Kommunistische Jugendzeitung - Zeitung des Kommunistischen Jugendbundes, Jg. 1, Nr. 1, März 1971

März 1971:
Der Freiburger Kommunistische Jugendbund (KJB) (vgl. Jan. 1971), Jugendorganisation des Bundes Kommunistischer Arbeiter (BKA) gibt erstmals seine 'Kommunistische Jugendzeitung' (KJZ - vgl. 28.6.1971) in einem Umfang von 10 Seiten DIN A 4 heraus. Verantwortlich zeichnet Leo Horlacher, Kontakt geht über D. Friedrich.
Im Leitartikel "Der revolutionäre Kampf der Arbeiterjugend" heißt es: "
Unsere AUSBILDUNG ist schlecht. Wir geben den Unternehmern eine billige Hilfsarbeiterschaft ab und bekommen dafür eine mangelhafte, einseitig an dem Bedarf unseres Betriebes orientierte Ausbildung. Wir bekommen es 3 Jahre lang so richtig mit, was es heißt 'geformt'-'getrimmt' zu werden, damit wir unser ganzes Leben auch richtig spuren, arbeiten unds Maul halten. Die Ausbildung im Kapitalismus wird in verstärktem Maße eine kleine Zahl von qualifizierten Arbeitern hervorbringen und andrerseits werden immer mehr stumpfsinnige Arbeiten an Fließbändern und Automaten machen müssen. Durch das neue Berufsbildungsgesetz (Stufenplan) haben die Kapitalisten die Möglichkeit, genau zu steuern, was sie an Hilfs- und Facharbeitern brauchen. Damit versuchen sie gleichzeitig, uns noch mehr zu spalten, und an solidarischem Handeln zu hindern. Es im Kapitalismus niemals eine Ausbildung geben, die darauf abzielt, die im Arbeiter angelegten Fähigkeiten allseitig zu entwickeln, sondern die Ausbildung ist immer von den jeweiligen Interessen der Kapitalisten abhängig, wobei selbstverständlich die Interessen der patriarchalischen Hüttinger-Kapitalisten andere sind als die der 'modernen' Hellige-Kapitalisten. OB DIE AUSBILDUNG BESSER ODER SCHLECHTER, STRENGER ODER MILDER IST, SIE IST IM KAPITALISMUS IMMER EINE AUSBILDUNG ZUR PROFITMAXIMIERUNG FÜR DIE KAPITALISTEN. …

Deshalb, weil Reformen, so notwendig der Kampf um sie ist, etwas grundsätzlich anderes sind, als die endgültige Beseitigung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse, deshalb haben wir uns in einer KOMMUNISTISCHEN Jugendorganisation organisiert, deshalb genügt es nicht, wenn wir uns in der Gewerkschaftsjugend für unsere unmittelbaren Interessen einsetzen."

Über den Kampf für die Revolution heißt es: "
Zu diesem Kampf braucht die Arbeiterklasse eine eigene PARTEI, die noch aufgebaut werden muß, auch wen sich einige Gruppen schon 'Partei' nennen. Wir, die kommunistische Jugendorganisation des BKA werden sowohl die besonderen Interessen der Lehrlinge und Jungarbeiter radikal vertreten als auch dafür arbeiten, daß die ganze Arbeiterklasse die Herrschaft des Kapitals endgültig beseitigt."

Ein Betriebsbericht kommt von Lehrlingen bei Hüttinger, die sich u.a. die Zahlung der Tariferhöhung und eine Jugendvertretung erstritten und fragen: "
WARUM WOHL macht Hüttinger billigste Waschmittelreklame für seine Lehrlingsausbildung? Hüttinger ist ein relativ kleiner Betrieb (ca. 160 Beschäftigte), der Generatoren, elektromedizinische Geräte und ähnliches herstellt. Hüttinger ist nicht im Arbeitgeberverband, hat keinen Betriebsrat, und versucht die Gewerkschaft vom Betrieb fernzuhalten."

Zu Hellige heißt es: "
Bei Hellige gab es im letzten Jahr einige Unruhe unter den Lehrlingen wegen der schlechten Ausbildungsverhältnisse. Die Forderungen der Lehrlinge bezogen sich auf:
- eine Verbesserung der Ausbildung (mehr Unterricht, abends nicht die ganze Werkstatt aufräumen, nicht als einziger Essenholen für eine ganze Abteilung, pünktlicher Arbeitsschluß),
- eine Verbesserung der finanziellen Situation (Fahrgeldrückerstattung, kostenlose Ausbildungsmittel).

Zu diesem Zeitpunkt wurde ein neuer Ausbilder, Finzer, eingestellt, der zunächst die Aufgabe hatte, die 'verhärteten Fronten' zwischen den Lehrlingen und der Geschäftsleitung abzubauen. Bei seinen ersten Auftritten schien es so, als setze er sich für die Lehrlinge ein. Er ging in stundenlangen Diskussionen auf die Probleme der Lehrlinge ein und erweckte den Eindruck, als könne man mit ihm reden. Er versprach, in kleinen Schritten sehr viel zu ändern.

Aber tatsächlich änderte sich nur etwas, wenn sich die Lehrlinge geschlossen hinter eine Forderung stellten: So wurde auf Druck der Lehrlinge ein Elektroniklabor eingerichtet. In einigen Abteilungen ist inzwischen eine Regelung für das Essenholen gefunden worden. Und in beschränktem Maße wurde auch die theoretische Ausbildung im Betrieb erweitert."
Ausbilder Finzer habe versucht gemeinsame Interessen zwischen Lehrlingen und Kapitalisten zu finden, um damit die Hellige-Lehrlingsgruppe unschädlich zu machen: " Um diesen Zeitpunkt wurden die neuen Lehrlinge eingestellt. Finzer erklärte, daß sie in Zukunft in einer demokratischen Lehrwerkstatt arbeiten werden. Er erklärte, daß sich bei Hellige eine 'rätselhafte Untergrundgruppe' gebildet hat, die immer neue Forderungen stellt und sich nicht einmal öffentlich gezeigt hat.

WARUM ARBEITEN DIESE LEHRLINGE NICHT OFFEN?

Deshalb, weil wir uns gesagt haben, daß wir nur gemeinsam etwas machen können. Wenn einzelne etwas unternehmen, werden sie in eine Extrabehandlung genommen und fertiggemacht. Dieses Fertigmachen heißt nicht, daß man angebrüllt wird oder Ohrfeigen bekommt. Denn Finzer weiß, daß er sich dann zu offensichtlich bloßstellen würde, und darum ist seine Taktik, daß er versucht alles eine kleine Idee zu wenden, zu drehen und zu hämmern. Wenn man dann aus seinem Büro kommt hat man zwar irgendeine Antwort bekommen, ist aber verwirrt".
Quelle: Kommunistische Jugendzeitung Nr. 1, Freiburg März 1971

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