Landkreis Augsburg

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 4.11.2018


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Separate Darstellungen gibt es zu den Hoechst-Werken in Bobingen und Gersthofen, zu den Beschäftigten der privaten Sonderschule für geistig Behinderte in Königsbrunn und zu den Schülern der Schulen.

Im Landkreis Augsburg war nach den uns verfügbaren Quellen neben der DKP (vgl. 7.8.1969, 18.10.1970) auch Walter Piltz in Gersthofen ('Mahnruf') mit seinem Sozialistischen Freundeskreis (SFK) bzw. dem Internationalen Bund Demokratischer Sozialisten (IBDS) (vgl. Nov. 1969, Jan. 1972) aktiv, wobei es in Gersthofen zeitweise auch einen Arbeitsraum des SFK gab (vgl. Aug. 1974).

Es agitierten aber vermutlich auch die KPD/ML (vgl. 1.5.1973) und die KPD (vgl. 14.4.1975) im Landkreis, aber auch der vor allem bei den Hoechst-Werken in Bobingen und Gersthofen aktive Arbeiterbund (AB - vgl. 6.9.1975, 30.11.1975), wobei nicht zuletzt die Bereitschaftspolizei in Königsbrunn und die Einheiten der US-Army Aufmerksamkeit finden.

Die Sympathisanten des KBW, die an der privaten Sonderschule für geistig Behinderte in Königsbrunn und unter den Schülern der Schulen aktiv waren, berichten sowohl aus der Druckindustrie (vgl. 20.5.1976) und von den Bauern (vgl. Apr. 1977, Dez. 1977), als auch ebenfalls über die Bundeswehr und die US-Army.

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

07.08.1969:
Die DKP gibt die Nr. 19 ihrer 'Unsere Zeit' (UZ) Regionalausgabe für Bayern/Baden-Württemberg heraus. Aus Bayern wird u.a. berichtet über ADF-Kandidaten in Augsburg-Land.
Quelle: Unsere Zeit Bayern/Baden-Württemberg Nr. 19, Essen 7.8.1969

November 1969:
Laut MLPD (2) gibt der Initiativausschuß zur Gründung einer sozialistischen Partei um Markowski zum letzten Male seinen 'Informationsbrief' heraus. Faktisch war damit der Initiativkreis bereits aufgelöst. Dies melden auch die 'Roten Briefe' von Dieter Schütt in Hamburg. Die wohl wichtigste Auseinandersetzung war die mit dem 'Roten Morgen' (1968) um Fragen des Parteiaufbaus, die Stalinfrage u.v.a.m.. Die theoretischen Positionen des Markowski-Kreises waren, laut MLPD (2), eine Mischung von trotzkistischen und sozialdemokratischen. So sollte der IA damals als Sammlungsbewegung der Linken fungieren, die - als Übergang - in die Gründung einer Sozialistischen Partei münden sollte. Während allerdings von Markowski in Bergisch Gladbach nicht mehr viel bekannt wird, setzt Peter Lersch in Köln mit seinen 'Sozialistischen Rundbriefen', die als meist ein- bis zweiseitige Brennmatrizenabzüge noch bis mindestens 1973 bis zu ca. zwanzig Mal im Jahr erscheinen die Tätigkeit fort. Auch weitere ehemals dem IA zugeneigte oder angeschlossene Gruppen sind weiter aktiv. Hierzu zählt auch Walter Piltz in Gersthofen ('Mahnruf') mit seinem Sozialistischen Freundeskreis (SFK) bzw. dem Internationalen Bund Demokratischer Sozialisten (IBDS).
Q: MLPD-ZK: Geschichte der MLPD, I. Teil, Stuttgart 1985, S. 21; Rote Briefe Nr. 19, Hamburg 1969, S. 11;Eigener Bericht, Berlin 1988

18.10.1970:
Auf der 7. Tagung des Parteivorstandes der DKP (vgl. 17.10.1970) wird von 34 PV-Mitgliedern und zugleich Betriebsräten bzw. Gewerkschaftsfunktionären ein "Wort an unsere sozialdemokratischen Kollegen" verfaßt. Unterzeichnet ist der in Düsseldorf verfaßte Text von Betriebsräten und Gewerkschaftsfunktionären, u.a. dem Funktionär Theo Schoofs aus Walkertshofen bei Augsburg.
Q: Werft-Echo, Hamburg Okt. 1970; Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 46, Bochum 31.10.1970, S. 5ff;Der Hammer Tödliche Bilanz, Bochum o.J. (1970), S. 3;Hasper Gold Stellungnahme der DKP zur Lohnbewegung der Metaller, Hagen o.J. (1970), S. 6;Lüfter Brief an den Minister, Dortmund o.J., S. 4;DKP Stadtteilgruppe Scharnhorst: Kommunisten stellen sich zur Diskussion, Dortmund o.J. (1970)

21.06.1971:
In Berlin erscheint vermutlich in dieser Woche ein 'Klassenkampf - Ausgabe Osram B-Werk' für Juni als Zeitung der Betriebszellen und Betriebsgruppen der Proletarischen Linken / Parteiinitiative (PL/PI - vgl. 28.5.1971, 17.7.1971). Berichtet wird, dass, nachdem das Drahtwerk nach Schwabmünchen verlagert worden war, die Älteren Lohneinbußen erlitten.
Q: Klassenkampf Ausgabe Osram B Nr. 15, Berlin Juni 1971, S. 2

22.09.1971:
In der Nr. 17 ihres 'Rotlicht' (vgl. 6.9.1971, 28.9.1971) berichtet die Berliner Betriebsgruppe Osram der KPD/ML-ZB u.a. über die Hämmerei im Drahtwerk, die, wie andere Abteilungen auch, in das Osram-Werk Schwabmünchen in Bayern verlegt wurde.
Q: Rotlicht Nr. 17, Berlin 22.9.1971, S. 6

