Der Rote Antikriegstag (RAKT) in München am 2. Sept. 1972

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 12.10.2018


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An der Mobilisierung zum Roten Antikriegstag (RAKT) scheint vor allem die KPD/ML-ZB beteiligt gewesen zu sein, die gerade die Arbeit in der Bundeswehr aufgenommen hatte und die Aktion langfristig vorbereitete während die KPD/ML-ZK sich erst später anschloß.

Nachdem es bereits am Vortag bei der Antikriegstagsdemonstration des DGB zu Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen war, spitzten sich diese am 2. September zu.

Für die KPD/ML-ZB stellte der RAKT den Beginn ihres Zerfalls dar, da sie sich aufgrund der einsetzenden Verfolgung nach dem RAKT, aber auch nach der Geiselnahme in Fürstenfeldbruck immer tiefer in die Illegalität begab, während zugleich mehr und mehr lokale und regionale Strukturen sich an die KPD/ML-ZK annäherten, was durch die folgende gemeinsame Kampagne und Demonstration gegen das GUPS-/GUPA-Verbot und die Ausländergesetze. Die Solidarität gegen die RAKT-Prozesse wurden dann allein von der KPD/ML-ZK getragen, da die KPD/ML-ZB mittlerweile zerfallen war.

Während sich vermutlich weitere kleinere Gruppen an der Demonstration beteiligten, lehnten die Arbeiter-Basis-Gruppen (ABG) und der KABD die Aktion entschieden ab und auch die KPD beschränkte sich auf ihre bundesweite Olympiademonstration am 26.8.1972.

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

Juli 1972:
Der KJVD der KPD/ML-ZB bringt die Nr. 6 und 14 Tage später ein Extrablatt seines Zentralorgans 'Der Kampf der Arbeiterjugend' (vgl. Juni 1972, Aug. 1972) heraus, welches zur Teilnahme am 'Roten Antikriegstag' (RAKT) aufruft. Es wird unter dem Titel "Jugend gegen Aufrüstung und imperialistischen Krieg. Für Sozialismus und Frieden" u.a. gefordert:
- Auflösung aller Notstandstruppen,
- Nieder mit dem Bonner Kriegstreiberstaat,
- Abzug aller fremden Truppen,
- Auflösung des NATO-Paktes und des Warschauer-Paktes,
- Keine Zugeständnisse an den westdeutschen Revanchismus,
- Sofortige Anerkennung der DDR und aller Grenzen in Europa,
- Weg mit dem KPD-Verbot,
- Freiheit für die Marxisten-Leninisten und ihre Presse,
- Nieder mit dem westdeutschen Imperialismus,
- Krieg dem imperialistischen Krieg.

Zum RAKT heißt es:"
Der KJVD hat aufgerufen zum Antikriegstag in München. … In München finden die olympischen Spiele statt. Der westdeutsche Kriegstreiberstaat ruft die Jugend der Welt und spielt sich als friedliebender Völkerfreund auf. Nach München kommt alles, was Rang und Namen hat in den Reihen der internationalen Konterrevolution. Von Prinzessin Beatrix bis zum Schah von Persien. Nach München kommt auch der US-Häuptling Nixon. Allein, um diesem Mörder des vietnamesischen Volkes den gebührenden Empfang zu bereiten, lohnt es sich nach München aufzubrechen. … In München ist die Stadt der Kriegskonzerne. Messerschmidt, Bölkow-Blohm, Krauss-Maffei, Maschinen-Turbinen-Union, Siemens … In und um München wimmelt es von Bundeswehrkasernen mit Elitetruppen: Fliegerhorste, Gebirgsjäger usw. Dazu gesellen sich Stützpunkte der US-Truppen. Was haben die in München, was haben sie überhaupt in Europa verloren? Schließlich ist München die Stadt Philipp Müllers … . … Der KJVD meint: Das sind Gründe genug, am Antikriegstag, genauer, am Wochenende des 2./3. September in München zu demonstrieren."

In der Nr. 6 erscheint der Artikel "Aus der Geschichte der Arbeiterbewegung: Roter Antikriegstag 1930" zum RAKT.
Quelle: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr. 6 und Extrablatt, Bochum Juli 1972

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17.07.1972:
In Dortmund erscheint vermutlich in dieser Woche eine 'Jugend-Rutsche' (vgl. 10.7.1972, 14.8.1972) der Jugendbetriebsgruppe Minister Stein/Hardenberg des KJVD der KPD/ML-ZB mit dem Leitartikel:"
BUNDESWEHRWERBER IN BETRIEB UND SCHULEN - RAUS!

Immer häufiger werden Meldungen laut, daß Werber für die Polizei und Bundeswehr ihre Tätigkeit verstärken. In der Tat ist das der Fall. Aber die Werbung für Armee und Polizei bleibt nicht nur auf die Zeitungsanzeigen beschränkt. Das Fernsehen ist vor kurzem dazu übergegangen, vor Fußballspielen Werbung für die Bundeswehr zu machen!

In letzter Zeit verstärkten sich die Besuche von Werbeoffizieren in Schulen, Lehrwerkstätten und auf anderen Versammlungen. Ja, sogar Hausbesuche stehen auf ihrem Programm.

Die Herren dieses Staates und der Armee sind hinter der Jugend her, wie der Teufel hinter den armen Seelen. Mit allen Mitteln wollen sie die Jugend in ihre Armee locken.

Dabei nutzen sie schamlos die elende Lage der arbeitenden Jugend aus. Sie hoffen darauf, daß die Jugend in der Armee einen Ausweg aus der täglichen Schinderei des Arbeitstages erblickt. Nicht zuletzt um das voranzutreiben, wird die militärische Erziehung in den Schulen verstärkt. So haben schon zwei Bundesländer das Fach Wehrkunde in den Lehrplan aufnehmen lassen. Auch für NRW steht das auf dem Programm.

Nur sollen hier, nach den Worten des Kultusministers (KuMi, d.Vf.) 'keine schlafenden Hunde geweckt werden'. Der sogenannte Wehrkundeerlaß (WKE, d.Vf.) soll also klammheimlich durchgesetzt werden, da die Landesregierung den offenen Widerstand der arbeitenden und lernenden Jugend fürchtet. Die Palette der erzieherischen Maßnahmen geht aber noch weiter: es wurde angekündigt, daß die Lehrpläne und Schulbücher durchgeforstet und ausgerichtet werden sollen. Ausgerichtet auf den Kurs der 'neuen' Kriegspolitik.

Auch hier auf Minister Stein/Hardenberg erleben wir, das Drill und Schinderei in der Lehrwerkstatt und Berufsschule ihren Platz haben. Da gibts dann Liegestütze - wie auf Kasernenhöfen - wenn's den Ausbildern gegen den Strich geht.

Wer seine Meinung sagt wird strafversetzt - man hat eben nicht aufzumucken, sondern zu gehorchen.

Wir, der KJVD, meinen, daß mit solchen Maßnahmen aufgeräumt werden muß. Denn die Jugend hat keinerlei Interesse daran, in militärischem Gehorsam erzogen zu werden. Die Jugend hat auch kein Interesse daran, sich in die Armeen der Herrschenden pressen zu lassen, um in ihren Kriegen zu verbluten.

Immer schneller wird die Bundeswehr aufgerüstet. Immer mehr Steuergelder fließen in den Kriegshaushalt. Immer größere Rüstungsaufträge werden an die Kapitalisten verschoben. Denn für die lohnt sich das Geschäft mit dem Krieg. Für sie bedeutet Aufrüstung eine sichere Profitquelle. Für sie bedeutet die Armee, sich mit Säbelrasseln Einflußgebiete zu verschaffen. Aber auch, das eigene Volk in Schach zu halten.

Für die Herrschenden dieses Staates ist die Armee, der Bundesgrenzschutz (kurz: BGS) und die Polizei, der wichtigste Faktor ihrer 'inneren Sicherheit'. Mit diesen Waffen hoffen sie die Kämpfe der Volksmassen ersticken zu können. Hoffen sie, die Errichtung des Sozialismus zu verhindern. Die Lage in Nordvietnam und Nordirland sind Beispiele dafür. Aber auch die deutsche Arbeiterschaft hat die Gewehre der Mächtigen zu spüren bekommen. Auch heute schon werden BGS und Polizei massenhaft aufgefahren, bei Streiks und Demonstrationen.

Aber der Blick und die Sehnsüchte der Kapitalisten stehen nach höherem. Wehmütig gedenken sie alter Macht und Herrlichkeit. Gedenken ihrer ehemaligen Fabriken, Ländereien und Schachtanlagen in der DDR, Polen und der Tschechoslowakei (CSSR, d.Vf.). Sie sehen in der Aufrüstung ihr Ziel näher kommen: die Wiedereroberung dieser Gebiete.

Die 'neue' Ostpolitik öffnet ihnen dabei die Tore. Der Handel und die Unterwanderung der osteuropäischen Nachbarn erleichtert natürlich die Kriegsvorbereitungen.

KRIEGSKURS, KEIN WEG DER JUGEND!

Der Weg der Aufrüstung zu neuen Kriegen kann nicht der Weg der Jugend sein. Für die Jugend kommt es vielmehr darauf an, diesen Umtrieben entschieden entgegenzutreten.

Sie muß ihrer militärischen Erziehung, den Verführungskünsten der Werber, den Kampf ansagen. Kein Bundeswehroffizier darf zu Wort kommen, wenn er etwas schönes vom 'Landserleben' in der Schule erzählen will (laut Wehrkundeerlaß).

Die Jugend muß sich gegen Zwangsrekrutierung, gegen Aufrüstung und Kriegsvorbereitung stemmen.

Aber wenn wir zur Bundeswehr gehen, dann mit der Gewißheit, die Waffen nicht für die Herrschenden zu gebrauchen. Sondern zu lernen, sie für den Kampf der Arbeiterschaft einzusetzen. Um das Kapital zu verjagen - für den Sieg des Sozialismus. Nur die Kraft des gesamten Volkes kann den Krieg verhindern.

Nur durch die Abschaffung des Kapitalismus wird der Frieden gesichert.

Der Kommunistische Jugendverband Deutschland wird zur 33. Wiederkehr des Ausbruchs des 2. Weltkrieges einen Antikriegstag (AKT, d.Vf.) in München abhalten.
Der Kongreß steht unter der Losung:
JUGEND GEGEN AUFRÜSTUNG UND IMPERIALISTISCHEN KRIEG!
FÜR SOZIALISMUS UND FRIEDEN!
Jeder ist aufgerufen, sich daran zu beteiligen!"

Es wird zitiert ("Antikriegstag - Warum in München?") aus und geworben für das Extrablatt des 'Kampf der Arbeiterjugend' (KDAJ - vgl. Juli 1972), das auch bei Minister Stein/Hardenberg verkauft werden soll (vgl. 24.7.1972).

Der Artikel schließt mit den Parolen:"
KÄMPFT GEGEN DIE ALLGEMEINE DIENSTPFLICHT!
KEINE EINFÜHRUNG DES MILITÄRISCHEN ARBEITSDIENSTES! HÄNDE WEG VON DER KRIEGSDIENSTVERWEIGERUNG (KDV, d.Vf.)!
SCHLUSS MIT DER RÜSTUNGSPRODUKTION!
SCHLUSS MIT STEUERERHÖHUNGEN UND STAATLICHER PREISTREIBEREI ZUR FÜLLUNG DER KRIEGSKASSEN!
HÄNDE WEG VON CHINA!
VERTEIDIGT DEN SIEG DES SOZIALISMUS!
FÜR DEN SIEG IM REVOLUTIONÄREN BEFREIUNGSKAMPF DER VÖLKER INDOCHINAS!"

In einem Kasten heißt es:"
TOP JOB bei der Bundeswehr? Als Gefreiter oder Hauptmann endlich mal was zu sagen haben? Feines Leben gegen die Scheißmaloche am Pütt? - Klar, daß diese Versprechungen der Bourgeoisie sich in unserem Kopf irgendwie festhaken! Wenn man sich die tagtägliche Arbeit unter Tage mal so richtig anguckt, überlegt, daß man das vielleicht sein ganzes Leben lang machen soll! - Klar, daß man über die herrlichen Versprechungen über das Leben beim Bund nachzudenken beginnt und dann den 1. Oktober (den Einziehungstermin) herbeisehnt.

WIDERLICH SCHAMLOS NUTZEN SIE DIE ELENDE LAGE BESONDERS BERGJUNGARBEITERN AUS UM SIE IN IHRE ARMEE HINEINZULOCKEN!!!!!!!

Und dann die Wirklichkeit: unmenschlicher, faschistischer Drill, ein physisches Kaputtmachen, tagelang Bau und Schikaniererei, wenn einer das Maul mal aufreißt, Hetze und militaristische Verseuchung - um uns widerstandslos eines Tages auf unsere ausländischen Kollegen zu hetzen, damit wir uns für IHRE Ziele, IHR Geld schlagen!

NEIN! - KEINEN GROSCHEN, KEINEN MANN FÜR DEN BONNER RÜSTUNGSPLAN!"
Q: Jugend-Rutsche Bundeswehrwerber in Betrieb und Schulen - Raus!, Dortmund O. J. (Juli 1972)

26.07.1972:
Laut der KPD/ML-ZB richtet die Bundesleitung ihres KJVD zum RAKT "Briefe an die Rote Garde (RG, d.Vf.), Jugendorganisation der Gruppe Roter Morgen (KPD/ML-ZK, d.Vf.), den KJV, zusammen mit KSV und KOV Jugendorganisation der KPD/AO, an die RJ/ML, Jugendorganisation des KAB/ML sowie verschiedene befreundete ausländische Organisationen". Ziel der Briefe ist es, "gemeinsam über die Vorbereitung des roten Antikriegstages zu beraten".

In dem Schreiben heißt es weiter:"
Ein gemeinsamer Roter Antikriegstag 72 bietet die beste Möglichkeit, die Einheit im Kampf voranzutreiben. Der Bonner Staat versucht jeden antimilitaristischen Widerstand mit terroristischen Maßnahmen zu unterdrücken, der gemeinsame Kampf der Marxisten-Leninisten stellt eine entscheidende Schwächung des Bonner Staates dar." Zum Erfolg dieser Bemühungen (vgl. 2.8.1972) äußert sich die KPD/ML-ZB später ebenfalls (vgl. 21.8.1972).
Q: Rote Fahne Nr. 17, Bochum 21.8.1972, S. 6; Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 49, Bochum 9.8.1972

30.07.1972:
Laut eigenen Angaben führen heute die KPD/ML-ZB und ihr "KJVD die erste Soldatenkonferenz durch. Aus allen Teilen der Bundeswehr waren die Genossen zu dieser Konferenz gekommen, um in einer Beratung die Grundsätze und die nächsten Aufgaben für den Kampf in der Bundeswehr zu bestimmen. Bisher hatten KPD/ML und KJVD den festen organisierten Kampf in der Armee nicht genügend beachtet. Dieser Fehler sollte durch die Konferenz korrigiert werden, die Konferenz sollte damit auch Grundlagen schaffen, um der gesamten marxistisch-leninistischen Bewegung ihre Aufgaben im Kampf gegen den Bonner Staat zu zeigen. …
Der antimilitaristische Kampf in der Armee ist Teil des gesamten Kampfes der Volksmassen unter der Führung der Arbeiterklasse gegen den Bonner Staat. Nur wenn wir die Arbeit in der Armee auf der Grundlage der gesamten Politik durchführen, können wir die engste Verbindung zwischen Arbeitern, Bauern und Soldaten schaffen. … Nach ausführlicher Diskussion und Beratung ging die Konferenz mit dem klaren Kampfauftrag der Mobilisierung der Soldaten zum Antikriegstag nach München zu Ende. … Die Konferenz stellte einen wichtigen Schritt für den organisierten Kampf in der Armee dar. Antimilitaristische Kämpfer in der Bundeswehr, wendet Euch an KPD/ML und KJVD, führt mit uns gemeinsam den Kampf. … Auf zum Kampf gegen die Notstandsübung in München! Jugend gegen Militarismus und imperialistischen Krieg - Für Sozialismus und Frieden! Krieg dem imperialistischen Krieg!"

Weitere Parolen sind:
- Entwaffnung der Bourgeoisie - Bewaffnung des Proletariats,
- Die Arbeiterklasse muß die Führung inne haben,
- Der Kampf in der Armee ist Teil des gesamten revolutionären Kampfes,
- Den antimilitaristischen Kampf mit dem Kampf gegen das KPD-Verbot verbinden.
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr. 7, Bochum Aug. 1972, S. 5; Rote Fahne Nr. 16, Bochum 7.8.1972, S. 4f

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August 1972:
Der KJVD der KPD/ML-ZB gibt ein weiteres Extrablatt seiner Zeitung 'Der Kampf der Arbeiterjugend' (KDAJ - vgl. Juli 1972, Aug. 1972) zur Mobilisierung für den 'Roten Antikriegstag' (RAKT) heraus. Der KJVD ruft dazu auf, "am 2. September, am Roten Antikriegstag 1972, in München gegen Aufrüstung und imperialistischen Krieg, gegen die Einführung der allgemeinen Dienstpflicht und gegen das KPD-Verbot zu demonstrieren".
Spenden kamen aus
- Berlin vom KJVD Landesverband;
- Hessen aus Hanau;
- NRW von der KJVD Ortsgruppe Wuppertal, dem eigenen Landesverband, einer Mitgliederversammlung in Gelsenkirchen, aus Essen, von einem KPD/ML-ZB Mitglied in Recklinghausen und von Genossen in Krefeld.

Eingegangen wird auch auf MAN und die Jusos der SPD Bochum in NRW.

Verkauft werden soll dieses Extrablatt u.a. in:
- NRW in Dortmund bei Minister Stein/Hardenberg (IGBE-Bereich - vgl. 25.8.1972).
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Extrablatt, Bochum Aug. 1972

August 1972:
Im August bringt der KJVD der KPD/ML-ZB die Nr. 7 seines 'Der Kampf der Arbeiterjugend' (KDAJ) (vgl. Aug. 1972, Sept. 1972) heraus. Viele Artikel widmen sich der Antimilitarismus-Arbeit des KJVD (vgl. 30.7.1972), so wird z.B. für den Roten Antikriegstag (RAKT) (2.9.1972) eine Aktionseinheit mit Roter Garde (RG) der KPD/ML-ZK, KJV der KPD und RJ/ML des KAB/ML bzw. KABD angestrebt:"
Gleichzeitig wird der KJVD die proletarisch-internationalistische Solidarität mit verschiedenen ausländischen, befreundeten Organisationen vertiefen und die gemeinsame Kampffront gegen den völkerfeindlichen westdeutschen Revanchismus noch fester schmieden. Die revolutionäre Jugend Westdeutschlands wird unseren ausländischen Freunden ihre Entschlossenheit bekunden, niemals zuzulassen, daß vom westdeutschen Boden ein neuer imperialistischer Krieg ausgeht." Der RAKT ist "ein gemeinsamer Kampftag gegen Aufrüstung und Kriegspolitik". Das Org.Büro des KJVD ruft dazu auf:"
Kollegen, Freunde, Genossen. Dieser Antikriegstag in München muß eine Kampfansage gegen diesen Kriegstreiber- und Notstandsstaat sein! Kommt mit dem KJVD am 2. September nach München unter den Parolen: Jugend gegen Aufrüstung und imperialistischen Krieg - für Sozialismus und Frieden."

