten Jahre zerschlagen werden müssen und sämtliche Ansätze selbständiger Machtorgane der Arbeiter und der Volksmassen vernichtet werden müssen. Der Versuch Allendes die internen Widersprüche innerhalb der Kräfte der Konterrevolution auszunützen mußte scheitern und ist gescheitert.

ÄUSSERE RESERVERN DER KONTERREVOLUTION

Obwohl es eher so ist, daß die inneren Kräfte der Konterrevolution als Reserven des US-Imperialismus zu betrachten sind, denn umgekehrt (vgl. ITT-Komplott etc.) und obwohl die USA und der CIA zweifellos maßgeblich bei der Vorbereitung und Durchführung des Putsches beteiligt sind, behandeln wir die USA hier als Reserven der inneren Konterrevolution. Die USA werden jetzt vor allem dafür sorgen müssen, daß die Kräfte der Konterrevolution mit der akuten Versorgungskrise fertig werden, in die die Boykottmaßnahmen der imperialistischen Länder und der Fuhrunternehmerstreik sowie die Sabotageaktionen der faschistischen Terrorbanden das Land gestürzt haben. Offen werden sie vor allem in dieser Rolle auftreten. Sollte es, was wahrscheinlich ist, zu einem Bürgerkrieg kommen, dann würden die USA eine offene Intervention vermeiden wollen und sich stattdessen auf die konterrevolutionären Regime von Bolivien und Brasilien stützen, wenn eine Intervention nötig erscheint. Schon heute besteht ein wichtiger Beitrag der internationalen Solidarität darin, auf die drohende Intervention dieser Mächte hinzuweisen und den eigentlichen Drahtzieher, den US-Imperialismus, zu entlarven. Als solcher Drahtzieher sind auch die BRD-Imperialisten zu entlarven, die in Südamerika einen gewaltigen Einfluß ausüben.

DIE ÄUSSEREN RESERVEN DER REVOLUTION

Die äußeren Reserven der Revolution in Chile sind schwach. Es ist dies die internationale Arbeiterbewegung, deren Unterstützung im wesentlichen lediglich in Solidaritätsdemonstrationen bestehen wird. Die sozialistischen Länder werden auf der Ebene der Entlarvung der Drahtzieher hinter dem Putsch vor den internationalen Foren eine gewisse Unterstützung geben können. Die revisionistischen Länder und der sowjetische Sozialimperialismus (SU, d.Vf.) werden ein großes Geschrei anstimmen und über die Verfassungswidrigkeit des Putsches jammern.

Im wesentlichen müssen sich die Kräfte der Revolution in Chile auf die eigene Kraft verlassen und je mehr sie dabei Erfolg haben werden, um so mehr werden sich ihnen die Sympathien der internationalen Arbeiterklasse und der Völker zuwenden. Unsere Pflicht aber ist es, diese Sympathie anzuregen und in Solidarität zu verwandeln.

SCHLUSSFOLGERUNG ÜBER DIE WEITERE ENTWICKLUNG IN CHILE

Entsprechend der Situation die durch die Klassenkonfrontation unter der Volksfrontregierung sich entwickelt hat und dem völligen Versagen der Volksfrontregierung, sich an die Spitze der revolutionären Volksmassen zu stellen, zeigt der konterrevolutionäre Putsch der Armee zwei Gesichter. Auf der einen Seite vollzog er sich wie einer der üblichen südamerikanischen Staatsstreiche, die das eine Regime an der Spitze des bürgerlichen Staatsapparats durch ein anderes ersetzen. Nach der Erstürmung des Präsidentenpalais und der Besetzung einiger wichtiger Verwaltungs- und Regierungsinstitutionen, sowie der Ermordung des Präsidenten Allende, brach die Volksfrontregierung wie ein Kartenhaus zusammen. Auf der anderen Seite konnte und kann der Putsch sich damit nicht begnügen: er muß versuchen, die revolutionäre Arbeiter- und Volksbewegung zu zerschlagen, die mit der Volksfrontregierung nicht identisch ist, wenn sich auch große Teile dieser Bewegung mit dieser identifizierten. Aus dieser zweiten, wesentlichen Aufgabe der Konterrevolution erklärt sich die äußerste Brutalität des Putsches, von der selbst in den bürgerlichen Presse- und Kommunikationsorganen die Rede ist. So gab es schon am gestrigen Tag in Santiago über 500 Tote, wobei aus den Nachrichten, die wir haben, nicht hervorgeht unter welchen genauen Umständen es dazu gekommen ist. Offensichtlich versucht die Armee die Arbeiter- und Armenviertel militärisch zu besetzen und zu durchkämmen. Die Ausgehsperre und der Ausnahmezustand, die äußerst brutal gehandhabt werden, sollen der Arbeiterbewegung jede Bewegungsmöglichkeit und jede Initiative nehmen. Sicher wird die Armee auch versuchen, möglichst schnell die besetzten Fabriken zu räumen, die Ansätze von Arbeiter- und Volksorganen, sowie die Ansätze von Milizen sofort zu zerschlagen. Für die Kräfte der Revolution ist die gegenwärtige Lage sicher nicht günstig, weil sie bitter für das Abenteurertum der Volksfrontregierung und der sie anführenden Revisionisten und Reformisten bezahlen müssen. Denn nichts anderes als Abenteurertum ist es, sich in einer revolutionären Situation ausgerechnet auf die bürgerliche Armee und Verfassung stützen zu wollen. In den letzten Monaten und Wochen haben sich aber die Arbeitermassen und Volksmassen vom 'friedlichen Weg' dieser elenden Abenteurer zunehmend losgesagt und sich auf den Weg des bewaffneten Kampfes vorbereitet. Deshalb ist die Niederlage der Volksfrontregierung noch nicht die Niederlage der Revolution, wenngleich die Kräfte der Revolution durch die Abenteuer und reformistischen und revisionistischen Verbrechen (es ist ein Verbrechen bürgerliche Generäle in die Regierung zu lassen und sie unter der Legitimation der Volksfrontregierung ihren Putsch gegen das Volk vorbereiten zu lassen) unter schlechteren Bedingungen den Kampf führen müssen als dies durch objektive Umstände bedingt ist. Wir gehen davon aus, daß der Militärputsch die Machtfrage noch nicht gelöst hat, sondern nur eindeutig gestellt hat. Wir gehen davon aus, daß die proletarische Macht nicht zerschlagen ist und die Situation der Doppelherrschaft nicht beendet ist, sondern sich im Kampf gegen die offene Konterrevolution entwickeln wird. Wenn diese Einschätzung der Situation richtig ist, dann folgt daraus, daß diese Situation zu einer raschen Entscheidung drängt. Die Bourgeoisie kann die Fabriken und die Landgüter nicht in den Händen der Arbeiter und Landarbeiter lassen und die Arbeiter und Landarbeiter können sich nicht hinter den Fabrikmauern und auf den Landgütern verschanzen. Nur wenn die Arbeiterklasse und die breiten Volksmassen die Initiative nicht verlieren, bzw. soweit sie sie verloren haben, die Initiative zurückgewinnen, kann ein Teil der Armee erschüttert und gewonnen werden. Das aber halten wir für die entscheidende Voraussetzung für eine günstige Entwicklung der Revolution in Chile.

UNSERE AUFGABEN

Wir haben unsere Aufgaben diskutiert und sind zu dem Schluß gekommen, daß wir uns in dieser Situation nicht auf schriftliche Agitation und Propaganda beschränken können, sondern daß wir soweit irgend möglich Veranstaltungen, mündliche Agitation in der Stadt mit Hilfe von Ständen und Demonstrationen organisieren müssen. Wir dürfen hier das Feld keineswegs den Revisionisten (DKP, d.Vf.) überlassen und die Entwicklung in Chile sozusagen als Sache der Revisionisten betrachten. Zweifellos haben die Revisionisten die chilenische Revolution in eine schwierige Lage gebracht. Umso wichtiger ist es, das gesetzmäßige Scheitern des 'friedlichen Weges' nicht nur in der schriftlichen Agitation und Propaganda herauszuarbeiten, sondern die Massen zur aktiven Solidarität mit der chilenischen Revolution unter den Parolen aufzurufen unter denen die chilenische Arbeiterklasse und die chilenischen Volksmassen den Kampf jetzt selbst organisieren müssen. Dabei geht es nicht um die Verteidigung der Volksfrontregierung oder der Verfassung, sondern um die Zerschlagung der Konterrevolution und die Errichtung der Volksmacht unter der Führung des Proletariats. Deshalb müssen wir unsere Agitation und Propaganda unter die Losung stellen 'Weg mit der konterrevolutionären Militärdiktatur - Für die Errichtung der bewaffneten Volksmacht' und müssen unter dieser Parole in vorhandene Bewegungen und Demonstrationen eingreifen und wo uns dies möglich ist, selbständig zu Demonstrationen aufrufen. Wir haben deshalb allen Ortsgruppen und befreundeten Organisationen, die wir telefonisch erreichen konnten, vorgeschlagen, ihre Möglichkeiten für Veranstaltungen und Standagitation zu prüfen und vor allem den größeren Ortsgruppen und Organisationen vorgeschlagen zu prüfen, ob sie am Samstag Demonstrationen in ihren Städten organisieren können. Soweit wir es bis jetzt überblicken können, sind die Ortsgruppen allerdings teilweise sehr schlecht auf die gegenwärtige Entwicklung vorbereitet. An vielen Orten haben offensichtlich die Revisionisten die Initiative inne. Deren Aktivitäten können aber für die chilenische Revolution keine wirkliche Unterstützung bedeuten. Im Übrigen müssen wir jetzt unbedingt den Massen die Schädlichkeit und das Abenteurertum des friedlichen Weges vor Augen führen, auf den die Revisionisten sie aufs Neue einzuschwören versuchen werden.

Genossen,
wir wollten euch mit diesem Rundbrief dabei behilflich sein, die jetzt nötige Agitation und Propaganda auf eine klare Einschätzung zu gründen. Wir wissen natürlich, daß uns diese Einschätzung nur unzulänglich gelungen ist und daß wir nicht alle Seiten der gegenwärtigen Situation herausarbeiten konnten. Zusammen mit dem Artikel in KVZ 2 hoffen wir jedoch, daß es in allen Orten möglich sein wird, alles nötige zu tun. Wir fordern euch auf, alle Aktivitäten, die ihr jetzt entfaltet, aufs engste mit dem Verkauf der KVZ zu verbinden und diesen nicht als zusätzliche Aufgabe zu bestimmen. Die KVZ ist unser entscheidender Hebel in jeder Situation, in der wir uns an die Massen wenden.

Morgen werden wir über die übliche Mannheimer Telefonnummer erreichbar sein."
Q: KBW-ZK-StA: Rundbrief, Mannheim 12.9.1973

12.09.1973:
Frühestens heute gibt die SAG die auf September datierte Nr. 27 ihres 'Klassenkampf' (vgl. Juli 1973, Okt. 1973) heraus. Mit Chile soll sich eine Veranstaltung in Frankfurt befassen (vgl. 21.9.1973), diesem Thema widmet sich auch ein beigelegtes Flugblatt "Militärputsch in Chile".
Q: Klassenkampf Nr. 27, Frankfurt Sept. 1973

12.09.1973:
In der Proletarischen Front - Gruppe Westdeutscher Kommunisten (PF-GWK) erscheint das 'Zirkular Probleme des Arbeiterkampfs' (vgl. 1.8.1973, 15.9.1973) als Sondernummer mit der Schlagzeile "Sturz Allendes durch die Armee - Auftakt zum Klassenkrieg in Chile".
Q: Zirkular Probleme des Arbeiterkampfs Sondernummer Sturz Allendes durch die Armee - Auftakt zum Klassenkrieg in Chile, O. O. (Hamburg) 12.9.1973

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13.09.1973:
Der KBW (vgl. 26.9.1973) berichtet vom Protest gegen den Putsch in Chile in Italien:"
Am 13.9. demonstrierten je 20 000 in Turin und Florenz, 15 000 in Bologna, am 15.9. 40 000 in Mailand. Diesen Demonstrationen waren Streiks, Versammlungen und Demonstrationen während der Arbeitszeit in fast allen großen Betrieben in Norditalien vorausgegangen."
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 3, Mannheim 26.9.1973, S. 3

14.09.1973:
Vermutlich Ende dieser Woche erscheint eine "Gemeinsame Erklärung der Jugend- und Studentenverbände der BRD: Stoppt die Putschversuche in Chile: Solidarität mit Chile jetzt!", die unterzeichnet ist von Naturfreundejugend (NFJ), SDAJ, SHB, VDS, SJD Die Falken, Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend, Deutsche Beamtenbund--Jugend, Jungdemokraten, Jungsozialisten und MSB Spartakus.
Q: NFJ et al.: Gemeinsame Erklärung der Jugend- und Studentenverbände der BRD: Stoppt die Putschversuche in Chile: Solidarität mit Chile jetzt!, O. O. O. J. (1973)

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14.09.1973:
Die GIM gibt vermutlich Ende dieser Woche eine Sondernummer "Nieder mit der Militärdiktatur in Chile!" ihrer 'Was tun' heraus mit dem Bericht vom Putsch am 12.9.1973.

