Zur Hauptübersicht der Datenbank MAO | Zur nächsten Zwischenübersicht |
20.12.1970:
Auf einer Sitzung der Roten Hilfe (RH) Westberlin wird, laut den "Thesen des IK der Roten Hilfe", auch festgehalten, "daß die Rote Hilfe eine Massenorganisation von besonderem Charakter ist, der aus ihren spezifischen Aufgaben resultiert. … Die Rote Hilfe, in der jetzigen Situation hauptsächlich gestützt auf die Massenorganisationen der sozialistischen Intelligenz, wird zusammenarbeiten mit allen Gruppen, die in Betrieben und Stadtteilen Massenarbeit leisten, weil sie aus ihrer Arbeit die unmittelbaren Bedürfnisse der Werktätigen kennen, die Aufgaben der Roten Hilfe mitformulieren und deren Durchführung vorantreiben können. … Die Rote Hilfe wird als eine organisatorisch unabhängige Massenorganisation aufgebaut, die überparteilich ist. Ihre Linie kann in der gegenwärtigen Phase nicht die einer einzelnen Kaderorganisation sein, vielmehr hat sie sich an dem aus dem Stand der Klassenkämpfe sich ergebenden Notwendigkeit zu orientieren, die sich maßgeblich aus der erfolgreichen Politik der revolutionären Partei bestimmen. In dieser Rote-Hilfe-Organisation können alle oben bezeichneten Gruppierungen mitwirken, die die Notwendigkeit einer Roten Hilfe als praktische Solidarität mit allen, die Opfer der Klassenherrschaft und deren Terrororganen geworden sind, sehen. Die in der Roten Hilfe organisierten Gruppen werden Delegierte in das Initiativkomitee der Roten Hilfe entsenden. … Das Initiativkomitee wird zu bestimmten Aufgaben und Projekten Ausschüsse einrichten, zu deren Bildung auch nicht in der Roten Hilfe organisierte Gruppen herangezogen werden können. … Die Rote Hilfe wird sich der Mittel, die die bürgerlichen Institutionen noch bereithalten, bedienen, aber darüber hinaus Wege finden, um dem Anspruch gerecht zu werden, die Solidarität der Unterdrückten zu stärken. … Eine endgültige Konkretisierung der Aufgaben ergibt sich schließlich aus der Zusammenarbeit mit den Gruppen aus Betrieben, Stadtteilen und Hochschule."
Quelle: Hochschulkampf Nr.1,Berlin 1.2.1971,S.8f
01.02.1971:
Die erste Nummer des 'Hochschulkampf - Kampfblatt des Initiativkomitees (IK) der Roten Zellen in Westberlin (vgl. 15.2.1971) erscheint. Der 'Hochschulkampf' wird herausgegeben von der Redaktion des Hochschulkampf im Sozialistischen Zentrum. Im Editorial schreiben die Verfasser u.a.:"
In der derzeitigen historischen Situation, in der noch keine proletarische Partei existiert, die sich in den Massen verankert hat und deren Linie sich in den Kämpfen des Proletariats als die richtige ausgewiesen hat, muß von daher auch die Bestimmung und Durchsetzung der proletarischen Linie an der Hochschule ein politisches Postulat bleiben. Daher kommt der ideologischen Auseinandersetzung besonders Gewicht zu. Aus den sich verschärfenden Auseinandersetzungen der sozialistischen Organisation an den Hochschulen mit dem Staatsapparat heraus ist die Vereinheitlichung und Zentralisierung der Roten Zellen unter der gemeinsamen Forderung nach einem sozialistischen Studium: Theorie und Praxis im Dienst des Proletariats und damit die Organisierung von der Fachbereichs- bzw. Institutsebene zur gesamtuniversitären Sozialistischen Massenorganisation möglich und notwendig geworden. Auf diesem Weg stellt das Initiativkomitee der Roten Zellen einen Schritt vorwärts zur Sozialistischen Hochschulorganisation dar. Es wird sein Organ, den HOCHSCHULKAMPF, dazu benutzen, die beiden oben umrissenen Aufgabenkomplexe verstärkt anzugehen. Das IK schafft sich nicht deshalb ein eigenes Organ, weil ihm die bisherige Publikationsmöglichkeit RPK durch den Austritt von ROTZING und ROTZÖK verlorengegangen ist. Dieser Austritt war die sehr spät gezogene Konsequenz aus der Erkenntnis, daß sich in einem Organ zwei verschiedene Kaderlinien - noch dazu verschieden stark repräsentiert - unmöglich darstellen und auseinandersetzen können. Die Konzeption der RPK als Organ der 'nichtrevisionistischen Gruppen', in dem ein begrenzter Pluralismus zugelassen ist, wurde durch die Gründung der Aufbauorganisation drei Monate nach der Arbeitskonferenz der RPK im Dezember 1969 hinfällig.
Die KPD/AO ist in der RPK einen konsequenten Weg gegangen: sie hat das Blatt - was ihr qua Mehrheit möglich war - zuerst faktisch zu ihrem Zentralorgan gemacht. Jetzt, nachdem sie die 'Rote Fahne' als solches herausgibt, wird die RPK ihr theoretisches Organ."
Die PL/PI und die beiden IK-Zellen hätten "die Unmöglichkeit der Durchsetzung ihrer Linie in der Redaktion als rein arithmetisches Problem erkannt". Zum Untertitel: "Kampfblatt des IK der Roten Zellen" wird gesagt:"
Das bedeutet, er propagiert laufend die Linie des IK. … Der Hochschulkampf ist ein Massenblatt." Der 'Hochschulkampf' wird nicht als nationales Organ verstanden. Der Schwerpunkt der Arbeit des 'Hochschulkampf' liegt in Berlin, Redaktion- und Geschäftsführungskollektiv setzen sich aus sieben Leuten zusammen. "Es ist dem IK politisch verantwortlich, wird von ihm bestimmt und ist jederzeit abwählbar."
Der Leitartikel "Massenstreik an den Westberliner Hochschulen" wird durch einen Streikkalender ergänzt. Berichtet wird von den Hochschulen in Portugal und in "'Rotzkrankheit'" von einer SPD-Veranstaltung, gefordert wird zu einem Flugblatt dieser Gruppe: "Jagt Spartacus in den Orkus!". In "'Wir machen dich fertig!' Ein Beispiel für politische Justiz in Westberlin" wird berichtet von der Architekturfakultät der TU Berlin und der Verhaftung eines Mitglieds der dort aktiven Rotzbau.
Weiter werden "Thesen des IK der Roten Hilfe" (RH) abgedruckt (vgl. 20.12.1970) und aufgerufen zur "Knasthilfe". Enthalten sind ein Artikel "Peking Rundschau – Lehrende Arbeiter an der Tjinghua-Universität" und von einem Artikel "Black Panthers" zur BPP in den USA der "Teil 1: Geschichtliche Voraussetzungen ihres Kampfes".
Q: Hochschulkampf Nr.1,Berlin 1.2.1971; Benke, Volker: Strategie und Taktik der Roten Zellen in Berlin,in: Die studentische Protestbewegung, Analysen und Konzepte,Mainz 1971,S.149
[ Zum Seitenanfang ] [ nächste Ausgabe ] [ Übersicht ] [ MAO-Hauptseite ]