Es erscheint auch der Artikel "Der Antikriegstag wird vorbereitet".
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr. 7, Bochum Aug. 1972, S. 1ff und 6

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August 1972:
Die provisorische Bundesleitung des KJVD veröffentlicht eine Broschüre "Straße frei zum roten Antikriegstag" (RAKT - vgl. 1.9.1972), die u.a. antimilitaristische Artikel aus Publikationen des KJVD und der KPD/ML-ZB enthält. Im Vorwort erklärt die PBL:"
Der KJVD hat zum Roten Antikriegstag 1972 aufgerufen. 'Jugend gegen Aufrüstung und imperialistischen Krieg' ist die Losung, unter der der KJVD die werktätige Jugend versammeln will. Dem Kriegskurs des westdeutschen Revanchismus in den Arm zu fallen, das ist eine äußerst wichtige Aufgabe der Jugend in Westdeutschland. Denn an der Spitze des Bonner Kriegstreiberstaates hat die SPD-Regierung in den letzten Jahren unter dem Deckmantel des Friedens und der Entspannung durch Verträge und Abkommen den militärischen Einmarsch in die DDR vorbereitet. Gegen diesen Kriegskurs ruft der KJVD zum Kampf auf. Die werktätigen Jugendlichen haben eine besondere Aufgabe in diesem Kampf. Während die Sozialdemokratie ihr Kriegsprogramm sehr geschickt als Friedenswerk tarnt, spüren die Jugendlichen die Wahrheit am eigenen Leib: als Soldaten in der Armee des westdeutschen Revanchismus. In diese Armee und in die Notstandstruppen soll jetzt die gesamte männliche Jugend hineingepreßt werden. Die allgemeine militärische Dienstpflicht ist mit der 'Wehrreform' der SPD-Regierung eingeführt worden. Selbst die Kriegsdienstverweigerer (KDV, d.Vf.) finden ihren Platz im militärischen Apparat. So will die SPD-Regierung die Millionenarmee schaffen, die sie für ihre Revanchefeldzüge braucht …
Darum hat der KJVD aufgerufen, am Roten Antikriegstag zu demonstrieren: Gegen allgemeine Dienstpflicht! Keine Einführung des militärischen Arbeitsdienstes! Hände weg vom Recht auf Kriegsdienstverweigerung! Krieg dem imperialistischen Krieg! Straße frei für den Roten Antikriegstag! Und weil im revolutionären antimilitaristischen Kampf die Kommunisten die Führer der Jugend sind, weil sie die Jugend und alle Werktätigen hin zu wirklicher Friedenspolitik und Demokratie durch die proletarische Revolution führen, deshalb kämpfen wir auch gegen alle Angriffe der revanchistischen Sozialdemokratie auf die Marxisten-Leninisten. Weg mit dem KPD-Verbot! Der KJVD hat aufgerufen, den Kampf gegen die Massenmilitarisierung der Jugend, gegen Revanchepolitik und Aufrüstungskurs am Roten Antikriegstag in München zu führen."

Aufgabe der Broschüre sei es, aufzuzeigen,
- daß vom westdeutschen Revanchismus eine große Kriegsgefahr ausgeht,
- daß es in Westdeutschland eine werktätige Bevölkerung gibt, die gegen den Kriegskurs bereit ist zu kämpfen,
- daß die Sozialdemokratie der Hauptkriegstreiber in der BRD ist,
- daß von der Arbeiterklasse wirklicher Frieden ausgeht,
- daß das Ziel aller Werktätigen sein muß: Frieden und Sozialismus auf der ganzen Welt,
- daß die Bildung von antimilitaristischen Komitees notwendig ist, um den Kampf gegen Aufrüstung, imperialistischen Krieg, allgemeine Dienstpflicht und KPD-Verbot zu führen.

Die Broschüre, die 50 Seiten hat, ist gegliedert in die Kapitel:
- "Die Kriegsbrandstifter von '36 organisieren die Olympiade von 1972";
- "Westdeutschland im Olympiajahr: Die europäische Sicherheitskonferenz wird vorbereitet";
- "Volksrepublik China - Politik für den Frieden und Freundschaft mit den Völkern der Welt";
- "Olympiade '72 - Sport als Kriegsübung";
- "Olympiade '72 - Revanchekurs gegen die DDR";
- "Olympiade '72 - Olympiade der Bundeswehr";
- "Die freundliche Friedensarmee der Olympischen Spiele";
- "München '72 - Das ganze Deutschland soll es sein";
- "Revanchepolitik und KPD-Verbot - Zwei Seiten einer Medaille";
- "München '72 - Olympiagesetz verbietet Demonstrationen";
- "München '72 - Notstandsübung des Bonner Staates";
- "Straße frei für München";
- "Der antimilitaristische Kampf ist stärker";
- "Wieviele Milliarden gewinnen wir?";
- "Vorwärts der Sozialismus siegt!".

Druck und Verlag der Broschüre erfolgt im Neuen Arbeiterverlag NAV GmbH Westberlin.
Q: KJVD-PBL: Straße frei zum roten Antikriegstag, Westberlin Aug. 1972

August 1972:
Vermutlich Ende August erscheint datiert auf August / September ein Extrablatt "Olympia 1972 - wessen Spiele?" des 'Roten Morgen' (RM - vgl. Aug. 1972, 14.8.1972) der KPD/ML-ZK mit dem Aufruf zum Roten Antikriegstag am 2.9.1972 in München und Kiel.

Kritisiert wird diese Ausgabe u.a. von den Marxisten-Leninisten (ML) Bochum (vgl. März 1973).
Q: ML Bochum: Schlag zu und schon geht es los. Die KPD/ML und der Klassenkampf in der BRD, Bochum o.J. (1973), S. 54; Roter Morgen Extrablatt Olympia 1972 - wessen Spiele?, Hamburg Aug. / Sept. 1972

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August 1972:
Von der KPD/ML-ZB und dem KJVD erscheint ca. Mitte August in Dortmund eine "Gemeinsame Erklärung der Betriebsgruppen der KPD/ML und des KJVD Westfalenhütte, Phönix (Hoesch, d.Vf.), Minister Stein: Auf nach München". Die Erklärung ruft dazu auf, am 2.9. in München am Roten-Antikriegstag (RAKT) teilzunehmen sowie an einer Veranstaltung in Dortmund (vgl. 29.8.1972).
Q: KPD/ML-ZB, KJVD: Gemeinsame Erklärung der Betriebsgruppen der KPD/ML und des KJVD Westfalenhütte, Phönix, Minister Stein: Auf nach München, Dortmund Aug. 1972

August 1972:
Bei Ford Köln gibt der KJVD der KPD/ML-ZB eine Sonderausgabe seiner 'Roten Schwungscheibe' mit einem Aufruf zum Roten Antikriegstag (RAKT) in München (vgl. 2.9.1972) heraus.
Q: Rote Schwungscheibe Sdr.ausg., Köln Aug. 1972

02.08.1972:
Laut KPD/ML-ZB antwortet das ZK des KJV der KPD der Bundesleitung des KJVD der KPD/ML-ZB (vgl. 26.7.1972, 5.8.1972). Danach ist der KJV nicht dazu bereit, eine Aktionseinheit mit dem KJVD einzugehen. Als Begründung dafür wird hauptsächlich angegeben, daß die Losung des Kampfes gegen den Revanchismus "ein Absinken in den Revisionismus sei".
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 49, Bochum 9.8.1972

03.08.1972:
Das Landesekretariat (LSEK) NRW der KPD/ML-ZB verbreitet das Papier "Taktischer und organisatorischer Plan zum Antikriegstag".
Q: KPD/ML-ZB-LSEK NRW: Taktischer und organisatorischer Plan zum Antikriegstag, Bochum 3.8.1972

05.08.1972:
Laut KPD/ML-ZB antwortet ihr KJVD auf das Schreiben des KJV der KPD (vgl. 2.8.1972) und weist die Unterstellung des Revisionismus zurück.
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 49, Bochum 9.8.1972

07.08.1972:
Es erscheint die Nr. 16 der 'Roten Fahne' der KPD/ML-ZB (vgl. 24.7.1972, 21.8.1972). In "Olympia '72: Heraus zum Roten Antikriegstag" rufen die KPD/ML-ZB "und vor allem der KJVD auf, am 2./3. September, dem Antikriegstag 1972, in München zu demonstrieren. Denjenigen, die sich als friedliebende Völkerfreunde aufspielen, muß die Wahrheit von Aufrüstung und imperialistischem Krieg entgegengesetzt werden. Der versammelten in- und ausländischen Reaktion, vom Schah von Persien bis zum Völkermörder Nixon, müssen alle friedliebenden Kräfte und Demokraten entgegentreten … Olympische Spiele - Fest der Freundschaft der Völker und des friedlichen Sportwettkampfes der Jugend? Die Fassade bröckelt ab. Die Spiele sind fest in den Händen der westdeutschen Monopolherren - im Dienste ihrer Profite und im Dienste des Militarismus und der Unterdrückung des Klassenkampfes. Das sind die 'Spiele', die außer der Bundeswehr von 5 000 Mann Polizei aus allen Bundesländern, von 1 000 Mann Bundesgrenzschutz und weiteren Spezialeinheiten bewacht und durch ein Gesetz zum 'Schutz des Olympischen Friedens', das Streiks und Demonstrationen verbietet, geschützt werden sollen. Mobilisierungs- und Notstandsübungen sollen die Spiele München 1972 werden … Heraus zum Antikriegstag 1972 in München! Jugend gegen Aufrüstung und Krieg! Für Sozialismus und Frieden!"
Q: Rote Fahne Nr.16,Bochum 7.8.1972, S. 4

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10.08.1972:
In der KPD/ML-ZB erscheint vermutlich um heute herum erstmals der 'Rote Antikriegstagskurier' (vgl. 20.8.1972) zum RAKT in München am 2.9.1972.
Q: Roter Antikriegstagskurier Nr. 1, Bochum 1972

14.08.1972:
In Dortmund erscheint vermutlich in dieser Woche eine 'Jugend-Rutsche' (vgl. 17.7.1972, 14.8.1972) der Jugendbetriebsgruppe Minister Stein/Hardenberg des KJVD der KPD/ML-ZB. Aufgerufen wird auch zum Roten Antikriegstag in München (RAKT - vgl. 2.9.1972).
Q: Jugend-Rutsche Schluß mit den Umversetzungen!, Dortmund O. J. O. J. (Aug. 1972), S. 4f

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14.08.1972:
In Dortmund erscheint zum ersten Male von der KPD/ML-ZK die 'Stählerne Faust' (vgl. 3.10.1972) als Betriebszeitung für Hoesch, nachdem die bisherige 'Rotfront' durch die Abspaltung der Bolschewistischen Linie (BL) der ehemaligen KPD/ML (RM) aufgegeben werden mußte. In einer Kritik von Klaus Dillmann (KPD/ML-ZB) heißt es dazu u.a.:"
Daß der Bonner Staat Neuwahlen vorbereitet, wird ebensowenig erwähnt wie eine Vorbereitung auf den Antikriegstag (RAKT - vgl. 2.9.1972, d.Vf.) in München."
Q: Dillmann, Klaus: Kritik an Stählerne Faust Nr. 1 (August 1972), Dortmund O. J. 1972; Stählerne Faust Nr. 1, Dortmund Aug. 1972

15.08.1972:
Von der KPD/ML-ZB wird bei Opel Bochum heute vermutlich eine Ausgabe der 'Presse' herausgegeben, von der uns nur ein Blatt vorlag.
Auf der Rückseite (vermutlich Seite 6) ruft der KJVD auf zum RAKT (vgl. 2.9.1972):"
AUF ZUM ANTIKRIEGSTAG!

Kurz vor Beginn der Berufsschulferien (vgl. 14.6.1972, d.Vf.) wurde der Lehrer N. Osswald von der Städtischen Bildungsanstalt entlassen. Man brauche ihn nicht mehr, wurde gesagt. Der wahre Grund: N. Osswald ist Mitglied der KPD/ML, sein Name steht unter vielen Betriebszeitungen.

Auf der einen Seite: Fortschrittliche Lehrer werden entlassen - auf der anderen:
- Jugendoffiziere geben Berufsschulstunden
- Im Landtag soll ein Wehrkundeerlaß (WKE, d.Vf.) durchgebracht werden, verkleidet als Erlaß zum politischen Unterricht und die CDU hat im Landtag (vgl. **.*.1972, d.Vf.) schon klar sein Ziel genannt: 'die MORALISCHE VERPFLICHTUNG, SOLDAT ZU WERDEN, um die freiheitliche Gesellschaftsordnung weiter zu verteidigen, muß in der Jugend wieder fester verankert werden.'
- Die Einrichtung von Bundeswehrhochschulen (BWHS, d.Vf.) ist geplant, hierfür steht jederzeit genügend Geld und Personal bereit! Geld, das dem kleinen Mann aus der Tasche gezogen wird!

Wem dienen diese Maßnahmen?

Damit sollen die Soldaten zurechtgeschneidert werden, die dann bereitwillig für die Interessen der Krupp und Thyssen in den Krieg marschieren sollen. Denn unsere 'freiheitliche Grundordnung' ist dieser Staat nicht!

Freiheit und Frieden - das gibt es für den Arbeiter nur im Sozialismus!

Und unsere Wehrgerechtigkeit ist es bestimmt auch nicht, die jetzt mit der neuen Wehrreform und mit dem Abbau des Rechts auf Kriegsdienstverweigerung (KDV, d.Vf.) durchgeführt wird. Damit soll durch die Hintertür die allgemeine Dienstpflicht wie unter Hitler eingeführt werden!

Dieser Staat bekommt von uns nichts freiwillig!

KÄMPFT GEGEN DIE ALLGEMEINE DIENSTPFLICHT!

Wir werden ihm einen Strich durch die Rechnung machen: Die Waffen müssen den Interessen der Arbeiterklasse dienen, für die Kapitalisten werden wir nicht bluten!

KRIEG DEM IMPERIALISTISCHEN KRIEG!

Der KJVD ruft euch alle auf:
Kommt mit zum ANTIKRIEGSTAG NACH MÜNCHEN!

Nach München, wo 31 000 Soldaten die olympischen Spiele retten sollen (Leber), wo ein Gesetz zum Olympischen Frieden besteht, das Streiks und Demonstrationen verbietet, wo sich Brandt und Nixon (USA, d.Vf.) und der Schah von Persien (Iran, d.Vf.) der Jugend der Welt darstellen werden!"

Berichtet wird auch von Krupp Bochum (vgl. 15.8.1972).
Q: unvollständiges Dokument (vermutlich: Die Presse), Bochum O. J. (15.8.1972)

17.08.1972:
Laut KPD/ML-ZB kommt es zwischen der KPD/ML-ZK und der Bundesleitung des KJVD, Jugendorganisation der KPD/ML-ZB zu einer "Gemeinsamen Erklärung zum Roten Antikriegstag" (RAKT), in der es u.a. heißt:"
Die KPD/ML (Roter Morgen) und der KJVD, Jugendorganisation der KPD/ML (Rote Fahne), rufen Euch auf, am Roten Antikriegstag in München und Kiel in den Kampf zu treten gegen die Massenmilitarisierung der werktätigen Jugend und gegen die Kriegspolitik des westdeutschen Revanchismus. Macht den Roten Antikriegstag zu einem mächtigen Faustschlag gegen die Einführung der Allgemeinen Dienstpflicht für die werktätige Jugend und gegen das Kriegskomplott Washington - Bonn - Moskau, die sogenannte Europäische Sicherheitskonferenz! In München und Kiel, wo der westdeutsche Revanchismus versucht, mit Friedensschleiern seine Kriegs- und Notstandspolitik zu verdecken, muß ihm die Friedensmaske vom Gesicht gerissen werden. Am Roten Antikriegstag muß in München und Kiel den Völkern der Welt gezeigt werden, daß die revolutionäre Arbeiterklasse und die werktätige Jugend aufgestanden sind, um den völkerfeindlichen westdeutschen Revanchismus und Militarismus, den Bonner Staat, zu stürzen und die Diktatur des Proletariats zu errichten."
Q: Rote Fahne Nr. 17, Bochum 21.8.1972, Beilage

20.08.1972:
In der KPD/ML-ZB erscheint die Nr. 2 des 'Roten Antikriegstagskurier' (vgl. 10.8.1972). In dieser Anleitung für die RAKT-Demonstration am 2.9.1972 in München heißt es u.a.:"
Die bewaffnete Revolution kommt nicht an einem Tag, ihr werden Hunderte, Tausende von Teilschlachten vorausgehen. Schlachten, in denen die Arbeiterklasse im revolutionären Kampf Niederlagen einstecken und Siege erringen wird. Alle diese Teilschlachten werden Schritte zur Revolution sein, in ihnen wird die Arbeiterklasse den revolutionären Klassenkampf lernen. Und deshalb müssen die Massen heute erzogen werden in Teilkämpfen die Gewalt anzuwenden direkt gegen den bürgerlichen Staat zu kämpfen. Deshalb muß das Ziel der Antikriegstagsdemonstration die Erkämpfung der freien Straße sein."
Q: Roter Antikriegstagskurier Nr. 2, Bochum 20.8.1972

21.08.1972:
Es erscheint die Nr. 17 der 'Roten Fahne' der KPD/ML-ZB (vgl. 7.8.1972, 2.9.1972) mit den Artikeln "Straße frei für München" und "Der Antikriegstag wird vorbereitet" zum RAKT und einer Beilage zum RAKT.

Über die Vorbereitung des Roten Antikriegstages (RAKT -vgl. 26.7.1972, 17.8.1972) heißt es, daß bisher "nur zwischen der Roten Garde und dem KJVD Verhandlungen aufgenommen wurden. Trotz verschiedener politischer Differenzen wird zwischen beiden Organisationen mit dem klaren Willen zur Einheit für den Kampf in München verhandelt. Die RJ/ML hat sich trotz zweifacher Aufforderung nicht gemeldet. … Während die RJ-Führer sich bisher nicht gemeldet haben, haben sich die Führer der KPD/AO den Gipfel des Spaltertums geleistet. … (Sie) lehnten wegen zu großer politischer Differenzen ab. … Zur gleichen Zeit als an den KJV ein Bündnisangebot gemacht wurde, erhielt auch das nationale Vietnamkomitee einen Brief. Dieses Komitee ist von der KPD/AO ins Leben gerufen worden. Das nationale Vietnamkomitee rührte sich überhaupt nicht. Plötzlich am 11. 8. erschien in der Zeitung der KPD/AO ein Artikel, daß das Vietnamkomitee in München am 26. 8. eine zentrale Demonstration durchführt, alle anderen Organisationen werden aufgefordert, sich dieser Demonstration anzuschließen. Die Bundesleitung des KJVD ist der Auffassung, daß die Führer der KPD/AO hier einen weiteren Beweis ihres Spaltertums liefern."
Q: Rote Fahne Nr. 17, Bochum 21.8.1972, S. 1, 6 und Beilage

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21.08.1972:
Vermutlich in dieser Woche erscheint morgens in Dortmund eine 'Jugend-Rutsche' der Jugendbetriebsgruppe Minister Stein/Hardenberg des KJVD der KPD/ML-ZB (vgl. 14.8.1972, 28.8.1972). Der letzte Artikel mobilisiert für den RAKT am 2.9.1972:"
ANTIKRIEGSTAG
KOMMT MIT NACH MÜNCHEN!