Enthalten sind auch die Artikel:
- "Allende's Sturz. das Fiasko der neostalinistischen Ideologie";
- "Sozialismus ohne Revolution?" aus 'Document Rouge' Nr. 21 vom Jan. 1973;
- "Chile Interview (Interview mit einer chilenischen revolutionären Genossin am 15. Juli 1973)" aus 'Rouge' vom 24.8.1973; sowie
- "Chile vor dem Bürgerkrieg?" aus 'La Gauche' vom 7.9.1973.
Q: Was tun Sondernummer Nieder mit der Militärdiktatur in Chile!, Frankfurt o. J. (1973)

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15.09.1973:
Der Ständige Ausschuß (StA) des ZK des KBW berichtet (vgl. 22.9.1973):"
Am Wochenende tagten verschiedene chilenische und südamerikanische Genossen und Gruppen, die in einem Dachverband zusammengeschlossen sind (Name wissen wir nicht) und berieten über die Durchführung einer zentralen Demonstration. Die Gruppen sind politisch heterogen. Sie traten zunächst an die DKP heran und führten mit der DKP Verhandlungen über die Durchführung einer zentralen Demonstration. Die Südamerikaner wollten Freiheit der Agitation und der Losungen für alle teilnehmenden Organisationen. Die DKP war unter dieser Bedingung nicht zu einer gemeinsamen Demonstration bereit. Sie führt also die Demonstration in Köln allein durch".
Q: KBW-ZK-StA: Rundbrief, Mannheim 19.9.1973

17.09.1973:
Der KBW (vgl. 26.9.1973) berichtet vom Protest gegen den Putsch in Chile:"
Nachdem es spontan in allen größeren Städten Frankreichs nach dem Militärputsch zu Demonstrationen und Kundgebungen gekommen war, riefen die Gewerkschaften für Montag, den 17.9. zu einem Solidaritätsstreik von einer Stunde auf. In vielen Betrieben, besonders im öffentlichen Dienst und im Ausbildungswesen, wurde der Aufruf von den Werktätigen befolgt."
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 3, Mannheim 26.9.1973, S. 3

17.09.1973:
Der KBW (vgl. 26.9.1973) berichtet aus Argentinien vom Protest gegen den Putsch in Chile:"
Zu Beginn der vergangenen Woche haben die Lohnabhängigen in ganz Argentinien die Arbeit niedergelegt, um damit gegen den Putsch in Chile zu demonstrieren. In Buenos Aires demonstrierten über 100 000 Menschen. Die Gewerkschaft hatte zu diesen Aktionen aufgerufen."
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 3, Mannheim 26.9.1973, S. 3

17.09.1973:
Das Sozialistische Büro (SBü) gibt vermutlich in dieser Woche das Flugblatt "Chile: Der Kampf geht weiter" heraus, das sich gliedert in die Abschnitte:
- "Was ist in Chile passiert? Die Entwicklung seit 1970";
- "Aufruf zur Solidarität";
- "Die Organisierung der Arbeiter und Bauern";
- "Jubelnde Bourgeoisie und Rechtsstaatlichkeit";
- "Imperialistische Machtpolitik auf dem Rücken der Völker"; sowie
- "Die Bundesrepublik ist nicht Chile, aber…" mit einem Bild aus Frankfurt vom 15.9.1973.

Aufgerufen wird zu Spenden.
Q: SBü: Chile: Der Kampf geht weiter, Offenbach o. J. (1973)

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18.09.1973:
Der Ständige Ausschuß (StA) des ZK des KBW richtet einen "Rundbrief: An die Ortsgruppen (befreundeten Organisationen zur Kenntnisnahme)" (vgl. 13.9.1973, 19.9.1973):"
Schickt sofort kurze Berichte und Bilder über Veranstaltungen und Demonstrationen zu Chile. Wir brauchen die für die Zeitung."
Q: KBW-ZK-StA: Rundbrief, Mannheim 18.9.1973

19.09.1973:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' Nr. 38 (vgl. 12.9.1973, 26.9.1973) heraus. Eingegangen wird auch auf die Umtriebe der USA und der Deutschen Bundesbank in Chile.
Q: Rote Fahne Nr. 38, Dortmund 19.9.1973, S. 1, 3 und 6

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19.09.1973:
Der Ständige Ausschuß (StA) des ZK des KBW richtet einen Rundbrief "An die Ortsgruppen (befreundeten Organisationen zur Kenntnisnahme)" (vgl. 18.9.1973, 27.9.1973), in dem er sich auf einer Seite DIN A 4 mit der von der DKP geplanten zentralen Chile-Demonstration (vgl. 22.9.1973) in Köln und den örtlichen Vorbereitungen für eine Demonstration in Köln (vgl. 21.9.1973) befaßt und abschließend ausführt:"
Haltet uns auf dem laufenden über die Entwicklung an euren Orten. Ortsgruppen oder befreundete Organisationen, die mit Südamerikanern in Verbindung stehen und bessere Informationen haben, sollen uns bitte sofort unterrichten."
Q: KBW-ZK-StA: Rundbrief, Mannheim 19.9.1973

21.09.1973:
Der KBW (vgl. 26.9.1973) berichtet vom Protest gegen den Putsch in Chile:"
Eine zentrale Demonstration für die BRD veranstaltete am Samstag, 21.9., die DKP in Köln. Ungefähr 5 000, darunter Juso und Jungdemokraten, folgten dem bundesweiten Aufruf der DKP. Eine Aktionseinheit mit der Vereinigung Lateinamerikanischer Studenten scheiterte an der Weigerung der DKP, Freiheit der Agitation zuzulassen."
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 3, Mannheim 26.9.1973, S. 3

21.09.1973:
Der KBW veröffentlicht zur Illustration der deutschen Interessen in Chile den folgenden, vermutlich aus einer Anzeige stammenden Text aus der heutigen 'FAZ':"
CHILE: JETZT INVESTIEREN!

Zur Neuankurbelung aller Wirtschaftszweige bieten sich außergewöhnliche Möglichkeiten, ebenso auf dem Immobilien-Sektor. Gesucht wird Kapital und Know-how. Wir bieten Koordinierung über das seit 25 Jahren bestehende Büro unserers Partners in Santiago. Unser Partner ist hier und reist in Kürze nach Chile zurück."
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 5, Mannheim 24.10.1973, S. 10

22.09.1973:
Der Ständige Ausschuß (StA) des ZK des KBW berichtete intern am 19.9.:"
Genossen,
es haben uns Anfragen erreicht wegen der Chiledemonstration in Köln von Samstag, den 22.9., zu der die DKP zentral aufruft. Nach unseren Informationen verhält es sich mit dieser Demonstration folgendermaßen", wobei zunächst auf die Konferenz der chilenischen und südamerikanischen Gruppen (vgl. 15.9.1973) und die dortige Nichteinigung mit der DKP eingegangen und über die DKP fortgefahren wird:"
Sie führt also die Demonstration in Köln allein durch, während die Südamerikaner, soviel wir wissen, eine neue Initiative zur Durchführung einer zentralen Demonstration ergreifen wollen. Offiziell wissen wir davon bis jetzt noch nichts und auch inoffiziell nur auf Umwegen. Über eventuelle Verhandlungen werden wir die Ortsgruppen sofort unterrichten.

In Köln selber sieht die Sache so aus: Dort wird für den Freitag durch unsere Ortsgruppe und andere Organisationen eine Demonstration vorbereitet. Von der DKP-Demonstration wußte der Vertreter der Ortsleitung, mit dem wir gestern telefonierten, noch nichts, d.h. die DKP hat die lokale Agitation für die Demonstration noch nicht oder höchst mäßig aufgenommen. Unsere Ortsgruppe wird weiterhin an der Durchführung der lokalen Demonstration am Freitag festhalten. Wie sie sich zu der Demonstration am Samstag verhält ist noch nicht geklärt. Die anderen Ortsgruppen sollen gegenüber der Agit-Prop der DKP folgenden Standpunkt einnehmen:
1. Kritik der Linie der DKP in der Frage des Kampfes der chilenischen Arbeiterklasse
2. Daß die DKP mit allen Mitteln verhindern will, daß eine einheitliche Solidaritätsbewegung mit der chilenischen Arbeiterklasse und dem chilenischen Volk zustandekommt
3. Daß die DKP schon immer der größte Spalter der antiimperialistischen Bewegung gewesen ist und daß dies zwingend aus ihrer Linie der Kapitulation vor der Bourgeoisie folgt
4. Daß der KBW jede Initiative zu einer zentralen Demonstration begrüßt und sie unterstützen wird, sofern von ihm kein Verzicht auf wesentliche Punkte seiner Linie verlangt wird. daß der KBW, überall wo er dazu in der Lage war, Solidaritätsdemonstrationen mit der kämpfenden chilenischen Arbeiterklasse und dem kämpfenden chilenischen Volk durchgeführt hat.

Sobald sich eine erfolgversprechende Initiative für eine zentrale Demonstration abzeichnet, die gegenwärtig wohl nur von den südamerikanischen Gruppen selbst ausgehen kann, werden wir diese Initiative unterstützen. Wir selbst werden jedoch vorläufig keine Initiative für eine zentrale Demonstration ergreifen."

An der Universität Marburg wurde aufgerufen vom AStA und die Rede von Reinhard Pfeifer dokumentiert (vgl. 21.9.1973, 16.10.1973).
Q: AStA-Info Extra Die BRD-Presse ist zur Tagesordnung übergegangen! und Chile - Kampf gegen Faschismus, Marburg 21.9.1973 bzw. 16.10.1973, S. 1f bzw. S. 4; KBW-ZK-StA: Rundbrief, Mannheim 19.9.1973

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22.09.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 37 (vgl. 15.9.1973, 29.9.1973) heraus. Der Leitartikel berichtet vom "Putsch in Chile".
Q: Roter Morgen Nr. 37, Dortmund 22.9.1973, S. 1 und 4

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24.09.1973:
Der KBW veröffentlicht aus Chile den folgenden, vermutlich aus dieser Woche stammenden Artikel aus der ersten Nummer der 'Resistencia':"
Nach zwei Wochen heroischen revolutionären Widerstands der chilenischen Arbeiterklasse und des Volkes haben sich Genossen der Parteien und revolutionären Organisationen MIR, MAPU, Arbeiterpartei, Sozialistische Partei, Sozialistische Jugend und der Isquerda Christiana (Linkschristen) zusammengeschlossen, mobilisiert und organisiert, um die Vorstellungen und Aktionen der revolutionären chilenischen Gegenoffensive zu verbreiten. Die Zeitung Resistencia erscheint dank der kämpferischen lateinamerikanischen Organisation, die treu zum Grundprinzip des proletarischen Internationalismus halten. Wie Camillo Torres sind sie davon überzeugt, daß die Revolutionäre die Gemeinsamkeiten hervorheben müssen und nicht die Differenzen vergrößern dürfen.

Eines der Ziele der Resistencia ist es auch, mit der schändlichen Blockade zu brechen, die die Weltpresse auf falsche Weise und mit dem Anspruch auf Objektivität durch eine Kampagne von Lügen und Verdrehungen in Bezug auf Chile errichtet hat. Deshalb war das Erscheinen einer kämpferischen Zeitung vorrangig, war es eine unmittelbare und zwingende Notwendigkeit.

'Resistencia' soll alle chilenischen Revolutionäre und Volkskämpfer, alle Lateinamerikaner, Arbeiter und Studenten, erreichen, die sich dem chilenischen, lateinamerikanischen und internationalen Klassenkampf angeschlossen haben. Die 'Resistencia' will zur ideologischen und politisch- militärischen Wideraufrüstung der Arbeiterklasse und des chilenischen Volkes unter dem Banner des Marxismus-Leninismus beitragen.

Aus diesem Grund will die 'Resistencia' keineswegs beschränkte und dogmatische Formen der traditionellen Parteipresse neu auflegen. Wir wollen mit all unseren Kräften darauf hinarbeiten, eine regelmäßige Zeitung herauszugeben, kritisch und unabhängig, offen für alle revolutionären Gruppen, die sich ehrlich mit unserer Sache identifizieren.