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Januar 1972:
Der Sozialistische Freundeskreis von 1955 (SFK) bzw. Walther Pilz, Gersthofen, gibt den 'Mahnruf - Sozialistisch und unabhängig - Freie Sozialistische Tribüne' Nr.112 (vgl. Dez. 1971, Feb. 1972) für Ende Januar in Zusammenarbeit mit Mitgliedern des Internationale Bund Demokratischer Sozialisten (IBDS) und der Aufbaugruppenorganisation / Sozialistische Partei (AGO/SP) heraus. Aus Gersthofen wird berichtet von einer Veranstaltung der Jusos der SPD.
Q: Mahnruf Nr.112,Gersthofen Jan. 1972,S.5

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01.05.1973:
In Bobingen führt die KPD/ML-ZK eine Maiveranstaltung durch.
Q: Roter Morgen Nr. 16, Dortmund 28.4.1973

August 1974:
Vermutlich im August erscheint der 'Mahnruf - Freie Sozialistische Tribüne' Nr. 143 (vgl. Juni 1974). Für Augsburg und Umgebung werden Treffs im SFK-Arbeitsraum in Gersthofen am 15.8., 21.8., 1.9, und 26.9.1974 angekündigt.
Q: Mahnruf Nr. 143, Gersthofen Juni 1974, S. 8

14.04.1975:
Vermutlich in dieser Woche gründet die KPD ihre Ortsleitung (OL) in Augsburg. Im Gründungsbericht wird auch eingegangen auf die Bereitschaftspolizei in Königsbrunn und die in der Gegend stationierten Truppen der USA, bei denen es sich u.a. um das US Pony Force Infantry Regiment in den Kasernen Sheridan, Slatz und Race handelt und die über eine Radaranlage in Goblingen und einen Truppenübungsplatz in Deuring verfügen.
Q: Rote Fahne Nr. 16, Dortmund 23.4.1975

06.09.1975:
Der AB gibt die Nr. 69 seiner 'Kommunistischen Arbeiter Zeitung' (KAZ) (vgl. 24.8.1975, 21.9.1975) heraus und berichtet u.a. von Hoechst Augsburg (bzw. Bobingen und Gersthofen), vom geplanten AKW Gersthofen und der US-Radaranlage in Gablingen.
Q: Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 69, München 6.9.1975, S. 2

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30.11.1975:
Der AB gibt die Nr. 75 seiner 'Kommunistischen Arbeiter Zeitung' (KAZ) (vgl. 16.11.1975, 14.12.1975) heraus und berichtet u.a. von der Bereitschaftspolizei in Königsbrunn.
Q: Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 75, München 30.11.1975, S. 3

20.05.1976:
Die Gruppe Augsburger Kommunisten (GAK) - Sympathisanten des KBW gibt eine Ortsbeilage Augsburg (vgl. 13.5.1976, 10.6.1976) zur 'Kommunistischen Volkszeitung' Nr. 20 (KVZ) des KBW heraus. Berichtet wird auch aus dem DP-Bereich vom "Druckerstreik in Augsburg", u.a. von der Druckerei Kieser in Steppach, Landkreis Augsburg.
Q: Kommunistische Volkszeitung Ortsbeilage Augsburg Nr. 20, Augsburg 20.5.1976, S. 3f

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April 1977:
Die Bezirksleitung Oberbayern/Schwaben des KBW gibt vermutlich im April eine Broschüre "Nieder mit Imperialismus und Reaktion. Kein Kernkraftwerk in Rehling" heraus. Berichtet wird auch von der von der Bayerischen Elektrostahlwerke GmbH (BEST) in Herbertshofen bei Meitingen (Landkreis Augsburg) und von Hoechst Gersthofen, aber auch von den Bauern in den Landkreisen Aichach-Friedberg und Augsburg.
Q: KBW-Bezirksleitung Oberbayern/Schwaben: Nieder mit Imperialismus und Reaktion. Kein Kernkraftwerk in Rehling, München o. J. (1977), S. 16f und 20

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Dezember 1977:
Vermutlich im Dezember gibt die Regionalleitung Süd des KBW die Broschüre "Der Imperialismus treibt die Ausbeutung der Arbeiter in der Region Augsburg voran, ruiniert die Bauern und zerstört die Lebensbedingungen des Volkes!" heraus. Der Text gliedert sich u.a. in die Abschnitte:
- "Gesetzmäßig ruiniert der Imperialismus die Bauern" in den Landkreisen Aichach-Friedberg, Augsburg, Dillingen und Donau-Ries;
- "Die Polizeireform in Bayern", wobei auch auf die Bereitschaftspolizei in Königsbrunn eingegangen wird;
- "Region Augsburg: Waffenzentrum Nr.1 im Südbayerischen Raum", wobei auf MAN, MBB und Renk, aber auch auf IWKA eingegangen wird sowie auf die US-Army und die Bundeswehr, u.a. auf die Jagdbomber in Lagerlechfeld und Schwabstadl sowie die Luftwaffe in Fürstenfeldbruck, Neubiberg, Landsberg, Penzing und Manching, wobei auch aus der Saarburgkaserne Landsberg sowie von den Bürgerprotesten gegen Lärmbelästigung durch Tiefflieger in Göggingen und Haunstetten sowie gegen US-Truppenübungsplätze in Deuringen und Gersthofen berichtet wird.
Q: KBW-Regionalleitung Süd: Der Imperialismus treibt die Ausbeutung der Arbeiter in der Region Augsburg voran, ruiniert die Bauern und zerstört die Lebensbedingungen des Volkes!, München o. J., S. 23ff, 42 und 51f

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Letzte Änderung: 04.11.2019