Jungarbeiter, Lehrling!

Olympiade - das liegt in der Luft! In jeder Zeitung, im Fernsehen, auf Reklamesäulen, im Schaufenster, überall: Olympiade!!
Die 'Jugend der Welt' wird mobilisiert. Sportlichkeit, Fairness, Freude und ehrlicher Wettstreit - das soll die Olympiade zeigen.
Womit? Mit 'Doping', getricksten Aufputschmitteln, mit nahezu grausamem Training bis zur körperlichen totalen Erschöpfung?
'Olympischer Friede?' - wo Rhodesien (Zimbabwe, d.Vf.) zugelassen wird, ein Land, in dem an die 400 000 Rassisten das 4 Millionen Negervolk blutig unterdrücken und ausplündern? Wo den amerikanischen schwarzen Sportlern, die aus Solidarität mit ihren afrikanischen unterdrückten Brüdern, den Start verweigern, angedroht wird: sie sollten gut überlegen - sonst müßten sie nach Vietnam. Wo 2 Milliarden verschleudert werden für 16 Tage 'Olympische Spiele', besser: 'Propaganda'? 2 Milliarden - wo Kindergärten, Schulen und Parkplätze für büßen müssen?

DAS IST KEIN FEST DER FREUDE FÜR DAS BREITE VOLK

Aber, 'die Olympiade ist ein Fest der Völkerverständigung!' rufen die bürgerlichen Parteien und laden den Völkermörder NIXON (USA, d.Vf.) herzlich ein. Verständigung mit dem, der die Befehle gibt, mit Millionen Tonnen Bomben das vietnamesische Volk zu meucheln, ihr Land zu einzigen Kratern zu machen?

DAS IST KEIN FEST DER VÖLKERVERSTÄNDIGUNG

Aber, 'die Olympiade ist das Fest der Entspannung', ruft die SPD-Regierung. Entspannung? - wo sie gerade in herrlichster Eintracht mit FDP und CDU/CSU die 'Gesetze zur Inneren Sicherheit' (vgl. 22.6.1972, d.Vf.) verabschiedet hat?
GESETZE, DIE
- den Bundesgrenzschutz (BGS, d.Vf.) beauftragen, 'rechtmäßig' gegen streikende Arbeiter vorzugehen, auf sie zu schießen, wie es die Truppen in Spanien schon geprobt haben.
- durch die 50 000 Jugendliche jährlich mehr durch den Drill und die faschistische Schule der Bundeswehr geschleust werden sollen ('Wehrreform').
- das Recht auf Kriegsdienstverweigerung (KDV, d.Vf.) verbieten und alle 'Verweigerer' zur Feuerwehr, zum Zivilschutz, zur Post und Bahn schicken. Und Feuerwehr und Zivilschutz unterstehen im Kriegsfall direkt dem Rüstungsministerium! MILITÄRISCHER ARBEITSDIENST wird hiermit eingeführt - genau wie wir ihn von Hitler kennen!
- durch den 'Wehrkundeerlaß' (WKE, d.Vf.) tausende Jugendliche in Schule und Betrieb für den Militarismus und die 'Vaterlandsverteidigung' VERziehen sollen.
- die Vorbeugehaft legalisieren, womit Kollegen, die sich schon als Streikführer gezeigt haben, bei 'drohenden' Kampfaktionen der Arbeiter vorsorglich für ein Jahr in Haft genommen werden können.

GIFTGAS 'ENTSPANNUNG' - DAMIT DIE VÖLKER DER WELT VERNEBELT WERDEN UND DIE TATEN DER WESTDEUTSCHEN REGIERUNG VERGESSEN.

Aber, 'Die Olympiade ist das Fest des Friedens', 'sie ist nur durch die Unterstützung der Bundeswehr möglich', erzählen uns Brandt, Schmidt, Leber und wie sie alle heißen. OLYMPIADE - TEST DER STÄRKE UND DISZIPLIN DER TRUPPEN! 24 000 Mann von der Bundeswehr, Bundesgrenzschutzstaffeln und sorgsam ausgewählte Elitetruppen der Polizei stehen während der Olympiade bereit! Sie werden dargestellt als 'freundliche Helfer', die stets sprungbereit sind, wenn's darum geht, Siegerehrung abzuhalten, Erbsensuppe zu kochen oder Chauffeuer zu spielen. BER KEINE ZEITUNG, KEIN FERNSEHEN SPRICHT DAVON, DASS DIE SPD/FDP-REGIERUNG STREIKS UND DEMONSTRATIONEN WÄHREND DER OLYMPIADE GESETZLICH VERBOTEN HAT, DASS DIESES GESETZ BIS ZUM 31.12. GILT, WO ZWAR KEINE OLYMPIADE MEHR STATTFINDET, WO ABER DIE METALLTARIFRUNDE (MTR, d.Vf.) BEGINNT!!!

STRASSE FREI FÜR MÜNCHEN!
VERTEIDIGEN WIR UNSER RECHT AUF DIE STRASSE!

Das ist ein Vorstoß der herrschenden Klasse und ihrer SPD/FDP-Regierung gegen die Arbeiterklasse, ein Angriff auf die werktätige und lernende Jugend. Die herrschende Klasse weiß genau: 'Wer die Jugend hat, der hat die Zukunft'! Und IHRE Zukunft, die heißt KRIEG nach außen: Unterdrückung und Ausplünderung anderer Völker, um ihren Reichtum und Profit zu mehren, heißt für uns: eine Kugel durch den Kopf, die Lungen voll Giftgas, heißt sterben und vermodern für die Profitinteressen des westdeutschen Kapitals - denken wir nur an die Tausenden von amerikanischen Soldaten in Vietnam! - IHRE Zukunft heißt: KRIEG nach innen, um sich zu schützen gegen den Ansturm der Kollegen, wenn sie sich nicht länger Arbeitshetze, Rationalisierung LohnRAUB, Abbau aller erkämpften demokratischen Rechte gefallen lassen.
Für diese Zukunft braucht sie UNS, die JUGEND. Wer soll sonst die Gewehre tragen, die Panzer fahren? - DESHALB DIE 'GESETZE ZUR INNEREN SICHERHEIT'!

NEIN! UNSERE ZUKUNFT heißt: auf der Seite der kämpfenden Arbeiterklasse stehen, gegen die Angriffe der herrschenden Klasse und ihres Staates. Und wenn sie die Arbeiter mit GEWALT zum Stillhalten zwingen wollen, wenn sie uns, die Jugendlichen losschicken wollen, um einen Streik zu zerschlagen:
DREHEN WIR DIE GEWEHRE UM! SCHLAGEN WIR DIE HERRSCHENDE KLASSE MIT IHREN EIGENEN WAFFEN! LERNEN WIR DAS WAFFENAHNDWERK IN DER BUNDESWEHR! NUR ZU! ABER KÄMPFEN WIR AUF DER EINZIG RICHTIGEN SEITE:
DER SEITE DER ARBEITERKLASSE UND DES WERKTÄTIGEN VOLKES GEGEN DIE HERRSCHENDE KLASSE! KÄMPFEN WIR FÜR UNSEREN STAAT: DEN SOZIALISTISCHEN ARBEITER- UND BAUERNSTAAT!

KRIEG DEM IMPERIALISTISCHEN KRIEG!
ENTWAFFNUNG DER BOURGEOISIE - BEWAFFNUNG DER ARBEITERKLASSE!
GEGEN NOTSTAND, AUFRÜSTUNG UND REVANCHEPOLITIK -
FÜR SOZIALISMUS UND FRIEDEN!

Wir, die westdeutsche Jugend, haben eine VERANTWORTUNG vor den Völkern der Welt! Wir müssen verhindern, daß ein drittes Mal von westdeutschem Boden ein blutiger und mörderischer Krieg ausgeht. Lassen wir uns nicht vor den Todeskarren der herrschenden Klasse spannen, bekämpfen wir das Wiedererstarken der westdeutschen militärischen Macht - das die Völker der Welt mit Besorgnis beobachten!
ZIEHEN WIR IN SCHAREN NACH MÜNCHEN!
Schwören wir vor den Völkern der Welt:
WIR, DIE JUGEND, KÄMPFEN GEGEN AUFRÜSTUNG UND IMPERIALISTISCHEN KRIEG!
Gegen den Militarismus, den Würgeengel aller Kultur, der - das Volk aussaugend - alle Mittel frißt, die einem wahren Fortschritt dienen könnten. Gegen den Militarismus, der die werktätige und lernende Jugend in Scharen aufsaugt, der ihre Köpfe mit kriegslüsternen Gedanken verseuchen will.

KÄMPFT GEGEN DIE ALLGEMEINE DIENSTPFLICHT!
KEINE EINFÜHRUNG DES MILITÄRISCHEN ARBEITSDIENSTES!
HÄNDE WEG VOM RECHT AUF KRIEGSDIENSTVERWEIGERUNG!
FREIE POLITISCHE UND GEWERKSCHAFTLICHE BETÄTIGUNG DER SOLDATEN!

AUF NACH MÜNCHEN! FAHRKARTEN (40 DM) GIBT'S BEI DEN KDAJ-VERKÄUFERN VORM TOR!
WER'S NICHT SCHAFFT, 40 DM ZUSAMMENZUKRATZEN, WIR FINDEN SCHON WEGE, UM DAS ZU REGELN!"
Q: Jugend-Rutsche Mißlungene Jugendversammlung? - Aus Fehlern lernen!, Dortmund O. J. (Aug. 1972)

23.08.1972:
In Wetzlar führt der KJVD der KPD/ML-ZB zur Vorbereitung des Roten Antikriegstages (RAKT) einen Infostand vor dem Haus der Jugend (HdJ) durch, was in der Antikriegstagsbeilage sowohl zu seinem Zentralorgan als auch dem der KPD/ML-ZB Erwähnung findet.
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr. 8, Bochum Sept. 1972, Beilage, S. 2; Rote Fahne Nr. 18, Bochum 2.9.1972, Beilage S. 2

26.08.1972:
Nach eigenen Angaben der KPD/ML-ZB beginnt heute in NRW, vermutlich in Bochum, eine zweitägige "Konferenz der Landeskomitees der KPD/ML und der Politleiter der Landeskomitees des KJVD, der Jugendorganisation der KPD/ML". Dazu heißt es u.a.:"
Diese Konferenz war besonders wichtig, weil hier über den Stand der programmatischen Arbeit des Zentralbüros angesichts der bevorstehenden Neuwahlen berichtet wurde. Die Politik und Taktik der Partei bei den Neuwahlen wurde diskutiert, Beschlüsse zur Reorganisation der Partei gefaßt und die besonderen Aufgaben der Partei beim Antikriegstag am 2. September bestimmt. … Der Vertreter der provisorischen Bundesleitung des KJVD stellte noch einmal die wichtigsten Aufgaben der Kommunisten im Kampf gegen den imperialistischen Krieg dar. Die erste und wichtigste Aufgabe im Kampf gegen den imperialistischen Krieg ist der Kampf für die Entwicklung der Bourgeoisie und die Bewaffnung des Proletariats, d. h. die allgemeine Volksbewaffnung unter Führung der Arbeiterklasse für den Sturz des Bonner Staates zu erkämpfen. Eine zweite äußerst wichtige Aufgabe ist der demokratische Kampf gegen die Massenmilitarisierung und die Vorbereitung eines Revanchekrieges durch die westdeutschen Imperialisten. Hier besteht die Aufgabe darin, für die Verhinderung eines bestimmten Krieges alle Kräfte des Friedens zu mobilisieren. Heute stehen beide Aufgaben vor uns und es ist die Pflicht der Partei, wie der Vertreter der Provisorischen Bundesleitung zurecht hervorhob - diesen Kampf zu führen. … Auch die Durchführung des Antikriegstages ist ein Beweis dafür, daß sich die Partei auf die bloße Anleitung der antimilitaristischen Arbeit als Ressort-Arbeit beschränkt. Die Partei muß alles tun, um diesen Zustand zu ändern. Auf der Konferenz konnte über die Fragen der Verhinderung eines bestimmten Krieges zwar grundsätzlich in Bezug auf einen dritten Weltkrieg, aber nicht in Bezug auf den Kampf gegen den Revanchekrieg des Bonner Regimes Einheit erzielt werden. … Es muß aber untersucht werden, wie sich dieses besonderen Probleme des Friedenskampfes in Westdeutschland darstellt. Die gesamte Konferenz war eine wirkliche Konferenz der weiteren Festigung der Einheit der Partei auf allen Gebieten und ein empfindlicher Schlag gegen alle 'links'-revisionistischen, kapitulantenhaften und revisionistischen Tendenzen."
Q: Rote Fahne Nr. 18, Bochum 2.9.1972, S. 1ff

28.08.1972:
Der 'Rote Morgen' Nr. 17 (vgl. 14.8.1972, 11.9.1972) erscheint mit dem "Aufruf des Zentralkomitees der KPD/ML zur Olympiade 1972" bzw. zum Roten Antikriegstag (RAKT) in Kiel und München.
Q: Roter Morgen Nr. 17, Hamburg 28.8.1972

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28.08.1972:
Bei Cassella Frankfurt gibt die KPD/ML-ZB ihren 'Roten Cassella-Arbeiter' Nr. 10 (vgl. 21.6.1972, 12.9.1972) heraus mit dem Leitartikel "Wir rufen die Jugend der Welt!" zur Olympiade bzw. zum Roten Antikriegstag (RAKT).

Weitere Artikel sind:
- "Auf zur Filmveranstaltung der KPD/ML" zum Antikriegstag am 31.8.1972;
- "Polizei vor Tor 7" wobei es um RAKT-Plakate ging; sowie
- "Plattform zum Antikriegstag 1972" des KJVD, die sich an die Jugendvertretung Cassella und an die SAG Cassella wendet.
Q: Roter Cassella Arbeiter Nr. 10, Frankfurt Aug. 1972

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31.08.1972:
In Frankfurt soll eine Filmveranstaltung der KPD/ML-ZB zum Roten Antikriegstag (RAKT) im Lokal 'Stadt Offenbach' in Alt-Fechenheim stattfinden.
Q: Roter Cassella Arbeiter Nr. 10, Frankfurt Aug. 1972, S. 3

September 1972:
In der Nr. 8 seines 'Der Kampf der Arbeiterjugend' (KDAJ) (vgl. Aug. 1972, Okt. 1972) des KJVD der KPD/ML-ZB finden sich über die Vorbereitung und Durchführung des Antikriegstages (AKT) Berichte aus Baden-Württemberg aus Friedrichshafen und Stuttgart, aus Bayern aus München und Dachau (vgl. 1.9.1972), aus Hessen aus Wetzlar (vgl. 23.8.1972), aus Hamburg und aus Schleswig-Holstein aus Kiel, wo sich der gesamte Landesverband Wasserkante an der Demonstration beteiligte, sowie von Kundgebungen in Berlin-Neukölln und Kreuzberg.
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr. 8, Bochum Sept. 1972; Beilage

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September 1972:
Es beginnt die 'illegale' Phase der KPD/ML-ZB.
Ihren Anfang nimmt sie mit dem Roten Antikriegstag (vgl. 2.9.1972) in München. Nach eigenen Einschätzungen steht die Organisation kurz vor einem Verbot. Die gesamte Organisation müsse daher konspirativ arbeiten. KPD/ML-ZB und KJVD werden anhand Lenins Schrift:"Brief an einen Genossen über unsere organisatorischen Aufgaben" mit der Arbeit in der Illegalität vertraut gemacht. Die Organisationsstrukturen (u.a. Demokratischer Zentralismus) werden aufgehoben, die Partei und der Jugendverband in die legal arbeitende 'Organisation der Arbeiter' (OdA) und die illegal arbeitende 'Organisation der Revolutionäre' (OdR) (Lenin) eingeteilt.
Q: KPD/ML-ZB: Vorwärts zur 1. Parteikonferenz. Vorwärts zur Überwindung der Krise der Partei, Bochum 1972

September 1972:
Bei Siemens Würzburg gibt die KPD/ML vermutlich Anfang September den 'Roten Lautsprecher' (vgl. März 1972, Sept. 1972) als Extrablatt heraus. Enthalten ist auch der Artikel "Heitere Kriegsolympiade", der auch berichtet vom RAKT in München. Beigelegt ist das 'Roter Morgen' Extrablatt "Olympia 1972 - wessen Spiele?" von August / Sept. 1972.
Q: Roter Lautsprecher Extrablatt Die Stopper kommen, O. O. (Würzburg) O. J. (1972), S. 3f; Roter Morgen Extrablatt Olympia 1972 - wessen Spiele?, Hamburg Aug. / Sept. 1972

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September 1972:
Bei Schering Berlin gibt die KPD/ML-ZK ihr 'Rotes Rührwerk' Nr. 7 für September (vgl. Apr. 1972, Nov. 1973) heraus mit dem "Bericht vom Roten Antikriegstag" zum RAKT am 2.9.1972.
Q: Das rote Rührwerk Nr. 7, Berlin Sept. 1972, S. 7

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01.09.1972:
Vermutlich heute erscheint das Flugblatt der KPD/ML-ZK Landesverband NRW und der Roten Garde (RG) Bochum: "Olympia, Olympia, Rekord, hinterm Sport der Massenmord". Aufgerufen wird dazu, morgen in München am Roten-Antikriegstag (RAKT) teilzunehmen.
Q: KPD/ML-ZK-LV NRW, RG Bochum: Olympia, Olympia, Rekord, hinterm Sport der Massenmord, Bochum O. J. (1972)

02.09.1972:
Es erscheint die Nr. 18 der 'Roten Fahne' der KPD/ML-ZB (vgl. 21.8.1972, 18.9.1972) mit dem Leitartikel "Zum Roten Antikriegstag in München. Kanonenfutter für die Krupps und Abs - Niemals!", in dem es u.a. heißt:"
Vor 33 Jahren, am 1. September 1939, überfielen die Hitlertruppen Polen und begannen damit den II. Weltkrieg. Sechs Jahre lang brachte das schwarze Balkenkreuz mit den weißen Rändern auf Panzern und Flugzeugen Tod und Verderben über die Völker Europas und der ganzen Welt, bis es vom Hammer der Roten Armee unter dem Kommando Stalins vernichtet wurde. Drei Jahre zuvor hatten in Berlin unter dem Hakenkreuz Olympische Spiele stattgefunden, während gleichzeitig die Hitlertruppen in der Legion Condor das spanische Volk mit Bomben terrorisierten … Heute, 33 Jahre später, finden in München zum zweiten Mal Olympische Spiele auf deutschem Boden statt. Wie 1936 in Berlin stehen wieder Soldaten bereit, um die Olympiade zu 'retten', wie die Westdeutsche Allgemeine am 13. August schrieb. 31 000 Mann Olympia-Heer - mehr als 1936 … Heute ist die Bundesrepublik der einzige Staat in Europa, der offen die Revision der Grenzen in Europa fordert. Mit der sogenannten 'Wiedervereinigung' haben die Bonner Politiker seit 1945 die Einverleibung der DDR gemeint und die Oder-Neiße-Grenze nicht anerkannt. Heute heißt die Formel: 'Wiederkehr Deutschlands in seinen historischen und natürlichen Grenzen'. Das bedeutet: Sie erhoben und erheben den Anspruch auf das Staatsgebiet der DDR und Teile Polens … Die sogenannten 'Ostverträge' haben diese Ansprüche nur noch verschärft … Im Herbst beginnen die ersten Verhandlungen zur Vorbereitung einer sogenannten 'Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa' (KSZE, d.Vf.), an der neben den europäischen Staaten auch die USA und Kanada teilnehmen sollen. Diese Sicherheitskonferenz ist ein ungeheurer Betrug, ein neues München. Denn zum Hauptgaranten dieser europäischen Sicherheit soll die Bundesrepublik werden … Olympia 1972 steht wie Olympia von 1936 im Zeichen neuer Kriegsvorbereitungen … Die Münchener Olympiade spielt in den finsteren Plänen Bonns eine wichtige Rolle. Den Völkern der Welt soll hier ein angeblich strahlendes, mächtiges, aber friedliebendes Westdeutschland vorgegaukelt werden. Es soll der Eindruck erweckt werden, als sei der Militarismus in Westdeutschland gezähmt. Der friedliche Einsatz der 31 000 Bundeswehr-Soldaten in München soll das Balkenkreuz vergessen machen … Diese Absichten der Bonner Revanchisten müssen entschieden durchkreuzt werden … Deshalb hat der KJVD am 2. September die westdeutsche Jugend zum Roten Antikriegstag nach München gerufen. Der Rote Antikriegstag wird die Wahrheit über den westdeutschen Revanchismus ans Licht zerren … Straße frei für den Roten Antikriegstag."