Jede Nummer zu lesen, zu diskutieren und zu verbreiten ist eine Pflicht für alle revolutionären Genossen Lateinamerikas. Wir müssen uns vollständig über die Bedeutung und Notwendigkeit der Zeitung im Klaren sein und in diesem Sinn die Worte Lenins begreifen: 'Die Rolle der Zeitung beschränkt sich jedoch nicht allein auf die Verbreitung von Ideen, nicht allein auf die politische Erziehung und die Gewinnung von Bundesgenossen. Die Zeitung ist nicht nur ein kollektiver Propagandist und kollektiver Agitator, sondern auch ein kollektiver Organisator. Was das Letztere betrifft, kann sie mit einem Gerüst verglichen werden, das um ein in Bau befindliches Gebäude errichtet wird: Es zeigt die Umrisse des Gebäudes an, es erleichtert den Verkehr zwischen den einzelnen Bauarbeitern, hilft ihnen die Arbeit zu verteilen und die durch die organisierte Arbeit erzielten gemeinsamen Resultate zu überblicken.'

Machen wir also die Resistencia zu einer großen revolutionären Zeitung, um mit ihrer Hilfe ein großes Potential an Revolutionären und Kräften aus dem Volk zu schaffen, die die Arbeiterklasse und das Volk, die in Chile kämpfen, aktiv unterstützen.

Denn in Chile kämpft Lateinamerika!"
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 5, Mannheim 24.10.1973, S. 10

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25.09.1973:
Das Antiimperialistische Solidaritätskomitee für Afrika, Asien und Lateinamerika gibt einen "Aufruf zur Konferenz Solidarität mit den verfolgten Demokraten in Chile!" am 12.10.1973 in Mainz heraus.
Q: ASK: Aufruf zur Konferenz Solidarität mit den verfolgten Demokraten in Chile!, Frankfurt 25.9.1973

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26.09.1973:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' Nr. 39 (vgl. 19.9.1973, 3.10.1973) heraus. Eingegangen wird u.a. auch auf die Haltung der SPD und der DDR zu Chile.
Q: Rote Fahne Nr. 39, Dortmund 26.9.1973, S. 1 und 8

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26.09.1973:
In der 'Kommunistischen Volkszeitung' (KVZ) Nr. 3 (vgl. 12.9.1973, 10.10.1973) berichtet der KBW u.a. "Chile: das Volk ist nicht besiegt" sowie über die weltweite Solidarität.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 3, Mannheim 26.9.1973, S. 1ff

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27.09.1973:
Der Ständige Ausschuß (StA) des ZK des KBW berichtet heute intern:"
SOLIDARITÄTSBEWEGUNG MIT DER KÄMPFENDEN CHILENISCHEN ARBEITERKLASSE UND DEM CHILENISCHEN VOLK

Unseres Wissens hat sich keine neue erfolgversprechende Initiative für eine zentrale Demonstration ergeben. Wir selbst hielten es gegenwärtig noch nicht für sinnvoll, eine solche Initiative zu ergreifen, sondern die Bewegung örtlich weiter zu entfalten (vgl. Stuttgart - 29.9.1973, d.Vf.). …
Eine Einschätzung der weiteren Entwicklung wird in der nächsten KVZ erscheinen. Dort auch eine Untersuchung der Reaktion der Bourgeoisie auf den Putsch. In der letzten KVZ (vgl. 26.9.1973, d.Vf.) sind leider nur Demonstrationsberichte aus einigen Städten erschienen. Das erklärt sich vor allem daraus, daß auch nur aus einigen Städten Berichte vorlagen. Trotzdem hätte die Sache vollständiger sein können. Sofern ihr noch keine Berichte geschickt habt, tut dies auch jetzt noch."
Q: KBW-ZK-StA: Rundbrief, Mannheim 27.9.1973, S. 1

29.09.1973:
In Helsinki beginnt eine zweitägige internationale Chile-Konferenz.
Q: Komitee Solidarität mit dem chilenischen Volk: Solidarität mit dem chilenischen Volk, Marburg o. J. (1973), S. 2

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29.09.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 38 (vgl. 22.9.1973, 6.10.1973) heraus. Berichtet wird "Chile: Die Massen greifen zum Gewehr".
Q: Roter Morgen Nr. 38, Dortmund 29.9.1973, S. 1 und 4

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Oktober 1973:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 31.10.1973) dokumentiert vermutlich aus dem Oktober die folgende Anzeige:"
AB NÄCHSTE WOCHE NUR IN PRALINE

Die großen aktuellen Farbreportagen: So leben die Chilenen nach dem Unsturz wirklich

CHILE: FREIER, SATTER, FROHER!"
Q: DOS Nr. 23, Dortmund 31.10.1973, S. 15

Oktober 1973:
Der Kommunistische Jugendverband (KJV) der KPD gibt die Nr. 9 seiner 'Kämpfenden Jugend' (KJ - vgl. Sept. 1973, Nov. 1973) für Oktober heraus. Aus dem Ausland wird auch berichtet über Chile.
Q: Kämpfende Jugend Nr. 9, Dortmund Okt. 1973, S. 9f

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Oktober 1973:
Die Nr. 10 des 'Rebell' des RJVD des KABD (vgl. Sept. 1973, Nov. 1973) erscheint mit den Artikeln "Freiheit und Unabhängigkeit für Chile" und "Gegen faschistischen Terror. Solidarität mit Chile".
Q: Rebell Nr. 10, Tübingen Okt. 1973, S. 1 und 12

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Oktober 1973:
Der Kommunistische Oberschülerverband (KOV) der KPD gibt seinen 'Schulkampf' Nr. 10 (vgl. Sept. 1973, Nov. 1973) heraus und berichtet auch aus Chile.
Q: Schulkampf Nr. 10, Dortmund Okt. 1973, S. 1 und 4

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Oktober 1973:
Vermutlich im Oktober erscheint das 'Rote Signal' der MLSG des KABD Nr. 8 datiert auf September (vgl. Sept. 1973, Nov. 1973). Gefordert wird: "Freiheit und Unabhängigkeit für Chile".
Q: Rotes Signal Nr. 8, Erlangen Sept. 1973, S. 17ff

Oktober 1973:
Der MSB Spartakus gibt seine 'Rote Blätter' Nr. 13 (vgl. 25.6.1973, Okt. 1973) heraus mit der Schlagzeile: "Chile" und den Artikeln:
- "Hartmut Schulze: Die Essenz der Verfassung" u.a. zu Chile;
- "Stoppt die Henker! Rettet Luis Corvalan! Freiheit für Chile!";
- "Jede Hilfe für das Volk";
- "Unidad Popular organisiert den Kampf des Volkes";
- "Die Volkseinheit - Ein gescheitertes Experiment";
- "Direkte militärische Aggressionen des Imperialismus allein in Südamerika in den letzten 2o Jahren";
- "Junta-Presse in der BRD"; sowie
- "Solidarität mit Chile" ein Gedicht von Peter Schütt.
Q: Rote Blätter Nr. 13, Bonn Okt. 1973, S. 1ff und 46

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Oktober 1973:
Im Oktober erscheint der 'Rote Pfeil' Nr. 7/8 (vgl. Juli 1973, Feb. 1974) der KSG des KABD für September und Oktober mit dem Artikel "aus der Roten Fahne: Solidarität mit dem Volks Chiles!".
Q: Roter Pfeil Nr. 7/8, Tübingen Okt. / Nov. 1973, S. 20ff

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Oktober 1973:
Spartacus Bolschewiki/Leninisten gibt seinen 'Spartacus' Nr. 8 (vgl. Sept. 1973, Nov. 1973) heraus mit dem Leitartikel "Chile: 'Friedlicher Übergang zum Sozialismus' endete im Blutbad der Militärjunta" und dem Artikel "Chiles revolutionäre Entwicklung - Etappen der Volksfrontkatastrophe".
Q: Spartacus Nr. 8, Mainz Okt. 1973, S. 1, 6f, 9ff und 13

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Oktober 1973:
Die SAG gibt die Nr. 28 ihres 'Klassenkampf' (vgl. Sept. 1973, Nov. 1973) heraus. Aus der linken Presse werden Positionen zu Chile aus der 'UZ' der DKP, der 'Links' des SBü, des 'Arbeiterkampf' des KB und der 'KVZ' des KBW kommentiert.
Q: Klassenkampf Nr. 28, Frankfurt Okt. 1973

01.10.1973:
Das NVK gibt die Nr. 9 seiner Zeitung 'Alles für den Sieg der kämpfenden Völker Indochinas' (vgl. 3.9.1973, 5.11.1973) für Oktober vermutlich in dieser Woche heraus mit dem Artikel "Chile: Tod dem Faschismus!".
Q: Alles für den Sieg der kämpfenden Völker Indochinas - Zeitung Nr. 9, Bonn Okt. 1973, S. 6

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01.10.1973:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 17.10.1973) berichtet über Folterungen in Chile mit Hilfe des heutigen 'Spiegel' Nr. 40:"
Der Schwede Henrik Janbell, Jahrgang 1948, kam als Entwicklungshelfer an das Institut für Holzkunde nach Chile. Er war elf Tage Gefangener, erst auf einer Polizeistation in Santiago, dann im Estadio Chile und zuletzt im Estadio National.

Während meines Verhöres wurden ich und andere Mitgefangene durch Schläge mit Gewehrkolben, mit Fußtritten in die Nieren, Rippen und Genitalien traktiert.

Eine besonders ausgeklügelte Folter war das Liegen auf dem kalten Beton bis zu 40 Stunden. Mit Schubkarren, die mit Pflastersteinen gefüllt waren, fuhren Soldaten über die Gefangenen hinweg.

Ein junger Mann in meiner Zelle kam aus der Folterzelle der Militärhochschule. Er hatte mitangesehen, wie eine Kadettengruppe, von Offizieren kommandiert, fast eine Stunde lang auf den Körpern der im Hof liegenden Gefangenen wie auf einem Trampolin auf und nieder sprangen.

Ein Argentinier, der neben mir in der Zelle lag, wurde zum Verhör gerufen. Nach einer Stunde kam er blutverschmiert zurück, sein Gesicht war eine einzige Wunde. Kaum war er in der Zelle, schleiften sie ihn schon wieder zur Tür; kurz danach hörten wir Schüsse. Er kam nicht wieder…

Zu den schlimmsten Bestien bei den Folterungen gehörten Zivilisten. Mitgefangene beschworen, daß es sich um Mitglieder der Organisation 'Patria y Libertad' handelte. Auch Offiziere waren sehr fanatisch, es ist mehrfach vorgekommen, daß die einfachen Soldaten und Polizisten Gefangene vor deren Blutrausch in Schutz nahmen."
Q: DOS Nr. 22, Dortmund 17.10.1973, S. 10

01.10.1973:
Die französische Ligue Communiste (LC - vgl. 5.10.1973) des VS veröffentlicht ein vermutlich Anfang dieser Woche mit MIR-Führern geführtes:"

GESPRÄCH MIT CHILENISCHEN UNTERGRUNDKÄMPFERN

Rouge: 'Hattet ihr mit diesem Staatsstreich gerechnet? Welches sind die ersten Lehren, die ihr daraus zieht?'

'Der Staatsstreich, der am 11. September stattfand, zeichnete sich politisch schon in den Geschehnissen ab. Wir hatten uns darauf vorbereitet, sowohl von der politischen als auch von der organisatorischen Seite her. Und wir haben darauf Teile der Arbeiter- und Bauernklasse vorbereitet, die wir direkt beeinflußten. Wir haben unermüdlich die Illusionen von der reformistischen Strategie denunziert, Illusionen, die nur die chilenischen Massen im wahrsten Sinne des Wortes entwaffnen konnten. Insofern hat der Putsch vom 11.September nur auf die tragischste Art und Weise unsere Perspektiven und Analysen bestätigt.

Er zeichnete sich ab in den Ereignissen seit dem 29.Juni. Zu diesem Zeitpunkt ist es sehr deutlich geworden, daß ein Teil der Armee zu allem bereit war, um der wachsenden Mobilisierung des Volkes entgegenzutreten. Seitdem konnte sich das Hauptinteresse der Militärchefs und derer, die zu Ministern ernannt worden waren, auf eine Sache beschränken: die Disziplin und den Zusammenhalt dieses letzten Bollwerks der bürgerlichen und imperialistischen Ordnung aufrechtzuerhalten. Die Mehrzahl der Offiziere war für den Putsch.

