Landkreis Mühldorf am Inn

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin


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Obwohl Waldkraiburg zum bayrischen Chemiedreieck gehört, wobei allein die DKP in dieser lückenhaften Darstellung auf die Chemieindustrie Bezug nimmt (vgl. 7.8.1969), und auch ein Metallbetrieb stillgelegt wird (vgl. 15.12.1970), ist dieser Text doch wesentlich von Bezugnahmen auf die Bauern geprägt, die die Alpenmilch AG in Weiding (zu Nestlé gehörig) beliefern. Von deren Protesten berichten nicht nur die KPD/ML, die in Mühldorf über eine Sympathisantengruppe verfügt, wiederholt (vgl. 14.2.1972, 28.2.1972, 7.4.1973), sondern auch die Freunde der DKP im Mittelstand (vgl. Juli 1972).

Während die Arbeiterbasisgruppen (ABG) bzw. später der Arbeiterbund eher im benachbarten Landkreis Altötting aktiv sind und dort ab und an aus dem Landkreis Mühldorf berichten (vgl. Apr. 1973, 8.4.1974, Aug. 1974), unterliegen die Anhänger der KPD/ML im Landkreis der juristischen Verfolgung (vgl. 21.7.1973, 28.7.1973), wogegen aber ebenfalls allein im Nachbarlandkreis demonstriert wird.

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

08.07.1969:
Die DKP bringt die Nr. 19 ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) heraus (vgl. 31.7.1969, 14.8.1969) und berichtet u. a. über Mühldorf und die Chemieindustrie in Waldkraiburg.
Quelle: Unsere Zeit Nr. 19, Essen 7.8.1969

15.12.1970:
Die KPD/ML-ZB berichtet:"
STILLEGUNG MASCHINENFABRIK EGUMA

Die Eisengießerei und Maschinenfabrik Eguma in Aschau (Landkreis Mühldorf) macht ihren Betrieb dicht. 98 Arbeiter und Angestellte fliegen auf die Straße. Die Arbeiter haben ihren letzten Lohn am 15. November erhalten. Als am 15. Dezember weder der Lohn noch das Weihnachtsgeld ausgezahlt wurden, beschwerten sich die Kollegen beim Betriebsrat; um 15 Uhr wurde dann die Arbeit eingestellt. Für den nächsten Tag wurde eine Betriebsversammlung einberufen, auf der der Besitzer erklären sollte, was los ist. Der setzte sich jedoch einfach ab und kam erst am Nachmittag des folgenden Tages wieder um beim Amtsgericht den Konkurs von Eguma anzumelden. Etwa die Hälfte der Arbeiter sind Türken, die jetzt über Weihnachten von der Arbeitslosenunterstützung leben müssen, da sie den größten Teil ihres Lohnes zu ihren Familien in die Türkei geschickt haben. Die älteren Arbeiter werden wohl im Kreis Mühldorf kaum wieder Arbeit finden."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 61/62, Bochum 23.12.1970, S. 7f

14.02.1972:
Der 'Rote Morgen' Nr. 4 (vgl. 31.1.1972, 28.2.1972) der KPD/ML-ZK berichtet u.a. von den Bauern der Landkreise Mühldorf, Altötting und Traunstein, die die Alpenmilch Molkerei beliefern.
Q: Roter Morgen Nr. 4, Hamburg 14.2.1972, S. 5

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28.02.1972:
Der 'Rote Morgen' Nr. 5 (vgl. 14.2.1972, 13.3.1972) berichtet u.a. über die Bauerndemonstrationen in Weiding, München, Ostfriesland und Flensburg.
Q: Roter Morgen Nr. 5, Hamburg 28.2.1972, S. 1 und 5

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Juli 1972:
Für den der DKP nahestehenden 'Mittelstandskurier' (vgl. 14.8.1972) berichtet Wilhelm Stranger vermutlich aus dem Juli:"
BAUERN, HANDWERKER UND KONZERNE

ZWECKBÜNDNIS SCHEITERT AN GEGENSÄTZLICHEN INTERESSEN

'Verbündete - gesucht und gefunden' - so jubelte kürzlich Heeremanns heimatliche Bauernverbandspresse Westfalen-Lippe (vgl. **.*.1972,d.Vf.). Die Freude des Bauernverbandspräsidenten Heeremann scheint groß. Eine andere Frage ist es, ob sie von den Bauern, deren Interessen der Präsident wahren soll, geteilt wird. Grund für den Heeremannschen Jubel ist eine vom Deutschen Bauernverband (DBV), vom Zentralverband des deutschen Handwerks (ZDH) und vom Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) gemeinsam unterschriebene Erklärung, in grundsätzlichen wirtschafts- und agrarpolitischen Fragen zu einer 'gemeinsamen Haltung' der drei Wirtschaftsverbände zu gelangen. In weiser Voraussicht der Dinge, die da kommen werden, ist zugleich gesagt, dass in regelmäßigen Abständen Gespräche über mögliche 'gegensätzliche Interessen' geführt werden sollen. Es wurden eine Reihe Grundsätze postuliert, um die es bei den 'Gemeinsamkeiten' und den 'gegensätzlichen Interessen' der Spitzengremien gehen soll.