In der beigelegten "Erklärung des Zentralbüros und der Provisorischen Bundesleitung des KJVD: Arbeiter! Werktätige! Für das Recht auf die freie Straße wurde die Bannmeile durchbrochen" heißt es:"
Arbeiter! Werktätige! KPD/ML und KJVD, die Gruppe Roter Morgen und andere marxistisch-leninistische und fortschrittliche Organisationen hatten am Wochenende zum Roten Antikriegstag zu Demonstrationen in den Olympiastädten München und Kiel aufgerufen. Tausende von Arbeitern und werktätigen Jugendlichen sind diesem Aufruf gefolgt. In machtvollen Demonstrationen haben sie die Verbote des Bonner Staates durchbrochen und gegen die Bonner Notstands- und Aufrüstungspolitik gekämpft. Die Bonner Herren antworteten mit neuen Unterdrückungsmaßnahmen, die sich gegen alle Arbeiter und Werktätige richten. Zum ersten Mal wurden in Westdeutschland konzentriert Bundesgrenzschutz (BGS, d.Vf.) und alle Länderpolizeien gegen eine Massendemonstration eingesetzt. Unter direktem Oberbefehl von Genscher, SPD-Vogel und SPD-Polizeipräsident Schreiber wurde die Vorbeugehaft praktiziert. Mit einer unglaublichen Hetze in Presse, Funk und Fernsehen wollen Genscher und CSU-Polizeiminister Merck den antimilitaristischen Kampf der Jugend unterdrücken und das Verbot der KPD/ML und aller Marxisten-Leninisten vorbereiten. Glaubt den Bonner Notstandspolitikern kein Wort. Hier sind die Tatsachen: Seit Monaten haben KPD/ML und KJVD den Roten Antikriegstag 1972 vorbereitet: in Betrieben, Schulen und Kasernen wurden die Pläne der Bonner Kriegstreiber enthüllt und für die Demonstration mobilisiert. Die Bonner Herren haben in der Zeit München in ein Heerlager ihrer Notstandstruppen verwandelt. Im Juni wurden die neuen Notstandsgesetze (NSG - vgl. 22.6.1972, d.Vf.) und das 'Gesetz zum Schutz des olympischen Friedens' von Brandt, Genscher und Strauß durchgepeitscht. 25 000 Soldaten, 10 000 Polizisten und Bundesgrenzschutztruppen wurden nach München verlegt. Durch willkürliche Verhaftungen in München und bei einer antifaschistischen Kundgebung in Dachau sollten wir eingeschüchtert werden. Die Abschlußkundgebung am Samstag in der Innenstadt wurde verboten. Tausende von Polizisten, Hunderte von Polizeispitzeln und Provokateuren, die unter der Jacke MPs trugen, waren eingesetzt. Am Rande der Innenstadt fuhren fünf Panzer auf. Aber der Rote Antikriegstag hat das Recht der Arbeiterklasse auf die Straße verteidigt. Hunderte durchbrachen die Polizeiketten und führten eine Kundgebung in der Innenstadt durch. Zur gleichen Zeit verteidigten auch die Demonstranten in Kiel die demokratischen Rechte der Arbeiterklasse … Dieser Rote Antikriegstag versetzte die Bonner Herren in Schrecken: Genscher selbst eilte nach München: unter seinem Oberbefehl wurde am Sonntagmorgen eine legal angemeldete Demonstration der Gruppe 'Rote Morgen' (KPD/ML-ZK, d.Vf.), der KPD/ML und des KJVD für die Freilassung der am Samstag verhafteten Genossen durch Bundesgrenzschutz und Polizei eingekesselt und aufgelöst. Demonstranten wurden willkürlich verhaftet … Der Rote Antikriegstag hat ihr wahres Gesicht gezeigt: Kriegstreiber gegen die Völker Europas und Notstandsstrategen gegen das eigene Volk … Der Rote Antikriegstag hat den Bonner Staat an seiner schwächsten Stelle getroffen … Die Notstandstruppen des Bonner Staates konnten in München und Kiel die Tausende Arbeiter und revolutionäre Jugendlichen, die von ihrem Kampfstab, der KPD/ML, dem KJVD und anderen marxistisch-leninistischen Organisationen geführt wurden, nicht von ihrem berechtigten Kampf abhalten. Die Kampffront des Roten Antikriegstages muß jetzt entschlossener gefestigt und verbreitert werden … Die gegen eure Forderungen nach Frieden, Sozialismus und wirklicher Demokratie aufgerichteten Bannmeilen konnten durchbrochen werden. Für Eure Forderungen sind in München Kommunisten und Demokraten verhaftet und ins Gefängnis geworfen worden … Freiheit für die politischen Gefangenen! Freiheit für die KPD/ML, den KJVD - Weg mit dem KPD-Verbot! Nieder mit dem Bonner Notstands- und Kriegstreiberstaat! Für Sozialismus und Frieden!" (vgl. auch Einträge von heute unter München und Kiel sowie 1.9.1972, 3.9.1972).

Enthalten ist auch eine "Gemeinsame Erklärung der Marxisten-Leninisten der Türkei und der Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten", in der Gemeinsamkeiten festgehalten werden in den Fragen:
- der Schaffung einer antiimperialistischen Einheitsfront,
- der Herstellung der Einheit mit allen marxistisch-leninistischen Parteien,
- der praktischen Solidarität gegen Imperialismus, Faschismus und Reaktion,
- des Kampfes gegen die Bonner Militaristen und das Sunay-Tagmac-Regime,
- des Kampfes gegen den US-Imperialismus,
- des nationalen Befreiungskampfes der Völker der dritten Welt,
- und der Verteidigung des Chinas Mao Tsetungs.
Während es sich bei der KPD/ML natürlich um die KPD/ML-ZB um die 'Rote Fahne' handelt, geben die ML der Türkei die Zeitung 'Aydinlik' heraus.
Q: Rote Fahne Nr. 18, Bochum 2.9.1972, S. 1f und Beilage

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02.09.1972:
In München beteiligen sich, laut KPD/ML-ZK, 6 000 an einer Roten Antikriegstag (RAKT) bzw. Anti-Olympiadedemonstration (vgl. 1.9.1972). Die KPD/ML-ZB berichtet:"
Der Rote Antikriegstag, das war der Höhepunkt der Einheitsfront aller revolutionären, antifaschistischen und friedliebenden Kräfte aus Betrieb, Schule und Armee. Der machtvolle Ausdruck monatelanger Überzeugungsarbeit, mit der der KJVD, geführt von der Partei, die werktätige Jugend zum Roten Antikriegstag mobilisiert hat. Nicht nur die Marxisten-Leninisten wurden in der Aktionseinheit zusammengeschlossen, sondern auch die breitesten demokratischen Kräfte aus Falken, Jusos, SDAJ, Gewerkschaftsjugendgruppen, Verband der Ingenieurstudenten und eine Reihe der Organisationen der Kriegsdienstverweigerer waren zum gemeinsamen Kampf gegen den westdeutschen Militarismus angetreten. Das Bündnis mit den Freunden der Türkischen Studentenkonföderation stärkte die Kampffront der Völker gegen den westdeutschen Revanchismus. Die Delegierten der antimilitaristischen Komitees in der Bundeswehr, die werktätige Jugend aus Betrieb und Schule - alle waren sie dem Aufruf des KJVD nach München gefolgt! … 1 500 Demonstranten hatten am Nachmittag des 2. September am Edlinger Platz Aufstellung genommen. Voran das Transparent der Einheitsfront 'Roter Antikriegstag '72' und 'Jugend gegen Aufrüstung und imperialistischen Krieg' bewegte sich der Zug auf die Münchener Innenstadt zu. … Ein wie noch nie dagewesener Absatz unserer Flugblätter, an ROTEN FAHNEN, an KAMPF DER ARBEITERJUGEND und einer Antikriegstag-Broschüre - all das zeigte die Solidarität der Massen mit dem Zug der Demonstranten, die unter der revolutionären Losung 'Krieg dem imperialistischen Krieg' durch die Straßen zog. Vor allem ausländische Kollegen und Jugendliche, aber auch ganze Familien, Mütter mit ihren Kindern, die sich einreihten … sie alle machen für Hunderte deutlich: Unsere Sympathie gilt den antimilitaristischen Kämpfern, die den Frieden erringen können, weil sie für den Sozialismus kämpfen. … Als unsere Demonstration am Marienplatz einbog, - da plötzlich am anderen Ende des Platzes ein riesiges rotes Transparent, rote Fahnen, hunderte von Demonstranten biegen auf den Platz ein. Mit donnerndem ROTFRONT, fünfmal, zehnmal, begrüßen wir die Demonstration des ROTEN MORGEN mit seinem Jugendverband ROTE GARDE, die vom Pariserplatz losmarschiert waren. Die Demonstration zum Roten Antikriegstag einigte die Marxisten-Leninisten nun in einer gemeinsamen Kampffront. Ein machtvoller Zug von bald zweieinhalbtausend entschlossenen Kämpfern trug jetzt die Parolen gegen Massenmilitarisierung, Aufrüstung und imperialistischen Krieg in die dicht belebten Straßen der Münchener Innenstadt. … Mit einem Schlag wurde deutlich, warum die herrschende Klasse mit 40 000 Soldaten, Grenzschützern, Bereitschaftspolizei aus allen Ländern, Spitzel, Kripo, Provokateuren, politischer Polizei: einem Heer von uniformierten und zivilen Bürgerkriegstruppen die Stadt der 'heiteren Spiele' in ein Heerlager verwandelt hat. … Deshalb sind wir auch mit dem klaren taktischen Plan nach München gekommen … gegen den Terror der Knüppelgarden die Straße frei zu kämpfen. Das Karlstor ist der Durchbruch durch die Bannmeile. Mit unseren organisierten Kampftrupps an der Spitze, die mit Helmen bewehrt und mit Schlagstöcken bewaffnet waren, hielt unsere Demonstration am Stachus, in unmittelbarer Nähe des Tores. 'Das Demonstrationsverbot muß durchbrochen werden, das Karlstor genommen werden', das war der Auftrag, den der Redner der KPD/ML allen Demonstranten gab. Unsere Kampftrupps stürmten vor, gefolgt von den Reihen der Demonstranten, auf das Karlstor zu und forderten von den hinter spanischen Reitern verschanzten Polizisten 'Strasse frei'. Wie wild prügelten die Polizisten auf uns ein, in der Hoffnung unsere Demonstration auseinandertreiben zu können. Aber wie hatten sie sich verrechnet. Denn hier hatten sie es mit dem Kampftrupp der Kommunistischen Partei zu tun. In dem Bewußtsein, das Recht und den Willen des Volkes auf unserer Seite zu haben, hielten wir ihren Knüppeltiraden stand, rissen die Gitter auseinander und schlugen dem Kampf des Volkes die Straße frei. Unter dem Beifall der Passanten, die zum Teil selbst mit unseren Transparentstangen auf die Polizisten einschlugen, hoben die Genossen einen der Redner der KPD/ML auf ihre Schultern, der zu den Umstehenden sprach. Der breite Schutz der Demonstranten durch die Massen, die erschrockene und völlig verwirrte Reaktion der Polizei auf unseren organisierten Gegenangriff, das beweist, daß der erfolgreiche Widerstand gegen den Bonner Notstandskurs möglich ist. … Wenn auch die Demonstranten von Hunderten von Polizeihorden umzingelt wurden, wenn auch der Bundesgrenzschutz in unmittelbarer Nähe des Tores bereit stand, wenn auch Dutzende von Genossen von den faschistischen Greifern der Politischen Polizei gepackt wurden, wenn wir auch mit der Demonstration nach dem Durchbruch wegen der Übermacht der Polizei den organisierten Rückzug antreten mußten - so hat doch das Brechen der Bannmeile gezeigt: Das Volk kann unter der Führung der KPD/ML die reaktionäre Gewalt des Bonner Staates gegen die friedliebenden Massen zerschlagen. … Der Sieg am Nachmittag, die Erkämpfung des Rechtes auf die freie Straße - in diesem Zeichen fand am Abend unter freiem Himmel auf der Postwiese in der Nähe des Münchener Ostbahnhofs die Abschlußkundgebung des Roten Antikriegstages statt. … Rund 600 Demonstranten versammelten sich mit Fackeln auf der Postwiese, um die Bilanz des Tages zu ziehen und die neuen Kampfaufgaben zu bestimmen. … Anwesende Genossen, die in der vordersten Front beim Durchbruch gestanden hatten, berichteten über den brutalen Polizeieinsatz und die Angst der Bonner Knüppelgarde, als sie merkten, daß die Kommunisten nicht vor den Polizeihieben zurückwichen. Kein Genosse wird vergessen, daß die organisierte Gewalt der Arbeiterklasse fähig ist, den Herrschenden Machtpositionen zu entreißen. … Zu Beginn hielt ein Vertreter der Provisorischen Bundesleitung des KJVD eine Rede, die die weitere Perspektive des Kampfes aufzeigte. Der Nachmittag hat dem Bonner Polizeistaat die Maske heruntergerissen, die er vor allem zu den Olympischen Spielen angelegt hatte. … An der Veranstaltung nahmen auch Mitglieder der Gruppe Roter Morgen teil."

Die KPD/ML-ZK (vgl. 11.9.1972) berichtet: "Nur der Griff der Massen zum Gewehr schafft den Sozialismus her!"

Im Verlaufe der Demonstration kommt es zu zahlreichen Verhaftungen. Die KPD/ML-ZB gibt u.a. folgende Namen bekannt:
- Klaus Kercher (Stuttgart),
- Werner Hobrecker (München),
- Wolfgang Herzog (Konstanz),
- Klaus Singer,
- Lutz Heinzelmann (Mainz).
Später wird bekannt, daß es insgesamt 11 Festnahmen gegeben hat (vgl. 3.9.1972).
Laut KPD/ML-ZB nahmen außer den o.g. Gruppen auch die ML München (ein Produkt des a.o. Parteitages der KPD/ML-ZK, die allerdings nicht aus der Münchener KPD/ML-ZK kommen sondern zugewandert sind, d.Vf.), Frankfurter Kampfbund/ML (FKB/ML) sowie MLer aus Stuttgart und Bielefeld teil. Die Aktion sei von den KPD/ML's ZB und ZK monatelang vorbereitet worden, u.a. durch 'illegale' Anweisungen und Anleitungen. In einer Erklärung für die Münchener Bevölkerung, die am Abend nach der Demonstration u. a. während einer Kundgebung der KPD/ML-ZB verlesen wurde, heißt es u. a.:
"Arbeiter ! Werktätige! Für das Recht auf die freie Straße wurde die Bannmeile durchbrochen."

KPD/ML-ZB und KJVD geben zu der Aktion die Broschüre "Dem Volk das Recht auf die freie Straße. Warum die Münchener Bannmeile durchbrochen werden mußte?" heraus (vgl. 6.9.1972).

Laut ABG beteiligen sich nur 250 an der Demonstration von KPD/ML-ZB und KPD/ML-ZK.

Die SBG Regensburg der ABG berichtet gleichlautend im DruPa- (vgl. Sept. 1972) und im IGM-Bereich (vgl. 25.9.1972):"
Am 2.September wurde wieder eine Demonstration von drei Organisationen gemacht, die sich alle drei 'KPD' nennen, und durch Abspaltungen teilweise auseinander entstanden sind. Daß solche Abenteurer sich ohne Recht Kommunisten bezeichnen, darf uns nicht abhalten, umso fester die wirklichen Kommunisten, die entschlossensten Vorkämpfer für unsere Interessen, zu unterstützen. Wie schnell das Kapital den Anarchismus der 'Roten-Morgen'-Clique und der Führer der 'Roten Fahne' Bochum zu übler Hetze und Demagogie gegen alle demokratischen Kräfte ausnutzt, haben wir in den Zeitungen gelesen. Besonders krass zeigte sich dies im Fernsehen: Da wurde nur groß die Spalter- und Schlägeraktion von 250 Abenteurern der 'Roten-Morgen'-Clique und der Spitze der 'Roten Fahne' Bochum gezeigt. Bei ihrer Schlägerei hatten sich diese Abenteurer sogar von ihren eigenen Demonstranten abgesondert! Von der gewerkschaftlichen Demonstration am Vortag, wo letztlich energisch die Einheit durchgesetzt wurde, brachte das Fernsehen nichts!

Kollegen, lassen wir uns nicht durch Störmanöver dieser Art von unserem Ziel abbringen: schmieden wir gegen die zunehmende faschistische Gefahr die breite Aktionseinheit aller Demokraten!

Für den Wiederaufbau der Kommunistischen Partei und ihrer Jugendorganisation, die am konsequentesten für die Einheit aller Demokraten eintreten!"