Parallel dazu konnte man in diesen letzten Monaten eine völlig neue Mobilisierung und Bewußtwerdung der chilenischen Arbeiter erleben, die nicht zu vergleichen ist mit all dem, was sich zuvor ereignet hatte. Dieses Phänomen hat - nach dem, was du uns sagst - ein großes Echo in der revolutionären Presse überall in der Welt gefunden. Ich möchte also über dieses Thema nichts mehr sagen, obwohl es das grundlegende Element der letzten Periode bildete: praktisch haben ganze Sektoren der chilenischen Arbeiterklasse mit ihren Forderungen und ihrem Enthusiasmus begonnen, mit dem Kurs der reformistischen Führungen zu brechen.

DIE BOURGEOISIE UND DER IMPERIALISMUS KÖNNEN ZWAR BIS ZU EINEM GEWISSEN MASSE DEN REFORMISMUS TOLERIEREN, ABER EIN SOLCHES PHÄNOMEN KANN NICHT LANGE ANHALTEN: der Produktionsapparat ging mehr und mehr in die Hände der Arbeiter über. Diese Mobilisierung machte nicht nur den Putsch, sie machte auch den Zusammenstoß unvermeidlich. Es ist wichtig, das zu unterstreichen: den globalen und massiven Zusammenstoß.'

Rouge: 'Was habt ihr getan, um das Aufkommen dieser proletarischen Macht und ihre Konsolidierung zu fördern?'

'Alle unsere Genossen haben am Entstehungsprozeß von Machtorganen des Volkes teilgenommen und in vielen Fällen eine entscheidende Rolle bei ihrer Konsolidierung gespielt. Aber sie waren dabei nicht gewiß nicht die einzigen, auch die Genossen der PS (Sozialistischen Partei) z.B. haben in zahlreichen Fällen eine große Rolle gespielt. Aber da es sich um ein Phänomen von außerordentlichem Ausmaß handelte, besonders in den 'cordones' (Industrievierteln), kann man es nicht nur quantitativ ausdrücken. Es handelt sich ja um ein ganz beispielhaftes Phänomen von massivem Heranreifen des Arbeiterbewußtseins. In diesem Rahmen haben wir mit unserer Propaganda-, Agitations- und Organisationsarbeit überall, wo es möglich war, darauf hingezielt, diese Prozesse zu beschleunigen und zu festigen. Ich will gleichzeitig hinzufügen, daß wir unsere Arbeit in Richtung auf die Armee als prioritär betrachten, und das ist heute der Hauptanklagepunkt, der gegen uns und besonders gegen Miguel Enriquez erhoben wird.'

Rouge: 'Was die Arbeit gegenüber der Armee angeht: ohne auf Einzelheiten einzugehen, die in einem Interview, das veröffentlicht wird, nicht am Platze sind, gab es wichtige Spaltungen oder Anzeichen von Widerstand in der Armee beim Staatsstreich?'

'Die Gerüchte darüber kursieren seit dem 11.September. Zwar hat es keine entscheidende Spaltung innerhalb der bewaffneten Kräfte in ihrer Gesamtheit gegeben, aber man müßte blind sein, um nicht Unterschiede zwischen den einzelnen Sektoren zu sehen.

Es besteht kein Zweifel, daß innerhalb der Junta die Vertreter der Marine und der Luftwaffe die extremen Elemente darstellen. Längerfristig sollte man sie indes nicht unterschätzen, denn sie werden sicher mit den wirklich dinglichen Spaltungen innerhalb der Bourgeoisie in Gleichklang kommen.

Es ist sicher, daß Sektoren der herrschenden Klasse Meinungsverschiedenheiten mit der Politik der Junta haben werden. Im Moment ist nur ein einstimmiges erleichtertes Aufatmen zu vernehmen. Aber welcher Preis mußte dafür bezahlt werden!

Vergessen wir nicht, daß die Sektoren, die insbesondere mit der DC (Christdemokraten) verbunden sind, eine alte Tradition besitzen, die sie an die bürgerliche Demokratie bindet, an eine gewisse bürgerliche 'Legalität'. Und all das ist mit dem Putsch hinweggefegt worden, ohne von den 'Überschreitungen' zu sprechen, die einige dieser Herren in Verlegenheit bringen würde…

Das Bezeichnendste für die Armee ist, daß gewisse Regimenter nicht wirklich an den täglichen Durchsuchungs- und Repressionsmaßnahmen teilgenommen haben. Das will nicht besagen, daß sie anders denkend wären. Aber es handelt sich - sagen wir mal - um eine taktische Vorsichtsmaßnahme der Junta, eine Verschärfung der potentiellen Spaltungen zu vermeiden.

Um auf deine genaue Frage, die du mir stellst, zu antworten, kann ich sagen, daß die bruchstückhaften Informationen über die Situation in der Armee, über die wir verfügen, erkennen lassen, daß es am Anfang ziemlich viele Befehlsverweigerungen von Soldaten oder Unteroffizieren gegeben hat. Alle wurden sofort erschossen! Wenigstens von zehn Fällen dieser Art wurde direkt oder indirekt berichtet. Es muß also viel mehr gegeben haben.

Dieses macht die Arbeit in der Armee sehr schwierig, wenn nicht gar unmöglich in gewissen Fällen. Wenn dagegen die Revolutionäre durch eine politische und militärische Offensive wirklich als Alternative erscheinen, dann würden zweifelsohne viele Unteroffiziere und Soldaten auf unserer Seite sein. Wiederholt haben Soldaten, Unteroffiziere und sogar Offiziere - sagen wir - die Augen geschlossen, als sie bei Hausdurchsuchungen Waffen fanden: 'Wir bitten euch nur ums eins: richtet sie nicht gegen uns!'

Angesichts dieser Situation vermeiden wir also in der kommenden Periode, unverantwortliche Aktionen zu starten, die dazu beitragen könnten, die bewaffneten Kräfte in einen homogenen Block zusammenzuschweißen, und wir werden auf bescheidene aber bedeutsame Widerstandsaktionen innerhalb der Armee hinarbeiten.'

Rouge: 'Du sprichst von Arbeitsperspektiven, von einer politischen und militärischen Offensive der Revolutionäre, aber eines der auffallendsten Elemente ist doch, daß sichtbare Anzeichen einer solchen Offensive fehlen…'

'Das stimmt. Zumindest was die sichtbaren Zeichen anbelangt, wie du sagst. Aber in diesem Punkt müssen wir klar sehen: die chilenischen Arbeiter haben aufgrund des Gewichts der reformistischen Illusionen und vor allem aufgrund der blinden Politik der reformistischen Führungen überhaupt eine Schlacht verloren, und zwar zu einem sehr hohen Preis. Wenn man die Informationen, die aus der näheren Umgebung Santiagos und aus dem ganzen Land zu uns gelangen, vergleicht, so muß man die Opfer dieser Schlacht auf MINDESTENS 25 000 TOTE schätzen. Nach unseren Informationen spricht man von Zahlen in dieser Höhe auch in den Kreisen des militärischen Oberkommandos. Und jeden Tag nimmt diese Zahl zu.

Am Tage des Staatsstreichs haben sich die Arbeiter an den Arbeitsplätzen, die sie oft seit mehreren Wochen besetzt hatten, gesammelt. In zahlreichen Fabriken haben sie heldenhaft gegen das Militär, das zur Rückgewinnung der Fabriken entschlossen war, jeden Fußbreit verteidigt. Aber das Kräfteverhältnis war zu ungleich. Das Militär war bis zu den Zähnen mit modernen Waffen ausgerüstet und setzte Panzer, manchmal auch die Luftwaffe ein. Die Arbeiter waren demgegenüber sehr wenig bewaffnet, beinahe überhaupt nicht in einigen Fällen. Das Militär stellte eine koordinierte und zentralisierte Macht dar, die einen Plan ausführte, der bis ins Einzelne im voraus vorbereitet war. Die Arbeiter der verschiedenen Fabriken, der verschiedenen 'cordones' waren nicht zentralisiert, waren nicht einmal untereinander koordiniert.

Nichtsdestoweniger hat es beinahe fünf Tage - manchmal länger - gedauert, bis das Militär mit den 'cordones industriales' von Santiago fertig wurde.

In der Provinz haben sich die Ereignisse allgemein in der gleichen Art und Weise abgespielt. So erklärt sich die hohe Anzahl von Toten während der ersten Tage. An bestimmten Orten kam es zu wahrhaften Massakern. In einer der wichtigsten Fabriken in Santiago hat man aus den Kellergeschossen mehr als 200 Leichen herausgeholt. Unter solchen Bedingungen war der Rückzug unvermeidlich.'

Rouge: 'Du bezeichnest die gegenwärtige Situation als eine des Rückzugs und nicht der Zerschlagung?'

'Ohne jeden Zweifel, denn trotz der außergewöhnlichen Zahl der Opfer war die Repression in den meisten Fällen nicht sehr gezielt. Das ist eine Tatsache, die man wissen muß und die man im Ausland bekanntmachen muß: ZAHLREICHE KÄMPFER, GEWERKSCHAFTLICHE UND POLITISCHE KADER, SIND AUF IHREM KAMPFPOSTEN UMGEKOMMEN.

Aber die revolutionären Organisationen, insbesondere die unsere, sind nicht zerschlagen worden. Trotz der schweren Verluste sind unsere Strukturen, ist unser Apparat im wesentlichen absolut intakt geblieben. Insofern haben wir konsequent zu unseren Analysen gehandelt und die Maßnahmen, die wir getroffen haben, haben sich bewährt. Die Militärs sind sich dessen bewußt, und das bedrückt sie sehr. In ihren Siegesberichten klingt verhaltene Furcht durch; sie geben ohne Überzeugung Verlautbarungen über die Einnahme von Waffen und Material zur Schau und versuchen, uns zu demoralisieren, indem sie uns weiszumachen versuchen, daß sie unsere Kader in großer Zahl aufgreifen würden. Aber sie wissen, daß das alles falsch ist und das ist ein entscheidendes Moment in der kommenden Periode, ein Moment, das uns erlaubt, mittelfristig von einer Offensive der Revolutionäre zu sprechen.'

Rouge: 'Und wie steht es mit den anderen Organisationen der Linken, hauptsächlich mit den Parteien der U.P.?'

'Obwohl ich Kontakt hatte mit Genossen der KP, der PS und der MAPU, werde ich darüber mit Vorsicht und sozusagen nur für mich persönlich sprechen. Was die MAPU anbelangt, so glaube ich behaupten zu können, daß auch sie nicht als Organisation in ihren Strukturen übermäßig gelitten hat. Bei der KP scheint es, daß viele mittlere Kader verschwunden oder verhaftet sind. Eines ist sicher: die Basis der Partei, insbesondere in Santiago, ist völlig desorientiert: mit einem Schlag sind die lange gehegten Illusionen über einen friedlichen Weg zum Sozialismus vernichtet worden. Außerdem scheinen die Strukturen der KP zutiefst desorganisiert zu sein, und obwohl die Führer der KP an den Kämpfen in den 'cordones' teilgenommen haben, steht heute eine große Anzahl von Genossen ohne präzise Anweisungen und total sich selbst überlassen da. Was die PS betrifft, so ist die Situation relativ komplex gemäß den verschiedenen Strömungen, die es in dieser Partei gab. Die Struktur der PS war in einer solchen Situation völlig unangepaßt. Aber zahlreiche Genossen von revolutionären Strömungen innerhalb der PS, die ihre eigenen Strukturen und organisierte Kader hatten, haben der Repression ganz schön widerstanden und bereiten sich auf die kommenden Kämpfe vor. Auch hier tragen wir eine große Verantwortung.'

Rouge: 'Wie beabsichtigt der MIR dieser Verantwortung gerecht zu werden?'

'Wir sind für die Schaffung einer revolutionären Front, die nach unserer Meinung die Parteien der UP und uns selbst umfassen sollte. Die Aufgabe dieser Front sollte sein, so schnell wie möglich die Gegenoffensive gegen das gegenwärtige Regime vorzubereiten, eine politische und besonders militärische Gegenoffensive. Wir hoffen, daß diese Front sehr bald zustande kommen wird. Wir werden alle nötigen Anstrengungen dafür auf uns nehmen. Wir wollen auch - nach den unerläßlichen Diskussionen und Debatten in unserer Gruppe - dieser Front einen regelrechten politischen und militärischen Plan vorschlagen, um die Gegenoffensive erfolgreich zu führen. Aber die politische Orientierung einer solchen Front muß klar sein und alle Lehren aus der Vergangenheit ziehen. In diesem Sinne muß für uns eine solche Front der Rahmen sein, in dem wir zwar soweit wie möglich uns für die Aktionseinheit einsetzen, aber auch mehr denn je den Kampf gegen den Reformismus weiter führen werden, mit dem alle chilenischen Arbeiter soeben eine tragische Erfahrung machen mußten.

