Die hier vorgestellte Broschüre der Siemens-Betriebsgruppe der Sozialistischen Betriebsgruppe (SBG) Regensburg erschien einerseits im Zusammenhang mit betrieblichen Auseinandersetzungen im Siemens Wernerwerk in Pruefening im Vorfeld einer Betriebsversammlung, aber auch mit dem Prozeß, den Himmelmeyer gegen den presserechtlich verantwortlichen der SBG, Klaus Grenzheuser, angestrengt hatte.
Februar 1973:
Die Siemens-Betriebsgruppe der SBG Regensburg gibt vermutlich im Februar die Broschüre "Hans Himmelmeyer - Der Krug geht solange zum Brunnen, bis er bricht" unter dem Titelkopf ihrer 'Auf Draht' zum Preis von 50 Pfennig heraus mit den Abschnitten:
- "Hans Himmelmeyer, SPD";
- "Strebsam von Anfang an";
- - "Aufbaujahre";
- - "Himmelmeyer wird Werkmeister";
- "1954 Metaller-Streik in Bayern";
- - "Himmelmeyer - Der Streikbrecher";
- - "Kollegen halten durch";
- - "Gerechte Strafe" zum geplanten Ausschluß der IGM, dem er durch Übertritt zur DAG zuvorkam;
- "Anfänge im Wernerwerk";
- "Siemens sucht einen Betriebsrat";
- "Opposition wird zerschlagen";
- "Der ideale Betriebsrat für Siemens";
- "Taktik des Betrugs";
- - "Wohnungsvermittlung";
- - "Entlassungen und Kurzarbeit";
- - "Belohnung von Siemens";
- - "'Himmelhund'" zu seinem Spitznamen im Betrieb;
- - "Die kleinen Vergnügen";
- - eine Eidesstattliche Erklärung über intime Beziehungen während der Arbeitszeit;
- - "Die Folgen";
- - "Gestapo-Methoden";
- - "Der Galan";
- - "Sittenhüter Himmelmeyer";
- - "Brunnerstory";
- - "Wahlschwindel" zu den Betriebsratswahlen (BRW) 1972;
- - "Gelogen oder Gedächtnisschwund?";
- "Stadtratspolitik";
- - "Westbad";
- - "Himmelmeyer, der Busfahrer";
- - "Stadtrat für Siemens";
- - "Vielseitige Verbindungen";
- - "Vetternwirtschaft";
- - "Konradsiedlung";
- - "Himmelmeyers Felle schwimmen davon";
- - "Weihnachtsgeschenke von Buechl" vom Kalkwerk Tausendpfund;
- - "Was im Schlachthof geschah";
- - "Wahlempfehlung - Ein Strick!" durch die SBG für Himmelmeyer bei der letzten Stadtratswahl (SRW);
- - "Streikbrecher raus aus der Gewerkschaft";
- - "Fest auf der Seite der Unternehmer";
- - "Die kleinen Extras";
- "Nicht draussen maulen";
- - "Die gleichen Herren";
- - "Wir sind dran!";
- - "Organisation verzehnfacht die Kräfte! (Lenin)";
- - "Für den Wiederaufbau der KPD";
- "Organisiert Euch in der Sozialistischen Betriebsgruppe Regensburg!", deren Zeitungen vorgestellt werden.
Gefordert wird:"
Himmelmeyer raus aus der Gewerkschaft!
Himmelmeyer raus aus dem Betriebsrat!
Vertrauenskörper aufbauen!"
Geworben wird für die 'Kommunistische Arbeiterzeitung' (KAZ).
Quelle: SBG-Siemens-Betriebsgruppe: Auf Draht Hans Himmelmeyer - Der Krug geht solange zum Brunnen, bis er bricht, Regensburg o. J. (1973)
Februar 1973:
Die Siemens-Betriebsgruppe der SBG Regensburg der ABG berichtet vermutlich aus dem Februar von einer BV:"
WERNERWERK: BETRIEBSVERSAMMLUNG
Die Kantine zur Betriebsversammlung war brechend voll. Die Himmelmeyerbroschüre war vorher im Werk von Hand zu Hand gewandert und die Kollegen waren darauf gespannt, wie Himmelmeyer seinen Kopf wohl aus der Schlinge ziehen würde.
Doch die Geschäftsleitung und Himmelmeyer hatten Generalstabsarbeit geleistet. Gleich zu Anfang berichtet Himmelmeyer mit stolzgeschwellter Brust, daß er ein paar Kollegen aus der BU (Betriebsunterhaltung, d.Vf.) zum Sonderlöhner verholfen habe, außerdem bekommen diese Kollegen auch noch fünf Minuten bezahlte Waschpause. Der Kollege, der in seiner 'frischen offenen' Art auf die Mißstände in der BU aufmerksam gemacht hatte, war wohl Himmelmeyers Freund, der Betriebsrat Grabe aus der BU. Die beiden haben sich sicherlich noch schnell überlegt, welche Lorbeeren sich Himmelmeyer anstecken kann, ohne daß es für die Geschäftsleitung zu viel kostet.
Doch das ist nur Augenwischerei! Erstens werden in der Produktion alle schmutzig und deshalb brauchen alle eine bezahlte Waschpause.
Zweitens werden viele Kollegen im Wernerwerk selbst nach den Richtlinien der Siemensarbeitsbewertung unterbezahlt.
Die angekündigte Neuregelung mit den Essensmarken ist zu begrüßen. Den guten Betriebsräten, die dafür gesorgt haben, gebührt ein großes Lob.
Aber wenn Himmelmeyer meint, durch ein paar Zuckerl kann er sich wieder einschleichen, dann täuscht er sich.
Dann kam auch gleich die kalte Dusche. Das Bier und die Brezenstangerl werden teurer. Doch warum müssen wir das Bier vom Fürsten trinken, es gibt billigere und bessere Brauereien.
Dann drückte Himmelmeyer gehörig auf die Tränendrüse. Ob seine Frau ihm seine Geschichten verzeiht, ist uns egal. Aber wenn er in seiner Dienstzeit, wo er für uns als freigestellter Betriebsrat erreichbar zu sein hat, seinem Vergnügen nachgeht, wenn eine Kollegin, nachdem sie ihm nicht mehr paßt, mit dem Werksschutz hinausgeschleift wird, und wenn Sie diese Kollegin dann obendrein noch öffentlich als Schneegans beschimpfen, dann gibt es nichts zu verzeihen, sondern nur zu bekämpfen.
Und wenn Sie behaupten, Herr Himmelmeyer, wir schreiben einen Brief und drohen ihre Tochter umzubringen, dann gehen Sie doch genau so vor, wie der Dieb, der sich hinstellt und schreit: haltet den Dieb! Solche Schauermärchen nützen Ihnen auch nichts mehr. Nur noch wenige Kollegen haben Beifall geklatscht und auch die lassen das bald bleiben.
Danach stellte die Geschäftsleitung sich voll und ganz hinter ihren treuen Knecht Himmelmeyer. Welchen Nutzen muß er doch für sie haben. Jeden von uns hätten sie bei solchen Geschichten längst entlassen.
Im übrigen, Herr Lohse, wenn Sie behaupten, wir werfen mit Dreck, das, was sie Dreck nennen, das haben wir nicht erfunden. Die Meisterwillkür, der Akkordbetrug von Meistern wie Opolka, Kornstätt oder Retsch stinkt zum Himmel, und die Geschichten des Herrn Himmelmeyer auch."
Q: Auf Draht Nr. 2, Regensburg Feb. 1973, S. 2 und 4
Letzte Änderung: 01.03.2023