C. Cordel vom Frankfurter Kampfbund/Marxisten-Leninisten (FKB/ML - vgl. Okt. 1972) berichtet, "bei der Demonstration in München zum Antikriegstag durfte der FKB/ML im Block des Roten Morgen seine Flugblätter nicht verteilen."
Kritisiert wird diese Aktion u.a. von den Marxisten-Leninisten (ML) Bochum (vgl. März 1973).

Aufgerufen oder berichtet wurde und wird durch die Roten Hilfen (RH - vgl. Okt. 1972) und u.a. in:
- Bayern durch den AB im Nürnberger IGM-Bereich (vgl. 29.4.1974);
- Baden-Württemberg durch die RJ/ML bei Daimler Sindelfingen (vgl. Sept. 1972);
- Berlin durch die KPD/ML-ZB (vgl. 22.9.1972);
- in Niedersachsen in Göttingen durch den KSB (vgl. 4.9.1972) und in Hannover durch die RJ/ML des KABD (vgl. Okt. 1972);
- NRW in Bochum durch den KJVD der KPD/ML-ZB bei Opel (IGM-Bereich - vgl. 15.8.1972), in Dortmund durch die JBG Minister Stein/Hardenberg des KJVD der KPD/ML-ZB (IGBE-Bereich - vgl. 14.8.1972, 21.8.1972, 5.9.1972), von der dortigen KPD/ML-ZB (vgl. 18.9.1972), durch die KPD/ML-ZK bei Hoesch (vgl. Okt. 1972) und durch die RH der KPD/ML (vgl. 16.11.1973).

In der Folge kommt es zu langjährigen Prozessen, u.a. gegen:
- Volker Nieber (vgl. 27.10.1976, 28.10.1976);
- Heinz Baron (vgl. Münster - 29.10.1976);
- Martin Peleikis (vgl. 28.10.1976).
Quellen: Klassenkampf und Programm Nr. 1, Dortmund Dez. 1972, S. 49; Arbeitersache Nr. 24, Regensburg Sept. 1972, S. 5;Roter Widerdruck Nr. 9, Regensburg Sept. 1972, S. 7;Rote Fahne Nr. 18, Bochum 2.9.1972, Beilage;Rote Fahne Nr. 49, Köln 8.12.1976;Rote Hilfe Nr. 14, München O. J., S. 4f;Roter Berufsschüler Nr. 1, Hannover Okt. 1972, S. 5;Roter Morgen Nr. 19, Hamburg 11.9.1972, S. 1f und 6;Roter Stern Nr. 10, Sindelfingen O. J. (1972), S. 4;KPD/ML: Der Kommunismus lässt sich nicht verbieten!, Hamburg Feb. 1974, S. 39;KPD/ML-ZB und KJVD: Dem Volk das Recht auf die freie Straße. Warum die Münchener Bannmeile durchbrochen werden mußte?, Berlin 1972;KPD/ML-ZB: Extrablatt der Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten, Berlin 22.9.1972, S. 2;Rote Schwungscheibe Sdr.ausg., Köln Aug. 1972;Rutsche Lügen haben kurze Beine, Dortmund O. J. (Sept. 1972), S. 1ff;Rote Fahne Einigkeit ist unsere Stärke. Erheben wir unsere Stimme gegen den Polizeiterror. Erklärung des Zentralbüros der KPD/ML, Bochum O. J. (1972);Roter Kurs Extra Notstandsübungen gegen Antiimperialisten, Göttingen 4.9.1972;Stählerne Faust Nr. 2, Dortmund Okt. 1972, S. 6ff;Jugend-Rutsche Schluß mit den Umversetzungen!, Mißlungene Jugendversammlung? - Aus Fehlern lernen! und Erfolgreiche Unterschriftensammlung!, Dortmund O. J. (Aug. 1972), O. J. (Aug. 1972) bzw. O. J. (Sept. 1972), S. 4f, S. 5f bzw. S.4;RHD-ZL: Rote Hilfe Schafft Rote Hilfe gegen den Justizterror!, Dortmund O. J. (Nov. 1976);RH Dortmund: Aufruf der Roten Hilfe Dortmund an alle Freunde, Kollegen und Genossen in Westdeutschland: Verteidigt die revolutionäre Organisations- und Meinungsfreiheit, Dortmund 16.11.1973, S. 2;ML Bochum: Schlag zu und schon geht es los. Die KPD/ML und der Klassenkampf in der BRD, Bochum O. J. (1973), S. 53f;Metallarbeiter Nr. 1, Nürnberg Mai 1974, S. 2;unvollständiges Dokument (vermutlich: Die Presse), Bochum O. J. (15.8.1972), vermutlich S. 6

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02.09.1972:
Heute führen in Kiel, laut KPD/ML-ZK, diese selbst und die KPD/ML-ZB gemeinsam den Roten Antikriegstag (RAKT - vgl. 1.9.1972, 3.9.1972) durch, die Teilnehmerzahl wird mit 800 angegeben.
Q: Roter Morgen Nr. 18, Hamburg 11.9.1972; Rote Fahne Nr. 18, Bochum 2.9.1972, Beilage

03.09.1972:
Laut KPD/ML-ZB "will am Sonntag, den 3. September die Gruppe Roter Morgen, Partei und Jugendverband für die politische Freiheit, für die Freiheit der Eingekerkerten in München demonstrieren. So wie der Rote Antikriegstag gezeigt hat, daß sich die ungeheure Beschleunigung der Militarisierung und Aufrüstung nur dann von den Kriegstreibern durchgeführt werden kann, wenn sie den Widerstand des Volkes brechen, so versuchten sie auch den Widerstand gegen den Bonner Notstandskurs niederzuknüppeln. Als sich am Sonntag morgen die Demonstranten vor dem Justizpalast sammelten, war das riesige Heer der 25 000 Polizisten und tausend Bundesgrenzschutzsoldaten bereits in der gesamten Innenstadt Münchens aufmarschiert. Wieder marschierten die Polizeikolonnen des Bonner Notstandsstaates. Um den Versammlungsort der antifaschistischen Kämpfer und der Kommunisten wurde ein Ring von etwa 1 000 Bundesgrenzschutzleuten aufgezogen - mit Pistolen und Schlagstöcken, bis an die Zähne bewaffnet. Genscher … beobachtete von einem Balkon des Justizpalastes die gewaltsame und terroristische Zerschlagung dieser Demonstration. … Auch SPD-Vogel und SPD-Polizeiminister Schreiber sahen vom Balkon aus zu. … Das Ziel dieser Einkesselung war es, die Genossen, die am Samstag an vorderster Front gegen den Raub der Demonstrationsfreiheit und gegen den imperialistischen Krieg gekämpft hatten und die Gewalt der Unterdrückten gegen ihre Unterdrücker gesetzt hatten, zu verhaften. Denn aus welchem Grund war die Innenstadt zur Bannmeile erklärt worden? Doch nur aus einem Grund: Die Massen sollten nicht die Wahrheit über den Notstandskurs, die fieberhafte Aufrüstung und den Revanchekurs des Bonner Staates erfahren. Deshalb sollten die Genossen verhaftet werden. Das war das Ziel des Terrors der Bonner Schutzstaffel. Aber diese Ziel wurde nur zum Teil erreicht. … Die Demonstration löste sich auf, um den Notstandstruppen nicht die Gelegenheit zu geben, die Demokraten und Kommunisten niederzuknüppeln. Aber auf dem Olympia-Gelände wurden die Teilnehmer der Demonstration, die vor allem aus Genossen des Roten Morgen bestand, als Agitproptruppen unter die Massen geschickt. Auch die Partei verteilte ein Flugblatt gegen die Verhaftung von Kommunisten. … Es ist deshalb äußerst wichtig, das Ziel unseres Kampfes zum Antikriegstag weiter in die Massen zu tragen. Die Niederringung des Bonner Staates, des Notstands, der Aufrüstung und Revanchepolitik."
Q: Rote Fahne Nr. 18, Bochum 2.9.1972, Beilage

03.09.1972:
Heute demonstriert in Kiel, nach eigenen Angaben, die KPD/ML-ZK allein anläßlich des Roten Antikriegstages (RAKT) und der Olympiade (vgl. 2.9.1972).
Q: Roter Morgen Nr. 18, Hamburg 11.9.1972

05.09.1972:
Frühestens heute erscheint die letzte uns vorliegende 'Jugend-Rutsche' (vgl. 28.8.1972) der Jugendbetriebsgruppe Minister Stein/Hardenberg Dortmund des KJVD der KPD/ML-ZB.
Der letzte Artikel berichtet vom Roten Antikriegstag (RAKT) in München am 2.9.1972:"
ZEITUNGSMELDUNGEN!

'Schlägertrupps stören olympischen Frieden' SZ 4.9.1972
'Maoisten-Demonstration löst blutige Krawalle aus
STRASSENSCHLACHTEN IN DER OLYMPIASTADT!
Mit Schlagstöcken gegen Münchner Polizei - Über 100 Verletzte' WAZ 4.9.1972

'DER 'HARTE' KERN
von 150 Demonstranten, ausgerüstet mit Schutzhelmen, wattierten Anoraks, Eisenrohren und zugespitzten Fahnenstangen, versucht die Polizeisperre am Stachus zu durchbrechen!' WAZ 4.9.1972

'Bei dem bewaffneten Überfall kommunistischer Demonstranten auf die Münchner Fußgängerzone…' FAZ 4.9.1972

NICHTS ALS: WÜTENDE VERZWEIFELTE HETZE DER REAKTIONÄRE - UM DIE WAHRHEIT ZU VERTUSCHEN!

Jungarbeiter, Lehrlinge, Kollegen!

WIR SAGEN:
Wahr ist, daß die friedliebenden, antimilitaristischen Jugendlichen jedes Jahr am 1. September, dem Tag des Ausbruchs des 2. Weltkriegs, den Kampf führen gegen Aufrüstung und Kriegsvorbereitungen. Wahr ist, daß der Bonner Staat rüstet wie nie zuvor, daß er die Jugend zu Massen in seine Kriegsarmee holt. Wahr ist, daß dieselben Leute, die damals das deutsche Volk in einen blutigen Krieg getrieben haben, die Abs, Krupp und Thyssen heute wieder an der Spitze von Staat und Wirtschaft stehen. Wahr ist, daß sie die Olympiade als friedliches Aushängeschild benutzen, um ihre Kriegspläne und -vorbereitungen vor den Völkern der Welt zu verbergen. Wahr ist, daß wir, die Jugend Westdeutschlands, auf unserer Demonstration diesen Kriegstreibern die Maske vom Gesicht reißen wollten, daß wir uns NIE WIEDER in einen grausamen Krieg für die Profite der herrschenden Klasse hetzen lassen werden. Und wahr ist, daß die SPD/FDP-Regierung diese Demonstration für die Münchner Innenstatd VERBOTEN hat. Wir aber, der KJVD und die anderen demokratischen Jugendorganisationen haben uns diesem Verbot in München nicht gebeugt, sondern es mit der GERECHTEN GEWALT DER UNTERDRÜCKTEN DURCHBROCHEN - gegen Tausende von Polizisten und den massenhaften erstmaligen Einsatz von BGS-Truppen nach innen! Wir, die antimilitaristischen Kämpfer haben das Recht aller Werktätigen auf FREIE DEMONSTRATIONEN kraftvoll verteidigt, unter der Führung der KPD/ML sind wir keinen Zentimeter vor dem Verbot und dem Polizeiterror des Bonner Staates zurückgewichen.

DAS WAR RICHTIG UND NOTWENDIG!

In der neuen ROTEN FAHNE (RF, d.Vf.) und im neuen KAMPF DER ARBEITERJUGEND (KDAJ, d.Vf.) werden wir in einem Extrablatt ausführlich über die Demonstration berichten. Außerdem wird eine Dokumentation (Fotos, Augenzeugenberichte etc.) erscheinen. Wir werden mit allen Kollegen, die Fragen und Kritiken haben, diskutieren. Alle, die mit dieser Aktion nicht einverstanden waren, laden wir herzlich ein zu einer offenen Veranstaltung in den nächsten Tagen (vgl. 21.9.1972, d.Vf.). Termin und Ort werden in der RUTSCHE und JUGENDRUTSCHE bekanntgegeben."
Q: Jugend-Rutsche Erfolgreiche Unterschriftensammlung!, Dortmund O. J. (Sept. 1972)

06.09.1972:
Die KPD/ML-ZB gibt eine erste "Erklärung zum Terroranschlag der palästinensischen Organisation 'Schwarzer September' in München" (vgl. 5.9.1972) bzw. zum Roten Antikriegstag (RAKT) (vgl. 2.9.1972) heraus (vgl. 12.9.1972).
Q: KPD/ML-ZB: Erklärung des ZB der KPD/ML zum Roten Antikriegstag, Bochum O. J. (Sept. 1972)

06.09.1972:
Vermutlich heute erscheint die Broschüre der KPD/ML-ZB und der Provisorischen Bundesleitung (PBL) des KJVD, "DemVolk das Recht auf freie Straße. Warum die Münchener Bannmeile durchbrochen werden mußte" zum Roten Antikriegstag (RAKT - vgl. 2.9.1972) als Nr. 53 des 'KND' (vgl. 30.8.1972, 13.9.1972).
Quelle: KPD/ML-ZB, KJVD-PBL: Dem Volk das Recht auf freie Straße, Bochum 1972

06.09.1972:
Laut KPD/ML-ZB wird in Heidenheim die heutige "Erklärung des ZB der KPD/ML zum Roten Antikriegstag" (RAKT) beschlagnahmt. Das Heidenheimer Amtsgericht erklärt, daß das Flugblatt "verfassungswidrig" sei.

Berichtet wird auch in:
- Berlin durch die KPD/ML-ZB (vgl. 22.9.1972).
Q: KPD/ML-ZB: Extrablatt der Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten, Berlin 22.9.1972, S. 2; Rote Fahne Nr. 19 und Einigkeit ist unsere Stärke. Erheben wir unsere Stimme gegen den Polizeiterror. Erklärung des Zentralbüros der KPD/ML, Bochum 18.9.1972 bzw. O. J. (1972), S. 4 bzw. S. 2

06.09.1972:
Die KPD/ML-ZK berichtet von Siemens Berlin:"
GEGEN MILITARISMUS UND REVANCHISMUS!

Am letzten Mittwoch legten die Siemens-Bosse eine 'Gedenkminute' ein, 'für die ermordeten israelischen Sportler'. Fast alle Kollegen waren empört über diese Provokation der Siemens-Herren. Denn dieses Pack legt auch keine Gedenkminute ein, wenn ein Kollege durch die Arbeitshetze dieser Menschenschinder einen 'tödlichen Unfall' erleidet. Sie und die ganze Ausbeuterklasse haben bisher noch nie Rücksicht auf die Arbeiterklasse und die breiten Volksmassen genommen. Sie haben Millionen der besten Söhne und Töchter des deutschen Volkes auf ihrem 'Gewissen'. Als sie vor 30 Jahren durch ihr Werkzeug Hitler versuchten, die Völker Europas zu unterdrücken. Auch 1936 gab's ein Olympia mit Friedensgeschrei! Und heute? Wieder sollen die Völker der Welt über die Revanche- und Großmachtpläne der westdeutschen Finanz- und Rüstungshaie hinweggetäuscht werden: mit Protz und Prunk und den verlogenen Reden von 'Völkerverständigung und Entspannung'.

Die Kollegen, die sagen, das ist nicht unser Olympia, aber das sind unsere Milliarden, die sie aus uns 'rausgepreßt haben, ihr habe völlig recht. Ihr habt auch recht, wenn ihr sagt, daß bei den Spielen wieder die Siemens und die anderen die dicken Profite machen. Richtig ist auch, daß das nichts mehr mit Sport zu tun hat. Wo ist denn da ein Prolet in München? Was tun denn die Siemens-Herren, damit wir 30 000 Arbeiter und Arbeiterinnen Sport machen können? Bauen sie etwa Fußballplätze oder Schwimmhallen für uns? Nee, nichts dergleichen.

IHR WAHRES GESICHT HABEN DIE WESTDEUTSCHEN IMPERIALISTEN AM ROTEN ANTIKRIEGSTAG GEZEIGT, ALS SIE MEHR ALS 1 000 BULLEN UND DEN BUNDESGRENZSCHUTZ ALS IHRE BÜRGERKRIEGSARMEE GEGEN DEMONSTRIERENDE ARBEITER, LEHRLINGE UND STUDENTEN EINSETZTEN. IHR WAHRES GESICHT HABEN SIE GEZEIGT, ALS SIE DAS FEUER AUF DIE PALÄSTINENSISCHEN REVOLUTIONÄRE ERÖFFNETEN. DIE TOTEN GEHEN AUF IHR KONTO!

HOCH LEBE DER BEFREIUNGSKAMPF DES PALÄSTINENSISCHEN VOLKES!

Die israelischen Imperialisten haben ihren blutigen Terror gegen das palästinensische Volk zur Zeit der Olympiade für keine Minute unterbrochen! Fast das ganze Volk haben sie aus ihrer Heimat vertrieben. Dreimal haben sie die arabischen Völker überfallen, um den Widerstand der Palästinenser zu brechen. Sie werden grausam unterdrückt, in KZs gefoltert und ermordet. Und dagegen führt das palästinensische Volk einen heldenhaften, bewaffneten Kampf. Ob Olympia oder nicht, der Kampf um die Befreiung ihres Landes geht weiter - bis die israelischen Räuber besiegt sind. So sieht's aus und da können wir die Augen nicht zumachen. Auch wenn es besser gewesen wäre, die Revolutionäre hätten sich den Dajan und einige vom Offizierspack in Israel geholt. Wir stehen fest an der Seite des palästinensischen Volkes und aller anderen arabischen Völker.
Kollegen, das Geschwätz vom olympischen Frieden von Brandt, Bundage, Nixon, Breschnew oder Honecker: das ist nichts weiter wie Tarnung. Auch die Hetzrede Heinemanns: die Imperialistenbande in aller Welt zeigte ihm seinen Dank. Hier sehen wir's deutlich: Westdeutsche und US-Imperialisten, die sowjetischen Sozialimperialisten, sie blasen alle ins gleiche Horn. Sie sind die wahren Völkermörder! Und die DDR-Führer haben die Olympiade nur dazu benutzt, die Existenz 'zweier deutscher Nationen zu beweisen'. Die SEW brachte 'ausgerechnet' Heinemanns nationalistische Rede über die Lautsprecher der S-Bahnhöfe!

Der ROTE ANTIKRIEGSTAG machte klar: das deutsche Volk läßt sich immer weniger von der Friedensheuchelei der SPD/FDP-Regierung und auch der D'K'P/SEW-Revisionisten irreführen! Und auch die Kollegen der 'Roten Fahne' (Roter Gartenfelder, Roter Schaltwerker, Roter Blitz) (KPD/ML-ZB, d.Vf.) müssen hier Farbe bekennen, wenn sie von einer 'freien Stadt Westberlin' reden. Hier heißt es: Feuer auf alle Verräter am Sozialismus und an der Nation!