Schon jetzt stößt sich die Errichtung dieser Front an reformistischen Vorstellungen. Mitglieder der KP, mit denen wir die ersten Diskussionen über diese Sache hatten, zeigten sich zwar einverstanden mit der Idee der Einheit und insbesondere einer Einheit mit uns, was neu ist - stimmten also zunächst mit der Notwendigkeit einer schnellen Gegenoffensive überein, ohne die die gegenwärtig herrschende Verwirrung in tiefe Demoralisierung umschlagen würde, sie sind aber nichtsdestoweniger nicht einig mit dem, was die Ziele und den Charakter einer solchen Front anbelangt.

Einige setzen sich weiterhin für eine breitere Front ein, in die gewisse Sektoren, die gegen das Militär sind, einbezogen werden sollen. Konkret wäre ihre Perspektive die, Teile der DC (Christdemokratie), vielleicht sogar die ganze DC in eine solche Front mit einzubeziehen. Das ist eine alte, klassische Orientierung, wie sie in der Logik der Linie liegt, wie sie schon immer von der KP innerhalb der UP verteidigt wurde: Bündnis mit der DC gegen die Rechte und die faschistische Ultrarechte. Es scheint heute, daß die KP aufgrund des Drucks einer großen Anzahl ihrer Genossen und besonders der gesamten Kommunistischen Jugend in den letzten Tagen eine Wendung gemacht hat und nun akzeptiert, an solch einer Revolutionären Front, wie wir sie vorschlagen, teilzunehmen.

Aber es ist nicht ausgeschlossen, daß sie erneut Schwierigkeiten macht. Wir machen uns jedenfalls keine Illusionen: der Kampf gegen den Reformismus in einer solchen Front oder irgendeiner anderen Struktur bleibt noch lange eine unserer Hauptaufgaben. Wir sind in diesem Punkt Optimisten.

Auf jedenfall ist es - ohne große Spekulationen anzustellen - offensichtlich, daß nach den von den chilenischen Massen durchgemachten Erfahrungen die Linke ziemlich bald große Veränderungen und eine regelrechte Umstrukturierung erfahren wird. Und in dieser Hinsicht sind wir jedenfalls entschiedene Optimisten. Natürlich werden diese Veränderungen nicht Ergebnis von Schlüssen sein, die die Massen spontan aus dem Staatsstreich ziehen. Sie hängen hauptsächlich ab von der Fähigkeit der Avantgarde, in der Praxis, in der Aktion und schnellstmöglich die richtige Antwort auf die Situation zu finden.

Sie hängen ab von ihrer Fähigkeit, dem Feind Schläge zu versetzen. Aber auch das, was ich dir über unsere Organisation gesagt habe, muß uns zu Optimismus anregen.'

Rouge: 'Du hast von Massakern gesprochen, die auf den Staatsstreich folgten, aber die Repression geht sei drei Wochen pausenlos weiter. Jede Nacht während des Ausgehverbots von 22 Uhr bis 6 Uhr morgens werden Wohnviertel durchkämmt, Leute verhaftet und gefoltert, werden getötet, verschwinden. Gestern noch habe ich mit eigenen Augen mitten in der Stadt an den Ufern des Rio Mapuche die Leichen von kurz vorher getöteten 5 Menschen gesehen. Hast Du von dieser Situation einen Gesamtüberblick auf nationaler Ebene?'

'Das ist die dringendste und dramatischste Frage. Die Arbeit der Repressionskräfte vollzieht sich jetzt etwas weniger spektakulär, aber auf sehr breiter Ebene. Ich weiß nicht, wie man das nennen soll. Es ist schrecklich, unglaublich! Es reicht, jeden Tag am frühen Morgen in den Straßen von Santiago spazierenzugehen, um dieses festzustellen. Leichen liegen hier und da herum, hauptsächlich am Flußufer; das ist die Arbeit, die während des nächtlichen Ausgehverbotes geleistet wurde. Hinzu kommen die Durchsuchungen, die Verfolgung von Genossen und bekannten politischen Kadern, obwohl das noch nicht zu großen Resultaten geführt hat.

Besonders in den bürgerlichen und kleinbürgerlichen Vierteln wird denunziert und angezeigt, was dazu führt, daß man ohne Untersuchung, ohne Beweise beinahe sicher zur Haft ins Nationalstadion geführt wird, wo mehr als 5 000 Gefangene festgehalten werden, wenn man nicht einfach getötet wird. Ich will mich nicht über diesen besonders schändlichen Aspekt der Repression ausbreiten; du hast ebensoviele Informationen darüber wie ich, um davon zu sprechen.

Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen rufen unaufhörlich zu Denunziationen auf, täglich wiederholen sie, welche Telephonnummern anzurufen sind, wobei sie verlockende Belohnungen ankündigen.

In den 'poblaciones' (Elendsvierteln) hat es wie in den Fabriken zahlreiche Massaker gegeben, wenn die Bevölkerung etwas Widerstand geleistet hat. Und das geht so weiter.

Ein Beispiel, bei dem ich Zeuge war: In einer 'poblacion' von Santiago bemächtigt sich eine Gruppe Jugendlicher eines Feuerwehrautos, zieht die Uniform der Mannschaft an, die sie einsperrt, bewaffnet sich und fährt durch die Gegend. Sobald die Soldaten sehen, schießen sie und töten mehrere hier und da. Als man sie verhaftet, werden sie in die 'poblacion' zurückgebracht und auf der Stelle hingerichtet. Die Bewohner, die man gezwungen hatte, sich auf dem Richtplatz zu versammeln, werden zynisch mit Maschinengewehren beschossen. Die Bilanz? Mehrere Dutzend, mehrere hundert Tote? Man wird es nie wissen… Das ist wieder ein Beispiel, das man deinen Genossen berichten muß, damit alle im Ausland verstehen, was sich konkret abspielt. Eines muß klar sein: dieser Zwischenfall ist kein isoliertes Beispiel. Du selbst hast dich ganz konkret davon überzeugen können. Heute noch ist es unmöglich, in den armen Vierteln von Santiago spazieren zu gehen, ohne hier und da auf eine Leiche in einer Ecke zu stoßen.

WAS DIE ATMOSPHÄRE IN BEZUG AUF DEN AUSLÄNDERHASS BETRIFFT, DEN DIE JUNTA ZU ENTWICKELN VERSUCHT, SO ÜBERSCHREITET DAS EINFACH DIE VORSTELLUNGSKRAFT. AUCH DARÜBER MUSS IM AUSLAND MOBILISIERT WERDEN: UNSERE GENOSSEN, DIE ALS POLITISCHE FLÜCHTLINGE ODER EINFACH ALS AUSLÄNDER HIER SIND, HAUPTSÄCHLICH DIE BRASILIANER UND BOLIVIANER, RISKIEREN IHR LEBEN IM AUGENBLICK. SIE SIND DIE JUDEN DER JUNTA GEWORDEN!

Nur weil sie mit ihren Akzent sprechen, werden sie von ihren Nachbarn denunziert. Auf einfache Denunziation hin werden sie verhaftet, ins Stadion geführt, um dort oft zu verschwinden.

Man muß sagen, man muß all das schreien. Es ist notwendig, eine Kampagne zu organisieren. Sonst besteht die Gefahr, daß eine Mauer des Schweigens um uns geschlossen wird. Gerade heute Nacht hat die Junta jedem Journalisten, jeder Person mit schweren Waffen gedroht - und man sieht, was das heißt im Mund solcher Henker - der außerhalb von Chile 'alarmierende Nachrichten' über die Repression und die Situation der Ausländer in Chile verbreitet.

ES MUß ALLES GETAN WERDEN, DAMIT DAS MAXIMUM AN INFORMATIONEN VERBREITET WIRD. DIE NACHRICHTEN, DIE DU UNS GEBRACHT HAST ÜBER DIE REAKTION AUF DEN STAATSSTREICH, ÜBER DIE LAUFENDEN KAMPAGNEN, BEDEUTEN EINE AUSSERORDENTLICHE ERMUTIGUNG FÜR UNSEREN KAMPF. DASS DU HIER BIST, IN EINEM SO SCHWIERIGEN AUGENBLICK, DAS HAT FÜR UNS EINEN UNSCHÄTZBAREN WERT - SO SEHR SIND WIRD IM MOMENT VOM REST DER WELT ISOLIERT.

Überbringe unsere brüderlichsten Grüße den Genossen von 'Rouge' und sage ihnen, daß wir überzeugt sind, daß sie in Frankreich unseren Kampf, der gerade erst anfängt, fest unterstützen werden."

Dieses Interview erscheint in Frankreich in der 'Rouge' Nr. 223 vom 5.10.1973 und wird nachgedruckt in:
- der 'BRD' durch die GIM (vgl. 15.10.1973) und in NRW durch den AStA der PH Dortmund (vgl. 31.10.1973), mit folgender:"
Vorbemerkung der DOS-Redaktion:

Bei dem nachfolgenden Interview mit Führern der MIR in Chile handelt es sich um einen Abdruck aus der 'Internationale', theoretisches Organ der GIM, Nr.2,Oktober 1973. Wir erachten diesen Abdruck als notwendig, da er eine ausführliche Einschätzung der politischen Situation vor und nach dem Putsch darstellt, geliefert von Kämpfern, die direkt in den politischen Auseinandersetzungen in Chile stehen."
Q: DOS Nr. 23, Dortmund 31.10.1973, S. 8ff

03.10.1973:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' Nr. 40 (vgl. 26.9.1973, 10.10.1973) heraus. Zu Chile wird u.a. auf die Verwicklung des US-Präsidenten Nixon und die falsche Theorie des friedlichen Weges hingewiesen.
Q: Rote Fahne Nr. 40, Dortmund 3.10.1973, S. 1 und 8

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06.10.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 39 (vgl. 29.9.1973, 13.10.1973) heraus. Berichtet wird "Chile: Volkskrieg gegen die Junta".
Q: Roter Morgen Nr. 39, Dortmund 6.10.1973, S. 6

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10.10.1973:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' Nr. 41 (vgl. 3.10.1973, 17.10.1973) heraus. Eingegangen wird auch auf Castro bzw. die Chile-Solidarität in Kuba.
Q: Rote Fahne Nr. 41, Dortmund 10.10.1973, S. 6

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10.10.1973:
Der KBW gibt seine KVZ Nr. 4 (vgl. 26.9.1973, 24.10.1973) heraus. Geschildert werden auch aus Chile "Die Bedingungen des Freiheitskampfes" sowie in einem "Interview: Die Lage in Chile".
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 4, Mannheim 10.10.1973, S. 12f

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13.10.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 40 (vgl. 6.10.1973, 20.10.1973) heraus. Berichtet wird u.a. über die "Bürgerliche und revisionistische Berichterstattung über Chile".
Q: Roter Morgen Nr. 40, Dortmund 13.10.1973, S. 5

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13.10.1973:
Es beginnt die zweitägige 4. Sitzung des ZK des KBW (vgl. 15.9.1973, 10.11.1973):"
TO II. Bericht des Sekretärs

Y. erklärt seine Position zu den Thesen, daran Kritik und kündigt eine schriftliche Stellungnahme an.

B. äußert sich in ähnlicher Weise, bemängelt unzureichende Behandlung der Rolle der sozialistischen Länder in ihrer Unterstützung der unterdrückten Völker.

Y.: Wendet sich gegen die Kritik einzelner Punkte , schlägt vor, entlang der Frage zu diskutieren, ob der Bericht als Dokument im Kampf gegen den Rechtsopportunismus tauglich ist. Bejaht dies.

A.: Stellt Notwendigkeit der Veröffentlichung in der Zeitung in Frage.

C. votiert dafür.

E. weist darauf hin, daß man Argumentation nicht auf Chile beschränken kann, sondern Bedeutung für ganz Lateinamerika hat und auch für den Kampf gegen den Revisionismus, stimmt nicht der Argumentation zu den selbständigen Streiks zu. Plädiert für Veröffentlichung in der Zeitung.