Da wird u.a. die Geldwertstabilität und ein stabiles Preisniveau genannt. Es hat sich in der Zwischenzeit in der Bundesrepublik herumgesprochen, daß weder die Bauern noch die Handwerker und schon gar nicht die Arbeiter und Angestellten die Geldwertstabilität aushöhlen. Das besorgen andere, jene Konzerngewaltigen, die im BDI organisiert sind. Sie diktieren die Preisentwicklung und treiben den inflationistischen Währungsverfall voran. Vor allem die Bauern können darüber seit Jahren ein Lied singen. Da sind die Chemie-Giganten, die den Bauern die Düngemittelpreise aufzwingen und ein Riesengeschäft mit der Landwirtschaft abwickeln. Über eine mögliche erhebliche Senkung der Düngemittelpreise ist natürlich in der gemeinsamen Erklärung kein Wort zu lesen. Eine dadurch zu erreichende verbesserte Einkommenslage für die Bauern würde an die Profite der Konzerne rühren und ist deshalb wohl unter der Rubrik 'gegensätzliche Interessen' einzustufen.

Da ist die gewinnträchtige Futtermittelindustrie. Ihr Geschäft mit den Bauern floriert. Rund sieben Milliarden D-Mark mußten die Bauern für zugekaufte Futtermittel im vergangenen Jahr ausgeben. Immer wieder wird von der Industrie die alte Platte von den gestiegenen Löhnen und Kosten aufgelegt, die angeblich eine Neukalkulation der Endpreise für Futtermittel notwendig machen. Von den Riesengewinnen wird nicht gesprochen. Nicht gesprochen wird von der Tatsache, daß Futtermittelwerke, die der Bundesernährungsminister kürzlich erwähnte (vgl. **.*.1972,d.Vf.), innerhalb von zwei Jahren ihr gesamtes Anlagekapital amortisiert haben. Der Anteil der Löhne und Gehälter am Umsatz der Futtermittelindustrie beträgt ganze 5,6 Prozent. Die Bauern fordern berechtigt für ihre schwere Arbeit ein entsprechend ausreichendes Einkommen. Schon eine 15-prozentige Senkung der Futtermittelpreise - das wäre bei den Bilanzen dieser Industrie durchaus möglich - würde für die Bauern eine zehnprozentige Erhöhung ihrer Einkünfte bedeuten. Auch darüber geht man in der gemeinsamen Erklärung hinweg.

Anders verhalten sich die Industriekapitäne, wenn die Bauern als Verkäufer ihrer landwirtschaftlichen Erzeugnisse auftreten. Alsdann heißt es: 'Bauer liefere billig, in guter Qualität und in einheitlichen großen Posten.' So steht es in vielen Verträgen, die den Bauern und ihren Erzeugergemeinschaften von jenen Industrieunternehmen vorgeschrieben werden, die im BDI vereint sind und Gemeinsamkeiten mit dem ländlichen und gewerblichen Mittelstand vortäuschen. Den bayrischen Milchbauern z.B. im Gebiet Mühldorf/Inn war von der Allgäuer Alpenmilch AG die Abnahme der Milch zu einem 'angemessenen Milchpreis' vertraglich zugesichert. Als die 7 000 milchliefernden Bauern auf diese Zusage der Allgäuer Alpenmilch AG (eine Tochtergesellschaft der Nestle AG) verwiesen und einen Erzeugerpreis von 46 Dpf ohne Mehrwertsteure für den Liter Milch mit 3,7 Prozent Fettgehalt für angemessen hielten, da war es mit der Gemeinsamkeit aus. Die Alpenmilch AG, die Tochtergesellschaft des zweitgrößten Nahrungsmittelkonzerns der Welt, sträubte sich zu zahlen. Sie lehnte es ab, mit den Bauern zu verhandeln. Aber in der von DBV, BDI und ZDH gemeinsam unterzeichneten Erklärung heißt es: 'miteinander verhandeln, um gegensätzliche Interessen abzuklären.' Schöne Worte!

Die Praxis lehrte die Bauern, daß sie handeln mußten, um zu ihrem Recht zu kommen. Sie schlossen sich zusammen und bildeten die 'Aktion gerechter Milchpreis'. Über 2 000 Bauern demonstrierten mit ihren Traktoren vor dem Werk der Allgäuer Alpenmilch AG in Weiding (vgl. **.*.1972,d.Vf.) und vor dem Verwaltungsgebäude des Unternehmens in München (vgl. **.*.1972,d.Vf.). Rund 5 000 Bauern beteiligten an einer Protestkundgebung (vgl. **.*.1972,d.Vf.), um ihren berechtigten Forderungen Nachdruck zu verleihen. Die Geschlossenheit der Bauern prägte ihre Aktionen. Ihre Solidarität miteinander un ich entschiedener Wille, der Konzernwillkür gemeinsam zu begegnen, brachte ihnen den verdienten Erfolg und die Niederlage der Allgäuer Alpenmilch AG. Sie war gezwungen, den Bauern 43 Dpf als zunächst angemessenen Milchpreis an Stelle von 36 Dpf zu zahlen (vgl. **.*.1972,d.Vf.). Nicht anders wird es in Zukunft sein, wenn die Bauern sich durch das Geschwätz von Gemeinsamkeiten mit den Industriekonzernen nicht übertölpeln lassen.