VORWÄRTS, KOLLEGEN!
FÜR EIN VEREINTES UNABHÄNGIGES SOZIALISTISCHES DEUTSCHLAND!"
Q: Roter Lautsprecher Nr. 10, Berlin Sept. 1972

07.09.1972:
Laut KPD/ML-ZB verabschieden der KJVD Hamburg und der Aktionsausschuß Hamburger Marxisten-Leninisten (ex-KPD/ML-ZK) eine Kritik an der ersten Erklärung der KPD/ML-ZB zum Anschlag des Schwarzen September in München (vgl. 6.9.1972). Kritisiert wird u.a.:
- die Haltung zum individuellen Terror,
- die Nichtverurteilung der Aktion,
- keine Verbindung zum Roten Antikriegstag,
- keine Entlarvung der Notstands- und Kriegsolympiade,
- kein Kampfaufruf in der Erklärung.
Es wird eine Aktionseinheit für die Gefangenen des Roten Antikriegstages (RAKT - vgl. 2.9.1972) gebildet und 43 DM für sie gesammelt.
Q: Rote Fahne Nr. 19 und Einigkeit ist unsere Stärke. Erheben wir unsere Stimme gegen den Polizeiterror. Erklärung des Zentralbüros der KPD/ML, Bochum 18.9.1972 bzw. O. J. (1972), S. 3 bzw. S. 4

09.09.1972:
Laut KPD/ML-ZB "soll eine Demonstration mit abschließender Kundgebung der Gruppe Roter Morgen (KPD/ML-ZK, d.Vf.) in München stattfinden … Sie sollte sich gegen den Raub der Demonstrationsfreiheit richten. Am 3. September hatten Bundesgrenzschutz und Polizei unter der direkten Beobachtung Genschers und SPD-Vogels eine legal angemeldete Demonstration der Gruppe Roter Morgen, an der sich auch die KPD/ML und der KJVD beteiligten, umstellt und aufgelöst. Das war der erste offene Einsatz des Bundesgrenzschutzes zur Zerschlagung einer Demonstration. Zur Demonstration am 9. September gingen Bonner Politiker noch weiter: Die Stadtverwaltung von München, die unter dem Kommando des SPD-Oberbürgermeisters Kronawitter steht, verbot von vornherein die Demonstration der Gruppe Roter Morgen, in der Begründung wird auf den gewaltsamen Durchbruch der Bannmeile am 2. September in München Bezug genommen … Dieses Verbot trifft nicht nur die Gruppe Roter Morgen. Der Veranstalter der Demonstration zum Roten Antikriegstag, bei der die Bannmeile in der Münchener Innenstadt durchbrochen wurde, war der KJVD, die Jugendorganisation der KPD/ML. Mit dem gleichen Argument können künftig Demonstrationen der KPD/ML und des KJVD verboten werden".
Q: Rote Fahne Nr. 19 und Einigkeit ist unsere Stärke. Erheben wir unsere Stimme gegen den Polizeiterror. Erklärung des Zentralbüros der KPD/ML, Bochum 18.9.1972 bzw. O. J. (1972), S. 5 bzw. S.3

11.09.1972:
Der KABD gibt die Nr. 36 seiner 'Kommunistischen Pressekorrespondenz' (KPK - vgl. 21.8.1972, 25.9.1972) heraus.

Aus Bayern wird berichtet aus München bzw. Dachau vom Roten Antikriegstag (RAKT) der KPD/ML-ZB und KPD/ML-ZK (vgl. 1.9.1972).
Q: Kommunistische Pressekorrespondenz Nr. 36, Tübingen 11.9.1972

11.09.1972:
Laut KPD/ML-ZB wird in München ihr Parteibüro im Zusammenhang mit dem Roten Antikriegstag (RAKT) (vgl. 2.9.1972) wegen Verdachts der Bildung einer 'kriminellen Vereinigung' von der Polizei durchsucht.
Q: Rote Fahne Einigkeit ist unsere Stärke. Erheben wir unsere Stimme gegen den Polizeiterror. Erklärung des Zentralbüros der KPD/ML, Bochum o. J. (1972), S. 2

11.09.1972:
Bei Siemens Berlin gibt die KPD/ML-ZK vermutlich in dieser Woche ihren 'Roten Lautsprecher' Nr. 10 (vgl. 21.8.1972, 25.9.1972) heraus. Opportunistisch habe sich die Betriebsgruppe der KPD/ML-ZB im Schaltwerk verhalten. Dort hatte die Rote Garde (RG) der KPD/ML-ZK Parolen für den Roten Antikriegstag (RAKT) auf das "Kriegs-Schandmal" von Siemens gemalt. Die KPD/ML-ZB erklärte dazu in einem Flugblatt, "Wir lehnen eine solche Aktion ab!" Nun bekennt sich die RG öffentlich zu der Aktion.
Q: Roter Lautsprecher Nr. 10, Berlin Sept. 1972

12.09.1972:
Die KPD/ML-ZB gibt eine zweite Erklärung zum Anschlag des 'Schwarzen September' in München (vgl. 6.9.1972) als Flugblatt unter dem Kopf der 'Roten Fahne' mit 4 Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Norbert Osswald, Bochum, heraus:"
EINIGKEIT IST UNSERE STÄRKE!
ERHEBEN WIR UNSERE STIMME GEGEN DEN POLIZEITERROR

ERKLÄRUNG DES ZENTRALBÜROS DER KPD/ML

Arbeiter, Werktätige!

Vor wenigen Tagen sind die Olympischen Spiele zuende gegangen. Die Völker wollen Verständigung und Frieden. Millionen Menschen blicken in den letzten Wochen nach München, in der Hoffnung, daß diese Spiele dazu beitragen. Deshalb ist die Empörung der Völker über das Massaker von München besonders groß. Das Zentralbüro der KPD/ML hatte zu diesen Ereignissen eine erste Stellungnahme herausgegeben, die einige Schwächen hatte. 'Warum hat die israelische Regierung die Forderungen nicht erfüllt?' - 'Warum verschweigen Brandt, Genscher und Strauß die Hintergründe des Polizeimassakers vom Flughafen?', so und ähnlich sind die Fragen der Volksmassen. Es ist an der Zeit darauf eine Antwort zu geben!

NACH KROKODILSTRÄNEN - BOMBENTERROR

Arbeiter, Werktätige,
die Völker der Welt wollen den Frieden, wollen Völkerfreundschaft und internationale Solidarität. Es ist die kleine Handvoll Kriegstreiber und Imperialisten, die die Völker verhetzen und unterjochen wollen für ihre Ausbeuterziele. Wenn diese Herren von Frieden und Freundschaft reden - glaubt ihnen nicht! Nixon und Dayan, Strauß und Brandt - am letzten Mittwoch vergoßen sie Tränen und beteuerten ihre Friedensliebe. Aber was sind die Taten? Bombenterror über Vietnam, Rassendiskriminierung in den USA! Das ist das wahre Gesicht des US-Imperialismus, des Hauptfeinds der Menschheit.

Die israelischen Zionisten sind seine Lakaien, die nach seinem Vorbild die Völker des Nahen Ostens unterjochen wollen. Kaum hatten Dayan und Meir ihre Krokodilstränen vergoßen, da starteten sie am Freitag den Bombenterror gegen das palästinensische Volk - über 200 Zivilisten, zum größten Teil Frauen und Kinder, wurden getötet! Das ist nur das letzte Glied in der Kette der Aggressionsakte des Zionismus gegen die arabischen Völker.

Von Anfang an ist der israelische Staat auf Gewalt und Unterdrückung errichtet: 1, 2 Mio. Palästinenser wurden 1948 vertrieben, als auf Befehl der US-Imperialisten der Staat Israel gebildet wurde; weitere 350 000 wurden 1967 durch den israelischen Raubkrieg vertrieben, der nach dem Muster der Hitlerschen Blitzkriege angelegt war. In Israel herrscht eine blutige Militärdiktatur: allein 10 000 Araber sind ohne ein Gerichtsverfahren eingekerkert nach dem Muster der faschistischen Vorbeugehaft. Unterdrückung und Raubkriege - das ist das Lebensgesetz dieses Staates, der im Auftrage der Imperialisten die arabischen Völker unterjochen und die arabischen Erdölquellen ausplündern soll. Ein solcher Kriegstreiberstaat muß gestürzt werden, sonst kann es keinen Frieden im Nahen Osten geben. Die Palästinenser und alle arabischen Völker haben den bewaffneten Kampf gegen die Dayan-Clique und ihre imperialistischen Hintermänner aufgenommen und sie werden diesen Kampf führen, bis das Ziel erreicht ist, das den Frieden sichert: ein Arbeiter- und Bauernstaat in Palästina, in dem Juden und Araber gemeinsam leben. Das ist das revolutionäre Ziel der PLO, der palästinensischen Befreiungsorganisation. Das ist ein gerechtes Ziel und alle Völker werden diesen Kampf unterstützen, weil er den Kriegstreibern in den Arm fällt. Die KPD/ML steht daher voll und ganz hinter dem Befreiungskampf der PLO.

Aber wer steht auf Seiten der Kriegstreiber? Es sind die Leute, die letzte Woche große Krokodilstränen vergoßen haben: Nixon und Co, Strauß und Brandt. Die SPD-Regierung ist es, die die Panzer und Kanonen für Dayans Terrorangriffe finanziert, die SPD-Regierung ist es, die alle Verbrechen der Handvoll israelischer Zionisten deckt und sich damit als Komplice der Kriegstreiber erweist.

SCHLAGT GENSCHER, BARZEL, STRAUSS UND BRANDT DIE FRIEDENSMASKE AUS DER HAND!

Arbeiter, Werktätige,
die Bonner Militaristen unterstützen den Bombenterror der Dayan-Clique - aber gleichzeitig geben sich Brandt, Genscher, Strauß als Friedensengel aus! Was soll diese Heuchelei? Es soll verheimlicht werden, daß unter Adenauer, Strauß und Brandt der westdeutsche Militarismus wieder aufgepäppelt worden ist, für den die Werktätigen in Deutschland schon zweimal als Kanonenfutter herhalten mußten. Es soll verdeckt werden, daß diese Militaristen zusammen mit den israelischen Zionisten die Hauptschuldigen für das Massaker von München sind. Die Tatsachen sind eindeutig:
- die Polizei begann den Schußwechsel trotz fest getroffener Vereinbarungen;
- die Geiseln wollten SELBST den Abflug, nur die westdeutschen Politiker behaupteten, daß der Flug nach Kairo das 'sichere Todesurteil' und der Polizeiüberfall die Rettung der Geiseln bedeuten werde.
- die Genscher, Merck und Schreiber haben sich den reaktionärsten und schärfsten Kriegstreibern untergeordnet:
aus den USA war ein Kommando von 4 'Spezialisten' des FBI eingeflogen worden; aus Israel waren zwei Geheimdienstoffiziere (ein General) mit Weisung von Dayan gekommen, die von Genscher jedesmal befragt wurden; auf ausdrücklichen Wunsch von Genscher wurde CSU-Boß Strauß noch zum Krisenstab herangezogen.
- Genschers bundeseigene Killertruppe - das BKA - war eingesetzt.
- Bis heute liegt keine Untersuchung der Leichen der Geiseln vor; sicher ist jedoch, daß ein Polizeibeamter nicht durch die Palästinenser verletzt wurde, sondern durch seine eigenen Leute. Damit treten auch klare Zweifel auf, wer jetzt die Geiseln getötet hat.

Arbeiter, Werktätige,
die Brandt, Genscher und Strauß, die Komplizen von Nixon und Dayan, wollen Eure Empörung über das Massaker ausnutzen: mit der Maske des Friedensengels soll der Polizeiterror fortgeführt werden. Hier sind die Tatsachen:
- am 11.9. wurde in München (in Bayern, d.Vf.) durch die Polizei das Parteibüro durchsucht wegen Verdachts einer 'kriminellen Vereinigung'. Das ist der dritte Polizeiüberfall auf ein Büro der KPD/ML in drei Monaten!
- am 6.9. wurde in Heidenheim (in Baden-Württemberg, d.Vf.) die Erklärung des ZB der KPD/ML zum ROTEN ANTIKRIEGSTAG beschlagnahmt. Das Amtsgericht erklärte, daß dieses Flugblatt verfassungswidrig ist, weil es den antimilitaristischen Kampf gegen den Bonner Notstands- und Kriegstreiberstaat unterstützt, und sich gegen das KPD-Verbot richtet.
- am 9.9. wurde in München eine Demonstration der KPD/ML (ROTER MORGEN) (KPD/ML-ZK, d.Vf.) verboten. Der Münchener SPD-Stadtrat erklärte: die KPD/ML und ihre Mitglieder haben überhaupt keinen Anspruch mehr auf das Grundrecht der Demonstrationsfreiheit, weil sie am ROTEN ANTIKRIEGSTAG das Bannmeilengesetz durchbrochen haben.
- am 13.9. tagt die Konferenz der Polizeiminister. Auf der Tagesordnung stehen: Verbot der Organisationen ausländischer Arbeiter und Studenten, Unterdrückung der Marxisten-Leninisten, Aufstellung einer faschistischen Schutzstaffel.

Arbeiter, Werktätige,
gegen wen richten sich diese Maßnahmen? Sind es Maßnahmen gegen die Schuldigen des Massakers? Nein - Genscher und Co. sollen durch diese Maßnahmen noch mehr Macht erhalten, die Einheit der Werktätigen soll geschwächt werden: die ausländischen Kollegen, die in allen Streiks der letzten Zeit voll ihren Mann standen, sollen unterdrückt werden; die Marxisten-Leninisten, die in den Kämpfen gegen Notstandskurs, gegen Militarismus und Revanche und für den Frieden, gegen die wirtschaftliche Ausplünderung standhaft für die Interessen des Volkes eingetreten sind, sollen geknebelt werden. Das soll die Kraft der gesamten Arbeiterklasse lähmen!

Warum haben die Bonner Herren eine solche Angst vor der Kraft der Arbeiterklasse und der Werktätigen? Weil die Arbeiterklasse die einzige Kraft ist, die den Bonner Notstandskurs durchkreuzen kann. Sie haben Angst, daß die Arbeiterklasse - wie 1969 mit den Septemberstreiks - durch ihre Massenaktionen den Wahlkampf in die Hand nimmt, ihre eigenen Forderungen nach Sozialismus, wahrer Demokratie und Frieden aufstellt und den Bonner Herren die Rechnung präsentiert. Die Bedingungen sind günstig: Die Massenkämpfe der Arbeiter und Bauern, der werktätigen und studierenden Jugend, der Soldaten und der Kriegsdienstverweigerer (KDV, d.Vf.) sind mächtig angewachsen. Diese Massenkämpfe sind es, die die Aufrüstungs- und Mobilmachungspläne unterhöhlen. Der letzte Höhepunkt war der ROTE ANTIKRIEGSTAG: in Betrieben, Kasernen und Schulen hatten sich Komitees gegen die Massenmilitarisierung gebildet. Der SPD-Stadtrat von München wollte den antimilitaristischen Kampf unterdrücken - aber der ROTE ANTIKRIEGSTAG hat die Polizeiketten durchbrochen und sich die Demonstrationsfreiheit erkämpft. Das ist der richtige Weg, um dem Militarismus die Faust der Arbeiterklasse entgegenzusetzen: wir dürfen uns nicht durch volksfeindliche Gesetze einschüchtern lassen, aber genauso klar sagen wir: Nur Massenbewegungen, die wirklich die Aktivität und das Bewußtsein der Arbeitermassen anspornen, sind wirklich revolutionäre Aktionen. In der ROTEN FAHNE 12/72 (vgl. 12.6.1972, d.Vf.) haben wir dazu deutlich gesagt: 'Die Anarchisten meinen, sie könnten ohne die Arbeiterklasse die Revolution machen und so die Massen in Bewegung bringen. Wir aber sagen: Massenaufklärung, Massenwiderstand, Massenkampf, Einheitsfront und keine Abenteuer das ist die Parole der Kommunisten.'

SELBSTKRITIK DES ZENTRALBÜROS DER KPD/ML

Das ZB der KPD/ML übt entschieden Selbstkritik, daß es in der letzten Erklärung vom 6.9. diesen klaren Standpunkt nicht entschieden vertreten hat. Wir haben nicht klar beantwortet: Wie stehen wir zur Aktion der Palästinenser? Die Kollegen fragen: ist eine solche Aktion gegen Sportler bei der Olympiade berechtigt?
Unsere Antworten sind klar: Für die Massen in aller Welt sind die Olympischen Spiele ein Zeichen für die Völkerverständigung, für die große Einheit der Völker der Welt. Darum ist ja die rhodesische Mannschaft (aus Zimbabwe, d.Vf.) ausgeschlossen worden, weil die rhodesischen Rassisten die Gleichberechtigung der Völker und der Rassen mit Füßen treten. Gerade die Spiele in München waren ein Beweis dafür, daß die kleinen und mittleren Länder in der Welt sich zusammenschließen und die Völkerfreundschaft gegen Kriegshetzer und Rassisten stärken.
Darum war die Olympiade der falsche Ort und die Sportler die falschen Geiseln. Weiter. Diese Aktion hat nicht dazu beigetragen, daß die Volksmassen in Palästina und in Westdeutschland sich enger miteinander verbunden haben gegen die Kumpanei von Dayan, Brandt und Strauß. Darum war diese Aktion schädlich für die Revolution.
Darum heißt es für uns erst recht: knüpft das Band zwischen dem palästinensischen Volk und den Werktätigen Westdeutschlands fester! Entschlossene Unterstützung der legitimierten Widerstandsorganisation des palästinensischen Volkes, der PLO! Entschlossene Unterstützung der berechtigten Forderung: Freiheit für die politischen Gefangenen in Israel! Entschlossener Kampf gegen die Drohungen der SPD-Führer KÜHN und Wischnewski, die palästinensischen Organisationen in Westdeutschland zu unterdrücken!

Das ZB der KPD/ML übt entschiedene Selbstkritik, weil es in seiner Erklärung vom 6.9. zum Polizeimassaker in München die Krokodilstränen von Nixon, Strauß und Brandt nicht nachdrücklich und anschaulich entlarvt hat. Es übt weiter entschiedene Selbstkritik, weil es in dieser Erklärung den Werktätigen nicht gezeigt hat, was jetzt getan werden muß. In den Betriebsgruppen ist unsere Erklärung heftig diskutiert worden und viele Kollegen haben uns kritisiert, weil wir eine unklare Stellung zum individuellen Terror eingenommen haben und weil wir nicht klar gesagt haben, was jetzt zu tun ist. Durch eine rege Diskussion vieler Parteibetriebsgruppen wurden die Fehler festgestellt. Auf dieser Grundlage hat das ZB der KPD/ML jetzt diese neue Erklärung und diese Selbstkritik verfaßt. In der nächsten Ausgabe der ROTEN FAHNE werden Kritiken und Stellungnahmen aus der Diskussion in der Partei genauso abgedruckt werden wie ausführliche Artikel über den Zionismus und den Bonner Militarismus.