Sekretär: Nimmt Stellung zu einzelnen Kritiken, arbeitet heraus, daß es gilt, die Bedeutung der Etappen festzuhalten (zu Guinea-Bissao). Plädiert auch für Hereinnahme in die Zeitung."
Q: KBW-ZK-N.N.: Protokoll vom 13.10.1973, o.O. o.J. (1973)

15.10.1973:
Der KBW berichtet vermutlich u.a. aus dieser Woche:"
CHILE, ORGANISIERTER WIDERSTAND

DIE EINHEITLICHE FÜHRUNG WIRD HERGESTELLT

Während in Chile der faschistische Terror der Militärjunta weiter anhält, versucht sie nach außen hin den Völkern der Welt vorzuspiegeln, sie brächte die angeblich durch die Unidad Popular (UP) zerrütteten wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse wieder 'in Ordnung'. Hierbei kommen ihr Politiker wie Wischnewski (SPD) und Heck (CDU) bereitwillig zur Hilfe.

Heute redet die Junta davon, sie wolle 'das Land wiederaufbauen', sie verlangt vom Volk 'große Opfer'. Die Junta meint den Wiederaufbau der alten Ausbeuterordnung, meint die Rückeroberung Chiles durch den Imperialismus. Schon gleich zu Beginn ihrer Diktatur bot sie ausländischem Kapital beste Bedingungen für die Investition in Chile. Wie in letzter Zeit deutlich geworden ist, sehen diese Bedingungen so aus: Die für Oktober vorgesehene Lohnangleichung an die Inflationsrate wurde nicht durchgeführt, darüberhinaus wurde ein Lohnstop auf unbefristete Zeit verordnet. Die Gewerkschaften wurden verboten, ihre Führer und aktiven Mitglieder werden blutig verfolgt; das Streikrecht wurde abgeschafft. Gleichzeitig steigen die Preise in einem Maß, wie es das chilenische Volk bisher nicht gekannt hat. So stieg, wie die bürgerliche Presse in der letzten Woche zugeben mußte, nach dem Putsch der Fischpreis (Fisch ist das wichtigste Grundnahrungsmittel der Arbeiter- und Bauernfamilien) um 300%; Säuglingsnahrung wurde um 1 000% teurer. Insgesamt sind die Preise für Grundnahrungsmittel, die unter der UP-Regierung zum Teil eingefroren waren, um 200 bis 1 800% gestiegen.

Die Käuferschlangen vor den Geschäften in Chile sind nicht deswegen verschwunden, weil es - wie die Junta behauptet - wieder alles in genügendem Maß zu kaufen gibt, sondern weil die werktätigen Massen aufgrund der gestiegenen Preise nichts mehr kaufen können.

Die Arbeiterklasse sieht sich nach dem Putsch ungeheurer Ausbeutung gegenüber, gegen die sie, ihrer gewerkschaftlichen und politischen Organisationen beraubt, nur unter schwersten Bedingungen kämpfen kann. Sie ist momentan den Preissteigerungen ebenso hilflos ausgeliefert wie dem Zwang, täglich bis zu vier unbezahlte Überstunden leisten zu müssen oder den zahllosen Entlassungen von Arbeitern, von denen bisher über 100 000 betroffen waren.

Jedoch trifft der Imperialismus, der Chile wieder in sein System der Ausbeutung eingliedern will, in Chile auf eine kampferfahrene Arbeiterklasse, deren Breite und ideologische Stärke beispiellos in Lateinamerika ist.

DIE ORGANISIERUNG DES WIDERSTANDS

Für die Kraft des chilenischen Volkes spricht die Fähigkeit der chilenischen Revolutionäre, unter schwierigsten Bedingungen die Fehler der Vergangenheit selbstkritisch zu diskutieren und zu überwinden."

Nachgedruckt wird im Folgenden von KBW ein Artikel aus der 'Resistencia' (vgl. 24.9.1973).
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 5, Mannheim 24.10.1973, S. 10

15.10.1973:
Der KBW ruft auf und berichtet zugleich, vermutlich aus dieser Woche:"
SPENDET FÜR DEN KAMPF DES CHILENISCHEN VOLKES

Spenden auf das Konto: Deutsche Bank, 8 München 40, Konto … Sonia Patric (AELA); Kennwort: CALCA

Die AELA (Vereinigung lateinamerikanischer Studenten), auf deren Konto die Chile-Spenden einlaufen, berichtet, daß bereits 40 000 DM abgeschickt wurden und vor einer Woche ihr Ziel erreichten. Das Geld kommt direkt der chilenischen Befreiungsfrontorganisation zugute."
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 5, Mannheim 24.10.1973, S. 10

15.10.1973:
Der KBW berichtet u.a. aus heutigem Anlaß:"
BOTSCHAFT VERWEIGERT ASYL

BRD-BOTSCHAFT STÜTZT MILITÄRJUNTA

Unmittelbar nach dem Putsch in Chile veranstaltete die SPD in mehreren Städten Veranstaltungen. In ihren Flugblättern, mit denen die SPD zu Veranstaltungen aufrief, heißt es: 'Unsere Solidarität gehört der arbeitenden Bevölkerung in Chile'. Wie es mit den Taten aussieht, war aus einem Beitrag der Sendung REPORT im 1. Fernsehprogramm (ARD, d.Vf.) vom 15.10. zu erfahren. Im Gegensatz zu den Botschaftsresidenzen von Finnland, Holland (Niederlande, d.Vf.), Schweden oder der Schweiz, um nur einige zu nennen, gewährt die deutsche Botschaft keinerlei Schutz für chilenische Volksfrontanhänger und andere Verfolgte der Militärjunta. Auf entsprechende Fragen reagierte der deutsche Botschafter gegenüber den Reportern äußerst gereizt und nervös, und berief sich auf diplomatische Gepflogenheiten und das 'Völkergewohnheitsrecht'. Aber das Verhalten der deutschen Botschaft entspricht nicht nur den Gewohnheiten der Imperialisten, die das chilenische Faschistenregime unterstützen und nicht das Völkerrecht. Die Verweigerung des 'Rechts auf einstweilige Zuflucht' für Verfolgte, zeigt, daß die deutsche Botschaft nur dem einen dient: Der Vertretung westdeutscher Kapitalinteressen in Chile und dafür ist die faschistische Diktatur nur günstig.

Daran hat auch eine SPD-Regierung nichts geändert. Während der gesamten Regierungszeit der chilenischen Volksfrontregierung wurde der deutsche Botschafter einmal vorstellig: zum Schutz deutscher Unternehmen vor Verstaatlichungsmaßnahmen."
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 5, Mannheim 24.10.1973, S. 10

15.10.1973:
Mitte Oktober, also vermutlich in dieser Woche, treffen sich, laut 'BED', Vertreter von 60 Chile-Komitees aus der BRD in Mainz, um ihre Arbeit zu koordinieren.
Q: Berliner Extra Dienst Nr. 83, Berlin 1973, S. 13

16.10.1973:
Für den KBW berichtet zunächst H.L.:"
FRIEDENSNOBELPREISMANÖVER

NOBELPREIS AN KISSINGER UND LE DUC THO VERLIEHEN, IDEOLOGISCHES MANÖVER IM VORFELD DER NEUEN IMPERIALISTISCHEN AGGRESSIONSSTRATEGIE DER USA

Am 16.10. wurde Kissinger und Le Duc Tho der Friedensnobelpreis verliehen. … Die bürgerliche Presse bemühte sich stets, Kissinger als Friedensunterhändler und Nixon im Widerspruch zu ihm als reinen Gewaltpolitiker darzustellen. Tatsächlich sind sich Nixon und Kissinger in den Prinzipien ihrer Außenpolitik einig: Dreinschlagen und gleichzeitig verhandeln.

Beide gehen davon aus, daß 'DER 3.WELTKRIEG BEREITS BEGONNEN HAT', dieser jedoch nicht in einer unmittelbaren Konfrontation zwischen den Großmächten, sondern in ständigen lokalen Kriegen gegen kleine Völker auf ihrem eigenen Territorium zu führen ist. Wenn es auch keinen wirklichen Frieden gibt, so soll doch ein stabiles System der Konterrevolution in Zusammenarbeit mit der Sowjetunion (SU, d.Vf.) die Möglichkeit schaffen, jede revolutionäre Bewegung zu unterdrücken und Kriege örtlich 'begrenzt' zu halten.

Um derartige lokale Kriege siegreich führen zu können, dürfe nicht zaghaft, allmählich eskaliert werden, ein Fehler, den sie Kennedy und Johnson vorwerfen, und es dürfe nicht abwechselnd gekämpft und verhandelt werden, sondern müsse schlagartig eskaliert werden wie die Invasionen von Kambodscha (vgl. 30.4.1970, d.Vf.) und Laos (vgl. 8.2.1971, d.Vf.), die Bombardierungen der Deiche Nordvietnams und Hanois und Haiphongs im Dezember 1972 (vgl. 18.12.1972, d.Vf.) demonstrierten. Die grundsätzliche Bereitschaft, auch Atomwaffen einzusetzen, muß für den Gegner unmißverständlich deutlich sein und auch die Entschlossenheit zu einer 'vorbeugenden Verteidigungsstrategie', die schon jede 'Möglichkeit' einer Gefährdung imperialistischer Interessen im Ansatz zertritt und nicht wartet, bis eine Bedrohung real ist. Dem Gegner müßten Verluste auferlegt werden, die im Mißverhältnis zu seinen Zielen stehen. Nach Indochina ist das Wüten der unter US-Regie agierenden chilenischen Junta (vgl. 11.9.1973, d.Vf.) das neueste Beispiel. Rege diplomatische Aktivität hat gleichzeitig die Aufgabe, dem 'Gegner hinreichend attraktive Verhandlungslösungen anzubieten, damit er in Atempausen die Möglichkeit hat, seinen Kampf einzustellen'. Daneben muß sie den anderen Großmächten zeigen, daß die USA bestrebt sind, die Kriege 'begrenzt' zu halten und keine direkte Konfrontation mit der Sowjetunion und in Indochina auch mit der VR China sucht, - 'obwohl eine Strategie des begrenzten Krieges nur entwickelt werden kann, wenn die USA keinen Zweifel daran läßt, daß sie auch bereit und fähig ist, eine direkte Konfrontation mit der Sowjetunion oder China durchzustehen.' (Kissinger)"
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 5, Mannheim 24.10.1973, S. 3

17.10.1973:
Der KBW berichtet vermutlich von heute:"
JUNTA IST 'GROSSZÜGIG'

CDU-HECK NACH SEINER CHILE-REISE

Vor einiger Zeit (vgl. **.9.1973,d.Vf.) sprach sich das CDU-Präsidium gegen den Putsch in Chile aus. Jetzt ist der frühere CDU-Generalsekretär Heck von einer Reise nach Chile zurückgekehrt. Er verteidigte am letzten Mittwoch in Bonn vor der Presse das Terrorregime und zeigte volles Verständnis für die Politik der Junta, d.h. die Ermordung von Tausenden Chilenen durch die Armee. Schuld an allem sei der ermordete Präsident Allende. Gegen die Gefangenen sei die Junta 'großzügig'. Die CDU unterstützt überall die reaktionären und faschistischen Regierungen in der Welt. Das zeigte Heck wieder einmal deutlich. Darüber können die Feigenblatt-Erklärungen der CDU nicht hinwegtäuschen. Zu diesen Erklärungen ist die CDU gezwungen, denn die breite Meinung in der BRD ist klar gegen den Putsch in Chile. Die tatsächliche Position der CDU machte Heck klar."
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 5, Mannheim 24.10.1973, S. 10

19.10.1973:
Innerhalb der GIM erscheint die Nr. 3 der 'Rundbrief Sonderreihe Vor-Konferenz-Diskussion 1973' (vgl. 1.10.1973, 22.11.1973) vermutlich Ende dieser Woche mit dem Text "Wider das Schattenboxen. In Beantwortung des Offenen Briefs der IMT-Genossen in der GIM an die 'Kompass'-Tendenz", von der Mitgliederversammlung der Kompass-Tendenz am 5.10.1973 mit dem Punkt "c) Bestätigung der Orientierung des 9. WK durch Ereignisse seither 'insbesondere in Bolivien, Uruguay und jetzt Chile?'".
Q: Rundbrief Sonderreihe Vor-Konferenz-Diskussion 1973 Nr. 3, O. O. Okt. 1973, S. 15f

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20.10.1973:
In der GIM beginnt eine zweitägige ZK-Sitzung (vgl. 24.11.1973) mit dem Tagesordnungspunkt "4. Chile-Broschüre", die in Stuttgart erstellt wurde, weil die zentrale Broschüre wegen Protest der 'Internationale'-Redaktion nicht erschienen sei. Fortgesetzt wird die Sitzung am zweiten Tag u. a. mit dem Tagesordnungspunkt "6. Chile", wozu es heißt: "In allen Ortsgruppen wird in lokalen Chile-Komitees gearbeitet. Jedoch nicht auf einheitlicher Linie. Mintoff wird in koordinierender Weise tätig werden für die Chile-Solidaritätsarbeit. Er wird dazu ein Rundschreiben zum Stand der Chile-Arbeit an die Gruppen rumschicken."
Q: GIM: Organisationsinformationsbrief Nr. 30, O. O. 7.12.1973, S. 4 und 7

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20.10.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 41 (vgl. 13.10.1973, 27.10.1973) heraus. Berichtet wird "Chile: Militärjunta mit Mord und Unterdrückung gegen den Widerstand des Volkes".
Q: Roter Morgen Nr. 41, Dortmund 20.10.1973, S. 5

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22.10.1973:
Vermutlich in dieser Woche erscheint die 'Befreiung' - anarchistische Zeitung (vgl. Sept. 1973, Dez. 1973) für Oktober / November mit dem Artikel "Chile: Tod der Reaktion".
Q: Befreiung, Mülheim Okt. / Nov. 1973, S. 3ff

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25.10.1973:
In Travemünde beginnt die zweitägige 8. Konferenz der IGM für Vertrauensleute und Betriebsratsmitglieder.