Dieses eine von vielen Beispielen sollte auch die Handwerker warnen und von ihnen beherzigt werden. Auch die Handwerker sollten sich nicht irreleiten lassen, sei es durch noch so schöne gemeinsame Erklärungen der Spitzenvertreter ihres Zentralverbandes und des BDI. Die Absichten, die der BDI mit solchen 'Gemeinsamkeiten' verfolgt, weisen deutlich genug gegen die Arbeitnehmerschaft und deren Gewerkschaften. Gegen sie sollen die Handwerker und Bauern in Front gebracht werden, das notwendige Bündnis von gewerblichem und ländlichem Mittelstand mit den Arbeitnehmern für den Abbau der Vorherrschaft der Konzerne in Wirtschaft und Staat soll nicht zustande kommen. Die Aktionen und der Erfolg der bayrischen Milchbauern zeigen, daß der BDI trotz der 'gemeinsamen Erklärung' kein leichtes Spiel haben wird, um die Bauern und Handwerker für die Interessen der Konzerngewaltigen einzuspannen. Es bliebe noch die Frage, warum es bisher nicht zu einer gemeinsamen Erklärung der Vertreter der Bauern, des Handwerks und der Arbeitnehmer gegen die Preisdiktate und den Währungsverfall mitverursachenden Preistreibereien der Konzernwirtschaft gekommen ist? Darauf zu drängen, sollten alle, die dem Druck der Konzerne ausgesetzt sind, als eine besonders vordringliche Aufgabe betrachten."
Q: Mittelstandskurier H. 4, Köln Juli/Aug. 1972, S. 8

April 1973:
Die ABG-Sympathisantengruppe (ABG-SG) im Chemiedreieck (Altötting, Neuötting, Burghausen und Burgkirchen) gibt ihren 'Roten Landboten' Nr. 2 (vgl. März 1973, 8.4.1974) heraus, in dem u.a. vom Gymnasium Mühldorf berichtet wird.
Q: Der Rote Landbote Nr. 2, Neuötting Apr. 1973, S. 6

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07.04.1973:
Die KPD/ML-ZK gibt ihren 'Roten Morgen' Nr. 13 (vgl. 31.3.1973, 11.4.1973) heraus. U.a. wird eingegangen auf die Bauern bei Mühldorf.
Q: Roter Morgen Nr. 13, Hamburg 7.4.1973, S. 8

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18.06.1973:
Der Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD Ortsgruppe Alt-Neuötting gibt vermutlich in dieser Woche die Nr. 4 seines 'Roten Landboten' (vgl. 8.6.1973, 8.4.1974) für Juni heraus.
Die Junge Union (JU) der CSU gebe seit zwei Monaten an Schulen in Altötting und Mühldorf ihre 'Polit-Aktiv' heraus.
Q: Roter Landbote Nr. 4, Altoetting Juni 1973, S. 7

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21.07.1973:
In Burghausen führen die Sympathisanten der KPD/ML und die Rote Garde (RG) eine Demonstration gegen den Prozess gegen sie in Mühldorf durch.
Q: Roter Morgen Nr. 31, Dortmund 11.8.1973, S. 7

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28.07.1973:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 29 (vgl. 21.7.1973, 4.8.1973) heraus und berichtet von Prozessen in München und Mühldorf, wo die eigenen Sympathisanten u.a. an den Kasernen agitieren.
Q: Roter Morgen Nr. 29, Dortmund 28.7.1973, S. 8

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08.04.1974:
Die Ortsgruppe Altötting/Neuötting des AB gibt frühestens in dieser Woche die auf April datierte Nr. 13 ihres 'Roten Landboten' (vgl. Apr. 1973, 20.5.1974) heraus. Ein Leserbrief berichtet von der Post in Mühldorf.
Q: Der Rote Landbote Nr. 13, Altötting/Neuötting Apr. 1974, S. 6

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August 1974:
Die Ortsgruppe Altötting/Neuötting des AB gibt die Nr. 16 ihres 'Roten Landboten' (vgl. 20.5.1974, Okt. 1974) heraus. Berichtet wird u.a. aus Mühldorf.
Q: Der Rote Landbote Nr. 16, Altötting/Neuötting Aug. 1974, S. 1

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21.04.1978:
Vermutlich spätestens in dieser Woche erscheint der "Aufruf des Arbeiterbunds für den Wiederaufbau der KPD zum 1.Mai 1978" unter der Schlagzeile "Arbeit und Demokratie!".
Aufgerufen wird zu den DGB-Aktionen sowie zu eigenen Veranstaltungen auch in Altötting bzw. Neuötting und Waldkraiburg.
Q: AB: Aufruf des Arbeiterbunds für den Wiederaufbau der KPD zum 1.Mai 1978, München 1978

Letzte Änderung: 01.01.2020