GEMEINSAM VORWÄRTS GEGEN DEN POLIZEITERROR!

Was ist jetzt zu tun?
Hamburger Genossen der KPD/ML und andere Marxisten-Leninisten haben auf einer Veranstaltung (vgl. 7.9.1972, d.Vf.) die erste Erklärung des ZB wegen ihres Sektierertums entschieden kritisiert. Sie sind aber dabei nicht stehengeblieben. Sie haben eine Aktionseinheit gebildet, die die Aufgabe hat, alle Demokraten, Antifaschisten und Antimilitaristen zusammenzuschließen im Kampf gegen die neue Terrorwelle. Als ersten Beweis haben sie gleich 43 DM an Spenden gesammelt zur Unterstützung der politischen Gefangenen von München.

Arbeiter! Werktätige, handeln wir genauso! Niemand darf der neuen Terrorwelle, der Anwendung von Vorbeugehaft und Terrorgesetzen tatenlos zusehen! Niemand darf sich durch das Friedensgeklingel von Genscher, Barzel, Strauß und Brandt einlullen lassen!
Ein Dutzend politischer Gefangener sitzen seit dem ROTEN ANTIKRIEGSTAG in Haft. Der KPD/ML soll das Demonstrationsrecht geraubt werden, unsere Flugblätter werden beschlagnahmt, unsere Büros überfallen. Das sind die Tatsachen des Bonner Polizeistaates, das sind die Zeichen der neuen Terrorwelle, die gegen Kommunisten und Demokraten, gegen Arbeiter und Werktätige gerichtet wird.

Arbeiter, Werktätiger,
schließen wir uns zusammen unter den Losungen:
WEG MIT DEM REAKTIONÄREN AUSLÄNDERGESETZ!
FREIHEIT FÜR DIE POLITISCHEN GEFANGENEN!
WEG MIT DEM DEMONSTRATIONSVERBOT - STRASSE FREI FÜR DIE KOMMUNISTISCHE PARTEI!
WEG MIT DEM KPD-VERBOT!

Arbeiter, Werktätige!
Übt praktische Solidarität: Lest die ROTE FAHNE. Führt Spendensammlungen durch für die politischen Gefangenen in München! Bildet starke Komitees gegen die Terrormaßnahmen!"

Verbreitet wird diese Erklärung u.a. in:
- NRW in Dortmund bei Minister Stein (IGBE-Bereich - vgl. 18.9.1972).
Q: Rote Fahne Nr. 19 und Einigkeit ist unsere Stärke. Erheben wir unsere Stimme gegen den Polizeiterror. Erklärung des Zentralbüros der KPD/ML, Bochum 18.9.1972 bzw. O. J. (1972), S. 3 bzw. S.1ff

18.09.1972:
Es erscheint die Nr. 19 der 'Roten Fahne' der KPD/ML-ZB (vgl. 2.9.1972, 4.10.1972) mit dem Leitartikel "Einigkeit ist unsere Stärke. Wer sind die wirklichen Mörder von München? Verfolgung deutscher und ausländischer Kommunisten, Antifaschisten und Demokraten":"
Die Olympiade in München ist vorbei. Aber die politischen Folgen dieser Spiele werden immer sichtbarer. Am 13. September tagte die Konferenz der Polizeiminister des Bundes und der Länder. Sie beschloß: Mehr Geld und weiterer Ausbau des Verfassungsschutzes; eine besondere Killertruppe der Polizei wird gebildet: die ausländischen Arbeiter unterliegen verschärftem Visumzwang. Weiter sollen die Neuwahlen früher als geplant bereits am 19. November stattfinden. Mit einem Wort: Die Angst der Bonner Politiker vor dem Volk ist gewachsen. Deswegen wird jetzt der Polizeiterror verschärft und die Wahlen blitzschnell über die Bühne gezogen. Warum diese Angst und Eile? Die Olympiade ist nicht so verlaufen, wie die SPD-Regierung es erhofft hat … Die Kriegstreiber sollten als 'Friedensengel' erscheinen. München sollte eine Olympiade der 'heiteren Spiele' sein - so sahen die Pläne der SPD-Regierung aus. Diese Pläne sind gründlich gescheitert. Sie scheiterten, weil die Untaten sich nicht verbergen lassen. Auch durch das Aufgebot von 35 000 Mann Bundeswehr, Polizei und Bundesgrenzschutz (BGS, d.Vf.) nicht. Sie scheiterten, weil auch die Bundesrepublik ein Kriegstreiberstaat ist …

Gegen diese Politik und für Sozialismus und Frieden demonstrierten am Roten Antikriegstag die KPD/ML und der KJVD zusammen mit anderen marxistisch-leninistischen Organisationen, Demokraten und Antifaschisten. Und was geschah. Zuerst verbot die SPD-Stadtverwaltung die Innenstadt für die Demonstration, deren Ziele durchaus den olympischen Ideen entsprachen. Als die KPD/ML diesen Raub der Demonstrationsfreiheit nicht hinnahm und mit organisierter Gewalt die Bannmeile am Karlstor in München durchbrach, schlugen die Knüppelhorden der Polizei die Demonstranten zusammen. Am nächsten Tag wurde unter der direkten Beobachtung von Genscher eine legal angemeldete Demonstration durch den Bundesgrenzschutz aufgelöst. 11 Demonstranten sitzen seitdem in Vorbeugehaft. So sieht der 'olympische Friede' aus … Noch mehr wurde der falsche Schein einer 'heiteren Olympiade unter der Oberaufsicht Bonns' zerstört, als am 5. September ein Kommando der palästinensischen Organisation 'Schwarzer September' in das olympische Dorf eindrang und die israelischen Sportler zu Geiseln erklärte, die im Austauch gegen 200 Gefangene aus Israel ausgetauscht werden sollten.

Der Ausgang der Aktion ist bekannt. Hinterher wurde der Tod der Geiseln ausgenutzt, um gegen 'Gewalt und Terror' zu hetzen … Tel Aviv und Bonn sind die wirklichen Mörder … Denn schon wenige Tage nach dem Massaker überfallen zionistische Flugzeuge Flüchtlingslager der Palästinenser und töten 200 Menschen. Die SPD-Regierung hat in Kumpanei mit der israelischen Regierung gehandelt, weil die westdeutschen Monopolherren das Öl des Nahen Ostens unter ihre Kontrolle bringen wollen … Jetzt, nachdem die Verfälschung der olympischen Spiele durch die SPD-Regierung 'kaputtgegangen' ist, verstärkt die Brandt-Regierung den Polizeiterror. Er richtet sich vor allem gegen die Ausländer … Besonders der ROTE ANTIKRIEGSTAG hat die Herren in Bonn in Angst und Schrecken versetzt, weil mit organisierter revolutionärer Gewalt ein Recht erkämpft wurde, das Recht auf die freie Straße … Jetzt soll das Verbot der KPD/ML und anderer marxistisch-leninistischer Organisationen vorbereitet werden. Außerdem soll die Wahl deshalb so schnell über die Bühne gehen, damit durch eine Wahlbeteiligung der KPD/ML nicht die Bevölkerung breit über die Politik der Bonner Parteien aufgeklärt und für die Ziele der KPD/ML gewonnen wird … Der zweite Mörder ist die SPD-Regierung, die von Anfang an in enger Verbindung zur zionistischen Regierung stand … Auf dem Flughafen wurde den Palästinensern eine Falle gestellt und unter der Oberaufsicht zweier israelischer Geheimdienstoffiziere, die extra nach München gereist kamen …

Was ist jetzt zu tun? Hamburger Genossen der KPD/ML und anderer Marxisten-Leninisten haben eine Aktionseinheit gebildet, die die Aufgabe hat, alle Demokraten, Antifaschisten und Antimilitaristen zusammenzuschließen im Kampf gegen die neue Terrorwelle.

Arbeiter! Werktätige! Handeln wir genauso! Niemand darf der neuen Terrorwelle, der Anwendung von Vorbeugehaft und Terrorgesetzen tatenlos zusehen! Niemand darf sich durch das Friedensgeklingel von Genscher, Barzel, Strauß und Brandt einlullen lassen …

Schließen wir uns zusammen unter den Losungen:
Weg mit dem reaktionären Ausländergesetz! Freiheit für die politischen Gefangenen!"

In der "Gemeinsamen Erklärung des ZB der KPD/ML (Rote Fahne) und des ZK der KPD/ML (Roter Morgen) - Die Fortführung des Kampfes im Geiste des Roten Antikriegstages" heißt es u.a.:"
München hat auch gezeigt, daß die Monopolbourgeoisie, diesem gerechten Kampf des deutschen Volkes ihren brutalen Terror gegenüberstellt, immer offenere faschistische Unterdrückung ausübt. Die Bourgeoisie und ihre Staatsbüttel haben in München gegen die Antiimperialisten die Notstandsgesetze (NSG, d.Vf.) angewandt. Sie haben mit tausenden Polizeitruppen aus ganz Westdeutschland und vor allem mit der Bonner SS, dem Bundesgrenzschutz das Recht auf freie Meinungsäußerung, das Recht auf die Straße, außer Kraft setzen wollen. Sie haben Kommunisten, Antimilitaristen und fortschrittliche ausländische Arbeiter verhaftet und die Vorbeugehaft angewandt. Sie haben eine Bannmeile in München errichtet, um die Wahrheit über ihre Kriegsvorbereitungen, die Wahrheit über ihren Notstandsterror vom Volk fernzuhalten. Dagegen haben die Antimilitaristen in München gekämpft und dieser Kampf muß weitergeführt werden. In München wurde ein generelles Demonstrationsverbot gegen Kommunisten erlassen … Weg mit dem Demonstrationsverbot! Straße frei für die Kommunistische Partei! Die Bourgeoisie und ihre Staatsbüttel haben ihren ganzen gewaltsamen Unterdrückungsapparat nach München zitiert, um die gewaltsame Aufrechterhaltung ihrer Klassenordnung zu demonstrieren. Polizei, Bundesgrenzschutz und Militär wurden zum Schutz, der versammelten Reaktion, von allem was verfault und abstirbt, zusammengezogen. Kampf dem Notstands- und Polizeiterror! Den Notstandsbütteln die Faust ins Gesicht! Olympia in München hat gezeigt … . Verschärfter Polizeiterror gegen Ausländer, Ausweisung und Auslieferung ausländischer Patrioten und Revolutionäre an Henkerregime in ihrer Heimat. Unser Kampf gilt dem Rassismus und Chauvinismus der westdeutschen Bourgeoisie. Weg mit den reaktionären Ausländergesetzen! … Wir kämpfen: Gegen das KPD-Verbot, gegen die Kriminalisierung, die Verbotsvorbereitungen gegen die KPD/ML! Schluß mit dem Terror gegen Marxisten-Leninisten! Wir fordern alle marxistisch-leninistischen Organisationen und alle demokratischen und fortschrittlichen Menschen in Westdeutschland und Westberlin auf: Beteiligt Euch an der Bildung eines Solidaritätskomitees zur Befreiung der gefangenen Antimilitaristen, beteiligt euch an dem Kampf gegen den Bonner Notstandskurs! Es ist notwendig, daß überall in Westdeutschland und Westberlin Versammlungen stattfinden, Komitees gebildet werden, Spendensammlungen durchgeführt werden. Es ist notwendig, diesen breiten Strom des Kampfes in eine machtvolle Demonstration münden zu lassen."

Berichtet wird auch über weitere Aktionen in der Folge Roten Antikriegstages (RAKT) in München (vgl. 9.9.1972) und über die eigenen Erklärungen zum Terroranschlag (vgl. 6.9.1972, 12.9.1972) bzw. die in Hamburg verabschiedete Erklärung (vgl. 7.9.1972).
Q: Rote Fahne Nr. 19, Bochum 18.9.1972, S. 1ff

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18.09.1972:
Vermutlich in dieser Woche erscheint in Dortmund eine 'Rutsche' der Betriebsgruppe Zeche Minister Stein der KPD/ML-ZB und des KJVD (vgl. 12.8.1972, 16.10.1972) mit beigehefteter Erklärung des ZB der KPD/ML-ZB zum Massaker von München (vgl. 12.9.1972). In der 'Rutsche' heißt es:"
SPD-REGIERUNG OHNE MEDAILLENCHANCE: LÜGEN HABEN KURZE BEINE

Kumpel!

Die XX. Olympischen Spiele in München sind beendet. 'Heitere und fröhliche Spiele', 'Friedens'show, 'Darstellung des friedlichen, neuen und demokratischen Deutschlands' - mit diesen und ähnlichen Losungen hatten die herrschenden Kreise Westdeutschlands, die Brandt, Heinemann, Genscher, Barzel, Strauß, Daume und Co., allesamt Vertreter des Großkapitals, das Interesse der Weltöffentlichkeit auf die Bundesrepublik gerichtet.

Nun gut - sicherlich wird sich keiner von uns, zuletzt KPD/ML und KJVD, gegen fairen sportlichen Wettkampf, gegen friedliche Spiele und erst recht nicht gegen einen friedliebenden und tatsächlich demokratischen, d.h. Arbeiter- und Bauernstaat, richten - wenn die Tatsachen, die politische Wirklichkeit in unserem Land nur so wären… Daß sie nicht so sind, wissen die fortschrittlichsten Menschen, an erster Stelle die Arbeiter und Werktätigen, hierzulande schon längst. Zwei Ereignisse jedoch im Rahmen der Olympischen Spiele rissen den Bonner Herren ihre 'friedliebende' und 'demokratische Maske' noch deutlicher vom Gesicht:

- Die Demonstration der KPD/ML und des KJVD gemeinsam mit anderen marxistisch-leninistischen und fortschrittlichen demokratischen Organisationen am 2./3. September, dem Antikriegstag, in München und und Kiel (RAKT in Bayern bzw. Schleswig-Holstein, d.Vf.).

- Die Aktion des 'Schwarzen September' im Olympischen Dorf und ihre Folgen. (Siehe dazu die Stellungnahme des Zentralbüros der KPD/ML in dieser Rutsche.)

Nehmen wir die Demonstration zum Antikriegstag: Mehrere tausend Teilnehmer, nicht wie die bürgerliche Presse berichtete 700 oder gar nur 150, ziehen hinter dem riesigen Anfangstransparent 'Roter Antikriegstag 1972' durch die Münchener Arbeiterviertel in die Innenstadt. Den scheinheiligen olympischen Friedensparolen der Brandt, Strauß und Co. hielten die Demonstranten die politischen Tatsachen entgegen, die allerdings ein ganz anderes Bild ergeben als es die Bonner Machthaber dem westdeutschen Volk und den in München versammelten Völkern der Welt weismachen wollen.

Statt Frieden und Demokratie:

- 30 Milliarden Rüstungsetat. Zur Füllung der Bonner Kriegskassen werden sie zu Lasten der Werktätigen ständig erhöht.

- Die sogenannte 'Wehrreform' von SPD-Schmidt soll die Kriegsregimenter des westdeutschen Großkapitals weiter vergrößern. Schon heute ist die Bundeswehr größer als Hitlers Naziarmee vor dem Angriff auf die Sowjetunion (SU, d.Vf.).

- Der sogenannte 'Ersatzdienst' wird mehr und mehr zu einer allgemeinen Dienstpflicht umgebaut. Schon heute können die Ersatzdienstleistenden (EDL bzw. KDV, d.Vf.) für militärische Hilfsdienste (Post, Bahn und in der Bundeswehr selbst zwangseingezogen werden.

- Durch sogenannte 'Wehrkundeerlässe' (WKE, d.Vf.) soll die militaristische Verhetzung in die Schulen getragen werden.

- Mit der angeblich 'neuen' Ostpolitik, die Aussöhnung mit den osteuropäischen Völkern und Entspannung in Europa bringen soll, haben die SPD-Führer ein abscheuliches Betrugsschauspiel mit Hilfe der sowjetischen Führer gestartet. In Wirklichkeit aber haben die Bonner Herren weder die Grenzen in Europa noch die DDR völkerrechtlich anerkannt.

- Im Innern des Landes bauen die Bonner Parteien in trauter Eintracht den Staatsapparat, Polizei, Bundesgrenzschutz (BGS, d.Vf.), Justiz zum Kampf gegen die aufbegehrende Arbeiterklasse aus. Die Kommunistishe Partei, die KPD/ML, soll verboten werden.

Das sind die wirklichen Taten der Bonner Herren, die jeder, der in den letzten Monaten und Wochen die politische Entwicklung aufmerksam verfolgt hat, ohne Mühe erkennen konnte. Und genau diese Tatsachen sollten den Völkern der Welt unter verlogenen olympischen Friedensparolen verborgen bleiben.

Übrigens orientierte man sich an den Spielen von 1936, den nicht umsonst liefen Leni Riefenstahls Filme 'Fest der Freude' und 'Fest der Völker' in Münchener Kinos. Denn auch Hitler hatte es 1936 verstanden, die Völker über seine wahren Absichten zu täuschen…

Die Antikriegstagsdemonstration in München zeigte, daß ein Fest der Freude für die Völker der Welt erst dann möglich ist, wenn die Imperialisten und Kriegstreiber beseitigt sind.

Die Bonner Herren hatten allen Grund, diese Wahrheit zu fürchten. So verbieten sie die Abschlußkundgebung der Demonstration auf dem Münchener Marienplatz. Sehr demokratisch! Sie verwandeln die Münchener Innenstadt in eine Polizeihochburg, 2 000 Polizisten sind im Einsatz, weitere 10 000 und Bundesgrenzschutzeinheiten stehen in Bereitschaft! Am Stadtrand von München warten während der Demonstration mehrere Schützenpanzer der Bereitschaftspolizei - Grenzschutzhubschrauber kreisen über der Demonstration. Die Demonstranten selbst werden ständig von Polizeispitzeln belästigt, am Sonntag leitet Polizeiminister Genscher die Aktion teilweise selbst!

Dieser ungeheuren Provokation des Bonner Staates mußten sich die Demonstranten um der Wahrheit willen entgegenstellen. Diszipliniert und geschlossen durchbrachen die Demonstranten die Sperrketten der Polizei, den brutal zuschlagenden Polizisten lieferten sie einen tapferen Kampf. Dennoch gelang es dem in einer Übermacht versammelten Polizeiaufgebot, die Abschlußkundgebung zu verhindern:

Unzählige Demonstranten wurden festgenommen, gegen 11 wurden von den Schergen des Bonner Staates Haftbefehle erlassen.

Eine Reihe von Teilnehmern wurden von der Polizei mißhandelt und schwerverletzt. Nur den Ordnungskräften der Partei gelang es, die Polizei teilweise zu bändigen, die in der bürgerlichen Presse unverschämt als Schlägerbanden tituliert wurden.

Kumpel!

Die Betriebsgruppe Minister Stein/Hardenberg ruft Euch alle auf, diesen Notstandsmaßnahmen muß der entschiedene Kampf angesagt werden:

Gestern waren es die Rot-Punkt-Demonstranten die von der Bonner Polizei zusammengeschlagen wurden, heute ist es die Demonstration zum Antikriegstag, die der Bonner Staat zu ersticken versucht, morgen sind es die Minister Stein Kumpel, die gegen Stillegung und Arbeitshetze in den Kampf treten."