Laut DKP führt Lutz Dieckerhoff, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall (ehemals Hoesch Dortmund) u.a. aus:"
Wir haben die schrecklichen Ereignisse von Chile vor Augen. Das Morden der Militärs nimmt kein Ende. Arbeiterführer werden viehisch abgeschlachtet, Demokraten füsiliert.

Vor diesem Hintergrund scheint es makaber, wenn deutsche Militärs sich in Notstandsübungen und Manövern peinlich einfallslos zeigen und in unverschämter Offenheit ihre Ziele deutlich werden lassen: 'Angriff gegen demonstrierende Arbeiter der Henschelwerke in Kassel' nannte man die jährliche Alarmübung der Raketen- und Jägerdivision der Bundeswehr in Nordhessen.

Die Generalstäbler entwickelten Ideen, sie bastelten an einer, 'sich zum militärischen Konflikt zuspitzenden Krisenlage' (wie sie das Notstandsgesetz vorsieht), 'um das Verständnis der übenden Truppe anzuregen'. So versuchte man naiv sein Fehlverhalten vor der Landesregierung zu rechtfertigen.

Ich möchte dieser Konferenz nicht vorenthalten, was man dort hochoffiziell zunächst als Sandkastenspiel, dann als scharfes Manöver durchexerzierte.

Hier der offizielle Text:
'Lageorientierung:

In Kassel haben offensichtlich organisierte Arbeitergruppen die Arbeit niedergelegt und hindern Arbeitskollegen an der Fortführung der Arbeit.

Weder der Firmenleitung noch den Gewerkschaften ist es gelungen, die Wiederaufnahme der Produktion durchzusetzen.

Polizeikräfte haben in der Nacht die Henschelwerke besetzt. Die Rädelsführer konnten festgenommen werden. Sabotageakte sind angekündigt worden. Die Firmenleitung in Kassel wurde von der Regierung in Rot-Land aufgefordert, die Betriebsführung in die Hände der Arbeiter zu legen.'

Und dazu, Kolleginnen und Kollegen, spielten Soldaten in Monteuranzügen Arbeiter! Und bei den Arbeitsniederlegungen in Köln, Lippstadt und sonstwo, verhaftet oder sucht man Rädelsführer. Auch in Baden-Württemberg schickt der Innenminister die politische Polizei in die Betriebe und sucht Rädelsführer. Rädelsführer suchten auch in der letzten Woche mit Ferngläsern ausgerüstete Polizisten vom Daimler-Benz Hochhaus aus.

Diese Schamlosigkeiten führen zum organisierten Protest unserer Vertrauensleute."
Q: Heisse Eisen Vorsicht: Lohnraub auf Umweg geplant?, Dortmund Dez. 1973, S. 2

November 1973:
Das Antiimperialistische Arbeitskomitee (AAK) gibt vermutlich im November das 'Antiimperialistische Informationsbulletin' (AIB) Nr. 11/12 (vgl. Okt. 1973, Jan. 1974) für November/Dezember als Chile-Referat heraus. Enthalten sind neben einer Vorbemerkung ein "Redemanuskript" und ein "Dokumententeil".

Das "Redemanuskript" gliedert sich in die Abschnitte:
- "Letzte Rede Allendes: 'An das chilenische Volk'";
- "Der Putsch in Chile - Berichterstattung in der BRD";
- "Die Regierungsperiode Frei - das Scheitern eines bürgerlichen Reformprogramms";
- "Grundsätze und Ziele der Unidad Popular";
- "Die wirtschaftliche und politische Umgestaltung Chiles - Maßnahmen und Erfolge der UP";
- "Der Kampf der Regierung der Volkseinheit gegen den inneren und äußeren Feind";
- "Vorbereitung und Durchführung des Putsches";
- "Der Widerstandskampf gegen die Militärjunta";
- "Solidarität mit dem chilenischen Volk"; sowie
- "Literaturhinweise".

Der "Dokumententeil" enthält die Abschnitte:
- "Daten zu Chile";
- "Chilenische Chronik 1970-73";
- "Grundsatzprogramm der Unidad Popular (1969)";
- "Darstellung der UP-Parteien und der Gewerkschaft CUT";
- "Regierungsprogramm der Unidad Popular";
- "40 Erstmaßnahmen";
- "ITT-Dokumente und die Umsturzstrategie des US-Imperialismus";
- - "Charakterisierung des ITT-Konzerns";
- - "J. Anderson 'Washingtoner Ringelspiel'";
- - "ITT an die US-Regierung";
- - "ITT Putschpläne 1970";
- - "ITT Putschpläne 1971";
- "Rede Salvador Allendes in der UNO (1972)";
- "Letzte Rede Allendes vor dem Parlament (Aug. 1973)";
- "'So sind die Konzentrationslager Chiles'";
- "Aufruf leitender Persönlichkeiten des Unidad Popular in Rom (18.9.1973)";
- "'Internationale Solidaritätskonferenz mit dem chilenischen Volk', Helsinki 29./30.9.1973 Appell zur Weltsolidarität";
- "Konferenz 'Solidarität mit den verfolgten Demokraten in Chile', Mainz 12.10.1973";
- - "Politischer Appell"; sowie
- - "Aktionsprogramm".
Q: Antiimperialistisches Informationsbulletin Nr. 11/12, Marburg Nov./Dez. 1973

November 1973:
Die Liga gegen den Imperialismus gibt die Nr. 19 der Zeitschrift 'Internationale Solidarität' (IS - vgl. Okt. 1973, Dez. 1973) heraus mit dem "Bericht eines Freundes der Liga: Ich war in Chile".
Q: Internationale Solidarität Nr. 19, Köln Nov. 1973, S. 20f

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November 1973:
Vermutlich im November erscheint die Nr. 28 der 'Inprekorr - Internationale Pressekorrespondenz' (vgl. Sept. 1973, Jan. 1974) des Vereinigten Sekretariats der IV. Internationale mit dem "Dossier Chile: 3 Jahre Unidad Popular" mit den Teilen:
- - "Erklärung des Vereinigten Sekretariats der IV. Internationale zum Militärputsch in Chile (19.3.1973)"
- - "Der Weg zum Putsch"
- - "Dokument vom Cordon v. Mackenna";
- - "Das erhöhte Klassenbewusstsein des Proletariats und die Machtfrage".
Q: Inprekorr Nr. 28, O. O. o. J. (1973), S. 33ff

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November 1973:
Die Nr. 11 des 'Rebell' des RJVD des KABD (vgl. Okt. 1973, Dez. 1973) enthält die Artikel:
- "Trotz alledem: Chiles Volk kämpft für den Sozialismus";
- "Filmkritik. James Bond - Agent des Imperialismus", in der auch auf Chile Bezug genommen wird;
- "Friedlicher Weg zum Sozialismus möglich?" zu Chile; und
- "Chile: Der Putsch wurde 3 Jahre vorbereitet".
Q: Rebell Nr. 11, Tübingen Nov. 1973, S. 1, 9 und 11f

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November 1973:
Der MSB Spartakus gibt seine 'Rote Blätter' Nr. 14 (vgl. Okt. 1973, Dez. 1973) heraus mit den Artikeln:
- "Chile Solidarität: Alle Kräfte mobilisieren! Helft!";
- "Ein Brief aus Santiago";
- "Interview mit chilenischem ZK-Mitglied. Die Junta übertrifft die Machthaber Brasiliens und Griechenlands";
- "Der faschistische Terror an den Hochschulen Chiles";
- "100. 000 Briefe nach Chile"; und
- "Appell von Gladys Marin" zu Chile.
Q: Rote Blätter Nr. 14, Bonn Nov. 1973, S. 33ff

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November 1973:
In der November-Ausgabe der 'Roten Fahne' des KABD erscheint der Leitartikel "Chile und der Weg zum Sozialismus". Laut MLPD (2) wurde "darin nachgewiesen, daß die KP Chiles die elementaren Lehren des Marxismus-Leninismus über Bord geworfen hatte und deshalb mit verantwortlich für die Niederlage der chilenischen Arbeiter war".
Q: MLPD-ZK: Geschichte der MLPD, II. Teil, 1. Halbband, Düsseldorf 1986, S. 95

November 1973:
Spartacus Bolschewiki/Leninisten gibt seinen 'Spartacus' Nr. 9 (vgl. Okt. 1973, Feb. 1974) heraus mit dem Artikel "Chile unter dem Knüppel der Militärs".
Q: Spartacus Nr. 9, Mainz Nov. 1973, S. 12f

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04.11.1973:
Der AStA der PH Dortmund (vgl. 5.12.1973) berichtet (vgl. 29.7.1973):"
GRIECHENLAND

DER AUFSTAND IST IM BLUT ERSTICKT - DOCH DER KAMPF GEGEN DIE GRIECHISCHE MILITÄRJUNTA WIRD WEITER GEHEN.

Nach aus Athen vorliegenden authentischen Berichten haben die Schergen über 200 Menschen, darunter auch Kinder und unbeteiligte ausländische Touristen, ermordet. Im Stadion der Hauptstadt werden - nach dem Vorbild der chilenischen Militärdiktatur - mehrere tausend Widerstandskämpfer festgehalten."
Q: DOS Nr. 25, Dortmund 5.12.1973, S. 10f

06.11.1973:
Manfred Funke (vgl. Nov. 1977) berichtet vom linken Terrorismus in der 'BRD' (vgl. Hannover 4.10.1973, Berlin 17.11.1973) aus Boulogne (Frankreich) vom "Sprengstoffanschlag auf SEL/ITT-Niederlassung". Den Grund, den Militärputsch in Chile, verschweigt Funke.
Q: Funke, Manfred: Terrorismus, Bonn 1977, S. 337

07.11.1973:
Der KBW gibt die Nr. 6 seiner 'Kommunistischen Volkszeitung' (KVZ - 24.10.1973, 22.11.1973) heraus. Berichtet wird u.a. von der Chilesolidarität, nicht nur der DKP, aufgerufen zum Protest gegen Frei in Hamburg.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 6, Mannheim 7.11.1973, S. 12f

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14.11.1973:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' Nr. 46 (vgl. 7.11.1973, 20.11.1973) heraus. Berichtet wird u.a. von der Sowjetunion und Chile bei der Fußballweltmeisterschaft.
Q: Rote Fahne Nr. 46, Dortmund 14.11.1973, S. 1

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17.11.1973:
Zur internationalen Chile-Demonstration in Turin, Italien, riefen, laut Lotta Continua Frankfurt (vgl. 17.11.1973), die Jugendorganisationen aller demokratischen Parteien Europas auf.

Die KPI sei gegen die Teilnahme der revolutionären Linken eingetreten, mußte sich aber zurückziehen.