Unter der Schlagzeile "Das rote Dortmund liest seine Rote Fahne" wird erstmals zum Abonnieren der 'Roten Fahne' (RF) der KPD/ML-ZB aufgerufen. Eingeladen wird zur Veranstaltung zur Olympiade bzw. der RAKT-Demonstration (vgl. 21.9.1972).
Q: Rutsche Lügen haben kurze Beine, Dortmund O. J. (Sept. 1972)

21.09.1972:
In Dortmund rief zu einer Veranstaltung der KPD/ML-ZB über den Roten Antikriegstag (RAKT) (vgl. 2.9.1972) und dessen Unterdrückung in München zumindest die Betriebsgruppe Minister Stein (IGBE-Bereich - vgl. 18.9.1972) auf:"
'OLYMPIADE DER UNWAHRHEIT'
Veranstaltung der KPD/ML und des KJVD
- Die Demonstration zum Antikriegstag der KPD/ML und des KJVD
- Das Attentat im olympischen Dorf
- Solidarität mit den politischen Gefangenen!
- Solidarität mit dem palästinensischen Volk!

Donnerstag, 21.9.1972, Gaststätte 'Gut Glück', 19 Uhr, Deutsche Str.
FREIE AUSSPRACHE!"

Angekündigt wurde die Veranstaltung auch durch den KJVD bei Minister Stein/Hardenberg (vgl. 5.9.1972).
Q: Jugend-Rutsche Erfolgreiche Unterschriftensammlung!, Dortmund O. J. (Sept. 1972), S. 4; Rutsche Lügen haben kurze Beine, Dortmund O. J. (Sept. 1972), S. 1

22.09.1972:
Die KPD/ML-ZB Berlin gibt heute das folgende Flugblatt von zwei Seiten DIN A4 unter Verantwortung von H. Kwiatkowski, Bleibtreustr. 48 als 'Extrablatt der Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten KPD/ML' heraus:"
DIE FOLGEN DES MÜNCHENER MASSAKERS: AUSLÄNDERHETZE - KOMMUNISTENVERFOLGUNG

Dazu dient das Massaker von Fürstenfeldbruck als Vorwand:

Eine ungeheure Hetze gegen alle Ausländer und ihre demokratischen und kommunistischen Organisationen und gleichzeitig eine verstärkte Hetze gegen die westdeutschen Marxisten-Leninisten wird entfacht.

Die tausende von türkischen, griechischen, italienischen, spanischen, jugoslawischen und arabischen Kollgen in Westberlin und Westdeutschland waren schon bisher besonders ausgebeutet und besonders rechtlos. Unter dem Deckmantel der 'besseren Extremismusbekämpfung' sollen jetzt noch schneller - sofort nach den Wahlen (BTW - vgl. 22.9.1972, d.Vf.) - neue verschärfte Ausländergesetze durchgepeitscht werden, die jeden ausländischen Arbeiter in unserem land in einen völlig rechtlosen Leibeigenen der westdeutschen Monopolherren verwandeln. Die einfachsten Grundrechte sollen dann nicht mehr für Ausländer gelten:
- Ausländische Kollegen und ihre Organisationen werden noch stärker bespitzelt.
- Ausländische kommunistische Organisationen werden verboten.
- Für Ausländer gibt es keine Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit mehr.
- Jeder Türke, Grieche, Spanier, der gegen die faschistische Unterdrückung in seinem Heimatland kämpft, wird abgeschoben und damit seinen faschistischen Henkern ausgeliefert.

Auf diese Weise will der Bonner Staat die ausländischen Arbeiter von ihren deutschen Kollegen abspalten. Auf diese Weise will dieser Staat der Schlotbarone verhindern, daß ausländische und deutsche Kollegen wie in der letzten Chemie- und Metalltarifrunde (CTR der CPK bzw. MTR der IGM, d.Vf.) in einer gemeinsamen Front kämpfen!

Dagegen setzen wir unsere Forderungen:
SCHLUSS MIT DER HETZE GEGEN AUSLÄNDER UND IHRE ORGANISATIONEN!
KAMPF DEN REAKTIONÄREN AUSLÄNDERGESETZEN!
DEUTSCHE ARBEITER, AUSLÄNDISCHE ARBEITER - EINE KAMPFFRONT!

Kolleginnen und Kollegen! Nicht nur gegen Ausländer und ihre demokratischen und kommunistischen Organisationen richten sich die Hetze und die Unterdrückungsmaßnahmen der Bonner Notstandsplaner. Die Herren in Bonn wittern jetzt die beste Gelegenheit, um die Verbotsvorbereitungen gegen die westdeutschen Marxisten-Leninisten beschleunigt voranzutreiben!

- Einen deutlichen Beweis dafür lieferte der Reaktionär Löwenthal im ZDF-Magazin (vgl. 6.9.1972, d.Vf.). Er nannte die Namen: KPD/ML, Neues Rotes Forum (KG(NRF) Mannheim/Heidelberg, d.Vf.) und Roter Morgen (KPD/ML-ZK, d.Vf.) sollen verboten werden. Löwenthal behauptete, sie stünden in Verbindung mit den palästinensischen Terroristen in München. Als 'Beweis' verlas er eine Erklärung der KPD/ML zum Polizeimassaker auf dem Flughafen Fürstenfeldbruck.

- SPD-Schütz ergänzte am Montag (vgl. 18.9.1972, d.Vf.) diese Hetze, indem er forderte, daß alle 'Linksextremisten', die mit ausländischen demokratischen und kommunistischen Organisationen zusammenarbeiten, in Vorbeugehaft genommen werden sollten.

- Die CDU-Abgeordnete Besser lieferte die 'Begründung' dafür: Sie zitierte aus einem gemeinsamen Flugblatt der KPD/ML und der palästinensischen Befreiungsorganisation FDPLP und wies so angeblich die Zusammenarbeit unserer Partei mit 'linksextremistischen arabischen Organisationen' nach. Zusätzlich log sie eine Verbindung zur Baader-Meinhof-Gruppe (RAF, d.Vf.) zusammen.

- In Bremen (vgl. 18.9.1972, d.Vf.) stellte die CDU-Fraktion einen Antrag auf Verbot des Kommunistischen Bundes (KBB, d.Vf.), einer lokalen marxistischen Organisation.

- In Freiburg (vgl. 18.9.1972, d.Vf.) und Hannover (vgl. 18.9.1972, d.Vf.) wurden - zum vierten Mal innerhalb der letzten drei Monate - Büros der KPD/ML durchsucht.

- In Heidenheim (vgl. 6.9.1972, d.Vf.) wurde Flugblattmaterial der KPD/ML mit der Begründung beschlagnahmt, die KPD/ML sei eine Nachfolgeorganisation der verbotenen KPD.

- Seit Wochen schon sitzen Demokraten und Kommunisten, die zum Roten Antikriegstag in München (RAKT - vgl. 2.9.1972, d.Vf.) das Demonstrationsverbot durchbrochen haben, im Gefängnis!

Kolleginnen und Kollegen! Warum holt der Bonner Staat jetzt zum Schlag gegen die Marxisten-Leninisten aus?

- Weil die Jahre 1971 und 1972 die meisten Streiktage in der BRD und Westberlin aufweisen!

- Weil immer mehr Arbeiter und Werktätige sich die verschärfte Ausplünderung zugunsten einer immer wahnsinnigeren Aufrüstung der westdeutschen Armee nicht mehr gefallen lassen und für ihre Forderungen auf die Straße gehen!

- Weil der Einfluß der Marxisten-Leninisten trotz ihrer relativen Schwäche gewachsen ist und weiter wächst: in einer Reihe von Großbetrieben gibt es kommunistische Betriebsräte, rote Jugendvertreter, in der Armee werden kommunistische Zellen aufgebaut!

- Weil die Marxisten-Leninisten die geschworenen Feinde des Notstands- und Aufrüstungskurses der Bonner Herren unter Führung der Sozialdemokratie sind, weil sie erklären, daß dieser Kriegsverbrecherstaat gestürzt werden muß, damit die Massen im Sozialismus ihren Wunsch nach Wohlstand, Demokratie und Frieden verwirklichen können!

Deshalb das Theater der Neuwahlen, wo jeder Wähler wieder glauben soll, er könne mit dem Stimmzettel demokratisch über die Regierungspolitik entscheiden, indem er einen von zwei oder drei hochbezahlten Schmierenkomödianten für das Parlament wählt!

Deshalb gleichzeitig die neuesten Maßnahmen gegen Kommunisten, deren Einfluß der Bonner Staat aufs äußerste fürchtet!

Kolleginnen und Kollegen! Die Verteidigung der Freiheit der Kommunistischen Partei ist die Sache der ganzen Arbeiterklasse und jedes Werktätigen! Das ist die Sache jedes fortschrittlichen Menschen, der wie die Kommunisten gegen Ausplünderung, Notstandspolitik und Aufrüstung zu kämpfen bereit ist. Die KPD/ML weist den Weg zu Sozialismus und Frieden.

Deshalb:

WEG MIT DEM KPD-VERBOT!

KAMPF DEN VERSUCHEN DES BONNER STAATES, DIE MARXISTISCH-LENINISTISCHEN ORGANISATIONEN ZU ZERSCHLAGEN!

FREIHEIT FÜR DIE MARXISTEN-LENINISTEN UND IHRE PRESSE!

FREIHEIT FÜR DIE POLITISCHEN GEFANGENEN!

NATIONALE DEMONSTRATION GEGEN DIE AUSLÄNDERGESETZE!

DORTMUND: 14.10.1972"

Die Demonstration in Dortmund findet allerdings bereits am 8.10.1972 statt.
Q: KPD/ML-ZB: Extrablatt der Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten, Berlin 22.9.1972

25.09.1972:
Der 'Rote Morgen' Nr. 19 (vgl. 11.9.1972, 9.10.1972) erscheint unter der Schlagzeile "Bourgeoisie fordert KPD/ML-Verbot" und berichtet auch von der Demonstration in München (vgl. 2.9.1972). Ein Artikel schildert "Die Fratze der Notstands- und Kriegsolympiade". Zum Roten Antikriegstag (RAKT) wird auch aufgefordert: "Kämpft die Genossen frei! und im Artikel "Freiheit für die Münchner Gefangenen!" wird die Bildung eines Initiativkomitees zur Bildung eines Solidaritätskomitees für die acht Gefangenen bekanntgegeben.
Q: Roter Morgen Nr. 19, Hamburg 25.9.1972, S. 1f und 4

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26.09.1972:
Bei Cassella Frankfurt gibt die KPD/ML-ZB ihren 'Roten Cassella-Arbeiter' Nr. 11 (vgl. 12.9.1972, 11.10.1972) heraus mit dem Artikel "Roter Antikriegstag - Freiheit für die gefangenen Genossen!" zum RAKT und dem - "Leserbrief: Die Herrschenden haben Angst vorm Plakatekleben" wobei es um Plakate für den RAKT ging.
Q: Roter Cassella Arbeiter Nr. 11, Frankfurt 26.9.1972, S. 3ff

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28.09.1972:
In Witten rief die Betriebsgruppe Edelstahlwerke Witten (ESW, IGM-Bereich - vgl. 25.9.1972) der KPD/ML-ZB auf:"
'PROLETARIER ALLER LÄNDER UND UNTERDRÜCKTE VÖLKER VEREINIGT EUCH!' - das ist die Grundlosung, die auch in Westdeutschland revolutionäre und fortschrittliche Organisationen vorwärts reißt: Deutsche, spanische, türkische, griechische, italienische, portugiesische, arabische, palästinensische und afrikanische Parteien, Gruppen und Ausländerorganisationen schließen sich fester zusammen um die Massen der in- und ausländischen Arbeiter, Werktätigen und Studenten in den Kampf gegen Bonns Ausländergesetze, Notstandsdekrete und Kommunistenerlasse zu führen.

Die KPD/ML und der KJVD unterstützen diesen Zusammenschluß begeistert und siegessicher. Mögen die Bonner Notstandsstrategen auch noch so sehr hecheln, um uns zu verfolgen und in Gefängnisse zu sperren, wie sie es nach unserem ROTEN ANTIKRIEGSTAG (RAKT - vgl. 2.9.1972, d.Vf.) in München verschärft versuchen!

Wir stehen fest an der Seite der Völker des Mittelmeerraumes, wir organisieren gemeinsam mit ihren revolutionären Organisationen in Westdeutschland den Kampf in den Betrieben und Hochschulen gegen die Ausländergesetze und den täglichen Terror der Bosse, Bonzen und Polizisten!

Darum findet am DONNERSTAG, DEN 28.9.1972 UM 19 UHR in der Gaststätte GRÖPPEL (Sprockhövelerstr./Herbederstr.) eine Kampfveranstaltung der Einheitsfront gegen Notstand, Aufrüstung und Revanchepolitik (NAR, d.Vf.) statt unter der Parole:
DEUTSCHE ARBEITER, AUSLÄNDISCHE ARBEITER - EINE ARBEITERKLASSE!
in der wir den gemeinsamen Kampf auch in Witten aufnehmen wollen!"
Q: Roter Edelstahlwerker Polizeiterror in Witten!, Witten O. J. (Sept. 1972), S. 2

Oktober 1972:
In der Nr. 9 seines 'Der Kampf der Arbeiterjugend' (vgl. Sept. 1972, Nov. 1972) berichtet der KJVD der KPD/ML-ZB u.a. über die Ausländergesetze (vgl. 17.9.1972) und über die Haltung der KPD zum Roten Antikriegstag (RAKT).

Der Leitartikel ist "Freiheit für die Kämpfer des Roten Antikriegstages!" Danach haben am RAKT in München ca. 5 000 Menschen demonstriert. Der Bonner Staat ließ an diesem Tag "auf allen Ebenen die Maske von Frieden und Demokratie fallen. München war in ein Heerlager von Polizei aus allen Bundesländern und Bundesgrenzschutz verwandelt. Polizeiketten riegelten die Innenstadt gegen den Roten Antikriegstag - gegen den Kampf für Frieden ab. Die 5 000 Demonstranten durchbrachen die Polizeiketten und verteidigten erfolgreich die Freiheit des antiimperialistischen Kampfes der Jugend und das Recht der Werktätigen auf die freie Straße. Dutzende wurden dafür von der sozialdemokratischen Polizei brutal verprügelt. 11 Freunde und Genossen wurden ins Gefängnis geworfen und wochenlang festgehalten. Noch immer ist nicht sicher, ob alle inzwischen freigelassen sind. Einige der Freigelassenen müssen sich jeden zweiten Tag bei der Polizei melden, wegen angeblicher Fluchtgefahr. Auf alle wartet ein Prozeß vor dem Klassengericht wegen Landesfriedensbruch. So geht der Bonner Staat und seine sozialdemokratischen Sachwalter mit dem antimilitaristischen Kampf der Jugend um. … Wir aber werden mit aller Kraft für die Freiheit der Kämpfer des Roten Antikriegstag kämpfen. … Für die werktätige Jugend steht die Frage so: Mit Brandt und Barzel, mit SPD oder CDU in eine Zukunft der Ausbeutung, Unterdrückung und des imperialistischen Krieges …, oder mit der KPD/ML in eine Zukunft des Sozialismus, des Friedens und der wahren Demokratie. … Das ist unsere Losung für den Wahlkampf: Gegen Notstand, Aufrüstung und Revanchepolitik, für Frieden, Demokratie und Sozialismus! Weg mit dem KPD-Verbot!"

Im Artikel zum RAKT, "Die revolutionäre Gewalt der Arbeiterklasse besiegt den Notstandsterror. Warum die Demonstration des Roten Antikriegstages die Polizeikette durchbrochen hat", wird dargelegt, daß KPD/ML-ZB und KJVD im Kampf gegen Militarismus und imperialistischen Krieg in München mit revolutionärer Gewalt, "das Recht des Volkes auf die freie Straße verteidigt haben". Gegen die Machtergreifung der Barzel und Strauß, gegen die Bonner Militaristen, den Ausbau der Bürgerkriegstruppen, gegen die Notstandstruppen der Bundeswehr und gegen den imperialistischen Krieg, setzten sich die KPD/ML-ZB und der KJVD "an die Spitze des Kampfes der werktätigen Jugend und der Massen … und stürmten mit ihnen gegen die Polizeigewalt das Karlstor. … Durchbrochen wurde die Polizeigewalt der Blutsauger … und offensichtlich wurde den Massen die ganze Verwundbarkeit dieses Systems. … Beim Roten Antikriegstag haben die Arbeiter und Werktätigen ihre Führung und ihre Kraft, die Kraft ihrer Klasse erkannt."
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr. 9, Bochum Okt. 1972, S. 1, 3, 8f, 11, 16

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Oktober 1972:
In Frankfurt gibt der Frankfurter Kampfbund/Marxisten-Leninisten (FKB/ML) vermutlich im Oktober seine 'Bausteine - Beiträge zur Klassenanalyse' Nr. 1 heraus. C. Cordel, Mitglied des Frankfurter Kampfbund/Marxisten-Leninisten (FKB/ML) veröffentlicht den folgenden Artikel "Zur programmatischen Arbeit der revolutionären Bewegung", in dem es auch heißt, "bei der Demonstration in München zum Antikriegstag (RAKT - vgl. 2.9.1972, d.Vf.) durfte der FKB/ML im Block des Roten Morgen seine Flugblätter nicht verteilen."
Q: Bausteine - Beiträge zur Klassenanalyse' Nr. 1, Frankfurt 1972

Oktober 1972:
Die RJ/ML Hannover des KABD gibt die Nr. 1 ihres 'Roten Berufsschülers' heraus, in der es auch heißt:"
Auch eine Gruppe, die sich KPD/ML (beteiligt waren KPD/ML-ZB und KPD/ML-ZK, d.Vf.) und KJVD nennt, hat in München ihr Abenteurertum auf die Spitze getrieben. 2 000 Menschen zog sie zum 'Roten Antikriegstag' (RAKT - vgl. 2.9.1972, d.Vf.) aus ganz Deutschland zusammen. Mit Helmen und Stöcken bewaffnete Stoßtrupps provozierten Schlachten mit der Polizei.

Notwendig wäre es gewesen, den Masseneinsatz der Bundeswehr bei den Olympischen Spielen geduldig zu entlarven, als das, was er ist: Eine Werbeshow, die über den Notstands- und Kriegsauftrag der Bundeswehr täuschen soll.

Doch der sektiererische 'KJVD' liefert genauso wie der 'Schwarze September' den reaktionären den erwünschten Vorwand für ihre Polizeieinsätze und ihren Notstandskurs."
Q: Roter Berufsschüler Nr. 1, Hannover Okt. 1972

03.08.1974:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 31 (vgl. 27.7.1974, 10.8.1974) heraus. In "Polizei beschlagnahmt Demonstrationsfilme" wird berichtet aus München vom Film über den RAKT 1972.
Q: Roter Morgen Nr. 31, Dortmund 3.8.1974, S. 8

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Letzte Änderung: 04.11.2019