Laut MSB Spartakus nehmen 100 000 Menschen teil.
Q: LC: Chile heute, Franfurt o. J. (17.11.1973), S. 1; Rote Blätter Nr. 15, Bonn Dez. 1973, S. 32ff

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22.11.1973:
Der KBW gibt seine 'Kommunistische Volkszeitung' (KVZ - vgl. 7.11.1973, 5.12.1973) Nr. 7 heraus. Berichtet wird aus Chile sowie von Chileprotesten in Hamburg und Heidelberg, über die diplomatischen Beziehungen zwischen der VR China und Chile sowie ein vom Verfassungsschutz gefälschtes Chileflugblatt des KBW.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 7,Mannheim 22.11.1973, S. 12f

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24.11.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 46 (vgl. 17.11.1973, 1.12.1973) heraus. Aufgerufen wird zur "Solidarität mit dem kämpfenden chilenischen Volk".
Q: Roter Morgen Nr. 46, Dortmund 24.11.1973, S. 5

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Dezember 1973:
Der KB gibt die Nr. 1 der 'Internationale' - Zeitung des Kommunistischen Bundes für den proletarischen Internationalismus (vgl. Feb. 1974) heraus mit dem Artikel "In Chile ist nicht der Sozialismus gescheitert, sondern der Reformismus." mit einem "Interview mit einem Genossen des chilenischen MIR (Bewegung der revolutionären Linken)" und einem "Interview mit einem Genossen der chilenischen MAPU". Aufgerufen wird: "Waffen für den MIR!".
Q: Die Internationale Nr. 1, Hamburg Dez. 1973, S. 1 und 6ff

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Dezember 1973:
Die DKP berichtet vermutlich aus dem Dezember:"
ANTIKOMMUNISMUS AUF SOZIALDEMOKRATISCH

'Vor einigen Wochen wurde in Hamburg ein 'Komitee gegen die Repression in der Tschechoslowakei und Osteuropa' gegründet. Den Gründungsaufruf haben u.a. Ernst Bloch, Peter Brückner, Rudi Dutschke, Hans Magnus Enzensberger, Ernest Mandel, Oskar Negt, Jiri Pelikan, Bernd Rabehl, Peter von Oertzen, Klaus Wagenbach und Jochen Steffen unterschrieben.'

Diese Nachricht geisterte kürzlich durch den bundesrepublikanischen Blätterwald. Eine interessante, eine aufschlußreiche Nachricht: ein solches Komitee, getragen insbesondere von Sozialdemokraten mit linkem Touch, paßt in die Landschaft des verschärften Klassenkampfes von oben.

Im Zusammenhang mit dem starken Aufschwung der Arbeiterbewegung in den letzten Jahren und der umfassenden Stärkung der fortschrittlichen Kräfte in der BRD versucht die Reaktion, mit verschärftem Antikommunismus die progressiven Kräfte zu schwächen und die Bewegung zu spalten. Besonders beliebt: Ablenkung von der Unterdrückung und Ausbeutung im eignen Lande durch Propagierung angeblicher Unterdrückungen im sozialistischen Lager. Wenn er nicht wirklich existierte, hätte ein Solschenyzin erfunden werden müssen, um von der politischen Unterdrückung in der BRD und vom faschistischen Putsch in Chile abzulenken."
Q: Kommunist Zum Ausgang der Kammerwahlen, Hannover o.J. (1974), S. 5

Dezember 1973:
Der Projektbereich Internationalismus (PBI) im Verband der Studentenschaften an Fachhochschulen und höheren Fachschulen in der BRD und Berlin-West e. V. (SVI), früher Studentenverband deutscher Ingenieurschulen, gibt seine 'Materialien zum antiimperialistischen Kampf' Nr. 4 zum Preis von 2,- DM unter dem Titel "Chile 1973: Crear, Crear Poder Popular" heraus.

Enthalten sind die Abschnitte:
- "Redaktionelle Vorbemerkung" zu der Reihe 'Materialien zum antiimperialistischen Kampf', in der 1973 bereits drei Ausgaben erschienen, und zum PBI, der seit der 26. o. SMV-MV 1972 wahrgenommen werde "von einem Arbeitsausschuß in Zusammenarbeit mit zwei studentischen Organisationen an der TFH (Techn. FHS) und FHSS (FHS f. Sozialarbeit) Westberlin".;
- "Den Kampf um politische Klarheit auch im SVI vorantreiben!" vom Sekretariat des PBI im SVI, Wuppertal / West-Berlin, Nov. 1973;
- "Erklärung einiger spanischer Namen und Begriffe" aus "Dokumente zur Entwicklung in Chile" vom Chile-Komitee Westberlin;
- "Vorwort: Solidarität mit dem chilenischen Volk" vom Sekretariat des PBI, Nov. 1973, wobei aufgerufen wird zu Spenden auf ein Konto des PBI;
- "Aus einem Brief über die Situation nach dem Putsch";
- "'Wir erleben das Ende einer Illusion'. Interview mit einem Führer der chilenischen Untergrundbewegung 'Mir', Miguel Enriquez" aus dem 'Spiegel';
- "Crear, Crear Poder Popular", ein Referat auf der Chile-Veranstaltung der SG Sozpäd an der FHSS Westberlin (vgl. 11.10.1973);
- "Westdeutsches Kapital in Chile", aus 'Dokumente zur Entwicklungspolitik' des IZ3W Nr. 3, "Zur neueren Entwicklung in Chile";
- "Die Frage der politischen Macht" aus 'Bandera Roja', Barcelona Mai 1972;
- "Als unsere Kinder starben, habt Ihr nicht gestreikt!" aus der 'FR' vom 10.10.1973;
- "Die 'Bewegung der revolutionären Linken' an die Arbeiter, Bauern, Pobladores und Studenten (18. Oktober 1972)", aus "Casa o Mierda";
- "Im Trüben gefischt und dabei in ungeahnter Weise die Taschen gefüllt", ein Brief einer deutschen Firma aus Chile, aus der 'FR' vom 15.11.1973;
- "Das Programm des Volkes! - El Pliego del Pueblo";
- "Die Volksmacht und der Kampf des chilenischen Proletariats", ein Artikel des MIR aus 'Punto Final' Nr. 190 vom 14.8.1973;
- "Kampfplattform der Cordones Industriales";
- "Ziele und Aufgaben der Comandos Communales";
- "Diskussion zwischen Chile Hoy - PS - MAPU - MIR" aus einer Broschüre des Chile-Komitees West-Berlin;
- "Rede des Genossen Edgardo Enriquez (MIR) v. 4.8.73", aus der Sonderbeilage zu 'El Rebelde' des MIR vom 4.8.1973;
- "Arbeitsunterlagen"; sowie
- "SVI Internationalismus-Veröffentlichungen (Sand: Nov. 73)";
- das Lied von Juan Capra: "Chile, 11. September".

Geworben wird für die Broschüre "Iran. Der Schah als Gendarm am persischen Golf" (vgl. Juni 1973) und angekündigt die Broschüre "Die Prozesse von Haifa. Dokumente des gemeinsamen Widerstandes von Juden und Arabern - Frühjahr 1973" vom AK Nahost/Golf West-Berlin mit 80 Seiten und einem voraussichtlichen Preis von 3,50 DM..
Q: SVI-PBI: Materialien zum antiimperialistischen Kampf Nr. 4 Chile 1973: Crear, Crear Poder Popular, Berlin / Wuppertal Dez. 1973

Dezember 1973:
Der MSB Spartakus gibt seine 'Rote Blätter' Nr. 15 (vgl. Nov. 1973, Feb. 1974) heraus mit den Artikeln "Nürnberger Stadtrat beschließt Allende-Straße" zu Chile, "Chile Manifestation in Turin: Eine neue Etappe der Solidarität" ;
- "Interview mit Dusan Ulcak: Schluss mit den Morden!";
- "Mit NATO-Panzern und BRD-Gewehren";
Q: Rote Blätter Nr. 15, Bonn Dez. 1973

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Dezember 1973:
Der Kommunistische Jugendverband (KJV) der KPD gibt die Nr. 11 seiner 'Kämpfenden Jugend' (KJ - vgl. Nov. 1973, 15.1.1974) für Dezember heraus, berichtet wird auch aus Chile.
Q: Kämpfende Jugend Nr. 11, Dortmund Dez. 1973, S. 9

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Dezember 1973:
Es erscheint die 'Befreiung' - anarchistische Zeitung (vgl. 21.10.1973, 21.1.1974) mit dem Artikel "Der CIA in Chile" aus der 'America Press', Düsseldorf und dem Aufruf zur Spendensammlung "Waffen für die MIR" Chile über die RH Düsseldorf.
Q: Befreiung, Köln Dez. 1973, S. 4ff und 9

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Dezember 1973:
Die SAG gibt ihren 'Klassenkampf' Nr. 30 (vgl. Nov. 1973, Feb. 1974) heraus. Man berichtet u.a. aus Frankfurt von einer DKP-nahen Chileveranstaltung in der Phillipp Holzmann Berufsschule. Dort sei der SAG der Verkauf des 'Klassenkampfes' verboten worden und Prügel habe man nur deshalb nicht bekommen, weil viele Arbeiter sich mit einem solidarisierten.
Q: Klassenkampf Nr. 30, Frankfurt Dez. 1973

01.12.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 47 (vgl. 24.11.1973, 8.12.1973) heraus. Berichtet wird "Chile: Der Kampf der Arbeiterklasse wächst an!". Begrüßt werden die aufgrund des Putsches in Chile erfolgten jüngsten Bombenanschläge auf SEL/ITT-Niederlassungen in Berlin (vgl. 17.11.1973) und Nürnberg (vgl. 18.11.1973).
Q: Roter Morgen Nr. 47, Dortmund 1.12.1973, S. 4

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05.12.1973:
Der KBW gibt seine 'KVZ' Nr. 8 (vgl. 22.11.1973, 19.12.1973) heraus. Berichtet wird "Westdeutscher Verfassungsschutz in Chile" sowie aus Westberlin über "Zwei Linien in der Solidarität mit Chile" zu den Demonstrationen am 14.9.1973 und 3.11.1973.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 8, Mannheim 5.12.1973, S. 15

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08.12.1973:
Es beginnt eine Spartacus Delegiertenkonferenz vom 8./9.12. 1973 in Essen. Bezüglich der "Aktivitäten der ZL" geht es auch um die "Chile-Kampagne".
Q: Gemeinsames internes Bulletin von Spartacus und Spartacus-BL Nr. 1, Essen O. J. (1973), S. 56f

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15.12.1973:
Der Kommunistische Oberschülerverband (KOV) der KPD gibt seinen 'Schulkampf' Nr.12 (vgl. Nov. 1973, Jan. 1974) für Dezember vermutlich Ende dieser Woche heraus. Berichtet wird auch aus Chile über den "Brief der Slumbewohner an Chiles Ärzte".
Q: Schulkampf Nr. 12, Dortmund Dez. 1973, S. 8

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15.12.1973:
In der GIM erscheint die Nr. 33 des 'Organisationsinformationsbrief' (OIB - vgl. 14.12.1973, 21.12.1973) mit dem Text "Offener Brief an das Politische Büro, das Zentralkomitee und die Kontrollkommission der GIM" vom 25.11.1973, von einem Mitglied der GIM Hagen sowie einem Mitglied der GIM Dortmund und der Regionalleitung Ruhr, in dem die totale Aktionsunfähigkeit der GIM aufgrund des Tendenzkampfes kritisiert wird, u.a. eine "Anweisung zur 'Chile-Kampagne', die nichts zur Frage der chilenischen Katastrophe zu sagen wußte als: 'Wenn die Stalinisten die Freilassung von Corvalan fordern, müssen wir die Forderung nach Freilassung des Genossen Vitale einbringen.' …
Es ist wenig glaubwürdig, wenn eine Organisation großartig zu verschiedenen Lateinamerika-Resolutionen Stellung nimmt, aber zu den Ereignissen in Chile nichts zu sagen hat und praktisch (!) keine Stellung bezieht."
Q: GIM: Organisationsinformationsbrief Nr. 33, O. O. 15.12.1973, S. 1f

15.12.1973:
Innerhalb von Spartacus (KO) und Spartacus-BL, die bald gemeinsam den Spartacusbund (SpB) bilden, findet heute eine ZK und morgen eine gemeinsame ZK/ZL-Sitzung (vgl. 8.12.1973, 12.1.1974) statt. Diskutiert wird auch über die Chile-Kampagne.
Q: Gemeinsames internes Bulletin von Spartacus und Spartacus-BL Nr. 2, Essen 16.1.1974, S. 22f

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16.12.1973:
Laut und ohne KB besuchen rund 40 000 Menschen eine internationale Demonstration in Mailand in Italien zu Chile und Griechenland, an der sich nur Avanguardia Operaia (AO) und lokale Zirkel beteiligten.
Q: Die Internationale Nr. 2, Hamburg Feb. 1974, S. 8f

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22.12.1973:
Innerhalb des Spartacusbund ist heute Redaktionsschluß für das 'Interne Bulletin' Nr. 1 (vgl. 16.1.1974) mit dem Artikel "Spartacus / Hannibal: Zur Asylkampagne für die Chileflüchtlinge".
Q: Spartacusbund: Internes Bulletin Nr. 1, Essen o. J. (1973), O. S.

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